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Leptomeryx ist eine ausgestorbene Gattung der Paarhufer Innerhalb dieser gehort sie zu den fruhesten Vertretern der Wiederkauer und wird der ebenfalls erloschenen Familie der Leptomerycidae zugerechnet welche den heutigen Hirschferkeln nahesteht Das uberwiegende fossile Material wurde in den Badlands im Mittleren Westen der USA gefunden Dort entstammt es den verschiedenen Ablagerungseinheiten der White River Gruppe die mit der Chadron und der Brule Formation im Oberen Eozan und im Unteren Oligozan entstand also in einem Zeitraum von vor 37 bis 32 Millionen Jahren Daruber hinaus liegen auch Reste aus dem sudlichen Kanada und aus Mexiko vor Wissenschaftlich benannt wurde die Gattung im Jahr 1853 Es sind mehrere Arten beschrieben worden LeptomeryxSkelett von LeptomeryxZeitliches Auftretenausgehendes Mittleres Eozan bis Unteres Miozan39 9 bis 18 5 Mio JahreFundorteNordamerikaSystematikLaurasiatheriaPaarhufer Artiodactyla Wiederkauer Ruminantia TraguloideaLeptomerycidaeLeptomeryxWissenschaftlicher NameLeptomeryxLeidy 1853Vor allem aus den Badlands sind zahlreiche Skelettfunde von Leptomeryx uberliefert Diesen zufolge handelt es sich um einen kleinen Angehorigen der Wiederkauer von der Grosse einer heutigen Hauskatze Markant waren der kurze Hals und die langen sowie schlanken Gliedmassen von denen die hinteren die vorderen deutlich an Lange ubertrafen Abweichend von den heutigen Hirschferkeln verfugten die Tiere nicht uber einen vergrosserten oberen Eckzahn Vermutlich lebten sie in Herden und ernahrten sich uberwiegend von weicher Pflanzenkost Als bevorzugte Habitate konnen fur das Obere Eozan weitgehend Walder angenommen werden Im Unteren Oligozan drangen die Tiere dann starker in die sich damals ausbreitenden offenen Landschaften vor Dort wurde Leptomeryx zumindest innerhalb der Fossilgemeinschaft der White River Gruppe ein dominierender Vertreter der Huftiere Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Gebissmerkmale 1 3 Skelettmerkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 3 1 Populationsdynamik und Lebenszyklus 3 2 Lebensraum 3 3 Ernahrung 4 Systematik 5 Forschungsgeschichte 5 1 Leptomeryx und die White River Fauna 5 2 Weitere Forschungen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Leptomeryx war ein kleiner Vertreter der Paarhufer Er wies die Grosse einer heutigen Hauskatze oder eines Feldhasen auf Gewichtsangaben liegen bei rund 2 5 kg 1 Aufgrund zahlreicher Funde ist der Aufbau des Korperskeletts relativ gut belegt Im ausseren Erscheinungsbild ahnelten die Tiere wohl den Hirschferkeln Auffallend waren die langen und schlanken Gliedmassen bei denen die hinteren die vorderen deutlich an Lange ubertrafen Der Hals war insgesamt relativ kurz und der Rumpf vor allem im Lendenbereich gestreckt Zudem besassen die Tiere einen kurzen Schwanz 2 Schadel und Gebissmerkmale Bearbeiten nbsp Schadel von Leptomeryx aus der White River GruppeGut erhaltene Schadel sind nur wenige prasent Der Schadel mass rund 10 7 cm in der Lange Die Breite am Hirnschadel betrug 3 3 cm an der Orbita 5 0 cm Hinter den Augenfenstern engte er auf 2 2 cm ein Allgemein war der Schadel langgestreckt und flach Die Stirnlinie wolbte leicht auf was in einem niedrigen Hinterhaupt und Rostrum resultierte Der hintere Schadelabschnitt war etwas langer als der Schnauzenabschnitt Dennoch zog das Rostrum lang aus und zeigte so eher Ahnlichkeiten zu dem der Kamele als zu dem der Hirschferkel In Aufsicht von oben war es breiter als bei Hypertragulus und wies abweichend von diesem im mittleren Abschnitt keine auffallende Einziehung auf so dass es sich kontinuierlich nach vorn verjungte Die Orbita befanden sich etwa in der Mitte des Schadels und setzten hoch an Sie waren vergleichsweise grosser als bei Hypertragulus und deutlicher vorgewolbt Auf den Scheitelbeinen verlief ein Scheitelkamm Er war schwach sowie niedrig ausgepragt allerdings langer als bei Hypertragulus An der Schadelbasis zeigten sich die Paukenblasen als klein jedoch grosser als bei Hypertragulus Sie waren innen hohl Am Gaumen wurde die Trennung zwischen dem knochernen und weichen Abschnitt durch eine erhohte Rippel markiert was bei Hypertragulus nicht vorkam Zudem zog der vordere Gaumen nicht so weit vor die Eckzahne wie bei letztgenanntem Der Unterkiefer wurde rund 8 9 cm lang Sein horizontaler Knochenkorper war schlank und niedrig Unterhalb des zweiten Pramolaren betrug die Hohe weniger als einen Zentimeter unterhalb des letzten Molaren gut 1 5 cm Die Unterkante verlief nahezu gerade Die Symphyse am vorderen Ende dehnte sich weit aus Der aufsteigende Ast ragte hoch auf gut 5 1 cm und schwang markant nach hinten Er ubertraf den Gelenkfortsatz um ein Mehrfaches an Hohe Beide Merkmale sind ein auffallender Unterschied zu Hypertragulus Der Winkelfortsatz wiederum hob sich deutlich aufgerundet hervor er war nicht hakenartig gestaltet wie bei Poebrotherium 3 4 2 Das Gebiss bestand aus insgesamt 36 Zahnen die Zahnformel lautete 0 1 3 3 3 1 4 3 displaystyle frac 0 1 3 3 3 1 4 3 nbsp Wie bei vielen Wiederkauern fehlten die oberen Schneidezahne oder waren nur rudimentar entwickelt Ahnliches gilt fur den oberen Eckzahn der klein und damit wohl funktionslos war Dies unterscheidet Leptomeryx von den Hirschferkeln deren mannliche Vertreter einen ausgesprochen grossen oberen Eckzahn aufweisen etwas was auch bei Hypertragulus beobachtet werden kann Zum nachfolgenden vorderen Pramolar bestand ein langes Diastema das fast 2 cm beanspruchte Im Unterkiefer ubertraf der vordere Schneidezahn die beiden anderen deutlich an Grosse Der Eckzahn wiederum glich den Schneidezahnen war also incisiform und schloss markanterweise direkt an diese an Die Backenzahne bildeten im Oberkiefer eine geschlossene Reihe Im unteren Gebiss stand der erste Pramolar als charakteristisches Kennzeichen sowohl zu den vorderen als auch den nachfolgenden Zahnen durch kurze Zahnlucken isoliert und hatte eine eckzahnartige caniniforme Gestalt Die Pramolaren waren oben generell klein unten nahmen sie an Grosse und Komplexitat zu Hier besassen sie einen spitzen Haupthocker Typischerweise wiesen die Molaren niedrige brachyodonte Zahnkronen auf Ihre Kauflachen charakterisierte ein selenodontes Muster das heisst die Zahnschmelzfalten verliefen mondsichelformig Im Vergleich zu Hypertragulus waren die Mahlzahne breiter und niedriger Die Backenzahnreihe des Oberkiefers wurde rund 3 7 cm lang wovon mehr als die Halfte auf die Mahlzahne entfiel Im Unterkiefer war sie rund 4 7 cm lang mit einem ausgewogenen Verhaltnis zwischen den Mahl und Vormahlzahnen 3 2 Skelettmerkmale Bearbeiten nbsp Skelettrekonstruktion von LeptomeryxDie Wirbelsaule setzte sich aus 7 Hals 13 Brust 7 Lenden und 4 Kreuzbeinwirbel zusammen Schwanzwirbel sind nur selten uberliefert umfassen bei einzelnen Skelettindividuen aber bis zu acht Der Oberarmknochen wies eine relativ kurze Gestalt mit einem grossen Gelenkkopf auf Am Unterarm waren Speiche und Elle noch getrennt was von Hypertragulus abweicht Die Speiche erreichte nahezu die Lange des Oberarmknochens Der Vorderfuss hatte einen tetradactylen Aufbau besass also vier Strahlen der innere Strahl I oder Daumen fehlte Strahlen III und IV waren kraftig die jeweils seitlich ansetzenden II und V hingegen schlank Im Unterschied zu Hypertragulus und eher ubereinstimmend mit den heutigen Hirschferkeln zeichneten sich die Knochen der Hinterbeine durch ihren langen gestreckten Bau aus Das langste Element des gesamten Bewegungsapparates bildete das Schienbein Das Wadenbein war mit diesem nur am oberen Ende verwachsen wahrend bei Hypertragulus beide Enden mit der Tibia verschmolzen Am Hinterfuss bildeten der dritte und vierte Mittelfussknochen das sogenannte Kanonenbein Dieses schloss die oberen Enden der beiden jeweils seitlichen Mittelfussknochen mit ein die ansonsten stark reduziert waren Der gesamte Hinterfuss hatte eine didactyle Gestalt und bestand somit abweichend vom Vorderfuss aus zwei Strahlen 3 2 Fossilfunde Bearbeiten nbsp Badlands Nationalpark in South Dakota aufgeschlossen ist hier die Brule Formation mit dem Scenic Member nbsp Schadel von Leptomeryx aus der White River GruppeFunde von Leptomeryx sind aus weiten Bereichen von Nordamerika belegt Das bedeutendste Fundgebiet liegt im Einzug des White River in den US Bundesstaaten South Dakota Nebraska und Wyoming Hierzu zahlt auch der bedeutende Badlands Nationalpark In der Region ist die sogenannte White River Gruppe aufgeschlossen eine uberaus fossilreiche geologische Ablagerungsfolge bestehend aus mehreren Gesteinsformationen In der Regel werden drei Serien unterschieden zuunterst die Chamberlain Pass Formation gefolgt von der Chadron Formation und der Brule Formation regional so in Wyoming gilt die White River Gruppe als untergeordnete Formation die in ihr eingeschlossenen Gesteinseinheiten werden dann als Schichtglieder oder Member gefuhrt Von Bedeutung sind die beiden letztgenannten die wiederum in mehrere Schichtglieder aufgeteilt werden konnen Allgemein entstand die Chadron Formation im Oberen Eozan vor rund 37 bis 33 8 Millionen Jahren die Brule Formation gehort dem Unteren Oligozan vor rund 33 8 bis 32 Millionen Jahren an Bestatigt wird diese auf biostratigraphischen Erwagungen beruhende Einschatzung durch absolute Altersmessungen mit Hilfe der Kalium Argon Methode die fur ein Tuffband zwischen beiden Gesteinseinheiten einen Wert von 33 6 Millionen Jahren vor heute ergaben Sowohl die Chadron als auch die Brule Formation erbrachten eine reichhaltige Fossilgemeinschaft die neben Pflanzenresten und Wirbellosen vor allem Fische Amphibien Reptilien Vogel und Saugetiere einschliessen Unter den Saugetieren sind neben verschiedensten Paarhufern auch Unpaarhufer sowie Insektenfresser Nagetiere Hasenartige Raubtiere und Beuteltiere vertreten hinzu kommen einzelne ausgestorbene Linien wie etwa die Leptictida und Pantolesta Bezogen auf die Paarhufer bildet Leptomeryx gemeinsam mit Merycoidodon ein kamelartiges Tier die haufigste Form innerhalb der White River Gruppe 1 2 Neben den drei genannten Bundesstaaten sind Aufschlusse der White River Gruppe auch aus Colorado dokumentiert die ebenfalls Reste von Leptomeryx erbrachten 5 Die weitaus nordlichsten Funde wurden bisher in der kanadischen Provinz Saskatchewan getatigt so aus der Cypress Hills Formation im Sudwesten 6 Den sudlichsten Fundpunkt markiert die Yolomecatl Formation im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca 7 Palaobiologie BearbeitenPopulationsdynamik und Lebenszyklus Bearbeiten nbsp Historische Skelett und Lebendrekonstruktion von Leptomeryx aus dem Jahr 1941 nbsp Zeitgenossische Lebendrekonstruktion von LeptomeryxLeptomeryx gehort zu den haufiger aufgefundenen Paarhufern des Oligozan Allein in den Badlands erbrachte das Scenic Member der Brule Formation innerhalb der White River Gruppe in mehreren Sammlungen uber 440 Individuen der Gattung einzelne davon auch als weitgehend vollstandige Skelette In einigen Fallen wurden Fundblocke geborgen die sieben bis zwanzig individuelle Skelette umfassten 3 Wissenschaftler gehen aufgrund der konzentrierten Ansammlungen davon aus dass die Tiere in Herden lebten und das gehaufte Auffinden auf lokale Massensterben zuruckgehen Untersuchungen an den Skeletten vor allem der Abnutzungsspuren der Zahne lassen erkennen dass bis zu sechs Altersklassen unterscheidbar sind Das Auftreten verschiedener Altersstufen in einer Population spricht wiederum fur eine jahreszeitlich begrenzte Fortpflanzungsphase Es ist zudem anzunehmen dass der Fortpflanzungszyklus mit der Geburt eines einzelnen Jungtiers endete ahnlich wie es bei zahlreichen heutigen Wiederkauern der Fall ist Sofern die Hirschferkel als modernes Aquivalent aufgefasst werden konnen wahrte die Tragzeit wohl schatzungsweise rund 150 Tage Die Lebenserwartung konnte bezogen auf die Abrasionsstadien der Zahne wohl rund acht Jahre betragen haben 8 2 Lebensraum Bearbeiten Die Lagerungsverhaltnisse der meisten Funde von Leptomeryx in der Brule Formation in den Badlands sprechen fur eine Bevorzugung offener Gras oder Savannenlandschaften Diese begannen sich im Laufe des Oligozans durch eine allmahliche Austrocknung des Klimas herauszubilden In der fossilen Faunengemeinschaft der Badlands erreicht die Gattung in den offenen Landschaften einen Anteil von rund 30 Leptomeryx zeigt mit seinen langen und schlanken Gliedmassen sowie zweizehigen Hinterfussen gute Anpassungen an offene Gebiete wo sich die Tiere im schnellen Lauf fortbewegen konnten Die vergleichsweise hohe Haufigkeit wurde wohl durch die Abwesenheit schnelllaufiger Beutegreifer begunstigt Mitunter waren die Landschaften damals von Sumpfen durchsetzt Diese wurden offensichtlich ebenfalls von Leptomeryx genutzt das hier noch immer rund 23 der Funde stellt In den flussnahen Galeriewaldern tritt die Gattung aber kaum in Erscheinung Hier dominierten in der Badlands Fauna mittelgrosse Formen wie Merycoidodon 9 Ausserhalb des fundreichen Badlands Gebietes sind Reste von Leptomeryx auch aus starker bewaldeten Palao Habitaten belegt etwa aus der Yolomecatl Formation im sudostlichen Mexiko Diese datiert allerdings in das Obere Eozan Als wahrscheinlich ist anzusehen dass stammesgeschichtlich altere Vertreter von Leptomeryx noch besser an waldreichere Landschaften angepasst waren und sich erst im Verlauf des Oligozans den offenen Gebieten zuwandten 8 2 7 Ernahrung Bearbeiten Der Wechsel vom waldreichen zu offenen Landschaftstypen im Ubergang vom Eozan zum Oligozan spiegelt sich auch in der Ernahrung wieder Generell wird Leptomeryx als spezialisiert auf weiche Pflanzenkost wie Blatter oder Fruchte angesehen browsing worauf die allgemeine Gebissstruktur hinweist Isotopenanalysen basierend auf Kohlenstoff an den Zahnen von Leptomeryx aus der Yolomecatl Formation ergaben eine Bevorzugung von C3 Pflanzen was auch ahnliche Untersuchungen an Funden aus den alteren Ablagerungen der Badlands unterstutzen In den jungeren Sequenzen der Badlands zeigen Isotopenmessungen an Leptomeryx Zahnen eine bereits deutliche Verschiebung Richtung C4 Pflanzen Gleichzeitig vorgenommene Studien an Sauerstoff Isotopen lassen eine hohe Wasserabhangigkeit bei Leptomeryx annehmen Vermutet wird dass letzteres aus einer unvollstandig entwickelten Verdauung im vorderen Darmabschnitt des fruhen Wiederkauers resultiert In einer weitergehenden Interpretation konnten die Tiere dadurch uberwiegend nachtaktiv gewesen sein da fehlende Sonneneinstrahlung eine hohere Feuchtigkeit begunstigt 1 7 Systematik BearbeitenVerwandtschaftsverhaltnis traguliner Wiederkauer nach Metais und Vislobokova 2007 10 Tragulina Hypertragulidae Lophiomerycidae Tragulidae Hirschferkel Archaeomerycidae Leptomerycidae PecoraVorlage Klade Wartung StyleLeptomeryx ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Leptomerycidae Diese wird wiederum den Paarhufern Artiodactyla zugeordnet innerhalb derer sie als naher verwandt mit den Hirschferkeln Tragulidae gelten Die Leptomerycidae stehen dadurch ausserhalb der ubergeordneten Gruppe der Stirnwaffentrager Pecora aber innerhalb der Wiederkauer Ruminantia Die nahere Verwandtschaft zu den Hirschferkeln wird mit dem Verweis zu Uberfamilie der Traguloidea ausgedruckt mitunter werden auch die Tragulina als hoheres Taxon angegeben Letztere stehen den Stirnwaffentragern als gleichrangig gegenuber sind aber hochstwahrscheinlich paraphyletisch 10 11 Die Leptomerycidae waren ausschliesslich in Nordamerika verbreitet und traten dort vom Mittleren Eozan bis zum Unteren Miozan auf Ahnlich den Hirschferkeln fehlte ihnen der Ansatz einer Stirnwaffe Ihr Schadel war relativ flach und im Bereich des Rostrums stark ausgezogen Die oberen Schneidezahne fehlten allerdings war der Eckzahn abweichend von den Hirschferkeln eher klein ausgebildet Die Gliedmassen zeigten sich bei den Leptomeriycidae allgemein gestreckt An den Hinterbeinen formten die Mittelfussknochen III und IV das Kanonenbein wahrend sie bei den Hirschferkeln noch getrennt sind Ausserdem war das Wadenbein bei ersteren starker reduziert Dadurch wirkten die Leptomerycidae in manchen Aspekten stammesgeschichtlich weiter entwickelt als die heutigen Hirschferkel 10 12 Insgesamt wurden im Laufe der Zeit mehr als ein Dutzend Arten eingefuhrt Folgende sind heute allgemein anerkannt L elissae Korth amp Diamond 2002 L evansi Leidy 1853 L exilis Cook 1934 L mammifer Cope 1885 L obliquidens Lull 1922 L speciosus Lambe 1908 L yoderi Schlaikjer 1935Eine weitere Art L minimus ist moglicherweise identisch mit L exilis wahrend L lenis wohl ein Synonym von L evansi darstellt Innerhalb der Gattung bildet L evansi den bei weitem haufigsten Vertreter In einzelnen Sammlungen dominiert er die anderen Arten im Verhaltnis von 50 1 13 Die Gattung Leptomeryx schliesst zwei Entwicklungslinien ein Die eine fuhrt von L yoderi uber L mammifer und L exilis zu L obliquidens die andere von L speciosus uber L evansi zu L elissae Beide Linien bestanden vom Oberen Eozan bis zum Oligozan Sie unterscheiden sich in der Auspragung des Entoconids ein Haupthocker der unteren Molaren Dieser ist bei ersterer Linie konisch bei letzterer zylindrisch gestaltet Zudem lasst sich in der L yoderi L mammifer L exilis L obliquidens Linie eine Grossenfluktuation verzeichnen in Form einer Zunahme von L yoderi zu L mammifer einer Abnahme zu L exilis und wieder eine Zunahme zu L obliquidens In der Linie L speciosus L evansi L elissae kam es zu einer kontinuierlichen Korpergrossenreduktion daruber hinaus fand eine Spezialisierung in einzelnen Zahnmerkmalen statt wie etwa der deutlicheren Auspragung der Palaeomeryx Falte auf den unteren Molaren Die letztere Linie schliesst moglicherweise auch L agatensis mit ein doch wird diese Art haufig zu Pronodens gestellt welche den phylogenetischen Nachfolger von Leptomeryx bildet 14 13 Eine etwas unklare systematische Position nimmt Hendryomeryx ein Diese Form aus dem Mittleren Eozan zeichnet sich durch eine etwas ursprunglichere niederkronige Bezahnung aus Sie wurde im Jahr 1978 benannt und vereint mehrere Arten von denen einige anfanglich zu Leptomeryx gestellt wurden 15 Verschiedene Autoren weisen Hendryomeryx als identisch mit Leptomeryx aus andere wiederum vermuten in der alteren Form den stammesgeschichtlichen Vorlaufer der jungeren 13 2 Forschungsgeschichte BearbeitenLeptomeryx und die White River Fauna Bearbeiten nbsp Joseph LeidyDie Entdeckung von Leptomeryx ist eng mit der fruhen Erforschung der Badlands in South Dakota verbunden Seit den 1840er Jahren sammelten Pelztierjager und Trapper in der Region Fossilien Einige davon gelangten Wissenschaftlern zu Angesicht Dadurch konnte Hiram Prout im Jahr 1846 als erstes verburgtes Fossil aus dem White River Gebiet einen Unterkiefer vorstellen der heute zu Megacerops gestellt wird Nur kurz darauf im Jahr 1847 folgte die Einfuhrung von Poebrotherium durch Joseph Leidy der wiederum ein Jahr spater auch Merycoidodon benannte dem er aber 1852 die heute ungultige Bezeichnung Oreodon verlieh Durch die Funde geriet die Region starker in den Fokus von geologisch und palaontologisch versierten Naturforschern Im Jahr 1849 entsandte David Dale Owen seinen Assistenten John Evans in die Badlands der diese in mehreren Expeditionen durchstreifte Die dabei entdeckten Fossilreste ubergab er Joseph Leidy 2 Darunter befand sich auch ein teilweise erhaltener Schadel eines Wiederkauers Exemplarnummer USNM 157 der nach heutiger Auffassung aus der Brule Formation stammt und damit dem Unteren Oligozan angehort Diesen verwendete Leidy dann zur wissenschaftlichen Erstbeschreibung von Leptomeryx die im Jahr 1853 erschien Damit stellt die Gattung den forschungsgeschichtlich altesten Wiederkauer dar der aus dem Palaogen Nordamerikas benannt wurde 10 Der Gattungsname setzt sich aus den griechischen Wortern leptos leptos fur schlank oder klein und mhry3 meryx fur Wiederkauer zusammen Leidy erkannte in dem Schadel Ahnlichkeiten zu den Hirschferkeln und zog Vergleiche zum Java Kantschil Zu Ehren von Evans benannte Leidy auch eine Art L evansi welche heute als Typusart gilt 16 17 In der Erstbeschreibung widmete Leidy Leptomeryx nur wenige Absatze Deutlich umfangreicher behandelte er die Form im Jahr 1869 in seiner zweiten Monographie zu Fossilfauna der Badlands Hierin bekraftigte er noch einmal die engen Beziehungen zu den Hirschferkeln 18 Diese Einschatzung wurde nachfolgend teilweise geteilt etwa von Max Schlosser im Jahr 1887 19 Anders sah es hingegen Ludwig Rutimeyer wenige Jahre zuvor da er eher Anbindungen an die Kamele vermutete 20 Bis zu diesem Zeitpunkt war allerdings nur der Schadel genauer vorgestellt worden Erst im Verlauf der 1870er und 1880er Jahre kamen haufiger auch vollstandige Skelette in den Badlands zum Vorschein Ermoglicht wurden diese Entdeckungen durch das umfangreiche Engagement verschiedener US amerikanischer Universitaten und Museen in diesem Zeitraum in den Badlands wodurch das Fossilmaterial erheblich anwuchs Infolgedessen konnte unter anderem Edward Drinker Cope im Jahr 1884 die Fussstruktur von Leptomeryx genauer beschreiben 21 Eine sehr detaillierte Abhandlung des Skelettes legte William Berryman Scott in einem umfangreichen Aufsatz im Jahr 1891 vor Hierbei liess sich die Verbindung zu den Tragulidae besser untermauern 22 Scott der an der Princeton University ansassig war bereiste ab 1882 das Gebiet der Badlands Othniel Charles Marsh vom Yale Peabody Museum wiederum beauftragte im Jahr 1886 John Bell Hatcher zur Fossiliensuche in der Region Nach einer erfolgreichen mehrjahrigen Kooperation mit Marsh wechselte Hatcher spater an die Princeton University uber Hatcher wurde um 1900 von William J Sinclair abgelost Dessen Schuler Glenn L Jepsen veroffentlichte ab dem Jahr 1936 gemeinsam mit Scott mehrere umfangreiche Monographien zur Fauna aus den Badlands Der vierte Band der Reihe erschienen 1940 widmete sich ausfuhrlich den Paarhufern Hierbei konnte Scott fast 50 Jahre nach seiner ersten Abhandlung zu Leptomeryx die Form erneut umfangreich und aktualisiert darstellen 3 2 Weitere Forschungen Bearbeiten Mit der Beschreibung durch Leidy und der Benennung der Typusart L evansi war Leptomeryx anfanglich lediglich aus den Badlands und der Umgebung bekannt Sie stellen bis heute auch das Hauptfundgebiet dar Bereits im Jahr 1873 stellte Cope einen Schadel aus dem Gebiet der Great Plains in Colorado vor den er der Gattung Trimerodus zuwies 23 Nur ein Jahr spater vereinte er Trimerodus mit der Typusform von Leptomeryx 24 was andere Autoren spater auch so sahen 3 Die Badlands waren aber ursprunglich wohl von mehreren Formen bewohnt So fuhrte Richard Swann Lull im Jahr 1922 die Art L obliquidens ein von der bisher nur ein schlecht erhaltener Schadel aus Hermosa in South Dakota vorliegt Es handelt sich um eine ausgesprochen grosse Form des Unteren Oligozan 25 Harold J Cook benannte im Jahr 1934 mehrere Arten von denen allerdings nur das kleine L exilis allgemein anerkannt ist Sie basiert auf einem Unterkieferfragment aus der Brule Formation bei Chadron in Nebraska und gehort damit dem Unteren Oligozan an 26 Dagegen ist fur L yoderi aus dem Goshen County im sudostlichen Wyoming eine altere Stellung im Oberen Eozan verburgt Die Art wurde von Erich M Schlaikjer im Jahr 1935 anhand eines Unterkiefers und einzelner oberer Zahne etabliert 27 Wiederum zahlreiche Unterkiefer nutzten William W Korth und Margaret E Diamond im Jahr 2002 um L elissae aus der Brule Formation in Nebraska einzufuhren 13 Neben der ursprunglich starken Fokussierung auf die Badlands konnte wiederum Cope im Jahr 1885 das einstige Vorkommen der Gattung weit nach Norden bis in das sudliche Saskatchewan ausdehnen Er veroffentlichte in diesem Jahr einen Unterkiefer aus Assiniboia der der Cypress Hills Formation entstammte Fur diesen kreierte er die Art L mammifer 28 Ihr fugte Lawrence Morris Lambe im Jahr 1908 mit L speciosus eine weitere aus der gleichen Region hinzu fur die ihm mehrere isolierte Zahne zur Verfugung standen 6 Beide Arten lebten im Oberen Eozan Mit der kanadischen Provinz Saskatchewan war das heute bekannte nordliche Vorkommen von Leptomeryx umrissen Ende der 1960er Jahre wurde die Gattung erstmals mit einem Unterkiefer auch aus der obereozanen Rancho Gaitan local fauna im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua dokumentiert 29 Fast 50 Jahre spater konnte dieses bis dahin sudlichstes Fossilvorkommen um rund 1480 km weiter Richtung Suden in den Norden des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca verschoben werden Die dort aufgeschlossene Yolomecatl Formation ist ebenfalls obereozanen Alters 7 Neben der umfangreichen Darstellung von Leptomeryx verwies Scott die Gattung im Jahr 1940 zu den Hypertragulidae einer ausgestorbenen Gruppe aus der Hirschferkel Verwandtschaft Innerhalb der Hypertragulidae hielt er die Unterfamilie der Leptomerycinae aus Die Darstellung hatte Scott von Henry Fairfield Osborn aus dem Jahr 1910 ubernommen allerdings hatte Scott bereits 1899 in einer Abhandlung die Gruppe bereits auf Ebene der Familie gefuhrt 30 31 Die Bezeichnung selbst stammt von Karl Alfred von Zittel aus dem Jahr 1893 Zittel ordnete seine neu geschaffene Unterfamilie damals noch den Hirschferkeln direkt zu 32 In einer alternativen Systematik nach George Gaylord Simpson aus dem Jahr 1945 hatte die Verwandtschaftsgruppe um Leptomeryx nur den Status einer Tribus inne 33 Erst im Jahr 1955 setzte C Lewis Gazin diese deutlich von den Hypertragulidae ab und etablierte sie wieder als eigenstandige Familie 34 Literatur BearbeitenRachel C Benton Dennis O Terry Jr Emmett Evanoff und H Gregory McDonald The White River Badlands Geology and paleontology Indiana University Press Bloomington Indianapolis 2015 S 1 222 S 154 William Berryman Scott und Glenn Lowell Jepsen The mammalian fauna of the White River Oligocene Part IV Artiodactyla Transactions of the American Philosophical Society New Series 28 4 1940 S 363 746 S 537 554 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