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Max Hahn 4 Oktober 1895 in Treis an der Mosel 12 Mai 1939 in Munchen war ein promovierter Jurist Syndikus der nordrhein westfalischen Schwerindustrie und Geschaftsfuhrer des Mitteleuropaischen Wirtschaftstages Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Lehrjahre in der Schwerindustrie 1 2 Lobbyist des Mitteleuropaischen Wirtschaftstages 1 3 Personliches 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 QuellenLeben und Wirken BearbeitenHahn wurde als Sohn des Notars Johann Hahn geboren Er besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Trier bis Ostern 1914 Hahn meldete sich freiwillig zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg bei dem er schon im September 1914 verwundet wurde und sein linker Arm amputiert werden musste Damit zerschlugen sich auch seine Ambitionen auf das Studium eines Musikinstruments Noch wahrend des Krieges begann und vollendete er das Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaft Danach schloss er eine Dissertation uber die Mosel und Saarkanalisierung an die er mit summa cum laude bestand Lehrjahre in der Schwerindustrie Bearbeiten 1920 trat er in den Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und in Westfalen Langnam Verein in Essen und bei der Nordwestlichen Gruppe des Vereins Eisen und Stahlindustrieller ein Der Schwerpunkt seines Aufgabengebietes waren handelspolitische und agrarwirtschaftliche Fragen Schon bald wurde er der Hauptmitarbeiter von Max Schlenker dem Geschaftsfuhrer des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und in Westfalen den man in aller Kurze nur als Langnam Verein bezeichnete Im Nachruf der Schriftenreihe der volks und betriebswirtschaftlichen Vereinigung im rheinisch westfalischen Industriegebiet werden ausdrucklich Hahns besondere Verdienste wahrend des Ruhrkampfs hervorgehoben ohne sie genauer zu benennen Lobende Erwahnung findet auch seine hervorragende Mitarbeit an der Planung und dem Aufbau der Abteilung Reparationen im Dusseldorfer Wirtschaftsmuseum Anhand von Graphiken machte er jedermann mit einfachen Mitteln anschaulich wie nach dem Dawes Plan die amerikanischen Kredite wieder die Zahlung der deutschen Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg ermoglichten Es geht aus der knappen Angabe nicht hervor ob Hahn neben dem kurzfristigen Nutzen einer nur anfanglich moderaten Reparationspflicht auch auf die mittelfristige Gefahr einer Schuldenfalle durch die Kreditzinsen hinwies Denn dies war das eigentliche Kalkul des Dawes Plans das dann auch tatsachlich erfolgreich aufging Lobbyist des Mitteleuropaischen Wirtschaftstages Bearbeiten Mitten in der Wirtschaftskrise und dank ihrer erfolgte im August 1931 ein bedeutender Karrieresprung er wechselte vom Ruhrgebiet in die Hauptstadt Berlin wo er die Geschaftsfuhrung des Mitteleuropaischen Wirtschaftstages MWT ubernahm Die Grundung des MWT erfolgte auf Initiative der rheinisch westfalischen Schwerindustrie er sollte ein politisches Buro fur die Interessen der gesamten deutschen Wirtschaft in Osteuropa werden In Abstimmung mit dem Dusseldorfer Stahlhof erweiterte sich unter Hahns Agide die Zusammenarbeit auf die gesamte deutsche Exportindustrie und daruber hinaus die Grossagrarier Aufgrund der Restriktionen und Sanktionen der Nachkriegsordnung sollte sich nach Hahns Uberzeugung das deutsche Export und Importinteresse zunachst auf Osteuropa konzentrieren Das Ziel war eine autarke Wirtschaftsunion Wegen des Verlustes der deutschen Rohstoffquellen in Ubersee nach dem Ersten Weltkrieg und nach der schlagartigen Zugangsbeschrankung zu vielen Markten durch die im August 1931 eingerichtete Devisenzwangswirtschaft sollten nun die Donaulander als eine Ausgangsbasis fur die angestrebte Hegemonie in der Weltwirtschaft dienen Fur dieses so ehrgeizige verschwiegene wie weitreichende Vorhaben knupfte er umsichtig und umtriebig eine Vielzahl von Kontakten zwischen Sudosteuropa und Deutschland und leitete ebenso viele Wirtschaftsbeziehungen in die Wege Die Errichtung einer deutsch osterreichischen Zollunion unter deutscher Kontrolle konnten die Siegermachte Frankreich und Grossbritannien 1931 erfolgreich verhindern so dass Hahn nun mit umso grosserer Diskretion und Raffinesse sein imperialistisches Projekt eines vielfach erweiterten deutschen Binnenmarktes in Sudosteuropa vorantrieb Dabei agierte er in Absprache mit den massgeblichen Institutionen und tonangebenden Verbanden Die Journalistin Margret Boveri beschreibt ihn dabei so Hahn stelle ich mir vor als kleine schwarze Spinne herrschend uber ein weitgespanntes Netz von Faden unbekannt unsichtbar verschwiegen allwissend Zu den Faden des Netzes gehorten die Informationskanale des Chemie Verbandes des Langnam Vereins der Elektroindustrie des Vereins deutscher Maschinenbau Anstalten der Preussischen Hauptlandwirtschaftskammer des Zweckverbands der Industrie und Handelskammern zu Bochum Dortmund Essen und Munster des Deutschen Stadtetags Damit ist seine Tatigkeit vergleichbar mit der von Jozef Retinger bei den spateren Bilderberg Konferenzen Zur Autarkiepolitik im Kriegsfall der nur praventiv und nicht von vornherein von der Industrie angestrebt wurde zahlte auch der Anbau von Sojabohnen und Olsaaten in Bulgarien Rumanien und Ungarn durch die I G Farben Dieser Konzern war auch zustandig fur die Entwicklung und Herstellung synthetischer Ersatzstoffe wie Leuna Benzin und Buna Kautschuk Sohn Rethel 1948 20 gewann als MWT Hilfswissenschaftler und unerkannter Marxist dabei den Eindruck als sei den I G Farben die ganze Rohstoff Frage durch Geheimvertrag vom Generalstab der Reichswehr ubertragen worden Durch Sohn Rethels Publikationen sind spater einige Details uber den diskret agierenden MWT bekannt geworden Personliches Bearbeiten Hahns Schwester Grete war Mitglied der KPD und lebte in Schwerin sie wurde 1933 verhaftet und er konnte sie nur unter grossen Schwierigkeiten wieder frei bekommen Trotz seiner teilweisen Inanspruchnahme des Hitler Regimes fur die grosskapitalistischen Zwecke war Hahn nach Aussage von Freiherr von Wilmowsky ein erbitterter Nazigegner und vom Widerstandswillen gegen das System durchdrungen 1 Mit dieser Einstellung war er sich einig mit den fuhrenden Industriellen der Schwerindustrie wie sie der Dusseldorfer Stahlhof und die Ruhrlade reprasentierten Hahn hatte Ubergewicht und starb 1939 an einer Nierenkolik auf Reisen in Munchen Bernhard Dietrich wurde sein Nachfolger im MWT der jedoch bald wegen des neuen Primats der Kriegfuhrung vor der Wirtschaftspolitik an Einfluss verlor Tilo von Wilmowsky der sein Vorgesetzter im MWT und der Schwager von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach war urteilte uber Hahn in seinen Memoiren Dr Hahn der wirtschaftliche Phantasie und temperamentvolle Organisationsgabe besass 2 war ein ungewohnlich begabter Mann voll schopferischer Phantasie die durch bedeutende wirtschaftliche Erfahrung gezugelt war Dem mitteleuropaischen Gedanken war er leidenschaftlich ergeben Er war kein leicht zu behandelnder Geschaftsfuhrer und neigte etwas zur Genialitat im Burobetrieb Aber fur die Aufgabe die wir beide fast als Neuland angepackt hatten war er wie geschaffen 3 Werke Bearbeiten1931 Die Wirtschaft in Mitteleuropa in Volk und Reich Politische Monatshefte 7 115 124 1931 Mitteleuropa als Ziel deutscher Politik in Volk und Reich 7 563 572 1932 Zur Handelspolitik der Gegenwart I Rhein und Ruhr 13 39 23 September 1932 629 631 Dieser Aufsatz ist zwar offiziell von Hahns vorherigem Vorgesetzten Max Schlenker unterzeichnet worden doch lt Sohn Rethel 1970 32 ist Hahn der wahre Verfasser Der Artikel formuliert in vorsichtiger Weise den muhsam ermittelten Interessenausgleich zwischen Grossagrariern und Grossindustrie und machte mit dieser Konzeption eine Diktatur erst moglich ebd Naheres unter MWT 1934 Wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Sudosten in Europaische Revue Sonderheft Balkan 10 Heft 8 487 492 1934 Deutscher Zollverein damals Mitteleuropa heute Zur hundertjahrigen Wiederkehr des Grundungstages des Deutschen Zollvereins in Volk und Reich 10 1 7 1934 Das deutsche Reich und Italien im Donauraum in Volk und Reich 10 289 293 Die Monatszeitschrift Volk und Reich wurde vom MWT herausgegeben Literatur BearbeitenAlfred Sohn Rethel Die politischen Buros der deutschen Grossindustrie In Blick in die Welt 15 1948 S 20 22 Fritz Pudor Hahn Max in ebd Bearb Nekrologe aus dem rheinisch westfalischen Industriegebiet Jahrgang 1939 1951 A Bagel Dusseldorf 1955 S 14 15 Margret Boveri Erinnerte Mutmassungen In Neue Deutsche Hefte Beitrage zur europaischen Gegenwart 16 1969 205 208 Alfred Sohn Rethel Die soziale Rekonsolidierung des Kapitalismus Erstmals anonym erschienen in Deutsche Fuhrerbriefe Berlin 16 und 20 September 1932 Nr 72 und 73 Ein Kommentar nach 38 Jahren In Kursbuch Nr 21 September 1970 17 35 Einige Unterbrechungen waren wirklich unnotig Gesprach mit Alfred Sohn Rethel In Mathias Greffrath Die Zerstorung einer Zukunft Gesprache mit emigrierten Sozialwissenschaftlern Campus Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 593 34076 3 S 213 262 Alfred Sohn Rethel Industrie und Nationalsozialismus Aufzeichnungen aus dem Mitteleuropaischen Wirtschaftstag Hrsg und eingel von Carl Freytag Wagenbach Berlin 1992 ISBN 3 8031 2204 X Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Hahn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Erinnerungen Memento vom 8 September 2003 im Internet Archive von Alfred Sohn Rethel zu Max Hahn Radio Bremen 1999 Der Zweckverband der Industrie und Handelskammern zu Bochum Dortmund Essen und Munster Forderungen an den Reichskanzler 5 November 1931 zur wirtschaftspolitischen Lage Quellen Bearbeiten Sohn Rethel 1992 50 Tilo von Wilmowsky Ruckblickend mochte ich sagen an der Schwelle des 150jahrigen Krupp Jubilaums Stalling Oldenburg 1961 S 190 Wilmowsky S 195Normdaten Person GND 124576230 lobid OGND AKS VIAF 28008375 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hahn MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 4 Oktober 1895GEBURTSORT Treis an der MoselSTERBEDATUM 12 Mai 1939STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Hahn Jurist amp oldid 238281438