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Das Kloster Segeberg war ein Augustiner Chorherrenstift oder kloster in Bad Segeberg in Holstein Es gehorte der Windesheimer Kongregation dieses Ordens an Das Kloster auf einer Abbildung von Segeberg in Braun und Hogenberg Civitates orbis terrarum Koln 1588 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Heutige Spuren 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1134 liess Kaiser Lothar III angeregt vom Augustiner Chorherren Vizelin am Fuss der neu errichteten Siegesburg auf dem Kalkberg eine Kirche und ein Kloster errichten in das Chorherren aus dem 1127 als ersten nordelbischen Chorherrenstift gegrundeten Stift Neumunster einzogen Als Propst wurde Vizelin eingesetzt 1138 nutzte Pribislaw von Lubeck die Gelegenheit raffte eine Rauberbande zusammen und zerstorte den Burgflecken Segeberg und alle umliegenden Orte wo Sachsen wohnten grundlich Die uberlebenden Chorherren darunter der Chronist Helmold von Bosau der in seiner Slawenchronik von diesen Ereignissen berichtete flohen nach Neumunster Erst 1143 wurde die Burg von Adolf II wieder hergestellt 1143 44 wurde das Augustiner Chorherrenstift in Hogersdorf slawisch Cuzalina neu gegrundet von wo aus Vizelin sich verstarkt der Missionstatigkeit unter den Wenden widmete 1149 50 war die Kirche in Hogersdorf fertiggestellt Von diesen nach nur wenigen Jahren wieder verlassenen Gebauden ist nichts erhalten geblieben Aus schriftlichen Quellen ist bekannt dass es dort wie auch in dem spateren Kloster ein Hospital gab Wohl 1156 wurde das Kloster auf Wunsch von Gerold Vizelins Nachfolger als Bischof von Oldenburg wieder nach Segeberg in den Schutz des landesherrlichen Burg verlegt jedoch vermutlich nicht an den ursprunglichen Platz Mit dem Bau der Segeberger Stiftskirche einer romanischen Basilika wurde wenig spater begonnen Anfangs diente sie wohl nur als Stiftskirche neben der eine weitere Kirche im Marktflecken Segeberg moglicherweise die erste Stiftskirche von 1134 1 bestand die allerdings letztmals 1216 erwahnt ist Im Lauf der nachsten Jahrhunderte erwarb das Stift reichen Grundbesitz vor allem in der naheren Umgebung Papst Innozenz III schenkte dem Kloster 1199 die Patronatsrechte uber die Kirchspiele Segeberg Leezen Pronstorf Warder und Gnissau Das Stift widmete sich in der ersten Zeit seines Bestehens der Mission Bekannte Missionare des Stifts waren Heinrich von Lettland und der erste Bischof Livlands Meinhard von Segeberg nbsp Hauptaltar1445 schloss das Stift sich der Windesheimer Kongregation an und unterstand damit nicht mehr dem Bistum Lubeck sondern dem Windesheimer Propst Da sich die Reformen im Sinne der Devotio moderna unter den eingessenen Chorherren nur langsam durchsetzten wurde Kanoniker aus anderen Stiften in Segeberg angesiedelt Etwa zur selben Zeit erhielt die Kirche die von Ghert Klinghe geschaffene Bronzefunte Unter dem Einfluss der Windesheimer Reform wurde die Kirche geteilt in die Gemeindekirche im Schiff und den Chor in dem die Stiftsherren ungestort von der Gemeinde ihre Stundengebete und Gottesdienste halten konnten Dafur wurde ab 1470 ein grosser Chor mit 5 8 Schluss errichtet der mit 22 6 m fast genauso lang war wie das Kirchenschiff und vermutlich eine Gewolbe besass Ein Lettner zur Trennung von Chor und Laienbereich wie es ihn im zweiten Augustiner Chorherrenstift Bordesholm gab ist allerdings nachweisbar Die Segeberger Chorherren erhielten die Aufsicht uber die Schwestern vom gemeinsamen Leben im Lubecker Michaeliskonvent und deren 1468 72 von Konig Christian I gegrundeten Filiale in Plon 2 Fur den Monchschor wurde 1515 ein neues Altarretabel ein Flugelaltar mit geschnitzter Darstellung der Passionsgeschichte vermutlich in einer Lubecker Werkstatt geschaffen In der Predella waren vermutlich Reliquien ausgestellt Gleichzeitig wurde das Henning von der Heyde zugeschriebene Triumphkreuz angeschafft Die Reformation hielt fruh Einzug in Segeberg Schon 1522 gab es eine lutherische Gemeinde fur die einzelne Chorherren lutherische Gottesdienste im Kirchenschiff abhielten wahrend der Konvent im Chor noch weitgehend die katholischen Zeremonien pflegte Die Nebenaltare im Kirchenschiff wurden abgeschafft 1533 bestatigte der dem Luthertum zugeneigte Konig Christian III noch die Privilegien des Klosters Im selben Jahr wurden in der Grafenfehde die Klostergebaude bei der Belagerung des Siegesburg durch den Lubecker Stadthauptmann Marx Meyer schwer beschadigt Dabei gingen auch grosse Teile der schriftlichen Uberlieferung verloren Nach der Landesteilung 1544 gehorte Segeberg zum koniglichen Anteil und unterstand ab 1555 dem Statthalter der Herzogtumer Heinrich Rantzau 1550 wurde das Klosterhospital mit dem stadtischen St Jurgen Hospital vereinigt Zu dieser Zeit waren die meisten Kanoniker entweder gestorben ins Kloster Reinfeld umgesiedelt oder hatten das Stift verlassen 1563 lebte nur noch ein Monch im Segeberger Kloster An einem 27 Juni zwischen 1564 und 1566 ubergab der letzte Kanoniker Diedrich Schyndell aus Herzogenbusch das Kloster an den durch Heinrich Rantzau vertretenen Konig Friedrich II und erhielt dafur eine Pension von 20 Talern sowie freie Logis und Kleidung Die Landereien fielen an Rantzau der dem Konig davon einen Abschlag zahlt Die besten Stucke der Bibliothek gliederte er seiner Buchersammlung auf der Breitenburg ein nbsp Der 1657 aus Abbruchsteinen errichtete Ostabschluss des verkurzten ChorsDie Klostergebaude wurden nach der Reformation zunachst als Schule und Wohnung der Lehrer verwendet Nach Zerstorung zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges wurden sie bis auf die Johanniskapelle zwischen 1620 und 1630 abgetragen Der seit 1564 dem Verfall preisgegebene Chor wurde bis 1656 auf die heutige Lange verkurzt und mit einem geraden Abschluss aus Abbruchsteinen versehen 3 Heutige Spuren BearbeitenMit dem Bau der Segeberger Marienkirche wurde bald nach der Neugrundung des Klosters 1156 begonnen Die romanische Basilika mit gotischem Chor ist einer der altesten Kirchbauten in Holstein Die heute im Zentrum der Stadt liegende Kirche war ab dem 13 Jahrhundert bis zur Aufhebung des Stifts gleichzeitig Klosterkirche des ausserhalb der Ortschaft liegenden Klosters und Pfarrkirche der Siedlung Seit der Reformation ist sie Pfarrkirche der evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Segeberg und wurde mehrfach umgestaltet Vom Inventar blieben die Bronzefunte der um 1515 angeschaffte Hauptaltar und das Triumphkreuz erhalten Von den Klausurgebaude ist nur die Johanneskapelle ein 13 m langer gewolbter Saal in der Nordostecke der Kirche erhalten Ursprunglich diente dieser uber den Kreuzgang zugangliche Raum vermutlich als Kapitelsaal Uber Lage und Aussehen sonstiger Gebaude ist uber Frans Hogenbergs Karte von 1588 hinaus nichts bekannt Eine archaologische Ausgrabung von 1967 ergab dass fur den 1470 erweiterten Chor das Gelande aufgeschuttet wurde 4 1627 kamen mit der Rantzauischen Bibliothek von Schloss Breitenburg auch etliche Bucher der Segeberger Klosterbibliothek als Wallensteins Kriegsbeute nach Prag wo sie sich noch heute in der National und Universitatsbibliothek befinden 5 Literatur BearbeitenHermann Jellinghaus Heberegister und Rechnungen des Augustiner Chorherrenstifts aus dem 15 Jahrhundert In Zeitschrift der Gesellschaft Schleswig Holstein Lauenburgische Geschichte 20 1890 S 55 79 Karl Jordan Die Anfange des Stiftes Segeberg In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte 74 75 1951 S 59 94 Hans Siemonsen Das ehemalige Augustiner Chorherren Stift zu Segeberg In Heimatkundliches Jahrbuch fur den Kreis Segeberg 6 1960 S 27 42 Wolfgang Teuchert Der gotische Stiftschor der Segeberger Kirche In Nordelbingen 36 1967 S 7 14 Joachim Stuben Uber ein Buch aus dem ehemaligen Augustinerchorherren Stift Segeberg Zugleich ein Beitrag zu der Frage nach dem Verbleib der Buchersammlung Heinrich Rantzaus In Auskunft 14 1994 S 106 124 Enno Bunz Zwischen Kanonikerreform und Reformation Anfange Blutezeit und Untergang der Augustiner Chorherrenstifte Neumunster Bordesholm und Segeberg 12 bis 16 Jahrhundert Schriftenreihe der Akademie der Augustiner Chorherren von Windesheim 7 Augustiner Chorherren Verlag Paring 2002 ISBN 3 9805469 9 3 Dieter Jurgen Mehlhorn Kloster und Stifte in Schleswig Holstein 1200 Jahre Geschichte Architektur und Kunst Ludwig Kiel 2007 ISBN 978 3 937719 47 4 S 143 f 177 f Stephan Selzer Die Einkaufe der Segeberger Augustinerchorherren zwischen Lubeck und Hamburg 1480 81 und 1484 bis 1486 In Stephan Selzer Hrsg Menschen Markte Meere Bausteine zur spatmittelalterlichen Wirtschafts und Sozialgeschichte zwischen Hamburg Lubeck und Reval Contributiones 6 Munster 2018 S 47 96 Enno Bunz Segeberg Augustiner Chorherren In Oliver Auge Katja Hillebrand Hrsg Klosterbuch Schleswig Holstein und Hamburg Kloster Stifte und Konvente von den Anfangen bis zur Reformation Bd 2 Regensburg 2019 S 676 723 Einzelnachweise Bearbeiten Enno Bunz Segeberg Augustiner Chorherren s Lit S 702 Svantje Piotrowski Plon Schwestern vom gemeinsamen Leben In Oliver Auge Katja Hillebrand Hrsg Klosterbuch Schleswig Holstein und Hamburg Kloster Stifte und Konvente von den Anfangen bis zur Reformation Regensburg 2019 Band 2 S 333 341 Enno Bunz Segeberg Augustiner Chorherren s Lit S 706 Enno Bunz Segeberg Augustiner Chorherren s Lit S 707 Auflistung der erhaltenen Bande in Enno Bunz Segeberg Augustiner Chorherren s Lit S 699 53 937016666667 10 310605555556 Koordinaten 53 56 13 3 N 10 18 38 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Segeberg amp oldid 236003245