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Das Harzer Bergtheater Thale ist ein Freilichttheater auf dem Hexentanzplatz im Harz Es wurde 1903 von Ernst Wachler gegrundet und ist damit eines der altesten Naturtheater Deutschlands Auf den halbkreisformig angelegten Sitzbanken befinden sich 1 350 Platze Das Theater ist von Thale aus uber eine Strasse und mit der Bodetal Seilbahn erreichbar die uber das Bodetal zum Hexentanzplatz fuhrt Das Harzer Bergtheater Thale wird von 2022 bis 2024 umgebaut und auf 1 900 Sitzplatze erweitert Der Spielbetrieb findet auf der Waldbuhne in Altenbrak statt 1 Das Bergtheater Thale 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Der Grunder 1 2 Grundung und volkische Theaterausrichtung 1 3 Theaterbetrieb 1 4 Internationales Ansehen 1 5 Zweiter Weltkrieg 1 6 Nachkriegszeit 1 7 Seit der Wiedervereinigung 2 Ehemalige Darsteller Auswahl 3 Intendanten Verantwortliche 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Grunder Bearbeiten Der Grunder Ernst Wachler war ein volkisch religioser antisemitischer 2 Autor und Journalist und einer der einflussreichsten und wirkungsmachtigsten Wegebereiter und Grundervater der volkisch religiosen Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich 3 Wachler war Mitglied in der Germanischen Glaubens Gemeinschaft Grundungs und Ehrenmitglied der Guido von List Gesellschaft sowie Forderer der Gobineau Vereinigung 4 Wachler betrieb die Zeitschriften Der Kynast Blatter fur Volkstum und Dichtung 1898 1899 Deutsche Zeitschrift 1899 1905 Iduna 1905 1906 und die Die Jahreszeiten Blatter fur Dichtung und Volkstum 1910 1911 5 wo er sich haufig zum Bergtheater und den dort gespielten Theaterstucken zu Wort meldete Nach Studium und Promotion erwarb er sich erste praktische Theatererfahrungen als Dramaturg am Berliner Theater aber bereits in seiner Studienzeit entwarf Wachler sein nationales Kulturprogramm das sich gegen decadence wandte und eine aus dem Boden des deutschen Volksthums erwachsende Kultur 6 eine Synthese von Kunst und Volkstum anstrebte die er mit dem Bergtheater Thale zu verwirklichen gedachte Grundung und volkische Theaterausrichtung Bearbeiten Die Naturbuhne wurde am 8 Juli 1903 von Ernst Wachler unter dem Namen Grune Buhne gegrundet In seiner Zeitschrift Deutsche Volksbuhne stellte er zuvor seinen Plan eines Theaters der Zukunft vor In einer Erklarung deutscher Autoren und Kunstler wurde in der Deutschen Volksbuhne zur Sammlung aller Gleichgesinnten aufgerufen die fur die deutschen und volkstumlichen Bestrebungen eintreten Wachler wandte sich mit seinen Erneuerungsvorstellungen vorrangig an die Vertreter der Heimatkunstbewegung Im Februar 1903 riefen namhafte Vertreter der Heimatkunstbewegung zur finanziellen Unterstutzung des geplanten Landschafts und Volkstheater unter freiem Himmel auf und gaben der Hoffnung Ausdruck dass die Harzfestspiele Vorbild fur ein uber Deutschland verbreitetes Netz von Sommerbuhnen werden wurden Wachler erstrebte eine Musterweihebuhne im Geiste Richard Wagners die Vorbild einer nationalen Renaissance sein sollte indem die ursprunglichen germanischen Lebensanschauungen und formen die durch judisch christliche und lateinische Einflusse unterdruckt worden seien wiederbelebt werden Nach Wachlers Auffassung uberdauerte der echte Glaube der Deutschen trotz aller Anfeindungen im traditionellen Brauchtum in Marchen Sagen und Mythen sowie in der deutschen Muttersprache Daher sei der Kunstler und besonders der Dichter dazu berufen die Keime eines neuen Glaubens auszustreuen Dementsprechend wurden die Theaterauffuhrungen als gottesdienstliche Handlung begriffen 7 1905 wurde der Verein zur Forderung des Harzer Bergtheater von fuhrenden Vertretern der Heimatkunstbewegung und Freunden Ernst Wachlers gegrundet Der Verein bezweckte vor allem die Anwerbung fordernder Mitglieder aus volkisch nationalen Kreisen um so in dem Aufruf zur Grundung dieses echt nationale dem gesamten Deutschtum in idealem Sinne dienende Unternehmen zu unterstutzen 8 Wie schon durch sein schriftstellerisches Wirken versuchte Wachler auch durch das Bergtheater volkisches Gedankengut zu popularisieren und die verschiedenen volkischen Fuhrer und Gruppen zu vernetzen Das auch als neuheidnische Weihestatte konzipierte Bergtheater war daher wiederholt Treffpunkt volkischer und volkisch religioser Organisationen So wurde dort auf einer Tagung im August 1913 durch Umbenennung der 2 Deutschreligiose Gemeinschaft die Germanische Glaubens Gemeinschaft gegrundet und 1914 fand ein Allthing germanischer Gemeinschaften statt an dem unter anderem die Germanische Glaubens Gemeinschaft der ebenfalls deutschglaubige Deutsche Orden Otto Siegfried Reuters die Grosse Germanen Logen der Germanenorden der Schafferbund und Wachlers Gesellschaft Wodan beteiligt waren Auf diesem Allthing wurde Ludwig Fahrenkrog zum Hochwart der Germanischen Glaubens Gemeinschaft gewahlt 9 Die neuheidnische Kultstatte war auch an Symbolen darunter Runen zu erkennen In die Eingangstur war ein Hakenkreuz geschnitzt am Fuss der Haupttreppe des Zuschauerraums war ein Steinaltar aufgestellt und am Eingang war ein Edda Spruch angebracht Allen Edlen gebiet ich Andacht Hohen und Niedern aus Heimdalls Geschlecht Walvaters Wirken will ich kunden Der Vorzeit Sagen deren ich mich entsinne 10 Theaterbetrieb Bearbeiten nbsp Eingang des Theaters 2010 nbsp Auffuhrung der Oper Die verkaufte Braut 1968 Die Hauptspielzeit war in den Monaten Juli und August in der etwa funfzig Auffuhrungen stattfanden die im Allgemeinen gut besucht waren 11 Neben einem klassischen Repertoire kamen volkische Dramen zur Auffuhrung mit denen die deutsche Wiedergeburt und volkische Germanen und Volkstumsideologie thematisiert wurden und ein grosses Publikum mit der volkischen Weltsicht bekannt machten Bei der Eroffnungsvorstellung 1903 wurde das Stuck Walpurgis von Ernst Wachler uraufgefuhrt das in der ersten Spielzeit 19 Vorstellungen erlebte Auch Wachlers Dramen Widukind 1904 Mittsommer 1905 und 1906 Mittwinter 1910 und Die Osternacht 1912 wurden im Bergtheater aufgefuhrt Von 1903 bis 1912 wurden ausserdem u a folgende Theaterstucke aufgefuhrt Wieland der Schmied 1905 Munchhausen und Konig Arthur von Friedrich Lienhard Frithjof und Ingeborg 1908 von Karl Engelhard 1879 1914 Balders Tod 1908 von Max R Schmidt Baldur 1912 und Wolund 1913 von Ludwig Fahrenkrog Die versunkene Glocke von Gerhart Hauptmann Lafontaine von Adolf Bartels Herzog Heinrich am Finkenherd und Heinrich der Lowe von Franz Herwig 1880 1931 Spielmanns Kirmes von Alexander Elster 1877 1942 Sigfrieds Tod von August Sturm 1852 1923 Glaube und Heimat von Karl Schonherr Der Moloch und Die Nibelungen von Friedrich Hebbel Die Nachbarn von Karl Immermann sowie Werke von William Shakespeare Johann Wolfgang Goethe Friedrich Schiller Hans Sachs Heinrich von Kleist Christian Dietrich Grabbe und Friedrich Gottlieb Klopstock 12 Internationales Ansehen Bearbeiten 1911 legte Wachler die Spielleitung nieder was einen herben Ruckschlag fur das Theater bedeutete 1925 ubernahm er aus Anlass des 60 Geburtstags Friedrich Lienhards mit Erfolg die Leitung der Lienhard Festspiele auf dem Harzer Bergtheater Mit Erich Pabst 1890 1955 als Intendant von 1926 bis 1932 errang das Theater mit einem anspruchsvollen Spielplan und renommierten Schauspielern internationales Ansehen als Grune Buhne Diese Zeit endete abrupt mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 ubernahm Walther Eggert die Leitung der an die Ideen einer echten deutschen Kultur Wachlers und der Heimatkunstbewegung im Rahmen der nationalsozialistischen Kulturpolitik anknupfte 13 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten 1940 wurde das Theater kriegsbedingt geschlossen Ernst Wachler ging zuletzt auf Distanz zu seiner Theaterschopfung ebenso wie auch nach anfanglicher Begeisterung zum Nationalsozialismus 1941 bekannte er das Harzer Bergtheater liege hinter mir wie ein idealer Traum Was spater wird bleibt abzuwarten 14 1942 zog er nach Prag und wurde nach Kriegsende wahrscheinlich als Uberlebender der tschechischen Gewaltexzesse gegen die Deutschen s auch Geschichte Prags im KZ Theresienstadt interniert wo er im Sommer 1945 an der Hungerruhr starb 15 Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Gojko Mitic bei einer Fechtprobe 1984 Nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1946 die Wiederaufnahme der Buhnentatigkeit Die Leitung lag von 1946 bis 1992 beim jeweiligen Intendanten der Stadtischen Buhnen Quedlinburg Das Bergtheater Thale wurde nun kunstlerischer Ausdruck einer sozialistischen Nationalkultur und Vorbild aller Freilichtbuhnen der DDR Wie schon zu Wachlers Zeiten wurden Werke von Shakespeare Goethe Schiller Kleist Hebbel und Hauptmann gespielt Hinzu kamen Stucke die historische Stoffe im Sinne des sozialistischen Bildungsideals Friedrich Wolf Arkadi Gajdar und in Anlehnung an Wachlers Theaterkonzept thematisierten 16 Seit der Wiedervereinigung Bearbeiten Nach der Deutschen Wiedervereinigung von 1990 ubernahm die Stadt Thale 1992 das Bergtheater Neuer Leiter wurde Alexander Opitz Seit 1994 sind die kunstlichen Bauten entfernt worden und die Grune Buhne wieder in einem naturgerechten Zustand 17 2001 schlossen sich das Harzer Bergtheater und der Tierpark Thale zur Hexentanzplatz GmbH zusammen Am 1 Januar 2013 wurde die Tochtergesellschaft der Stadt Thale zur Bodetal Tourismus GmbH umbenannt 18 Heute wird die Freilichtbuhne u a vom Nordharzer Stadtebundtheater bespielt Neben Oper Operette Schauspiel Marchen gibt es auch Musical und Konzertveranstaltungen aller Art Im April 2022 erfolgte der erste Spatenstich zum Umbau des Harzer Bergtheaters 19 Fur knapp acht Millionen Euro wird die Anlage bis 2024 umgebaut und erweitert Kunftig sollen 1 900 Besucher Platz haben Ausserdem wird die Technik modernisiert Der fur das Theater typische Blick ins Harzvorland soll dabei erhalten bleiben 20 Durch die gestiegenen Baukosten wird die Sanierung des Bergtheaters Thale funf Millionen Euro mehr kosten 21 Ehemalige Darsteller Auswahl BearbeitenGojko Mitic Renate Muller Peter Schell Erich Geister Gustaf Grundgens Heinz Baumann Manfred Krug Ruth Maria Kubitschek Uwe Friebel Stefan Saborowski Wolf Sabo Wolfgang Kaul Sven MeinIntendanten Verantwortliche Bearbeiten1903 bis 1911 1925 Ernst Wachler 1912 bis 1914 Leo Ingber 1916 Lutzenkirchen Weber 1917 Hegen Ebers 1917 Siegfried Hagen 22 1919 bis 1920 Heinz Schwamborn 1921 Robert Forster 1922 Albert Berthold 1926 bis 1932 Erich Pabst 1933 Walther Eggert 1934 bis 1939 Heinrich Kreutz 1946 bis 1953 Ulrich Velten 1953 bis 1963 Curt Trepte 1964 bis Werner Peter 1995 bis 2008 Mario Jantosch 2008 bis 2013 Hans Peter Bergmann Geschaftsfuhrer der Hexentanzplatz Thale GmbH 2013 bis 2017 Michael Weber Geschaftsfuhrer der Bodetal Tourismus GmbH Ronny Grosse seit 2018 Ronny Grosse Geschaftsfuhrer der Bodetal Tourismus GmbH 23 Literatur BearbeitenCurt Trepte Harzer Bergtheater Tradition u Gegenwart Zum 60jahrigen Bestehen des Harzer Bergtheaters zu Thale Fotos Eberhard Buschmann u a Zeichn Wilhelm Krieg u Max Schwimmer Berlin 1963 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte Ernst Wachler und das Harzer Bergtheater In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Hrsg von Uwe Puschner Walter Schmitz und Justus H Ulbricht Saur Munchen u a 1996 S 762 796 ISBN 3 598 11241 6 Uwe Puschner Die volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Sprache Rasse Religion Darmstadt 2001 ISBN 3 534 15052 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Bergtheater Thale Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Harzer Bergtheaters ThaleEinzelnachweise Bearbeiten Kulturangebote im Bodetal trotz Umbau des Bergtheaters In Suddeutsche Zeitung 4 Juni 2022 Werner Stegmaier Daniel Krochmalnik Judischer Nietzscheanismus Walter de Gruyter 1997 S 389 Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 225 Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 233 Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Kaiserreich und Weimarer Republik Darmstadt 2008 S 59 106 119 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 794 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 768 f Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 769 ff Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 228 ff Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 789 Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 126 f Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 41 f Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 286 ff Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 286 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 787 f Uwe Puschner Die Volkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich Darmstadt 2001 S 145 286 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 791 f Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte Ernst Wachler und das Harzer Bergtheater In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Hrsg von Uwe Puschner Walter Schmitz und Justus H Ulbricht Saur Munchen u a 1996 S 762 796 hier S 793 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte Ernst Wachler und das Harzer Bergtheater In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Hrsg von Uwe Puschner Walter Schmitz und Justus H Ulbricht Saur Munchen u a 1996 S 762 796 hier S 793 Uwe Puschner Deutsche Reformbuhne und volkische Kultstatte In Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Munchen 1996 S 793 f Rudolf Lehmann Theater in Quedlinburg Chronik und Buch der Erinnerung Quedlinburg 1994 S 255 257 Geschichte des Harzer Bergtheaters Thale Bilder zum Umbau des Bergtheaters Thale PDF 6 5 MB Thale Bauarbeiten am Bergtheater und auf Hexentanzplatz MDR SACHSEN ANHALT 12 April 2022 Umbau von Hexentanzplatz und Bergtheater in Thale wird teurer auf MDR de 13 April 2023 Brief der Schwester Eva Hagen an Johannes Schmidt vom 25 Februar 1917 liegt im Original vor Siegfried ist glucklicher Direktor des Harzer Bergtheaters in Thale Petra Korn Nachfolger benannt Der Neue ist ein alter Hase In Mitteldeutsche Zeitung MZ 20 Dezember 2017 abgerufen am 21 Juni 2019 51 736125 11 031057 Koordinaten 51 44 10 1 N 11 1 51 8 O Normdaten Korperschaft GND 5155816 6 lobid OGND AKS VIAF 159105569 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergtheater Thale amp oldid 237507137