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Carl Fedor Eduard Herbert von Bose 16 Marz 1893 in Strassburg Elsass 30 Juni 1934 in Berlin war deutscher Offizier Nachrichtendienstler Staatsbeamter und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Von 1932 bis 1934 war er ein enger Mitarbeiter und Berater des Reichskanzlers und Vizekanzlers Franz von Papen Von 1933 bis 1934 bereitete von Bose als Pressechef Papens hinter dessen Rucken einen gegen die NS Regierung gerichteten Staatsstreich vor weshalb er am 30 Juni 1934 erschossen wurde Herbert von Bose Anfang 1934 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Nachleben 2 Ehe 3 Auszeichnungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Dokumentationen 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Neuchateller Strasse 8 in Berlin LichterfeldeVon Bose entstammte dem gleichnamigen alten sachsischen Adelsgeschlecht von Bose Sein Vater war Carl Fedor von Bose 1856 1919 der als kaiserlicher Regierungsrat sowie als Ober und Geheimer Baurat einer Abteilung der kaiserlichen Generaldirektion der Reichseisenbahnen in Elsass Lothringen vorstand Von Boses Mutter Gertrud Romer eine Tochter des Baurats Eduard Romer und der Vally Schwartz war die zweite Ehefrau seines Vaters Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in Strassburg trat von Bose 1911 in das 2 Ober Elsassische Feldartillerie Regiment Nr 51 der Preussischen Armee in Strassburg ein nbsp Herbert von Bose 2 v r beim Kapp Putsch in Berlin zusammen mit Hermann Ehrhardt 1920 Von 1914 bis 1918 nahm von Bose am Ersten Weltkrieg teil in dem er zuletzt den Rang eines Oberleutnants und Generalstabsoffizier in der Kavallerie Brigade Schutzendivision erreichte Mit dieser Einheit beteiligte er sich im Winter 1918 1919 an der Niederschlagung der Novemberrevolution wobei er zu den engsten Mitarbeitern von Waldemar Pabst gehorte Im Herbst 1919 erreichte er den Rang eines Hauptmanns und schied kurz darauf aus der Armee aus 1 Zum Jahresende 1919 liess von Bose sich in Kassel nieder Von Ende 1919 bis Anfang 1921 gehorte er der Sicherheitspolizei an 1921 wechselte er als formal ziviler Angestellter in den Dienst der Abwehr des Nachrichtendienstes der Reichswehr Fur diese leitete er von 1921 bis 1928 eine hinter der Fassade des kommerziellen Unternehmens Deutscher Uberseedienst operierende Nachrichtenstelle in Kassel 2 1928 siedelte von Bose nach Berlin uber wo er von 1928 bis Anfang 1931 im Berliner Hauptquartier des Deutschen Uberseedienstes tatig war Im April 1931 wechselte er in die Presseabteilung des Parteihauptquartiers der Deutschnationalen Volkspartei DNVP in der er die sogenannte Informationsstelle den privaten Nachrichtendienst der Partei leitete In dieser Stellung war von Bose Mitorganisator der Harzburger Tagung vom Oktober 1931 einer Zusammenkunft der Spitzen von DNVP NSDAP und des Frontsoldatenbundes Stahlhelm sowie einer Vielzahl prominenter konservativer Personlichkeiten in Bad Harzburg zu einer gegen die Reichsregierung unter Heinrich Bruning gerichteten Kundgebung Das Ziel der Verhandlungen die von einem symbolischen Rahmenprogramm begleitet wurden das den Machtanspruch der Versammelten unterstreichen sollte war es die Moglichkeit einer rechten Einheitsfront gegen die Regierung Bruning zu formen und sich auf einen gemeinsamen Kandidaten fur die Marz April 1932 anstehende Wahl des Reichsprasidenten zu einigen 3 In der Weimarer Republik erlangte von Bose als jungkonservativer Kritiker der Republik eine gewisse Prominenz Ahnlich anderen Jungkonservativen erstrebte er eine konservative Revolution die einige Fehlentwicklungen der Zeit seit 1918 ruckgangig machen sollte Neben der Restauration von Elementen des kaiserlichen Staates vor 1918 war dabei vor allem die Integration neuer faschistischer Elemente im eigentlichen Sinne angedacht Im Gegensatz zu der Massenbewegung des Nationalsozialismus mit seinen populistischen Staatsideen denen die Jungkonservativen eine gewisse elitare Verachtung entgegenbrachten beabsichtigten diese einen Rechtsstaat der Eliten zu schaffen der vor allem auf die standischen und intellektuellen Rechtsfuhrer zugeschnitten sein sollte Von Juli 1932 bis Februar 1933 war von Bose als Hilfsreferent in der Presseabteilung der Reichsregierung beschaftigt Inoffiziell fungierte er in diesen Monaten als personlicher Nachrichtenagent des Reichskanzlers Franz von Papen Im Februar 1933 wurde von Bose auf Betreiben Papens der als vom Kabinett Hitler delegierter Reichskommissar die Aufgaben des Ministerprasidenten von Preussen ausubte zum Pressechef im Preussischen Staatsministerium ernannt und zugleich im Rang eines Oberregierungsrates verbeamtet Im April 1933 kam von Bose gemeinsam mit anderen Jungkonservativen in die Kanzlei des Vizekanzlers Franz von Papen dessen machtpolitische Stellung im Kabinett Hitler zunehmend auf schwachen Fussen stand am 7 April 1933 hatte er die Stellung des Reichskommissars fur Preussen an Hermann Goring abtreten mussen Papen von Bose und weitere Jungkonservative wie Edgar Julius Jung Fritz Gunther von Tschirschky Friedrich Carl von Savigny Wilhelm Freiherr von Ketteler Walter Hummelsheim Kurt Josten und Hans von Kageneck versuchten in den folgenden vierzehn Monaten die Vizekanzlei als Plattform fur einen konservativen Umbau des NS Staates zu nutzen Diese Gruppierung wurde spater als Edgar Jung Kreis bezeichnet Gestutzt auf das Vertrauen Papens beim greisen Reichsprasidenten von Hindenburg der den Oberbefehl uber die Streitkrafte innehatte hoffte man die Reichswehr und die Beamtenschaft einspannen zu konnen um der nationalsozialistischen Revolution als die man die Machtubertragung an Hitler wertete eine zweite konservative Revolution nachzuschalten die die Staatsideale des Kreises verwirklichen sollte Da die Gruppe durch ihre Plane in Gegensatz zu den Fuhrern des NS Regimes geraten war nutzten diese die Rohm Affare Ende Juni 1934 in deren Verlauf Hitler seine Konkurrenten innerhalb seiner Parteiarmee der SA ermorden liess um auch die Papenclique zu zerschlagen Wahrend seine Kollegen entweder verhaftet wurden oder untertauchten wurde von Bose am 30 Juni 1934 in den Raumlichkeiten des Palais Borsig das die Vizekanzlei beherbergte von mehreren SS Leuten in Gewahrsam genommen in sein Buro gefuhrt und dort mit mehreren Schussen getotet Zuvor hatte er noch seinen Siegelring und seine Briefborse an Ketteler und Josten ubergeben Sein Tod wurde in der regierungsoffiziellen Erklarung nachtraglich als Unfall und bedauerliche Begleiterscheinung der Staatsnotwehr dargestellt die die Regierung zur Abwehr des angeblichen SA Aufstandes mit dem man die Sauberungsaktion nachtraglich rechtfertigte habe ausuben mussen Als wahrscheinlicher Urheber des Auftrages von Bose zu toten gilt Heinrich Himmler den von Bose noch kurz vor seiner Ermordung als seinen personlichen Feind bezeichnet hatte 4 Auch Edgar Julius Jung wurde ermordet Nachleben Bearbeiten Am 3 Juli 1934 wurde von Boses Leichnam auf Betreiben der Gestapo im Krematorium eingeaschert Die Urne wurde am 17 Juli 1934 auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grab des ehemaligen Reichskanzlers Kurt von Schleicher beigesetzt In den 1960er Jahren nach dem Ablauf des Nutzungsrechtes auf sein Grab wurde seine Urne in den Ehrenhain des Friedhofes uberfuhrt Fur anhaltende Kontroversen sorgte der Umstand dass das Grab des NS Opfers von Bose sich dort direkt neben dem Grab des ehemaligen stellvertretenden Gauleiters von Berlin Artur Gorlitzer befindet Dieser Umstand ergibt sich aus der Praxis der Stadt Berlin im Ehrenhain insbesondere auch Bombenopfer und sonstige Kriegstote unabhangig von ihrer politischen Haltung bestatten zu lassen Proteste von von Boses Angehorigen die es fur unzumutbar erklarten dass ein Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus uber dessen gewaltsames Ende Joseph Goebbels in seinem Tagebuch Genugtuung ausserte seine letzte Ruhe ausgerechnet neben Goebbels ehemaligem Stellvertreter als Berliner Gauleiter finden sollte wurden in den 1970er und 1980er Jahren mit der These abgelehnt eine Umbettung sei eine Storung der Totenruhe und deshalb nicht moglich 5 Ehe BearbeitenSeit dem 7 Oktober 1919 war von Bose mit Therese Kuhne 10 November 1895 in Juterbog 4 Dezember 1963 in Schopfloch Schwarzwald verheiratet einer Tochter des Generals der Artillerie Viktor Kuhne und seiner Ehefrau Maria Kuhne geborene von Eschwege Auszeichnungen BearbeitenIm Ersten Weltkrieg erhielt von Bose das Eiserne Kreuz 2 Klasse 21 September 1914 und das Eiserne Kreuz 1 Klasse 20 Juni 1915 Fur seine Mitwirkung am Zustandekommen des Reichskonkordates von 1933 erhielt von Bose als Protestant den papstlichen Sankt Gregorius Orden 1934 erhielt er zudem den Sveti Sava Orden des jugoslawischen Konigs fur kulturelle Verdienste und Volkerverstandigung Schriften BearbeitenU S A in Tatigkeit In Hanns Henning Freiherr Grote Hrsg Vorsicht Feind hort mit Berlin 1930 S 147 166 in der Auflage von 1937 unter einem anderen Autorennamen erschienen Verdun Galizien Somme Isonzo oder wo In Hanns Henning Freiherr Grote Hrsg Vorsicht Feind hort mit Berlin 1930 S 70 89 in der Auflage von 1937 unter einem anderen Autorennamen erschienen Der Nachrichtenoffizier an der Front In Paul von Lettow Vorbeck Hrsg Die Weltkriegsspionage Authentische Enthullungen uber Entstehung Art Arbeit Technik Schliche Handlungen Wirkungen und Geheimnisse der Spionage vor wahrend und nach dem Kriege auf Grund amtlichen Materials aus Kriegs Militar Gerichts und Reichs Archiven Vom Leben und Sterben von den Taten und Abenteuern Basel s a 1931 S 183 196 Sabotage und Propaganda In Paul von Lettow Vorbeck Hrsg Die Weltkriegsspionage Authentische Enthullungen uber Entstehung Art Arbeit Technik Schliche Handlungen Wirkungen und Geheimnisse der Spionage vor wahrend und nach dem Kriege auf Grund amtlichen Materials aus Kriegs Militar Gerichts und Reichs Archiven Vom Leben und Sterben von den Taten und Abenteuern Basel s a 1931 S 301 311 Verschleierung und Irrefuhrung In Paul von Lettow Vorbeck Hrsg Die Weltkriegsspionage Authentische Enthullungen uber Entstehung Art Arbeit Technik Schliche Handlungen Wirkungen und Geheimnisse der Spionage vor wahrend und nach dem Kriege auf Grund amtlichen Materials aus Kriegs Militar Gerichts und Reichs Archiven Vom Leben und Sterben von den Taten und Abenteuern Basel s a 1931 S 111 121 Literatur BearbeitenBiographie Rainer Orth Der Amtssitz der Opposition Politik und Staatsumbauplane im Buro des Stellvertreters des Reichskanzlers in den Jahren 1933 1934 Bohlau Koln 2016 ISBN 978 3 412 50555 4 S 89 128 554 571 und passim Aufsatze mit Fokussierung auf die Person Larry E Jones The Limits of Collaboration Edgar Jung Herbert von Bose and the Origins of the Conservative Resistance to Hitler 1933 34 In Larry Eugene Jones James Retallack eds Between Reform Reaction and Resistance Studies in the History of German Conservatism from 1789 to 1945 Providence 1993 S 465 501 Gerhard Rotenbucher Herbert von Bose Ein Sohn der Stadt Strassburg im Widerstand gegen den Nationalsozialismus Zum 50 Jahrestag seiner Ermordung In Blatter fur Strassburger Geschichte 73 Jg 1984 S 25 86 Eintrage in Nachschlagewerken Johannes Hurter Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Band 5 T Z Nachtrage Bearbeitet von Bernd Isphording Gerhard Keiper Martin Kroger herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Schoningh Paderborn u a 2014 ISBN 978 3 506 71844 0 S 412 Bose Herbert von in NDB onlineUmfangreichere Betrachtungen im Rahmen von Monographien Norbert Frei Der Fuhrerstaat Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945 C H Beck Munchen 2013 Heinz Hohne Mordsache Rohm Hitlers Durchbruch zur totalen Macht Reinbek bei Hamburg 1984 Ian Kershaw Hitler 1889 1936 Stuttgart 1998 Dokumentationen BearbeitenIn der Dokumentarreihe Die Weimarer Republik von 1918 1925 des Bayerischen Rundfunks von 1963 Produktionsfirma Ikaros Film Wolfgang Kiepenheuer wird auf von Bose eingegangen Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Gietinger Der Konterrevolutionar Waldemar Pabst eine deutsche Karriere Hamburg 2009 S 69 Susanne Meinl Nationalsozialisten gegen Hitler Berlin 2000 S 46 277 Maximilian Terhalle Deutschnational in Weimar Koln 2009 S 280 Fritz Gunther von Tschirschky Erinnerungen eines Hochverraters S 204 Uta Lehnert Den Toten eine Stimme Der Parkfriedhof Lichterfelde Ed Hentrich Berlin 1996 ISBN 3 89468 204 3 S 63 f Normdaten Person GND 1035400219 lobid OGND AKS VIAF 302066782 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bose Herbert vonALTERNATIVNAMEN Bose Carl Fedor Eduard Herbert von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier Nachrichtendienstler Staatsbeamter und Widerstandskampfer gegen den NationalsozialismusGEBURTSDATUM 16 Marz 1893GEBURTSORT Strassburg ElsassSTERBEDATUM 30 Juni 1934STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert von Bose amp oldid 236180587