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Loschmittel haben die Aufgabe brennbare Stoffe unter Berucksichtigung ihrer Brandklasse und vorherrschender Umfeldbedingungen beispielsweise Personengefahrdung oder Raumgrosse zu loschen Sie werden zur Brandbekampfung von den Feuerwehren oder in automatischen Feuerloschanlagen eingesetzt oder stehen zur Selbsthilfe in tragbaren Feuerloschern oder mobilen Feuerloschgeraten zur Verfugung Jedes Loschmittel besitzt eine Hauptloschwirkung und eventuelle Nebenloschwirkungen Die falsche Auswahl des Loschmittels kann fatale Folgen haben So reagieren einige chemische Stoffe mit Wasser Bei chemischen Loschmitteln werden bei hohen Temperaturen bisweilen Molekule aufgebrochen und gehen neue Verbindungen ein Mogliche Folgen sind Explosionsgefahr oder Saurebildung Inhaltsverzeichnis 1 Wasser 2 Wasser mit Zusatzen 2 1 Netzmittel Netzwasser 2 2 Gelbildner 2 3 Retardants 2 4 Salze 3 Loschschaum 4 Loschpulver 5 Aerosol Loschmittel 6 Inertgase und Kohlenstoffdioxid 6 1 Kohlenstoffdioxid 6 2 Argon 6 3 Stickstoff 7 Halogenkohlenwasserstoffe 7 1 Verbot von Halon 1211 und 1301 7 2 Neue Halogenkohlenwasserstoffe 7 3 Loschwirkung 7 4 HFC 227ea FM 200 7 5 FK 5 1 12 Novec 1230 8 Behelfsloschmittel 9 Historische Loschmittel 9 1 Loschwasser 9 2 Chemische Loschmittel 9 3 Halone 9 3 1 Tetrachlorkohlenstoff 9 3 2 Bromid 9 3 3 Iodkohlenwasserstoffe 9 3 4 Fluorkohlenwasserstoffe 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseWasser BearbeitenDas Loschmittel Wasser ist geeignet fur die Brandklasse A Das Loschmittel hat gegenuber anderen Loschmitteln Vorteile es ist preisgunstig nicht giftig pH neutral nicht atzend meistens ausreichend vorhanden und einfach zu fordern Wasser darf nicht bei brennenden Metallen benutzt werden da die enorme Hitze das Wasser chemisch aufspalten wurde der enthaltene Sauerstoff wurde das Feuer explosionsartig anfachen und der Wasserstoff verbrennen unter Umstanden kann es auch durch die Mischung des Wasserstoffes mit Luftsauerstoff zur Bildung von hochexplosivem Knallgas kommen Die allgemein verbreitete Auffassung dass die Hauptgefahr die Knallgasbildung betrafe ist nicht zutreffend Sondern Heisses Leichtmetall Reduktionsmittel Aufspaltung der Wassermolekule exotherme Redoxreaktion Leichtmetall Sauerstoff Bei Schornsteinbranden wurde Wasser wegen der im Schornstein sehr beengten Raumverhaltnisse unter grossem Druck verdampfen 1 Liter Wasser ergibt bei 100 Celsius 1 700 Liter Wasserdampf und den Schornstein zerstoren Bei Branden von Fetten und Olen mit Temperaturen oberhalb von 100 C ist zu beachten dass Wasser bei Kontakt sofort verdampft und das brennende Ol mitreisst und verspritzt Der entstehende Olnebel hat eine grosse Oberflache damit eine grosse Angriffsflache fur den Luftsauerstoff und verbrennt explosionsartig Fettexplosion Die elektrische Leitfahigkeit von Wasser birgt die Gefahr mit Hochspannung in Kontakt zu kommen und einen elektrischen Schlag zu erleiden Hauptloschwirkung Abkuhlen Nebenloschwirkung ErstickenWasser mit Zusatzen BearbeitenNetzmittel Netzwasser Bearbeiten Hauptartikel Netzmittel Ein Netzmittel ist ein Zusatz zum Loschwasser fur die Herabsetzung der Oberflachenspannung des Wassers Die fertige Mischung wird Netzwasser genannt Als Netzmittel werden normalerweise Schaummittel verwendet sie werden dann lediglich niedriger dosiert und keine Luft zugemischt Ubliche Mehrbereichsschaummittel die zur Schaumerzeugung mit 3 zugemischt werden konnen z B bereits in einem Bereich von ca 0 5 1 als Netzmittel eingesetzt werden Netzmittel werden zugesetzt um durch Herabsetzen der Oberflachenspannung das Eindringen des Loschmittels in das Brandgut zu verbessern oder erst zu ermoglichen Damit sollen auch tief oder versteckt liegende Glutbrande wie sie zum Beispiel im Humusboden im Wald oder in Spanebunkern auftreten erreicht werden In jungster Zeit setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch dass durch den Einsatz von Netzmitteln auch Brande in Gebauden fur die fruher reines Wasser verwendet wurde effizienter bekampft werden konnen Loschwasserschaden durch abfliessendes Loschwasser lassen sich vermindern wenn das Wasser gezielt in das Brandgut eindringt und nicht aufgrund der Oberflachenspannung hauptsachlich abfliesst Gelegentlich wird der Begriff Light Water fur Netzwasser benutzt Light Water ist jedoch ein Markenname der Firma 3M fur ein fruher sehr verbreitetes AFFF Schaummittel Die Begriffsverwirrung mag daher kommen dass man AFFF bei Flussigkeitsbranden auch als unverschaumtes Schaummittel Wasser Gemisch aufbringen kann was auch z B bei eingebauten Kompaktloschanlagen in kleineren Fahrzeugen z B Poly Loschanlage in VRW oft der Fall war bzw ist Das Wirkprinzip bei dieser Anwendung ist jedoch ein anderes die Netzwirkung kommt nur bei festen Brennstoffen zum Tragen Gelbildner Bearbeiten Wenn eine hohe Haftfahigkeit und eine hohere Viskositat des Loschwassers erforderlich erscheint konnen Gelbildner zugesetzt werden Diese Zusatze basieren in der Regel auf Superabsorbern und konnen als Pulver oder Emulsion vorgehalten werden Gelbildner sollen beispielsweise bei sogenannten DSD Branden Brande von gelagertem Verpackungsabfall gute Erfolge erzielen und ermoglichen bei Schuttgutern die Schaffung einer luftdichten Sperrschicht die deutlich stabiler ist als ein Schaumteppich langer bestehen bleibt und deutlich weniger Wasser an das Brandgut abgibt 1 Der Wasserverbrauch ist bei bestimmten Feuerszenarien erheblich geringer Wird Loschgel verwendet kann fur eine Riegelstellung weniger Wasser verbraucht werden Im Aussenbereich ohne Gefahr von Wasserschaden ist dies vor allem dann sinnvoll wenn das sehr viel billigere Wasser nicht in ausreichender Menge zur Verfugung steht oder die Art der Bebauung seinen Einsatz in hinreichender Menge behindert Loschgel ist in fast allen Fallen attraktiv in denen Wasser nur muhsam und mit hohen Kosten transportiert werden kann weil man beispielsweise Helikopter verwenden muss Liegen die Transportkosten deutlich hoher als die Zusatzkosten fur das Gelmittel kann es angesichts von Wassergefahrdungsklasse 1 vertretbar und vernunftig sein dem Wasser auf diese Weise eine hohere Loschwirkung zu verleihen Retardants Bearbeiten Retardants sind Zusatze zum Loschwasser die vor allem zur Brandbekampfung bei Vegetationsbranden mit Flugzeugen eingesetzt werden Sie sollen beispielsweise die Verdunstung vermindern den Siedepunkt erhohen und durch ihre orangerote kontrastierend zum Pflanzengrun Farbe die Stellen auf die bereits Loschmittel aufgebracht wurde besser erkennbar machen Viele dieser Mittel basieren zumindest zu grossen Teilen auf Salzen aus der Kunstdungerindustrie Einige dieser Salze reagieren bei Hitzeeinwirkung mit der Oberflache des organischen Materials und setzen dabei die Brennbarkeit der Oberflache herab Salze Bearbeiten Salze sind auch in Handfeuerloschern gebrauchlich Sie erhohen den Siedepunkt des Wassers und so die Loschkraft Loschschaum Bearbeiten Hauptartikel Loschschaum Loschschaum ist ein Loschmittel das durch Zusetzen eines Schaummittels zum Wasser mit anschliessend zugefuhrter Luft erzeugt wird Loschschaum wirkt erstickend indem er eine luftundurchlassige Schicht uber den brennbaren Stoff legt Je nach dem Verhaltnis des Wasser Schaummittel Luft Gemisches werden drei Arten unterschieden Bezeichnung VerschaumungszahlSchwerschaum bis 20 praxisrelevant erst ab 4 Mittelschaum 20 bis 200Leichtschaum uber 200Hauptloschwirkung Ersticken hier Stickeffekt durch Trennen Nebenloschwirkung Abkuhlen DruckluftschaumDas Druckluftschaum Verfahren auch bezeichnet als CAFS Compressed Air Foam System unterscheidet sich durch die Art der Zufuhrung der zur Schaumbildung benotigten Luft Wie der Name sagt wird die Luft als Druckluft dem Wasser Schaum Gemisch zugefuhrt Dies geschieht im Feuerwehrfahrzeug beziehungsweise bei ortsfesten Anlagen an einer Pumpe beziehungsweise einem Schaummittelzumischer der Schaum wird komplett fertig durch die Schlauche zum Strahlrohr gefordert Bei herkommlichen Verfahren wurde die Luft erst am Schaumstrahlrohr aufgenommen werden Gelegentlich wird das CAFS System auch in Feuerloschern oder anderen tragbaren Feuerloschgeraten verwendet Die Verschaumung findet dabei entweder am oberen Ende des Steigrohrs oder in einer sich an der gleichen Stelle befindlichen Mischkammer mithilfe des Treibgases statt Loschpulver Bearbeiten Hauptartikel Loschpulver Loschpulver sind Gemenge sehr fein zerteilter fester Chemikalien die eine Verbrennung unterbinden Die Unterbindung geschieht entweder durch Erstickung Brandklassen A D und oder Inhibition Brandklasse B C Es werden drei Arten differenziert Einsatz und Wirkung von Loschpulvern Bezeichnung Geeignet fur Brandklasse LoschwirkungABC Pulver A B C alles ausser Fett und Metallbrand Inhibition Flammen Ersticken Glut BC Pulver B C Flussigkeiten ausser Fett und Gase InhibitionD Pulver D Metallbrand ErstickenAerosol Loschmittel BearbeitenAerosol Feuerloscher und Loschanlagen arbeiten mit einer festen aerosolbildenden Verbindung die sich nach Aktivierung in ein schnell expandierendes trockenes Loschaerosol auf der Grundlage von Kaliumverbindungen umwandelt Dabei werden freie Radikale in der Flamme durch Kaliumcarbonate gebunden und konnen nicht mehr mit dem Luftsauerstoff reagieren Das primare Loschprinzip ist eine Unterbrechung der Kettenreaktion die bei einer Verbrennung ablauft Sekundar wird dem Feuer dabei schlagartig Energie entzogen sodass sekundar auch ein Kuhleffekt eintritt Das Aerosol Loschmittel muss je nach Brandlast und Rezeptur des Loschmittels eine bestimmte Konzentration in Gramm pro Kubikmeter im Raum erreichen und den gesamten Raum fluten Je nach Dichtigkeit des Raumes kann das Aerosol Loschmittel mehrere Stunden im Raum stehen und so eine gute Nachfeuersicherheit gewahrleisten Der Loschmittelausstoss von Aerosol Loschanlagen kann je nach Rezeptur des Loschmittels fur Personen wegen der eingeschrankten Sicht den toxischen Nebenprodukten und den hohen Temperaturen ca 300 C gefahrlich sein In Deutschland empfiehlt die DGUV den Einsatz von Aerosol Loschanlagen auf nicht begehbare Raume oder Bereiche zu beschranken sofern Mindestabstande zu Personen nicht eingehalten werden konnen und keine Toxizitatsprufung durchgefuhrt wurde 2 Inertgase und Kohlenstoffdioxid BearbeitenDie Loschwirkung von Argon Stickstoff und Kohlenstoffdioxid prinzipiell kein Inertgas und daher fur Brande der Brandklassen D nicht geeignet wird durch die Verdrangung des Luftsauerstoffes erreicht Man spricht hier vom Stickeffekt der bei Unterschreitung des fur die Verbrennung erforderlichen spezifischen Grenzwertes eintritt In den meisten Fallen erlischt das Feuer schon bei einer Sauerstoffabsenkung auf 13 8 Vol Dazu muss das vorhandene Luftvolumen nur um etwa ein Drittel verdrangt werden was einer Loschgaskonzentration von 34 Vol entspricht Bei Brandstoffen die zur Verbrennung erheblich weniger Sauerstoff brauchen ist eine Erhohung der Loschgaskonzentration erforderlich beispielsweise bei Ethin Kohlenmonoxid und Wasserstoff Da die Loschgase Argon und Kohlenstoffdioxid schwerer sind als die Umgebungsluft durchsetzen sie den Flutungsbereich besonders schnell und grundlich Zur Verbesserung der Loscheigenschaften werden auch Mischungen der vorher genannten Gase verwendet wie etwa Inergen oder Argonite Inertgase als Loschmittel ISO Bezeichnung Name Handelsname ZusammensetzungIG 01 Argon ArIG 100 Stickstoff N2IG 55 Argonite 50 N2 50 ArIG 541 Inergen 52 N2 40 Ar 8 CO2Kohlenstoffdioxid Bearbeiten Kohlenstoffdioxid ist fur Bekampfung von Branden der Brandklassen B und beim Einsatz in Stationaren Loschanlagen C geeignet Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften wird Kohlenstoffdioxid als einziges Loschgas auch in Feuerloschern und Feuerloschgeraten eingesetzt In stationaren Feuerloschanlagen wird Kohlenstoffdioxid druckverflussigt in Hochdruckstahlflaschen oder gekuhlt bei 20 C in grossen Niederdruckbehaltern gelagert Durch die Flussiglagerung konnen deutlich grossere Loschmittelvorrate platzsparend vorgehalten werden Da Kohlenstoffdioxid bei hohen Konzentrationen gesundheitsschadlich ist schreiben die Berufsgenossenschaften bei Uberschreitung eines Grenzwertes von mehr als 5 Vol besondere Schutzmassnahmen vor Kohlenstoffdioxid wird als Loschmittel vor allem in elektrischen und elektronischen Anlagen eingesetzt da es im Gegensatz zu allen wasserbasierten Loschmitteln und den meisten Pulvern nicht elektrisch leitend ist Durch die extreme Kalte werden jedoch magnetische Datentrager beispielsweise Festplattenlaufwerke und deren Inhalte zerstort Bei der Anwendung muss insbesondere darauf geachtet werden dass Kohlenstoffdioxid ein Atemgift ist Kohlenstoffdioxid kann nicht zum Loschen brennender Leichtmetalle beispielsweise Alkali und Erdalkalimetalle eingesetzt werden da es zu Sauerstoff und Kohlenstoff oder Kohlenstoffmonoxid zersetzt wird Redoxreaktion Auf alteren Kohlenstoffdioxidloschern findet sich bisweilen auch die Bezeichnung Kohlensaureloscher Hauptloschwirkung Ersticken Nebenloschwirkung Abkuhlen praktisch aber kaum relevant Argon Bearbeiten Argon ist ein aus der Umgebungsluft gewonnenes Edelgas das als Loschmittel fur stationare Feuerloschanlagen gasformig verdichtet in Hochdruckstahlflaschen gelagert wird Der maximale Betriebsdruck liegt bei 300 bar Argon ist nicht giftig Allerdings kann beim Aufbau der erforderlichen Loschkonzentration insbesondere im Zusammenhang mit einem Brandereignis eine Gefahrdung durch Brandgase und Sauerstoffmangel entstehen Es ist zu 0 93 Vol in der Atmosphare enthalten Seine Dichte im Verhaltnis zur Luft betragt 1 38 1 Durch sein hoheres Eigengewicht und seine hohe Reaktionstragheit echtes Inertgas kann Argon gegenuber Stickstoff im Einzelfall z B als Loschgas fur Metallbrande Vorteile bieten Hinweis Bei hoher Loschkonzentration kann im Einsatzfall eine Personengefahrdung durch Sauerstoffmangel entstehen Hauptloschwirkung Ersticken Stickstoff Bearbeiten Stickstoff ist ein farb geruch und geschmackloses Gas das zu 78 1 Vol in der Atmosphare enthalten ist Seine Dichte im Verhaltnis zu Luft betragt 0 967 1 Als Loschmittel fur stationare Feuerloschanlagen wird Stickstoff gasformig verdichtet in Hochdruck Stahlflaschen gelagert Bei einer Umgebungstemperatur von 15 C liegt der maximale Betriebsdruck zurzeit bei 300 bar Stickstoff ist nicht giftig Allerdings kann auch hier beim Aufbau der erforderlichen Loschkonzentration insbesondere im Zusammenhang mit einem Brandereignis eine Gefahrdung durch Brandgase und Sauerstoffmangel entstehen In den letzten Jahren wird Stickstoff auch vermehrt bei Dehnfugen oder Silobranden eingesetzt In diesem Fall wird das Flussiggas von Tankwagen wie sie bei der Industrieanlieferung verwendet werden mit einer Temperatur von 190 C angeliefert und bei der Brandstelle flussig eingebracht 3 Bei Silos hat Stickstoff gegenuber Kohlenstoffdioxid den Vorteil dass es nicht als Schnee austritt sondern komplett vom flussigen Zustand in den gasformigen ubertritt Der gasformige Stickstoff kann bei Silos leichter durch das Lagergut nach unten durchsickern und fuhrt nicht zu Verklumpen wie bei Kohlenstoffdioxid 3 Dabei wird der Sauerstoffgehalt unter 7 gesenkt womit ein eventueller Schwelbrand im Silo erstickt wird und der Silo kann in der Folge gefahrlos geraumt werden 4 Hinweis Bei hoher Loschkonzentration kann im Einsatzfall eine Personengefahrdung durch Sauerstoffmangel entstehen Hauptloschwirkung ErstickenHalogenkohlenwasserstoffe BearbeitenNachdem durch das Montreal Protokoll die verbliebenen Halone weitestgehend vom Markt verschwunden sind haben einige Unternehmen heute wieder neue Halone zu Feuerloschzwecken im Programm die hinsichtlich ihrer ozonschadigenden Wirkung ODP problemlos sein sollen Verbot von Halon 1211 und 1301 Bearbeiten Aufgrund ihrer umweltschadigenden Wirkungen sind die fruher sehr gebrauchlichen Halone 1211 Bromchlordifluormethan BCF Freon 12B1 Formel CF2ClBr und 1301 Bromtrifluormethan BTM Freon 13B1 Formel CF3Br durch das Montrealer Protokoll verboten und als Loschmittel nur noch in Ausnahmefallen fur militarische Anwendungen als Loschmittel im Rennsport sowie in der Luftfahrt zugelassen Halon 1211 wurde hauptsachlich in Handfeuerloschern Halon 1301 vor allem in stationaren Loschanlagen eingesetzt Neue Halogenkohlenwasserstoffe Bearbeiten Die neuen halogenierten Kohlenwasserstoffe haben zumindest teilweise bereits eine EU Zulassung erhalten Es handelt sich insbesondere um folgende Loschmittel Halogenierte Kohlenwasserstoffe als Loschmittel ISO Bezeichnung Chemikalie Handelsname Chemische FormelHFC 227ea Heptafluorpropan Halon 3700 Markennamen FM 200 DuPont FE 227 DuPont Solkaflam 227 Solvay Fluor GmbH CF3CHFCF3FK 5 1 12 perfluoriertes Ethylisopropylketon Markenname Novec 1230 3M CF3CF2C O CF CF3 2HFC 23 Trifluormethan Halon 1300 Markennamen Trigon 300 FE 13 CHF3HFC 125 Pentafluorethan Halon 2500 CHF2CF3HFC 236fa 1 1 1 3 3 3 Hexafluorpropan Halon 3600 Markenname FE 36 DuPont C3H2F6HCFC 22 Chlordifluormethan CHClF2HCFC 123 Dichlortrifluorethan Markenname Halotron I C2HCl2F3HCFC 124 Chlortetrafluorethan Halon 2410 C2HClF4Loschwirkung Bearbeiten Halogenkohlenwasserstoffe loschen durch Storung des Verbrennungsablaufs indem sie zu einer Kettenabbruchreaktion fuhren Homogene Inhibition Dieses Verfahren erfordert im Gegensatz zum Ersticken durch Inertgase und CO2 bedeutend weniger Loschmittelvolumen Nicht zu vergessen ist jedoch ihre gegenuber CO2 zum Teil uberaus starke Wirkung als Treibhausgas Auch ist insbesondere bei langeren Vorbrennzeiten der Brandklasse A eine Zersetzung zu giftigen Folgeprodukten moglich bzw wahrscheinlich HFC 227ea FM 200 Bearbeiten Bei dem unter der ISO Bezeichnung HFC 227ea bekannten Loschmittel wird die Warme dem Feuer entzogen Dies geschieht zum grossten Teil durch physikalisches Einwirken Kuhlen und einen geringen chemischen Eingriff in den Verbrennungsprozess Mit diesem Loschmittel wird eine schnelle Loschwirkung erzielt Die Lebensdauer von HFC 227ea in der Atmosphare betragt ca 33 Jahre Es hat kein Ozonzerstorungs Potenzial 5 FK 5 1 12 Novec 1230 Bearbeiten nbsp Struktur von Novec 1230 Novec ist eingetragenes Warenzeichen der Firma 3M Hauptartikel Novec 1230 Das Loschmittel 3M Novec 1230 ISO Kennzeichnung FK 5 1 12 genutzt in den Anlagentypen Minimax MX 1230 SAPPHIRE Kidde KD1230 Siemens Sinorix 1230 ist eine farblose fast geruchlose Flussigkeit mit der chemischen Formel CF3CF2C O CF CF3 2 Streng genommen handelt es sich nicht um ein Halon sondern um ein fluoriertes Keton perfluoriertes Ethylisopropylketon Die Loschwirkung des in stationaren Feuerloschanlagen eingesetzten Novec 1230 beruht nicht wie bei einem Halon auf homogener Inhibition sondern auf Entzug von Warme aus der Flamme Dies liegt an der wesentlich hoheren Warmekapazitat gegenuber Luft Das Molekul besitzt keine elektrische Leitfahigkeit und ist daher geeignet fur das Loschen von elektrischen und elektronischen Anlagen wie zum Beispiel Serverraume Es hat mit einem Treibhauspotential CO2 Aquivalent von 1 den geringsten Wert aller aktuell zugelassenen chemischen Loschmittel und zerfallt innerhalb weniger Tage unter Sonneneinstrahlung 6 Behelfsloschmittel BearbeitenDer Begriff Behelfsloschmittel bezeichnet Stoffe Gemische oder Gegenstande die eigentlich anderen Zwecken dienen jedoch auch als Loschmittel eingesetzt werden konnen In unterschiedlichen Kontexten kommen unterschiedliche Behelfsloschmittel zum Einsatz Bei Metallbranden konnen Zementpulver oder trockenes Streusalz Verwendung finden Bei Akku Branden konnen Hohlglasgranulate zum Beispiel auf Basis von Siliziumdioxid zum Loschen bzw zur Eindammung des Brandes genutzt werden Bei Vegetationsbranden wird oft auf vor Ort verfugbares Bodenmaterial Sand beziehungsweise Erde zuruckgegriffen Bei Kleinbranden in Kuche und Haushalt bietet sich ein nasses ausgewrungenes Handtuch an 7 Historische Loschmittel BearbeitenLoschwasser Bearbeiten Loschwasser war von je her oft das einzige aber vor allem das am meisten verfugbare Loschmittel Vor Grundung von Feuerwehren hatten in den Ortschaften bei einem Brand alle arbeitsfahigen Einwohner mit loschwassergefulltem Eimer zur Brandstelle zu eilen und sich in doppelter Reihe zum Loschwasserteich aufzustellen Durch der Hande lange Kette um die Wette flog der Eimer Spater wurden von den Feuerwehren holzerne Druckspritzen benutzt diese aber mussten laufend mit Loschwasser das mit Eimern herbeigeschafft wurde gefullt werden Danach setzten sich die Feuerspritzen durch welche auch das Wasser ansaugen konnten Durch den spateren Bau der zentralen Wasserversorgung mit Einbau von Hydranten wurde der Wassertransport erheblich erleichtert 8 Chemische Loschmittel Bearbeiten Erste Versuche mit chemischen Loschmitteln wurden schon in der Mitte des 19 Jahrhunderts unternommen Zur Loschung bzw Unterdruckung eines ausgebrochenen Brandes in kleinen abschliessbaren Raumen wurde so genannte Buchersche Feuerloschdosen verwendet die durch ihren Inhalt 8 Teile Salpeter 4 Teile Schwefel und 1 Teil Kohle auf die Bildung von schwefeligsaurem bzw kohlensaueren Gas hinwirkten die dem Fortbrennen entzundeter Gegenstande hinderlich sind Diese Dosen wurden entweder in den betreffenden Lokalen aufbewahrt und wirkten dann bei Entstehung eines Brandes nach ihrer Entzundung selbsttatig oder es wurden dieselben zur Zeit des Brandes in die Lokale hineingeworfen letztere aber wieder geschlossen Morgenstern Karl Uber Einrichtungen und Schutzvorkehrungen zur Sicherung gegen Gefahren fur Leben und Gesundheit der in gewerblichen Etablissements beschaftigten Arbeiter Band 1 Allgemeines A Einrichtung der Arbeitsraume B Dampfkessel C Motoren D Transmissionen Leipzig 1883 Seite 29 Uber die Erfahrungen mit diesem noch primitiven Loschmittel berichten die Innsbrucker Nachrichten vom 19 Dezember 1856 Am 13 d M wurde in Wurzburg die angekundigte Probe mit den Bucherschen Feuerloschdosen gemacht In einer Messbude war Reisig etc angehauft dies wurde in Brand gesteckt und als alles tuchtig brannte und das Feuer schon zum Dach der Bude herausschlug wurden nacheinander drei Dosen jede 5 Pfund hineingeworfen Alsbald drang aus den Rissen und Offnungen der Bude dichter Qualm welcher das Feuer zwar auf einige Sekunden dampfte es aber nicht vollkommen zu ersticken vermochte worauf es mit erneuter Kraft fortbrannte und zuletzt durch eine Spritze geloscht wurde Trotz dieses ungenugenden Erfolges durfte sich doch aus dieser Probe noch kein sicheres Urteil uber die Tauglichkeit jenes Feuerloschmittels bilden lassen denn die Bude hatte nicht nur verschiedene Offnungen sondern es erweiterten sich auch als durch die Hitze die Bretter zu schwinden begannen alle Fugen derselben sodass im Inneren ein starker Zug entstehen musste wahrend doch jenes Loschmittel zunachst nur auf geschlossene Raume berechnet ist Zudem war als man das Wasser anwandte die letzte Dose noch nicht geplatzt Soviel hat aber die gestrige Probe jedenfalls gezeigt dass bei einem ordentlichen Brand gute Spritzen und eine tuchtige Loschmannschaft auch in Zukunft nicht zu entbehren sind Halone Bearbeiten Vor 1980 kamen meist weitaus giftigere Halone zum Einsatz als heute insbesondere Tetrachlorkohlenstoff Bearbeiten Tetrachlorkohlenstoff Tetra Halon 1400 war bis uber die Mitte des 20 Jahrhunderts ein weitverbreitetes Loschmittel in Handfeuerloschern Durch Beimischung von 6 Trichlorethylen konnte eine Frostbestandigkeit von bis zu 35 C erreicht werden was besonders fur Kfz Bordfeuerloscher wichtig war Diese Mischung konnte auch mit dem festen Hexachlorethan seinerzeit noch Hexachlorethylen genannt angereichert werden was nach dem Verdampfen der fluchtigeren Tetras ubrig blieb sich erst bei 185 C verfluchtigte und so einen nachhaltigen Loscherfolg sicherte Dieser Zusatz hatte sich besonders bei holzernen Funkturmen bewahrt da leitende Loschmittel dort nicht in Frage kamen Bromid Bearbeiten Bromid die Namensgebungen sind historisch bedingt und konnen der aktuellen Nomenklatur daher widersprechen wurde als Bezeichnung fur verschiedene als Loschmittel verwendete Bromkohlenwasserstoffe benutzt Sie waren in der Regel loschkraftiger zumindest zum Teil jedoch auch starker narkotisierend als Tetra Methylbromid CH3Br Brommethan hatte eine sehr gute Loschwirkung der Strahl zerstaubte und verdampfte jedoch sehr schnell so dass es spater haufig mit hoher siedenden Stoffen gemischt wurde Ausserdem ist Methylbromid sehr giftig was zu einigen Verletzten und Todesfallen fuhrte Methylenbromid CH2Br2 Dibrommethan Ethylenbromid C2H4Br2 Dibromethan wurde in Mischung mit Methylbromid angeboten und je nach Hersteller Ardexin oder Minimaxin genannt Ethylbromid C2H5Br Monochlormonobrommethan Halon 1011 als technisches Gemisch von 80 Monochlorbrommethan 10 Methylenchlorid CH2Cl2 und 10 Methylenbromid CH2Br2 seinerzeit sehr haufig vertrieben und eingesetzt unter der Bezeichnung CB Reines Monochlormonobrommethan war sehr teuer in der Herstellung und erschien daher unwirtschaftlich CB war insofern sehr fortschrittlich als dass es kein Methylbromid enthielt und drucklos handhabbar war Auch war CB sicherer als Tetrachlorkohlenstoff und Methylbromid da es nicht zur Bildung von Phosgen oder Bromphosgen kommen konnte In der DDR wurde ab 1956 ein ahnliches und von der Wirkung her vergleichbares Gemisch unter der Bezeichnung Pyrexin spater Emixin hergestellt Waren pro m Brandraum noch 500 g Kohlenstoffdioxid oder 560 g Tetra erforderlich so reichten 260 g Minimaxin und gar nur 232 g Emixin fur den Loscherfolg aus Iodkohlenwasserstoffe Bearbeiten Iodkohlenwasserstoffe haben zwar eine hervorragende Loschwirkung erlangten wegen ihres exorbitant hohen Preises in den 1950ern etwa Faktor 10 gegenuber Bromkohlenwasserstoffen jedoch niemals Bedeutung Fluorkohlenwasserstoffe Bearbeiten Fluorkohlenwasserstoffe Dichlordifluormethan CCl2F2 und Dichlordifluormethan C2Cl2F2 wurden bereits in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts als Feuerloschmittel patentiert Uber eine tatsachliche Verwendung ist jedoch wenig bekannt Ahnliches gilt fur Chlorbromiodfluormethan CClBrIF und Dibromdifluormethan CBr2F2 Literatur BearbeitenAndreas Pfeiffer Loschmittel in der Brandbekampfung Springer Verlag 1 Auflage 2016 ISBN 978 3 658 12971 2 Roy Bergdoll Sebastian Breitenbach Die Roten Hefte Heft 1 Verbrennen und Loschen 18 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2019 ISBN 978 3 17 026968 2 Lothar Schott Manfred Ritter Feuerwehr Grundlehrgang FwDV 2 21 Auflage Wenzel Verlag Marburg 2022 ISBN 978 3 88293 121 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Loschmittel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Loschmittel In www bvfa de Bundesverband Technischer Brandschutz e V bvfa abgerufen am 14 Marz 2023 Das richtige Loschmittel In www vbbd de Verein der Brandschutzbeauftragten in Deutschland e V VBBD abgerufen am 14 Marz 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Welt der Wunder Firesorb Mit einem Wundergel gegen Grossbrande Sendung vom 4 Juli 2010 FBFHB 012 Personengefahrdung bei Aerosol Loschanlagen DGUV abgerufen am 28 November 2020 a b Inertisieren was ist das In Brandaus monatliche Zeitschrift des niederosterreichischen Landesfeuerwehrverbandes Ausgabe 10 2010 Inertisieren im Brandfall Silobrande Memento vom 6 September 2009 im Internet Archive auf Messer Austria abgerufen am 27 Oktober 2010 Gasloschanlagen mit synthetischen Loschgasen bvfa abgerufen am 27 November 2020 3M 3M Novec 1230 Fire Protection Fluid Memento vom 27 September 2011 im Internet Archive Feuerloscher Ratgeber aufgerufen am 15 Dezember 2017 Franz Josef Sehr Das Feuerloschwesen in Obertiefenbach aus fruherer Zeit In Jahrbuch fur den Kreis Limburg Weilburg 1994 Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg Weilburg Limburg Weilburg 1993 S 151 153 Normdaten Sachbegriff GND 4016993 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Loschmittel amp oldid 231818372