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Karl Hermann Geiler 10 August 1878 in Schonau im Schwarzwald 14 September 1953 in Heidelberg war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Politiker DDP spater parteilos Er war von Oktober 1945 bis Dezember 1946 Ministerprasident des Landes Gross Hessen Von 1929 bis 1939 war er Ordinarius fur Handelsrecht ab 1947 fur Internationales Recht an der Universitat Heidelberg sowie im akademischen Jahr 1947 48 deren Rektor Geilers Grabanlage auf dem Heidelberger BergfriedhofInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Mannheim 1 2 Erster Weltkrieg 1 3 Heidelberg 1 4 Zeit des Nationalsozialismus 2 Ministerprasident in Gross Hessen 3 Rektor in Heidelberg 4 Ehrenamter 5 Ehrungen 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeine Eltern waren der spatere Generalstaatsanwalt in Karlsruhe Karl Geiler der Altere und dessen Ehefrau Anna geborene Piristi Er besuchte das Berthold Gymnasium Freiburg und diente nach dem Abitur als Einjahrig Freiwilliger im 5 Badischen Infanterie Regiment Nr 113 Er begann Rechtswissenschaft an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg zu studieren und wurde 1897 im Corps Rhenania Freiburg aktiv 1 Am 26 Februar 1898 recipiert war er ein guter Subsenior Als Inaktiver wechselte er an die Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Das Referendarexamen bestand er als Jahrgangsbester im Grossherzogtum Baden mit gut 2 Nachdem er 1903 auch die Assessorprufung mit gut bestanden hatte war er Amtsanwalt in Karlsruhe und Heidelberg beim Bezirksamt Wolfach und im Badischen Innenministerium Mannheim Bearbeiten 1904 liess er sich als Rechtsanwalt in Mannheim nieder Im selben Jahr heiratete er Charlotte Hirsch 1882 1909 trat er in die beruhmte Kanzlei von Ernst Bassermann und Anton Lindeck ein Der Jude Lindeck Angehoriger und spater Ehrenmitglied des Corps Hannovera Gottingen war Verkehrsgast bei Rhenania gewesen Diese Beziehung machte Geiler in der Zeit des Nationalsozialismus grosse Schwierigkeiten 1910 promovierte er an der Universitat Heidelberg mit einer handelsrechtlichen Dissertation zum Dr iur Grundlage war seine Mitarbeit an der 2 Auflage eines von Adelbert Duringer herausgegebenen Kommentars zum Handelsgesetzbuch 2 Bereits 1907 hatte Geiler an der Grundung der Handelshochschule Mannheim mitgewirkt An ihr lehrte er viele Jahre Erster Weltkrieg Bearbeiten Nach den Ranglisten der Preussischen Armee war Geiler in seinem Freiburger Regiment 1903 Leutnant und 1912 Oberleutnant der Landwehr geworden Mit der 55 Landwehr Infanterie Brigade im XIV Armee Korps zog er in den Ersten Weltkrieg An der Westfront erhielt er im September 1914 das Eiserne Kreuz II Klasse im Oktober 1914 wurde er zum Hauptmann befordert Fur die Corpszeitung schrieb er Gedichte und Nachrufe auf gefallene Corpsbruder und patriotische Gedichte Deutschland Im Sommer 1916 befasste er sich mit der Schuld von Deutschlands Gegnern am Kriegsausbruch 1917 wurde Geiler Bataillonskommandeur im Infanterie Regiment Nr 469 240 Infanterie Division Bis zu seinem Abschied aus dem Militardienst im Fruhjahr 1918 war Geiler noch das Eiserne Kreuz I Klasse sowie das Ritterkreuz II Klasse des Ordens vom Zahringer Lowen mit Eichenlaub und Schwertern verliehen worden Nach seinem Ausscheiden wurde er Syndikus beim Schaffhausenschen Bankverein in Koln 2 Heidelberg Bearbeiten Geiler hatte seinen Wohnsitz bereits wahrend des Krieges nach Heidelberg verlegt Gleich nach Kriegsende nahm er seine Anwalts und Dozententatigkeit in Mannheim wieder auf Die Handelshochschule ernannte ihn im Januar 1919 zum Professor Die Universitat Heidelberg sprach ihm aufgrund seiner vorliegenden Arbeiten 1921 die Habilitation zu und ernannte ihn zum apl Professor fur Finanz und Wirtschaftsrecht Seit 1928 ordentlicher Honorarprofessor wurde er 1929 von der Fakultat einstimmig zum Ordinarius fur Handelsrecht bestimmt Anders als die Universitat wunschte das Badische Kultusministerium die Aufgabe der Anwaltstatigkeit Vermutlich aus finanziellen Grunden lehnte Geiler dieses Ansinnen ab denn er war zu einem der angesehensten Wirtschaftsanwalte Deutschlands geworden Von 1921 bis 1939 las er an der Heidelberger Universitat in jedem Semester Wirtschaftsrecht Gesellschaftsrecht und Steuerrecht Er verfasste zahlreiche Publikationen gab Kommentare zum Handelsrecht heraus und nahm an vielen internationalen Kongressen teil 2 Bei ihm schrieb Fritz Bauer seine Dissertation 3 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten In der Weimarer Republik war Geiler uber einige Jahre Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei politisch war er aber kaum hervorgetreten Dennoch geriet er nach der Reichstagswahl Marz 1933 ins Visier der Nationalsozialisten sein Schwiegervater war Jude Unter dem Druck des Arierparagraphen drangte ihn sein Corps 1934 das Band niederzulegen Gegen die einmutige Empfehlung der Fakultat entzog der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund Geiler 1939 die Honorarprofessur und die Venia legendi Seine Anwaltstatigkeit in Mannheim blieb unangetastet allerdings hatte er die Sozietat mit Lindeck schon 1937 losen mussen Mit dem Heidelberger Anwalt Wilhelm Zutt der spater die Berufung zum Ministerprasidenten ablehnte grundete Geiler eine neue Partnerschaft in Mannheim 2 Auch wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde Geiler immer wieder von der Gestapo und der SS behelligt Ob sich das nach dem Tode seiner Frau Januar 1942 in Baden Baden anderte ist nicht bekannt 2 Ministerprasident in Gross Hessen BearbeitenGleich nach Kriegsende wurde Geiler von der Universitat Heidelberg gebeten seine alten akademischen Rechte wieder wahrzunehmen Geiler der sofort an Veranstaltungen burgerlicher Parteien teilnahm war jedoch fur hohere Aufgaben vorgesehen Die US amerikanische Militarregierung hatte sich bei der Suche nach unbelasteten Personlichkeiten an Karl Jaspers gewandt Er empfahl Kontakt zu Alfred Weber und Geilers Sozius Zutt in Mannheim aufzunehmen Zutt lehnte die Berufung zum Ministerprasidenten ab empfahl jedoch wie andere seinen Partner Geiler 2 Der 67 jahrige Heidelberger Rechtsanwalt und Professor schien alle Eigenschaften zu besitzen die fur die Leitung eines ersten Allparteienkabinetts erforderlich waren Zudem war er politisch unbelastet und parteilos 2 So wurde Geiler am 16 Oktober 1945 in Wiesbaden in sein Amt als Ministerprasident von Gross Hessen eingefuhrt Innerhalb von zwei Wochen war die Suche nach den Kabinettsmitgliedern abgeschlossen Justizminister wurde Georg August Zinn Das Kultusministerium ubernahm Franz Bohm ein Corpsbruder der wahrend der NS Zeit seines Lehramtes an der Friedrich Schiller Universitat Jena enthoben worden war und jetzt als Prorektor an der Universitat Freiburg lehrte Zwar bekundeten alle vier in der Regierung vertretenen Parteien SPD CDU FDP und KPD ihre Unterstutzung der Interimsregierung doch besonders die SPD die sich um den Posten des Ministerprasidenten betrogen sah zeigte sich Geiler gegenuber ausserst kritisch Nach den ersten Kommunalwahlen in Hessen 1946 brachte sie das Kabinett Geiler in eine schwere Krise indem sie ihre Minister aus der Regierung zuruckzog Auf Druck der Amerikaner kehrte die SPD zwar in die Regierung zuruck sie verlangte aber ultimativ die Ablosung des der CDU zugerechneten Kultusministers Bohm Als Jurist schien er ihr fur die so wichtige Umerziehung in den Schulen ungeeignet Die Amerikaner entliessen Bohm Geiler drohte mit sofortigem Rucktritt sollte sich ein solcher Fall wiederholen Es gelang ihm noch das Ausscheiden Bohms als einen freiwilligen Verzicht und nicht als Nachgeben gegenuber der SPD erscheinen zu lassen der sozialdemokratische Ministerialdirektor wurde gleich mitentlassen 2 Ein wichtiger Schritt zur Demokratisierung war der Beratende Landesausschuss Gross Hessen den Geiler berufen hatte und am 26 Februar 1946 im Nassauischen Landestheater feierlich eroffnete Am 30 Juni 1946 wurde die Verfassungberatende Landesversammlung Gross Hessen gewahlt Die politischen Parteien forderten ihr Recht und es war erkennbar dass die Zeit der uberparteilichen Regierung Geiler ablief Die Hessische Verfassung die am 1 Dezember 1946 in einer Volksabstimmung angenommen wurde war das Werk der Parteien nicht das Werk Geilers der in vielen Sachfragen anderer Meinung war 2 Die SPD drangte nach der Landtagswahl in Hessen 1946 an die Macht und wollte Geiler der sich inhaltlich mehr auf CDU und FDP stutzte loswerden Geiler hatte gehofft als Ministerprasident einer Grossen Koalition im Amt bleiben zu konnen Am 20 Dezember 1946 trat er enttauscht zuruck 2 Zu seinem Nachfolger wurde Christian Stock SPD gewahlt Geiler pflegte gute Kontakte in die Sowjetische Besatzungszone und traf mehrfach mit seinem Thuringer Kollegen Rudolf Paul zusammen Seinen Abschied im Januar 1947 verband er mit der Mahnung die Deutsche Einheit im Auge zu behalten Rektor in Heidelberg BearbeitenGeiler kehrte an die Universitat Heidelberg zuruck die ihn auf Antrag der juristischen Fakultat zum Personlichen Ordinarius fur Internationales Recht berief Da er wirtschaftlich unabhangig war ubertrug ihm das Ministerium keine Beamtenstelle Trotzdem wahlte ihn der Grosse Senat im Juni 1948 zum Rektor In seiner Rektoratsrede am 22 November 1948 befasste er sich mit Macht und Recht 4 Er wandte sich Volkerrechtsfragen zu arbeitete auf seinem alten Gebiet des Wirtschaftsrechts und veroffentlichte einen Kommentar zum D Mark Bilanzgesetz 2 Die 1948 von Rhenania angebotene Wiederaufnahme des Bandes lehnte er ab Die Bundesrepublik Deutschland ehrte Geiler als Pionier des demokratischen Neubeginns mit der Verleihung des Grosskreuzes des Bundesverdienstkreuzes das ihm Bundesprasident Theodor Heuss im Januar 1953 uberreichte Einen Tag nach der Ruckkehr vom Juristentag in Hamburg der ihn zum Ehrenmitglied ernannt hatte starb Geiler mit 75 Jahren an einem Herzinfarkt Bei der Beisetzung auf dem Bergfriedhof Heidelberg hielt der Bundesjustizminister Thomas Dehler die erste Grabrede Er legte auch Trauerkranze des Bundesprasidenten und des Bundeskanzlers nieder Vertreter Baden Wurttembergs der Heidelberger Universitat und ihrer Juristischen Fakultat ehrten den Verstorbenen ebenfalls 2 Geiler war Prasident der am 10 Juni 1949 im Schluchterner Schlosschen gegrundeten Arbeitsgruppe Europaisches Gesundheitswesen Sektion innerhalb einer die Schaffung der Grundlagen fur eine Vereinigung der Volker Europas auf foderativer Basis erstrebenden Europaischen Akademie Generalsekretar war der Jurist Maximilian Karl Graf zu Trauttmansdorff 5 Ehrenamter BearbeitenMitglied der Standigen Deputation des Deutschen Juristentages 1932 33 und 1947 1953 seit 1949 im Geschaftsfuhrenden Ausschuss Prasident der Deutschen Europa Akademie Prasident der Deutsch Franzosischen Gesellschaft Mitglied der Sektion Erziehung der UNESCO Mitglied der Deutschen Akademie fur Sprache und Dichtung Aufsichtsrat der Rheinischen Hypothekenbank Aufsichtsrat der Deutschen Continental Gas Gesellschaft Aufsichtsrat der Rosenthal Porzellan AG Grunder und Prasident des Automobilclubs von Deutschland Verwaltungsrat des Stifterverbandes fur die Deutsche Wissenschaft Grunder der Gesellschaft der Freunde der Universitat Heidelberg Ehrensenator der Universitat Heidelberg zum 75 Geburtstag Ehrungen BearbeitenGrosskreuz des Bundesverdienstordens 1953 Ehrenmitglied des Deutschen Juristentages 1953 Quellen BearbeitenNachlass Geilers im Hessischen Hauptstaatsarchiv WiesbadenLiteratur BearbeitenBadische Biographie VI Teil 1901 1910 Heidelberg 1935 Badische Biographie Neue Folge Bd III Stuttgart 1990 Karl E Demandt Geschichte des Landes Hessen Kassel 1972 Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 1932 Hrsg v Rektorat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Springer Berlin Heidelberg Tokio 2012 ISBN 978 3 642 70761 2 Konrad Duden Geiler Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 151 Digitalisat Eintrag Prof Dr Karl Hermann Friedrich Geiler In Norbert Giovannini Claudia Rink Frank Moraw Erinnern bewahren gedenken die judischen Einwohner Heidelbergs und ihre Angehorigen 1933 1945 Das Wunderhorn Heidelberg 2011 ISBN 978 3 88423 353 5 S 127 Die Kabinettsprotokolle der Hessischen Landesregierung Kabinett Geiler 1945 1946 Hrsg von Andreas Hedwig in Zusammenarbeit mit Jutta Scholl Seibert Historische Kommission fur Nassau Wiesbaden 2000 ISBN 978 3 930221 07 3 Jochen Lengemann Das Hessen Parlament 1946 1986 Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags 1 11 Wahlperiode Hrsg Prasident des Hessischen Landtags Insel Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 458 14330 0 S 260 261 hessen de PDF 12 4 MB Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 141 Walter Muhlhausen Karl Geiler und Christian Stock Hessische Ministerprasidenten im Wiederaufbau Marburg 1999 Reinhard Pollath Ingo Saenger Hrsg 200 Jahre Wirtschaftsanwalte in Deutschland Nomos Baden Baden 2009 ISBN 978 3 8329 4446 9 Klaus Peter Schroeder Eine Universitat fur Juristen und von Juristen Die Heidelberger Juristische Fakultat im 19 und 20 Jahrhundert Mohr Siebeck Tubingen 2014 ISBN 978 3 16 150326 9 S 584 601 Geiler Karl Hermann Friedrich In Robert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 1 A K Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1930 DNB 453960286 S 529 Stefanie Weis Leben und Werk des Juristen Karl Hermann Friederich Julius Geiler Hamburg 2013 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Geiler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Karl Geiler in der Deutschen Digitalen Bibliothek Lebensdaten Hessische Staatskanzlei Karl Geiler bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem Baden Wurttemberg Geiler Karl Hermann Friedrich Hessische Biografie Stand 15 April 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1960 35 629 a b c d e f g h i j k l m Hans Jorg Volkmann Karl Geiler zum Gedachtnis Der Bote vom Oberrhein Corpszeitung der Rhenania Freiburg Dissertation Die rechtliche Struktur der Truste Rektoratsreden HKM Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 311 Ministerprasidenten des Landes Hessen Karl Geiler Christian Stock Georg August Zinn Albert Osswald Holger Borner Walter Wallmann Hans Eichel Roland Koch Volker Bouffier Boris Rhein Siehe auch Liste hessischer Ministerprasidenten Normdaten Person GND 102038015 lobid OGND AKS LCCN no89018155 VIAF 69312069 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Geiler KarlALTERNATIVNAMEN Geiler Karl Hermann Friedrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtswissenschaftler Ministerprasident in Hessen Rektor in HeidelbergGEBURTSDATUM 10 August 1878GEBURTSORT Schonau im SchwarzwaldSTERBEDATUM 14 September 1953STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Geiler amp oldid 225070419