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Metamorphosis insectorum Surinamensium Verwandlung der surinamischen Insekten ist das schon von Zeitgenossen bewunderte Hauptwerk der Naturforscherin und Kunstlerin Maria Sibylla Merian 1647 1717 eine Sammlung von Kupferstichen und zugehorigen Texten in der sie die Lebenszyklen von Insekten in der damals niederlandischen Kolonie Suriname darstellte und beschrieb Titelblatt von 1705 Inhaltsverzeichnis 1 Die Reise 2 Das Werk 2 1 Die Edition 2 2 Bilder und Texte 2 3 Weitere Ausgaben 2 4 Nachdruck zum 300 Todestag von Maria Sibylla Merian 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDie Reise Bearbeiten nbsp Maria Sibylla Merian um 1700Maria Sibylla Merian hatte schon als 13 Jahrige begonnen Insekten und Pflanzen nach der Natur zu malen Die Erforschung und Darstellung von Insekten blieb ein wesentlicher Teil ihres Lebens Um 1685 erfuhr sie erstmals von der tropischen Flora und Fauna Sudamerikas In mehreren Naturaliensammlungen Amsterdams vertiefte sie in den 1690er Jahren ihre Eindrucke bemerkte aber auch dass die Metamorphose der Insekten durch die verschiedenen Stadien ihres Lebens dort kaum gezeigt wurde Sie begann eine Reise nach Suriname vorzubereiten obwohl Freunde und Bekannte sie vor dem extrem ungesunden Klima warnten Im Juni 1699 brach sie zusammen mit ihrer jungeren damals 21 jahrigen Tochter Dorothea Maria dorthin auf um Tiere und Pflanzen zu erforschen Suriname auch unter dem Sammelnamen Niederlandisch Guayana bekannt war bis 1975 eine niederlandische Kolonie in Sudamerika Zu Merians Zeit liessen dort weisse Plantagenbesitzer ihre schwarzen Sklaven vor allem in Monokultur Zuckerrohr anbauen Im Landesinneren erstreckten sich fast undurchdringliche Urwalder Mutter und Tochter Merian lebten zeitweise bei Labadisten einer fruhpietistischen Gemeinde in der entlegenen Siedlung Providence Sie lag am rechten Ufer des Suriname circa 65 km von der Hauptstadt Paramaribo entfernt Begleitet von einigen Einheimischen zogen sie fruh morgens auf kaum begehbaren Buschpfaden in die Walder um Insekten auf ihren jeweiligen Wirtspflanzen zu beobachten und zu sammeln Angesichts der exotischen Vielfalt dehnten sie ihr ursprungliches Forschungsprogramm erheblich aus Abends wurden die Funde prapariert und gezeichnet das feuchtheisse Klima zwang zu rascher Auswertung aller Objekte die nicht konserviert werden konnten Nach zweijahrigem Aufenthalt war die nun 54 jahrige Forscherin den Anstrengungen nicht mehr gewachsen und erkrankte heftig an Malaria Am 23 September 1701 trafen sie und ihre Tochter wieder in Amsterdam ein Das Werk BearbeitenDie Edition Bearbeiten In den Jahren von 1702 bis 1705 bereitete Maria Sibylla Merian gesundheitlich noch stark beeintrachtigt ihr grosses Werk uber die surinamischen Insekten vor Auf das Titelblatt liess sie drucken METAMORPHOSIS INSECTORUM SURINAMENSIUM ODER VERWANDLUNG DER SURINAMISCHEN INSEKTEN Worin die surinamischen Raupen und Wurmer in allen ihren Verwandlungen nach dem Leben abgebildet sind und beschrieben werden und wobei sie auf die Gewachse Blumen und Fruchte gesetzt werden auf denen sie gefunden wurden Es werden hier auch Frosche wundersame Kroten Eidechsen Schlangen Spinnen und Ameisen gezeigt und erklart und alles wurde in Amerika nach dem Leben und in naturlicher Grosse gemalt und beschrieben Von Maria Sibylla Merian 1 dd Ende 1702 war die Planung fur die Edition abgeschlossen die 60 Bildtafeln lagen als Pergamentmalerei vor Nur drei von ihnen konnte sie selbst in Kupfer stechen Nr XI XIV und XXXV die ubrigen wurden von Pieter Sluyter 35 Joseph Mulder 21 und Daniel Stoopendael 1 ubernommen Merian selbst schrieb die dazugehorigen Texte wissenschaftliche Anmerkungen wurden von ihrem guten Bekannten Caspar Commelin dem Leiter des Botanischen Gartens in Amsterdam hinzugefugt Gemeinsam mit ihren beiden Tochtern kolorierte sie die fertigen Drucke Bei einigen wenigen Buchexemplaren liess sie von den noch frischen Abzugen Umdrucke herstellen die nun seitenverkehrten Blatter zeigten nur noch schwache Konturen und wirkten nach dem Farbauftrag fast wie reine Aquarelle Das Werk erschien im Format Folio gross gr 2 in den Abmessungen 50 35 cm Der Preis betrug 45 Gulden davon entfielen auf den Druck nur 15 auf das Kolorieren aber 30 Gulden Geplant waren je eine deutsche niederlandische und lateinische Ausgabe Die deutsche unterblieb weil sich dafur nur 12 Subskribenten fanden die anderen erschienen zu Anfang des Jahres 1705 im Selbstverlag und bei Gerard Valk in Amsterdam Die gesamte Auflage kann kaum hoher gewesen sein als 60 Exemplare gemessen an der geringen Zahl der heute noch existierenden Erstausgaben In der Einleitung schrieb die Autorin Ich habe keine Kosten bei der Ausfuhrung dieses Werkes gescheut Ich habe die Platten von den beruhmtesten Meistern schneiden lassen und habe das beste Papier dazu genommen damit ich sowohl den Kennern der Kunst als auch den Liebhabern der Insekten und Pflanzen Vergnugen und Freude bereite wie es auch mich dann freuen wird wenn ich hore dass ich meine Absicht erreicht habe 2 Bilder und Texte Bearbeiten nbsp Bildtafel XXIII Boccaves Frucht mit EidechseWeiter heisst es in der Einleitung dass auf den 60 Bildtafeln etwa 90 Beobachtungen von Raupen Wurmern und Maden gezeigt werden die beim Hauten Form und Farbe verandern und sich schliesslich in Schmetterlinge verwandeln Ausserdem seien verschiedene andere Tiere dargestellt die alle von mir in Amerika nach dem Leben gezeichnet und beobachtet wurden bis auf wenige die ich auf Aussagen der Indianer hinzugefugt habe 2 Dabei unterliefen der Autorin unvermeidlich sachliche Fehler Sie hatte ein Insekt aus zwei nicht zusammengehorigen Teilen zusammengesetzt an einem Baum hangen die Fruchte anders als in der Natur Raupen sitzen nicht immer auf den richtigen Futterpflanzen Manche Wissenslucken werden durch unhaltbare Hypothesen geschlossen Mit solchen und ahnlichen Problemen ging die Merian recht unbefangen um Den schonen schwarzen mit roten und gelben Flecken verzierten und auf der Frucht sitzenden Kafer habe ich wegen seiner Seltenheit hier hinzugesetzt um den Stich auszufullen und zu schmucken obwohl ich seine Herkunft nicht kenne Ich will seine Erforschung gern anderen uberlassen 3 Von den Zoologen des 18 vor allem aber des 19 Jahrhunderts wurden solche Ungenauigkeiten kritisiert Allerdings verkannten die Kritiker mit dieser unhistorischen Betrachtungsweise die ein Werk der Vergangenheit am aktuellen Wissensstand mass nicht nur die wissenschaftlichen Verdienste Merians zu ihrer Zeit sondern vor allem ihre grosse kunstlerische Leistung Die einfuhlsam gezeichneten sorgfaltig kolorierten und kunstvoll komponierten Bildtafeln gelten noch heute als grafische Meisterwerke die Erstdrucke als bibliophile Kostbarkeiten Hinzu kommen die auch kulturhistorisch aufschlussreichen Texte zu den einzelnen Tafeln Merian erklarte dazu in der Einleitung Ich hatte den Text wohl ausfuhrlicher gestalten konnen da aber die heutige Welt sehr feinfuhlig ist und die Ansichten der Gelehrten unterschiedlich sind bin ich nur einfach bei meinen Beobachtungen geblieben Ich liefere dadurch Stoff aus dem jeder nach eigenem Sinn und eigener Meinung Schlusse ziehen kann 2 Zu diesem Stoff gehorten ausserdem ihre Bemerkungen uber zur damaligen Zeit wirtschaftlich kaum genutzte Wildpflanzen Kirschen Pflaumen Feigen und Vanille Sie berichtete auch uber die Probleme Ansichten und Gewohnheiten der indianischen Bevolkerung Daruber hinaus beklagte sie die Engstirnigkeit der weissen Pflanzer die nichts anderes kannten als den Gelderwerb durch Zuckerrohranbau und die fur die weltfremde Forscherin nur Spott ubrig hatten Die Kolonisten nahmen ihr auch gesellschaftskritische Anmerkungen uber die Lebensumstande der Sklaven ubel sie berichtet etwa vom Suizid misshandelter Arbeiter und von deren verbreiteter Hoffnung in einem freien Staat wiedergeboren zu werden Ein grosserer Teil ihrer Texte handelt von Geschmack und Zubereitung der einzelnen Pflanzen und Fruchte sowie von deren Anwendung als Heilmittel nbsp Bildtafel VI Maccai nbsp Bildtafel XXVII Zitrone nbsp Bildtafel XLVIII Tabrouba nbsp Bildtafel LX Baum ohne Namen mit Grossem AtlasWeitere Ausgaben Bearbeiten Nachdem Maria Sibylla Merian 1717 gestorben war erschienen im 18 Jahrhundert noch vier Nachdrucke unter Verwendung der originalen Kupferplatten Keiner von ihnen erreichte die kunstlerische Vollkommenheit der von Merian selbst kolorierten Erstausgabe Zunachst kaufte der Amsterdamer Verleger Johannes Oosterwijk die Druckunterlagen und gab das Werk 1719 neu heraus wieder in je einer lateinischen und einer niederlandischen Ausgabe Zu den ursprunglich 60 Bildtafeln kamen zwolf weitere hinzu zehn wurden im Nachlass der Kunstlerin gefunden zwei entstanden neu nach Zeichnungen aus dem Naturalienkabinett des Sammlers Albertus Seba Der lateinische Titel lautete jetzt Dissertatio de generatione et metamorphosis insectorum surinamensium Ein Nachdruck des erweiterten Werkes erschien 1726 bei Peter Gosse im Haag nun mit zweispaltig nebeneinander gedrucktem lateinischen und franzosischen Text und unter dem Titel Histoire des insectes de l Amerique Bei Bernard in Amsterdam kam 1730 eine im Bildteil unveranderte hollandische Ausgabe heraus und im Verlag Desnos in Paris 1771 eine zweibandige franzosische Fassung von abermals geringerer Qualitat die neben den surinamischen auch die europaischen Insekten enthielt Nachdruck zum 300 Todestag von Maria Sibylla Merian Bearbeiten Im Dezember 2016 erschien bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt ein auf 1499 Exemplaren limitierter Nachdruck 4 Grundlage des Nachdrucks war ein Originalexemplar der Koniglichen Bibliothek der Niederlande in Den Haag Neben den Drucken in Originalgrosse enthalt die Ausgabe zahlreiche weitere Information u a Ubersetzungen der niederlandischen Texte der Entstehungsgeschichte und der kunstlerischen Wirkung des Werkes Literatur BearbeitenDas kleine Buch der Tropenwunder Kolorierte Stiche von Maria Sibylla Merian Geleitwort von Friedrich Schnack Insel Verlag Leipzig 1935 Insel Bucherei 351 2 Maria Sibylla Merian Das Insektenbuch Metamorphosis insectorum Surinamensium Insel Verlag Frankfurt am Main Leipzig 1991 ISBN 3 458 34570 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Metamorphosis insectorum Surinamensium Merian Sammlung von Bildern Metamorphosis insectorum Surinamensium 1705 mit 60 Bildtafeln Digitalisat des Gottinger Digitalisierungszentrums in niederlandischer Sprache Einzelnachweise Bearbeiten Maria Sibylla Merian Das Insektenbuch Metamorphosis insectorum surinamensium Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1991 S 7 a b c Maria Sibylla Merian Das Insektenbuch Metamorphosis insectorum surinamensium Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1991 S 8 Maria Sibylla Merian Das Insektenbuch Metamorphosis insectorum surinamensium Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1991 S 64 Link zur Deutschen Nationalbibliothek mit den bibliographischen Angaben des Nachdrucks abgerufen am 13 Januar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metamorphosis insectorum Surinamensium amp oldid 218779367