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Inventarisation auch Inventarisierung abgeleitet von Inventar ist eine Bestandsaufnahme von Objekten in Hinsicht auf bestimmte Merkmale Der Begriff wird vor allem in der Kunstwissenschaft verwendet In der Denkmalpflege werden dazu Kulturdenkmale zu Dokumentationszwecken in Denkmallisten verzeichnet Dies geschieht auf Grundlage der Denkmalschutzgesetze eines Landes und wird von den zustandigen Denkmalamtern durchgefuhrt Im Handelsrecht wird die Inventarisation als Inventur bezeichnet In der Informationstechnologie spricht man von Inventarisierung von Software oder Hardware siehe Softwareverteilung und Lizenzmanagement Inhaltsverzeichnis 1 Kunstwissenschaft 2 Denkmalschutz und Denkmalpflege 2 1 Fundamentalinventarisation 2 1 1 Deutschland 2 1 2 Schweiz 2 1 3 Liechtenstein 2 2 Schnellinventarisation 3 Literatur 4 WeblinksKunstwissenschaft BearbeitenIn der Kunstwissenschaft die in hohem Masse komparativ arbeitet ist es erforderlich als Vergleichsgrundlage bestimmte Objekte in der Regel Kulturdenkmaler im Wege einer Analyse in einem beschreibenden Verzeichnis zusammenzustellen Wenn dieses Verzeichnis publiziert wird erhalt es entsprechend zum Rechtsbegriff des Nachlassinventars die Bezeichnung Inventar Viele Verzeichnisse die auf Grund einer Inventarisation heraus veroffentlicht wurden tragen zwar nicht diesen Namen gehoren aber gleichwohl zu dieser Klasse Sie beginnen oft mit der Bezeichnung der erfassten Objekte z B die Inschriften von die Glocken der Die Klassifizierung der aufzunehmenden Objekte wird auf Grund bestimmter wissenschaftlicher Merkmale und in aller Regel unter topografischen Beschrankungen getroffen Sonderformen der kunstwissenschaftlichen Inventarisation sind die Inventarisationen in Denkmalschutz und Denkmalpflege sowie im Museum Denkmalschutz und Denkmalpflege BearbeitenIm Rahmen von Denkmalschutz und Denkmalpflege werden Denkmaler gepruft und erfasst Da es praktisch nicht moglich ist auch nur alle vorhandenen Bauwerke systematisch auf ihren Denkmalwert zu uberprufen so erfolgt die Erfassung auf Grund einer topografischen Auswahl Ausgangspunkt ist ein historisch bestimmter Ort der z B eine Siedlung ein Dorf eine Stadt aber auch eine Hofgruppe usw sein kann Bei den im Wege von Verwaltungsreformen immer wieder entstehenden Zusammenschlussen von Gemeinden kommen auch Ortsteile in Betracht wenn sie in bestimmten Zeitraumen eine eigene Geschichte aufweisen Die Erfassung eines Objektes als Denkmal ist das Ergebnis der Entscheidung uber dessen Denkmalwert Hierzu ist es erforderlich alle Umstande zu ermitteln die fur die wissenschaftliche Untersuchung des Wertes erforderlich sind Da die Einstufung als Denkmal insbesondere fur den Eigentumer sehr weitreichende Konsequenzen hat kann dieser dagegen Klage erheben Die dabei stattfindende gerichtliche Prufung der Einstufung erfolgt in Deutschland auf Grund der Denkmalschutzgesetze der Lander Die fur diese Prufung relevanten Merkmale mussen daher in besonderem Masse bei der Inventarisation berucksichtigt werden Die Inventarisation von Denkmalern erfolgt durch die jeweils zustandige Denkmalbehorde Sie geht in der Regel der Eintragung des Denkmals in eine Denkmalliste voraus Um zu erreichen dass die Inventarisationen in den einzelnen Landern nach einheitlichen Grundsatzen erfolgen hat die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland eine Rahmenrichtlinie erarbeitet Sie wird in Deutschland durch Richtlinien der Bundeslander erganzt und weiter ausgefuhrt Einzelne Schritte der Inventarisation sind die Benennung des Denkmals die moglichst mit der historischen Bezeichnung ubereinstimmen soll die Zusammenstellung aller Quellen und Traditionen die in Zusammenhang mit dem Denkmal und dessen Schopfern stehen insbesondere auch Abbildungen das sind vor allem Zeichnungen Fotografien Plane und Karten eine ausfuhrliche Beschreibung des Denkmals die insbesondere seinen Charakter und die kunstlerischen Aspekte von Planung und Ausfuhrung berucksichtigt und es in den Zusammenhang der allgemeinen Architektur und Kunstgeschichte stellt die Anfertigung von Illustrationen insbesondere Grundrisse Schnittzeichnungen und grafischen Darstellungen von Details die Begrundung des Denkmalwertes oder dessen Ablehnung die Publikation in einem Denkmalinventar meistens unter dem Titel Bau und Kunstdenkmaler in vielen Fallen aber auch unter einem abweichenden Titel Dabei werden ublicherweise auch bereits zerstorte Denkmaler mit aufgenommen sofern ihre Bedeutung dies rechtfertigt und genugend Quellen Plane Abbildungen Beschreibungen usw zur Verfugung stehen um eine Aussage treffen zu konnen Fundamentalinventarisation Bearbeiten Deutschland Bearbeiten Bereits im 18 Jahrhundert gab es Ansatze Denkmaler in einer Liste zu erfassen Im Blick standen dabei zunachst bewegliche Kunstwerke deren Aufnahme z B bereits in einer Verfugung des Kirchenrates der Markgrafschaft Baden von 1756 gefordert wird Jedoch erst zu Beginn des 19 Jahrhunderts kam es zu intensiveren Bemuhungen um die Durchfuhrung von Inventarisationen z B in Baden 1811 fur romische Altertumer 1815 in Preussen durch Karl Friedrich Schinkel fur Denkmaler allgemein 1818 in Hessen fur Baudenkmaler Im Rahmen der seit 1824 erscheinenden Beschreibungen der Oberamtsbezirke des Konigreichs Wurttemberg wurden auch viele Informationen zu Bau und Kunstdenkmalern erfasst In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts folgte der Bestellung von zentralen Denkmalbehorden fur Denkmalschutz und Denkmalpflege die systematische und umfassende Inventarisation der Bau und Kunstdenkmaler Sie begann in Bremen und Provinz Hessen 1870 Sachsen 1879 Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Westfalen 1880 Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Pommern 1881 Hessen und Brandenburg 1885 Baden Schleswig Holstein und Thuringen 1887 Wurttemberg 1889 Rheinprovinz 1886 und 1891 Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Berlin 1893 Anhalt 1894 Bayern 1895 Die Kunstdenkmaler von Bayern Hohenzollern Sigmaringen Mecklenburg Schwerin Oldenburg und Braunschweig 1896 Schaumburg Lippe 1897 Hannover 1899Diese grundlegende und umfassende daher auch fundamental genannte Inventarisation ist bis heute 2012 nicht abgeschlossen Die publizierten Ergebnisse dieser Inventarisation werden als Fundamentalinventar oder Grossinventar bezeichnet Bis 1975 waren ca 600 Bande erschienen Die einzelnen Bande sind dabei grundsatzlich topographisch gegliedert d h sie beschreiben die Kunstdenkmaler eines Kreises oder eines Ortes Bei grosseren und bedeutenden Stadten konnen auch mehrere Bande zusammengestellt werden etwa getrennt nach kirchlichen und profanen Bauten Besonders bedeutende Denkmaler wie etwa Dome werden dann mitunter auch noch in eigenen Banden behandelt Obwohl diese Inventarisation umfassend konzipiert war wurden zunachst nur Denkmaler aus dem Mittelalter und der Renaissance erfasst Erst spater kamen Denkmaler des Barock und jungerer Baustile dazu Auch wurden bevorzugt kirchliche Denkmaler aufgenommen Da mittlerweile auch Denkmaler des 19 Jahrhunderts also aus dem Historismus und dem 20 Jahrhundert berucksichtigt werden ist der Umfang der zu leistenden Aufgabe erheblich angewachsen Auch hierdurch erklart sich dass mitunter Jahrzehnte vergehen bis die Arbeit an einem Inventarband abgeschlossen werden kann Auch deshalb werden in vielen Bundeslandern praktisch nur noch die Bande der Denkmaltopographie erarbeitet welche die Denkmallandschaften uberblickshaft erfassen und sich auf Kurzbeschreibungen noch vorhandener Denkmaler beschranken Schweiz Bearbeiten In der Schweiz erscheint mit der Buchreihe Die Kunstdenkmaler der Schweiz seit 1927 ein von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte herausgegebenes Grossinventar von dem bisher 119 Bande dieses Denkmalinventars erschienen sind Stand November 2011 Liechtenstein Bearbeiten Die fur die Schweiz zustandige Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte erarbeitet gemeinsam mit dem Historischen Verein fur das Furstentum Liechtenstein als Sonderreihe das Inventar Kunstdenkmaler des Furstentums Liechtenstein Nach der ersten Ausgabe von 1950 wird seit 1999 eine Zweitinventarisierung durchgefuhrt die 2011 abgeschlossen sein sollte Schnellinventarisation Bearbeiten Da bereits Ende des 19 Jahrhunderts erkennbar wurde dass die Bearbeitung der Fundamentalinventarisation noch viele weitere Jahrzehnte erfordern wurde machte Georg Dehio den Vorschlag eine verkurzte und beschleunigte Inventarisation von ausgewahlten Denkmalern durchzufuhren die spater als Schnellinventarisation bezeichnet wurde Er wurde vom Tag der Denkmalpflege 1900 angenommen und damit die Bearbeitung des Handbuchs der deutschen Kunstdenkmaler kurz Dehio oder Dehio Handbuch in Gang gesetzt Ein im Rahmen einer Schnellinventarisation publiziertes Inventar heisst Kurzinventar Da einerseits auch 100 Jahre nach Beginn der Inventarisation noch kein Abschluss der Arbeiten der Fundamentalinventarisation abzusehen war andererseits die qualitative Auswahl des Dehio Handbuches viele Denkmaler unberucksichtigt liess beschlossen 1980 die Leiter der Landesdenkmalbehorden die Bearbeitung der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland die einen Kompromiss aus exakter Bearbeitung umfassender Auswahl und schneller Erscheinungsweise zu erreichen sucht In ihrem Rahmen erfolgen derzeit 2012 die meisten Arbeiten im Rahmen der Denkmalinventarisation Literatur BearbeitenRudolf Redtenbacher Denkschrift uber die Baudenkmaler im Deutschen Reich ihre Inventarisirung Aufnahme Erhaltung und Restauration Herausgegeben von dem Verband Deutscher Architekten und Ingenieur VereineVerlag der Deutschen Bauzeitung Berlin um 1877 Theodor Harburger Hrsg Die Inventarisation judischer Kunst und Kulturdenkmaler in Bayern Judisches Museum Franken Furth 1998 ISBN 3 9805388 5 0 3 Bde Landschaftsverband Westfalen Lippe Westfalisches Museumsamt Hrsg Inventarisierung Dokumentation Bestandsbewahrung 4 erweiterte und uberarbeitete Auflage Westfalisches Museumsamt Munster 2004 ISBN 3 927204 58 7 Vera Denzer Hrsg Kulturlandschaft Wahrnehmung Inventarisation regionale Beispiele Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Archaologie und Palaontologie Habelt Wiesbaden 2005 ISBN 3 7749 3334 0 Dieter J Martin Michael Krautzberger Hrsg Handbuch Denkmalschutz und Denkmalpflege 3 uberarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60924 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Inventarisation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Vereinigung der Landesdenkmalpfleger Arbeitsblatt 24 Inventarisation der Bau und Kunstdenkmaler PDF 39 kB ISOS Inventar der schutzenswerten Ortsbilder der Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inventarisation amp oldid 209242143