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Konrad II von Schlusselberg um 1277 14 September 1347 auf Burg Neideck war als koniglicher Vorstreiter und Reichssturmfahnrich der einflussreichste und zugleich letzte Vertreter des hochadeligen frankischen Geschlechts derer von Schlusselberg Von 1322 bis 1336 war er Inhaber des Reichssturmfahnlehens und nannte sich deshalb Konrad von Schlusselberg zu Gruningen Wappen des Grafen von Schlusselberg von Wolleber 1 Kaiser Ludwig der Bayer 2 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Vorstreiter Ludwigs des Bayern 3 Ausbau der Territorialherrschaft in Franken 4 Zerschlagung der Schlusselberger Herrschaft 5 Literatur 6 Einzelnachweise und Anmerkungen 7 WeblinksHerkunft und Familie BearbeitenKonrad II von Schlusselberg stammte aus dem hochadeligen Geschlecht derer von Schlusselberg welches in der Frankischen Schweiz reich begutert war Sein Vater war vermutlich Konrad I von Schlusselberg einer der Stifter von Kloster Schlusselau Konrad II wurde in einer Urkunde von 1296 als der junge Herr erstmals genannt Er war unter anderem Burgherr der namensgebenden Burg Schlusselberg bei Waischenfeld bevorzugte spater aber die ausgebaute Burg Neideck Laut der Stammliste der Hohenzollern war er in erster Ehe mit Lukardis 1326 Tochter des Burggrafen Konrad von Nurnberg verheiratet und hatte mit ihr wohl drei Tochter Agnes Anna und Beatrix Agnes soll erst Heinrich von Plauen und nach dessen Tod Hermann von Beichlingen geheiratet haben 3 Anna von Schlusselberg war von 1339 bis 1379 Abtissin des Klosters Schlusselau Eine zweite Ehe ging Konrad von Schlusselberg mit der verwitweten Agnes von Wurttemberg Helfenstein ca 1305 1373 4 einer Enkelin des streitbaren Grafen Eberhard I von Wurttemberg ein Beide verkuppelten Kinder aus erster Ehe miteinander Beatrice von Schlusselberg und Graf Ulrich V von Helfenstein Blaubeuren 1361 Auch Konrads zweite Gattin gebar keinen mannlichen Erben Ihre gemeinsame Tochter Hildegard soll einen Grafen Eitel Friedrich von Zollern geheiratet haben 3 Eine weitere Tochter Konrads Sophia von Schlusselberg nach 1360 soll mit Friedrich III der alte Ritter von Hohenzollern Schalksburg verheiratet gewesen sein Vorstreiter Ludwigs des Bayern Bearbeiten nbsp Bannertrager auf einer zeitgenossischen Darstellung einer Schlacht Kaiser Karls d Gr gegen die Heiden falschlich ofter als Schlacht bei Muhldorf bezeichnet nbsp Die ehemalige Reichsstadt Gruningen heute Markgroningen von der Schlusselburg bis zum Asperg um 1800 Konrad gilt als enger Vertrauter des spater zum Kaiser gekronten Konigs Ludwig der Bayer und zeichnete sich als dessen Vorstreiter und Bannertrager in der Schlacht von Gammelsdorf 5 1313 und in der Schlacht bei Muhldorf 1322 aus Mit seinen frankischen Rittern soll Konrad diese Schlacht gegen den habsburgischen Gegenkonig Friedrich den Schonen fruhzeitig fur Ludwig entschieden haben Am 3 Oktober 1322 ubereignete Konig Ludwig der Bayer ihm und seinen Erben angesichts seiner Dienste fur Konig und Reich sowie als Bannertrager in seinem siegreichen Kampf bei Muhldorf das Sturmfahnlehen mit der Reichsburg Gruningen und der Stadt Gruningen mit allen Rechten und Lehen Patronat und Gerichtsbarkeit Dorfern Weiden Waldern Gewassern und Wasserlaufen Leuten und Vasallen Einkunften und Zubehor zu rechtem und ewigem Lehen und befiehlt allen zur Stadt und Burg gehorenden Leuten und Vasallen Konrad und dessen Erben die genannten Rechte in vollem Umfang zu ubergeben und ihnen gehorsam zu sein 6 Im benachbarten Vaihingen an der Enz residierte Graf Konrad von Vaihingen der am 11 November 1323 vor dem Hofgericht vergeblich versuchte die Anspruche seiner Gattin Elisabeth Tochter von Gottfried von Schlusselberg gegen Bischof Johann von Bamberg durchzusetzen der das Amt anstelle des dafur vorgesehenen Ulrichs von Schlusselberg besetzt hatte 7 Laut Romer war Elisabeth eine Cousine Konrads von Schlusselberg Gottfried also nicht sein Vater und Ulrich vermutlich sein Vetter 1312 soll Konrad erstmals im schwabischen Vaihingen gewesen sein 8 Im Zuge der Auseinandersetzungen mit dem in Avignon residierenden Papst Johannes XXII sprach dieser am 11 Juli 1324 Bann und Interdikt gegen Konig Ludwig und dessen enge Vertraute aus zu denen auch Konrad von Schlusselberg zahlte So begleitete Konrad von 1327 bis 1329 Konig Ludwig nach Rom wo dieser 1328 erstmals ohne papstliche Beteiligung zum Kaiser gekront wurde und Konrad die Belehnung mit Gruningen bestatigte Hier hielt sich Konrad nach der Ruckkehr aus Italien verstarkt auf und nannte sich Konrad von Schlusselberg zu Gruningen Ob er ausserhalb der mit einer Reichsburg versehenen Stadt zudem die Schlusselburg auf dem Schlusselberg erbauen liess scheint ihr Name zwar nahezulegen kann jedoch nicht belegt werden Obwohl Konrad als Gruninger Lehenstrager im bislang von den Habsburgern dominierten niederschwabischen Raum eine exponierte Stellung erlangt hatte konnte der anfangs auf Seiten der Habsburger stehende Graf Ulrich III von Wurttemberg schliesslich grosseres politisches Gewicht erlangen Als dessen Landvogt brachte Ulrich III Kaiser Ludwig 1336 dazu auf Konrad von Schlusselberg einzuwirken dass dieser das prestigetrachtige Gruninger Reichslehen mit der Reichssturmfahne gegen eine Entschadigung in Hohe von 6000 Pfund Haller an den Onkel seiner zweiten Gattin abtrat 9 Ausbau der Territorialherrschaft in Franken Bearbeiten nbsp Bei der Verteidigung der Burg Neideck kam Konrad zu Tode nbsp Markierung der Grabstelle Konrads an der Chorwand der Klosterkirche von Schlusselau nbsp Originalgetreuer Chor und wiederhergestelltes Kirchenschiff von Kloster SchlusselauDarauf konzentrierte sich Konrad ganz auf seinen frankischen Stammsitz und baute nach Waischenfeld und Ebermannstadt denen Konig Ludwig bereits 1315 bzw 1323 die Markt und Stadtrechte verliehen hatte nun auch ein Dorf bei Burg Thungfeld zur Stadt Schlusselfeld aus die am 10 Juni 1336 die Stadtrechte erhielt Konrads langgestrecktes Territorium umfasste laut Voit 10 sieben Hochgerichtsbezirke Schnaid Senftenberg Neideck Waischenfeld Thurndorf und Eschenbach Neben seinen drei Stadten und 17 Burgen hatte er Besitzanteile und Rechte an sieben weiteren Burgen die Klostervogtei von Schlusselau sowie Besitzungen in 72 Orten inne Dem Schlusselberger dienten 25 niederadlige Familien an 39 Geschlechter waren schlusselbergische Lehen vergeben Sein zunehmendes territoriales Gewicht missfiel seinen machtigen Nachbarn dem Bamberger Furstbischof dem Furstbischof von Wurzburg und dem Burggrafen von Nurnberg Den sich zuspitzenden Interessenkonflikt zwischen dem Wurzburger Bischof Otto II von Wolfskeel und dessen Verbundeten 11 mit dem Schlusselberger hinter dem die Stadte Wurzburg Nurnberg Rothenburg ob der Tauber und Windsheim standen konnte Kaiser Ludwig 1344 zwar noch entscharfen 12 Nachdem die Bruder Albrecht und Friedrich von Hohenlohe als Bischofe von Wurzburg und Bamberg sich 1346 jedoch vom Kaiser losgesagt hatten und die Wahl des Luxemburger Gegenkonigs Karl von Mahren unterstutzten sah sich der kaisertreue Konrad 1347 in eine todliche Fehde verwickelt Zerschlagung der Schlusselberger Herrschaft BearbeitenAls Anlass fur die Fehde diente unter anderem der Streit um hoheitliche Zoll und Geleitrechte zur Rechtfertigung die Exkommunikation des damit vogelfreien Konrads Nach der Errichtung einer Schlusselberger Mautstelle bei Streitberg fiel der Nurnberger Burggraf Johann II 1347 mit Unterstutzung der beiden Bruder Albrecht und Friedrich von Hohenlohe als Bischofe von Wurzburg und Bamberg in Konrads Territorium ein Vergeblich auf Entsatztruppen von Ludwig dem Bayern 1347 hoffend 13 wurde Konrad am 14 September 1347 im Zuge der Belagerung seiner Burg Neideck durch einen Blidentreffer niedergestreckt Die Sieger teilten das frankische Territorium der nun ohne mannlichen Erben verbliebenen Schlusselberger grossteils unter sich auf Konrads Tochter wurden mit relativ geringen finanziellen Entschadigungen abgefunden Da Konrad mit dem Kirchenbann belegt war konnte er nicht in der Schlusselberger Grablege im Kloster Schlusselau bestattet werden Vermutlich hat man ihn heimlich an der Aussenmauer der Klosterkirche begraben an der eine eingeritzte Inschrift auf Konrad hinweist siehe Bild Ein betrachtlicher Teil der Schlusselberger Guter und Lehen ging in den gemeinsamen Besitz des Wurzburger und Bamberger Hochstiftes uber darunter nach der Aufteilung vom 12 Mai 1349 die Burgen Nieder Senftenberg Thungfeld Ebermannstadt Schlusselfeld Neideck Waischenfeld Streitberg und Greifenstein 14 Vormals Schlusselberger Besitz darunter Anteile an Burg Niedersenftenberg Eggolsheim und Ebermannstadt wurden vom Wurzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg 1384 endgultig an das Hochstift Bamberg verkauft 15 Von der allodialen Erbmasse Konrads bzw seiner Tochter oder Cousinen profitierten neben dem frankischen Kloster Schlusselau offenbar drei schwabische Kloster worauf die Verwendung des Schlusselberger Wappens hinweist nbsp Ahnenwappen in der Hechinger Klosterkirche St Luzen 16 nbsp Stifter Wappen in der Klosterchronik der Reichsabtei Gutenzell nbsp Wappen des Klosters Marchtal und der Gemeinde ObermarchtalIm Laufe seines Lebens hatte der um sein Seelenheil bemuhte Konrad ausserdem etliche Stiftungen an elf verschiedene Einrichtungen veranlasst Neben Kloster Schlusselau nostrum ac nostrorum progenitorum plantata seiner und seiner Vorfahren Stiftung bedachte er die Konvente von Heilsbronn Langheim Speinshart Ebrach Michelsberg Bronnbach sowie die Stifte St Gangolf St Stephan und St Theodor in Bamberg und schliesslich das Katharinenspital in Forchheim 17 Literatur BearbeitenRudolf Endres Konrad von Schlusselberg In Gerhard Pfeiffer Hrsg Frankische Lebensbilder Band 4 Kommissionsverlag Ferdinand Schoningh Wurzburg 1971 Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Frankische Geschichte Reihe VII A Band 4 S 27 48 Paul Osterreicher Neue Beitrage zur Geschichte der ehemaligen Reichsherrschaft Schlusselberg Bamberg 1823 Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 S 111 121 Heinz Thomas Ludwig der Bayer 1282 1347 Kaiser und Ketzer Regensburg 1993 Gustav Voit Die Schlusselberger Geschichte eines frankischen Adelsgeschlechtes Nurnberg 1988 Horst Zimmerhackl Auf den Spuren des letzten Schlusselbergers Konrad II von Schlusselberg als Wegbegleiter Kaiser Ludwigs IV In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Bd 77 2021 Heft 1 S 99 145 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Der von Siebmacher und Wolleber 1591 zugeordnete Grafentitel ist urkundlich nicht belegt und konnte allenfalls von Konrad II stammen der 1322 mit der Gruninger Burggrafschaft belehnt wurde Bildquelle David Wolleber Chorographia Wurttemberg Schorndorf 1591 Universitatsbibliothek Tubingen Mh 6 1 Gemalde 19 Jahrhundert im Rathaus von Muhldorf von Kaiser Ludwig mit Kaiserkrone Reichsapfel und Heiliger Lanze a b Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 S 112 f Stammliste des Hauses Wurttemberg unter Eberhard I Siehe Schlacht bei Gammelsdorf Memento des Originals vom 3 Juli 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www schlacht bei gammelsdorf de RI VII H 1 n 28 Regesta Imperii Landgrafen Regesten online Nr 11869 Regesten der Landgrafen von Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 S 113 Stalin III S 160 RI VII H 1 n 264 Regesta Imperii Gustav VoitDie Schlusselberger Geschichte eines frankischen Adelsgeschlechtes Nurnberg 1988 Zu den Verbundeten des Wurzburger Bischofs Otto II von Wolfskeel zahlten seit 1337 der Mainzer Erzbischof Heinrich III von Virneburg und der Nurnberger Burggraf Johann II seit 1341 auch Graf Heinrich VIII von Henneberg Schleusingen Alfred Wendehorst Das Bistum Wurzburg Teil 2 Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455 In Max Planck Institut fur Geschichte Hrsg Germania Sacra Neue Folge 4 Die Bistumer der Kirchenprovinz Mainz Berlin 1969 ISBN 9783110012910 S 65 66 Heinz Thomas Ludwig der Bayer 1282 1347 Kaiser und Ketzer Regensburg 1993 Alfred Wendehorst Das Bistum Wurzburg Teil 2 Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455 In Max Planck Institut fur Geschichte Hrsg Germania Sacra Neue Folge 4 Die Bistumer der Kirchenprovinz Mainz Berlin 1969 ISBN 9783110012910 S 85 Alfred Wendehorst Das Bistum Wurzburg Teil 2 Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455 In Max Planck Institut fur Geschichte Hrsg Germania Sacra Neue Folge 4 Die Bistumer der Kirchenprovinz Mainz Berlin 1969 ISBN 9783110012910 S 112 Die Schlusssteine im Langhaus zeigen die Ahnen des Bauherrn Eitel Friedrich IV von Hohenzollern Einer seiner Vorvater hatte laut Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 S 113 Hildegard von Schlusselberg Tochter Konrads II und Annas von Wurttemberg geheiratet Vgl Gustav Voit bei Burg Neideck Schmittroth Memento des Originals vom 18 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www schmittroth deWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlusselberg Adelsgeschlecht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Haus der Bayerischen Geschichte HdBG Konrad II bei Schmittroth VoitNormdaten Person GND 121488713 lobid OGND AKS VIAF 20538921 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Konrad II von SchlusselbergALTERNATIVNAMEN Conradus de SluzzelberchKURZBESCHREIBUNG frankischer Edelfreier Vorstreiter und Trager der ReichssturmfahneGEBURTSDATUM um 1277STERBEDATUM 14 September 1347STERBEORT Burg Neideck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad II von Schlusselberg amp oldid 231008637