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Die Burggrafschaft Nurnberg war ein mittelalterliches Territorium im Heiligen Romischen Reich Im 12 Jahrhundert wurde die Burggrafschaft von den Grafen von Raabs regiert im 13 und 14 Jahrhundert von den Hohenzollern 1427 erwarb die Reichsstadt Nurnberg die Burggrafenburg Das Areal der Nurnberger Burggrafenburg links mit der Walburgiskapelle einem der letzten Uberreste der Burggrafenburg Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und geschichtliche Entwicklung 2 Liste der Burggrafen 3 Die frankischen Hohenzollern 4 Geografie 4 1 Territoriale Gliederung 4 2 Obergebirgisches Land 4 3 Untergebirgisches Land 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung und geschichtliche Entwicklung BearbeitenDie Anfange der Burggrafschaft Nurnberg gehen auf eine Reichsburg zuruck die in der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts auf einem Sandsteinfelsen nahe der Pegnitz errichtet worden war Vermutlich um ca 1040 hatte Konig Heinrich III den Bau dieser Burganlage veranlasst Mit der Schaffung dieses im Bannbezirk des Reichswaldes gelegenen Stutzpunktes verfolgte er die Absicht den Einfluss des Bistums Bamberg wenigstens etwas zuruckzudrangen seine Vorganger hatten das Bistum mit allzu grosszugigen Schenkungen ausgestattet und damit weite Teile des frankischen Raums der koniglichen Herrschaft entzogen Wappen der Grafen von Raabs 1 Um das Jahr 1105 wurden die aus einem niederosterreichischen Geschlecht stammenden Grafen von Raabs mit der Burg belehnt und als Burggrafen eingesetzt In der Folgezeit schufen sie die Grundlage fur ein umfangreiches Reichsterritorium das um die Burg entstand und dann als die Burggrafschaft Nurnberg bezeichnet wurde Ausdehnung der Burggrafschaft Nurnberg im Jahr 1400 Wappen der Hohenzollern als Burggrafen Burg HohenzollernAls mit Konrad II von Raabs um 1190 der letzte Graf von Raabs ohne mannliche Nachkommen starb trat sein Schwiegersohn Friedrich I von Zollern seine Erbschaft an Vermutlich noch im Jahr 1191 wurde er von Konig Heinrich VI mit dem Burggrafenamt belehnt Mit ihm trat eine Linie der aus Schwaben stammenden Grafen von Zollern die Herrschaft in der Burggrafschaft Nurnberg an Das Territorium bzw die spater daraus entstandenen Furstentumer das die Zollern wahrend ihrer Zeit als Burggrafen erwarben und in der Folgezeit vergrosserten regierten sie und zeitweilig einige ihrer Seitenlinien bis zum Ende des Alten Reiches 1806 Ab der Mitte des 14 Jahrhunderts bezeichneten sich die Zollern als Hohenzollern Durch eine geschickte Erwerbungspolitik bauten die Hohenzollern ihr Herrschaftsgebiet vor allem im Gebiet des heutigen Mittel und Oberfranken zielstrebig aus Durch die Beerbung der Grafen von Abenberg gelangten sie 1236 in den Besitz von deren Stammburg Abenberg von Cadolzburg des alten Konigsguts Riedfeld der Keimzelle von Neustadt an der Aisch und auch der Schirmherrschaft uber das Kloster Heilsbronn Ebenfalls durch Erbschaft kamen sie 1248 mit Bayreuth in den Besitz des nordostlichen Teils der oberfrankischen Besitzungen der Grafen von Andechs Meranien Eine vorbildliche Finanzpolitik ermoglichte den Hohenzollern weitere umfangreiche Neuerwerbungen 1285 gelangte Wunsiedel in ihren Besitz 1292 Arzberg 1338 Schauenstein Helmbrechts 1373 Munchberg und Hof 1402 Erlangen und schliesslich 1412 Selb Damit erweiterten sie das sogenannte obergebirgische Land 2 zu einem relativ geschlossenen Territorium Kurzzeitig von 1353 bis 1374 hatten sie Beisitz an Teilen der Pflege Coburg u a an Eisfeld Auch im untergebirgischen Land gelang es den Hohenzollern in wenigen Jahrzehnten einen umfangreichen Gebietszuwachs zu erzielen 1331 erlangten sie die Vogtei uber die spatere Residenzstadt Ansbach Weitere Erwerbungen waren die Stadte und Markte Feuchtwangen Uffenheim Crailsheim Creglingen Kitzingen Marktsteft Schwabach Leutershausen und Gunzenhausen Sogar in Niederosterreich konnten die Burggrafen von Nurnberg die spater so genannten Brandenburgischen Lehen erwerben so Hoflein an der Hohen Wand von 1320 bis etwa 1446 Bereits 1273 war den Hohenzollern von Rudolf I von Habsburg das kaiserliche Landgericht in Nurnberg verliehen worden Es entwickelte sich zu einem der wichtigsten Instrumente ihres politischen Einflusses Im 15 Jahrhundert wurde es in den neuen Regierungssitz Ansbach verlegt CadolzburgDurch die immer grosseren Machtanspruche der Hohenzollern kam es zunehmend aber auch zu Konflikten mit anderen Reichsstanden wie den bayerischen Wittelsbachern dem Bischof von Wurzburg und der Reichsstadt Nurnberg 1420 eskalierten diese Auseinandersetzungen in der Zerstorung der Nurnberger Burggrafenburg durch Truppen des Herzogs Ludwig VII von Bayern Ingolstadt Sie wurde danach von den Hohenzollern nicht mehr wiederaufgebaut sondern 1427 mitsamt dem Burggrafenamt der Reichsstadt Nurnberg verkauft Schon 1260 hatten die Burggrafen ihren Wohnsitz auf die Cadolzburg verlegt Obwohl die frankischen Hohenzollern auch danach noch den Namenszusatz Burggraf zu Nurnberg in ihrem Titel fuhrten bedeutete dieser Verkauf letztendlich doch das Ende der staatsrechtlichen Existenz der Burggrafschaft Nurnberg Aus ihrem Territorium gingen in der Folgezeit die beiden hohenzollernschen Markgraftumer Brandenburg Ansbach und Brandenburg Kulmbach hervor In der weiteren Entwicklung kamen die ehemaligen Nurnberger Burggrafen aus dem Hause Zollern uber den in Ansbach geborenen Albrecht von Brandenburg Ansbach zu Preussen Albrecht von Brandenburg Ansbach der 1511 zum letzten Hochmeister des Deutschen Ordens im Deutschordensland gewahlt wurde sakularisierte Preussen 1525 zu einem erblichen Herzogtum aus dem spater das Konigreich Preussen entstand dessen Konige von 1871 bis 1918 die Kaiser des Deutschen Reiches waren Liste der Burggrafen BearbeitenUberliefert sind die Burggrafen aus der Familie von Raabs fur die Zeit von 1105 bis 1191 Jahresangaben sind in diesem Zeitraum als ungefahre Angaben zu verstehen Nachdem Konrad II von Raabs ohne mannliche Nachkommen gestorben war ging der Besitz uber die Vermahlung seiner Tochter Sophia von Raabs mit Friedrich an die Hohenzollern uber Der letzte Burggraf Friedrich VI Er wirkte auch als erster Kurfurst von Brandenburg Burggrafen aus der Familie von Raabs von bis Lebensdaten AnmerkungenGottfried II von Raabs 1105 1137 um 1137Konrad I von Raabs 1137 1143 um 1143Gottfried III von Raabs 1143 1160 um 1160Konrad II von Raabs 1160 1191 um 1125 30 um 1191 Ohne mannliche NachkommenBurggrafen aus der Familie der Hohenzollern von bis Lebensdaten AnmerkungenFriedrich I 1192 1200 1139 1200 Friedrich III von Zollern war mit der Erbtochter Sophia von Raabs verheiratet und trat als Schwiegersohn das Erbe an Er wurde vermutlich noch 1191 von Kaiser Heinrich VI mit dem Burggrafenamt belehnt Friedrich II 1204 1218 1188 1255 Fortfuhrung der schwabischen HohenzollernKonrad I 1218 1261 um 1186 um 1261 Bruder von Friedrich II ab jetzt eine getrennte Entwicklung der frankischen HohenzollernFriedrich III 1261 1297 um 1220 1297Johann I 1297 1300 um 1279 1300Friedrich IV 1300 1332 1287 1332 Bruder von Johann I Johann II 1332 1357 1309 1357Friedrich V 1357 1397 1333 1398Johann III 1397 1420 1369 1420 Ohne mannliche Nachkommen Entstehung des spateren Furstentums BayreuthFriedrich VI 1397 1427 1371 1440 Jungerer Bruder von Johann III als Friedrich I erster Kurfurst von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern Entstehung des spateren Furstentums AnsbachDie frankischen Hohenzollern BearbeitenDie Geschichte der Burggrafschaft Nurnberg hat fur die Hohenzollern eine besondere Bedeutung Bis zum Ende des 12 Jahrhunderts gab es nur die schwabischen Hohenzollern Zuerst spalteten sich die frankischen Hohenzollern ab Sie fungierten als Burggrafen von Nurnberg Ein Burggraf unterstand im Mittelalter direkt dem Konig oder Landesherren Mit Konrad I nahmen die frankischen Hohenzollern eine eigenstandige Entwicklung Friedrich II zuvor der Burggraf fuhrte die schwabischen Hohenzollern fort Das Burggrafenamt und die Burggrafenburg gingen 1427 durch Verausserung an die Reichsstadt Nurnberg Aus dem nicht verkauften obergebirgischen Land ging das spatere Furstentum Bayreuth hervor Das spatere Furstentum Ansbach entstand aus dem auch nicht abgegebenen untergebirgischen Land Die ersten Regenten waren Johann III von Nurnberg respektive Friedrich VI von Nurnberg Beide waren Sohne des 1398 verstorbenen Friedrich V Der jungere Sohn Friedrich VI wurde zugleich erster Kurfurst von Brandenburg Somit war die Trennung in die schwabischen und brandenburgisch preussischen Hohenzollern vollzogen wie sie auch heute noch existiert Unter Christian Friedrich Karl Alexander seit 1757 Markgraf von Brandenburg Ansbach und seit 1769 Markgraf von Brandenburg Bayreuth wurden als letztem Regenten die beiden frankischen Furstentumer Bayreuth und Ansbach wieder zusammengefuhrt Er war kinderlos und verkaufte die Furstentumer 1791 an Preussen Ansbach fiel 1806 an das Konigreich Bayern Bayreuth 1810 Geografie BearbeitenTerritoriale Gliederung Bearbeiten Bereits von 1357 bis 1361 war es zu einer ersten kurzfristigen Teilung der Burggrafschaft Nurnberg gekommen 1397 fand eine erneute Zweiteilung des Gebietes statt die zunachst aber ebenso vorubergehend blieb und bis zum Jahr 1420 andauerte Mit dieser Teilung entstanden zwei neue Territorien das obergebirgische und das untergebirgische Land Mit dem Gebirge auf das sich die Namen der beiden Gebiete bezog war das Muggendorfer Gebirge gemeint die damals ubliche Bezeichnung der Frankischen Schweiz Obergebirgisches Land Bearbeiten Das obergebirgische Land lag hauptsachlich im Gebiet des heutigen Oberfranken Dieser Landesteil wurde auch Land auf dem Gebirge und in Vogtland genannt 1437 wurden diesem Gebiet erstmals auch einige untergebirgische Amter Neustadt an der Aisch Dachsbach Emskirchen Wernsberg Rennhofen und Hagenbuchach angegliedert die spater als das Unterland des obergebirgischen Landesteils bezeichnet wurden Nach dieser Gebietserweiterung wurde der hauptsachlich in Oberfranken gelegene Teil das Oberland genannt Der Hauptort des obergebirgischen Landes war anfangs Bayreuth der Regierungssitz wurde jedoch spater auf die oberhalb von Kulmbach gelegene Plassenburg verlegt 3 Aus dem obergebirgischen Land entwickelte sich in der Folgezeit das Furstentum Kulmbach ab 1604 bezeichnet als Furstentum Bayreuth Es werden auch die Bezeichnungen Brandenburg Kulmbach und spater Brandenburg Bayreuth verwendet Untergebirgisches Land Bearbeiten Das untergebirgische Land hatte seinen geografischen Schwerpunkt im heutigen Mittelfranken und wurde auch als Land zu Franken bezeichnet Nach der 1437 erfolgten Ubergabe einiger Amter an den obergebirgischen Landesteil wurde es auch als das sogenannte Niederland bezeichnet Die Residenzstadt des untergebirgischen Landes war zunachst Cadolzburg seit 1385 Ansbach Aus dem untergebirgischen Land entwickelte sich in der Folgezeit das Furstentum Ansbach auch Brandenburg Ansbach Siehe auch BearbeitenStammliste der Hohenzollern dort die frankischen Hohenzollern Burggraflich Nurnberger Lehen in OsterreichLiteratur BearbeitenAlois Gerlich Franz Machilek Die Herrschaft der Zollern in Franken Burggrafschaft Nurnberg Markgraftumer Brandenburg Ansbach und Brandenburg Kulmbach in Max Spindler Andreas Kraus Hg Handbuch der bayerischen Geschichte 3 Band 1 Teil Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18 Jahrhunderts Munchen 3 Auflage 1997 ISBN 3 406 39451 5 S 579 600 Max Spindler Gertrud Diepolder Bayerischer Geschichtsatlas Bayerischer Schulbuch Verlag Munchen 1969 Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Ereignisse Institutionen Personen Von den Anfangen bis zur Kapitulation 1945 3 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 81303 3 Markus Twellenkamp Die Burggrafen von Nurnberg und das deutsche Konigtum 1273 1417 Nurnberger Werkstucke zur Stadt und Landgeschichte Band 54 Korn und Berg Nurnberg 1994 ISBN 3 87432 129 0 zugl Dissertation Universitat Bonn 1993 Christian Meyer Die Herkunft der Burggrafen von Nurnberg der Ahnherren des deutschen Kaiserhauses Brugel Ansbach 1889 Digitalisat Johannes Mullner Die Annalen der Reichsstadt Nurnberg von 1623 Teil II Von 1351 1469 Nurnberg 1972 Carl Wilhelm Schnitzlein Selecta Norimbergensia oder Sammlung verschiedener kleiner Ausfuhrungen und Urkunden grosstentheils nicht gedruckt dienlich die Geschichte des Burggrafthumbs und der Stadt Nurnberg zu erlautern Band 5 1774 DigitalisatWeblinks Bearbeiten Commons Burggrafen von Nurnberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Historisches Lexikon Bayerns Burggrafschaft NurnbergEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig Karl Schmid Geschichte der Grafen von Zollern Hohenberg und ihrer Grafschaft nach meist ungedrucken Quellen Gebruder Scheitlin 1862 S LIV google de abgerufen am 3 Mai 2022 vergleiche auch Ritterkanton Geburg Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18 Jahrhunderts In Sigmund Benker Andreas Kraus Hrsg Handbuch der bayerischen Geschichte Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 39451 5 S 591 Normdaten Geografikum GND 4042743 2 lobid OGND AKS VIAF 247631107 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burggrafschaft Nurnberg amp oldid 225479877