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Der Inn Gletscher auch als Inntal Gletscher bezeichnet war der eiszeitliche Gletscher des Alpenflusses Inn Aus dem schweizerischen Ober und Unterengadin Kanton Graubunden kommend durchfloss er in Osterreich das Land Tirol heutiges Inntal und strich dann ins Bayerische Alpenvorland aus Seine grosste Machtigkeit und Ausdehnung erreichte der Inngletscher wohl in der Mindel Kaltzeit etwa vor 450 000 bis 400 000 Jahren und wieder in der Riss Kaltzeit 350 000 bis 120 000 Jahre vor heute Das Inngletscher Gebiet ist eine Typusregion des Wurm Glazials da sich hier das Ende der Eiszeiten besonders gut ermitteln lasst 1 Inhaltsverzeichnis 1 Hauptstrom Inntal Gletscher 2 Vorlandeisfacher Inn Chiemsee Gletscher 3 Nebenstrome und Zweiggletscher 4 Die Abschmelzphasen im Vorland 5 Literatur 6 Einzelnachweise und AnmerkungenHauptstrom Inntal Gletscher Bearbeiten nbsp Die Oberengadiner Seenplatte Silvaplanersee vorne und Silsersee hinten rechts der Auslaufer des ChampfererseesSeine Ursprunge hatte der Eisstrom 2 in den Vergletscherungen um Gotthardmassiv und Berner Alpen Zu den Maximalstanden war er vollstandig in das hiesige Eisstromnetz eingebunden Im hinteren Engadin wird er bis etwa 2700 m angestanden haben 3 2 4 und grosse Eismassen wurden nach Norden zum Rheingletscher abgedrangt Die Seenkette von Sils Silvaplana St Moritz Oberengadiner Seenflucht geht auf Toteismassen des letztendlichen Eiszerfalls zuruck 5 Im weiteren Verlauf traten Eisstrome insbesondere aus der Berninagruppe hinzu Im Raum des Finstermunzpasses am Ausgang des Unterengadin wird eine Gletscheroberflache auf 2500 4 2600 m 2 3 angenommen Im Oberinntal traten machtige Strome aus Paznauntal Pitztal und Otztal hinzu um Vent und Gurgl finden sich hochste Schliffspuren auf 2900 m 3 2 wobei wiederum Eismassen uber das Klostertal ins Rheingebiet wie auch nach Suden zum Etschgletscher verdrangt wurden 2 nbsp Gletscherprofil mit Inntalboden und Mittelgebirge um Innsbruck und Hall in Tirol Standort auf 1500 m also noch im Eiskorper der Hochstande Im mittleren Inntal stiessen von Suden weitere Gletscher aus dem Sellraintal Stubaital und Wipptal hinzu wodurch ein Nebenstrom Richtung Seefeld verdrangt wurde Um Innsbruck durfte der Gletscherstand auf mindestens 2200 m 3 gelegen haben wie man an den knapp uberstromten Scharten Erlsattel ca 1800 m und Lafatscher Joch 2081 m an der Nordkette abschatzt 2 6 Auch in diesem Raum wird das Eisstromnetz von den Zentral in die Nordalpen durchgegangen sein 2 Diese Verfrachtung war auch im Letzten Glazialen Maximum LGM Wurm Hochglazial vor 20 000 Jahren aktiv 7 Richtung Unterinntal nahm die Hohe gegen 2000 m 3 ab wobei der Gletscher aus dem Zillertal neuerlich einen Nebenstrom Richtung Achensee drangte Diese beiden Gletscherstrome trafen sich zu den Hochststanden schon um Schwaz Der Loas Sattel 1683 m wurde uberstromt und das Kellerjoch 2344 m stand als Inselberg Nunatak im Gletscher 2 Noch bis unterhalb der Zillermundung durfte ein riesiges Eisfeld bestanden haben Stand bis 1900 m 3 2 Danach nahm die Machtigkeit bis Kufstein vergleichsweise schnell ab nbsp Geologisches Profil in der Melachschlucht Sudwestliches Mittelgebirge zwischen Oberperfuss und Grinzens Richtung Nordwesten nbsp Grundgebirge interglaziale Terrassensedimente Hangendmorane der letzten Vergletscherung spatglaziale Sedimente Niveau der Melach nach Hans Bobek Geologische Bundesanstalt 1935 8 Charakteristische Spur des Gletschers sind die Terrassenlandschaften von der Sonnenterrasse im Oberen Gericht bis vor Kufstein die im Mittelinntal dem eigentlichen Tiroler Mittelgebirge 100 500 Meter uber den Inntalgrund liegen Sie sind teils massives Grundgebirge teils Sedimentkorper und durften im Mindel Riss Interglazial vor ca 330 000 Jahren wieder mit machtigen Schottern uberlagert worden sein erst spater wieder ausgearbeitet und neuerlich uberdeckt 8 Sie stellen also zeitweisen alten Trogtalgrund dar mit einer entsprechenden maximalen Gletscher Machtigkeit von deutlich uber 1000 Meter im Raum Innsbruck Stadt auf 574 m u A Neuere Untersuchungen lassen jedoch vermuten dass das Unterinntal in einigen Warmphasen der Wurm Kaltzeit Fruh Mittelwurm um vor 100 000 Jahren sogar eisfrei gewesen sein konnte 7 9 Vorlandeisfacher Inn Chiemsee Gletscher Bearbeiten nbsp Sudostbayern und das Tiroler Unterland zur Eiszeit Darstellung von 1873 Auf deutschem Gebiet schob sich die Gletscherzunge weit in das bayerische Alpenvorland hinaus Seine grosste Ausdehnung erreichte der Inngletscher auch hier in der Mindel Kaltzeit 10 und etwa ebensoweit in der Riss Kaltzeit Altmoranen Der uberwiegende Teil der heute vom Inngletscher gepragten Landschaftsformen stammt jedoch aus der letzten Eiszeit der Wurm Kaltzeit Jungmoranen 11 Zwischen Kiefersfelden und Brannenburg durchbrach der Inngletscher den Riegel der nordlichen Kalkalpen mit dem Mangfallgebirge im Westen und den Chiemgauer Alpen im Osten Gletscherschliffe finden sich beispielsweise ostlich der Ortschaft Fischbach Fischbacher Gletscherschliff mit Kritzungen Kolken und Rundhockern Im Verlauf der aufeinanderfolgenden Eiszeiten schurfte die Gletscherzunge ein riesiges Stammbecken in die weichen Gesteine der voralpinen Molasse das Rosenheimer Becken Nacheiszeitlich fullte sich das Rosenheimer Becken mit dem Wasser des Inn das durch die Endmoranenwalle zuruck gestaut wurde der grosste Stammbecken See nordlich der Alpen entstand der Rosenheimer See mit einer mittleren Wasserspiegelhohe von ca 500 m Vor ca 8000 Jahren durchbrachen die Wassermassen die Endmoranenwalle nordlich Wasserburg am Inn Der Inn tiefte sich in Wasserburg weit in die Schichten der Oberen Susswassermolasse ein der See lief ganzlich aus Bereits wahrend seiner geologisch kurzen nacheiszeitlichen Existenz wurde der Rosenheimer See durch das Geschiebe des Inn teilweise verfullt Der Abtragungshorizont des Schurfbeckens und die ihm auflagernden Grundmoranen liegen bis zu mehreren hundert Metern unter der heutigen Bodenoberflache grosste Tiefe am Alpenrand aufsteigend nach Norden Deshalb bilden im Gebiet des Beckens Seeablagerungen wie z B Seetone und nicht Grundmoranen das Ausgangsmaterial der Bodenentwicklung Ausgedehnte Moorgebiete zwischen Raubling Bad Aibling und Bad Feilnbach der Tonabbau und die ehemalige Ziegelproduktion in Kolbermoor und die verhaltnismassig flache Landschaft beruhen auf der Entstehung aus einem ehemaligen Seegrund Der Inngletscher hinterliess grosse Endmoranen die auch heute noch zu sehen sind Eine sehr bekannte Endmorane ist der Irschenberg Die genaue Grenze zwischen eigentlichem Inngletscher und demjenigen ostlich aus dem Tiroler Achental ist noch in Diskussion 12 weshalb man bei den Vorlandloben von einem Inn Chiemsee Gletscher spricht Nebenstrome und Zweiggletscher BearbeitenWahrend die Voralpen bis auf die hoheren Spitzen flachenhaft vergletschert waren lassen sich mehrere Gletscherzungen identifizieren die durch Haupttaler nach Norden vom Inntal abzweigten und durch weitere Alpentore andere Vorlandgletscher bildeten 13 Uber den heutigen Fernpass 14 schob sich die westliche Zunge des Isar Loisach Gletschers die uber das Alpentor des heutigen Loisachtals bei Garmisch Partenkirchen die Ammersee Zunge bildete Uber den Seefelder Sattel ruckte die ostliche Zunge des Isar Loisach Gletschers vor wie eine Eisoberflache auf 2200 m zeigt 3 2 Sie spaltete sich im Raum Walchensee auf und bildete uber das Stammbecken des Kochelsees die Starnberger Zunge und die Wolfratshauser Zunge aus und uber die Jachenau das obere Isartal und die Tolzer Zunge Westlich des Rofan Gebirges schob sich der Tegernsee Gletscher nach Norden vor schurfte den Achensee aus hier durfte er bis zu 5 km Breite und 1000 m Machtigkeit gehabt haben 2 und schuf die Zungenbecken des Tegernsees und des Schliersees Ihre Schmelzwasser wuschen die Taler der Mangfall und der Schlierach aus Zu Zeiten der Maximalvereisung lag die Eishohe bei Kufstein bei ca 1700 m Am Ausgang des Inntales zweigte bei Ebbs ein Teilstrom ostlich ab 15 Der Prien Gletscher wurde uber die Transfluenz Wildbichlpass Hohe ca 730 m bei Sachrang gespeist floss durch das Priental und zwischen Heuraffelkopf und Kampenwand ins Vorland Eingezwangt zwischen Inn Gletscher und Chiemsee Gletscher erreichten seine Eismassen den Endmoranenbogen zwischen Schnaitsee und Seeon Die Abschmelzphasen im Vorland BearbeitenDie Eisrandlagen der Abschmelzphasen des Wurm Glazial pragen das Vorland und lassen sich im Gelande gut erkennen Carl Troll benannte die Endmoranen Staffeln nach naheliegenden Orten An einigen Stellen lassen sich weitere Untergliederungen in Alt und Jung erkennen 16 Kirchseeoner Stadium altest Ebersberger Stadium Olkofener Stadium Stephanskirchener Stadium jungst Literatur BearbeitenHauptstrom Rene Hantke Eiszeitalter Kalt Warmzeit Zyklen und Eistransport im alpinen und voralpinen Raum Ott Verlag Bern 2011 ISBN 3 7225 0121 0 insb Kapitel 12 Inn Gletscher S 435 460 Inhalt und Einleitung pdf ott verlag ch Vorlandgletscher Carl Troll Der diluviale Inn Chiemsee Gletscher Das geographische Bild eines typischen Alpenvorlandgletschers J Engelhorns Nachf Stuttgart 1924 DNB 365618209 Robert Darga Auf den Spuren des Inn Chiemsee Gletschers Bd 26 und 27 der Reihe Wanderungen in die Erdgeschichte Teilband 1 Uberblick Verlag Dr Friedrich Pfeil Munchen 2009 ISBN 978 3 89937 103 1 Teilband 2 Exkursionen Verlag Dr Friedrich Pfeil Munchen 2009 ISBN 978 3 89937 104 8 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Subkommission fur Europaische Quartarstratigraphie SEQS Chaline Jerz 1984 a b c d e f g h i j k Gunter Krewedl Die Vegetation von Nassstandorten im Inntal zwischen Telfs und Worgl Grundlagen fur den Schutz bedrohter Lebensraume Berichte des Naturwissenschaftlich Medizinischen Vereins in Innsbruck Supplementum 9 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 1992 Kapitel 2 5 Der Inngletscher im Untersuchungsgebiet S 15 f zobodat at PDF dort S 25 f a b c d e f g Zu beachten ist dass die Hebung der Alpen durch Faltung wie Gewichtsentlastung nach den Eiszeiten trotz Erosion noch heute 1 2 mm Jahr betragt Zur Mindelzeit waren die Zentralen Alpen also vielleicht noch bis zu 1000 Meter niedriger vielleicht auch nur wenige Hundert a b Christian Tarnuzzer Geologische Ubersicht von Graubunden Sonderabdruck aus Supplement Band fur den Clubfuhrer durch die Graubundner Alpen Chur 1916 Clubfuhrer des Schweizer Alpen Club S 46 52 pdf burgenverein untervaz ch Amt fur Wald Graubunden Gletscher und Klimawandel in Graubunden Faktenblatt 14 Januar 2009 S 4 pdf gr ch Georg Mutschlechner In Spuren des Inngletschers im Bereich des Karwendelgebirges In Jahrbuch der Geol Reichsanstalt 93 Wien 1943 S 155 206 zobodat at PDF a b J M Reitner Das Inngletschersystem wahrend des Wurm Glazials In Alfred Gruber Red Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt 2011 Blatt 88 Achenkirch ISBN 978 3 85316 059 6 Beitrage S 79 88 pdf geologie ac at a b Hans Bobek Die jungere Geschichte der Inntalterrasse und der Ruckzug der letzten Vergletscherung im Inntal In Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 85 Wien 1935 S 135 189 zobodat at PDF Darstellung folgt Rudolf Oberhauser Franz Karl Bauer Der Geologische Aufbau Osterreichs Springer 1980 ISBN 3 211 81556 2 Kapitel 3 13 2 2 Das Tiroler Inntal S 490 Sp 2 ff Hanns Kerschner Gletscher und Klima im Alpinen Spatglazial und fruhen Holozan In alpine space man amp environment Vol 6 Klimawandel in Osterreich innsbruck university press 2009 ISBN 978 3 902571 89 2 S 5 36 pdf uibk ac at Hermann Jerz Bayern In Leopold Benda Hg Das Quartar Deutschlands Borntraeger Berlin 1995 S 300 Roderich Henry Norbert Rudolph Genetisch chronologische Studien im nordlichen Bereich des Inn Chiemseegletschers In Eiszeitalter und Gegenwart 28 Ohringen Wurtt 1978 S 83 91 pdf Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot quaternary science publiss net quaternary science publiss net Vergl Klaus Hormann Ein neues Modell des wurmzeitlichen Inn Chiemseegletschers Uberschiebung des Inngletschers uber den Tiroler Achengletscher bis in Bereiche des heutigen Chiemsees In Eiszeitalter und Gegenwart Bd 25 1974 S 35 47 pdf Memento des Originals vom 5 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot quaternary science publiss net quaternary science publiss net Rolf K F Meyer Hermann Schmidt Kaler Wanderungen in die Erdgeschichte Bd 8 Auf den Spuren der Eiszeit sudlich von Munchen ostlicher Teil Pfeil Verlag 1997 ISBN 3 931516 09 1 S 9 14 Der Fernpass entstand erst nach der letzten Kaltzeit vor rund 4100 Jahren durch einen Bergsturz Dabei riegelte er das ursprunglich dem Inn zugeneigte Ehrwalder Becken nach Suden hin ab Seitdem entwassert das Becken uber die Loisach nach Norden Robert Darga Auf den Spuren des Inn Chiemsee Gletschers Bd 26 und 27 der Reihe Wanderungen in die Erdgeschichte Teilband 1 Uberblick Pfeil 2009 ISBN 978 3 89937 103 1 Teilband 2 Exkursionen Pfeil 2009 ISBN 978 3 89937 104 8 Carl Troll Der diluviale Inn Chiemsee Gletscher Das geographische Bild eines typischen Alpenvorlandgletschers Forschungen zur deutschen Landes und Volkskunde Bd 23 Heft 1 1924Normdaten Geografikum GND 4109233 8 lobid OGND AKS VIAF 236394809 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inn Gletscher amp oldid 229980864