www.wikidata.de-de.nina.az
Ernst Christian Einar Ludwig Detlev Graf zu Reventlow 18 August 1869 in Husum 21 November 1943 in Munchen war ein deutscher Schriftsteller Journalist und deutschvolkischer bzw nationalsozialistischer Politiker Ernst Graf zu Reventlow vor 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer aus dem Geschlecht der Reventlows stammende Ernst war Sohn des preussischen Landrats und Amtmanns zu Holstein Ludwig Graf zu Reventlow 1824 1893 und dessen Frau Emilie geb zu Rantzau 1834 1905 Seine jungere Schwester war die Schriftstellerin Fanny zu Reventlow 1 Nach dem Abitur 1888 trat er in die Kaiserliche Marine ein wo er 1898 zum Oberleutnant zur See befordert wurde und 1899 mit dem Charakter als Kapitanleutnant 2 ausschied um als Pflanzer in Mittelamerika sein Gluck zu versuchen Im selben Jahr hatte er die franzosische Adlige Blanche Comtesse d Allemont de Broutillot 1873 1937 geheiratet 1905 kehrte er nach Deutschland zuruck und betatigte sich als politischer Schriftsteller 1906 veroffentlichte er das vielbeachtete und monarchiefeindliche Buch Kaiser Wilhelm II und die Byzantiner Ab 1907 schrieb er als fester Angestellter fur das Berliner Tageblatt uber aussen und marinepolitische Fragen worin er sich betont englandfeindlich und als Unterstutzer der Flottenaufrustung hervortat Ebenfalls schrieb er fur Heinrich Ripplers DVP Zeitung Tagliche Rundschau die Deutsche Tageszeitung und die Kreuz Zeitung Bei den Reichstagswahlen 1907 und 1912 kandidierte Reventlow erfolglos fur die Deutschsoziale Partei im Wahlkreis Flensburg Apenrade 1912 war er im Vorstand sowie im Forderungsausschuss des Verbandes gegen die Uberhebung des Judentums In der gleichen Zeit wurde er Politischer Vertreter der Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes und war von 1908 bis 1914 Chefredakteur der Alldeutschen Blatter 1914 sass Reventlow im Presse Ausschuss der mit dem Kriegspresseamt zusammenarbeitete Wahrend des Krieges publizierte er im Sinne der kolonialen deutschen Kriegsziele 1 und ubte scharfe Kritik an der Kriegspolitik von Theobald von Bethmann Hollweg 3 nbsp Zeitungsverkaufer unter anderem mit der Wochenschrift Reichswart 1932Von 1920 bis 1943 gab Reventlow die Zeitschrift Reichswart Wochenschrift fur nationale Unabhangigkeit und deutschen Sozialismus heraus die sich auch als nationalsozialistisches Kampfblatt 4 mit politischen und religiosen Themen beschaftigte 1 5 1921 wurde er von dem zionistischen Publizisten Ascher Ginzberg verklagt weil er offentlich behauptet hatte die Protokolle der Weisen von Zion eine antisemitische Falschung die judische Weltherrschaftsplane belegen sollte seien dessen Werk Der Prozess zog sich bis 1923 hin Reventlow musste die Behauptung zurucknehmen 6 In der Weimarer Republik gehorte er zu den Mitbegrundern und fuhrenden Politikern der Deutschvolkischen Freiheitspartei DVFP einer im Dezember 1922 gegrundeten radikal volkischen und antisemitischen Partei 1 Reventlows politische Aufsatze wurden allerdings auch im Rahmen der Querfrontbestrebungen wahrgenommen So ausserte sich Innenminister Rudolf Oeser in einer Ministerbesprechung vom 2 August 1923 uber Ansatze einer gewissen Ideenubereinstimmung von Kommunisten und Deutschvolkischen und nahm dabei Bezug auf den Artikel Ein Stuck Weges von Reventlow der in der Nr 176 der Roten Fahne vom selben Tag erschienen war 7 Reventlows Veroffentlichung in der Roten Fahne war Teil einer vorubergehenden Kooperation von Volkischen und Kommunisten nach der Schlageterrede Karl Radeks im Juni 1923 Im Zuge der Kooperation traten auch hochrangige kommunistische Funktionare auf volkischen Veranstaltungen als Redner auf 8 Am 13 Januar 1926 verwies der Reichskommissar fur Uberwachung der offentlichen Ordnung Hermann Emil Kuenzer in einem Bericht uber die kommunistische Bewegung an das Reichsministerium des Innern darauf dass die ausserste Rechte dem zur Gewalt bereiten revolutionaren Vorgehen der KPD nicht unsympathisch gegenuberstehe und bezog sich dabei auf einen Artikel Reventlows im Deutschen Tageblatt Nr 3 v 5 1 d Js 9 Innenpolitisch zeigte Reventlow sich als herausragender DVFP Vertreter und im Einklang mit der taktischen Linie seiner Partei zunachst als scharfer Gegner des von der NSDAP vertretenen Fuhrerprinzips 10 Adolf Hitler warf er anlasslich dessen Bemuhungen mit der bayerischen Regierung zu einer Einigung zu kommen Ultramontanismus vor und nannte ihn einen Napoleon in der Westentasche 11 Aussenpolitisch wandte sich Reventlow aufs scharfste gegen Gustav Stresemann Bis zuletzt forderte er 1926 dass das Deutsche Reich nicht dem Volkerbund beitreten solle 1 Bei den Reichstagswahlen im Mai 1924 erhielt Reventlow damals bereits wegen Verstosses gegen das Republikschutzgesetz vorbestraft 1 ein Mandat im Reichstag als Abgeordneter der Nationalsozialistischen Freiheitspartei NSFP einer Listenverbindung unter Beteiligung der DVFP In der DVFP Nachfolgeorganisation Deutschvolkische Freiheitsbewegung DVFB war Reventlow fuhrender Vertreter einer sozialrevolutionaren Richtung die fur ein auf die Arbeiterschaft zugeschnittenes Programm eintrat und eine Beteiligung der Arbeitnehmer in Aufsichtsraten sowie am Unternehmensgewinn forderte Nachdem er sich mit diesen Vorstellungen in der Partei nicht hatte durchsetzen konnen trat er im Februar 1927 aus der DVFB aus 12 Reventlow wechselte zur NSDAP der er insbesondere in Norddeutschland zum Erfolg verhalf 1 Seine fruheren Angriffe gegen Hitler nahm er offentlich ausdrucklich zuruck 13 Sein Mandat im Reichstag behielt er auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung zuletzt auf der NSDAP Einheitsliste von 1938 Innerhalb der NSDAP galt er als Gefolgsmann Gregor Strassers nach dessen Ermordung beim Rohm Putsch 1934 war er in der Partei zunehmend isoliert 2 Reventlow war ab 1934 Leiter der antikirchlichen und antichristlichen Deutschen Glaubensbewegung aus der er 1936 nach eigenen Angaben aus nationalsozialistischen Grunden 14 austrat 1937 war er im Beirat der Forschungsabteilung Judenfrage in dem von Walter Frank geleiteten Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschland 15 Er firmierte ferner als Herausgeber der antisemitischen Zeitschrift Der Weltkampf aus dem Umfeld Alfred Rosenbergs hier im Institut zur Erforschung der Judenfrage Reventlow war zudem einer der wichtigen Autoren in der Anfangsphase der Nationalsozialistischen Monatshefte 16 Reventlows einziger Sohn Roger 1896 fiel 1945 im Krieg 1 Reventlows Sitz im Reichstag wurde nach seinem Tod im Herbst 1944 im Nachruckverfahren von Ernst Peikert ubernommen Publikationen Auswahl BearbeitenDie deutsche Flotte Ihre Entwicklung und Organisation 1901 Der russisch japanische Krieg 1904 ff Holder Friede Susse Eintracht Eine politische Satire Dieterich sche Verlagsbuchhandlung Theodor Weicher Leipzig 1906 Deutschlands auswartige Politik 1888 1913 1914 Deutschland zur See Ein Buch von der deutschen Kriegsflotte Verlag Otto Spamer Leipzig 1914 Der Vampir des Festlandes Eine Darstellung der englischen Politik nach ihren Triebkraften Mitteln und Wirkungen 1915 Die Aufgabe der deutschen Flotte in diesem grossen Kriege Kaiser Wilhelm Dank Verlag Kameradschaft Wohlfahrtsgesellschaft Berlin ca 1915 Brauchen wir die flandrische Kuste 1918 Politische Vorgeschichte des Grossen Krieges 1919 Volkisch kommunistische Einigung 1924 Minister Stresemann als Staatsmann und Anwalt des Weltgewissens 1925 Kriegsschuldluge und Kriegsschuldlugner 1929 Deutscher Sozialismus 1930 Der Weg zum neuen Deutschland Ein Beitrag zum Wiederaufstieg des deutschen Volkes 1931 Der deutsche Freiheitskampf 1934 Wo ist Gott 1934 Judas Kampf und Niederlage in Deutschland 150 Jahre Judenfrage 1937 Von Potsdam nach Doorn 1940 Literatur BearbeitenLothar Persius Graf Ernst zu Reventlow Verlag von Hans Robert Engelmann Berlin 1918 Digitalisat der Deutschen Nationalbibliothek Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 508 f Michael Hagemeister Die Protokolle der Weisen von Zion vor Gericht Der Berner Prozess 1933 1937 und die antisemitische Internationale Chronos Zurich 2017 ISBN 978 3 0340 1385 7 Kurzbiografie S 562 Elke Kimmel Reventlow Ernst Graf zu In Handbuch des Antisemitismus Band 2 2 2009 S 684f Henning Gans Civis Germanus sum Wilhelm Scheuermann oder Die Tragik eines alldeutschen Journalisten Leipzig Leipziger Universitatsverlag 2018 S 136 156Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Graf zu Reventlow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ernst Graf zu Reventlow in der Deutschen Digitalen Bibliothek Zeitungsartikel uber Ernst Graf zu Reventlow in den Historischen Pressearchiven der ZBW Ernst Graf zu Reventlow in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Portrat Biographie und Redebeitrage Ernst zu Reventlow in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Digitalisate des Reichswart 1920 1936 im Bestand der Staatsbibliothek BerlinEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Michael Peters Reventlow Ernst Christian Einar Ludwig Detlev In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 476 f Digitalisat a b Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 508 Nachruf in der Kolnischen Zeitung vom 23 November 1943 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 198 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 348 Nanko gibt die Erscheinungsjahre 1919 bis 1944 an Christian Hartmann Thomas Vordermayer Othmar Plockinger Roman Toppel Hrsg Hitler Mein Kampf Eine kritische Edition Institut fur Zeitgeschichte Munchen Berlin Munchen 2016 Bd 2 S 802 https www bundesarchiv de aktenreichskanzlei 1919 1933 0021 cun cun1p kap1 2 kap2 235 para3 2 html Reimer Wulff Die Deutschvolkische Freiheitspartei 1922 1928 Hochschulschrift Marburg 1968 S 26 32 https www bundesarchiv de aktenreichskanzlei 1919 1933 0021 lut lut2p kap1 1 para2 94 html Zum Beispiel Artikel im Reichswart vom 19 Januar und 16 August 1924 vgl dazu Wolfgang Horn Fuhrerideologie und Parteiorganisation in der NSDAP 1919 1933 Droste Dusseldorf 1972 ISBN 3 7700 0280 6 S 182f 192 Artikel im Reichswart vom 7 Februar 1925 vgl Horn 1972 S 213 Wulff Deutschvolkische Freiheitspartei S 150 f Artikel im Reichswart vom 9 und 23 April 1927 vgl Horn 1972 S 266 Frankfurter Zeitung Nr 159 26 Marz 1936 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 493 Wilfried Scharf Nationalsozialistische Monatshefte 1930 1944 In Heinz Dietrich Fischer Hrsg Deutsche Zeitschriften des 17 bis 20 Jahrhunderts Verl Dokumentation Pullach bei Munchen 1973 ISBN 3 7940 3603 4 S 413 Normdaten Person GND 118788477 lobid OGND AKS LCCN nr88001985 VIAF 59880268 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reventlow Ernst Graf zuALTERNATIVNAMEN Reventlow Ernst Christian Einar Ludwig Detlev Graf zu vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Reichstagsabgeordneter NSFP NSDAP MdRGEBURTSDATUM 18 August 1869GEBURTSORT HusumSTERBEDATUM 21 November 1943STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Graf zu Reventlow amp oldid 236388145