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Kuno Friedrich Viktor Graf von Westarp 12 August 1864 in Ludom Provinz Posen 30 Juli 1945 in Berlin war ein deutscher Jurist Verwaltungsbeamter und Politiker DkP DNVP KVP Kuno von Westarp bei der Bannerweihe der Ortsgruppe Neukolln der DNVP Dezember 1924 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben und Beruf 3 Politik 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenEr entstammte dem Adelsgeschlecht Westarp einer Linie der Askanier Es geht auf die morganatische Ehe des Prinzen Friedrich Franz Christoph von Anhalt Bernburg Schaumburg Hoym 1769 1807 Sohn des preussischen Generals Franz Adolf mit der burgerlichen Karoline Westarp 1773 1818 zuruck Kuno Graf von Westarp war ein Urenkel des Prinzen und wurde am 12 August 1864 in Ludom bei Posen als Sohn des Koniglich Preussischen Oberforsters Viktor Graf von Westarp 5 Oktober 1826 28 Mai 1868 und dessen Frau Emma von Oven 1831 1910 geboren Sie war eine Schwester von Karl und Julius von Oven Der Generalmajor Adolf von Westarp 1854 1925 war sein Bruder dessen Sohn Eberhard Joachim von Westarp folglich sein Neffe Kuno von Westarps Bruder Werner war mit der Tochter des preussischen Generals Ludwig von Hartrott verheiratet seine Cousine ersten Grades Frieda ehelichte den Politiker Johann Georg von Einsiedel Weitere Cousins ersten Grades waren die Vater des Marineoffiziers und Industriellen Theodor von Westarp sowie des Politikers Wolf von Westarp Der Verwaltungsjurist Otto von Westarp war einer seiner Onkel Der Schriftsteller Adolf von Westarp 1851 1915 war ein Cousin zweiten Grades Leben und Beruf BearbeitenNach dem Besuch des Gymnasiums in Potsdam studierte er seit 1882 Rechtswissenschaft an den Universitaten Tubingen Breslau Leipzig und Berlin Er schloss sich in Tubingen zunachst der Studentenverbindung A V Igel zu Tubingen an wechselte dann aber in Breslau zum Verein Deutscher Studenten uber 1885 beendete er sein Studium mit dem ersten juristischen Staatsexamen 1886 leistete er Militardienst als Einjahrig Freiwilliger in Breslau Weitere Ubungen als Unter und Reserveoffizier erfolgten beim 1 Garde Regiment zu Fuss in Potsdam Anfang des 20 Jahrhunderts liess er sich in die Landwehr uberfuhren Zuletzt hatte er dort den Rang eines Leutnants der Garde Landwehr Infanterie inne Westarp trat 1887 in den preussischen Verwaltungsdienst ein nahm eine Tatigkeit als Referendar in der Inneren Verwaltung auf und arbeitete als solcher im Kreis Oberbarnim unter Landrat Theobald von Bethmann Hollweg dem spateren Reichskanzler des Kaiserreiches Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen im Marz 1891 ubernahm er als Regierungsassessor die Vertretung des Landrates des Kreises Gostyn Er wurde im Oktober 1891 Hilfsarbeiter beim Landrat des Kreises Bomst leitete den Kreis seit Anfang 1893 zunachst kommissarisch und erhielt im Oktober 1893 die endgultige Ernennung zum dortigen Landrat Von 1900 bis 1904 amtierte er als Landrat des Kreises Randow Gleichzeitig war er seit 1902 als kommissarischer Hilfsarbeiter im Preussischen Innenministerium tatig Westarp wurde 1903 zum Polizeidirektor ernannt und wirkte von 1904 bis 1908 als Polizeiprasident in Schoneberg und Wilmersdorf Seit dem 1 April 1908 ubte er eine Tatigkeit als Oberverwaltungsgerichtsrat am Preussischen Oberverwaltungsgericht aus Wahrend des Ersten Weltkrieges leitete er von 1914 bis 1918 die Freiwillige Krankenpflege des Verwundetentransportes des militarischen Eisenbahndienstes der Berliner Bahnen Westarp war seit Januar 1919 erneut als Oberverwaltungsgerichtsrat in Berlin tatig bis er im April 1920 in den Ruhestand trat Von 1919 bis 1932 gehorte er dem Aufsichtsrat der Kreuzzeitung an fur die er auch regelmassig Leitartikel verfasste 1925 unterstutzte Westarp die Kreuzzeitung die nach der Hyperinflation 1922 23 vor dem finanziellen Kollaps stand indem er uber 50 der Aktien aufkaufte Damit rettete er das Blatt vor einer Ubernahme durch den Hugenberg Konzern 1 Auch wahrend der Zeit des Nationalsozialismus blieb Westarp publizistisch tatig und veroffentlichte zeitgeschichtliche Studien und seine Erinnerungen Nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 wurde seine Wohnung durchsucht Im Juni 1945 wurde er von sowjetischen Soldaten festgenommen kurz darauf aber wieder entlassen Kuno Graf von Westarp starb am 30 Juli 1945 in Berlin Westarp war seit dem 1 Juni 1893 mit Ada Grafin von Pfeil und Klein Ellguth 1867 1943 verheiratet Aus dieser Ehe gingen zwei Tochter hervor Gertraude 1894 1975 und Adelgunde 1895 1960 Westarp war evangelischer Konfession und seit 1904 Rechtsritter des Johanniterordens 2 Politik BearbeitenWestarp schloss sich in den 1890er Jahren dem Bund der Landwirte an und galt als Befurworter des Volkstumskampfes Er vertrat konservative wie nationale Interessen und trat in die Deutschkonservative Partei DkP ein Am 12 Dezember 1908 wurde er als Abgeordneter in den Reichstag nachgewahlt dem er bis November 1918 angehorte Im Parlament war er seit 1912 zunachst stellvertretender Vorsitzender und vom 26 November 1913 bis 1918 dann Fraktionsvorsitzender der Deutschkonservativen Partei Wahrend des Ersten Weltkrieges bekampfte er entschieden samtliche Bestrebungen nach einem Verstandigungsfrieden und setzte sich stattdessen fur die Aufnahme des uneingeschrankten U Boot Krieges ein Eine Reform des preussischen Dreiklassenwahlrechts lehnte er grundsatzlich ab nbsp Graf von Westarp m nach seinem Verzicht auf den Parteivorsitz der DNVP Juli 1928 Nach der Novemberrevolution beteiligte sich Westarp an der Grundung der Deutschnationalen Volkspartei DNVP die einen radikal gegenrevolutionaren und republikfeindlichen Kurs verfolgte Bei der Reichstagswahl 1920 wurde er in den Deutschen Reichstag gewahlt Im Parlament vertrat er den Wahlkreis 3 Potsdam II Westarp zahlte zunachst zum alldeutsch volkischen Flugel der DNVP und war Verbindungsmann der Partei beim Kapp Luttwitz Putsch Westarp sah die Dominanz der Siegermachte Fremdherrschaft als Ursprung der Probleme in Deutschland Gleichzeitig sah er Juden als fremde Rasse an und definierte sich als Anhanger vom Rassenideologen Hans F K Gunther Westarp setzte sich dementsprechend fur die Beschrankung der Immigration osteuropaischer Juden ein und sah die Sozialdemokratie als eine von Juden gelenkte Bewegung an Diesem antisemitischen Grunduberzeugungen zum Trotz stellte er sich wie die Parteifuhrung der DNVP gegen den Ausschluss judischer Mitglieder Gleichwohl sah er die DNVP als konservatives Sammelbecken zu dem auch der volkische Flugel um von Graefe Wulle und Henning gehoren sollte Er ging sogar soweit die Position Wulles und Graefes in der Partei starken zu wollen und betrachtete von Graefe als alten Freund Westarp sah Graefes rechtsextreme Agitation dabei als Erganzung zu seinem eigenen eher staatstragenden Auftreten Diese Position zwischen Parteifuhrung und guten Verbindungen zum volkischen Flugel fuhrten dazu dass Westarp zwischen beiden vermitteln sollte als der antisemitische Henning aus der Partei ausgeschlossen wurde und die Spaltung drohte Westarps Vermittlung scheiterte aber was 1922 zur Grundung der DVFP fuhrte die fortan von Graefe gefuhrt wurde 3 Mitte der 1920er Jahre massigte er seine politische Haltung und trat nun auch fur eine deutschnationale Regierungsbeteiligung ein Von Februar 1925 bis Dezember 1929 war er Vorsitzender der DNVP Reichstagsfraktion und vom 24 Marz 1926 bis zum 20 Oktober 1928 Parteivorsitzender der DNVP Wahrend seiner Zeit als Partei und Fraktionsvorsitzender beschaftigte er sich vornehmlich mit christlichen Themen Zeitweise war Westarp Mitglied des Vorstands des rechtskonservativen Berliner Nationalklubs von 1919 Nach der Wahl Hindenburgs zum Reichsprasidenten sagte Graf Westarp unverblumt am 19 Mai 1925 im Reichstag Die 14 6 Millionen die am 26 April unserer Parole gefolgt sind haben damit ein Bekenntnis abgelegt ein Bekenntnis zu dem Gedanken der Fuhrerpersonlichkeit ein Bekenntnis zu jener Vergangenheit die vor 1918 lag 4 Westarp gehorte zu den Verlierern des Machtkampfes an der Spitze der DNVP bei dem es der extremen Gruppierung unter Fuhrung des alldeutschen Verlegers Alfred Hugenberg ab 1927 mit massiver Unterstutzung des Stahlhelmbunds und nationalistisch rechtsextremer Kreise innerhalb und ausserhalb der Partei gelang die noch im Kaiserreich gepragte monarchistisch konservative Fuhrungselite der Partei zu verdrangen und mit ihrer Entmachtung den Schulterschluss mit den Nationalsozialisten zu ermoglichen der die Partei in der Endphase der Republik bestimmte Weil die Partei seine Plane die Kandidatur Heinrich Brunings zum Reichskanzler zu unterstutzen ablehnte und sein Nachfolger Hugenberg mit seiner scharf antirepublikanischen Politik immer mehr sein Missfallen erregte trat Westarp im Juli 1930 aus der Partei aus Im gleichen Jahr beteiligte er sich gemeinsam mit Gottfried Reinhold Treviranus an der Grundung der Konservativen Volkspartei KVP deren Beirat er angehorte und fur die er noch bis Juli 1932 im Reichstag sass Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten zog sich Westarp aus dem politischen Leben zuruck Obwohl er die nationalsozialistische Diktatur ideologisch ablehnte stimmte er den aussen und machtpolitischen Zielen der nationalsozialistischen Kriegspolitik vorbehaltlos zu und betrachtete ihre Erfolge bis zur Kriegswende 1941 42 mit Genugtuung Schriften Auswahl BearbeitenKonservative Politik im letzten Jahrzehnt des Kaiserreiches Erster Band Von 1908 bis 1914 Zweiter Band Von 1914 bis 1918 Deutsche Verlagsgesellschaft Berlin 1935 Konservative Politik im Ubergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik Bearb von Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen unter Mitwirkung von Karl J Mayer und Reinhold Weber In Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Dritte Reihe Bd 10 Droste Verlag Dusseldorf 2001 ISBN 3 7700 5239 0 AufsatzeOrdnung und Unterordnung nicht demokratische Gleichmacherei 1916 5 Selbstverwaltung nicht parlamentarische Demokratie 5 Literatur BearbeitenDaniela Gasteiger Kuno von Westarp 1864 1945 Parlamentarismus Monarchismus und Herrschaftsutopien im deutschen Konservatismus Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 117 De Gruyter Berlin 2018 ISBN 978 3 11 052905 0 Larry Eugene Jones Wolfram Pyta Hrsg Ich bin der letzte Preusse Der politische Lebensweg des konservativen Politikers Kuno Graf von Westarp 1864 1945 Stuttgarter historische Forschungen Bd 3 Bohlau Koln Weimar Wien 2006 ISBN 978 3 412 26805 3 Marc Zirlewagen Kuno Graf v Westarp In Marc Zirlewagen Hrsg 1881 2006 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten Bd 1 Ein historischer Ruckblick Akademischer Verein Kyffhauser Pressburg 2006 ISBN 3 929953 06 4 S 248 250 Marc Zirlewagen Kuno von Westarp In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 27 Bautz Nordhausen 2007 ISBN 978 3 88309 393 2 Sp 1527 1533 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gothaisches genealogisches Taschenbuch der graflichen Hauser auf das Jahr 1876 S 993 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kuno von Westarp Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kuno von Westarp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Kuno von Westarp in den Historischen Pressearchiven der ZBW Kuno von Westarp in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Kuno von Westarp in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Nachlass Bundesarchiv N 2329Einzelnachweise Bearbeiten Larry Eugene Jones Wolfram Pyta Ich bin der letzte Preusse der politische Lebensweg des konservativen Politikers Kuno Graf von Westarp Bohlau Verlag 2006 S 29 Daniela Gasteiger Kuno von Westarp 1864 1945 Parlamentarismus Monarchismus und Herrschaftsutopien im deutschen Konservatismus De Gruyter Berlin Daniela Gasteiger From Friends to Foes Count Kuno von Westarp and the Transformation of the German Right In The German right in the Weimar Republic studies in the history of German conservatism nationalism and antisemitism Berghahn New York 2014 ISBN 978 1 78238 353 6 S 53 57 Deutsche Geschichten Abgerufen am 1 Juli 2022 a b Neu veroffentlicht in Achim von Borries Hrsg Preussen und die Folgen Dietz Verlag Bonn u a 1981 ISBN 3 8012 0064 7 S 88 f Landrate des Kreises Randow Jurgen Bernd von Ramin 1732 1742 Carl Friedrich von Sydow 1743 1754 George Wilhelm von Sydow 1754 1767 Carl Bogislav von Ramin 1767 1777 Carl von Massow 1777 1795 Karl Georg Wilhelm von Krause 1795 1832 Matthias von Koller 1833 1837 Eugen von Puttkamer 1837 1839 Christoph von Poninski 1851 1852 Jerome von Schlotheim 1852 1855 von Ramin 1855 1861 Otto Stavenhagen 1863 1873 Heinrich von Manteuffel 1873 1900 Kuno von Westarp 1900 1904 Goede 1904 1909 Helmuth von Bruning 1909 1912 Wilhelm Peters 1912 1917 Carl Wilhelm Tewaag 1917 1921 Hans Poeschel 1921 1923 Ernst von Harnack 1923 1924 Friedrich Schone 1924 1936 Richard von Winterfeld 1937 1939 Parteivorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei 1918 1933 Oskar Hergt 1918 1924 Johann Friedrich Winckler 1924 1925 geschaftsfuhrend 1925 1926 Kuno Graf von Westarp 1926 1928 Alfred Hugenberg 1928 1933 Normdaten Person GND 119310333 lobid OGND AKS LCCN no98108240 VIAF 61786571 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Westarp Kuno vonALTERNATIVNAMEN Westarp Kuno Friedrich Viktor Graf von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Verwaltungsbeamter und Politiker DkP DNVP KVP MdRGEBURTSDATUM 12 August 1864GEBURTSORT Ludom Provinz PosenSTERBEDATUM 30 Juli 1945STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kuno von Westarp amp oldid 235037097