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Der Grosse Kolbenwasserkafer Hydrophilus piceus Syn Hydrous piceus dessen Name auf seine Grosse und seine kolbig verdickten Fuhler zuruckzufuhren ist ist mit einer Lange von bis zu 5 Zentimetern der grosste Wasserkafer Europas und wurde deswegen fruher auch Riesenwasserkafer und Grosser Fischkafer genannt Er zeigt bei der Atmung und bei der Brutpflege einige hochst interessante Anpassungen an das Wasserleben und steht wegen seiner zunehmenden Gefahrdung unter Naturschutz Grosser KolbenwasserkaferGrosser Kolbenwasserkafer Hydrous piceus SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaFamilie Wasserkafer Hydrophilidae Gattung HydrousArt Grosser KolbenwasserkaferWissenschaftlicher NameHydrous piceusLinnaeus 1775 Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Bau 3 Atmung 4 Brutpflege 5 Larve und Puppe 6 Biologie 7 Vorkommen 8 Schutz 9 Einzelnachweise 10 Literatur 11 WeblinksNamensgebung BearbeitenDer Grosse Kolbenwasserkafer hat nach EuroFauna den wissenschaftlichen Namen Hydrophilus piceus in der deutschsprachigen Literatur wird er jedoch weitgehend unter dem Namen Hydrous piceus gefuhrt Der Gattungsname Hydrous Linnaeus 1775 wird von der EuroFauna als generic synonym zu Hydrophilus Geoffroy 1762 gefuhrt 1 H piceus gehort zu der Familie der Hydrophilidae was mit Wasserfreunde ubersetzt werden musste die Familie wird heute auf deutsch jedoch gewohnlich Wasserkafer s str sensu stricto im engeren Sinne genannt Da der Begriff Wasserkafer s l sensu lato im weiteren Sinn auch fur die okologische Gruppe aller im Wasser lebenden Kafer benutzt wird die ausser den Arten der Familie Hydrophilidae noch die Familien der echten Schwimmkafer umfasst ware es eigentlich sinnvoller die Hydrophilidae Wasserfreunde zu nennen Dafur spricht auch dass mehrere Arten der Hydrophilidae gar nicht im Wasser leben Zur weiteren Verwirrung ist der Artname piceus lat mit pechschwarz zu ubersetzen aber als Schwarzer Kolbenwasserkafer wird der sehr ahnliche Kafer mit dem wissenschaftlichen Namen Hydrophilus aterrimus bezeichnet Bau Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Abb 1 Kopf Detail Abb 2 Vordertarsus Abb 3 Fuhler nbsp nbsp nbsp Abb 4 Nahtwinkelder Flugeldecken Abb 5 Unterseite Stachel Abb 6 Tarsus des Hinterbeins nbsp nbsp Abb 7 Tarsus des mittleren Beinpaars Abb 8 Schiffchen 2 nbsp nbsp Abb 9 Larve 2 Abb 10 Unterseite nbsp nbsp Abb 11 Puppe 2 Abb 12 Eiablage Herstellung des Schiffchens 2 Der Kolbenwasserkafer ist unscheinbar mattglanzend schwarz gefarbt mit einem braun oliven Schimmer Die Fuhlerkeule ist braunlich der restliche Fuhler wie auch die Taster rostrot bis bernsteinfarben Abb 1 und 3 Bei Hydrous liegen Kopf Halsschild und Flugeldecken eng aneinander an und sind so gleichformig verrundet dass der Korperumriss von oben gesehen ein ziemlich geschlossenes Oval bildet Die Oberseite ist deutlich gewolbt mit dem hochsten Punkt im vorderen Flugeldeckeldrittel die Unterseite dagegen ist relativ flach Brust und Hinterleib sind gekielt Bei H piceus ist die Kielung der Hinterleibs deutlich und nicht wie beim nahe verwandten H aterrimus verrundet So entsteht eine stromungsgunstige Form die allerdings nicht fur schnelles Schwimmen geeignet ist Jede Flugeldecke besitzt acht unauffallige Punktreihen in den Intervallen dazwischen liegen unregelmassige Reihen von Punkten 3 Die Flugeldecke ist an der Spitze der Naht im Unterschied zu H pistaceus mit einem scharfen Zahnchen versehen Abb 4 Bei H piceus ist der Brustkiel vorn tief gefurcht hinten in einen freistehenden spitzen Dorn ausgezogen der weit uber die Hinterhuften hinausragt Abb 10 In Abb 5 ist der nach rechts unten zeigende Dorn deutlich zu erkennen Fur diesen Dorn halt sich im Volksmund die Bezeichnung Stachel denn wenn man den Kafer mit der Hand umschliessen will kann dieser durch eine ruckartige Ruckwartsbewegung mit dem Dorn empfindlich stechen Fruher hiess der Kafer auch Karpfenstecher da man der Meinung war er wurde mit diesem Dorn die Karpfen anstechen Zwischen Hinterleib und Flugeldecke befinden sich Strukturen bei deren Gegeneinanderreiben Tone entstehen Das Mannchen erzeugt damit Laute die vom Weibchen beantwortet werden 4 Die Hydrophiliden gehoren zur Familienreihe der Palpicornia die durch ihre langen Kiefertaster Maxillarpalpen charakterisiert sind In Abb 1 sieht man rechts vor dem Auge waagrecht herausragend den Fuhler darunter den nach unten geschwungenen langen Kiefertaster und ganz unten nur wenig unter der Kopf hervorragend die Spitzen der Lippentaster Die Kiefertaster sind viergliedrig das erste Glied ist klein die beiden folgenden sehr lang und dunn das Endglied stumpf und nur halb so lang wie das dritte Glied Sie sind langer als die Fuhler und ubernehmen auch deren Funktion als Tastorgan Die Fuhler Abb 3 sind neungliedrig das erste Glied lang schaftformig das zweite kegelformige Glied bildet mit den folgenden drei Gliedern zusammen eine Geisel Die vier letzten Glieder bilden eine lockere Keule die zwischen ihrem ersten und zweiten Glied durch ein Gelenk abgeklappt werden kann und deren letzte drei Glieder loffelformig ausgehohlt sind so dass die Aushohlungen zusammen zur Korperseite hin eine mit Harchen begrenzte Rinne bilden Die Lippentaster sind dreigliedrig das erste Glied sehr klein und rund das zweite walzenformig und lang das letzte kurz und stumpf Der Kiefertaster und meist auch der Lippentaster ragen deutlich aus dem Korperumriss hervor wahrend die Fuhler so eng am Korper getragen werden dass sie leicht ubersehen werden Bei oberflachlicher Betrachtung kann man die Kiefertaster fur die Fuhler halten Die Oberkiefer sind an der Spitze gekrummt tief gespalten und am Innenrand gezahnt 5 Die Hydrophiliden gehoren zu den Pentameren entsprechend sind auch beim Kolbenwasserkafer die Tarsen bei allen Beinen funfgliedrig Das Vorderbein zeigt nur bei den Mannchen eine Auffalligkeit Abb 2 Bei ihnen ist das Krallenglied breitgedruckt beilformig erweitert die beiden Krallen des Krallenpaares sind nicht symmetrisch sondern die der Erweiterung genaherte Kralle ist deutlich breiter und darauf spezialisiert in Verbindung mit der Erweiterung die Funktion einer Zange auszuuben Die mittleren und die hinteren Beine sind als Schwimmbeine ausgebildet deren Tarsenglieder abgeflacht sind Abb 6 und 7 Auf der Innenseite ist der Tarsus durch eine Reihe von elastischen Haaren auf der Aussenseite durch eine Reihe Zahnchen verbreitert So konnen die Tarsen je nach Stellung dem Wasser einen grosseren oder kleineren Widerstand entgegensetzen Auf der der Behaarung gegenuberliegenden Seite uberlappen sich die Tarsalglieder So verstarken sie beim kraftigen Schlag der Beine nach hinten die den Kafer nach vorn treiben die Stabilitat und erlauben eine leichte Abnahme der Krummung nach innen und damit eine Vergrosserung der fur den Vortrieb wirksamen Flache Ausserdem ist bei den Mittel und Hintertarsen zwischen dem ersten und zweiten Tarsalsegment eine geringfugige Drehung um die Tarsenachse moglich So kann wahrend des Schlags nach hinten die Flache des Tarsus senkrecht zur Schlagrichtung vergrossert werden beim Ruckziehen der Beine an der Korper wird der Tarsus so gedreht dass seine Flache senkrecht zur Bewegungsrichtung klein wird Verschiedene weitere Anpassungen unterstutzen die Moglichkeit effektiven Schwimmens So ist die Hufte der Schwimmbeine in das Sternum eingesenkt und deswegen ihre Beweglichkeit stark eingeschrankt Dadurch wird die Schwimmbewegung stabiler Das Gelenk zwischen Hufte und Huftring ist so geformt dass es wahrend des gesamten Beinschlages nur eine Bewegung des Schenkels parallel zur Oberflache des Hinterleibs erlaubt Der Schenkel ist so abgeplattet dass er wahrend des Streckens eine grosse Oberflache bietet beim anschliessenden Beugen jedoch einen moglichst kleinen Wasserwiderstand bietet Dennoch ist der Kolbenwasserkafer im Vergleich mit den Gelbrandkafern ein schlechter Schwimmer Er besitzt auch noch kleine Krallen an den Schwimmbeinen und schwimmt fast nur paddelnd also die Hinterbeine alternativ benutzend Andererseits ist so seine Beweglichkeit beim Herumklettern zwischen Wasserpflanzen und beim Laufen auf dem Boden grosser 6 Atmung BearbeitenZur Atmung kommt der Kolbenwasserkafer mit seinem Vorderende an die Wasseroberflache Er halt den Kopf von unten an den Wasserspiegel und neigt sich dabei leicht nach einer Seite Dann holt er den der Wasseroberflache naheren Fuhler aus der mit Luft gefullten Grube die sich auf der Unterseite des Halsschilds befindet Ein spitzer Fortsatz des ersten Glieds der Fuhlerkeule durchbricht von unten die durch die Wasseroberflachenspannung bedingte Haut der Wasseroberflache Dann wird der Fuhler abgeknickt uber die Wasserflache hinausgeschoben so dass die Fuhlerspitze unter der Wasseroberflache bleibt und dabei der Kopffurche anliegt Die Kopffurche ist eine aus zwei Haarsaumen bestehende Rinne die vertikal verlauft Sie wird durch die daruberliegenden Aushohlungen der drei Fuhlerendglieder in Abb 3 gut zu erkennen zu einem Schnorchel erganzt der von dem abgeknickten Fuhlergelenk uber Wasser bis unter den Halsschild reicht Zum Lufttransport fuhrt die mit feinsten Harchen bekleidete Fuhlerkeule vibrierende Bewegungen aus Diese Tatigkeit wird abwechselnd links und rechtsseitig ausgefuhrt so dass das Tier hin und herschaukelt 7 Horion jedoch schreibt dass bei der Atmung der ganze Korper zitternde Bewegungen ausfuhrt 8 Ein Bild des abgeknickten Fuhlers bei der Atmung findet sich an verschiedenen Stellen im Internet 9 Auf der Korperunterseite tragen die Kafer eine dichte goldgelbe Behaarung Pubescenz die in Abb 10 durch Braunfarbung zwischen dem zweiten und dritten Beinpaar und entlang der Flugeldeckenrander und in Abb 5 ansatzweise links vom Dorn uber dem Brustkiel erkennbar ist In dieser Behaarung wird der Luftvorrat mittransportiert Dieses Luftkissen auf der Korperunterseite wird von Kiel und den uberstehenden Deckflugelrandern gehalten und reicht bis zu den Stigmen der ersten Hinterleibssegmente Die Luftschicht wird Plastron genannt womit ursprunglich das Brustleder einer Panzerung bezeichnet wurde Der im Wasser geloste Sauerstoff kann aus dem Wasser heraus in die das Plastron hineindiffundieren Auch unter den Flugeldecken gibt es einen luftgefullten Raum der mit dem Plastron in Verbindung steht Er ist jedoch relativ klein und unbedeutend 10 Der durch das Plastron bedeckte Teil der Unterseite erscheint im Wasser durch die an den Haaren haftenden Luftblaschen ganz silbrig glanzend Es gibt Angaben dass das Tier etwa alle funf Minuten Luft holen muss 11 doch hangt das sicher von dem Sauerstoffgehalt des Wassers ab Dieser kann vor allem in den mit Wasserpflanzen bestandenen Bereichen extrem schwanken 12 Brutpflege BearbeitenDas Weibchen des Kolbenwasserkafers zeigt eine ungewohnliche Form der Brutpflege Zur Unterbringung der Eier baut sie ein so genanntes Schiffchen Abb 8 Es ist etwa zwei Zentimeter lang unten flach oben gewolbt und mit einem Schornstein versehen Von den zahlreichen ausfuhrlichen Beschreibungen der Herstellung dieses Schiffchens 13 4 14 7 soll wegen der sprachlichen Originalitat hauptsachlich dem alten Brehm gefolgt werden die Originalpassagen erscheinen kursiv gedruckt Das Weibchen sucht sich ein auf dem Wasser treibendes Blatt an dem es sich bauchoben von unten mit den Vorderbeinen festhalt An Stelle des Einzelblattes konnen auch einige Wasserlinsen treten Die im Hinterleibsende gelegenen Anhangsdrusen der Geschlechtsorgane bilden ein Spinnsekret das aus der Vagina austritt Am Hinterleibsende befinden sich zwei dunne Fortsatze die Spinnstabchen die den Spinnfaden durch ihre Bewegung fuhren konnen Die aus dem Hinterleib fliessenden vier weissliche Faden werden durch Hin und Herbewegen der Leibesspitze zu einem den ganzen Bauch des Tieres uberspannenden Gespinste verwoben und an der Blattunterseite befestigt Ist dies fertig so dreht sich der Kafer um das Gespinst auf den Rucken nehmend Abb 12 Der Kafer halt sich nun mit den Hinterbeinen am Blatt fest Seine Bauchflache als Formvorlage benutzend fertigt er eine zweite Platte welche mit der ersten an den Seiten zusammengeheftet wird Schliesslich steckt er mit dem Hinterleibe in einem nach vorn geoffneten Sack Denselben fullt er von hinten her mit Eierreihen und ruckt mit dem Masse aus demselben heraus als jene sich mehren bis endlich das Sackchen gefullt ist und die Hinterleibsspitze herausschlupft Jetzt fasst er die Rander mit den Hinterbeinen spinnt Faden an Faden bis die Offnung immer enger wird und einen etwas wulstigen Saum bekommt Darauf zieht er Faden queruber auf und ab und vollendet den Schluss wie mit einem Deckel Auf diesen Deckel wird noch eine Spitze gesetzt in der Form eines etwas gekrummten Hornchens Abb 8 In vier bis funf Stunden ist das Werk vollendet Diese Gespinsttasche ist im oberer Teil nur mit lockerem Gespinst ausgefullt auf ihrer Unterseite sitzen die rund 50 Eier Deswegen richtet sich das Schiffchen trotz des Schornsteins der die Luftversorgung sicherstellt wieder auf wenn es kentert oder umgestossen wird Uber diese ausgeklugelte Konstruktion zum Schutz der Eier hinaus gibt es jedoch bei Hydrous im Unterschied zu anderen Arten der Familie keine Brutpflege sondern die Nachkommen werden sich selbst uberlassen Larve und Puppe Bearbeiten nbsp Abb 13 Larve des Grossen KolbenwasserkafersDie schwarzliche Larve Abb 9 und Abb 13 lebt ebenfalls im Wasser Zum Atmen bringt sie den Hinterleib an die Wasseroberflache und benutzt ein Stigma am Hinterleibsende 10 Sie ahnelt einem langen weichen Wurm dessen chitinisierter Kopf mit zwei kraftigen und spitzen Kiefern versehen ist Auf der Kopfunterseite befindet sich beiderseits ein Feld mit Einzelaugen Ihre Fuhler sind lang und dunn jedoch wie beim Adult kurzer als die Maxillarpalpen Sie spielen fur die Atmung keine Rolle 15 Der Kopf ist in alle Richtungen beweglich und wird normalerweise 90 Grad zur horizontal bewegten Korperachse nach oben gedreht gehalten Durch die grosse Beweglichkeit des Kopfes kann die Larve auf der Wasseroberflache schwimmende Wasserschnecken ergreifen ohne die beim Schwimmen eingehaltene horizontal Lage des Korpers andern zu mussen Der Kopf kann sogar so extrem nach hinten gebogen werden dass die Larve beim Verzehren der Beute ihren Rucken als Auflage benutzen kann Die Beine sind sehr einfach gebaut und in keiner Weise als Schwimmbeine spezialisiert Dennoch schwimmen die Larven wegen ihres leichten spezifischen Gewichtes und der Beweglichkeit des Korpers gut ganz fischahnlich im Wasser nach Raub umher 16 Am Korperende befinden sich zwei fleischige Fortsatze mit denen die Larven kopfunter an der Wasseroberflache hangen konnen 3 Die Larve hat die Gewohnheit sich tot zu stellen und wie ein leerer Balg auf beiden Seiten des sie haltenden Fingers herabzuhangen Will diese List nicht helfen so trubt sie durch einen schwarzen stinkenden Saft welcher dem After entquillt ihre nachste Umgebung und schutzt sich hierdurch ofter vor Verfolgungen 14 Die Puppe Abb 11 ist eine freie Puppe das heisst Gliedmassen und Korper sind nicht von einer gemeinsamen Hulle umgeben Beine Mundwerkzeuge Augen Fuhler und auch der Dorn sind bereits deutlich sichtbar angelegt Zu beiden Seiten des Kopfes hat die Puppe in Nahe des Halsschildes gegabelte Auswuchse Diese Horner der Puppe dienen vermutlich zum Glatten der Puppenhohlung 2 Biologie BearbeitenIn dem Schiffchen in dem das Weibchen die Eier abgelegt hat Abb 8 schlupfen nach 16 bis 18 Tagen die Larven aus Sie bleiben jedoch noch vermutlich bis zur ersten Hautung im Kokon Die Larven kriechen auf dem Boden seichter Gewasser umher und machen hauptsachlich Jagd auf Wasserschnecken deren Gehause grosse Larven zum Teil aufbrechen konnen sonst fressen sie sich tief in die Gehause hinein Sie sind aber als Rauber in der Wahl der Beute nicht wahlerisch Gewohnlich mussen sie sich mit Insektenlarven und Wasserschnecken begnugen von denen sie hauptsachlich den Tellerschnecken der Gattung Planorbis und den Schlammschnecken der Gattung Lymnaea nachjagen Da die scharfen Kiefer nicht wie bei den Dytisciden mit einem Kanal versehen sind durch den sie Verdauungssafte in die Beute gespritzt werden kann erbrechen die Larven Magensafte zur Vorverdauung auf die Beute wie das auch bei Laufkafern bekannt ist Da das Wasser die Wirksamkeit der Verdauungssafte erheblich reduzieren wurde heben die Larven beim Fressen die Beute aus dem Wasser Der durch die Vorverdauung verflussigte Nahrungsbrei wird dann aufgesogen Die Larve durchlauft drei Larvalstadien bis sie sich nach vier bis sechs Wochen im Hochsommer verpuppt Dazu legen sie oft mehrere Meter auf dem Land zuruck bis sie einen geeigneten Untergrund finden der noch feucht aber nicht vom Wasser bedroht und nicht verdichtet ist Dort bauen sie sich eine Hohle in der Erde in der sie sich verpuppen Noch im gleichen Herbst schlupfen die Kafer und warten in der Verpuppungshohle die Aushartung des Chitins und die Ausfarbung ab Dann brechen sie die Hohle auf die oft als innen glatte aussen grobe Erdkugel ins Auge fallt Sie begeben sich ins Wasser und ernahren sich dort hauptsachlich im Uferbereich herumkrabbelnd von verfaulenden Wasserpflanzen Es wird diskutiert ob der Kafer auch tierische Beute annimmt dabei existieren Fotos die den Kafer am Aas eines Kleinfisches zeigen Die Hauptnahrung ist jedoch unbestritten pflanzlicher Art Wenn sich der Kafer schwimmend fortbewegt benutzt er die Hinterbeine meist alternativ er kann sie jedoch auch bei schnellerem Schwimmen synchron benutzen Da die Kafer sommers seichte Gewasser bevorzugen mussen sie der Gefahr des Austrocknens der Gewasser begegnen Sie unternehmen nachts weite Suchfluge Dabei wird er von Licht angezogen Der Kafer kann bis zu drei Jahre alt werden Er uberwintert im Wasser und benotigt dazu Gewasser die genugend tief sind um nicht bis auf den Grund einzufrieren Die Paarung erfolgt im Fruhjahr 14 17 Vorkommen BearbeitenHydrous piceus ist palaarktisch verbreitet In Europa liegt die nordliche Verbreitungsgrenze in Sudengland und in Danemark Ausserdem kommt er in Nordafrika dem nahen Osten und bis nach Sibirien vor Er bevorzugt stehende Gewasser die zumindest vegetationsreiche Bereiche haben aber nicht zu stark eutrophiert sind Die Art des Untergrunds ist ohne Bedeutung Wegen der verschiedenen Anspruche zu verschiedenen Jahreszeiten findet man den Kafer am haufigsten in Gewasserkomplexen etwa in Seenplatten oder auch Grabensystemen fur die Bewasserung landwirtschaftlicher Gebiete insbesondere Reisfelder Das Verbreitungsgebiet belegt dass warmere Gewasser bevorzugt werden Angeblich kommt er in Salz und Brackwasser nicht vor Wegen des guten Flugvermogens kann man nicht von einem Fund in einem Gewasser schliessen dass der Kafer dort heimisch ist Gelegentliche Funde in Brackwasser waren dann als Fehlfluge zu interpretieren Schutz BearbeitenDer Grosse Kolbenwasserkafer wird in Roten Listen auch Pechschwarzer Kolbenwasserkafer und Grosser Schwarzer Kolbenwasserkafer genannt In den Roten Listen der Lander Bayern Sachsen und Sachsen Anhalt wird die Art unter der Kategorie stark gefahrdet gefuhrt In Brandenburg gilt sie als gefahrdet in Schleswig Holstein als vom Aussterben bedroht und in Thuringen als ausgestorben oder verschollen 18 Der Kolbenwasserkafer bietet ein gutes Beispiel dafur dass es wenig nutzt wenn man einen Kafer unter Schutz stellt und damit das Sammeln oder die Nutzung in irgendeiner Form verbietet Die Lebensanspruche des Kafers mussen genauer untersucht werden und entsprechende begleitende Schutzmassnahmen ergriffen werden Hydrous piceus steht in Deutschland bereits seit 1936 unter Naturschutz wird in zahlreichen Roten Listen gefuhrt und ist seit 1980 in die Bundesartenschutzverordnung aufgenommen Dennoch geht sein Bestand standig zuruck obwohl seine hauptsachlichen naturlichen Feinde die Wasservogel ebenfalls seltener werden Als Hauptursachen fur diesen Ruckgang wurden Verschmutzung Verinselung und Beschattung der Wohngewasser gefunden Die Verschmutzung durch die Einleitung von Abwassern und das Einschwemmen von Dunger fuhrt zu einem starkeren Pflanzenwachstum und bei deren Abbau zu einem Sauerstoffmangel der wiederum den Ruckgang der Schnecken bewirkt die die Hauptnahrung der Kaferlarven darstellen Die Futterung die diesen Mangel ausgleichen soll ist wenig sinnvoll da zum Beispiel das Aussetzen von kleinen Fischen als Nahrung der grossen Larven gedacht kleinere Larven fressen und bezuglich der Nahrung als Nahrungskonkurrenten auftreten Am einfachsten ist der Beschattung zu begegnen Am Ufer stehende Baume konnen gefallt werden Leider geht dies meist in Verbindung mit einer Erschliessung fur den naturnahen Fremdenverkehr einher wie dem Anlegen von Rad und Wanderwegen Dies wiederum fuhrt zur Verfestigung und Austrocknung der Uferregion wodurch kein fur die Verpuppungshohle notwendiger Untergrund mehr zur Verfugung steht Am schwierigsten ist der Verinselung entgegenzuwirken Der Kafer benotigt flachere und tiefere Gewasser was unter Umstanden aufwandige Baumassnahmen zur Anlage kunstlicher naturnaher Seen erfordern kann Nicht zu unterschatzen ist auch die Gefahrdung durch den Strassenverkehr dem gegenuber die durch das Licht angelockten anfliegenden plumpen Tiere hilflos sind 17 Einzelnachweise Bearbeiten Synonyme fur Hydrophilus a b c d e Kurt Lampert Bilder aus dem Kaferleben Strecker und Schroder Stuttgart 1909 a b James Duncan Beetles British and Foreign David Bogue London 1850 a b Bernhard Klausnitzer Wunderwelt der Kafer Herder Freiburg 1982 ISBN 3 451 19630 1 G Jager Hrsg C G Calwer s Kaferbuch K Thienemanns Stuttgart 1876 3 Auflage Schwimmbein PDF 36 kB a b Rororo Tierwelt Das Urania Tierreich in 18 Banden Band 2 Urania Leipzig Berlin Jena 1971 ISBN 3 499 28011 6 Adolf Horion Kaferkunde fur Naturfreunde Vittorio Klostermann Frankfurt am Main 1949 Bild des Fuhlers bei der Atmung Memento vom 8 Oktober 2007 im Internet Archive a b Svatopluk Bily Coleopteres Adaption francaise Grund Paris 1990 ISBN 2 7000 1824 9 Haufigkeit des Luftholens Bild des abgeknickten Fuhlers Memento vom 8 Oktober 2007 im Internet Archive Wolfgang Engelhard Was lebt in Tumpel Bach und Weiher Kosmos Stuttgart 1955 a b c Brehms Tierleben Band 5 Schluter Vertriebsgesellschaft Leipzig 1930 Henri Bertrand Larves et Nymphes des Coleopteres aqatiques du Globe Imprimerie Paillard Paris 1972 Naturgeschichte des Tierreichs J F Schreiber Esslingen 1886 a b Gefahrdung und Schutz Memento vom 7 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 36 kB Rote Listen von BioNetworkXLiteratur BearbeitenHeinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Die Kafer Mitteleuropas Band 3 Adephaga 2 Staphylinoidea 1 Goecke amp Evers Krefeld 1971 ISBN 3 87263 015 6 Bernhard Klausnitzer Kafer im und am Wasser 2 uberarbeitete Auflage Die neue Brehm Bucherei Band 567 Westarp Wissenschaften und Spektrum Akademischer Verlag Magdeburg Heidelberg Berlin und Oxford 1996 ISBN 3 89432 478 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosser Kolbenwasserkafer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Weitere Bilder und Informationen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosser Kolbenwasserkafer amp oldid 228121549