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Die Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung Kagohl bzw Bombengeschwader der Obersten Heeresleitung Bogohl waren wahrend des Ersten Weltkriegs ab 1915 fur Fernoperationen aufgestellte Bomberverbande der deutschen Luftstreitkrafte die direkt der Obersten Heeresleitung OHL unterstanden Sie zahlen zu den ersten Ansatzen einen strategischen Luftkrieg zu verwirklichen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Hintergrund 1 2 Die Brieftauben Abteilungen Ostende und Metz 1 3 Die Kampfgeschwader Bombergeschwader 2 Bekannte Angehorige 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHintergrund Bearbeiten Die militarische Luftfahrt steckte Anfang des 20 Jahrhunderts in Deutschland wie andernorts noch in den Kinderschuhen Im Deutschen Reich gab es seit 1884 ein Ballondetachement in den 1900er Jahren wurden die ersten Militarluftschiffe angeschafft und 1910 wurde in Doberitz eine provisorische Militarfliegerschule zur Ausbildung an Militarflugzeugen gegrundet Im deutschen Militar herrschte vor dem Ersten Weltkrieg eine strikte Trennung zwischen den Fliegerkraften der Kaiserlichen Marine und denen des Heeres die teilweise miteinander in Konkurrenz standen Zusatzlich verkompliziert wurde die Struktur durch den Charakter des Deutschen Heeres als Kontingentheer in dem neben der dominierenden preussischen unter anderem auch die bayerische Fliegertruppe vertreten war sowie die funktionale Aufgliederung u a in Ballonfahrer Luftschiffer und Fliegertruppe Eine klare Fuhrungsstruktur existierte nicht in die Organisation allein der preussischen Heeresfliegertruppe mischten sich das Berliner Kriegsministerium die Generalinspektion des Militarverkehrswesens die Flieger gehorten zu den Verkehrstruppen und der Grosse Generalstab ein Im Kriege sollten die Fliegerabteilungen den Armeekorps bzw Armeen mehr oder weniger starr zugeteilt werden Fliegerbomben waren erstmals im Italienisch Turkischen Krieg von 1911 und in den Balkankriegen in geringem Umfang von Flugzeugen aus eingesetzt worden zuvor hatte man schon ab Mitte des 19 Jahrhunderts Bomben von Ballons aus abgeworfen Die deutsche Fliegertruppe nutzte 1914 die sogenannten Carbonit Bomben die es in vier Grossen von 4 5 bis 50 kg gab Sie waren eingefuhrt worden nachdem sich die zuvor erprobten A P K Bomben als unbefriedigend erwiesen hatten Die stromlinienformigen P u W Bomben entwickelt von der Prufanstalt und Werft der Fliegertruppe mit einem Gewicht von 12 5 kg bis zu einer Tonne kamen ab 1916 zum Einsatz 1 In deutschen Militarkreisen herrschte vor dem Krieg keine Einigkeit welchem Angriffsmittel in einem zukunftigen Konflikt der Vorzug zu geben sei dem Luftschiff oder dem Flugzeug In der konservativen Militarfuhrung glaubte man einen Vorsprung gegenuber anderen Nationen in der militarischen Luftschifffahrt ausspielen zu konnen Bombenflugzeuge als solches wie sie etwa in Russland in Form der Sikorsky Ilja Muromez in Frankreich in Form der Voisin L oder in Grossbritannien mit der Avro 504 existierten gab es in den deutschen Luftstreitkraften vor 1914 nicht Die mit unbewaffneten einmotorigen Ein und Doppeldeckern A und B Typen verschiedenster Hersteller ausgerustete Fliegertruppe galt primar als Aufklarungsunterstutzungsmittel fur die Land und Seestreitkrafte Die ersten deutschen Bombenangriffe des Krieges wurden von Militarluftschiffen geflogen so gegen Luttich am 6 August 1914 So oder so war man von einem strategischen Luftkriegskonzept noch weit entfernt als der Krieg im August 1914 begann Bombenangriffe aus der Luft blieben anfangs Einzelereignisse mit denen vor allem Propagandaabsichten verbunden waren wie beim Auftauchen einer Etrich Taube uber Paris am 30 August wobei eine Handvoll Bomben und einige Propagandaflugblatter abgeworfen wurden Eine militarische Wirkung wurde durch sie nicht erzielt Die Brieftauben Abteilungen Ostende und Metz Bearbeiten Vorlaufer der ersten beiden Kampfgeschwader der OHL waren die Ende November 1914 unter einem Tarnnamen aus Teilen der Fliegerersatz Abteilung 1 aufgestellte sogenannte Brieftauben Abteilung Ostende BAO und die im August 1915 durch die Fliegerersatz Abteilung 2 gebildete Brieftauben Abteilung Metz BAM Die Fliegerersatz Abteilungen waren bei der Mobilmachung fur den Ersten Weltkrieg aufgestellte ruckwartige Verbande die Personal fur die Frontfliegereinheiten ausbildeten Die Brieftauben Abteilung Ostende wurde am 27 November 1914 unter dem damals 42 jahrigen Major Wilhelm Siegert in Gistel bei Ostende aufgestellt Siegert war als einer der dienstaltesten Offiziere der Fliegertruppe vor dem Krieg Kommandant der Fliegerstation Metz im Reichsland Elsass Lothringen gewesen und hatte 1913 die ersten Nachtflugubungen fur seine Besatzungen durchfuhren lassen Er war noch wahrend der Mitte November 1914 endenden Ersten Flandernschlacht mit dem Plan an die OHL herangetreten vom zu besetzenden Nordfrankreich aus Angriffe auf England zu fliegen Der ursprunglich vorgesehene Stutzpunkt Calais hatte jedoch in dieser Schlacht nicht vom Heer erobert werden konnen sodass seine Einheit die in Wirklichkeit Fliegerkorps der Obersten Heeresleitung hiess und uber 36 Flugzeuge verfugte aufgrund der beschrankten Reichweite der eingesetzten B Typ Flugzeuge schliesslich fur Missionen im Hinterland der flandrischen Front unter anderem gegen die Hafen Calais Dunkirchen und Nieuwpoort eingesetzt wurde Vereinzelte Angriffe auf England wurden ab Ende 1914 zunachst nur von den dem Marinekorps Flandern unterstellten Marinefliegern von ihrem Stutzpunkt in Seebrugge aus geflogen ab Januar 1915 auch mit Marineluftschiffen Bis Anfang 1917 blieben Zeppeline die bevorzugte Angriffswaffe fur Ziele in England nbsp Oberstleutnant von der Lieth Thomsen Mitte und Major Wilhelm Siegert rechts um 1916Im Marz 1915 wurde auf Siegerts Anregung der Posten des Chefs des Feldflugwesens geschaffen der mit Major Hermann von der Lieth Thomsen besetzt wurde Siegert wurde ihm als Chef des Stabes zugeteilt sein Nachfolger als Kommandeur der BAO wurde erst Hauptmann Gustav Kastner Kirdorf im April 1915 dann Job Heinrich von Dewall Die BAO war im Marz 1915 an die Ostfront verlegt worden zuerst nach Deuthen bei Allenstein Ostpreussen zur 8 Armee dann nach Galizien zur 11 Armee um bei der am Anfang Mai beginnenden Schlacht bei Gorlice Tarnow eingesetzt zu werden Im Lauf des Jahres wurde sie auf die neu eingefuhrten C Typen Flugzeuge bewaffnete Mehrzweckflugzeuge umgerustet und im Juli wieder an die Westfront verlegt Im Laufe des Jahres erreichten auch die ersten in ihren Leistungen noch unzulanglichen der neuen zweimotorigen Grossflugzeuge die Truppe Die Brieftauben Abteilung Metz wurde am 17 August 1915 unter Hauptmann Kastner Kirdorf gebildet und bis Ende 1915 unter anderem gegen die Festung Verdun eingesetzt Die Kampfgeschwader Bombergeschwader Bearbeiten Am 20 Dezember 1915 wurden die Brieftauben Abteilungen in die Kampfgeschwader 1 ex BAO und 2 ex BAM umbenannt Zum selben Datum wurde auch das Kampfgeschwader 3 unter Hauptmann von Dewall das spatere England Geschwader gebildet Alle Kampfgeschwader waren in sechs Staffeln genannt Kampfstaffeln oder kurz Kasta zu je sechs Flugzeugen eingeteilt Bis April 1916 folgten die Kampfgeschwader 4 5 und 6 b ayerisch im Juni das Kagohl 7 In dieser Zeit wurden bis zu vier Kagohls in der Schlacht um Verdun eingesetzt wo sie die franzosischen ruckwartigen Verbindungen bombardierten Teile des Kagohl 1 ein Halbgeschwader nahm ab 1916 auch an den Operationen auf der Balkanhalbinsel teil und fuhrte dabei Angriffe auf Bukarest und an der Salonikifront durch Durch die Schlacht an der Somme wie auch bei Verdun im zweiten Halbjahr 1916 in die Defensive gedrangt mussten die C Typen Bomber der Kagohls zunehmend fur Luftsperr Einsatze oder als Schlachtflieger eingesetzt werden Unter anderem vor diesem Hintergrund setzte die Ende August eingesetzte 3 OHL Hindenburg Ludendorff im Zuge des Hindenburg Programms eine Reorganisation der Luftstreitkrafte durch Durch A K O vom 8 Oktober 1916 wurde die Position eines Kommandierenden Generals der Luftstreitkrafte Kogenluft geschaffen die mit Generalleutnant Ernst von Hoeppner besetzt wurde dem Lieth Thomsen als Chef des Stabes zur Seite stand Die Kampfgeschwader 3 und 5 bis 7 wurden zum 31 Dezember 1916 aufgelost und ihre Staffeln in sogenannte Schutzstaffeln Schusta umgebildet die ubrigen im April in Bombengeschwader umbenannt und auf je drei Staffeln reduziert Die einzige Ausnahme war das neuaufgestellte England Geschwader Bogohl 3 das uber sechs Staffeln verfugte nbsp Deutsche P amp W Fliegerbomben des Ersten Weltkriegs im Hintergrund ein Gotha BomberDas auf Flugplatzen um das belgische Gent stationierte Bogohl 3 unter Ernst Brandenburg wurde ab Marz 1917 mit den neuen Gotha G IV Bombern ausgerustet deren gegenuber fruheren Modellen gesteigerte Reichweite nun auch Angriffe auf London erlaubte Die unter dem Codewort Turkenkreuz durchgefuhrten Angriffe begannen am 25 Mai 1917 An diesem Tag uberquerten 21 Gothas den Kanal und warfen ihre Bombenlast da sie London aufgrund starker Bewolkung nicht fanden uber der Grafschaft Kent ab Ein weiterer erfolgloser Angriff fand am 5 Juni statt Am 13 Juni zur Mittagszeit erreichten 14 Gothas die britische Hauptstadt und warfen 118 Bomben ab die 162 Menschen toteten und 426 weitere verletzten Aufgrund der verstarkten britischen Abwehr ging man im September 1917 wie schon zuvor mit den Zeppelinen zu Nachtangriffen uber Der letzte von 52 Angriffen des Bogohl 3 auf England zum Teil unterstutzt durch mehrmotorige Riesenflugzeuge R Typen der Riesenflieger Abteilungen Rfa 500 und 501 fand in der Nacht vom 19 zum 20 Mai 1918 statt Insgesamt wurden durch diese Angriffe auf England 857 Menschen getotet und uber 2000 verletzt die abgeworfene Bombenlast summierte sich am Ende auf 73 Tonnen 2 Im Dezember 1917 wurden die Bogohls 5 bis 7 aufgestellt zu denen im April 1918 noch das Bogohl 8 kam Vor und wahrend der Fruhjahrsoffensive 1918 fanden neben Angriffen auf das unmittelbare Hinterland der Front auch mehrere Fernangriffe auf die franzosische Hauptstadt Paris statt Bekannte Angehorige BearbeitenAlfred Keller Kommandeur des Bogohl 1 Rudolf Kleine Kommandeur des Bogohl 3 Hermann Kohl Kommandeur des Bogohl 7 Ozeanflieger Ulrich Grauert Staffelkapitan Hellmuth Bieneck Staffelkapitan Curt Pflugbeil Staffelkapitan Egon Doerstling Staffelkapitan Manfred von Richthofen Beobachter und Pilot bei BAO und Kagohl 2 spater erfolgreicher Jagdflieger Wilhelm Freiherr Marschall von Bieberstein StaffelkapitanSiehe auch BearbeitenAmerikaprogramm Feuerplan Independent Force britisches Bomberkommando gegen Ende des Ersten WeltkriegsLiteratur BearbeitenJorg Muckler Deutsche Bomber im ersten Weltkrieg Motorbuch Stuttgart 2017 ISBN 978 3 613 03952 0 Lee Kennett The First Air War 1914 1918 The Free Press New York 1991 Eric und Jane Lawson The First Air Campaign August 1914 November 1918 Da Capo Press Cambridge MA 1996 William Edward Fischer The Development of Military Night Aviation to 1919 Air University Press Maxwell AFB 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Imperial War Museum Bilder einer 12 5 kg P u W Bombe mit Beschreibung John Killen The Luftwaffe A History Pen amp Sword 2003 S 20 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung amp oldid 231127941