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Die Evangelische Kirche in Rodheim einem Stadtteil von Hungen im Landkreis Giessen Hessen besteht aus zwei Baukorpern Der romanische Chorturm wurde in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts gebaut und hat vier steinerne Dreiecksgiebel und einen spatgotischen Spitzhelm Die Saalkirche wurde 1776 fertiggestellt Die auf einer Basaltkuppe erhohte Kirche pragt das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Sudseite der KircheMittelalterlicher TurmDie Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn karolingischer Zeit gab es in Rodheim bereits eine Eigenkirche die im Jahr 778 erwahnt wurde ecclesiam Et sextam quae est in Rhodaheim Der iro schottische Abt Beatus von Honau ubertrug sie in dieser Zeit seinem Kloster Honau 2 Mit sechs weiteren Kirchen im Raum Oberhessen bildete sie einen Teil einer Klosterkette 3 Bei einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 804 ist nicht eindeutig ob sie sich auf Rodheim an der Horloff bezieht Gesichert ist die Identitat Rodheims hingegen in dem Register TRADITIONES ET ANTIQUITATES FULDENSES des Klosters Fulda aus dem ersten Viertel des 9 Jahrhunderts Dort werden zwei Schenkungen aus Rodheim an das Kloster erwahnt 4 Die holzerne Kirche wurde im 11 Jahrhundert durch einen Nachfolgebau mit Nord Sud Ausrichtung abgelost Bis zum Jahr 1312 gehorte Rodheim zum Dekanat Sodel danach zum Dekanat Friedberg Ein Pleban wird im Jahr 1315 erwahnt um 1435 die Pfarrei 5 Die Kirchen von Langd Steinheim und Grass unterstanden zu dieser Zeit Rodheim Im ausgehenden Mittelalter gehorte Rodheim zum Archidiakonat St Maria ad Gradus in der Erzdiozese Mainz 6 Die Kirche war dem heiligen Alban geweiht 7 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte Rodheim in den 1530er Jahren zum protestantischen Bekenntnis Als erster evangelischer Pfarrer ist Johannes Ulichius nachgewiesen der hier bis zum Jahr 1542 und anschliessend in Giessen wirkte 2 Sebastian Lesch war um 1548 Johannes Porsius 1592 1636 Pfarrer 8 Im Pestjahr 1635 zerstorten die Schweden die Kirche bis auf die Grundmauern Ein weiteres Mal brannte das Schiff 1646 aus 9 Das abgangige und zu kleine mittelalterliche Schiff wurde um 1700 abgetragen 10 Vermutlich fanden eine Sanierung des Turms und eine Aufstockung im Jahr 1761 statt worauf eine Inschrift an einem Balken hinweist 9 Unter Leitung des Baumeisters Georg Veit Koch wurde an der Westseite ein neues Schiff angebaut und nach vier Jahren Bauzeit 1776 eingeweiht 7 Nach 1850 wurde ein schmaler Streifen im Osten des Schiffs durch eine Zwischenwand in Fachwerkbauweise abgetrennt um Raum fur eine Sakristei und zwei Patronatslogen zu schaffen 11 Architektur Bearbeiten nbsp Kirche von SudwestenDie annahernd geostete Kirche am nordlichen Dorfrand steht in einem ummauerten Friedhof erhoht auf einer Basaltkuppe Altester Teil ist an der Ostseite der romanische Turmschaft aus dem Anfang des 13 Jahrhunderts der zu den altesten im Landkreis Giessen zahlt 5 Vier massiv gemauerte Dreiecksgiebel sind mit spatgotischen Masswerkfenstern versehen und leiten in einen achtseitigen Spitzhelm uber 7 Der leicht konkav geschweifte verschindelte Helm wird von einem Turmknopf und einem schlichten Kreuz mit Wetterhahn bekront Die kleinen spitzbogigen gestuften Turmfenster mit geteiltem Masswerk und Nonnenkopf im Untergeschoss stammen aus gotischer Zeit Uber ihnen sind an den drei freien Seiten kleine rechteckige Fenster eingelassen Ein Gesims unterteilt die beiden Turmgeschosse Das Obergeschoss hat an der Ost und Sudseite je ein sehr kleines rechteckiges Fenster In den langrechteckigen Saalbau mit hohem verschindeltem Walmdach ist der Turm hineingezogen Der massiv gemauerte verputzte Bau wird durch zehn hohe Fenster mit flachen Stichbogen belichtet An den drei freistehenden Seiten sind mittig Portale mit Sandsteinumfassung angebracht daruber je ein kleines Fenster das in halber Hohe ansetzt Das Nordportal und das Fenster uber dem Westportal sind zugemauert Die Mauergliederungen und die Gewande der Fenster und Portale sind aus rotem Sandstein nur die Fenster an der westlichen Giebelseite haben Umrahmungen aus graugelbem Sandstein 12 Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick nach Osten nbsp Blick nach WestenDer kleine Chorraum 2 85 2 65 Meter ist kreuzgewolbt Die gekehlten Rippen ohne Konsolen enden in einem Schlussstein mit einem Schild der mit einem Lamm belegt ist das ein Kleeblatt im Maul tragt 7 An der Ostseite ist eine alte Piscina erhalten in der Nordmauer eine schlichte Sakramentsnische Der rundbogige Triumphbogen an der Sudseite an den sich das alte Schiff anschloss ist seit 1776 vermauert Eine spitzbogige Tur wurde aus der Zeit des Vorgangerbaus ubernommen Im ersten Turmgeschoss ist die alte noch intakte Turmuhr erhalten 13 Der Innenraum des Schiffs wird von einer flachen Decke abgeschlossen Die Kirche ist entsprechend reformierter Tradition schlicht ausgestattet und bietet rund 500 Besuchern Platz Die dreiseitig umlaufende Empore aus der Erbauungszeit ruht auf runden Holzpfosten und dient an der Westseite der Aufstellung der Orgel Mittig in der sekundar eingezogenen Ostwand die durch gotisierende Nischen durchbrochen ist ist die glockenformige Kanzel eingelassen Davor steht ebenfalls auf der Mittelachse der Altar Zwei holzerne Treppen fuhren zum Turm hinauf die eine wendelmassig in schlichter Bauweise die andere aus jungerer Zeit in der Art einer stabilen Leiter 14 Erhalten ist das romanische Taufbecken aus Lungstein mit Hufeisenfries Es ist 0 72 Meter hoch und weist oben einen Durchmesser von 1 26 Meter auf 15 Orgel Bearbeiten nbsp Orgel von 1905Eine erste Orgel wurde 1743 von Johann Kaspar Grimm gebaut die Johann Georg Forster 1877 reparierte Im Jahr 1905 wurde die Firma Forster amp Nicolaus mit einem Neubau beauftragt und errichtete das Werk im selben Jahr Heinrich Walbe verglich den Neubau im gleichen Jahr und bemangelte dass das neue Gehause eine akademisch steife Architektur zeige bei dem alle Pfeifen fast den gleichen Durchmesser und nur zwei oder drei verschiedene Langen haben Er schrieb das neue Gehause hat keinerlei Beziehung zum Raum zur Decke die es mit der Spitze des Kreuzes fast beruhrt 16 Der Prospekt wird durch doppelte Pilaster in drei rundbogige Pfeifenfelder gegliedert und der uberhohte Mittelturm durch einen holzernen Aufsatz hervorgehoben Das Instrument verfugt uber 13 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Die Disposition lautet wie folgt 17 I Manual C f3Prinzipal 8 Hohlflote 8 Bordun 8 Oktave 4 Rohrflote 4 Octave 2 Mixtur III 2 2 3 II Manual C f3Gedackt 8 Prinzipal 4 Flote 2 Pedal C d1Subbass 16 Oktave 8 Oktave 4 Koppeln II I I P II PGlocken Bearbeiten nbsp DreiergelautDer Turm beherbergt ein Dreiergelaut Die mittelalterliche Glocke aus Eisen ist ohne Inschriften und Verzierungen und hing ursprunglich wohl ein Stockwerk tiefer Die Bach Glocke wurde anlasslich des Kirchenneubaus gegossen Eine 1902 gegossene Rincker Glocke musste 1917 an die Rustungsindustrie abgeliefert werden und wurde 1921 von derselben Firma ersetzt 15 Im Zweiten Weltkrieg wurden die Glocken von 1778 und 1921 konfisziert entgingen aber dem Einschmelzen und gelangten 1947 von Hamburg wieder nach Rodheim zuruck 18 Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Schlagton Inschrift 1 mittelalterlich 8902 1778 Johann Philipp Bach Hungen 780 IN GOTTES NAHMEN FLOSS ICH JOHANN PHILIPP BACH VON HUNGEN GOSS MICH ANNO 1778 der Erzengel Michael als Drachtentoter im Halbrelief und zwei Engelskopfe 3 1921 Gebr Rincker Sinn 610 Lutherglocke gegossen im Erinnerungsjahr des Wormser Reichstags Eine feste Burg ist unser Gott Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 774 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Souveranitatslande und der acquirierten Gebiete Darmstadts Hassia sacra 8 Selbstverlag Darmstadt 1935 S 340 f Heinz Gregor Gemeinde Rodheim Horloff Hrsg Festbuch zur 1150 Jahrfeier der Gemeinde Rodheim Horloff 19 Juni bis 21 Juni 1954 I Lutz Hungen 1954 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I Hungen Laubach Lich Reiskirchen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2177 0 S 167 f Wolfgang Momberger Festausschuss 1200 Jahre Rodheim Horloff Hrsg 1200 Jahre Rodheim Rodheim an der Horloff 804 2004 Festschrift Giessen Druck 2004 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 3 Sudlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1933 S 353 356 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 156 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Rodheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz auf giessenerland evangelisch de Rodheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 5 November 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 168 a b Rodheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 5 November 2013 Erwin Knauss Zwischen Kirche und Pforte 775 1975 1200 Jahre Wieseck Universitats Stadt Giessen Giessen Wieseck 1975 S 62 Momberger 1200 Jahre Rodheim 2004 S 45 a b Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 156 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 32 a b c d Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen 2008 S 167 Wilhelm Diehl Reformationsbuch der evangelischen Pfarreien des Grossherzogtums Hessen Hessische Volksbucher Bd 31 36 Selbstverlag Friedberg 1917 S 134 a b Momberger 1200 Jahre Rodheim 2004 S 141 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 340 geht noch von 1775 als Jahr des Abrisses aus Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 157 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 355 Momberger 1200 Jahre Rodheim 2004 S 145 Momberger 1200 Jahre Rodheim 2004 S 143 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 356 Heinrich Walbe Provinz Oberhessen In Grossherzogliches Ministerium des Innern Hg Jahresbericht der Denkmalpflege im Grossherzogtum Hessen 1902 1907 Bd 1 Staatsverlag Darmstadt 1910 S 111 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 2 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 2 M Z Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1331 5 S 819 f Momberger 1200 Jahre Rodheim 2004 S 151 Kirchen in Hungen Evangelische Kirche Bellersheim Evangelische Stadtkirche Hungen St Andreas Hungen Evangelische Kirche Langd Evangelisch reformierte Kirche Nonnenroth Evangelische Kirche Obbornhofen Evangelische Kirche Rodheim Hungen Katharinenkapelle Steinheim Hungen Evangelische Kirche Trais Horloff St Thomas Trais Horloff Evangelische Kirche Villingen Hungen 50 451281 8 944475 Koordinaten 50 27 4 6 N 8 56 40 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Rodheim Hungen amp oldid 237601069