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Die Garnison Tilsit war die nordlichste Garnison der preussischen Armee Im Deutschen Reich beheimatete sie bis zur Raumung und Zerstorung Tilsits Truppenteile der Reichswehr und der Wehrmacht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erste Stationierungen 1 1 1 Garnisonsschule 1 2 Befreiungskriege 1 3 Kaiserreich 1 4 Erster Weltkrieg 1 5 Reichswehr 1 6 Wehrmacht 2 Untergang Tilsits 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Zweiten Nordischen Krieg wurde 1655 erstmals eine Kompanie brandenburgisch preussischer Soldaten in Tilsit stationiert Bereits 1659 standen hier etwa 1000 brandenburgische Reiter zusatzlich bereit einen etwaigen Ubergang der Schweden uber die Memel abzuwehren jedoch kam es damals lediglich zu kleineren Gefechten in Kurland Wenige Jahre spater 1663 wurde das Regiment Schwerin ebenfalls nach Tilsit gelegt Da es auch jetzt nicht zu Kampfen gegen die Schweden kam wurden die Schweriner 1664 wieder abgezogen Erst als es dem schwedischen Feldmarschall Henrik Horn 1678 gelang in Preussen einzufallen verloren die brandenburgischen Verteidiger die Ordensburg Tilsit und die Burg Ragnit Am 29 Januar 1679 wurden die Schweden durch weitere Truppen unter Oberst Joachim Henniges von Treffenfeld in der Schlacht von Splitter geschlagen Dabei erbeuteten sie eine Reiterstandarte acht Dragonerfahnen und zwei Pauken An diese Schlacht erinnert der Schwedenfriedhof in Splitter 1 Erste Stationierungen Bearbeiten Unter Friedrich von Donhoff und Otto Magnus von Donhoff wurde 1687 das bisherige Regiment Schwerin als Grenadier Regiment 1 erneut nach Tilsit gelegt Mit diesem Regiment dem spateren in Ostpreussischen Grenadierregiment Nr 1 Kronprinz hatte Tilsit die erste stehende Truppe Im Nordischen Krieg wurde das Tilsiter Regiment nicht eingesetzt es leistete Absperrdienst gegen die von Polen her eindringende Grosse Pest Ihr erlagen 1 632 Tilsiter etwa zwei Drittel der damaligen Bevolkerung Im Retablissement verhalfen Neubesiedlung und Verlegung starker Garnisonteile den entvolkerten Gebieten zu erneutem Aufschwung So wurde von 1714 bis 1717 das Kurassier Regiment des Markgrafen Albrecht Wolfgang von Brandenburg Bayreuth nach Tilsit verlegt Am 19 April 1717 entstand aus 600 kgl sachsischen Reitern das Dragoner Regiment von Wuthenau Die sogenannte Porzellan Dragoner standen nach Teilungen und Unterbrechungen von 1727 bis 1920 zuletzt als Dragoner Regiment Prinz Albrecht von Preussen Litthauisches Nr 1 in Garnison Dazu kamen Teile der Husarenabteilung von Wuthenau 1723 1726 die Dockum Husaren 1727 1732 die Cosell Husaren 1732 1737 und das Husaren Regiment von Suter 1779 1782 2 3 In Tilsit waren Teile des Infanterie Regiments Nr 2 des Kurassier Regiments Nr 8 Dragoner Regiment Nr 7 Husaren Nr 1 und 5 stationiert Sofern keine Ubungen stattfanden wurden Truppenteile zur Hauptsache fur Landarbeiten freigestellt Die Pferde bedeuteten fur die Bauern eine wesentliche Hilfe Andererseits war fur deren Unterkunft durch die Bauern gesorgt Nahe der koniglichen Domane Ballgarden wurden Hauser gebaut die Handwerkern mit der Verpflichtung uberlassen wurden jeweils zwei Soldaten mit Pferden in Quartier zu nehmen Um sich derartiger Auflagen zu entledigen bauten die Burger fur eine Schwadron eine Kaserne in der spateren Kasernenstrasse Eine weitere Kaserne erstand bald darauf in der Konigsberger Strasse am Meerwisch Weitere Teile der Regimenter verblieben in der Kasernen und Garnisonstrasse in Burgerquartieren Exerzierplatz war zu jener Zeit der Anger Die in der Deutschen Strasse im Jahre 1730 erbaute Garnisonkirche musste da sie zur Zeit des Siebenjahrigen Krieges von den Russen als Magazin benutzt wurde 1763 baufallig geworden abgebrochen werden An ihrer Stelle entstand fur die Kinder der Tilsiter Truppenteile eine Garnisonschule Die in Tilsit stationierten Dragoner kampften in beiden Schlesischen Kriegen und wahrend des Siebenjahrigen Krieges in der Schlacht bei Gross Jagersdorf ni Garnisonsschule Bearbeiten Die Garnison unterhielt seit 1779 eine Garnisonsschule die eigens fur die Kinder der Unteroffiziere und der Militarbeamten gegrundet worden war Erster Schullehrer war der ehemalige Dragoner Gottfried Althauser der den Schuldienst bis 1792 versah 4 Die Garnisonsschule bestand bis 1919 Siehe auch Liste der Kavallerieregimenter der altpreussischen Armee und Abteilung Militar Befreiungskriege Bearbeiten Siehe auch Ostpreussische Landwehr 1813 Ostpreussisches National Kavallerie Regiment und Befreiungskriege Mit den ihm unterstellten Husaren Abteilungen beim Korps L Estocq kampfte das Tilsiter Dragoner Regiment Nr 7 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt Wegen seiner besonderen Tapferkeit wurde es nach dem Frieden von Tilsit nicht aufgelost sondern am 14 September 1808 innerhalb der ostpreussischen Brigade unter der Bezeichnung Dragoner Regiment Prinz Albrecht von Preussen Litthauisches Nr 1 Grundungsjahr 1717 neu formiert Es gehorte zum I Armee Korps Preussen unter Ludwig Yorck von Wartenburg der am 1 Januar 1813 in das von der Grande Armee eiligst geraumte Tilsit einzog und hier sein Hauptquartier aufschlug Das Dragoner Regiment nahm an den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 teil Die Dragoner trugen kornblumenblaue Uniformen mit roten Axelklappen und gelben Knopfen Die Regimentsstarke war auf 23 Offiziere 61 Unteroffiziere 468 Mannschaften und 13 Trompeter festgesetzt 1860 erhielt das Regiment eine weitere die 5 Eskadron Die 2 Eskadron wurde bis 1878 nach Ragnit abgegeben Das DR 1 nahm am Deutschen Krieg und am Deutsch Franzosischen Krieg teil Aus Teilen ostpreussischer Kavallerie wurde am 1 August 1870 unter Oberstleutnant von Keltsch in Tilsit das Reserve Dragoner Regiment 1 aufgestellt Bei der Durchfahrt durch Konigsberg i Pr am 7 August 1870 zum Kriegseinsatz gegen Frankreich wurde diesem Reserve Regiment vom Stellvertretenden Generalkommando die Standarte des fruheren 1 Landwehr Kavallerie Regiments von 1813 ubergeben Kaiserreich Bearbeiten 1878 konnte das ganze Dragoner Regiment Prinz Albrecht von Preussen Litthauisches Nr 1 die neue Kaserne in der Bahnhofstrasse beziehen Eine Erweiterung der Tilsiter Garnison erfolgte 1885 durch das II Bataillon des am 1 Juli 1860 in Konigsberg aufgestellten Infanterie Regiments von Boyen 5 Ostpreussisches Nr 41 das in die neuerbaute Kaserne in der Stolbecker Strasse einzog Nachdem gegenuber der alten Infanteriekaserne in der Stolbecker Strasse die Gebaude einer neuen Kaserne fertiggestellt worden waren konnten 1901 der Regimentsstab und das I Bataillon IR 41 sowie das Wehrbezirkskommando nach Tilsit verlegt werden Ein Proviantamt wurde in der Magazinstrasse zwischen Landwehr und Lindenstrasse angelegt Nachdem das Bezirkskommando in die neue Infanterie Kaserne gezogen war konnten die freigewordenen Raume in der Fabrikstrasse Ecke Wasserstrasse fur die Erweiterung des Garnison Lazaretts verwendet werden Eine Garnison hatte schon damals grosse wirtschaftliche Bedeutung In Tilsit bereicherten zudem die Musikkorps und das Trompeterkorps der Dragoner das kulturelle Leben Musikmeister waren Adolf Poggendorf August Berger und Walter Harmens Zu jener Zeit verkehrten auch die Offiziere der russischen Garnison Tauroggen gern in Tilsits Hotel de Russie Das funfzigjahrige Jubilaum des IR 41 im Mai 1910 wurde gross gefeiert Erster Weltkrieg Bearbeiten Der Erste Weltkrieg brachte fur die Garnison und die Stadt manche Veranderungen Im Verband der 1 Division Deutsches Kaiserreich ruckte das IR 41 unter Oberst Schonfeld und das DR 1 unter Major Graf von Kanitz ins Feld Ostpreussen sah sich zu Kriegsbeginn einer Offensive der russischen Armee ausgesetzt Beide Regimenter bewahrten sich hervorragend in der Schlacht bei Gumbinnen und der Schlacht bei Tannenberg 1914 erlitten aber hohe Verluste Da Tilsit bereits am 21 August 1914 von samtlichen Truppen geraumt war wurden die Stadt und ihre Umgebung am 26 August von einigen Kompanien russischer Infanterie und von Kosaken besetzt Quartier machten sie in der Dragonerkaserne 5 Die 43 russische Division unter General Iwan Alexejewitsch von Holmsen ruckte am 30 August 1914 in Tilsit ein und biwakierte in Zelten vor der Stadt Die Offiziere wurden in der Kaserne untergebracht Am 12 September 1914 kam es zu Gefechten mit deutschen Truppen Die Russen wurden geschlagen und entkamen uber die Konigin Luise Brucke Um eine anschliessende Sprengung der Brucke zu verhindern eilte Hauptmann Fletcher voraus und zerhieb mit seinem Degen das bereits glimmende Zundkabel 6000 Russen und General v Holmsen gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft Zum Schutze der Grenzen wurde im Winter 1918 19 in aller Eile das Ostpreussische Freiwilligen Korps gebildet In Tilsit fanden die Grenzschutzeinheiten in der Dragonerkaserne und in den Kasernenblocks in der Stolbecker Strasse Unterkunft Am 21 Dezember 1918 kehrte das IR 41 in seine Garnisonstadt zuruck Nach viereinhalb Jahren Kriegszeit und einem Winterritt von 1500 km kehrte auch die 1 Kavalleriedivision aus der Ukraine zuruck Siehe auch Eldor Pohl Reichswehr Bearbeiten Obwohl der Friedensvertrag von Versailles die Gesamtstarke der Reichswehr auf 100 000 Mann festgesetzt hatte blieb Tilsit Garnisonstadt Die verbliebenen Soldaten bildeten den Stamm fur die neuen Einheiten aus Kriegsfreiwilligen Unter Hans von Seeckt bestand das Reichsheer aus sieben Infanterie und drei Kavallerie Divisionen Aus den ehemaligen 41ern in der Stolbecker Strasse wurde das neue Infanterie Regiment 1 gebildet das die Tradition des IR 41 von Boyen 5 Ostpr weiterfuhrte Den Backsteinbau der alten Infanteriekaserne in der Stolbecker Strasse bezogen vier zum Teil berittene Hundertschaften der Landespolizei Am 1 Februar 1920 entstand das neue Reiter Regiment 1 das aus dem Dragoner Regiment Prinz Albrecht von Preussen Litthauisches Nr 1 gebildet wurde Die 1 und 4 Eskadron bezogen die Dragonerkaserne in der Bahnhofstrasse Die Soldaten beider Regimenter wurden auf eine zwolfjahrige Dienstzeit verpflichtet Zur Tilsiter Garnison gehorte eine Heeresfachschule in der sich die alteren Unteroffiziere und Mannschaften auf den spateren Zivilberuf vorbereiten konnten Die gespannte Lage an den Grenzen Ostpreussens verlangte es dass auch die Tilsiter Eskadrons des neuen Reiter Regiments Gewehr bei Fuss Grenzen und Ereignisse im Auge behielten Im August 1920 wurde ihr Einsatz notwendig Im Polnisch Sowjetischen Krieg waren 42 000 Russen der 1 Roten Reiterarmee mit ihrem Kommandeur Semjon M Budjonny auf deutsches Hoheitsgebiet ubergetreten um einer unausweichlichen Gefangennahme durch Polen zu entgehen Vor allem musste ein Nachrucken polnischer Truppen in die Johannisburger Heide verhindert werden Das IR 1 hatte die ubergetretenen Russen in das Internierungslager Arys zu bringen An das fruhere IR 41 erinnerte ein Denkmal im Schutzengarten Ein weiteres Denkmal wurde am 20 Juli 1924 fur das Dragoner Regiment 1 mit den Namen der Gefallenen des Krieges 1914 18 feierlich eingeweiht Dieses Denkmal stand am Thesingplatz bei der Neuen Kirche Am 1 Oktober 1934 wurde das Reiter Regiment 1 in Insterburg zusammengezogen Das Abrucken der Reiter aus der Dragonerkaserne war fur Tilsits Bevolkerung ein Einschnitt In die nunmehr umbenannte Yorck Kaserne in der Bahnhofstrasse wurde die III Abteilung des Artillerie Regiments 1 gelegt Ihr angegliedert wurde zeitweise ein Ersatz Ausbildungsbataillon Als die Landespolizei die alte Infanterie Kaserne in der Stolbecker Strasse geraumt hatte zog dort bis zur Fertigstellung der Kurfursten Kaserne in Stolbeck die Radfahrabteilung 1 ein Das II Bataillon des IR 1 wurde nach Insterburg verlegt An dessen Stelle bezog das Ausbildungs Bataillon des Infanterie Regiments Gumbinnen die Boyen Kaserne in der Stolbecker Strasse aus dem 1935 das III Bataillon IR 43 wurde Zur Ausbildung ungedienter Jahrgange wurde zeitweilig ein Ersatz Bataillon in die Boyen Kaserne gelegt Kommandeur dieses Ausbildungsbataillons war Oberstleutnant Volkers 1934 35 zugleich Standortaltester Das namhafte Musikkorps des IR 1 Stabsmusikmeister Thiedecke kam zum III Bataillon IR 43 Geleitet wurde es von Heinz Michalowski dem jungsten Musikmeister des Deutschen Reiches Das Korps war ebenfalls in der Boyen Kaserne in der Stolbecker Strasse untergebracht Anlasslich der Saar Ruckkehr brachte es am 1 Marz auf dem Anger einen Grossen Zapfenstreich Wehrmacht Bearbeiten Der Anschluss Osterreichs die Besetzung des Sudetenlands und die Zerschlagung der Rest Tschechei blieben wegen der grossen Entfernungen ohne direkte Auswirkungen auf die Tilsiter Garnison Am 22 Marz 1939 wurde bekanntgegeben dass Litauen das Memelland an Deutschland zuruckgegeben habe Das III Bataillon voran der Spielmannszug und das Musikkorps marschierte uber die Konigin Luise Brucke in das Memelland ein Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gehorten folgende Einheiten der Wehrmacht zur Tilsiter Garnison III Bataillon I R 43 unter Oberstleutnant Fixson 6 III Abteilung des Artillerie Regiments 1 unter Major Kurt Hahling Radfahr Abteilung 1 unter Major Maximilian von Edelsheim Wehrbezirkskommando Tilsit unter Oberstleutnant Walter Simniok 7 Landwehrkommando Insterburg in Tilsit Ausbildungsleiter Major Erich Balla Tilsiter Sanitatsstaffel Wehrmeldeamt Wehrmachts Fursorgeoffizier in Tilsit Im Krieg blieb Tilsit eine beliebte Garnisonstadt In samtliche Kasernenbauten wurden Ersatztruppen gelegt Die Kurfurstenkaserne diente als Reserve Lazarett Einheimische und fremde Soldaten liebten die kulturell und historisch reiche Stadt Schweres Hochwasser der Memel uberflutete 1941 Stadt und Land auch die Deutschordenskirche Alle verfugbaren Einheiten der Tilsiter Garnison leisteten Hilfe Untergang Tilsits BearbeitenAb 1943 zerstortem immer starkere sowjetische Bombenangriffe Tilsits Innenstadt besonders die Deutsche Strasse vom Fletcherplatz bis zum Deutschen Tor Eine wirksame Abwehr gegen die Fliegerangriffe gab es nicht mehr Im Juli und August 1944 wurden Frauen Kinder und alte Bewohner in grenzfernere Teile Ostpreussens evakuiert Die 700 Jahre alte Stadt versank in Schutt und Asche Die militarische Lage machte im Oktober 1944 die Evakuierung auch des Restes der Zivilbevolkerung unabwendbar Am 19 Oktober setzte der erste Artilleriebeschuss auf Tilsit ein Am 22 Oktober wurde einer Pioniereinheit die Sprengung der Konigin Luise Brucke und der Eisenbahnbrucke befohlen die Rote Armee besetzte fast gleichzeitig das rechte Memelufer und drei Monate spater nach mehrtagigen Kampfen mit Wehrmacht und Volkssturm auch die Stadt am 18 bis 20 Januar 1945 Siehe auch Eroberung Tilsits 1945Literatur BearbeitenHarry Goetzke Eine Garnisonstadt am Memelstrom Tilsit Arbeitsbrief 1990 S 38 45Weblinks BearbeitenDragoner Regiment in TilsitEinzelnachweise Bearbeiten Schwedenfriedhof in Splitter Cosel Husaren Ublicherweise wurden die preussischen Regimenter bis zum Jahre 1806 nach deren Chefs benannt und erhielten erst danach eine Regiments Nummer E C Thiel Statistisch topographische Beschreibung der Stadt Tilse Konigsberg 1804 S 171 172 Doppelte Uberraschung an der Memel PAZ 5 Dezember 2009 1 ID panzerarchiv de Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Garnison Tilsit amp oldid 237758798