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Lothar August Arnold Stengel von Rutkowski 3 September 1908 in Hofzumberge Kurland heute Tervete Lettland 24 August 1992 in Wittmund Deutschland war Arzt Dichter und Vertreter der nationalsozialistischen Rassenhygiene Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Vor 1945 1 2 Nach 1945 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenVor 1945 Bearbeiten Lothar von Rutkowski entstammte einer alten deutsch baltischen Familie Sein Vater war der evangelische Pfarrer Arnold von Rutkowski seine Mutter Elisabeth von Bahder Im Alter von zehn Jahren erlebte er die Ermordung seiner Eltern durch die Bolschewiki Zusammen mit seinem Bruder ubersiedelte er nach Deutschland wo er in Marburg an der Lahn vom Historiker Edmund E Stengel adoptiert wurde Mit der Rassenfrage begann er sich nach dem Jahr 1927 zu beschaftigen und studierte die Werke von Fritz Lenz und Hermann Muckermann 1 In Marburg besuchte er das Gymnasium Philippinum wo er 1928 sein Abitur ablegte Er war Mitglied in der Deutschen Knappenschaft den Junghessen und im Jungstahlhelm Von 1928 bis 1933 studierte er Medizin Anthropologie und Rassenhygiene in Munchen Marburg und Wien Er war Mitglied des volkischen Jugendbundes Adler und Falken 2 In Munchen wurde er Mitglied in der Gilde Greif Munchen 3 Im April 1930 trat Stengel von Rutkowski der NSDAP Mitgliedsnummer 223 103 4 und im November 1930 der SS Mitglieds Nr 3 683 bei In der SS folgte am 24 Marz 1934 die Ernennung zum Sturmfuhrer ff Untersturmfuhrer genannt am 12 September 1937 zum Hauptsturmfuhrer und 1939 zum Sturmbannfuhrer Nach seinem Studium war Stengel von Rutkowski bis 1934 als Leiter der Rassenhygienischen Abteilung des Rasse und Siedlungshauptamtes RuSHA der SS in Munchen tatig Bei der Grundung des Rasseamtes war er im Referat fur Gesundheitszeugnisse zustandig Im Jahr 1934 wurde er eingeburgert und heiratete Monika Hoppe Aus dieser Ehe gingen funf Kinder hervor 1934 legte er sein Staatsexamen ab Karl Astel holte ihn 1933 als Abteilungsleiter des Thuringischen Landesamtes fur Rassenwesen nach Weimar Seit November 1934 leitete er die Abteilung Lehre und Forschung des Weimarischen Rasseamtes an der Universitat Jena Dort avancierte er zum engsten Mitarbeiter von Karl Astel Mit dem Rassentheoretiker Hans F K Gunther war Rutkowski eng befreundet Unter Astel der spater fur Stengel von Rutkowskis Sohn Witigo die Patenschaft bei der heidnischen Namensweihe 5 ubernahm avancierte Stengel von Rutkowski zu den Hauptbetreibern einer Deutschen Biologie und Deutschen Philosophie Mit seinen pseudo biophilosophischen und rassentheoretischen Aussagen in seinen Publikationen beeinflusste er grosse Teile der Bevolkerung 6 Im Jahr 1936 wurde er als Richter an das Jenaer Erbgesundheitsgericht berufen 7 Seit dem 1 Oktober 1937 war er Regierungs und Medizinalrat 1938 wurde er in Jena mit seiner Arbeit Die Fortpflanzung der thuringischen Bauern promoviert Ab 1940 war er Dozent fur Rassenhygiene Kulturbiologie und rassenhygienische Philosophie an der Medizinischen Fakultat Im gleichen Jahr wurde er stellvertretender Gaudozentenfuhrer 8 Mit seiner Arbeit Was ist ein Volk hat er sich 1941 in Jena habilitiert Eine der Aufgaben Stengel von Rutkowskis war es fur die SS in Jena eine grosse Sammelstatte aller fur die Geschichte der Rassenidee bedeutungsvollen Dokumente einzurichten In diesem Zusammenhang verwaltete er den Nachlass von Wilhelm Schallmayer und bemuhte sich um die Archive von Alfred Ploetz und Ernst Rudin 9 Neben der Verbreitung rassenhygienischen und kulturbiologischen Gedankengutes setzte sich Stengel von Rutkowski auch fur die Ideen Ernst Haeckels ein 10 Stengel von Rutkowskis Definition von Rasse pragte massgeblich die NS Ideologie und fand Einzug in das NS Worterbuch aus dem SS Amt 11 Stengel von Rutkowski war Mitherausgeber von Jakob Wilhelm Hauers Zeitschrift Deutscher Glaube Monatsschrift fur arteigene Lebensgestaltung Weltschau und Frommigkeit die zwischen April 1934 und Februar 1944 erschien In der am 29 20 Juli 1933 gegrundeten und bis Mai 1934 bestehenden Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung war er fur die Adler und Falken Mitglied des Fuhrerrats 12 Seit 1940 wurde er als Truppenarzt der Waffen SS mehrfach auf dem Balkan in der Sowjetunion und bei der Bandenbekampfung in Griechenland eingesetzt 1944 war er Hauptabteilungsleiter im Heiratsamt des Rasse und Siedlungshauptamtes der SS Seit Januar 1944 war er als Arzt im RuSHA in Prag tatig 13 Er geriet 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft Nach 1945 Bearbeiten Aufgrund seines politischen Engagements in der Wissenschaft und seiner personlichen Nahe zum NS Staat wurde Stengel von Rutkowski am 13 September 1945 in Abwesenheit aus dem offentlichen Dienst entlassen 14 In der Sowjetischen Besatzungszone wurden diverse seiner Schriften auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 15 Im Juli 1949 kehrte er nach vier Jahren Gefangenschaft in Russland nach Marburg zuruck wo er ein Rechtfertigungsmanuskript mit dem Titel Der Rassengedanke in Wissenschaft und Politik verfasste Im Jahr 1954 absolvierte Stengel von Rutkowski ein Amtsarztexamen in Dusseldorf und von 1958 bis 1972 war er als Amtsarzt des Kreises Waldeck in Korbach sowie als praktischer Arzt tatig und wurde fuhrendes Mitglied rassistisch religioser Vereine Laut Isabel Heinemann die sich auf seine Akte im Berlin Document Center BDC beruft war er Mitglied der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft 16 Zusammen mit Jakob Wilhelm Hauer grundete Stengel von Rutkowski am 4 April 1956 die Freie Akademie Eintragung in das Vereinsregister am 6 Januar 1957 in Nurnberg Von 1956 bis 1972 war er deren wissenschaftlicher Sekretar Nach Hauers Tod 1962 wurde er Vorsitzender der Akademie 1 Seinen Ruhestand ab 1972 verbrachte er in Korbach wo er zahlreiche Gedichtbande verfasste Im Jahr 1992 bekannte Stengel von Rutkowski sich in einem Schreiben schuldig am Tod seiner 1916 geborenen Schwester Gisela die psychisch erkrankt war und am 13 Juni 1941 in der Totungsanstalt Hadamar ermordet wurde 17 Veroffentlichungen BearbeitenRasse und Geist In Nationalsozialistische Monatshefte Jahrgang 4 Heft 35 Februar 1933 S 86 90 Grundzuge der Erbkunde und Rassenpflege Langewort Berlin Lichterfelde 1934 3 erg Aufl 1939 4 unv Aufl 1943 Hans F K Gunther der Vorkampfer fur den nordischen Gedanken Eher Munchen 1936 Das Reich dieser Welt Lieder und Verse eines Heiden Wolund Erfurt 1937 Gedichte Deutsch auch im Glauben Sigrune Erfurt 1939 Die unterschiedliche Fortpflanzung der 20000 thuringischen Bauern Lehmanns Munchen 1939 Der Gang durch das Jahr Lyrische Aquarelle Sigrune Erfurt 1939 Gedichte Was ist ein Volk Der biologische Volksbegriff Eine kulturbiologische Untersuchung seiner Definition und seiner Bedeutung fur Wissenschaft Weltanschauung und Politik Kurt Stenger Erfurt 1940 Habilschrift Wissenschaft und Wert Fischer Jena 1941 Von Allmacht und Ordnung des Lebens Nordland Berlin 1942 Das naturgesetzliche Weltbild der Gegenwart Nordland Berlin 1943 Spur durch die Dunen der Zeit Marburger Spiegel Marburg 1958 Gedichte Die Gesichte des Einhorns Hohenstaufen Bodman 1968 Gedichte Auf der Suche nach neuen weltanschaulichen Behausungen Zs Wirklichkeit und Wahrheit Heft 3 74 Lebensreligion und Wertidealismus Studien zur Arbeit der Freien Akademie 24 Tubingen 1977 Die Arbeit der freien Akademie 1956 1976 Zs Wirklichkeit und Wahrheit 1977 Heft 2 Vogelflug und Seinsminute Hohenstaufen Bodman 1978 Gedichte Im Spiegel des Seins Hohenstaufen Bodman 1983 Gedichte Der Wanderer Bilder zwischen Tag und Traum Gedichte Edition L Lossburg 1988 Gedichte Zaubereien in Bild und Wort Hagel Korbach 1990 Jahreslauf und Lebensspur Fruhe Gedichte Europaischer Verlag Wien 1990 Gedichte Literatur BearbeitenHendrik Baumbach Von den weltanschaulichen Kampfen im Professorenhaushalt des Marburger Mediavisten Edmund E Stengel in der Spatphase der Weimarer Republik bis zur Mitte der 1930er Jahre In Hessisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 68 2018 S 115 136 Dienstaltersliste der SS Stand vom 1 Oktober 1934 Personalabteilung RF SS Buchdruckerei Birkner vorm Hermes Munchen 1934 S 49 Nr 1763 Carola L Gottzmann Petra Horner Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St Petersburgs De Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 019338 1 S 1246 1247 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 168 Uwe Hossfeld Nationalsozialistische Wissenschaftsinstrumentalisierung Die Rolle von Karl Astel und Lothar Stengel von Rutkowski bei der Genese des Buches von Heinz Brucher Ernst Haeckels Bluts und Geisteserbe 1936 In Erika Krausse Hrsg Der Brief als wissenschaftshistorische Quelle Ernst Haeckel Haus Studien Band 8 Verlag fur Wissenschaft und Bildung Berlin 2005 ISBN 3 86135 488 8 Uwe Hossfeld Michal Simunek Die Kooperation der Friedrich Schiller Universitat Jena und der Deutschen Karls Universitat Prag im Bereich der Rassenlehre 1933 1945 Erfurt 2008 ISBN 978 3 937967 34 9 Hinrich Jantzen Namen und Werke Band 3 Quellen und Beitrage zur Geschichte der Jugendbewegung Band 12 Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 7638 1253 9 S 299 304 Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen III I Z In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 22 2003 S 269 305 hier S 295 Wolfgang A Ritter Der Lyriker Lothar Stengel von Rutkowski Ein Wanderer zwischen Natur und Geist Lossburg 1992 ISBN 3 927932 61 2 Paul Weindling Mustergau Thuringen Rassenhygiene zwischen Ideologie und Machtpolitik In Norbert Frei Hrsg Medizin und Gesundheitspolitik in der NS Zeit Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Sondernummer R Oldenbourg Munchen 1991 ISBN 3 486 64534 X S 81 97 hier S 93 96 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lothar Stengel von Rutkowski im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Schaul Baumann Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 2005 ISBN 3 927165 91 3 S 173 Stefan Breuer Die Volkischen in Deutschland Darmstadt 2008 S 212 Primarquelle Bundesnachrichtenblatt der DAG WS 1928 29 Nr 3 eingebracht in Sekundarquelle Helmut Kellershohn Im Dienst an der nationalsozialistischen Revolution Die Deutsche Gildenschaft und ihr Verhaltnis zum Nationalsozialismus In Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung Band 19 1999 2004 Wochenschau Verlag 2004 DISS Internetfassung S 17 Rainer Bromer Uwe Hossfeld Nicolaas A Rupke Evolutionsbiologie von Darwin bis heute VWB 2000 ISBN 978 3 86135 382 9 S 258 google com abgerufen am 15 Marz 2021 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 231 Uwe Hossfeld Rassenkunde und Rassenhygiene an der Universitat Jena im Dritten Reich In Karen Bayer Frank Sparing Wolfgang Woelk Hrsg Universitaten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der fruhen Nachkriegszeit Steiner Verlag 2004 S 212 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2 Auflage Frankfurt a M 2003 ISBN 3 10 039309 0 S 601 f Klee Personenlexikon S 602 Paul Weindling Health Race and German Politics between National Unification and Nazism 1870 1945 Cambridge University Press New York 1993 ISBN 0 521 42397 X S 498 Uwe Hossfeld Rassenkunde und Rassenhygiene an der Universitat Jena im Dritten Reich In Karen Bayer Frank Sparing Wolfgang Woelk Hrsg Universitaten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der fruhen Nachkriegszeit Steiner Verlag 2004 S 213 Gerd Simon Art Auslese Ausmerze etc Ein bisher unbekanntes Worterbuch Unternehmen aus dem SS Hauptamt im Kontext der Weltanschauungslexika des 3 Reichs Gesellschaft fur interdisziplinare Forschung Tubingen 2000 S 47 Ulrich Nanko Die Deutsche Glaubensbewegung Marburg 1993 S 147 Detlef Brandes Umvolkung Umsiedlung rassische Bestandsaufnahme NS Volkstumspolitik in den bohmischen Landern Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 71242 1 S 232 234 305 Klaus Michael Kodalle Homo perfectus Behinderung und menschliche Existenz Konigshausen amp Neumann 2004 S 89 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Zentralverlag Berlin 1946 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Zentralverlag Berlin 1946 Berlin Document Center BDC Akte von Lothar Stengel von Rutkowski im Bundesarchiv zitiert in Isabel Heinemann Rasse Siedlung deutsches Blut Wallstein Verlag Gottingen 2003 S 638 Auch in Hubert Cancik und Uwe Puschner Anti Semitism Paganism Voelkish Religion Saur 2004 S 155 HR2 Radio Feature Die Vergessenen von Hadamar 30 August 2013 s a Link zum Manuskript 13 105 Memento vom 25 September 2015 im Internet Archive Normdaten Person GND 11911626X lobid OGND AKS LCCN n86105856 VIAF 117747941 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stengel von Rutkowski LotharALTERNATIVNAMEN Stengel von Rutkowski Lothar August Arnold vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt nationalsozialistischer Rassentheoretiker und DichterGEBURTSDATUM 3 September 1908GEBURTSORT Tervete Lettland STERBEDATUM 24 August 1992STERBEORT Wittmund Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lothar Stengel von Rutkowski amp oldid 238246674