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Die Koleopterologie die Kaferkunde oder Lehre von den Kafern ist ein Zweig der Entomologie Die Entomologie beschaftigt sich mit den Insekten die Koleopterologie mit den Kafern als Teilgruppe der Insekten Die Kafer bilden innerhalb der Insekten die Ordnung mit dem Namen Coleoptera Das Wort Koleopterologie ist eine Zusammensetzung aus den griechischen Wortern fur Kafer koleoptera koleoptera und Lehre logos Logos Rede Sinn Lehre Ein deutscher Ausdruck ist Kaferkunde Sowohl das griechische logos als auch das deutsche Wort kunde umfasst die beiden Pole kunden unterrichten Lehre einerseits und erkunden erforschen Forschung andererseits Die Koleopterologie strebt danach das Wissen uber Kafer weiterzugeben und durch Beobachtung und Experimente zu verbessern und zu erweitern Abb 1 Titelblatt des Verzeichnisses der Kafer Europas Edmund Reitter 1906 Die Personen die sich beruflich oder als Hobby mit Koleopterologie beschaftigen werden Koleopterologen genannt Dies wird manchmal vereinfacht mit Kafersammler ubersetzt obwohl das Sammeln nur einen Teil der koleopterologischen Arbeiten darstellt Bei den Koleopterologen ist der Ubergang von reiner Liebhaberei zu wissenschaftlich relevanter Arbeit besonders einfach und wird haufig vollzogen Inhaltsverzeichnis 1 Die Aufgabenbereiche der Koleopterologie 1 1 Das Sammeln von Kafern 1 2 Dokumentieren und Auswerten von Verbreitung und Haufigkeit 1 3 Beobachtung der Kafer 1 4 Untersuchung der Kafer 1 5 Weiterentwicklung der Systematik der Kafer 1 6 Die Zucht 1 7 Schutz der Kafer 2 Koleopterologie als Liebhaberei 3 Geschichte der Koleopterologie 3 1 Die Anfange 3 2 Von Aristoteles bis zu Linne 3 3 Linne und unmittelbare Folgen 3 4 Einordnung und Unterteilung der Coleoptera 3 5 Die Etablierung der Koleopterologie 4 Arbeitsgemeinschaften 5 Beruhmte Koleopterologen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Aufgabenbereiche der Koleopterologie Bearbeiten nbsp nbsp Abb 2 Sammlungsschrank mit teilweise herausgezogenen Sammlungskasten nbsp Abb 3 Exhaustor links einfaches Modell aus Plastikflasche rechts Schema gelb Zylinder braun Abschlussstopfen mit insgesamt zwei Lochern blau Rohrchen grun flexibler Schlauch rot Gummiballon Saugwirkung beim Loslassen ersatzweise Mundstuck schwarz Gaze und marin Klappenmechanismus verhindern das Entkommen des aufgesaugten Tieres aus dem Zylinder nbsp nbsp Abb 4b Etikettentreppe aus Buchenholz druckt man eine Nadel mit Etikett an der Spitze in ein Loch das sich jeweils in der Mitte jeder Stufe befindet dann werden die Etiketten bis zur Stufenhohe hochgeschobenAbb 4a Zum Trocknen genadelt nbsp nbsp Abb 4c Insektennadeln links 3 Minutien Mitte Starke 1 5 dazwischen grosse Nadel Abb 4d Mit Minutie auf Insektenplattchen genadelter KaferDas Sammeln von Kafern Bearbeiten Das Sammeln von geschutzten Kafern und das Sammeln in Naturschutzgebieten allgemein ist verboten Fur wissenschaftliches Arbeiten konnen Ausnahmegenehmigungen beantragt werden Zum Sammeln mit der Hand gehort das Absammeln von Bluten oder anderen Pflanzenzeilen das Aufsammeln vom Boden das Suchen unter Steinen oder unter loser Rinde das Absuchen des Bodens unter Baumen wenn man diese geschuttelt hat und Ahnliches Daneben gibt es Gerate fur verschiedene weitere Methoden Kaschern Es gibt Streif Wasser und Autokascher Sieben Es gibt verschiedene spezielle Siebe mit denen Kafer aus aufgesammeltem Material ausgesiebt werden konnen Abklopfen Man verwendet Klopfschirme oder Kopftrichter Aushilfsweise kann man auch gut einen umgedreht gehaltenen Regenschirm verwenden Auslegen von Koderdosen Eine mit einem Koder bestuckte Dose wird bis zum Rand eingegraben Die in der Forstwirtschaft eingesetzten Pheromonfallen zur Kontrolle des Befalls durch Borkenkafer sind in gewisser Hinsicht auch Koderdosen In ihnen konnen auch seltene Arten gefunden werden Anlegen von Fanggraben Wie die Koderdosen dienen sie hauptsachlich zur Erfassung der Laufkaferfauna Aufsaugen mit einem sogenannten Exhauster Abb 3 Nach dem Sammeln werden die Kafer gereinigt und nach festen Regeln prapariert um sie so fur weitere Untersuchungen zu erhalten Dazu mussen die Kafer in ihren Gelenken beweglich sein Dies ist nach der Totung fur einige Zeit der Fall Ist der Kafer bereits trocken legt man ihn fur einige Zeit mit nassem saugfahigem Papier in ein geschlossenes Gefass bis er in den Gelenken wieder weich wird Die grosseren Kafer werden auf eine Insektennadel gesteckt indem man ihn in der oberen Halfte der rechten Flugeldecke senkrecht zur Korperachse durchsticht Oberhalb des Kafers steht die Nadel so weit uber dass man den Nadelkopf gerade noch mit zwei Fingern fassen kann Die Insektennadeln gibt es in normierten Grossen Die Starken 000 00 und 0 werden in der Koleopterologie nicht verwendet meist beschrankt man sich auf die Starken 2 5 ausserdem verwendet man sehr kleine Nadeln Minutien und fur sehr grosse Kafer auch langere Nadeln Abb 4c Die Nadeln werden bezuglich Kopf Farbe und Lackierung in verschiedenen Qualitaten geliefert manchmal ist beispielsweise ein leichtes Anrosten fur ein stabiles Anhaften erwunscht Die kleineren Kafer werden auf ein Insektenplattchen mit wasserloslichem Klebstoff aufgeklebt Da sich die Kafer beim Trocknen durch Schrumpfen der Gelenkhaute zusammenziehen muss dies durch Fixieren der Beine Fuhler und eventuell der Taster verhindert werden Bei kleineren Kafer reicht dazu eine oberflachliche Beruhrung mit dem sehr dunn aufgetragenen Klebstoff aus wenn die Gliedmassen zuerst mit einem Pinsel ausgestrichen worden sind Grossere Kafer werden so tief in einen Praparierblock beispielsweise Styropor eingesteckt dass er aufliegt Dann werden die Gliedmassen in naturlicher Haltung aber nicht zu sehr abgespreizt mit zusatzlichen schrag eingestochenen Nadeln festgeklemmt oder kreuzweise fixiert Abb 4a Nachdem der Kafer getrocknet ist werden die Nadeln die zum Fixieren benutzt wurden entfernt Die Insektenplattchen mit den kleinen Kafer werden ebenfalls auf eine Insektennadel gesteckt Fur mittlere Kafergrossen gibt es die Moglichkeit den Kafer mit einer Minutie zu nadeln damit er nicht durch eine zu grosse Nadel beschadigt wird und man ihn nicht kleben muss Die Minutie wird danach durch ein Insektenplattchen gestochen Abb 4d Dazu muss das Plattchen mit einer stabileren Nadel angestochen und die Minutie in dem Loch festgeklebt werden falls es zu gross ist Die Insektennadeln an denen die praparierten Kafer direkt oder indirekt stecken werden nun mit Zetteln versehen Das sind weisse Kartchen von etwa 16 Millimeter Lange und 6 bis 10 Millimeter Breite Auf dem Fundortzettel stehen Fundort Funddatum und Name des Sammlers Auf einem weiteren Zettel wird der wissenschaftliche Name des Kafers und der Name des Koleopterologen der den Kafer bestimmt hat notiert Die Zettel werden vor dem ersten Buchstaben auf die Nadel gespiesst Weitere Zettel haben durch ihre Farbe ganz spezielle Bedeutungen Die Hohe der Zettel auf der Nadel kann durch Benutzen einer Etiketten Treppe Abb 4b auf der die Locher verschieden tief sind normiert werden Heute kann man die Fundumstande in entsprechende Datenbanken eintragen Die Sammlungskasten Abb 2 mussen staubdicht sein und trocken aufbewahrt werden damit die Sammlung nicht verpilzt und keine Schlupfwespen Insektenmilben oder Museumskafer eindringen konnen Kafersammlungen konnen nach verschiedenen Gesichtspunkten aufgebaut sein Beispielsweise konnen sie nur eine systematische Gruppe nur ein beschranktes Sammelgebiet oder nur eine okologische Gruppe umfassen etwa nur an Aas vorkommende Arten 1 2 Dokumentieren und Auswerten von Verbreitung und Haufigkeit Bearbeiten Durch das Dokumentieren der Fundorte und Fundumstande erhalt man Datenmaterial fur verschiedene Teilgebiete der Koleopterologie Die Faunistik interessiert sich auf unterster Ebene dafur welche Kafer in einem bestimmten begrenzten Gebiet vorkommen Im Ubergang zur Tiergeographie wird die geographische Verbreitung der Kaferarten ermittelt Im nachsten Schritt stellt sich die Frage wie sich diese Verbreitung im Laufe der Erdgeschichte entwickelt hat Noch grundsatzlicher wird erforscht warum die Ausbreitungsgeschichte so und nicht anders erfolgte wann und wo eine Kafergruppe entstanden ist und wie sie sich parallel zu ihrer geographischen Ausbreitung weiterentwickelt hat Weiterhin kann man durch die Verbreitung beispielsweise Bindungen an bestimmte Futterpflanzen Wechsel der Futterpflanze oder allgemeiner Anderungen der okologischen Anspruche feststellen Umgekehrt kann man an Anderungen der Fauna eines bestimmten Gebietes auf Klimaanderungen zuruckschliessen Ausserdem liefern die Funddaten direkt oder indirekt okologische Informationen Diese helfen ihrerseits zum gezielten Aufsuchen der einzelnen Kaferarten Haufig sind okologische Kenntnisse auch zum Unterscheiden ahnlicher Arten hilfreich Beobachtung der Kafer Bearbeiten Die Ethologie untersucht hauptsachlich Partnersuche Paarungsverhalten Brutfursorge und Brutpflege gesellige Kafer Rivalenkampfe und Konkurrenzverhalten Neben der innerartlichen Konkurrenz ist auch die Konkurrenz zu anderen Tierarten Forschungsgegenstand beispielsweise die Konkurrenzvermeidung verschiedener Laufkaferarten die das gleiche Biotop nutzen Untersuchung der Kafer Bearbeiten Dazu gehoren einerseits anatomische Untersuchen die wiederum Grundlage fur andere Disziplinen der Entomologie sind Zum anderen werden gezielte Versuche und Versuchsreihen angesetzt um das Nahrungsspektrum das Verhalten oder okologische Anspruche der Kafer auszutesten Weiterentwicklung der Systematik der Kafer Bearbeiten In der Systematik der Kafer versucht man die naturlichen Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Kafer abzubilden wie sie sich im Laufe der Evolution herausgebildet haben Dazu werden hauptsachlich anatomische Merkmale die Palaoentomologie okologische Anspruche Verhaltensweisen Bau und Lebensbereich der Larven molekulargenetische Untersuchungen und Verbreitungskarten herangezogen Wegen der Langlebigkeit der Flugeldecken der Kafer kann ihr Vorkommen in fruheren Zeitepochen relativ einfach nachgewiesen werden Die Zucht Bearbeiten Die Zucht von Kafern wird einerseits aus Liebhaberei betrieben andererseits aus wissenschaftlichem Interesse Ziel der Zucht kann die Erzeugung von Sammlerobjekten sein etwa die Schaffung neuer Farbvarianten durch Kreuzung zweier Carabus Arten 3 Meist hat die Zucht die Gewinnung wissenschaftlicher Daten zum Ziel In vielen Fallen sind Eier und Larven noch unbekannt Weiterhin ist unter anderem die Anzahl und die Art der Ablage der Eier die Anzahl der Larvenstadien die zeitliche Dauer der einzelnen Entwicklungsschritte die Anforderungen an das Futter und die Temperatur in Erfahrung zu bringen Als praktische Anwendung kommen so verschiedene Dinge wie die Bereitstellung von Individuen zur biologischen Schadlingsbekampfung das Testen von Pflanzenrassen bezuglich Schadlingsresistenz die moglichst schonende Behandlung von Lebensmitteln zum besseren Schutz gegen Schadlinge oder in Zoos die Produktion von Futter fur Reptilien in Frage Schutz der Kafer Bearbeiten Die Koleopterologie steht durchaus nicht im Gegensatz zum Naturschutz Die Untersuchung der okologischen Anspruche ermoglicht erst einen effektiven Schutz einzelner Kaferarten Daruber hinaus kann man aus dem Vorhandensein oder Fehlen auffalliger Arten auf die Qualitat von Lebensraumen allgemein Ruckschlusse ziehen und schutzenswerte Gebiete aufspuren Als Beispiel seien eine Untersuchung zum Schutz des Kolbenwasserkafers 4 und die Zusammenstellung von Schutzmassnahmen verschiedener Kafer 5 genannt Koleopterologie als Liebhaberei BearbeitenAbb 5 Koloriertes Holzrelief mit 41 Insekten darunter 22 Kafer nbsp oben Foto des Originals unten Kopie entfarbt undKafer mit Gross buchstaben versehenA Fliegender HeldbockB OlkaferC RebenschneiderD StierkaferE MondhornkaferF HirschkaferG WaldbockH ZangenbockJ AlpenbockK KurzfluglerL SchildkaferM BlatthornkaferN PuppenrauberO GoldleisteP TrauerbockQ SandlaufkaferR PillendreherS EichenbockT SchnellkaferU TatzenkaferV KolbenwasserkaferW GelbrandkaferY Keulenkafer nbsp Neben dem Sammeln von Kafern zum Anlegen einer wissenschaftlichen Sammlung gibt es ein weites Feld von Moglichkeiten das Sammeln von Kafern als Liebhaberei zu betreiben Haufig sieht man Schaukasten in denen schon gefarbte oder bizarre Exemplare als optische Attraktion angeordnet sind Des Weiteren gibt es Nachbildungen von Kafern aus Glas Holz Porzellan Metall Bast Papier Kunststoff und allen nur denkbaren Kombinationen verschiedener Materialien Sie reichen von hoher Naturtreue uber stilisierte Formen bis zur reinen Ornamentik Solche Kafer werden als Schmuckstucke Spielzeug Glucksbringer oder Nippes benutzt und gesammelt Die haufigsten Objekte sind dabei Scarabaeen und Marienkafer Kafer treten ausserdem als Motive auf Bildern Briefmarken Geschirr und Schmuckkacheln auf Abb 5 und 6 nbsp Abb 6 ScarabaeensammlungNaturlich kann man auch das Herstellen solcher Objekte als Liebhaberei betreiben Ein weiteres Hobby ist das Fotografieren oder Filmen von Kafern sowie die digitale Bearbeitung und Verfremdung von Kaferbildern Geschichte der Koleopterologie BearbeitenDie Anfange Bearbeiten Wir wissen nicht welche Kenntnissen uber die Kafer in prahistorischen Kulturen vorhanden waren Es darf jedoch spekuliert werden dass zumindest gebietsweise Kaferlarven als Nahrungsmittel bekannt waren und dass bizarr gestalteten Kafern besondere Eigenschaften nachgesagt wurden Das alteste uberlieferte Wissen uber Kafer sind die Beobachtungen die die Angehorigen der Priesterkaste im Alten Agypten am Scarabaeus machten Die Beobachtungen bezogen sich auf den Bau das Verhalten und die Fortpflanzung des Tieres wurden jedoch teilweise missinterpretiert Der Kafer war nicht Gegenstand objektiver Betrachtung sondern religioser Verehrung Der Scarabaeus wurde als Tiergott angesehen 6 7 Er ist bis heute als Nippes beliebt oder wird als Schmuck oder sogar als Amulett getragen Abb 6 Die Koleopterologie wie sie heute weltweit als Teilgebiet der modernen Naturwissenschaften betrieben wird geht eindeutig auf Aristoteles zuruck Selbstverstandlich war die Koleopterologie anfangs untrennbar mit der Zoologie verbunden spater ein Teil der Entomologie Erst als das Wissen genugend anwuchs konnte sich die Koleopterologie als Teilgebiet der Entomologie etablieren Der ordnende Geist von Aristoteles hielt in seinem Werk Perὶ Tὰ Zῷa Ἱstoria Peri ta zoa historia Historia Animalium Tierkunde um 350 v Chr fest was man zu seiner Zeit uber Tiere zu wissen glaubte Im ersten Buch breitet Aristoteles die Vielfalt der Tiere vor dem Leser aus und zeigt Ordnungsmoglichkeiten Er unterscheidet beispielsweise Land und Wassertiere gesellig und solitar lebende Tiere oder Raubtiere und Pflanzenfresser Im funften Teil des ersten Buches stellt er fest dass unter den Flugtieren die blutlosen Tiere hautige Flugel besitzen Er grenzt damit die Fluginsekten gegen die Vogel und Fledermause ab Unter den Fluginsekten erwahnt er die deren Flugel sich unter einer Scheide gr koleo koleo Etui Kocher Scheide Lederpanzer der griechischen Soldaten verbergen und nennt sie Coleoptera 8 Im vierten Buch behandelt Aristoteles die seiner Ansicht nach blutlosen Tiere Er teilt sie in vier Gruppen und rechnet die Coleoptera zur vierten Gruppe den Entoma bzw Insekten gr en toma en toma lat in secta ein geschnitten Er versteht darunter die durch die Einschnitte der Aussenhulle ausgezeichneten Tiere die in moderner Terminologie in etwa Arthropoden Stachelhauter und Ringelwurmer umfassen 9 10 Im funften Buch stellt Aristoteles die Ansichten uber die Fortpflanzung der Tiere zusammen Im Teil 19 beschaftigt er sich mit den Insekten Bezuglich einzelner Kafer werden folgende Angaben gemacht Der Attelabus ein Blattroller entsteht aus seinesgleichen also durch geschlechtliche Fortpflanzung Der Hirschkafer entsteht aus Larven die im trockenen Holz wohnen Die Larven erstarren bevor ihre Schale aufspringt und der Kafer schlupft Der Maikafer entsteht aus einer Larve die sich von selbst spontan in Kuh oder Eseldung bildet Der Scarabaeus rollt Kugeln aus Mist uberwintert darin und bringt darin kleine Larven zur Welt aus denen wieder neue Kafer entstehen Der Cantharis entsteht aus Raupen die auf dem Feigenbaum dem Birnbaum oder Kiefern leben Der Cantharis sucht gern stinkende Substanzen auf weil er aus diesen entstanden ist Aus einer besonders grossen gehornten und ungewohnlich gebauten Larve entsteht zuerst eine Raupe dann ein Kokon dann der Necydalus Der Kokon kann zu Faden verarbeitet werden Vermutlich ist nicht der Kafer Wespenbock Necydalis gemeint sondern eine Art Seidenraupe 11 12 13 An anderen Stellen erwahnt Aristoteles dass Kafer keine Stachel besitzen 1 Buch und dass sie zu den Tieren gehoren die sich hauten 8 Buch Teil 17 7 14 Mit seinem revolutionaren Ansatz die Tiere nach anatomischen Merkmalen zu ordnen und ein System der Tiere zu finden schuf Aristoteles bezuglich der Kafer aber auch ein doppeltes Problem Zum einen umfasst seine Definition der Coleoptera nicht nur die Kafer sondern alle Insekten deren verstarkte Vorderflugel die Hinterflugel bedecken Es bleibt damit unklar welche Insekten den Coleoptera zuzurechnen sind Zum anderen verstellt er durch die These dass einige Kafer sich geschlechtlich fortpflanzen andere aus Unrat spontan neu entstehen den Blick dafur dass die Kafer eine naturliche Einheit bilden Von Aristoteles bis zu Linne Bearbeiten Uber vierhundert Jahre nach Aristoteles definiert Plinius der Altere in seiner Naturgeschichte Naturalis historia im 34 Kapitel des elften Buches die Coleoptera wie Aristoteles Insbesondere fuhrt er aus dass die besonders zarten Flugel zum Schutz von einer Scheide oder Schale uberdeckt sind Im Einzelnen erwahnt Plinius den Hirschkafer der als Schutz gegen gewisse Krankheiten den Kindern um den Hals gehangt wird weiterhin den sich ruckwarts fortbewegenden Pillendreher der den Dung in grosse Kugeln rollt In diese Dungkugeln werden die madenahnlichen Nachkommen abgesetzt die darin den Winter uber geschutzt wie in einem Nest verbringen Anschliessend wird ein unter lautem Gerausch fliegender Kafer Singzikade angefuhrt weiterhin ein Kafer der nachts durch lautes Zirpen auffallt Grille Es folgt das Gluhwurmchen mit Angaben zu welcher Jahreszeit es zu finden ist sowie ein dunkelheitssuchender schwarzer Kafer der in Badern aus dem Wasserdampf entsteht Blaps Abschliessend wird ein goldfarbener Kafer erwahnt der eine Art giftigen Honig in eine Wabe fullt und nur an einem ganz bestimmten Ort in Thrakien nicht leben kann Schabe mit Eipaket 15 Wie beschrankt das Wissen uber Insekten bleibt oder sogar mit dem Interesse daran abnimmt wird auch aus der Handschrift des aus Suddeutschland stammenden Albertus Magnus deutlich Rund zwolfhundert Jahre nach Plinius folgt er in seinem Werk De Animalibus uber die Tiere im ersten Buch der Definition der Coleoptera durch Aristoteles Allerdings bemerkt Albertus Magnus in seinem sechzehnten Buch in der 48 Abhandlung kritisch dass die blutlos genannten Tiere an Stelle des Blutes eine andere Korperflussigkeit besitzen Ausserdem erwahnt er dass es stechende und saugende Mundwerkzeuge gibt und dass die Insekten im aristotelischen Sinn in drei Gruppen zerfallen solche ohne Beine solche mit vielen Beinen und solche mit Beinen und Flugeln Er nummeriert in alphabetischer Reihenfolge 49 kleine Tiere durch wodurch sich eine bunte Reihe von Amphibien Reptilien Insekten Wurmer und Schnecken ergibt Darunter befinden sich nur zwei Kafer im engeren Sinn Unter Nummer 13 wird Cantarides Spanische Fliege mit jahreszeitlichem Erscheinen Verhalten und medizinischer Nutzen beschrieben Und unter der Nummer 37 wird Stupestris als kaferahnlich Wurm beschrieben der sich unter dem Gras verbirgt und wenn er von Rindern gefressen wird deren Eingeweide zerstort Maiwurm 16 So spiegelt sich auch in der Kaferkunde nach Aristoteles bis ins spate Mittelalter hinein was fur die gesamte Naturwissenschaft gilt Einerseits werden die Irrtumer von Aristoteles nicht korrigiert Er ist vielmehr als Autoritat derart anerkannt dass seine Ansichten als Beweis dafur genugen dass gegenteilige Ansichten nicht stimmen konnen Andererseits wird das Wissen innerhalb Europas durch die lateinische Gelehrtensprache internationalisiert und eine Kultur des Zitierens Argumentierens und Disputierens entwickelt die die Grundlage fur die kommende Entwicklung der Naturwissenschaften bildet 6 nbsp Abb 7 Titelbild des Theaters der Insekten von Thomas MuffetAbb 8 Verbesserung der Qualitat bei der Abbildung von Insekten nbsp nbsp nbsp Abb 8a 1646 Wenzel Hollar Muscarum Scarabeorum Verschiedene Figuren von Fliegen Kafern Abb 8b 1705 Sibylle Merian Metamorphosis Insectorum Surinamensium Die Verwandlung der Insekten von Suriname Abb 8c 1741 August Johann Rosel von Rosenhof Der Insecten Belustigung 2 Teil Monatliche InsectenbelustigungEine grossere Anzahl von Kaferbeschreibungen findet sich erstmals im Theatrum Insectorum von Muffet Titelbild Abb 7 Ab 1551 veroffentlicht der Schweizer Conrad Gessner in gedruckter Form das zeitgenossische Wissen uber Vierbeiner Vogel Fische Schlangen und Skorpione anfangs auf Lateinisch spater gibt es auch ein Tierbuch auf Deutsch Gesner stirbt aber 1565 vor Beendigung seines Werkes Aus seinem Nachlass bearbeitet der Londoner Arzt Thomas Muffet Mouffet Moffett Movfeti die Insekten Tiergruppe im Sinne von Aristoteles Er erganzt eigene Beobachtungen arbeitet Beobachtungen des Englanders Wotton ein und verwendet auch ein Manuskript des Englanders Penny Pennio insbesondere dessen Bilder Das Ergebnis wird erst dreissig Jahre nach Muffets Tod unter dem Titel Insectorum sive minimorum animalium theatrum Das Theater der Insekten oder kleineren Tiere im Jahr 1634 veroffentlicht Anschliessend an die Schmetterlinge behandelt Muffet die Coleoptera im weiteren Sinne und beginnt im Kap 15 unter der Uberschrift Cicindela mit den Leuchtkafern Eine volle Seite wird auf die Namenserklarung und die Aufzahlung der Namen in verschiedenen Sprachen und Regionen verwendet Allein acht deutsche Dialektnamen werden angefuhrt am bekanntesten wohl Johanniskafer Es wird der Sexualdimorphismus herausgestellt und vermutlich die gesamte Literatur zu dem Kafer zitiert Auch aussereuropaische Formen die an anderen Korperstellen leuchten werden beschrieben In Kap 16 werden die Heuschrecken in Kap 17 die Zikaden und Grillen behandelt Kap 18 ist de Blattis von den Schaben uberschrieben Diese werden von Muffet als den Kafern ahnlich aber ohne Elytren charakterisiert Im gleichen Kapitel beschreibt Muffet ausfuhrlich den Totenkafer Blaps und grenzt ihn in Bau und Verhalten gegen die Schaben ab Kap 19 ist dem Buprestis gewidmet Einleitend wird festgestellt dass es ganz verschiedene Schreibweisen fur das Wort gibt und dass uber den Kafer eigentlich nur bekannt ist dass er die Innereien der Rinder zerstort wenn er von diesen gefressen wird Unter den deutschen Lokalausdrucken findet man Quaddler Muffet behandelt nun mehrere Kafer die er als Buprestis kennengelernt hat Darunter sind verschiedene Carabus Arten aber offensichtlich auch ganz andere Kafer aus den Abbildungen geschlossen Das Gemeinsame scheint das Ausscheiden von Verdauungssaft zu sein die Quaddeln hervorrufen Muffet zahlt die schadigenden Wirkungen und medizinischen Anwendungen dieses Saftes nach verschiedenen Autoren auf In Kapitel 20 uber Canthariden wird eingangs die Spanische Fliege Kaferart und sehr breit ihre Verwendung in medizinischen Rezepturen einschliesslich Liebestrank und Gift beschrieben danach grenzt Muffet vier kleinere ahnliche Kaferarten ab die alle als Canthariden aus trockenen und feuchten Faulstoffen entstehen aber medizinisch nicht genutzt werden Kapitel 21 behandelt unter der Uberschrift Scarabaeus die typischen Kafer Nach allgemeinen Bemerkungen uber Bau Geschlechtsunterschied Fortpflanzung und Verhalten werden einzelne Kafer beschrieben Muffet beginnt mit den mannlichen Hirschkafer vermutet anschliessend dass ein kleinerer Hirschkafer dessen Weibchen ist und erwahnt noch zwei kleinere Hirschkafer Balkenschroter und mit Bild Sandlaufkafer Er grenzt mehrere kleinere gehornte Kaferarten gegeneinander ab Es folgt die Beschreibung des Eichenbocks und zwolf weiterer Bockkafer Anschliessend wird der Stierkafer und vier Arten von Nashornkafern beschrieben darunter eine Art aus Indien der Nashornkafer und der Mondhornkafer Der Pillendreher wird ausfuhrlich abgehandelt von ihm soll es nur Mannchen geben Ein weiterer Mistkafer wird kurz erwahnt Es folgen sehr vage beschrieben die Rosenkafer und Maikafer Nur der Walker wird wieder genauer beschrieben Kapitel 22 handelt De Scarabaeis minoribus von den kleineren Kafern Diese sind einfarbig oder gemustert und konnen nach Farbe und Art der Muster eingeteilt werden In den beigefugten Zeichnungen sind einige Kaferarten leicht zu erkennen eindeutig sind jedoch auch Feuerwanzen dabei Das Kapitel umfasst nur eine Seite und ist damit bei weitem das kurzeste In Kap 23 wird der Olkafer Meloe ausfuhrlich mit jahreszeitlichem Auftreten und Lebensraum beschrieben seine Kopulationshaltung erwahnt und sein medizinischer Nutzung ausgefuhrt Die Behandlung der Kafer schliesst mit einigen sehr vagen Bemerkungen uber Wasserkafer ab Die folgenden Kapitel beziehen sich nicht mehr auf Kafer im heutigen Sinn 17 18 Auch der italienische Arzt Aldrovandus profitiert davon dass Gesner nicht mehr zur Veroffentlichung der Insekten kommt Aldrovandus widmet sich mit besonderem Eifer den Insekten 19 Sein Werk De animalibus insectis von den eingeschnittenen Tieren wird zwar wesentlich fruher als Theatrum Insectorum veroffentlicht entsteht aber etwa zur gleichen Zeit und ist in Teilen fortschrittlicher Aldrovandus trennt darin 1602 Muffet stirbt 1604 die eingeschnittenen Tiere in Land und Wassertiere und sortiert sie nach der Anzahl der Beine sowie Existenz und Art der Flugel 10 Er bereitet damit die Spaltung der Insekten im weiteren Sinn in Ringelwurmer ohne Beine Insekten im heutigen Sinn Hexapoden Sechsfussler Spinnen mit acht Beinen Krebse mit 10 oder mehr Beinen und Tausendfusser vor Ausserdem nimmt er eine Aufteilung der Fluginsekten entsprechend dem unterschiedlichen Bau der Flugel vor In De animalibus insectis sind 300 Seiten den Insekten gewidmet In Sektion I werden Bienen Wespen und Hornissen behandelt in Sektion II Schmetterlinge und Libellen Sektion III hat die Zweiflugler zum Gegenstand Sektion IV die Coleoptera im weiteren Sinn und die letzte Sektion ist den flugellosen Insekten gewidmet 19 Als Coleoptera oder Vaginipennes Scheidenflugler fasste Aldrovandus Locusta Heuschrecke Gryllus Grille Scarabaeus Teil der Kafer Cantharis Teil der Kafer Ips Buprestis Teil der Kafer Coccoius Cicindela Gluhwurmchen und Blatta Schabe zusammen Er setzt diese als Bedecktflugler alas opertas bedeckte versteckte Flugel den ubrigen Fluginsekten Alas detectas offene ungeschutzte Flugel gegenuber die Fluginsekten gemeinsam werden mit den ungeflugelten zu den Landtieren mit Beinen gerechnet Im vierten Buch sind die Coleoptera beschrieben Den oben erwahnten Tieren ist je ein Kapitel gewidmet Im Prinzip ist jedes Kapitel in Unterkapitel gegliedert die den Namen erklaren auf Zweifelhaftes hinweisen Synonyme aufzahlen die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten darstellen und durch farbige Bilder verdeutlichen auf die Ernahrung eingehen die Fortpflanzung bzw das Material aus dem die Tiere entstehen angeben den Charakter des Tiers und sein Verhalten benennen Fabeln Sprichworter oder Lehrspruche dazu erwahnen die medizinische und andere Nutzung aufzeigen und Uberliefertes zitieren Im Kapitel 3 S 444 werden die Scarabaen als die Coleoptera mit harter Schale und sehr feinen Flugeln beschrieben Es wird darauf hingewiesen dass die Abgrenzung zu Cantharis unklar ist Es werden 47 Arten abgebildet Bei der Fortpflanzung wird auf die Vielfalt des Entstehungsmaterials hingewiesen Auch wird erwahnt dass sich einige Kafer geschlechtlich fortpflanzen und dass der Pillendreher nur als Mannchen vorkommt Auf seine besondere Eigenschaften beispielsweise seine Nutzung als Orakel wird ausfuhrlich eingegangen Im Kapitel 4 S 469 uber Cantharis geht aus den Abbildung der ebenfalls 47 Arten hervor dass es sich um Kafer mit weicheren Deckflugeln handelt In Kapitel 5 S 486 wird erklart dass man den Ips nur aus der Literatur kennt es ist auch kein Bild beigefugt Im Kapitel 6 S 487 wird erwahnt dass der Buprestis olig ist und Rinder totet Es werden drei verschiedene Arten abgebildet die jedoch keine typischen Olkaferweibchen darstellen wohl aber gut Mannchen sein konnen Das Unterkapitel uber die medizinische Bedeutung ist umfangreich Kap 7 S 491 ist wieder kurz und ohne Abbildung Es soll sich um ein in Italien seltenes dem Gluhwurmchen ahnliches Tier handeln Kapitel 8 S 492 behandelt das Gluhwurmchen und enthalt ein Unterkapitel zur Natur des Lichts das dieser Kafer produziert Zusammenfassend muss jedoch betont werden dass der Hauptteil der vielen Informationen zu den Insekten darin besteht dass zitiert wird was altere Quellen uber die Tiere aussagen 20 1646 erscheinen Kupferstiche von Wenzel Hollar Abb 8a unter dem Titel Diversae Insectorum aligerorum Vermiumque etc figurae ad Natruam delineatae a Wenceslao Hollar Bohemo Verschiedene Bilder der geflugelten Insekten Maden usw nach der Natur gezeichnet von Wenzel Hollar aus Bohmen 21 Von 1675 bis 1705 folgen die Bildbande von Maria Sibylla Merian der Tochter des Lehrmeisters von Hollar Matthaus Merian Die Tafeln in Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung drei Bande 22 sind noch wie die Platten von Hollar schwarz weiss die Illustrationen zu Die Europaischen Insekten De Europische Insecten 3 Bande 23 und die Metamorphosis Insectorum Surinamensium Abb 8b 24 sind farbig Symptomatisch ist der Text auf der Seite die dem Titelblatt von Merians Metamorphosis Insectorum Surinamensium folgt An alle Liebhaber und Untersucher der Natur wird diese Metamorphose der Insekten von Surinam vorgetragen von Maria Sibylla Merian 24 In der gleichen Tradition steht Johann Roesl vom Rosenhof Er gibt ab 1741 die Monatlichen Insectenbelustigungen heraus wertvolle Kupferstiche und Texte mit neuen Erkenntnissen Der zweite Band behandelt die Kafer Abb 8c Die Arbeiten dieser Kunstler belegen eine neue Zuwendung zur Natur die mit exakter Beobachtung gepaart ist Gleichzeitig verstarkt das Erscheinen dieser Werke den Trend zur Naturbeachtung Naturbetrachtung und Naturbeobachtung Die Qualitat der Abbildungen wird immer besser 7 Kladogramm Nr 1 Kafer im wei teren Sinn Landkafer Lamellenformiges Fuhlerende Fuhlerende zugespitztoder haarformig Elytren vollstandig geflugelt schlank lange Fuhler Bockkafer mit starken Zangen konnen sich hochschnellen ohne die Fusse zu benutzen mit hartem Skelett sehr langsam kriechend mit stark reduzierten oder ohne Hinter Flugel obwohl beflugelt sehr schnell auf dem Boden laufendVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Vorlage Klade Wartung 5 Elytren verkummert Fuhler anRussel eingelenkt an der Russelmitte am Russelende mit Stechrussel Wanzen Vorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Wasserkafer in Susswasser in SalzwasserVorlage Klade Wartung StyleSchlussel fur die Kafer nach Lister Der englischen Arzt und Zoologe Martin Lister reiht als erster nicht mehr einfach die Kafer hintereinander sondern gliedert die in England zu seiner Zeit bekannten Coleoptera Kladogramm Nr 1 7 Er trennt in erster Ebene Land und Wasserkafer Die Landkafer trennt er nach dem Bau der Fuhler in solche deren Fuhler a lamellenformig enden b haarformig sind oder zugespitzt enden c an einer Schnauze Russel eingelenkt sind und d die mit einem Saugrussel versehenen Wanzen Punkt b wird noch weiter unterteilt entsprechend vollstandiger oder verkummerter Elytren Die mit vollstandigen Elytren werden nochmals nach auffalligen Merkmalen beispielsweise das Schnellvermogen in funf Gruppen unterteilt Bei Punkt c wird unterschieden ob die Fuhler an der Spitze oder in der Mitte des Russels eingelenkt sind Die Wasserkafer werden danach eingeteilt ob sie in Suss oder Salzwasser anzutreffen sind Wenn heute die weitere Einteilung der Landkafer mit zugespitzten Fuhlerenden und vollstandigen Elytren auch eher zum Schmunzeln anregt muss betont werden dass hier erstmals ein primitiver Bestimmungsschlussel fur die Kafer vorliegt Diese Einteilung wird jedoch erst 1710 als Anhang der weiter unten vorgestellten Arbeit von Ray veroffentlicht 25 1668 widerlegt der Italiener Francesco Redi die seit Aristoteles behauptete Urzeugung 26 Die Schlusse die er aus seinen Experimenten zieht sind zwar fur winzige Tiere wie beispielsweise die noch gar nicht entdeckten Bakterien nicht zwingend aber fur die Kafer durfte man folgern Wo keine Eiablage da auch keine Kaferlarven Damit beraubte Redi nicht nur den Scarabaeus seiner Fahigkeit ohne Weibchen Nachkommen zu zeugen und er brachte auch nicht nur den Glaubensgrundsatz an die Urzeugung zu Fall Er ermoglichte vielmehr uberhaupt erst das viel spater gefasste Konzept der biologischen Art als Fortpflanzungsgemeinschaft Der Hollander Swammerdam erweitert durch mikroskopische Untersuchungen das Wissen uber Insekten erheblich Er ist jedoch bezuglich der Entwicklung der Koleopterologie noch indirekt aus einem anderen Grund wichtig In traditioneller Sichtweise stirbt die Larve und die Imago entsteht neu Unter philosophisch religiosem Sichtwinkel andert Swammerdam diese Betrachtungsweise Jedes Entwicklungsstadium ist nur eine Weiterentwicklung des vorhergehenden Stadiums und bereits im vorhergehenden Stadium angelegt Praformationslehre In der Raupe ist bereits der Schmetterling verborgen Unter dem neuen Sichtwinkel erkennt Swammerdam den Unterschied zwischen einer einfachen Hautung und einem wirklichen Verwandlungsschritt und konstatiert dass es verschiedene Arten der Verwandlung gibt 7 10 Auf diesen Denkansatz verschiedener Entwicklungstypen baut der Englander John Ray Joannes Raius auf und teilt die Insekten in solche ohne Verwandlung solche mit halbvollstandiger Verwandlung Metamorphosis semicompleta solche mit unvollstandiger oder verdeckter Verwandlung Metamorphosis incompleta vel opecta und solche mit Tonnchenpuppe Metamorphosis coarctata ein In der Einfuhrung zu Rays Historia Insectorum werden die Kafer in die dritte Gruppe gestellt also zu den Insekten die sich aus einer Larve in eine Puppe aus dieser in ein Fluginsekt verwandeln Innerhalb dieser Gruppe werden die Coleoptera Scarabaei als erste Gruppe den ubrigen Insekten ohne Elytren Anelytra gegenubergestellt letztere werden im Folgenden weiter aufgespalten Kladogramm Nr 2 Damit sind Wanzen Grillen Heuschrecken und Ohrwurmer wegen ihrer unvollstandigen Metamorphose nicht mehr zu den Coleoptera zu rechnen Ausserdem entwickelt Ray der Idee nach den Begriff der biologischen Art 27 10 28 Kladogramm Nr 2 Hexapoda ohne Verwandlung mit Verwandlung Metamorphosa semicompleta Metamorphosaincompletavel opecta Coleoptera Anelytra Metamorphosis coarctataVorlage Klade Wartung 3Vorlage Klade Wartung StyleEinordnung der Kafer nach Ray In Rays Historia Insectorum die erst 1710 erscheint sind die Kafer jedoch weiterhin unubersichtlich geordnet Insgesamt werden knapp 240 Arten nach korperlichen Merkmalen beschrieben und in vier Abschnitte eingeteilt von denen der grosste in 14 Sektionen unterteilt ist Im ersten Abschnitt beginnt unter der Uberschrift Scarabaei oder Cantharidae eine Zahlung die mit Unterbrechung von 1 bis 37 lauft Dann beginnt unter der Uberschrift Halbrunde oder halbkugelige Scarabaeen eine neue Zahlung von 1 13 sowie eine zweite Zahlung von 1 3 Es folgen die 14 nach dem Fuhlerbau definierten Sektionen bei denen in jeder Sektion die Zahlung neu beginnt Die Kafer werden mit einem Kurzflugler Staphylinus major totus niger grosser ganz schwarzer Kurzflugler abgeschlossen 28 Linne und unmittelbare Folgen Bearbeiten Es lag in der Luft dass bei der Fulle der verschiedenen Insekten und bei der Schwierigkeit einer eindeutigen Beschreibung zumindest eine eindeutige Namensgebung geschaffen werden musste Vorteilhaft ware es wenn diese Namensgebung auch ahnliche Tiere zusammenfasst Auch der Schwede Linne Linnaeus wurde auf diese Notwendigkeit gestossen nbsp Abb 10 Titelseite der 10 Ausgabe von Linnes Systema NaturaeDie Universitat Uppsala hatte durch einen Brand im Jahr 1702 das Sammlungsmaterial von Pflanzen aus Lappland verloren Auf Drangen des Konigs wurde schliesslich Linne als fahiger Student bei schlechter Bezahlung beauftragt Ersatzmaterial zu beschaffen So reiste er 1732 nach Lappland Beim Einordnen seines Sammlungsmaterials ins Herbarium stand er vor der Aufgabe eine Ordnung in die Fulle der Pflanzen zu bringen 6 Er kam auf die Idee verbindliche Doppelnamen binominale Nomenklatur einzufuhren Der voranstehende Gattungsname fasst ahnliche Pflanzen oder Tiere zu einer Gattung zusammen der folgende Artname das Artepitheton benennt mit einem Wort moglichst ein Merkmal welches die Art gegenuber den anderen Arten der Gattung auszeichnet In der ersten Ausgabe von Linnes Systema Natura von 1735 wurden die Insekten in sieben Ordnungen unterteilt die Ordnung Coleoptera einschliesslich Schabe Grille Heuschrecke und Ohrwurm wurde in 23 Gattungen zerlegt 29 14 In rascher Folge gab es weitere Auflagen als wichtigste wird die zehnte Auflage von 1758 angesehen Titelseite Abb 10 7 Im zweiten Band dieser Auflage werden 584 Kaferarten im engeren Sinn in die Gattungen Nr 170 Scarabaeus bis Nr 191 Staphylinus gepresst Die Gattungen werden nach dem Bau ihrer Fuhler in vier Gruppen geteilt 30 Es folgen Ohrwurm Schabe und Grille Zu jeder Gattung wird angegeben wo die Larven zu finden sind 31 In der 12 Auflage von 1767 war die Anzahl der Kafergattungen im engeren Sinn bereits von 22 auf 29 angewachsen ebenso hatte sich die Artenzahl deutlich erhoht Beispielsweise hatte sich die Anzahl der Arten in der Gattung Scarabaeus von 63 auf 94 Arten angewachsen von denen sieben in die neue Gattung Lucanus gesetzt wurden In der Gattung Silpha war die Artenzahl von 26 auf 35 gestiegen in der die Gattung Cassida von 18 auf 31 Die Gattung Dermestes die alle Kafer enthielt die tierische Substanzen Mobel oder Nahrungsmittel angreifen wurde in Dermestes und Ptinus zerlegt 32 Ein umfangreiches Werk und eine Fundgrube fur uberliefertes Wissen ist die grosszugig angelegte Entomologie ou Histoire naturelle des insects Entomologie oder Naturgeschichte der Insekten des franzosischen Adeligen Olivier Die acht Bande uber die Kafer erscheinen zwischen 1789 und 1808 Sie prasentieren durchnummeriert 100 Gattungen wobei nicht wenige bereits ohne neue Nummer in zwei Gattungen gespalten sind Jede Gattung enthalt eine kurze lateinische und daneben eine ebensolche franzosische die beiden sind jedoch nicht immer deckungsgleich Es folgt eine oft mehrseitige franzosische Beschreibung mit weiteren Informationen zur Gattung und den Arten und zu jeder Gattung gibt es mindestens einen exakten farbigen Stich 33 Nach Erscheinen der ersten drei Bande werden diese von dem Deutschen Illiger kommentiert ins Deutsche ubertragen Die Abgrenzung der Kafer gegen andere Insekten entspricht der heutigen 34 Auf Entomologie spezialisierte Wissenschaftler waren mit der Materie naturlich besser vertraut als der Botaniker Linne Der Dane Fabricius war Schuler von Linne Fabricius schenkte den Mundwerkzeugen der Insekten besondere Aufmerksamkeit und stellte die Kafer zu den Ordnungen mit beissenden Mundwerkzeugen 10 Innerhalb der Coleoptera im weiteren Sinne setzte er die Kafer im engeren Sinn als Eleuterata von altgr eleytera eleutera frei weil die Kinnladen nicht von einer Scheide bedeckt sind sondern frei liegen von den Ulonota Schaben Heuschrecken Ohrwurmer ab und ordnete sie wie Linne nach dem Bau der Fuhler jedoch mit mehr Unterteilungen als Linne Von 1792 bis 1794 veroffentlichte er in vier Banden die Entomologia systematica Olivier ist ein Gonner des Franzosen Pierre Andre Latreille Dieser Schuler von Fabricius ordnet dessen Sammlungen und trennt Grillen und Heuschrecken endgultig von den Coleoptera Zwischen Ordnung und Gattung fuhrt er die Familie ein Beim Ordnen der Sammlungen von Fabricius verteilt er die Kafer 1796 bereits auf 148 Gattungen 35 Auf Latreille geht auch die Einteilung der Kafer nach dem Bau der Tarsen zuruck Das Latreillesche Tarsalsystem das von Olivier bereits angewendet wird ordnet die Kafer entsprechend der Anzahl der Fussglieder in Pentamere funf Fussglieder Heteromere Hinterbeine mit vier Gliedern die anderen mit funf Tetramere vier Fussglieder und Trimere drei Fussglieder 36 In einem Zusatzband zu den vier Banden von Fabricius Entomologia systematica wird die Systematik von Fabricius mit 117 Kafergattungen direkt der Systematik von Linne mit 29 Gattungen gegenubergestellt die alphabetisch geordneten franzosischen Trivialnamen mit den deutschen Entsprechungen gelistet und umgekehrt Die beiden Gattungen Blatta Schaben und Forficula Ohrwurmer die von Linne noch zu den Coleoptera gezahlt werden werden durch ein Ul fur Ulonota gebrandmarkt Dadurch werden in europaischer Zusammenarbeit Aristoteles blutlose Flugtiere deren verstarkte Vorderflugel die Hinterflugel schutzend bedecken endgultig auf die Insektenordnung Coleoptera zuruckgestutzt 37 Die Notwendigkeit einer Fachsprache Anforderungen an die Beschreibung eines Insekts der unterschiedliche systematische Wert einzelner Bestimmungsmerkmale die Bedeutung lokal beschrankter Faunen derartige Probleme wurden nun thematisiert Den Charakter solcher Diskussionen kann man dem Vorwort und der ausfuhrlichen Einfuhrung zum Verzeichnis der Kafer Preussens von 1797 entnehmen Dort wird beispielsweise darauf hingewiesen dass es unsinnig ist bei laufender Nummerierung den Weibchen eine eigene Nummer zuzuweisen 38 Einordnung und Unterteilung der Coleoptera Bearbeiten Nachdem durch den Verwandlungstyp und mehrere anatomische gemeinsame Merkmale Autapomorphien die Kafer eindeutig als naturliche Einheit von den anderen Insekten abgegrenzt waren stellte sich eine doppelte Herausforderung Zum einen wollten die Kafer in naturlicher Weise ins Insektenreich eingeordnet werden zum anderen galt es um den Ausdruck von Haeckel zu benutzen einen Stammbaum der Kafer aufzustellen Ziel der Systematiker ist es die Systematik so zu gestalten dass sie den Gang der Evolution widerspiegelt Diese Aufgabe ist bei den Kafern bei weitem nicht abgeschlossen Als Beispiel seien die den Kafern nahestehenden Facherflugler erwahnt 1793 wurde die erste beschriebene Art zu den Hautfluglern gerechnet 1808 wurde sie zu den Zweifluglern gestellt 1813 wurden sie zur Ordnung Strepsiptera hochgestuft 1981 wurde die Gruppe als Familie der Kafer eingeordnet Heute werden die Facherflugler wieder als Ordnung angesehen es bleibt aber umstritten ob diese naher bei den Zweifluglern oder naher bei den Kafern steht 10 Latreille teilt die Kafer 1802 in Familien ein Einige Familien sind durch Autapomorphien so klar von den anderen Kafern abgetrennt dass sie als naturliche Einheit angesehen werden konnen Andere sind Sammelbecken fur Gattungen die nicht in die ubrigen Familien passen Solche Familien werden teilweise von Latreille selbst noch spater aufgespalten 1806 veroffentlicht Latreille eine Einteilung in 18 Familien Cicindeletae Carabici Hydrocanthari Sternoxi Malacodermi Clerii Staphylinii Ptiniores Palpatores Necrophagi Byrrhii Otiophori Hydrophilii Sphaeridiota Coprophagi Geotrupini Scarabaeides Lucanides 39 Diese Familien werden in den folgenden Jahren grosstenteils weiter aufgespalten Auch dadurch dass in der Folgezeit die Kafer aus aller Welt einschliesslich fossiler Kafer betrachtet werden kommen viele weitere Kaferfamilien dazu Alle Familiennamen enden heute auf idae Heute scheut man sich nicht einer einzigen Art eine eigene Familie zuzuordnen wenn sie sich nur genugend von den anderen Familien unterscheidet Latreille ordnet die Kafer aber nicht nur vertikal sondern schichtet sie auch horizontal Er schiebt zwischen Ordnung und Gattung die Ebenen Sektion Tribus Familia Stirps und teilweise durch romische Nummern eine weitere Ebene Diese Einteilung wird als Zeichen einer gottgegebenen festen Ordnung verstanden Die durch Darwin 1859 losgetretene neue Denkweise einer Evolution drang durch Brauer 1885 in die Entomologie ein Ausgangspunkt war die Uberlegung dass die flugellosen Insekten nicht notwendigerweise eine einheitliche Gruppe bildeten Schon rein gedanklich ist es naheliegend anzunehmen dass sich die geflugelten Insekten aus ungeflugelten entwickelten Letztere wurden als primar flugellos bezeichnet und als Apterygogenea ohne Flugel geschaffene zusammengefasst Ausserdem war es denkbar dass bestimmte geflugelte Insekten sich zu ungeflugelten Insekten weiterentwickeln Sie sind dann sekundar flugellos und wurden zu den Pterygogenea mit Flugeln entstanden gestellt 10 Weitere Hinweise zur Evolution wurden durch die Palaoentomologie geliefert Innerhalb der geflugelten Insekten wurde ein ursprunglicher nicht nach hinten klappbarer und ein moderner abknickbarer Flugeltyp gefunden Alle Tiere mit vollstandiger Metamorphose gehoren zu den Vertretern der zweiten Gruppe den Neoptera Neuflugler und bilden innerhalb der Neoptera die Holometabola ganz Verwandelte oder Endopterygota Flugel entwickeln sich im Innern Damit wurde die rein formale militarische Schichtung Classis Legio Centuria Cohors Ordo wie wir sie bei Latreille finden 39 ersetzt durch die an Evolutionsschritten orientierte Einteilung Klasse Insekten Unterklasse Fluginsekten Uberordnung Neuflugler Zwischenordnung mit vollstandiger Verwandlung Ordnung Kafer Die Stufe zwischen Holometabola und der Ordnung Kafer gehort jedoch sicher noch weiter unterteilt Wahrend die nur an der Anatomie ausgerichtete Systematik die Kafer in die Nahe anderen Insektengruppen mit verharteten Vorderflugeln stellt Heuschrecken Schaben Gottesanbeterin Wanzen Ohrwurmer kommt die am Evolutionsgedanken orientierte Systematik zu anderen Ergebnissen Die verschiedenen Theorien wie sich aus der unvollstandigen Metamorphose die vollstandige Metamorphose herausbildete stimmen darin uberein dass die vollstandige Metamorphose junger ist als die unvollstandige Das entfernt die Kafer von Heuschrecken Wanzen usw Die Palaoentomologie liefert 1944 einen fossilen Fund Tshekardocoleus der auf Grund der Flugeladerung zwischen den primitiven Kafern und primitiven Schlammfliegen eingeordnet wird Dies legt nahe dass Schlammfliegen und Kafer Schwestergruppen sind Es gibt jedoch auch Indizien die auf die Facherflugler oder die Netzflugler als Schwestergruppe hinweisen Weder Chromosomenuntersuchungen noch fossile Funde haben bisher die Frage nach den nachsten Verwandten der Kafer uberzeugend beantworten konnen 40 Ganglbauer trennt 1903 nach der Aderung der Flugel die Kafer in Polyphaga und Adephaga 41 Nach heute ubereinstimmender Meinung spalten sich die Vorfahren der Kafer die Protocoleoptera in Archostemata Myxophaga Adephaga und Polyphaga Nach Crowson sind Polyphaga und Myxophage Schwestergruppen schon fruher haben sich die Adephaga noch fruher die Archostemata abgetrennt Kladogramm Nr 3 nach Molekularuntersuchungen dagegen sind die Myxophaga eine Schwestergruppe zu Adephaga und Polyphaga 40 10 Kladogramm Nr 3 Megaloptera Coleoptera Archostemata Adephaga Polyphaga MyxophagaVorlage Klade Wartung StyleSystematik der Kafer nach Crowson Die Etablierung der Koleopterologie Bearbeiten Ein zweiter Faden der Geschichte der Koleopterologie knupft nochmals bei Linne mit seinen 584 Kaferarten an Die Anzahl der beschriebenen Kafer und das Interesse daran wachst rasant David Heinrich Hoppe sammelte um 1795 in der Umgebung von Erlangen knapp 600 Arten aus 81 Gattungen 42 Im Catalogus Coleopterorum Europase Caucasi et Armeniae Rossicae Titelblatt Abb 1 finden sich 1906 in der zweiten Ausgabe allerdings mit Synonymen weit uber 3000 Arten 43 1868 zahlte der Weltkatalog von Gemminger und Harold 77 000 Arten der zwischen 1910 und 1940 erschienene 31 bandige Weltkatalog von Junk und Schenkling enthalt 221 480 Arten um 1950 waren etwa 350 000 Arten bekannt 44 Die 1860 gegrundete Russische Entomologische Gesellschaft veroffentlichte 1932 eine Liste von 3124 Arten 1935 umfasste die Liste bereits 18 000 Holzkaferarten 1945 war sie auf 23 000 Arten angewachsen 6 Waren Kafer anfangs nur in Veroffentlichungen uber Tiere am Rande erwahnt danach ein Teil von Buchern uber Insekten so bewirkte das zunehmende Interesse gepaart mit der zunehmenden Anzahl bekannter Arten dass bald Bucher erschienen die sich ausschliesslich mit Kafern befassen Unter den wissenschaftlichen Werken im deutschsprachigen Raum erschien 1837 der erste Band von Erichson Die Kafer der Mark Brandenburg Die Arten sind nach einer Vielzahl von Merkmalen geordnet Fuhlerbau Tarsenzahl Anzahl der sichtbaren Hinterleibssegmenten Lage der Stigmen Einlenkung der Vorderhuften 30 45 Erichson brachte sein Werk nicht zum Abschluss Sein System wurde jedoch in verfeinerter Form vom Osterreicher Ludwig Redtenbacher ubernommen Redtenbacher verwendete fur den Familienschlussel Stephans Manual of British Coleoptera London 1839 und veroffentlichte 1849 die Fauna austriaca die Kafer die in drei Auflagen erschien Die 2 Auflage erschien 1858 und enthalt 1138 Gattungen in 67 Familien 30 In diesem Werk nahm schon die Beschreibung der ausseren Theile und Organe in der Einleitung 29 Paragraphen und knapp 13 Buchseiten in Anspruch Der Einleitung folgte eine Tabelle zur Bestimmung der Familien eine weitere zur Bestimmung der Gattungen und im Hauptteil ein Bestimmungsschlussel zu den Arten Die Arten waren mit Angaben uber den Lebensraum versehen Abgeschlossen wurde das Werk mit zwei Tafeln mit anatomischen Details 46 Ab 1858 erschien Calwers Kaferbuch in mehreren Auflagen Es ist im Umfang kleiner zeichnet sich jedoch durch 48 Farbtafeln aus auf denen uber 1000 Kaferarten abgebildet sind 47 Die zweite Auflage 1868 wurde von Jager durch Bemerkungen zu Fundort und Lebensweise erganzt Ausserdem wurden in geanderter Form die Bestimmungstabellen fur Familien von Redtenbacher ubernommen Zu jeder Gattung sind als Anhang weitere europaische Arten mit Herkunftsland genannt 48 49 Ab 1892 erschien Ganglbauer Die Kafer von Mitteleuropa Von dem auf sieben Bande angelegten Werk wurden nur vier abgeschlossen Im Vorwort erwahnte Ganglbauer dass er fur die naturliche Classification so wichtigen Larvenformen ganz besonders berucksichtigt 55 Holzschnitte sind im Text des ersten Bandes eingefugt 50 Hinter jeder Art ist nicht nur der Autor sondern auch die Schrift in der die Erstbeschreibung zu finden ist sowie die Texte weiterer Beschreibungen zur gleichen Art angegeben Zwischen 1908 und 1916 erschien Reitter Fauna Germanica die Kafer des Deutschen Reiches in funf Banden Die analytischen Tabellen sind in Anlehnung an Ganglbauer in Abteilung Familienreihe Familie Unterfamilie Tribus Gattung Untergattung und Art gegliedert 36 Zu jeder Art wurden Bemerkungen uber Lebensweise und Verbreitung vermerkt Jedem Band sind Farbtafeln beigefugt Die insgesamt 168 Tafeln besitzen eine hohe Qualitat und bilden den Grossteil der beschriebenen Arten sowie Details ab 51 Das Werk umfasst alle mitteleuropaischen Kafer und findet internationale Verbreitung Im Jahre 1965 wurde das elfbandige Bestimmungswerk Freude Harde Lohse Die Kafer Mitteleuropas mit einem Einfuhrungsband begonnen 1998 mit dem Erscheinen des vierten Supplementbandes abgeschlossen 2 52 Es enthalt zu jeder Gattung eine Umrisszeichnung und die Bestimmungsschlussel wurden durch zahlreiche Detailzeichnungen erganzt Die Familien sind durchnummeriert innerhalb jeder Familie sind die Gattungen und innerhalb der Gattungen sind die Arten durchnummeriert So kann jeder Art eine eindeutige Codenummer zugeteilt werden die aus Familien Gattungs und Artnummer gebildet wird Den neuen technischen Moglichkeiten und dem Geist der Zeit folgend wurde von Arved Lompe auf den Werken von Reitter und Freude Harde Lohse fussend ein im Internet kostenlos und ohne Anmeldepflicht zugangliches Bestimmungswerk Kafer Europas gestartet das noch im Aufbau begriffen ist Es umfasst mit Europa ein wesentlich artenreicheres Gebiet als Mitteleuropa und die Lange der Bestimmungsschlussel hat deswegen betrachtlich zugenommen Zu den grossen Vorzugen gehort dass die Internetseiten jederzeit aktualisiert werden konnen ausserdem sind durch anklickbare teilweise farbige Zeichnungen Fotos mikroskopische oder elektronenmikroskopische Aufnahmen die Bestimmungsschlussel viel einfacher zu handhaben 53 Inzwischen ist das Wissen so angewachsen dass nicht nur Bucher uber die Kafer sondern auch Bucher uber Teilgebiete der Koleopterologie erscheinen Die Faunistik der Kafer wurde von Horion wesentlich weiterentwickelt Ausgehend vom Vergleich des Vorkommen der Kafer in den deutschen Provinzen fand er stereotype Verteilungsmuster und gab zwischen 1941 und 1974 ein zwolfbandiges Werk Faunistik der Mitteleuropaischen Kafer heraus Heute werden die Verbreitungskarten der Arten durch geographisch und klimatisch bedingte Ausbreitungswege aus Refugialraumen wahrend der Eiszeit erklart 54 Kalteliebende Kafer breiten sich entlang der Gebirgszuge aus fur warmeliebende Kafer stellen Berge eher Ausbreitungshindernisse dar Heute kann man auf verschiedenen Internetseiten Kaferfunde melden oder als angemeldeter Benutzer auch direkt selbst eintragen Beispielsweise hat die Arbeitsgemeinschaft Sudwestdeutscher Koleopterologen fur jeden Steckbrief einer Art auch eine Seite mit der Lage der Fundorte innerhalb Baden Wurttembergs angelegt auf der zu Fundmeldungen aufgefordert wird 55 Freude Harde Lohse wurde inzwischen durch sechs Bande Die Larven der Kafer Mitteleuropas und acht Bande E1 E8 zur Okologie der Kafer sowie einem Katalogband zu einem Gesamtwerk uber die Kafer Mitteleuropas erweitert Thiele gab 1977 ein Buch mit uber 350 Seiten lediglich uber die Wahl des Lebensraums bei Laufkafern heraus 56 Zusatzlich zu diesen mehr wissenschaftlich orientierten Bucher erscheinen zunehmend auch popularwissenschaftliche Bucher Stellvertretend seien die Naturgeschichte des Tierreichs fur Schule und Haus 57 Brehms Tierleben 58 der Schmeil ab 1899 der seinen Eingang in die hoheren Lehranstalten fand und bis heute verwendet wird 59 und die lange Reihe der Bestimmungsbucher genannt begonnen 1954 mit dem Kosmos Naturfuhrer Welcher Kafer ist das 60 Auch das Buch des Koleopterologen und Schriftstellers Ernst Junger Subtile Jagden soll hier erwahnt werden 61 Wegen ihrer bizarren Form und der haufig frappierenden Farben sind die Kafer Gegenstand aufwandiger Bildbande Im Internet gibt es zahlreiche Foren und Galerien beispielsweise die Galerie der Kafer 62 Arbeitsgemeinschaften BearbeitenViele Koleopterologen sind regional organisiert sodass sie gemeinsame Unternehmungen durchfuhren und ihre Beobachtungen austauschen konnen Auch als Laie oder Anfanger ist man bei ihren Veranstaltungen willkommen Einige Adressen sind Hessische Koleopterologen Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen Arbeitsgemeinschaft Sudwestdeutscher Koleopterologen Arbeitsgemeinschaft westfalischer Koleopterologen Gemeinschaft fur Koleopterologie Wiener Coleopterologen VereinBeruhmte Koleopterologen BearbeitenEdmund Reitter Seine Bestimmungsschlussel und farbigen Bildtafeln von hohem Niveau in dem funfbandigen Werk Die Kafer des Deutschen Reiches 1908 machten erstmals das Wissen uber die Kafer einem breiten Publikum zuganglich Adolf Horion Er sammelte alle Veroffentlichungen und privaten Mitteilungen uber Vorkommen und Lebensweise der mitteleuropaischen Kafer wertete sie aus und veroffentlichte sie in 12 Banden seiner Faunistik der mitteleuropaischen Kafer Karl E Schedl Der Forstentomologe erlangte internationale Bekanntheit als einer der fuhrenden Spezialisten fur Borkenkafer und baute eine der bedeutendsten Borkenkafersammlungen der Welt auf Heute hat sich das Wissen uber die Kafer so erweitert dass die meisten Koleopterologen sich auf eine kleine systematisch Gruppe von Kafern spezialisiert hat z B auf eine einzige Gattung Literatur BearbeitenEdmund Reitter Fauna Germanica Die Kafer des Deutschen Reiches Lutz Stuttgart 1908 1917 DNB 560823134 5 Bande mit farbigen Bildtafeln Adolf Horion 1941 1974 Faunistik der mitteleuropaischen Kafer 12 Bande Heinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Die Kafer Mitteleuropas Goecke amp Evers Krefeld 1964 1983 ISBN 3 334 61035 7 Band 1 11 spater folgten Bande mit Erganzungen Larven und Okologie insgesamt liegen 15 Bande vor Reich bebildert und fur den Anfanger empfehlenswert Karl Wilhelm Harde Frantisek Severa Der Kosmos Kaferfuhrer Franckh Stuttgart 1981 ISBN 3 440 04881 0 Wolfgang Willner Taschenlexikon der Kafer Mitteleuropas Quelle amp Meier Wiebelsheim 2013 ISBN 978 3 494 01451 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Koleopterologie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Seite zur Methodologie des Insektensammelns in Commons Commons Kategorie Insektensammeln Galerie der Kafer von Frank Kohler Bestimmungswerk der Kafer EuropasEinzelnachweise Bearbeiten Adolf Horion Kaferkunde fur Naturfreunde Vittorio Klostermann Frankfurt am Main 1949 a b Heinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Hrsg Die Kafer Mitteleuropas Kafer Mitteleuropas Band 1 Einfuhrung in die Kaferkunde 1 Auflage Goecke amp Evers Krefeld 1965 ISBN 3 8274 0675 7 Bilder von Ei Larve Puppe und verschiedenen Ausfarbungsstadien der frisch geschlupften Imago auf einer franzosischen Forumsseite Memento vom 9 Dezember 2015 im Internet Archive Lars Hendrick Michael Balke Zum Vorkommen der Kolbenwasserkafer in Berlin Berliner Naturschutzblatter Schutz Kolbenwasserkafer Memento vom 7 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 36 kB Artenhandbuch der Bayerischen Forstverwaltung Kafer S 59 ff Memento vom 21 Mai 2009 im Internet Archive PDF 1 6 MB a b c d Juri Dmitrijew Mensch und Tier Aus d Russ von Thea Marianne Bobrowski Raduga Verlag Moskau 1988 ISBN 5 05 001914 1 a b c d e f Josef R Winkler Taschenatlas der Kafer Dausien Hanau am Main 2 Ausgabe 1975 S 2494 Aristoteles Historia Animalium 1 Buch 350 v Chr classics mit edu Aristoteles Historia Animalium 4 Buch 350 v Chr classics mit edu a b c d e f g h Gillott Hrsg Entomology 3 Auflage Springer ISBN 1 4020 3182 3 Sigmund Schenkling Erklarung der wissenschaftlichen Kafernamen Gattung W T M Forbes The silkworm of Aristotle Classical Philology Bd 25 Nr 1 Jan 1930 S 22 26 als html Aristoteles Historia Animalium 5 Buch 350 v Chr classics mit edu a b Bernhard Klausnitzer Wunderwelt der Kafer Herder Verlag Freiburg im Breisgau Basel Wien 1982 ISBN 3 451 19630 1 Plinius der Altere Naturalis historia 11 Buch uber die Insekten Kap 34 englische Ubersetzung Lateinische Ausgabe Albertus Magnus De animalibus englische Suchmaschine zu Albertus Magnus liefert lateinischen Text Tho Movfeti Insectorum sive minimorum animalium theatrum olim ab Edoardo Wottono Conrado Gesnero Thomaque Pennio inchoatum T Cotes London 1634 Ansicht Titelbild und zwei Seiten Memento vom 25 August 2006 im Internet Archive e Book Charles E Raven English Naturalists from Neckam to Ray Kap X Thomas Mouffet and the Theatrum Insectorum e Book a b Frank N Egerton A History of the Ecological Sciences Part 12 Invertebrate Zoology and Parasitology during the 1500s esa the Bulletin of the ecological Society of America Bd 85 Nr 1 Januar 2004 Internetausgabe Ulisse Aldrovandi De animalibus insectis libri septem Bolognia 1602 Internetausgabe Wenceslas Hollar Diversae insectorum aligerorum vermimque etc ad naturam delineatae a Wenceslao Hollar Bohemo Antwerpen 1646 Bilder in Wikimedia Commons Maria Sibylla Graffin Matthaei Merians des Eltern Seel Tochter Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung 2 Teil 1683 Maria Sibilla Merian De Europische Insecten Amsterdam 1780 a b Maria Sibylla Merian Ofte Verandering der Surinaamsche Insecten Metamorphosis insectorum Surinamensium Amsterdam 1705 Piron London 1980 1982 Reprint Insel Frankfurt am Main 1992 Reprint ISBN 3 458 16171 6 M Lister Appendix de Scarabaeis Bretannicis In Joannes Raius Historia Insectorum Churchill London 1710 digitalisierte Kopie Francesco Redi Esperienze intorno alla generazione degl insett Firenze 1668 it wikisource James Duncan Beetles British and Foreign David Bogue London a b Joannes Raius Historia Insectorum Opus posthumum London Churchill 1710 digitalisierte Kopie Caroli Linnei Sveci Doctoris Medicinae systema naturae Historia Insectorum 1737 digitalisierte Kopie a b c Luc Auber Coleopteres de France Fascicule I Edition N Boubee amp Cie Paris 1955 Caroli Linnei systema naturae 1758 digitalisierte Kopie Caroli a Linne Systema naturae Editio 12 reformata Holmiae 1767 digitalisierte Kopie Olivier Entomologie ou Histoire naturelle des insects Coleopteres Band 1 8 erster Band zweiter Band dritter Band vierter Band funfter Band sechster Band achter Band Carl Illiger Olivier s Entomologie oder Naturgeschichte der Insekten Kafer K Reichardt 1800 books google de Latreille Precis des caracteres generique des insectes disposes dans un ordre naturel F Bourdeaux 1796 als PDF a b Edmund Reitter Fauna Germanica die Kafer des Deutschen Reiches I Band K G Lutz Verlag Stuttgart 1908 P Movfeti et at Epitome entomologiae Fabricianae sive nomenclator entomologicvs emendatvs Gottlob Feind Leipzig 1797 im Internetarchiv Illiger Verzeichniss der Kafer Preussens Braunschweig 1797 als e book a b P A Latreille Genera crustaceorum et insectorrum secundum ordinem Koenig Paris 1806 bei BHL a b Grzimek s Animal Life Encyclopedia Bd 3 Thomson Gale ISBN 0 7876 5779 4 Ludwig Ganglbauer Systematisch koleopterologische Studien Munchener Koleopterologische Zeitschrift 1 Bd 1903 alle vier Bande bei BHL David Heinrich Hoppe Enumeratio Insectorum Elytratorum cricam Erlangam indegenarum Typis Hilpertianis 1795 bei Google Google book L v Heyden E Reit t er J Weise Catalogus Coleopterorum Europae Caucasi et Armeniae Rossica Editio secunda Berlin 1906 Urania Tierreich Band 2 Rowohlt 1974 ISBN 3 499 28011 6 Wilh Ferd Erichson Die Kafer der Mark Brandenburg 1 Band Berlin 1837 digitalisierte Kopie Ludwig Redtenbacher Fauna austriaca Die Kafer Nach der analytischen Methode bearbeitet C Gerold s Sohn Wien 1858 2 Auflage digitalisierte Kopie Abbildungen auf den Tafeln aus Calwer s Kaferbuch Gustav Jager Hrsg C G Calwer s Kaferbuch 3 Auflage K Thienemanns Stuttgart 1876 4 Auflage von Calwer s Kaferbuch gescannt Ludwig Ganglbauer Die Kafer von Mitteleuropa Gerold Wien 1892 1904 alle vier Bande bei BHL Abbildungen aus Reitter Fauna Germanica Die Kafer des Deutschen Reichs Wilhelm H Lucht Bernhard Klausnitzer Die Kafer Mitteleuropas Hrsg Heinz Freude Kafer Mitteleuropas Band 15 4 Supplementband Gustav Fischer bzw Goecke amp Evers Jena bzw Krefeld 1998 ISBN 3 437 35366 7 Bestimmungswerk der Kafer Europas im Internet Gustav de Latin Grundriss der Zoogeographie Gustav Fischer Verlag 1967 ARGE SWD Koleopterologen Memento vom 15 Januar 2013 im Internet Archive H U Thiele Carabid Beetles in their Environments a study on habitat selection by adaptions in physiology and behaviour Laufkafer in ihrem Biotop Habitatswahl durch physiologische und ethologische Anpassungen Springer Berlin 1977 G H v Schubert Hrsg Naturgeschichte des Tierreichs fur Schule und Haus Schreiber Esslingen 3 Auflage 1886 Alfred Edmund Brehm Insekten Tausendfussler und Spinnen Brehms Tierleben Band 9 1892 bei caliban Otto Schmeil und Nachfolger Schmeils Biologisches Unterrichtswerk Tierkunde Jan Bechye Welcher Kafer ist das Franckh Stuttgart 1954 DNB 450290085 Ernst Junger Subtile Jagden Klett 1967 Galerie der Kafer von Frank Kohler Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koleopterologie amp oldid 231184339