www.wikidata.de-de.nina.az
Jazzmusiker in Deutschland spielen haufig nicht nur Jazz aber der Jazz stellt fur ihr Wirken eine wichtige Grundlage dar Jazzmusiker spielen im gesellschaftlichen Kulturleben Deutschlands nur eine marginale untergeordnete Rolle Anerkennung finden sie heute eher als Lehrer fur Nachwuchsmusiker als auf der Buhne Wahrend hier die berufliche Situation von Jazzmusikern in Deutschland behandelt wird wird die geschichtliche Entwicklung im Hauptartikel Jazz in Deutschland behandelt Sebastian GramssInhaltsverzeichnis 1 Weimarer Republik 2 1933 1945 3 Westzonen und alte Bundesrepublik 3 1 1945 1960 3 2 1960 1990 4 Sowjetische Zone und Deutsche Demokratische Republik 4 1 1945 1960 4 2 1960 1990 5 Seit den 1990er Jahren 6 Deutsche Jazzstudie 2016 7 Musikerliste 8 Bucher und Zeitungsartikel 9 EinzelnachweiseWeimarer Republik BearbeitenBereits in den zwanziger Jahren spielten neben Jazzgruppen aus den USA und England die Bands von Eric Borchard oder Julian Fuhs wie Stefan Weintraubs Syncopators Jazz Zu den Syncopators gehorten ebenso Franz Waxman der spater in Hollywood Karriere machen sollte wie Friedrich Hollaender der in der Gruppe als Pianist fungierte Die wenigsten Musiker die in den 1920er Jahren den Jazz fur sich entdeckten taten dies gezielt Jazzmusiker war keine Karriereoptionen fur einen Musikstudenten jener Zeit Fur damalige Tanzmusiker gehorten allerdings Jazztanze und jazzigere Gigs ebenso zum Handwerkszeug wie man Walzer oder Tango spielen konnen musste 1 Bereits 1925 erschien mit Alfred Baresels Jazz Buch der erste Ratgeber fur Tanzmusiker als Anleitung zum Spielen Improvisieren und Komponieren moderner Tanzstucke im Jazz Idiom und erreichte innerhalb Jahresfrist vier Auflagen Ende der 1920er lassen sich erstmals in einem grosseren Umfang Musiker in Deutschland feststellen die jazzig spielen konnen auch wenn zunachst die meisten Musiker in den Bands noch ungeubt in der Improvisation waren und nur wenige gute Hot Solisten zur Verfugung standen Erst ab Beginn der 1930er Jahre stieg das Niveau auch der solistischen Parts in den Aufnnahmen Es begann auch in Deutschland die Zeit swingender Tanzorchester 2 Zunachst spielte sich das Meiste in der Metropole Berlin ab Doch auch in anderen Grossstadten wie Hamburg Munchen Koln Leipzig Frankfurt oder Essen aber selbst in Baden Baden waren Hot Jazz Tanze und Swing in Tanzcafes oder in Varietes zu horen 3 Fur junge jazzbegeisterte Musiker wie Willy Berking oder Freddie Brocksieper ergab sich daraus die Moglichkeit in den Tanzorchestern auch Jazzimprovisationen zu spielen 1928 startete Bernhard Sekles die Initiative eine Jazzklasse am Dr Hoch s Konservatorium in Frankfurt am Main einzurichten weltweit die erste an einer Musikhochschule oder Universitat Nicht nur der Frankfurter Tonkunstlerbund wandte sich gegen diese Initiative sondern sie beschaftigte auch die Offentlichkeit und den Preussischen Landtag 1928 29 studierten bereits 19 Studenten das neue Fach Der an der benachbarten Frankfurter Universitat lehrende Theodor W Adorno rechtfertigte die Ausbildung der jungen Musiker da diese zum Teil gezwungen seien sich mit Unterhaltungsmusik den Lebensunterhalt zu verdienen dabei sei einer solchen Gebrauchsmusik der Vorzug zu geben die sauber und phantasievoll vorgebracht wird Daruber hinaus sei die Jazzschule zu begrussen als ein Mittel der Emanzipation der Akzente vom guten Taktteil 4 Ab 1930 gab zudem das Berliner Musikhaus Alberti das Musik Echo Zeitschrift fur Melodie und Rhythmus heraus das sich vor allem an Musiker Arrangeure und Bandleader richtete und nutzliche Hinweise fur die Instrumentierung und Orchestrierung aber auch zur Improvisation gab 5 1933 1945 BearbeitenMit der Machtergreifung Hitlers 1933 wird der Jazz zur sogenannten entarteten Musik erklart Judische Musiker beispielsweise Rudi Anhang aber auch Musiker mit judischen Wurzeln wie Hans Berry mit einem judischen Grossvater wurden diskriminiert und verfolgt 6 DieWeintraubs Syncopators konnten nur noch im Ausland auftreten Die Jazzklasse des Hochschen Konservatoriums in Frankfurt am Main wurde aufgelost 7 Ab 1935 waren Jazz Sendungen im deutschen Rundfunk untersagt Die durch die Achtung der sogenannten entarteten Nigger Musik entstandene Lucke in der popularen Musik wussten etliche Bands insbesondere in den Grossstadten Berlin und Hamburg gewitzt zu nutzen indem sie wie etwa Teddy Stauffer die Stucke mit deutschen Titeln versahen und so der Aufsicht durch Polizei bzw SA zu entgehen suchten Der Blick der Kontrolleure richtete sich neben dem Wer vor allem auf das Was und auf das Wie also auf das Repertoire und auf das Auftreten der Band 8 Neben zahlreichen Tanzmusikprofis gab es bereits einige Musiker insbesondere in Berlin die sich in Qualitat und swing auf der Hohe ihrer amerikanischen Kollegen befanden 9 Trotz eines Spagats der darin bestand Jazz a la Swing zu spielen und doch die Reichsmusikkammer nicht zu sehr herauszufordern 10 gelang es somit den Orchestern denen sie angehorten auf der Hohe der Zeit zu sein Technisch stimmte vieles auch wenn in den Grossformationen Timing und Dynamik noch verbesserungswurdig waren Eine dieser Formationen war etwa die von Erhard Bauschke der 1935 das Ensemble von James Kok ubernahm nachdem dieser aus rassistischen Grunden Berufsverbot erhielt Insbesondere am spaten Abend wenn es kaum noch zu Kontrollen der Reichsmusikkammer kam war es in Lokalen wie dem Moka Efti moglich Jazztitel authentisch darzubieten 11 Spatestens nach Beginn des Zweiten Weltkriegs forderte das NS Regime noch scharfer das Einhalten kultureller Sittenregeln Tanzveranstaltungen wurden verboten Werke die dem nationalen Empfinden widersprachen durften nicht mehr aufgefuhrt werden Im November 1941 wurde sogar untersagt Stucke feindlicher Komponisten zu spielen 12 Nur in wenigen Bands wurden noch reine Jazzprogramme gespielt insbesondere in der Goldenen Sieben und im Orchester von Kurt Widmann auch in der Truppenbetreuung war es etwa der Band von Heinz Wehner moglich wenigstens teilweise ein entsprechendes Repertoire zu pflegen Damit wurden die Arbeitsmoglichkeiten fur Musiker die zunachst Jazz spielen wollten immer geringer Sie waren sofern sie nicht selbst zum Kriegsdienst einberufen wurden einerseits von den neuesten internationalen Entwicklungen abgeschnitten und andererseits mussten sie jederzeit Zensur und Gestapo furchten In Einzelfallen wurden sie selbst zu Propagandazwecken Charlie and His Orchestra missbraucht Nur wenige Musiker wie etwa Ernst Hollerhagen gingen damals aus politischen Grunden bewusst ins Ausland Jugendliche Spieler wurden ebenso wie Fans als sog Swingjugend in den Untergrund abgedrangt wie es beispielhaft die Erfahrungen von Emil Mangelsdorff verdeutlichen Westzonen und alte Bundesrepublik Bearbeiten1945 1960 Bearbeiten nbsp Jutta HippNach der Befreiung von der NS Diktatur bringen die westlichen Besatzungsmachte insbesondere die US Amerikaner Swing und Rhythmn amp Blues mit nach Deutschland Der Frankfurter Hot Club um Carlo Bohlander Horst Lippmann und Emil Mangelsdorff gehorte genauso wie etwa der blinde Pianist und Sanger Wolfgang Sauer aus Wuppertal oder Kurt Widmann in Berlin zu den Jazzern der Stunde Null Ihnen und weiteren Jazzmusikern boten sich ab 1945 in Deutschland zahlreiche Arbeitsmoglichkeiten in den Clubs der US und der britischen Armee Auch das deutsche Publikum zeigte sich teilweise wieder an Jazzmusik interessiert Besonders in der amerikanischen Besatzungszone mit Frankfurt am Main und Munchen als Zentren war es nun fur einen Teil der Musiker moglich ausschliesslich von Jazz zu leben Bei einigen Radiosendern waren zudem Bigbands unter Vertrag beispielsweise die von Kurt Edelhagen in Baden Baden bzw Koln oder die von Erwin Lehn in Stuttgart Allerdings konnte hier in der Regel keineswegs nur Jazz gespielt werden sondern die Bands hatten die Funktion von Tanz und Unterhaltungsorchestern und spielten daher auch Schlager und ahnliches Seit den spaten 1950ern entschloss sich vorrangig aus okonomischen Grunden ein Teil der in solchen Bands beschaftigten Jazzmusiker wie etwa der als Jazzbassist mehrfach ausgezeichnete Hans bzw James Last ausschliesslich Easy Listening Musik zu spielen oder sie wechselten wie der Posaunist Ernst Mosch sogar ins sog Volksmusiklager Andere wie zum Beispiel Johannes Rediske verlegten sich auf die Arbeit als Filmmusiker Bereits zu dieser Zeit begann eine Internationalisierung der westdeutschen Szene Deutsche und Amerikaner kamen regelmassig zu Jamsessions zusammen hierbei hatten Jazzkeller wie das domicile du jazz von Carlo Bohlander in Frankfurt oder das von Fritz Rau in Heidelberg gegrundete Cave 54 eine wichtige Funktion Allerdings entstanden in dieser Zeit kaum dauerhafte Gruppen in denen Amerikaner und Deutsche zusammen spielten Es kam aber zu einem musikalischen Transfer wobei die meisten Musiker damals das Spiel der US Amerikaner als vorbildlich ansahen und z T nachahmten Der in Ungarn geborene Attila Zoller und der Osterreicher Hans Koller haben damals pragende erfolgreiche Jahre in Deutschland insbesondere in Frankfurt erlebt Auch der in Bosnien geborene Dusko Goykovich hat sich nach Gesellenjahren in den USA dauerhaft in Deutschland niedergelassen 1960 1990 Bearbeiten Seit den 1960ern fanden auslandische Musiker wie Herb Geller Don Menza Leo Wright Wilton Gaynair Jimmy Woode Peter Herbolzheimer oder Ack van Rooyen langfristig in der Bundesrepublik Arbeit vor allem in den sich zu Bigbands entwickelnden Tanzorchestern der Rundfunkanstalten Zu dieser Zeit begannen die Europaer auch selbstbewusster zu werden und aufbauend auf einer Ruckbesinnung auf die eigene musikalische Kultur eigenstandiger zu spielen Hier ist aus der alten Bundesrepublik zuallererst das zunachst noch dem Hardbop verpflichtete Albert Mangelsdorff Quintett zu nennen Um Gunter Hampel Manfred Schoof und Alexander von Schlippenbach entstanden erstmals Gruppen mit Musikern die als Voraussetzung eine Hochschulausbildung in Musik hatten und sich z T auch in serieller Kompositionstechnik auskannten Das war eine der Voraussetzungen fur einen eigenstandigen west europaischen Zugang zum Free Jazz 13 Obwohl bis Mitte der 1960er Jahre die Gastspiele innovativer Gruppen wie des Gunter Hampel Ensembles in Jazzclubs auch mittelgrosser Stadte wie z B Wuppertal manchmal eine Woche dauerten konnten viele Musiker aber teilweise nicht alleine von dieser Musik leben sondern mussten auch in kommerzielleren Bands arbeiten Selbst die Musiker des Mangelsdorff Quintetts der damals neben dem Klaus Doldinger Quartett erfolgreichsten deutschen Jazzcombo benotigten den Zusatzverdienst als Musiker des Jazzensembles des Hessischen Rundfunks Auch der seit Mitte der 1960er Jahre u a bei Wolfgang Dauner gut beschaftigte Bassist Eberhard Weber war bis 1972 nur ein Halb Profi und auf die Arbeit in einer Stuttgarter Filmfirma angewiesen Durch die Einrichtung der Kunstlersozialkasse verbesserte sich seit 1983 die Moglichkeit der Kranken und Rentenversicherung Seit 1973 bemuhte sich auch die quasi gewerkschaftliche Union Deutscher Jazzmusiker um bessere Arbeitsbedingungen 1981 verdienten nur 11 der Jazzmusiker in Frankfurt am Main mehr als 2000 DM 14 hatten ein Einkommen als Musiker zwischen 1000 und 2000 DM und 61 der Musiker verdienten weniger als 500 DM monatlich mit ihren Auftritten 14 Der Konzertveranstalter Fritz Rau fasste es so zusammen Wer Jazzmusiker sein will legt ein Gelubde der materiellen Bescheidenheit ab 15 Bereits Ende der 1950er Jahre gab es an der Musikhochschule Koln erste Jazzkurse die dafur sorgten dass fur klassische Musikstudenten Jazz keine Geheimwissenschaft mehr blieb 16 In den 1970er Jahren setzte sich bei den Nachwuchsmusikern im Jazzbereich die schulmassige Aneignung des Jazz durch Der jahrliche Sommerkurs an der Akademie Remscheid war bei den jungen Jazzmusikern sehr beliebt Es gibt kaum einen professionellen Jazzmusiker der Geburtenjahrgange 1940 1960 der nicht an diesem Kurs als Schuler oder Lehrer teilgenommen hatte Erst in den 80er Jahren entwickelte sich aber eine akzeptable Infrastruktur so dass damals vermehrt Jazzmusiker von ihrer Musik leben konnten Sowjetische Zone und Deutsche Demokratische Republik Bearbeiten1945 1960 Bearbeiten Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatte es in der sowjetischen Besatzungszone ebenso wie in den Westzonen einen kleinen Jazz Boom gegeben Als eine von den Nazis diffamierte und unterdruckte Musik stand der Jazz zunachst fur die positive Tendenz musikalischer Entwicklung Die Schallplattenfirma Amiga veroffentlichte ab 1947 eine Vielzahl von jazzigen und swingorientierten Tanzmusikproduktionen An ihnen waren Musiker aus allen Besatzungszonen beteiligt Das Radio Berlin Tanzorchester zunachst unter Leitung seines Grunders Michael Jary spater unter der von Horst Kudritzki spielte im Stil der fuhrenden Big Bands Rolf Kuhn damals noch Mitglied des Rundfunkorchesters Leipzig unter Leitung von Kurt Henkels gehorte zu den Ersten die sich mit dem Bebop auseinandersetzten Die Ausweitung des Kalten Krieges und der Stalinismus brachten allerdings die Jazzaktivitaten der Musiker in der DDR weitgehend zum Erliegen Dies besserte sich erst in der Tauwetter Periode wo Jazzclubs gegrundet und Konzertmoglichkeiten geschaffen wurden wenn auch nicht in der gleichen Auspragung wie in Polen oder der Tschechoslowakei 1960 1990 Bearbeiten nbsp Ausverkaufter Jazzabend mit Manfred Krug und den Jazz Optimisten Berlin am 26 Marz 1963 in der Berliner Humboldt Universitat Anders als im Westen kam es kaum zur Begegnung mit amerikanischen Kollegen Vielmehr war der Rundfunk insbesondere die Voice of America fur die Musiker der Hauptinformant uber die aktuellen Entwicklungen im internationalen Jazz Vor diesem Hintergrund Stellung zu beziehen und sich selbst als Teil der grossen Jazzgeschichte zu begreifen die man vor allem vom Horen und vom Horensagen kennt ist eine grundsatzlich andere Sozialisation als sie die Musiker im Westen genossen hatten 17 Zudem mussten sich die Musiker vor dem Auftritt staatlich registrieren lassen um anerkannt zu werden Sie waren mit dieser Spielerlaubnis aber auch sozialversichert Professionelle Musiker mussten seit den 1960er Jahren akademisch ausgebildet sein und nach der Anordnung uber die Ausubung von Tanz und Unterhaltungsmusik von 1964 mussten alle professionellen Musiker im Besitz eines Berufsausweises sein Voraussetzung fur dessen Erwerb war in der Regel ein erfolgreich abgeschlossenes Studium an Konservatorien oder Musikhochschulen an denen teilweise anders als in der Bundesrepublik Tanzmusik Klassen eingerichtet wurden Die DDR Kulturburokratie hatte Organisationsprobleme mit den auf sie chaotisch wirkenden und schwer einzuordnenden Jazzmusikern In den 1970er Jahren wurde eine Sektion Jazz bei der Generaldirektion des Komitees fur Unterhaltungskunst der Deutschen Demokratischen Republik gegrundet die einerseits versuchte die Musiker zu reglementieren sie andererseits aber auch finanziell unterstutzte 18 Fur den Musikwissenschaftler Ekkehard Jost war der vergleichsweise hohe instrumentaltechnische und musiktheoretische Standard der Jazzmusiker in der DDR ein auffalliges Ergebnis dieser Formalausbildung 19 Das Manfred Ludwig Sextett war in den fruhen 1960er Jahren die einzige Gruppe des Modern Jazz in der DDR Diese Combo musste nach 1966 als sich die Kulturpolitik wieder veranderte und vereinzelt sogar Auftrittsverbote erteilt wurden wie fur Ruth Hohmann allerdings zunehmend Tanzmusik spielen Abgesehen vom Joachim Kuhn Trio gab es bis in die fruhen 1970er Jahre keine Musiker die sich ihren Lebensunterhalt ausschliesslich oder uberwiegend durch Jazzaktivitaten verdienen konnten Die Jazzpraxis vollzog sich vereinfachend gesagt entweder in Tanzmusikbands die nebenbei oder aber als Freizeit Aktivitat Jazz betrieben So spielte der klassische Orchestermusiker Dietrich Unkrodt nebenbei als Tubist in Oldtime Jazzbands Im Sinne einer konsequenten Durchdringung des Jazz und einer eigenstandigen Weiterentwicklung stand diese vorherrschende Amateur Jazztatigkeit nach einer Analyse des Jazzjournalisten Rolf Reichelt einer Qualitatssteigerung des Jazz in der DDR lange im Wege Die Grundung von kontinuierlich probenden und auftretenden Ensembles war nicht moglich da die Terminplanungen von in unterschiedlichen Gruppen tatigen Musikern nur schwer abzustimmen waren 20 nbsp Gunter Baby SommerEine Ausnahme stellte das Trio von Friedhelm Schonfeld dar das ebenso wie Manfred Schulze ab 1966 den Weg in den freien Jazz fand Den Mitgliedern des Trios war das Nachspielen von Vorbildern nicht genug sie wollten mit ihrer Musik zu etwas wirklich Eigenem gelangen 21 Einzelne Musiker der Modern Soul Band gelangten etwas spater uber den Jazzrock zum freien Spiel und schlossen sich 1973 mit Ernst Ludwig Petrowsky und dem von Schonfeld kommenden Gunter Baby Sommer zur Gruppe Synopsis und zur Gumpert Workshop Band zusammen Sie zeigten dass eine eigenstandige Annaherung an die jazzhistorische Entwicklung auch in der DDR moglich war Gefordert durch die DDR Kulturpolitik spielten diese Musiker ab den 1970er Jahren auch auf Betriebsfeiern Sie konnten ab 1978 unter bestimmten Bedingungen auch zu Tourneen ins westliche Ausland reisen und in gemischten Gruppen mit Musikern aus anderen Landern zusammenspielen wobei bei einer Begegnung von ost und westdeutschen Musikern in der DDR immer mindestens ein auslandischer Musiker in dem Projekt oder der Band mitzuspielen hatte Im Mittel wurden den westlichen Jazzmusikern damals 400 Mark Ost pro Konzert gezahlt Fur die bundesrepublikanischen Jazzmusiker war eine Tour in der DDR insofern attraktiv da die Musiker zusatzlich zu der DDR Gage fur die man in der DDR Waren kaufen konnte auch noch einen finanziellen Ausgleich in DM vom Bundesministerium fur innerdeutsche Beziehungen erhielten der 60 der Gage betrug Andererseits durften auch einige Jazzmusiker der DDR im westlichen Ausland auftreten Sie erhielten fur ihre Arbeit im Ausland Devisen die zu 70 bei der Kunstler Agentur der DDR in Mark der DDR umgetauscht werden mussten 30 der Devisen konnten sie behalten Seit den 1990er Jahren Bearbeiten nbsp FO U R ALTO mit Frank Gratkowski Christian Weidner Benjamin Weidekamp und Florian Bergmann im Kulturknastfenster in Bruel 2011 Seit den 90er Jahren haben sich aktuell die Hor und Konzertbedingungen auch fur Jazz stark verandert Eventkultur heisst das Stichwort welches die Arbeitsmoglichkeiten fur Jazzmusiker seither stark einschrankt Ein Grossteil des Geldes das fruher in die standigen Konzertreihen floss kommt heute den Grossereignissen und Festivals zugute Auch bleibt das altere und engagierte Publikum der 1970er Jahre den kleinen Veranstaltungen fern Die Moglichkeit sich Musik per Mausklick aus dem Internet herunterzuladen fuhrt insbesondere bei der jungeren Horergeneration zu einer ganzlich neuen Rezeptionskultur der sich live spielende Jazzmusiker nur sehr bedingt anschliessen konnen Insbesondere den Musikern der mittleren Generation fehlt es an wirksamen Vermarktungsstrategien Konzerte werden nicht mehr per se als Ereignis gesehen die CD Regale der Jazzliebhaber sind derart prall gefullt dass der Hang zur Auffullung zuletzt bedrohlich abgenommen hat Vor allem aber besteht ein schleichend wachsendes Informationsdefizit Volker Dobbestein 22 dem am besten marketingaffin ausgebildeten Musiker der jungeren Generation nachkommen konnen Diese besetzen auch kurzfristig trendfahige Nischen und wechseln entsprechend zwischen Musikstilen hin und her wie sich das beispielhaft an den unterschiedlichen Alben von Till Bronner festmachen lasst der damit einen Weg beschreitet den in der Vergangenheit in Deutschland schon Musiker wie Helmut Zacharias Bill Ramsey und andere gingen Aktuell gibt es bei den jungen Musikern bedingt durch die konventionellen Ausbildungsprogramme die Tendenz unterhaltsamen Jazz zu produzieren Dadurch erschopft sich fur viele das musikalische Ziel darin eine Stelle in einer Bigband zu erhalten Einige Jazzredakteure der offentlichen Anstalten hegen und pflegen diese Klangkorper und machen sie zum Massstab des aktuellen Jazzgeschehens Eine Situation die an die zu Anfang der 1960er in Westdeutschland erinnert Dabei wird eine Menge schopferische Energie gebunden Bei anderen jungen Musikern hingegen gilt dass viele gar nicht mehr Jazzmusiker werden sondern einen Brotberuf ergreifen weil sie ihrer Tatigkeit eine andere Bedeutung zumessen als die eines Berufs zur materiellen Lebenssicherung 23 Die uber 70 Jahrigen sind in einer vergleichsweise guten Position wer sich ein Leben lang eine internationale Reputation als Jazzmusiker aufgebaut hat kann auch in Ubergangszeiten meistens noch relativ sicher vom eigenen Image zehren und tut sich auch leichter damit mit neuen Projekten wahrgenommen und auf die Club oder Festivalbuhne eingeladen zu werden Dagegen werden die Jazzmusiker der mittleren Generation wie Christoph Spendel oder Michael Sagmeister nur erschwert wahrgenommen und leben uberwiegend vom Unterrichten sei es an einer Hochschule oder als privater Lehrer nbsp Ernst Ulrich DeukerDeutsche Jazzstudie 2016 Bearbeiten2016 veroffentlichte das Jazzinstitut Darmstadt die IG Jazz Berlin und die Union Deutscher Jazzmusiker auf Initiative der Bundeskonferenz Jazz eine Studie uber die Lebens und Arbeitsbedingungen deutscher Jazzmusiker von Thomas Renz 24 Die Basis bildete eine Online Befragung im Juni 2015 an der 1860 Musiker alle Fragen beantworteten das waren 40 der 4663 selbstandigen Jazzmusiker die bei der Kunstlersozialkasse gemeldet waren 25 70 der befragten Jazzmusiker verfugen danach uber einen Hochschulabschluss Die finanzielle Situation der meisten Jazzmusiker wurde darin als prekar bezeichnet und nur wenige konnten vom Jazzmusizieren leben 50 hatten ein Gesamtjahreseinkommen unter 12 500 Euro wenn man nur musikalische Auftritte berucksichtigt sogar 68 16 verdienten mehr als 30 000 Euro pro Jahr mit nur musikalischer Tatigkeit aber nur 5 Ungefahr die Halfte der Musiker absolvieren zwischen einem und 25 Liveauftritte im Jahr ungefahr ein Viertel absolvieren 26 bis 50 im Jahr Fur 70 stellte Unterrichten einen wesentlichen Teil des Einkommens dar Die Halfte trat weniger als einmal die Woche auf nur 15 zweimal und nur 4 hatten mehr als 100 Auftritte pro Jahr Eine in der Studie als Einstieg bezeichnete Gage von 250 Euro pro Auftritt und Person wurde in 84 der Auftritte nicht erreicht 64 der Auftritte wurden mit weniger als 150 Euro pro Person vergutet Die Gage lag in Grossstadten zur Halfte eher bei 50 Euro pro Person und Auftritt 66 der Jazzmusiker traten auch in anderen Musikstilen auf Die meisten Jazzmusiker lebten in Grossstadten mehr als 500 000 Einwohner 50 oder Mittelstadten mehr als 100 000 Einwohner 20 die meisten in Berlin und Koln 80 der Befragten waren mannlich Die Studie empfiehlt eine Forderung uber die bisherige Kulturforderung hinaus insbesondere der Spielstatten Ausserdem wird eine starkere Verankerung in Schulen und Musikschulen empfohlen wo Jazzmusiker Improvisationsfahigkeit einbringen konnen und was ausserdem fur die Vermittlung von Jazz fur Jugendliche als wichtig erachtet wird Musikerliste BearbeitenDie Liste von Jazzmusikern in Deutschland mit den dort aufgefuhrten Wikipedia Biographien uber einzelne Musiker bildet wichtiges Ausgangsmaterial fur diesen Artikel Bucher und Zeitungsartikel BearbeitenRainer Bratfisch Hg 2005 Freie Tone die Jazzszene der DDR Berlin Ch Links Martin Breternitz 2023 Jazzklubs und Jazzmusiker in Thuringen 1959 1989 Eigensinn Aneignung und die Praktiken sozialistischer Kulturpolitik Berlin Bern Bruxelles New York Oxford Warszawa Wien Peter Lang ISBN 9 783 631890 93 6 Reimer von Essen Hg 2021 Talking Hot Geschichte des traditionellen Jazz in Deutschland Frankfurt am Main Societats Verlag Bernfried Hohne 1991 Jazz in der DDR eine Retrospektive Frankfurt am Main Eisenbletter und Naumann Ekkehard Jost 1987 Europas Jazz 1960 1980 Frankfurt am Main Fischer Taschenbuch Helma Kaldewey 2019 A People s Music Jazz in East Germany 1945 1990 Cambridge Cambridge University Press Wolfram Knauer 1996 Hg Jazz in Deutschland Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung 5 Hofheim Wolke Verlag Wolfram Knauer 2019 Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart Reclam ISBN 978 3 15 011227 4 Peter Kohler Konrad Schacht 1983 Die Jazzmusiker zur Soziologie einer kreativen Randgruppe Freiburg i Br Roter Punkt Verlag ISBN 3 924209 00 6 Horst H Lange 1986 Jazz in Deutschland die deutsche Jazz Chronik bis 1960 Hildesheim Zurich New York Olms Presse 2 Aufl Bert Noglik 1978 Jazz im Gesprach Berlin DDR Verlag Neue Musik ders 1992 Swinging DaDaRa Die Zeit 8 Mai 1992 S 60 Dietrich J Noll 1977 Zur Improvisation im deutschen Free Jazz Untersuchungen zur Asthetik frei improvisierter Klangflachen Hamburg Verlag der Musikalienhandlung Wagner Bruno Paulot 1993 Albert Mangelsdorff Gesprache Waakirchen Oreos Thomas Renz 2016 Studie zu Lebens und Arbeitsbedingungen von Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern in Deutschland Rainer Schulze 2007 Jazzmusiker in Deutschland Wir sind Callboys geworden Frankfurter Allgemeine Zeitung 1 Marz 2007 Werner Schworer Jazzszene Frankfurt eine musiksoziologische Untersuchung zur Situation anfangs der achtziger Jahre Schott Mainz London New York Tokyo 1990 Werner Josh Sellhorn 2005 Jazz DDR Fakten Interpreten Diskographien Fotos CD Berlin Neunplus 1 Gunter Sommer Uber einige Besonderheiten der Jazzszene der DDR In Darmstadter Jazzforum 89 Hofheim Wolke Verlag 1990 S 120 134 Dita von Szadkowski Grenzuberschreitungen Jazz und sein musikalisches Umfeld der 80er Jahre Frankfurt am Main Fischer Taschenbuchverlag Sabine Westerhoff Schroer 2000 Jazzmusiker in Deutschland Existenzbedingungen heute Jazzzeitung 11 2000 25 26Einzelnachweise Bearbeiten W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 34f W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 53 Vgl W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 35 44ff 57f zit nach Jurgen Schwab Der Frankfurt Sound Eine Stadt und ihre Jazzgeschichte n Frankfurt a M Societat 2004 S 25 Vgl Peter Cahn Das Hoch sche Konservatorium in Frankfurt am Main 1878 1978 Frankfurt am Main Kramer 1979 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 68 Zahlreiche sog Viertel und Halbjuden wie etwa Eugen Henkel wurden wenigstens zeitweise mit einem Auftrittsverbot belegt Vgl Michael H Kater Gewagtes Spiel Jazz im Nationalsozialismus Koln Kiepenheuer amp Witsch 1995 S 89 sowie 213 Kater Gewagtes Spiel S 90 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 89 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 108 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 107 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 103ff Anders als in den Bigbands zeigte sich in den Aufnahmen kleinerer Gruppen deutlich was die beteiligten Musiker im Ohr hatten was sie eigentlich gern spielen wollten wer ihre Vorbilder waren und das sie sich deren Stilistik sehr wohl bewusst waren S 108 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Stuttgart 2019 S 90 Vgl W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Reclam Stuttgart 2019 S 263 274 Vgl W Schworer Jazzszene Frankfurt eine musiksoziologische Untersuchung zur Situation anfangs der achtziger Jahre Schott 1990 S 191ff Jurgen Schwab New Standards die gar nicht mal so neue Lust am Covern im Jazz In Wolfram Knauer Hrsg Jazz Goes Pop Goes Jazz Der Jazz und sein gespaltenes Verhaltnis zur Popularmusik Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung Band 9 Wolke Hofheim am Taunus 2006 S 101 124 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Reclam Stuttgart 2019 S 205 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Reclam Stuttgart 2019 S 332 Bert Noglik Osteuropaischer Jazz im Umbruch der Verhaltnisse In Wolfram Knauer Jazz in Europa Darmstadter Beitrage zur Jazzforschung Bd 3 Hofheim 1994 S 147 162 Ekkehard Jost Europas Jazz 1960 1980 Frankfurt a M S 237 zit n Ekkehard Jost Jazz in Europa S 235 W Knauer Play yourself man Die Geschichte des Jazz in Deutschland Reclam Stuttgart 2019 S 333 Volker Dobbestein Vom Kampf der mittleren Generation der Jazzmusiker Jazz Podium 2 07 3 6 Jurg Solothurnmann Pluralismus und Neues Denken In Darmstadter Jazzforum 89 Hofheim Wolke Verlag 1990 S 28 48 Thomas Renz Maximilian Korner Jazzstudie 2016 Lebens und Arbeitsbedingungen von Jazzmusiker innen in Deutschland Marz 2016 Die KSK Mitgliedschaft wurde auch abgefragt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jazzmusiker in Deutschland amp oldid 236872210