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Die Deutsche Glaubensbewegung war in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 eine religiose von volkischem Gedankengut gepragte Bewegung welche das Christentum ablehnte und durch einen arisch nordischen Glauben ersetzen wollte Inhaltsverzeichnis 1 Religios ideologische Herkunft 2 Geschichte 3 Zeitschriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseReligios ideologische Herkunft BearbeitenDie 1933 gegrundete Deutschglaubige Bewegung leitete ihre religiosen Uberlegungen aus der Vorstellung ab dass Religion arteigen sein musse das heisst an ein bestimmtes Volk gebunden sein soll Den Anspruch eine arteigene Frommigkeit auszudrucken erhob etwa die Ariosophie Der Begriff Ariosophie abgeleitet von Arier und Weisheit soll Weisheit der Arier bedeuten Fur die Deutsche Glaubensbewegung bedeutete dies dass eine arteigene Frommigkeit an ein bestimmtes Volk oder eine Rasse gebunden sei Dabei wurde arisch mit germanisch gleichgesetzt 1 Sie umfasste als Sammlungsbewegung zahlreiche neopagane und freireligiose Gruppen und bemuhte sich um einen den Kirchen vergleichbaren Korperschaftsstatus 2 Laut einer Veroffentlichung aus der fruhen NS Zeit beteiligten sich an der neuen Gruppierung auch zahlreiche ehemals kommunistische Freidenker 3 Herman Wirth gehorte zu denen die das Christentum im volkischen Sinne umzudeuten versuchten und einen nordischen Ursprung des ursprunglichen Monotheismus propagierten 2 Geschichte BearbeitenAm 29 und 30 Juli 1933 fuhrte Jakob Wilhelm Hauer in Eisenach die wichtigsten freireligiosen freiprotestantischen religios volkischen und deutschglaubigen Gruppen zusammen Die verschiedenen Religionsgruppen waren einem gemeinsamen Aufruf an die Manner einer germanisch deutschen Glaubensbewegung gefolgt der unter anderem von Hauer Ernst Bergmann und Arthur Drews sowie bekannten Vertretern des volkischen Lagers wie Ludwig Fahrenkrog Bernhard Kummer Gustav Neckel Herman Wirth Theodor Fritsch Ernst zu Reventlow Wilhelm Schwaner und Georg Stammler unterschrieben worden war 4 Bei der Eisenacher Tagung wurde die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Glaubensbewegung ADG gegrundet zu der sich die wichtigsten deutschglaubigen Gruppen zusammenschlossen Die Germanische Glaubensgemeinschaft die Volkschaft der Nordungen die Nordische Glaubensgemeinschaft der Rig Kreis die Adler und Falken die Deutschglaubige Gemeinschaft die Nordisch religiose Arbeitsgemeinschaft sowie Mitglieder des Freundeskreises der Kommenden Gemeinde An der Spitze dieser Arbeitsgemeinschaft standen Hauer und ein Fuhrerrat 5 6 Auch der Bund freireligioser Gemeinden sollte sich in die ADG integrieren Die offiziellen freireligiosen Vertreter traten wahrend der Eisenacher Tagung der ADG zwar bei machten aber diesen Eintritt nach einer Ratsversammlung umgehend ruckgangig 7 So hiess es zur Mitgliedschaft der Freireligiosen im Rundschreiben der ADG Nr 1 vom 1 August 1933 nach der Eisenacher Tagung Der Beitritt der Freireligiosen wurde als noch nicht erfolgt angegeben 8 Werden die Freireligiosen zur Mitgliedschaft der Deutschen Glaubensbewegung gerechnet stammten schatzungsweisen sechs Siebtel zwischen 60 000 und 90 000 von den Freireligiosen und nicht aus volkischen Kreisen 4 9 Zu den Mitgliedern des Fuhrerrats gehorten neben Hauer der Philosoph Ernst Bergmann 1881 1945 der Rassenideologe Hans F K Gunther der Schriftsteller Ernst zu Reventlow Amt Rosenberg der Religionswissenschaftler Hermann Mandel der Historiker Herman Wirth sowie Ludwig Fahrenkrog und Lothar Stengel von Rutkowski Adler und Falken der Religionswissenschaftler Otto Huth fur den Arbeitskreis fur biozentrische Forschung zeitweise Johann von Leers und Matthes Ziegler Amt Rosenberg von derselben Gruppe Im Mai 1935 losten sich die meisten bisherigen Gruppierungen zugunsten einer Umwandlung in die einheitliche Deutsche Glaubensbewegung DG auf Der Fuhrerrat wurde aufgelost Jakob Wilhelm Hauer zum ersten Vorsitzenden und Ernst zu Reventlow als Stellvertreter gewahlt Die Mitglieder durften als offizielle Bezeichnung deutschglaubig in den Personenstandsunterlagen angeben Innerhalb der DG gab es jedoch grosse Spannungen zwischen den volkischen Bunden z B dem Kongener Bund und liberaleren Bunden z B den Freireligiosen Gegenstand von Konflikten war u a die Diskussion wie stark sich die DG an vermuteten germanischen religiosen Vorbildern oder an der Moderne orientieren solle und wie direkt die christlichen Kirchen herauszufordern seien 10 Die Deutsche Glaubensbewegung verfolgte das Ziel eine offizielle nichtchristliche Glaubensgemeinschaft und mit den Kirchen gleichberechtigt zu sein 11 Mitglied durfte nur werden wer nicht Mitglied einer anderen Religionsgemeinschaft war Solange die entsprechende Austrittsbescheinigung nicht vorlag gab es nur die Moglichkeit der Fordermitgliedschaft Am 26 April 1935 hielt die Deutsche Glaubensbewegung eine Veranstaltung im Berliner Sportpalast ab Sie hatte laut Fritz Gericke Leiter der Landesgemeinde Berlin und Mitorganisator 18 000 Teilnehmer einer der Hauptredner war Hauer 12 Am Rande der Kundgebung kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Gruppen von anwesenden Christen in deren Verlauf u a der spatere Pfarrer Siegbert Stehmann verletzt wurde Nach der Veranstaltung verstarkten sich die Spannungen zwischen der Fuhrung der DG um Hauer und Gericke einerseits und deren nationalsozialistischen Teilen andererseits Hauers Vertrauter Fritz Gericke trat im Juli 1935 zuruck Hauer im Marz 1936 und kurz darauf aus der DG aus Auch Reventlow erklarte seinen Rucktritt Der Fuhrungswechsel in der DG war nach Ulrich Nanko 1993 Ergebnis von Bestrebungen nationalsozialistischer Mitglieder der DG ihren Willen mit allen Mitteln aufzudrucken 13 Eine aktive Gruppe von Nationalsozialisten habe die DG zum verlangerten Arm der SS im Kampf gegen die christlichen Kirchen machen wollen Entweder Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich oder nachgeordnete Stellen von SS und SD hatten hinter den Rucktrittsforderungen gegen Hauer und Gericke gestanden 14 NS nahe Kritiker warfen Gericke und Hauer u a vor die Konfrontation mit den christlichen Kirchen im adligen Ton zu fuhren Es sei jedoch eine hartere Form der Konfrontation gegen den Hauptfeind in Rom erforderlich Die DG habe in dieser Frage Vortrupp der NSDAP zu sein Gericke und Hauer hatten diese Anforderung nicht erfullt 15 Nach dem Ausscheiden von Hauer und Reventlow geriet die Bewegung ganz unter die Kontrolle der SS und trat so Nanko in eine nationalsozialistische Phase ein 16 Ein geeigneter neuer Fuhrer fand sich nicht Schliesslich wurde im Sommer 1936 der vormalige NSDAP Reichstagsabgeordnete Walter von Lingelsheim neuer Fuhrer der Schriftsteller Wilhelm Schloz sein Stellvertreter 17 Gleichzeitig grundeten Herbert Grabert und Hans Kurth eine neue aber kurzlebige Deutschglaubige Bewegung Hauer grundete den Freundeskreis Kameradschaft arttreuen Glaubens und enthielt sich politischer und antichristlicher Meinungsausserungen 18 Im Februar 1937 fuhrte Hauer die Zeitschrift Deutscher Glaube weiter richtete sich auf eine arische Weltanschauung ein und gab deren bisherige antiklerikale Ausrichtung auf Im Februar 1937 wurde der Rechtsanwalt Bernhard Wiedenhoft Fuhrer der DG die sich am 6 Mai 1938 auf Druck von NS Stellen die sich am Begriff Bewegung storten umbenannte in Kampfring Deutscher Glaube Hauer lehnte im November 1938 die ihm erneut angetragene Fuhrung ab Im November 1938 spaltete sich der Reichsring der gottglaubigen Deutschen vom Kampfring ab 19 Bereits 1936 kommt der promovierte Philosoph und Theologe Hans Pfeil zum Schluss dass der Deutsche Glaube von Voraussetzungen ausgeht und auf Voraussetzungen aufbaut die er nicht beweist die sich selbst widersprechen und die objektiv falsch sind 20 Die Weltanschauung der Deutschen Glaubensbewegung beschreibt Stefan Breuer als para und antichristlich diesseitsreligios nichttheistisch und heroisch ethisch 21 Zeitschriften BearbeitenAls Mitteilungsblatt fur Mitglieder und Propagandaorgan diente bis 1944 die Zeitschrift Deutscher Glaube die den Untertitel Zeitschrift fur arteigene Lebensgestaltung Weltschau und Frommigkeit hatte Die Auflage Ende 1936 betrug 4000 Ab 1936 erschien sie unter dem neuen Untertitel Zeitschrift fur arteigene Lebensgestaltung Neben dem Deutschen Glauben wurde 1934 die Zeitschrift Durchbruch Kampfblatt fur deutschen Glauben Rasse und Volkstum gegrundet 1937 aber wieder eingestellt Der Durchbruch war fur ein Publikum bestimmt das einfachere Gedankengange gewohnt war war stets aggressiv und polemisch sowie besonders deutlich antiklerikal Die von Ernst zu Reventlow seit 1920 herausgegebene Zeitschrift Reichswart Wochenschrift fur nationale Unabhangigkeit und deutschen Sozialismus erhielt 1935 36 den Untertitel Nationalsozialistische Wochenschrift Organ der Deutschen Glaubensbewegung 22 Literatur BearbeitenHermann Franke Was will die Deutsche Glaubensbewegung Kirche in der Zeit Heft 1 erschienen am 1 Juni 1934 herausgegeben von der Bischoflichen Hauptarbeitsstelle Dusseldorf Kurt Hutten Die Deutsche Glaubensbewegung in Walter Kunneth Helmuth Schreiner Hrsg Die Nation vor Gott Zur Botschaft der Kirche im Dritten Reich 1933 Berlin 3 Aufl 1934 S 506 533 Johannes Lorentzen Das christliche Bekenntnis und die Deutsche Glaubensbewegung Eine Auseinandersetzung mit Graf Reventlow und Professor Hauer Breklum 1935 wieder abgedruckt in Karl Ludwig Kohlwage Manfred Kamper Jens Hinrich Porksen Hrsg Ihr werdet meine Zeugen sein Stimmen zur Bewahrung einer bekenntnisgebundenen Kirche in bedrangender Zeit Die Breklumer Hefte der ev luth Bekenntnisgemeinschaft in Schleswig Holstein in den Jahren 1935 bis 1941 Quellen zur Geschichte des Kirchenkampfes in Schleswig Holstein Zusammengestellt und bearbeitet von Peter Godzik Husum Matthiesen Verlag 2018 ISBN 978 3 7868 5308 4 S 19 40 Hans Treplin 23 Weder Hauer noch die Deutschkirche Ein volkstumliches Wort aus Schleswig Holstein zum Kampf um den christlichen Glauben Breklum 1935 wieder abgedruckt in Kohlwage Kamper Porksen Hrsg Ihr werdet meine Zeugen sein Husum Matthiesen Verlag 2018 ISBN 978 3 7868 5308 4 S 42 65 Hans Pfeil Die Grundlehren des Deutschen Glaubens Eine Bewertung und Ablehnung Paderborn 1936 Hans Buchheim Die Deutsche Glaubensbewegung in ders Glaubenskrise im Dritten Reich Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik Stuttgart DVA 1953 S 157 202 Karl Rennstich Der Deutsche Glaube Stuttgart 1992 Ev Zentralstelle fur Weltanschauungsfragen Information Nr 121 1992 PDF 97 kB Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Eine historische und soziologische Untersuchung Religionswissenschaftliche Reihe Bd 4 Diagonal Marburg Lahn 1993 ISBN 3 927165 16 6 Karla Poewe Irving Hexham Jakob Wilhelm Hauer s New Religion and National Socialism In Journal of Contemporary Religion 20 2005 S 195 215 Schaul Baumann Die Deutsche Glaubensbewegung und ihr Grunder Jakob Wilhelm Hauer 1821 1962 Religionswissenschaftliche Reihe Bd 22 Diagonal Marburg Lahn 2005 ISBN 3 927165 91 3 Horst Junginger Die Deutsche Glaubensbewegung als ideologisches Zentrum der volkisch religiosen Bewegung In Uwe Puschner Clemens Vollhals Hrsg Die volkisch religiose Bewegung im Nationalsozialismus Eine Beziehungs und Konfliktgeschichte Schriften des Hannah Arendt Instituts fur Totalitarismusforschung Bd 47 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2012 ISBN 978 3 525 36996 8 In der gesamten Schrift Hinweise auf die deutsche Glaubensbewegung Auszuge online Google Books Weblinks BearbeitenGeschichtswerkstatt Die Bekennende Kirche in Schleswig Holstein und ihre Impulse fur die Gestaltung der Kirche nach 1945 Seite Veroffentlichungen der volkisch religiosen Gruppierungen und Antworten aus der Bekennenden Kirche online auf geschichte bk sh de Einzelnachweise Bearbeiten Der arische Jesus und arteigene Religion Neue Studie zu einem spirituellen deutschen Sonderweg a b Gunther Schendel Die Missionsanstalt Hermannsburg und der Nationalsozialismus der Weg einer lutherischen Milieuinstitution zwischen Weimarer Republik und Nachkriegszeit LIT Verlag Munster 2008 S 300 ff Walter Kunneth Helmuth Schreiner Hrsg Die Nation vor Gott Zur Botschaft der Kirche im Dritten Reich Berlin 1933 a b Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Darmstadt 2008 S 259 Theologische Realenzyklopadie Studienausgabe Teil 1 S 556 Karl Barth Eberhard Busch Hrsg Karl Barth Briefe des Jahres 1933 Theologischer Verlag Zurich 2004 S 382 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 242 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 149 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 178 f Baumann 2005 S 95 Hans Buchheim Glaubenskrise im Dritten Reich Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1953 S 171 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 276 Nanko 1993 S 286 Nanko 1993 S 281 Nanko 1993 S 279 Nanko 1993 S 286 Deutsche Zeitung Tartu Jg 12 Nr 168 vom 27 Juli 1936 S 3 online bei DIGAR Digitalarchiv der estnischen Nationalbibliothek Schaul Baumann Die Deutsche Glaubensbewegung und ihr Grunder Jakob Wilhelm Hauer 1881 1962 Marburg 2005 S 76 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 257 f Hans Pfeil Die Grundlehren des Deutschen Glaubens Eine Bewertung und Ablehnung Paderborn 1936 S 125f Stefan Breuer Ordnungen der Ungleichheit die deutsche Rechte im Widerstreit ihrer Ideen 1871 1945 Darmstadt 2001 S 300 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 254 271 277 347 Biogramm Hans Treplin online auf geschichte bk sh de Normdaten Korperschaft GND 83323 X lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Glaubensbewegung amp oldid 236859455