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Die Evangelisch reformierte Kirche in Nonnenroth einem Stadtteil von Hungen im Landkreis Giessen Hessen besteht aus zwei Baukorpern Der wuchtige wehrhafte Chorturm wurde im 13 Jahrhundert im spatromanischen Stil gebaut und hat einen barocken Turmhelm von 1750 Das quadratische Langhaus entstand 1775 Die Kirche pragt das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche von SudostenKirche von NordwestDie Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Nonnenrother Kirche wird urkundlich erstmals im Jahr 1403 genannt als die Herren von Falkenstein das Patronatsrecht ausubten 1486 ist die Kirche der Marienstiftskirche Lich inkorporiert 2 Im ausgehenden Mittelalter gehorte Nonnenroth in kirchlicher Hinsicht zum Archidiakonat St Maria ad Gradus in der Erzdiozese Mainz im Sendbezirk Hungen 3 Nachweislich im Jahr 1436 war der Ort Filial von Hungen 4 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte Nonnenroth zum protestantischen Bekenntnis und war seit dieser Zeit mit Villingen pfarramtlich verbunden zeitweise auch Filial von Villingen 5 Im Zuge der Zweiten Reformation unter Graf Konrad von Solms Braunfels wurde am 7 September 1582 auf der Hungener Synode ein Wechsel zum reformierten Bekenntnis beschlossen und noch im selben Jahr in Nonnenroth eingefuhrt Der aufgemauerte Altar wurde beseitigt und durch einen holzernen Abendmahlstisch ersetzt 6 Die ursprungliche Kirche des 13 Jahrhunderts wurde am 25 Oktober 1749 Opfer eines Blitzschlags und brannte zum grossen Teil ab Der Turmschaft blieb erhalten und erhielt 1750 einen neuen Turmhelm Im Jahr 1786 schaffte die Gemeinde eine dritte Glocke an Zur Finanzierung des grosseren und breiteren Langhauses wurde eine Kollekte in der Region durchgefuhrt nachdem das alte Schiff durch Baufalligkeit abgangig war 7 Der Neubau wurde am 10 September 1775 durch Pfarrer Heinrich Wilhelm Achenbach eingeweiht In diesem Zuge wurde der Altarraum des Chorturms in einen Vorraum umgewandelt und mit einem neuen Osteingang versehen Gewolbe und der Triumphbogen wurden entfernt und der Altar weiter in den Kirchenraum versetzt 8 Ein Blitz im Jahr 1831 zerstorte das Turmkreuz und einige Balken Einem weiteren Blitz im Jahr 1884 fielen Turmuhr und Orgel zum Opfer Einer Innensanierung im Jahr 1923 schloss sich 1924 eine Aussenrenovierung an 9 Im Jahr 1933 wurde ein Blitzableiter installiert Der Kirchturm erhielt 1976 einen neuen Wetterhahn 10 Architektur Bearbeiten nbsp Ostportal aus Sandstein nbsp Barocker HelmaufbauDie geostete Kirche am sudwestlichen Dorfrand steht erhoht auf einer Basaltkuppe 11 Der ummauerte Friedhof war befestigt und soll vier Rundturme mit Schiessscharten gehabt haben Erhalten ist das uberdachte Torhauschen aus spatgotischer Zeit 12 Altester Teil ist der eingezogene romanische Turmschaft aus der Mitte des 13 Jahrhunderts Das unverputzte Bruchsteinmauerwerk weist Eckquaderung und Fenstergewande aus Lungstein auf Die kleinen romanischen Rundbogenfenster im Untergeschoss und die rechteckigen Schalloffnungen im Obergeschoss dem ehemaligen Glockengeschoss die mit einem Kleeblatt abschliessen stammen aus dem 13 Jahrhundert wahrend die Schiessscharten an den drei freien Seiten spatgotisch sind An der Sud und Nordseite befinden sich Schlusselscharten an der Ostseite eine Querscharte Das hochrechteckige Fenster links des alten Sudfensters wurde in spaterer Zeit eingebrochen Das profilierte Ostportal hat ein Gewande aus Sandstein dessen Schlussstein mit der Jahreszahl 1775 bezeichnet ist Links daneben findet sich eine alte Piscina die in vorreformatorischer Zeit fur kultische Handwaschungen des Priesters und fur das Reinigen der Vasa sacra diente 13 Dem aussen weit vorkragenden Stein mit Abflussrinne entspricht innen eine schlichte Nische mit Stichbogen Uber dem Portal ist ein Rundbogenstein eingelassen der ursprunglich Teil des romanischen Chorfensters war 14 Der ganz verschieferte Helmaufbau ist komplex gestaltet Die quadratische Haube geht organisch in ein Achteck uber Daruber ist eine achtseitige Haube mit offener Laterne angebracht die von einem doppelten Turmknopf verziertem Kreuz und Wetterhahn bekront wird An der Sud und Ostseite sind unterhalb der Traufe jeweils rechts die Ziffernblatter der Turmuhr angebracht Die vergoldeten Zeiger und romischen Ziffern heben sich von dem blauen Untergrund ab An der Ostseite ist ein verschiefertes Glockenturmchen mit achtseitigem Spitzhelm vorgebaut 15 Diese Konstruktion mit der zusatzlichen polygonalen Turmgaube ist in Oberhessen ohne Parallele 16 Die Gaube geht auf den erhaltenen Rest des mittelalterlichen Turmhelms zuruck 17 Das alte Schiff nahm nur die Breite des Turms ein und hatte eine steilere Dachschrage Das heutige Schiff ist auf quadratischem Grundriss errichtet und wie der Turm aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern gefertigt Die Steine der Vorgangerkirche sind wiederverwendet worden 18 Im Inneren offnet sich der Chor zum Kirchenschiff Der Triumphbogen wurde beim Einbau der Orgel entfernt Dienste und Schildbogen sind teilweise erhalten und weisen auf die fruhere Einwolbung 19 Heute ist die Turmdecke der Decke des Kirchenschiffs in der Hohe angeglichen Das Schopfwalmdach hat eine Ziegeldeckung die am Rand verschiefert ist Je zwei hohe rechteckige Fenster mit Sandsteingewanden und Stichbogen an der Nord und Sudseite belichten den Raum Aus der Vorgangerkirche wurden Teile als Spolien integriert so auch die gotischen Sandsteingewande des Portals 16 In der Nordwand sind zwei Werksteine aus der alten Kirche eingelassen 20 Das Westportal ahnelt dem Turmportal ist aber ohne Profile und hat einen holzernen Vorbau von 1924 der nach dem Vorbild von Ober Horgern im barocken Stil gestaltet ist 21 Ausstattung Bearbeiten nbsp Altar von 1816 nbsp Innenraum Richtung OstenDer Innenraum wird von einer flachen Decke abgeschlossen die sich im Untergeschoss des Turms fortsetzt Die Kirche ist entsprechend reformierter Tradition schlicht ausgestattet Die dreiseitigen Emporen aus der Erbauungszeit ruhen auf schmalen Konsolen und viereckigen gegliederten Holzstutzen aus der Erbauungszeit der Kirche Die Sudempore wurde 1846 eingebaut Die kassettierten Fullungen der Emporenbrustung sind dezent mit Schablonenmalerei in Form von Blumen und Ranken ausgemalt 22 Teilweise freigelegt sind gemalte Festons als oberer Wandabschluss Die Orgelempore im Chor wurde spater eingebaut und tragt vier Brustungsgemalde mit Darstellungen der Evangelisten und den entsprechenden Evangelistensymbolen 1 Die Darstellungen gleichen denen von Daniel Hisgen in Bobenhausen II Burkhardsfelden und Leihgestern Auch die Blumenmotive auf den Brustungen des Gestuhls weisen auf Hisgen Der Altar von 1816 ist aus Oberbieler Lahnmarmor gefertigt Auf dem geschwungenen Stipes ruht die profilierte Mensa Die polygonale holzerne Kanzel des 17 Jahrhunderts ohne Schalldeckel wurde aus dem Vorgangerbau ubernommen 1 Sie ist an der Nordseite angebracht Den unteren Abschluss der Kanzel bilden geschwungene Kopfbander mit Voluten Die kassettierten Fullungen der Kanzelfelder und die Profile sind vergoldet Den Aufgang uber eine verkleidete Treppe gewahrt ein angeschlossener Pfarrstuhl unter der Orgel der im oberen Teil durchbrochenes Rautenwerk hat Orgel Bearbeiten nbsp Orgelempore mit BrustungsgemaldenErstmals wird eine Orgel im Jahr 1881 erwahnt die Johann Georg Forster begutachtete Grosse und Orgelbauer sind unbekannt 1884 wurde Forster mit einem Neubau beauftragt nachdem ein Blitz Orgel und Turmuhr zerstort hatte Die neue Orgel wurde 1885 eingeweiht Das seitenspielige denkmalgeschutzte Werk verfugt uber acht Register auf einem Manual und Pedal und ist bis heute erhalten Der Prospekt ist neoromanisch gestaltet Drei Flachfelder die durch Lisenen gegliedert und nach oben von einem Rundbogenfries abgeschlossen werden werden unter einem flachen Giebel vereint der von kleinen Zinnen bekront wird Die Disposition lautet wie folgt 23 Manual C f3Principal 8 Gedackt 8 Salicional 8 Octave 4 Flauto dolce 4 Octave 2 Cornettino II DMixtur III B Pedal C d1Subbass 16 Koppeln I PGlocken BearbeitenDer Turm beherbergt ein Vierergelaut Schon vor dem Kirchenneubau waren zwei Glocken vorhanden die 1786 um eine dritte erganzt wurden 24 Nachdem eine der alten Glocken gesprungen war goss Georg Otto aus Giessen 1869 zwei neue Glocken 635 und 175 5 kg Sie mussten 1917 an die Rustungsindustrie abgeliefert werden und wurden 1921 ersetzt 25 Diese beiden Glocken wurden 1942 ebenfalls eingeschmolzen und 1949 durch drei neue der Firma Gebr Rincker ersetzt Das heutige Gelaut erklingt im sogenannten Westminstermotiv 26 Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Schlagton Inschrift Bild 1 1949 Gebr Rincker Sinn g1 DEN OPFERN DER JAHRE 1939 45 ZUM GEDACHTNIS DEM GEGENWARTIGEN UND ZUKUNFTIGEN GESCHLECHT ALS MAHNUNG UND VERMACHTNIS WER DA LEBET UND GLAUBET AN MICH DER WIRD NIMMERMEHR STERBENNONNENROTH IM JAHRE DES HERREN 1949 nbsp 2 1786 Johann Philipp und Johann Peter Bach Hungen 750 c2 IN GOTTES NAHMEN FLOSS ICH PHILIPP UND PETER BACH GOSS VON HUNGEN MICH WAREN ZUR DAMALIGEN ZEIT BINGELIUS PFARRER JOH HEINR SCHNEIDER GERICHT SCHULTEIS JOHANNES METZGER ANDREAS WEBER JOH JOST SCHELDT KIRCHEN AELTESTEN JOH GEORG ELLER KIRCHENBAUMEISTER VOR DEN ORT NONNENROTH ANNO 1786 nbsp 3 1949 Gebr Rincker Sinn d2 ES WANDELN SICH DIE REICHEES WANDELT SICH DIE WELTDOCH GOTT DER BLEIBT DER GLEICHEDER SIE IN HAENDEN HAELT FUER DIE KIRCHE GESTIFTET VON DER GEMEINDE NONNENROTH A D 1949 nbsp 4 1949 Gebr Rincker Sinn e2 GOTT HAT UNS NICHT GEGEBEN DEN GEIST DER FURCHT SONDERN DER KRAFT UND DER LIEBE UND DER ZUCHT JAHRESLOSUNG 1949 nbsp Literatur BearbeitenErnst Butteron Liebe Heimat Nonnenroth Selbstverlag 1976 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 706 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Souveranitatslande und der acquirierten Gebiete Darmstadts Hassia sacra 8 Selbstverlag Darmstadt 1935 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I Hungen Laubach Lich Reiskirchen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2177 0 S 138 f Heinz P Probst Die Kirche in Nonnenroth Heimatkundlicher Arbeitskreis innerhalb der Evangelischen Kirchen Villingen Nonnenroth Villingen Nonnenroth 2006 online Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 3 Sudlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1933 S 327 330 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 136 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Nonnenroth Hungen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde Internetprasenz auf giessenerland evangelisch de Nonnenroth Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 25 Juli 2019 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 139 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 53 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 24 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 134 Nonnenroth Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 25 Juli 2019 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 30 60 Butteron Liebe Heimat Nonnenroth 1976 S 194 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 137 Butteron Liebe Heimat Nonnenroth 1976 S 196 Butteron Liebe Heimat Nonnenroth 1976 S 198 Dorfgeschichte abgerufen am 25 Juli 2019 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 330 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 136 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 16 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 706 a b Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 138 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 328 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 24 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 29 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 26 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 329 Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 41 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 2 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 2 M Z Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1331 5 S 693 f Probst Die Kirche in Nonnenroth 2006 S 44 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 329 f Plenum auf YouTube abgerufen am 1 Juni 2016 Kirchen in Hungen Evangelische Kirche Bellersheim Evangelische Stadtkirche Hungen St Andreas Hungen Evangelische Kirche Langd Evangelisch reformierte Kirche Nonnenroth Evangelische Kirche Obbornhofen Evangelische Kirche Rodheim Hungen Katharinenkapelle Steinheim Hungen Evangelische Kirche Trais Horloff St Thomas Trais Horloff Evangelische Kirche Villingen Hungen 50 519382 8 90856 Koordinaten 50 31 9 8 N 8 54 30 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelisch reformierte Kirche Nonnenroth amp oldid 230524821