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Die Germanische Glaubens Gemeinschaft GGG war eine neopagane germanischglaubige Vereinigung die 1912 1913 von dem Maler und Dichter Ludwig Fahrenkrog gegrundet wurde und bis 1964 bestand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lehre 3 Glaubenspraxis Ritus 4 Bekannte Mitglieder 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Germanische Glaubens Gemeinschaft Auszug aus dem deutschen Buch Heft um 1920In einem Aufsatz der 1908 in der von Wilhelm Schwaner begrundeten und herausgegebenen Zeitschrift Der Volkserzieher erschien rief Ludwig Fahrenkrog zur Bildung einer Deutsch religiosen Gemeinde die langfristig die staatliche Anerkennung Gleichwertung und Gleichstellung der Glieder dieser Gemeinschaft mit den Gliedern der Staatskirchen erreichen sollte Die Leser forderte er auf sich mit ihm in Verbindung zu setzen wenn sie an einer Gemeinschaftsgrundung zur Pflege der Deutschen Religion Interesse haben In einem weiteren Aufsatz aus demselben Jahr nahm er zur Resonanz auf seinen Aufruf Stellung 1 Fahrenkrog grundete 1907 den Bund fur Personlichkeitskultur 1911 schloss sich Fahrenkrog ebenso wie Schwaner dem von Otto Sigfrid Reuter gefuhrten Deutschen Orden nicht zu verwechseln mit dem bereits im Mittelalter gegrundeten geistlichen Ritterorden Deutscher Orden an Die Mitglieder des Deutschen Ordens waren nach deren Vereinssatzung automatisch Mitglied der Deutschreligiosen Gemeinschaft Die geplante Vereinigung beider Gemeinschaften scheiterte 2 Im Sommer 1912 grundete Fahrenkrog die 2 Deutschreligiose Gemeinschaft 3 1913 erhielt sie ihren endgultigen Namen Germanische Glaubens Gemeinschaft und ihre neue Verfassung Ein prominentes Mitglied war der Maler der Jugendbewegung Fidus ferner volkische Vertreter des Wandervogels Ein Feuerheiligtum in Rattlar wurde zum Pilgerort der Gruppe die sich gern in jugendbewegter Kleidung zeigte Die Gemeinschaft war hierarchisch aufsteigend in Hausgemeinden mit dem Vater als naturlichem Weihwart des Hauses in Ortsgemeinden bestehend aus mindestens einer Sippe mit besonderem Weihwart in Gaue oder Stamme mit jeweils einem Gauwart sowie in Gemeinschaft mit dem Hochwart seit 1914 Ludwig Fahrenkrog und dem Amtmann gegliedert 4 In ihrem Grundungsjahr hatte die Germanische Glaubens Gemeinschaft 80 bis 90 Mitglieder 5 1914 wies die Gemeinschaft 120 bis 150 Mitglieder auf 1918 gab es 13 Ortsgemeinden erst zu Anfang der 1920er Jahre die als die Blutezeit der GGG gelten durfen steigerte sich die Anzahl der Mitglieder erheblich 4 Der Verein wurde 1924 ins Vereinsregister eingetragen In der Anfangsphase der Weimarer Republik bis 1925 kooperierte die GGG mit der Deutschen Werkgemeinschaft Otto Dickels 6 Im Jahr 1932 7 schloss sich die Germanische Glaubensgemeinschaft der Nordisch Religiosen Arbeitsgemeinschaft an deren Fuhrer Norbert Seibertz und Wilhelm Kusserow wurden Die Nordisch Religiose Arbeitsgemeinschaft wollte die Nordisch Religiosen aller Gemeinschaften sammeln um sich die Gleichberechtigung im Staat zu erkampfen An der Nordisch Religiosen Arbeitsgemeinschaft beteiligten sich neben der Germanischen Glaubens Gemeinschaft die Nordungen die Nordische Glaubensgemeinschaft wie auch Teile der Deutschglaubigen Gemeinschaft Otto Sigfrid Reuters mit Norbert Seibertz Die Nordungen die neben Norbert Seibertz wesentlich an der Grundung beteiligt waren traten 1932 aus Die Zahl der Mitglieder der Nordischen Glaubensgemeinschaft durfte bei 1000 Mitgliedern gelegen haben 8 Die Nordisch Religiose Arbeitsgemeinschaft stellte sich von Anfang an in eine Front mit dem Nationalsozialismus Das Christentum hielt sie fur ein gefahrliches Einfallstor des Asiatismus des Judentums und des Marxismus 9 Im Juli 1933 stellte sie ein Nordisches Artbekenntnis auf 10 Nachdem die Nordisch Religiosen im Rahmen der neuen Religionspolitik von Seiten der NSDAP aber nicht die erhoffte Forderung erfahren hatten 11 wurde die Nordisch Religiose Arbeitsgemeinschaft nach einem grossen Treffen in Eisenach Ende Juni schliesslich Mitglied in der im Juli 1933 gegrundeten Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung ADG die von Jakob Wilhelm Hauer gefuhrt wurde und nur teilweise der volkischen Bewegung zuzurechnen ist In der ADG bildeten die Nordisch Religiosen den radikalen Flugel und sprachen sich gegen die Beteiligung der Freireligiosen aus Die von der ADG erhoffte radikale Bekampfung der christlichen Konfessionen war jedoch nicht das Ziel der Bewegung Hauers sondern deren Gleichberechtigung mit den Kirchen 12 als Dritte Konfession Die ADG blieb ideologisch und weltanschaulich heterogen ein Aggregat verschiedener Richtungen deren Bestandteile bald wieder nach organisatorischer Selbstandigkeit strebten Die von den Nordisch Religiosen geforderte Ubernahme des Nordischen Artbekenntnisses wurde von Hauer abgelehnt 10 Trotz der Radikalisierung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung trat sie aus nachdem im Mai 1934 die Grundung einer eigenen Organisation der Deutschen Glaubensbewegung beschlossen wurde Im August 1941 beteiligte sich Fahrenkrog erneut an einem Einigungsversuch der Anhanger einer arteigenen deutschen Religion ausserhalb des Christentums in Erbsen bei Gottingen zu dem auch Karl Strunckmann und Friedrich Scholl einen Aufruf beisteuerten Nach dem Tod Fahrenkrogs 1952 bestand die GGG noch bis 1964 und wurde im gleichen Jahr aus dem Vereinsregister geloscht 13 Ihr letzter Vorsitzender war Ludwig Dessel Lehre BearbeitenIhre spirituellen Grundlagen schopfte die Gemeinschaft zunachst aus der Deutschen Mystik mit besonderem Schwerpunkt auf der Prasenz Gottes und des gottlichen Gesetzes im Menschen sowie auf der Naturschau als wichtigster Form der Gotteserkenntnis Die christlichen und pro kirchlichen Aspekte der Deutschen Mystik spielten hingegen keine Rolle Wahrend diese Grundlagen sich inhaltlich fur Wilhelm Schwaner den Autor der Germanen Bibel vor allem in den Aussagen deutscher Staatsmanner und Philosophen spiegelten standen fur Ludwig Fahrenkrog vor allem das nordische und deutsche Sagengut und die Volkskunst im Vordergrund die er in zahlreichen Bildern und Texten portratierte Einen roten Faden stellte dabei das siebenbandige illustrierte Buch Gott im Wandel der Zeiten dar 1924 stellte Fahrenkrog die Grundsatze der Germanischen Glaubens Gemeinschaft in seinem Manifest Germanischer Glaube dar Dieses Manifest enthalt auch eine Ansprache an die Germanen dieser Erde in der Fahrenkrog als Prophet zu den germanischen Volkern spricht mit dem Ziel der Umkehr und Einkehr zur eigenen Tat und eigenen Liebe im Hier und Jetzt Das Bekenntnis der Gemeinschaft gibt in kurzen Aussagen eine Zusammenfassung dieser Lehren Gegenuber der Altfassung ist lediglich 1992 der Begriff Allgeist durch Krafte des Alls oder Gotter ersetzt Die Germanische Glaubens Gemeinschaft ist eine religiose Vereinigung zur Wahrung Forderung und Verbreitung des uberlieferten und durch Forschungen erschlossenen germanischen Glaubens und Kultes Wir bekennen uns zu den Kraften des Geistes und des Lebens die das All durchdringen und uns Und erkennen im All formbildende Krafte des Lebens welche die Mannigfaltigkeit aller Erscheinungen bedingen und anerkennen daher auch alle Sondererscheinungen in ihrer Naturnotwendigkeit als Offenbarungen der Krafte des Lebens Da aber die Wahrheit und der Sinn ihres Daseins ebenso naturnotwendig in den Erscheinungen selber liegt so ist es auch der Sinn oder die Aufgabe aller Erscheinungen sich zu erfullen Also erkennen auch wir den Sinn und die Aufgabe unseres Daseins als Samenkorn mit uns erstanden und der Erfullung harrend in uns liegend Mithin glauben wir und wissen dass eine Religion der Germanen nur aus ihnen selbst erstehen kann Religion ist uns das reine weltbejahende tat und erkenntnisfrohe Verhaltnis der Seele zu den Wesen des Alls und zu ihren Erscheinungs und Offenbarungsformen Unsere Erkenntnis und Erfahrung der Gotter als letzte Wahrheiten und Wesenheiten und als in uns und durch uns wirkende Krafte ist uns zugleich das Wissen um ein sittliches Gesetz in uns und der Grund unseres Vertrauens auf ihre Fuhrung und die Ursache unseres Glaubens an die hohe Bestimmung der Germanen Aus solcher Erkenntnis erkeimt uns auch der Wille zum Guten der Wille zur Reinheit Wahrheit und Gerechtigkeit zur Selbsterlosung und zur Selbsterfullung und so ersteht uns auch der Wille zur freien sittlichen Tat bis zur Selbstopferung Also erblicken wir in der Besinnung auf unser eigenes Wesen als den in uns sich auswirkenden besonderen Erscheinungsformen der Gotter und in der Gesund und Starkerhaltung der Fort und Hoherentwicklung dieses Wesens zu immer reineren edleren Formen und Zielen die vornehmste Aufgabe eines jeden Germanen innerhalb wie ausserhalb der deutschen Grenzen Uber das Grab hinaus aber schauen wir mit ganzem Vertrauen in die Unendlichkeit daher wir gekommen sind Unsere Aufgabe ist dieses Dasein zu erfullen sie zu bestimmen ist das Recht und die Kraft der Gotter die das All durchdringen und uns in Zeit und Ewigkeit Ludwig Fahrenkrog Das Deutsche Buch Berlin 1921 14 Glaubenspraxis Ritus BearbeitenUber die tatsachlichen rituellen Praktiken der GGG ist nur wenig dokumentiert Besondere Bedeutung hatte in jedem Fall die Feier der Lebensfeste im Geiste altgermanischen Glaubens 15 Dafur entwarf die Gemeinschaft einen eigenen GGG Festkalender in dem die Feste des christlichen Kirchenjahres mit Inhalten der eigenen Religion gefullt wurden Im Vordergrund stand dabei vor allem das standige Naturerlebnis Bekannte Mitglieder BearbeitenLudwig Fahrenkrog Maler und Dichter Hugo Hoppener genannt Fidus Maler 16 Ernst Wachler 17 Schriftsteller Publizist Dramaturg und Grunder des Harzer Bergtheaters 1903 bei Thale Wilhelm Schwaner 1863 1944 Lehrer und Schriftsteller Mitglied in der Vorlauferorganisation Germanisch deutsche Religionsgemeinschaft 1912 von Schwaner und Fahrenkrog gegrundet 18 Philipp Stauff 16 1876 1923 Maria Grunewald 16 1875 19 Bruno Tanzmann 16 1878 1939 Carl Weissleder 16 Ludwig Dessel 20 SchriftsetzerSiehe auch BearbeitenGermanische Glaubens Gemeinschaft Geza von Nemenyi versteht sich als Nachfolger der FahrenkroggruppeLiteratur BearbeitenStefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Kaiserreich und Weimarer Republik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 ISBN 978 3 534 21354 2 Hans Buchheim Glaubenskrise im Dritten Reich Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1953 Daniel Junker Gott in uns Die Germanische Glaubens Gemeinschaft Ein Beitrag zur Geschichte volkischer Religiositat in der Weimarer Republik Akademische Reihe 1 Verlag Daniel Junker Hamburg 2002 ISBN 3 8311 3380 8 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Eine historische und soziologische Untersuchung Religionswissenschaftliche Reihe 4 diagonal Verlag Marburg 1993 ISBN 3 927165 16 6 zugleich Diss Univ Tubingen 1989 zur GGG S 40 43 zahlreiche weitere Angaben zu Fahrenkrog Uwe Puschner Die volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Sprache Rasse Religion Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2001 ISBN 3 534 15052 X zugleich Habil Schr Freie Univ Berlin 1998 99 Rezensionen zu diesem Buch im H Net und bei H Soz u Kult Uwe Puschner Volkische Bewegung In Axel Schildt Hrsg Deutsche Geschichte im 20 Jahrhundert Ein Lexikon Beck sche Reihe 1618 Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 51137 6 S 383f Uwe Puschner Clemens Vollnhals Hg Die volkisch religiose Bewegung im Nationalsozialismus Eine Beziehungs und Konfliktgeschichte Gottingen 2012 ISBN 978 3 647 36996 9 google books Vorschau Katrin Riedel Von Gott und den Gottern Eine komparative Untersuchung der neuheidnischen Germanischen Glaubens Gemeinschaft en In Zeitschrift fur Religions und Geistesgeschichte 66 3 4 2014 S 270 294 Stefanie von Schnurbein Religion als Kulturkritik Neugermanisches Heidentum im 20 Jahrhundert Skandinavistische Arbeiten 13 Carl Winter Heidelberg 1992 ISBN 3 533 04582 X zugleich Diss Univ Frankfurt Main 1992 Stefanie von Schnurbein Gottertrost in Wendezeiten Neugermanisches Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus Claudius Verlag Munchen 1993 ISBN 3 532 64003 1 Stefanie von Schnurbein Die Suche nach einer arteigenen Religion in germanisch und deutschglaubigen Gruppen In Uwe Puschner Walter Schmitz Justus H Ulbricht Hrsg Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Saur Munchen u a 1996 ISBN 3 598 11241 6 S 172 185 Sylvia Siewert Germanische Religion und neugermanisches Heidentum Zur Rezeptionsgeschichte germanischer Religion und zum Problem der Kontinuitatsfrage aus religionswissenschaftlicher Sich Europaische Hochschulschriften Reihe 23 Theologie 741 Lang Frankfurt am Main u a 2002 ISBN 3 631 38338 X zugleich Diss Univ Wurzburg 2001 zur alten GGG S 146 155 zur neuen GGG S 174 180 Chronologie S 163f Einzelnachweise Bearbeiten Daniel Junker Gott in uns S 44 Daniel Junker Gott in uns S 45 ff Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Eine historische und soziologische Untersuchung Marburg 1993 S 41 a b Stefanie von Schnurbein Die Suche nach einer arteigenen Religion in germanisch und deutschglaubigen Gruppen S 180 Uwe Puschner Die volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Sprache Rasse Religion Darmstadt 2001 S 387 Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Darmstadt 2008 S 260 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Eine historische und soziologische Untersuchung Marburg 1993 S 49 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Eine historische und soziologische Untersuchung Marburg 1993 S 49 sicherlich aber unter 2000 Kurt Hutten Christus oder Deutschglaube Ein Kampf um die deutsche Seele Steinkopf Stuttgart 1935 S 15f a b Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Darmstadt 2008 S 259 ff Hans Buchheim Glaubenskrise im Dritten Reich Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1953 S 169ff 171 Hans Buchheim Glaubenskrise im Dritten Reich Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1953 S 171 Sekten Risiken und Nebenwirkungen Broschure der Senatsverwaltung fur Schule Jugend und Sport 1997 Berlin S 41 44 hier S 41 Abruf 29 Oktober 2016 Bekenntnis der Germanischen Glaubens Gemeinschaft Hans Buchheim Glaubenskrise im Dritten Reich Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1953 S 168 a b c d e Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Darmstadt 2008 S 96 Uwe Puschner Die volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Sprache Rasse Religion Darmstadt 2001 S 279 Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Darmstadt 2008 S 93 Armin Mohler Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 1932 Ein Handbuch 3 um einen Erganzungsband erw Auflage Darmstadt 1989 S 362 ludwig Ludwig Dessel im Lexikon Westfalischer Autorinnen und AutorenNormdaten Korperschaft GND 10010427 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Germanische Glaubens Gemeinschaft Ludwig Fahrenkrog amp oldid 229424484