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Die Grosse Pest von 1709 bis 1711 war als Teil der Grossen Pest von 1708 bis 1714 die folgenreichste Pestepidemie im Gebiet des Konigreichs Preussen Ein Drittel der Bevolkerung und die ganze Landwirtschaft fielen ihr zum Opfer Die Seuche forderte auch im ubrigen Ostseeraum in Pommern Schweden und im Baltikum zahlreiche Opfer Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Vergebliche Abwehr 1 2 Folgen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenSchon Lucas David berichtete von grossen Seuchen bei denen die alten Prussen das Ire gantz vorliessen und in die Walder fluchteten Pestepidemien gab es in den Jahren 1398 1405 und 1416 1352 starben bei der Pest in Konigsberg 5 078 Menschen 1 1529 forderte der Englische Schweiss in Konigsberg und Ostpreussen 25 000 Tote 1 1549 starben bei der Pest in Konigsberg und Ostpreussen 15 000 Menschen 1 Trotzdem kam das Herzogtum Preussen im 16 und 17 Jahrhundert zu Ruhe und Wohlstand Brachte schon der sog Tatarensturm in den Jahren 1656 57 grosse Not war die Pest zu Beginn des 18 Jahrhunderts die grosste Heimsuchung In den kalten und langen Wintern von 1706 bis 1708 war die Wintersaat erfroren was zu Teuerung und Hungersnot fuhrte und die Ausbreitung der Pest begunstigte Der noch strengere Winter 1708 09 steigerte das Ungluck Die erste Schreckensbotschaft kam aus Pilluponen Nach einer neuerlichen Missernte im Sommer 1709 breitete sich die Epidemie schnell aus Unzureichende Isolierungsmassnahmen Unsauberkeit Gleichgultigkeit und Aberglaube der Bevolkerung trugen dazu bei Siehe auch Naturereignisse und Unglucke in Ostpreussen Vergebliche Abwehr Bearbeiten 1707 nahm die Seuche in Krakau und Warschau so schlimme Formen an dass in Preussen die Massnahmen gegen ihre Einschleppung verstarkt wurden An der zu jener Zeit sehr durchlassigen Grenze wurden die Sicherungskrafte verdoppelt Reisende aus Polen kamen in eine langere Quarantane Das Gepack musste desinfiziert werden Im Sommer 1708 wurde der Verkehr mit Polen ganz untersagt bei Androhung der Todesstrafe durfte niemand uber die Grenze kommen Konigsberg wurde vollig abgesperrt Man sah in verlausten Kleidern eine mogliche Ursache und ordnete deshalb an dass Kleider Wolle und Betten aus Polen beim Grenzubertritt zu verbrennen waren Auch Briefe aus verseuchten Gebieten mussten ungeoffnet verbrannt werden Die preussischen Bewohner sollten sich mit Lebensmitteln fur vier bis sechs Monate versorgen damit sie bei einer moglichen Absperrung benachbarter Gebiete genugend Verpflegung hatten Die Sicherungsmassnahmen gingen so weit dass man Wege mit Verhauen oder Spanischen Reitern sperrte Brucken zum Beispiel uber den Grenzfluss Scheschuppe zerstorte und Wege durch Aufgraben unpassierbar machte Trotz dieser Massnahmen liess sich nicht verhindern dass die Pest auch in das Konigreich Preussen einzog Im August 1708 hatte sie sich bei Soldau im sudlichen Masuren der Grenze genahert Wenige Tage spater uberschritt sie bei Hohenstein Ostpreussen die preussische Grenze Panisch flohen die Bewohner in die Walder Innerhalb von zwei Monaten starben in dem Stadtchen 400 Menschen an der Pest Hinzu kam der Jahrtausendwinter von 1708 1709 der im Jahr 1709 zur Missernte und zu einer Hungersnot fuhrte Folgen Bearbeiten Viele Dorfer wie Kellmienen verodeten binnen weniger Tage Die Orte Nemmersdorf und Grunweiden sowie die an Gumbinnen grenzenden Siedlungen Johannlauken Balerlauken und Luzellen verloren alle Einwohner Wenn sie nicht an der Seuche gestorben waren waren sie verhungert oder geflohen Ihre Hauser Scheunen und Stalle verfielen Von den 600 000 bis 700 000 Menschen im Konigreich raffte die Pest 200 000 bis 250 000 dahin mehr als ein Drittel der Bevolkerung Im abgesperrten Konigsberg starben 9 827 Menschen ein Viertel der Einwohner Die grossten Opfer musste der Bezirk Gumbinnen bringen vier Funftel aller Todesfalle waren in diesem ostlichsten Teil Preussens zu verzeichnen 10 834 Bauernhofe waren verodet davon 8 411 in den Amtern Insterburg Ragnit Tilsit und Memel Daran den grossten Anteil hatte das Amt Insterburg mit 4 620 Pestopfern Die uberlebenden Bauern waren ruiniert oder wie im Kreise Gumbinnen so gut wie vollig verschwunden Handel und Gewerbe lagen darnieder Erst 1710 erlosch die Grosse Pest in Preussen In seinen letzten Regierungsjahren initiierte Konig Friedrich I das Retablissement des Landes und siedelte schon 1709 Schweizer Kolonisten in Gumbinnen an 2 Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I betrieb die Repeuplierung und den Wiederaufbau mit aller Kraft und holte im Jahre 1731 Salzburger Exulanten ins Land Literatur BearbeitenKatrin Moller Funck Die Krise in der Krise Existenzielle Bedrohung und gesellschaftliche Rezession im Konigreich Preussen zu Beginn des 18 Jahrhunderts Dissertation Universitat Rostock 2015 PDF Wilhelm Sahm Geschichte der Pest in Ostpreussen Leipzig 1905 Manfred Vasold Die Pest Stuttgart 2003 ISBN 978 3 8062 1779 7 Carl Christian Wahrmann Kommunikation der Pest Seestadte des Ostseeraums und die Bedrohung durch die Seuche 1708 1713 Berlin 2012 ISBN 978 3 428 13881 4 Weblinks BearbeitenHorst Deutschmann In Ostpreussen starben ganze Dorfer aus Kreisgemeinschaft Gumbinnen 2009 Tilsit A Weinreich Konigsberger Burgerlisten 1719 1723 Die Pest kommt Der Tagesspiegel 3 Januar 2010 Die Grosse Pest in LyckEinzelnachweise Bearbeiten a b c Robert Albinus Konigsberg Lexikon Wurzburg 2002 ISBN 3 88189 441 1 Schweizer Kolonisten in Ostpreussen 1896 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosse Pest Preussen amp oldid 236607325