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Das Kloster Bergen auf Rugen war ein Zisterzienserinnen Kloster im Rang eines Priorates Es bestand in Bergen auf der Insel Rugen vom Ende des 12 bis zum 16 Jahrhundert als romisch katholisches Kloster danach bis 1945 als evangelisches adliges Frauleinstift Stift der adligen Frauen auf einer Postkarte um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung des Klosters 1 2 Entwicklung des Klosters 1 3 Siegel 1 4 Entwicklung seit der Reformation 1 5 Auflosung des Damenstifts 1 6 Sanierung und heutige Nutzung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Furstentum Rugen gehorte seit der Eroberung durch die Danen unter Konig Waldemar II am 15 Juni 1168 zu Danemark Es war der Beginn der Christianisierung Rugens Der letzte Slawenfuhrer der junge Jaromar I liess sich taufen wurde erster christlicher Furst Rugens und zugleich danischer Lehnstrager 1169 schloss Papst Alexander III Rugen dem danischen Bistum Roskilde an dessen Bischof Absalon von Lund die Christianisierung Rugens weiter vorantrieb Grundung des Klosters Bearbeiten Furst Jaromar I von Rugen stiftete 1193 in der Nahe des Burgwalls auf dem Rugard ein direkt an die Kirche angrenzendes Nonnenkloster nachdem er die Kirche auf eigenem Grund und Boden aus gebrannten Steinen erbauen und durch Bischof Peter von Roskilde hatte weihen lassen Der Baubeginn der St Marien Kirche wird nach neuesten Untersuchungen in die Zeit ab 1170 80 datiert 1 Als erste Nonnen wurden zwolf Benediktinerinnen aus dem Roskilder Kloster der Heiligen Jungfrau Maria aufgenommen Auf diese Weise wurde das Kloster von Bergen als Tochtereinrichtung von Roskilde zum ersten Nonnenkloster im Furstentum Rugen Eine Nonnenempore wurde in Bergens Kirche erst im Verlauf der zweiten Bauphase um 1300 errichtet Es ist nicht belegt zu welcher Zeit die Bergener Benediktinerinnen die Reform der Zisterzienser annahmen und ebenso wenig ab wann das Kloster Bergen dadurch zum Zisterzienserorden gehorte 1250 bestatigte Papst Innozenz IV dem Kloster sowohl dessen Besitzungen als auch die fur das Kloster geltende Zisterzienserregel die der Urkunde zufolge in Bergen schon vor dem Allgemeinen Konzil 1215 gegolten habe 2 Im Jahr 1285 versprach Wizlaw II dem Nonnenkloster zu Bergen auf Rugen die Schenkung einer Kapelle Kirchenbau auf dem Rugard Diese wurde 1291 fertiggestellt von den Nonnen aber 1380 wieder abgebrochen Entwicklung des Klosters Bearbeiten Das Nonnenkloster besass den Ort Bergen die dortige Baugerechtigkeit verschiedene Zins und Pachteinnahmen und den Muhlenzwang Schon vor 1215 ubte das Kloster das Patronat fur die Kirchen in Sagard Bobbin und Jasmund aus Die Besetzung der Pfarrstellen auch in St Marien zu Bergen konnte nur mit Erlaubnis des klosterlichen Konvents erfolgen 3 Im Jahre 1232 erlangte das Kloster die Zollfreiheit auf der Insel Rugen 4 1296 kam noch die hohe Gerichtsbarkeit uber Hand und Hals und die niedere Gerichtsbarkeit uber Haut und Haar hinzu Sie erstreckte sich uber samtliche im Besitz des Nonnenklosters befindliche Dorfer und wurde durch den Klostervogt ausgeubt Er musste sich beispielsweise auch mit einem Totschlag beschaftigen den die beiden Geistlichen Nikolaus Konow und Heinrich Rysselyn auf dem Klostergut in Dranske verubten Furst Jaromar I stattete das Kloster mit einem umfangreichen aber zerstreut liegenden Landbesitz aus der sich uberwiegend auf der Insel Rugen befand Heute sind nur bis in die Mitte des 14 Jahrhunderts reichende vereinzelte Zuwendungen seiner Nachfolger und Eigenerwerbungen des Klosters bekannt In der Folge kam es haufiger zum Erwerb ganzer Ansammlungen von Ortschaften wie 1344 die aus 14 Dorfern bestehenden Besitzungen des Arnold Pape und 1357 die Guter des Johann von Kiel in Wieck Dranske und Goos In einer Urkunde aus dem Jahre 1525 werden insgesamt 59 Dorfer zum Besitz des Klosters gerechnet In weiteren sechs Dorfern besass es Anteile und in dreien Einkunfte Die Kirchen in Sagard und Bobbin gehorten dem Bergener Nonnenkloster Der grosste Teil seiner Besitzungen befand sich um Bergen auf Rugen weiterer Besitz zerstreut bei Wittow Jasmund und Schaprode Wollung Mit dem damaligen Dorf Bergen dessen Grund und Lehnsherr das Kloster war ist seine Geschichte eng verbunden Das Kloster erhielt Abgaben und Dienste aus Bergen Bei einem Stadtbrand 1445 wurden Bergen und das Kloster mit der Kirche weitgehend zerstort wobei zahlreiche Kleinodien und Reliquien verloren gingen In einer Stralsunder Chronik ist zu lesen dass ein Brand dat kloster tho Bergen vnd alle ehre der kercken clenodia vernichtete konkrete Angaben zum Ausmass des Brandes und zu betroffenen Gebaudeteilen fehlen jedoch Die Klosterkirche wurde auf dem verbliebenen Mauerwerk neu errichtet und neu geweiht 1472 ereignete sich im Kloster ein weiterer Brand der auch das Refektorium betraf und dem eine Nonne zum Opfer fiel Nach der Restauration und einer neuen Weihe wurde das Patrozinium der Klosterkirche erweitert neben die Jungfrau Maria trat der heilige Lukas Er war der Patron der Roskilder Bischofskirche zu deren Diozese Rugen seinerzeit gehorte Die geistliche Leitung des Bergener Klosters und dessen Visitation oblag dem Abt des Klosters Eldena Er bestimmte den Confessor den Beichtvater der Nonnen Die Propste waren meist Laien gelegentlich auch Geistliche Sie ubten neben der Verwaltung des Besitzes die Gerichtsbarkeit in Bergen aus Fur die ubrigen Landereien war der Vogt Gerichtsbeamter des Klosters Vorsteherin des Konvents war die Priorin die vom Konvent gewahlt wurde und im 14 und 15 Jahrhundert ein eigenes Prioratshaus bewohnte Die Amtsbezeichnung Abtissin fuhrten nur Anna um 1388 erwahnt moglicherweise eine Tochter Wartislaws VI und Elisabeth 1473 Tochter Wartislaws IX Nur zweimal sind Abtissinnen bezeugt die diesen Titel wegen ihrer hohen Geburt nur ehrenhalber trugen 5 Die Nonnen stammten aus dem rugischen und pommerschen Adel und meist stralsundischen Patriziergeschlechtern Die Zahl der zum Konvent gehorenden Nonnen schwankte in den ersten Jahrhunderten erheblich 1358 wurden ausser der Priorin und Unterpriorin 37 Nonnen genannt ab etwa 1490 ging die Zahl der Nonnen auf 12 zuruck Hinzu kamen noch Novizinnen und verschiedene Kostgangerinnen Siegel Bearbeiten Das erste noch erhaltene Konventsiegel stammt von 1289 Es ist spitzoval und zeigt eine ganze stehende weibliche Figur in der Rechten einen aufgerichteten Palmwedel und in der Linken ein Buch haltend Die Umschrift lautet S CAPITVLI DE MONTE BEATE MARIE IN RVYA 6 Das Rundsiegel der Priorin zeigt ein Lamm mit Kelch und Fahne Die Umschrift lautet SIGILVM PRIORISSE DE MONTE Ein 1829 in der Eldenaer Klosterruine gefundenes Siegel des Propstes zu Bergen zeigt die Jungfrau Maria mit dem Jesusknaben und einen darunter knienden Monch Die Umschrift lautet SI PREPOSITI IN MONTIBVS RVYE Entwicklung seit der Reformation Bearbeiten nbsp Merian Kloster BergenBereits 1525 neun Jahre vor der Einfuhrung der Reformation in Pommern wurde das Kloster von herzoglichen Beamten visitiert die ein Verzeichnis der Kleinodien aufstellten Am 22 September 1534 wurde erneut ein Verzeichnis des Inventars im Kloster angefertigt Nach Landtagsbeschluss in Treptow an der Rega 1534 zur Einfuhrung der Reformation erfolgte am 13 Juli 1535 eine Visitation zur Einfuhrung der Kirchenordnung Bugenhagens Im Zuge der Sakularisation fiel das Kloster an den Herzog Philipp I von Pommern Den ersten lutherischen Prediger Johannes Han vertrieben die Nonnen mit Steinwurfen von der Kanzel so dass dessen Gottesdienst zeitweilig auf dem Kirchhof abgehalten werden musste Durch Bestimmungen von 1541 und 1560 wurde 1569 auf dem Landtag zu Wollin beschlossen das Bergener Kloster zusammen mit den Nonnenklostern in Stolp Marienfliess Verchen und Kolberg nunmehr als Zuchtschulen und zum Unterhalt fur adelige Jungfrauen im Herzogtum beizubehalten 7 Auch Bergen wurde nun in ein evangelisches Damenstift fur die Tochter der Ritterschaft umgewandelt Die Klosterguter wurden ab 1570 eingezogen alle Nutzungen und Gefalle fielen fortan an die furstliche Kammer Ein Dominial Rentamt wurde in Bergen eingerichtet und die Versorgung der Klosterstellen sehr eingeschrankt Dem Kloster war damit die wirtschaftliche Basis entzogen es war seitdem von der Gnade des jeweiligen Landesherren abhangig 1578 hatte man die Klosterordnung entsprechend den neuen Verhaltnissen revidiert und sie 1616 in Stettin publiziert Das Propsteigebaude liess Herzog Philipp Julius von Pommern Wolgast von 1605 bis 1611 zu einem Jagdschloss ausbauen auf dessen Ruinen wurde 1708 das koniglich schwedische Amtshaus errichtet Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde das Kloster Bergen mehrfach besetzt und fast vollstandig verwustet 1629 durch die Osterreicher unter Hans von Goetze vollstandig geplundert wiederholten dies 1630 die kaiserlichen Truppen Im Ergebnis dieses Krieges fiel Rugen an die Schweden In den folgenden Jahren verfielen die Klostergebaude die Konventualinnen lebten fortan zum grossen Teil bei Burgern in der Stadt Bergen Einigen wurden von ihren Familien auf dem Klostergelande Wohnungen errichtet 1641 ersuchten die Landstande bei den Schweden um die Wiederherstellung des Klosters 1654 verfugte sogar Konigin Christina von Schweden uber das Kloster aber trotz mehrfacher Bittbriefe verbesserte sich die Lage des Klosters nicht 1658 wurde die Zugehorigkeit zum Bistum Roskilde beendet Nach dem weiteren Verfall der Klosteranlage wurde zunachst ab 1660 der Kreuzgang abgetragen in den folgenden Jahrzehnten die Konventgebaude niedergelegt Erst unter dem schwedischen Konig Friedrich I kam Hilfe Am 19 Dezember 1720 stiftete er 1000 Taler die nun jahrlich aus den Einkunften der koniglichen Domanen zu jeweils einem Drittel fur das Stift in Bergen und zwei Dritteln fur ein neu zu grundendes Stift in Barth verwendet werden sollten Auch die Rugensche Ritterschaft sammelte notwendige Mittel Nach mehrjahrigen Verhandlungen auf den ritterschaftlichen Konventen konnte unter den Kuratoren Landrat Hermann Alexander von Wolffradt auf Udars und Obrist Ernst Bogislav von Rhaden zu Rosengarten sowie unter den Bauinspektoren Obristleutnant N N von Bugenhagen auf Neparmitz und Christian Friedrich von Barnekow auf Klein Kuhbelkow 1732 mit dem Bau begonnen werden 8 Von 1732 bis 1736 wurden dann zwei neue Wohnhauser die beiden heutigen Klostergebaude errichtet Das Hauptgebaude mit dem funfachsigen Betsaal und der Wohnung der Priorin war bereits 1732 fertiggestellt der sudliche Flugel folgte 1736 Der nordliche Seitenflugel konnte wegen fehlender Mittel nicht mehr ausgefuhrt werden Im Plan des Capitianie und itziger Ambtmann C Mohr vom 28 Juli 1737 sind Details exakt aufgefuhrt 9 Am 17 August 1733 bestatigte Friedrich I von Schweden das Kloster Bergen Im selben Jahr wurde auch die alte Klosterordnung erneuert 1775 erhielt der Konvent unter Priorin Eleonore Tugendreich von Barnekow ad H Klein Kubbelkow von Konigin Sophia Magdalene von Schweden das Ordenskreuz verliehen Wahrend der Franzosenzeit dienten Teile des Klosters 1805 1807 1809 und 1813 als Hospital und zeitweise als Lazarett 1876 entstand auf Initiative der Priorin Juliane von Usedom ein Springbrunnen Und 1886 hatte sie mit Unterstutzung des Klosterfrauleins Bertha von Smiterlow eine Kleinkinderschule vornehmlich fur armere Kinder zur unentgeltlichen Benutzung eingerichtet das Julienstift 1892 hatte man die grosse Umfassungsmauer erneuert und 1893 die alte Pforte zum Kirchhof durch eine neue eiserne Pforte ersetzt 1899 erhielt auch der Klosterhof elektrische Beleuchtung Nach dem Ersten Weltkrieg gab es von 1919 bis 1922 Zwangseinquartierungen Bis zur Auflosung des Damenstifts wohnten dort 1945 die Priorin von Harder und die Konventualinnen Grafin von Schmettau von Versen von der Lancken von Kathen von Richter von Kleist und von Barnekow sowie sechs Exspektantinnen mit halber Hebung Auflosung des Damenstifts Bearbeiten Nach der Besetzung Rugens durch die Rote Armee wurden durch Raumungsbefehl am 15 Mai 1945 alle Bewohner aus dem Kloster verwiesen und darin eine Verteidigungsstellung eingerichtet Die Klostermauern wurden mit Schiessscharten versehen In dieser Zeit gingen das Mobiliar und grosse Teile des Klosterarchives verloren Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1947 wurden die Stiftsgebaude von Fluchtlingen aus dem Osten bewohnt Die von der Kirche der Stadt Bergen und vom Land Mecklenburg 1947 48 vereinbarte Nutzung als Altenheim in Form einer Stiftung mit dem Titel Stiftung altes Kloster zu Bergen auf Rugen kam nicht zur Ausfuhrung Die Stiftung wurde in den 1980er Jahren aufgelost und die Gebaude gingen in das Eigentum der Stadt Bergen auf Rugen uber Sanierung und heutige Nutzung Bearbeiten Seit 1991 wurden umfangreiche Sanierungen des Klosterhof Ensembles durchgefuhrt die von 2001 bis 2004 von archaologischen Untersuchungen begleitet wurden 10 Am 20 Mai 2005 wurde die Anlage als kulturelle Begegnungsstatte wiedereroffnet In den sanierten Stiftshausern befinden sich heute das Stadtmuseum eine Schauwerkstatt ortsansassiger Handwerker eine Gaststatte und Wohnungen Im Klosterhof finden regelmassig Floh und Handwerkermarkte statt 11 Literatur BearbeitenWilhelm Wiesener Die Geschichte der christlichen Kirche in Pommern zur Wendenzeit Wiegandt amp Grieben Berlin 1889 Volltext in der Google Buchsuche Stadt Bergen auf Rugen GSOM mbH Hrsg Der Klosterhof und die Kirche St Marien in Bergen auf Rugen Broschure PDF 5 5 MB Bergen 2005 Johann Jakob Grumbke Gesammelte Nachrichten zur Geschichte des ehemaligen Cisterzienser Nonnenklosters St Maria in Bergen auf der Insel Rugen Loffler Stralsund 1833 Volltext in der Google Buchsuche Hermann Hoogeweg Die Stifter und Kloster der Provinz Pommern Band 1 Leon Saunier Stettin 1924 S 92 163 urn nbn de gbv 9 g 5274453 Axel Attula Dekorationen fur Damen Evangelische Damenstifte Norddeutschlands und ihre Orden Thomas Helms Verlag Schwerin 2011 ISBN 978 3 940207 21 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Bergen auf Rugen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Kloster Bergen auf Rugen in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Jens Christian Holst Neues zur Baugeschichte von St Marien In Der Klosterhof und die Kirche St Marien in Bergen auf Rugen Bergen auf Rugen 2005 S 22 48 Sven Wichert Zur Geschichte des Klosters In Der Klosterhof und die Kirche St Marien in Bergen auf Rugen Bergen auf Rugen 2005 S 6 16 Pommersches Urkundenbuch PUB I Nr 522 PUB I Nr 282 Abbildung der Grabplatte der Abtissin Elisabeth In Ernst von Haselberg Die Bau und Kunstdenkmaler des Regierungs Bezirks Stralsund Heft IV Der Kreis Rugen Leon Saunier Stettin 1897 S 275 276 Fig 11 PUB III NR 1514 Kirchenarchiv Bergen Memorabilienbuch des Adeligen Jungfrauenkloster 1858 1945 Nr 16 Kirchenarchiv Bergen Memorabilienbuch des Adeligen Jungfrauenklosters 1858 1945 Nr 16 Kirchenarchiv Bergen Copie Das Original in den Kloster Akten G A Cshultze Pastor E 3 Heiko Schafer Bergen auf Rugen St Marien Kloster und Kirchplatz Bergen 2004 Grabungsbericht LAKD Der historische Klosterhof mit Museum und Schauwerkstatt Memento vom 23 Mai 2014 im Internet Archive auf der Website der Stadt Bergen auf Rugen54 417231941667 13 432309627778 Koordinaten 54 25 2 03 N 13 25 56 31 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Bergen auf Rugen amp oldid 236452573