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Der Berliner Nationalklub von 1919 war ein am 2 Oktober 1919 gegrundeter politischer Klub der deutschen Oberschicht und intellektuelles Zentrum der Nationalen Rechten In ihm versammelten sich unter Fuhrung Alfred Hugenbergs standesbewusste Vertreter der Politik des Adels des Militars und der Wirtschaft die eine Forderung des nationalen Gedankens auf antikommunistischer Grundlage anstrebten Der Klub stand der DNVP nahe und geriet zum Ende der Weimarer Republik in nationalsozialistisches Fahrwasser Inhaltsverzeichnis 1 Der Klub 2 Hitlers Auftritte 3 Prasidenten 4 Prasidium von 1919 5 Vorstand von 1919 6 Mitglieder 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseDer Klub BearbeitenDer Klub wurde auf Initiative des Alldeutschen Verbandes gegrundet und gehorte zum System Hugenberg Er ging aus der im Januar 1918 gegrundeten Donnerstags Vereinigung hervor Gegrundet wurde er im Prinz Albrecht Hotel und hatte seinen Sitz in der Berliner Friedrich Ebert Strasse Im gleichen Jahr wurde auch der Hamburger Nationalklub gegrundet In den folgenden Jahren entstanden Nationalklubs unter anderem in Mainz Magdeburg Leipzig und Dresden Diese Klubs waren eigenstandige Organisationen die aber uber Personalverflechtung in Verbindung standen Der Berliner Nationalklub war der grosste Klub 1925 zahlte er 1 800 Mitglieder Der Eintrittsbeitrag betrug 500 Reichsmark und der Jahresbeitrag 200 Reichsmark Der Klub verstand sich als ein geistiger Sammelpunkt der aktivistischen Kampfer gegen das Weimarer System 1 Uber die grundlegenden Ziele heisst es in einer Werbeschrift des Klubs Der Klub soll ohne ein Parteiklub zu sein wohl aber in Zusammensetzung wie Sinnesrichtung einen wahrhaft deutschen Klub darstellend ein Vereinigungspunkt aller der Kreise werden in denen der nationale Gedanke in Scharfe und Klarheit lebt die uberzeugt sind dass ein Wiederaufstieg des deutschen Volks nur auf Grundlage des nationalen Gedankens moglich ist und die deshalb den heute herrschenden zersetzenden international gerichteten Kraften entgegenzuwirken entschlossen sind 2 In der Regel fanden jeden Montagabend meist durch geladene Gaste Vortrage zu politisch und wirtschaftspolitischen Themen statt Diesen Veranstaltungen ging ein gemeinsames Essen voraus 1932 wurde Carl Eduard Herzog von Sachsen Coburg Prasident des Klubs und der zur NSDAP ubergetretene Hans Pfundtner sein Stellvertreter Unter ihrer Fuhrung stellte sich der Klub auf den Boden der Harzburger Front und naherte sich weitestgehend der NSDAP an Stolz schrieb die Klubleitung 1934 an Ernst Rohm der Klub sei bereits Ende 1932 zu gut 70 nationalsozialistisch gewesen 1 Der Club bestand bis 1945 und wurde wahrend der nationalsozialistischen Diktatur staatlicherseits bezuschusst Nach der Machtergreifung gingen Mitgliederzahl und die Aktivitat des Klubs zuruck 1936 hatte er 583 Mitglieder Hitlers Auftritte BearbeitenAm 8 Dezember 1921 am 29 Mai 1922 und im Juni 1922 sprach Adolf Hitler vor dem Klub Uber den Inhalt und Verlauf dieser Ansprachen ist wenig bekannt geworden Uber den Auftritt am 29 Mai 1922 schrieb Wilhelm Weicher dass sich die Clubraume mit einer ungewohnlich stattlichen Besucherzahl gefullt hatten Die Versammlungsleitung habe in den Handen des Prinzen Karl zu Loewenstein gelegen Mit hinreissender Beredsamkeit und formvollendet sei Hitler auf sein Parteiprogramm eingegangen nach der Rede bildeten sich kleine Gruppen die den Vortrag lebhaft erorterten 3 In derselben Zeit schrieb Hitler eine Denkschrift an industrielle Gonner so dass die historische Forschung davon ausgeht dass Hitler ahnliches vor dem Berliner Klub ausfuhrte In dieser Denkschrift vom 22 Oktober 1922 schrieb Hitler Die Bolschewisierung Deutschlands jedoch bedeutet die Vernichtung der gesamten christlich abendlandischen Kultur uberhaupt In der vorauszusehenden Erkenntnis dieser Katastrophe und der Unzulanglichkeit der Mittel zu ihrer Abwehr wurde vor drei Jahren am 5 Januar 1919 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gegrundet Ihr Ziel heisst ganz kurz Vernichtung und Ausrottung der marxistischen Weltanschauung Mittel hierzu soll 1 eine unvergleichliche genial aufgezogene Propaganda und Aufklarungsorganisation alle Moglichkeiten der menschlichen Beeinflussung erfassend 2 eine Organisation rucksichtlosester Kraft und brutaler Entschlossenheit bereit jedem Terror des Marxismus einen noch zehnfach grosseren entgegenzusetzen 4 Bei einem dieser Auftritte wurde auch der Prasident der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande Ernst von Borsig auf Hitler aufmerksam Laut einem Schreiben des Privatsekretars Borsigs Fritz Detert an Borsigs Sohn war Borsig durch das Erlebnis dieses Abends so stark gepackt dass er begann die NSDAP zu finanzieren 5 Am 28 Februar 1926 und am 1 Dezember 1930 sprach Hitler auch vor dem Hamburger Nationalklub am 11 April 1930 vor dem Sachsischen Nationalklub in Dresden 6 1937 wurde der 15 Jahrestag der ersten Rede Hitlers vor dem Klub in Anwesenheit Hitlers feierlich begangen Joseph Goebbels notierte am 25 Juli 1940 in sein Tagebuch Er Hitler spricht mit Verachtung von den hoheren Kreisen Dort ist fur uns nicht viel zu holen Wir mussen immer beim Volke bleiben Er erzahlt Beispiele aus der Geschichte der Bewegung wie er damals im Berliner Nationalen Club redete und nur die Garderobenfrauen ihn verstanden 7 Prasidenten BearbeitenOtto Furst zu Salm Horstmar fruherer Vorsitzender des Deutschen Flottenvereins Oskar von Hutier General Hermann Kreth 1927 1930 Carl Eduard Herzog von Sachsen Coburg Ewald von Massow ab 1936Prasidium von 1919 BearbeitenOskar von Hutier General Vorsitzender Gottfried Traub Pfarrer DNVP 1 Stellvertreter Ernst von Richter Oberprasident DVP 2 Stellvertreter Vorstand von 1919 BearbeitenAlfred Hugenberg Hugo Stinnes Albert Vogler Emil Kirdorf Graf von Arnim Muskau Wilhelm Beumer Generalsekretar des Langnam Vereins Max von Grapow Admiral Rudolf Heinze Staatsminister Franz Joseph Furst zu Isenburg Friedrich von Lindequist hoher Kolonialbeamter Karl Prinz zu Lowenstein Gustav Roesicke Vorsitzender des Bundes der Landwirte Max Rotger Vorsitzender des Centralverbandes deutscher Industrieller Max Wildgrube Leopold Baron von Vietinghoff Scheel Paul Bang Johann Baptist Becker Dir Behrens Imperator Motorenwerke Friedrich Wilhelm von Berg Vorsitzender der Deutschen Adelsgenossenschaft Wilhelm Beukenberg Herbert von Dirksen Alexander Georg Graf zu Dohna Hermann von Dewitz Hauptmann Georg Foertsch Major Clemens Carl Freyer Andreas Gildemeister Walther Graef Zeitungsverleger Albrecht von Graefe Major Ulrich von Hassell Otto Hoetzsch Siegfried von Kardorff Adolf Kempkes Rechtsanwalt Max Kloss Julius Friedrich Lehmann Verleger Ingenieur Lessel Hans Erdmann von Lindeiner Wildau Amtsrichter Reinhard Mannesmann Mannesmann Werke Otto Most Oberburgermeister Karl Georg Negenborn Oberregierungsrat v Rautter Major Franz von Reichenau Kaiserlicher Gesandter Ernst Graf zu Reventlow Anton von Rieppel MAN Reichsrat Otto Rippel Verlagsbuchhandler Heinrich Rippler Hauptschriftleiter Tagliche Rundschau Georg Wilhelm Schiele Naumburg Ferdinand Schweighoffer Friedrich Ernst von Schwerin Regierungsprasident Wagner Justizrat Conrad von Wangenheim Weidtmann Geheimrat Kuno Graf von Westarp Direktor Wiegand Reinhold Wulle Chefredakteur d Deutschen Zeitung Mitglieder BearbeitenHans Heinrich Lammers Paul von Hindenburg Generalfeldmarschall und Ehrenmitglied August von Mackensen Generalfeldmarschall und Ehrenmitglied Siehe auch BearbeitenGesellschaft zum Studium des Faschismus GaaLiteratur BearbeitenGerhard Feldbauer Nationalklub 1919 1943 In Dieter Fricke Hrsg Die burgerlichen Parteien in Deutschland Handbuch der Geschichte der burgerlichen Parteien und anderer burgerlicher Interessenorganisationen vom Vormarz bis zum Jahre 1945 Band 2 Leipzig 1968 S 341 f Heidrun Holzbach Das System Hugenberg die Organisation burgerlicher Sammlungspolitik vor dem Aufstieg der NSDAP Studien zur Zeitgeschichte Band 18 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1981 ISBN 3 421 01986 X S 138 ff Stephan Malinowski Vom Konig zum Fuhrer Deutscher Adel und Nationalsozialismus Frankfurt am Main 2004 S 448 ff Joachim Petzold Nationalklub NK 1919 1943 In Dieter Fricke Hrsg Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Band 3 Bibliographisches Institut Leipzig 1985 S 399 402 Gerhard Schulz Der Nationale Klub von 1919 zu Berlin Zum politischen Zerfall einer Gesellschaft In Jahrbuch fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Band 11 1962 S 207 237 Einzelnachweise Bearbeiten a b Malinowski S 450 Heidrun Holzbach Das System Hugenberg die Organisation burgerlicher Sammlungspolitik vor dem Aufstieg der NSDAP Studien zur Zeitgeschichte Band 18 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1981 ISBN 3 421 01986 X S 139 Joachim Petzold Die Demagogie des Hitlerfaschismus Berlin 1982 S 124 Petzold S 126 Kurt Gossweiler Kapital Reichswehr und NSDAP 1919 1924 Akademie Verlag Berlin 1984 S 345 Bericht uber die politische Lage im Freistaat Sachsen Nr 33040 4 30 vom 30 Mai 1930 StA Dresden Min d Innern Nr 11126 4 Gedruckt in Institut fur Zeitgeschichte Hrsg Hitler Reden Schriften Anordnungen Saur Munchen 1995 Teil 3 Band 3 S 158 Der Redetext wurde nicht ermittelt Elke Frohlich Die Tagebucher von Joseph Goebbels Munchen 1998 Teil I Band 8 S 236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Nationalklub von 1919 amp oldid 228534986