www.wikidata.de-de.nina.az
Als Vorstreit oder Vorstritt bezeichnete man im Mittelalter das erste Aufeinandertreffen von Rittern oder anderen Waffentragern in einer Fehde oder Schlacht Dem Anfuhrer des Vorstreits des Reichsheeres ubereignete der Konig mit der Reichssturmfahne auch das damit verknupfte Lehen bestehend aus Grafschaft Reichsburg und Stadt Gruningen heute Markgroningen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Entscheidung oft im Vorstreit 1 2 Schwabisches Vorstreitrecht 1 3 Reichssturmfahne 1 4 Vorstreit zwischen Rhein und Weser 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksHintergrund BearbeitenEntscheidung oft im Vorstreit Bearbeiten Feldschlachten und Auseinandersetzungen im Rahmen einer Fehde liefen nach einem weitgehend festen Ritual ab auf Taktik wurde dagegen auf dem Schlachtfeld nur untergeordneter Wert gelegt der Heerfuhrer wies den einzelnen Bannertragern und damit den ihnen zugeordneten Haufen lediglich ihren Aufstellungsplatz vor der Schlacht zu Dabei galt es den Rittern als besonders ehrenvoll zum Vorstreit bzw Vorstritt eingeteilt zu werden Da in den damaligen Feldschlachten meist schon das erste Aufeinandertreffen die Schlacht entschied es machte die Krafteverhaltnisse deutlich worauf der zahlenmassig Unterlegene daraufhin zumeist den Ruckzug antrat fiel auch der meiste Ruhm auf die Ritter die an diesem Vorstreit teilgenommen hatten Schwabisches Vorstreitrecht Bearbeiten nbsp Ausschnitt der Reichssturmfahne mit abgeschnittenem roten Wimpel nbsp Herzog Eberhard I von Wurttemberg mit der Reichssturmfahne 1495 und dem vierteiligen Herzogswappen Herzogtum Teck und die Grafschaften Wurttemberg Gruningen und Mompelgard im Hintergrund 1 Im Heiligen Romischen Reich beanspruchten die Grafen und Ritter aus Schwaben das ebenso ehrenvolle wie riskante Recht des Vorstreits und damit verknupft das Privileg den Trager der Reichssturmfahne zu stellen Nach der Kaiserchronik aus dem 12 Jahrhundert soll Karl der Grosse 747 814 dieses Recht seinem Schwager und Heerfuhrer Gerold 799 und dessen Nachfolgern als Anfuhrer des schwabischen Teils der Streitkrafte auf alle Zeiten verliehen haben Als Anlass gilt Gerolds Tapferkeit bei Karls Italienfeldzug 773 774 gegen die Langobarden wo er zum signifer regis Fahnrich des Konigs erhoben wurde 2 Gerold diente damit als identitatsstiftende Personlichkeit der schwabischen Geschichte 3 In der mittelhochdeutschen Dichtung Karl der Grosse des Strickers ist der schwabische Graf der erklarte Liebling des Kaisers 4 In den Volkssagen wird Gerold vor allem als Bannertrager Karls des Grossen verherrlicht 5 Reichssturmfahne Bearbeiten Wer die Reichssturmfahne ubereignet bekam und den Vorstritt anzufuhren hatte erhielt dazu die Grafschaft mit Burg und Stadt Gruningen wo die an einer Lanze befestigte Fahne in Friedenszeiten aufbewahrt wurde Einige Forscher wie Ludwig Friedrich Heyd 6 bestatigen die Uberlieferung dass eine Linie des Wurttemberger Grafenhauses sich wie stark hundert Jahre zuvor zwei Grafen Werner in von Gruningen umbenannt hat als sie das Reichssturmfahnlehen erst von den Staufern und dann von deren Gegenkonigen erhalten hatten Nachdem Konig Rudolf von Habsburg ihnen das als erblich interpretierte Konigslehen 1280 wieder abgenommen hatte mussten sie den Namen schliesslich ablegen und nannten sich kunftig Grafen von Landau 7 1336 ging die Reichssturmfahne mitsamt Grafschaft Burg und Stadt Gruningen dann doch noch als Erblehen endgultig an die Grafen von Wurttemberg die der damit verknupften Funktion des Vorstritts nur anfangs nachkamen Die Wurttemberger Grafen hielten nun zwar an ihrem etablierten Namen fest schmuckten sich jedoch bis ins 19 Jahrhundert mit der Fahne integrierten sie ab 1495 in ihre Wappen und fuhrten auch als Herzoge und Konige noch den Nebentitel Graf von Gruningen oder Graf zu Groningen Vorstreit zwischen Rhein und Weser Bearbeiten Der Vorstreit zwischen Rhein und Weser wurde von Heinrich IV dem Grafen Konrad von Werl Arnsberg verliehen Das Recht blieb bis zum Ende der Grafschaft bei diesem Haus Nach dem Ubergang der Grafschaft Arnsberg an das Erzstift Koln vergab der Kolner Erzbischof das Recht an das Haus Nassau 8 Literatur BearbeitenBurr Wolfgang Die Reichssturmfahne und der Streit um die hannoversche Kurwurde In Zeitschrift fur wurttembergische Landesgeschichte Bd 27 1968 ISSN 0044 3786 S 245 316 Heyd Ludwig Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs Stuttgart 1829 268 S Faksimileausgabe zum Heyd Jubilaum Markgroningen 1992 Heyd Ludwig Geschichte der Grafen von Groningen 106 S Stuttgart 1829 Kulpis Johann Georg von Grundliche Deduction Dass dem HochFurstl Haus Wurtemberg das Reichs Pannerer oder Reichs Fendrich Ambt Praedicat und Insigne schon von etlichen Seculis her rechtmassig zustehe und dahero ohne Kranckung Desselben althergebrachter Praerogativen keinem andern Chur oder Fursten erst neuerlich verliehen werden konne Lorber Stuttgart 1693 Digitalisat Miller Douglas u John Richards Landsknechte 1486 1560 Illustriert von Gerry Embleton Siegler Sankt Augustin 2004 ISBN 3 87748 636 3 Pfaff Karl Der Ursprung und die fruheste Geschichte des Wirtenbergischen Furstenhauses Kritisch untersucht und dargestellt Mit sieben Beilagen drei Stammtafeln und einer historisch geographischen Karte 111 S Stuttgart 1836 Romer Hermann Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter 291 S Markgroningen 1933 Schmid Karl Graf Gerold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 315 Digitalisat Stalin Paul Fr Vorstritt der Schwaben in den Reichskriege In Korrespondenzblatt des Vereins fur Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben Bd 2 1877 S 43 45 Digitalisat Weinland Johann Christoph De Vexillo Imperii primario vulgo Reichs Sturm Fahne Commentatio academica s n s l 1727 Digitalisat Weller Karl Der Vorstreit der Schwaben und die Reichssturmfahne des Hauses Wurttemberg In Wurttembergische Vierteljahrshefte fur Landesgeschichte NF Bd 15 1906 S 263 ffEinzelnachweise Bearbeiten Bild im Markgroninger Rathaus Sebastian Rosche Herrschaftliche Legitimierung im fruhmittelalterlichen Bayern auf der Grundlage der Lex Baiuvarium GRIN Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 640 57228 1 Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 1 Allgemeine Geschichte Teil 1 Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 2001 ISBN 3 608 91465 X S 465 f Carl Voretzsch Hrsg Romanistische Arbeiten Band 1 Verlag Max Niemeyer Halle an der Saale 1922 S 150 Karl Schmid Gerold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 315 Digitalisat und Klaus Graf Gmunder Chroniken im 16 Jahrhundert Texte und Untersuchungen zur Geschichtsschreibung der Reichsstadt Schwabisch Gmund Einhorn Schwabisch Gmund 1984 S 20 Ludwig Heyd Geschichte der Grafen von Groningen 106 S Stuttgart 1829 Andere Forscher wie Johann Daniel Georg von Memminger oder Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 S 83 ff leiten den Namen der Grafen von Gruningen trotz des erneuten Namenwechsels von einem ebenfalls bei Riedlingen liegenden Gruningen an der Donau her Paul Leidinger Die Grafen von Werl und Werl Arnsberg ca 980 1124 Genealogie und Aspekte ihrer politischen Geschichte in ottonischer und salischer Zeit In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Band I Das kurkolnische Herzogtum Westfalen von den Anfangen der kolnischen Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zur Sakularisation 1803 Munster 2009 ISBN 978 3 402 12827 5 S 153 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flaggen und Fahnen des Heiligen Romischen Reiches Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Genealogie Seite zum Grafen Werner von Gruningen projekt gutenberg org Gustav Freytag Bilder aus der deutschen Vergangenheit Kap IX Krieg und Fehde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vorstreit amp oldid 229084662