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Die Gesellschaft zum Studium des Faschismus GSF war zu Zeiten der Weimarer Republik eine Organisation die sich zum Ziel setzte die Erfahrungen des italienischen Faschismus auf Deutschland zu ubertragen und eine Einheit der politischen Rechten zu organisieren Sie wurde am 5 Dezember 1931 1 wenige Wochen nach der Tagung der Harzburger Front von Waldemar Pabst und Carl Eduard Herzog von Sachsen Coburg und Gotha in Potsdam gegrundet und stellte ein Bindeglied zwischen konservativen Kreisen vor allem aus dem Militar Wirtschaftsverbanden und der rechtsnationalistischen Presse und der NSDAP dar Die Studiengesellschaft verstand sich als ein Katalysator fur die zielgerichtete Rezeption des Faschismus in Deutschland vor allem unter den politischen und wirtschaftlichen Eliten Gemeinsames Ziel war die Ablosung der demokratischen Ordnung und die Errichtung einer national ausgerichteten Diktatur Ab Marz 1932 fanden monatliche Vortragsabende im internen Kreis und verschiedenen geladenen Gasten statt welche die Hauptaktivitat der GSF darstellten Sie ist trotz ihres Namens und der Vortragsveranstaltungen als politischer Klub zu charakterisieren Die Diskussionsabende und die Arbeitsgruppen dienten vor allem politischen Zwecken Schwerpunkt der Organisation war die Konzeption der kunftigen Sozial und Gewerkschaftspolitik die sich dezidiert gegen die sozialistische Bewegung richtete Die gemeinsame Orientierung am italienischen Faschismus konnte dabei die Divergenzen zwischen den Vertretern der verschiedenen Interessengruppen temporar uberbrucken So hat die GSF dazu beigetragen der Koalitionsregierung Hitler Papen den Weg an die Macht zu ebnen Mit der Ernennung des Hitler Kabinetts schien die GSF ihr Ziel erreicht zu haben Zahlreiche ihrer Mitglieder ruckten in den folgenden Wochen und Monaten in hochste Regierungsamter auf oder konnten einflussreiche Positionen innerhalb der sich bildenden Diktatur einnehmen Die GSF selber konstituierte im Marz 1933 einen Aktionsausschuss der sich als Beratungsinstanz der neuen Regierung vorrangig in Wirtschafts und Sozialfragen etablieren wollte 2 Die Position der GSF die einen universalen Faschismus fur Europa forderte und sich sozialpolitisch am Vorbild des italienischen Faschismus orientierte stand aber bald im Gegensatz zum Alleinherrschaftsanspruch der NSDAP Daher geriet die Studiengesellschaft schnell in eine isolierte Position konnte keinen weiteren Einfluss gewinnen und wurde Ende 1933 aufgelost Mitglieder BearbeitenDer Gesellschaft gehorten im Verlauf ihres Bestehens 329 Mitglieder an fast durchgangig hochrangige Vertreter verschiedener Interessengruppen des antirepublikanischen Spektrums 3 Als politischer Klub etablierte die GSF ein eigenes Netzwerk das sich uberwiegend aus fuhrenden Personlichkeiten der rechtskonservativen und nationalistischen Parteien und Verbande aus Reprasentanten der Grossindustrie des ostelbischen Landadels sowie jeweils ihrer Lobbyverbande aus Berufsoffizieren sowie aus konservativen bis nationalistischen Intellektuellen Publizisten Journalisten und Verlegern zusammensetzte Die Organisation teilte sich in 107 ordentliche und 222 Studienmitglieder auf die wiederum in verschiedene Arbeitsgruppen aufgeteilt waren Die meisten Mitglieder kamen parteipolitisch aus der DNVP und der NSDAP andere Parteien waren nur marginal vertreten 4 Der Stahlhelm war mit zahlreichen Personen auch aus der Leitungsebene vertreten Die meisten Mitglieder kamen aus dem Bereich der Wirtschaft als Unternehmer oder Funktionare der Interessenverbande von Schwerindustrie und Agrarwirtschaft Mitglieder waren unter anderem Herbert von Bose Mitarbeiter beim Deutschen Uberseedienst Theodor Duesterberg Vorsitzender des Stahlhelm Bund der Frontsoldaten Franz von Epp Politiker Hanns Heinz Ewers Schriftsteller Otto Christian Fischer Vorstandsmitglied Reichs Kredit Gesellschaft AG Walther Funk Politiker und Journalist Hermann Goring Politiker Max Hahn Geschaftsfuhrer des Mitteleuropaischen Wirtschaftstages August Heinrichsbauer Lobbyist des Bergbauvereins Friedrich Hielscher Schriftsteller Rudolf Kratochwill Vorstandsmitglied Deutscher Ring Lebensversicherung Arno Kriegsheim Geschaftsfuhrer des Deutschen Landbundes Gustav Krukenberg Geschaftsfuhrer des Deutsch Franzosischen Studienkomitees Hans von und zu Loewenstein geschaftsfuhrendes Vorstandsmitglied des Bergbauvereins Erich Lubbert Generaldirektor der Aktiengesellschaft fur Verkehrswesen Friedrich Minoux Industrieller Waldemar Pabst Geschaftsfuhrender Vorsitzender Putschist Direktor bei Rheinmetall Gunther Quandt Industrieller Hans Reupke Publizist Paul Rohde Industrieller Hjalmar Schacht Bankier Franz Schauwecker Publizist Otto Schmidt Hannover Politiker Friedrich Reinhart Vorstandssprecher Commerzbank Eduard Stadtler Politiker Fritz Thyssen IndustriellerLiteratur BearbeitenManfred Wichmann Waldemar Pabst und die Gesellschaft zum Studium des Faschismus 1931 1934 Mit 7 Dokumenten und 3 Abbildungen Berlin 2013 Walter Schmidtke Gesellschaft zum Studium des Faschismus GSF 1931 1933 in Dieter Fricke Hrsg Die burgerlichen Parteien in Deutschland Handbuch der Geschichte der burgerlichen Parteien und anderer burgerlicher Interessenorganisationen vom Vormarz bis zum Jahre 1945 Bd 2 Leipzig 1968 S 174 ff Manfred Wichmann Die Gesellschaft zum Studium des Faschismus Ein antidemokratisches Netzwerk zwischen Rechtskonservativismus und Nationalsozialismus in Werner Rohr Hrsg Bulletin fur Faschismus und Weltkriegsforschung 31 32 Berlin 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Wichmann Waldemar Pabst und die Gesellschaft zum Studium des Faschismus Berlin 2013 S 65 68 Manfred Wichmann Waldemar Pabst und die Gesellschaft zum Studium des Faschismus Berlin 2013 S 162 167 Siehe die im Anhang kompilierten Mitgliederlisten in Manfred Wichmann Waldemar Pabst und die Gesellschaft zum Studium des Faschismus Berlin 2013 S 223 242 Manfred Wichmann Waldemar Pabst und die Gesellschaft zum Studium des Faschismus Berlin 2013 S 88 93 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