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Die evangelische Pfarrkirche ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude in Bobenhausen II einem Ortsteil von Ulrichstein im Vogelsbergkreis Hessen Die einschiffige Saalkirche von 1765 im Stil des Rokoko hat einen spatromanischen Westturm aus der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts mit wehrhaftem Charakter Kirche von NordenEvangelische Pfarrkirche von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Innenausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie mittelalterliche Kirche wurde erstmals im 12 Jahrhundert erwahnt Sie war dem heiligen Gangolf geweiht und Mutterkirche eines Kirchspiels mit den Filialen Hockersdorf Kolzenhain Altenhain Ober Seibertenrod Wohnfeld Feldkrucken und Sellnrod 1 Eine Abbildung aus dem Jahr 1591 von Wilhelm Dilich zeigt sie mit einem kreuzformigen Grundriss Mit Einfuhrung der Reformation wechselte die Kirchengemeinde zum evangelischen Bekenntnis In der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts erhielt der Westturm seinen heutigen Spitzhelm 2 In der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts verfiel die Kirche zusehends und galt als ohnstrittig eine mit den baufalligsten in hiessigem Oberfurstenthum 3 Nach einem Brand bis auf die Grundmauern im Jahr 1760 wurde der Abriss der Kirche erforderlich Als von 1762 bis 1765 unter der Leitung von Landbaumeister Lorenz Friedrich Muller das Kirchenschiff neu gebaut wurde blieb der Kirchturm erhalten 4 Im Rahmen des Kirchenneubaus erhielt der alte Turm 1763 ein neues Portal Im Jahr 1907 wurden das Walmdach und die Kirchendecke unter Leitung des Friedberger Architekten Freundlieb erneuert und erfolgte eine neue Innenbemalung 5 Die Kirchengemeinde erstreckt sich heute uber die funf Ortschaften Bobenhausen Hockersdorf Kolzenhain Ober Seibertenrod und Wohnfeld die teils uber eigene Kirchen verfugen Sie gehort zum Evangelischen Dekanat Budinger Land in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 6 Architektur Bearbeiten nbsp Sudportal mit hessischem WappenDie geostete Kirche ist am nordlichen Ortsrand erhoht errichtet Sie ist weiss verputzt nur die Gewande und Eckgliederung aus rotem Sandstein sind ausgespart Das Gotteshaus besteht aus zwei Baukorpern dem mittelalterlichen Turm und dem Kirchenschiff aus den 1760er Jahren Entsprechend der fuhrenden Rolle der Kirche im Kirchspiel wurde eine grosse und reprasentative Kirche errichtet 7 Der ungegliederte gedrungene Kirchturm mit Eckquaderung aus Lungstein ist in die Kirche eingebunden Das erste Obergeschoss hat an jeder Seite ein kleines Schlitzfenster Das zweite Obergeschoss hat unter der Traufe kleine spitzbogige Luken Der steile Helmaufbau aus spatgotischer Zeit ist vollstandig verschiefert Dem Spitzhelm sind vier pragende Gauben mit Dreiecksgiebel aufgesetzt Er wird von Turmknauf einem schmiedeeisernen Kreuz und einem vergoldeten Wetterhahn bekront Das Westportal von 1763 ist ahnlich wie das Sudportal gestaltet aber ohne Wappen Neben dem Portal ist der Rest eines Weihwasserbeckens erhalten Die Turmhalle hat ein Tonnengewolbe und dient als Eingangsbereich Sie ist durch eine zweiflugelige Ture mit verglastem Oberteil mit dem Schiff verbunden 2 Der grosse Saalbau auf rechteckigem Grundriss mit abgeschragten Ecken ist durch eine zweigeschossige Fensteranordnung funfachsig gegliedert 8 Die Segmentbogenfenster haben Schlusssteine Portale mit reich profilierten Gewanden an den beiden Langseiten erschliessen das Kirchenschiff Die rechteckigen Portale haben vergrosserte Ecken und Schlusssteine von denen der im Sudportal mit der Jahreszahl 1762 bezeichnet ist Das Sudportal hat zusatzlich einen gesprengten Giebel mit dem Wappen von Hessen Darmstadt das von zwei Lowen gehalten und aussen von zwei geflugelten Engelkopfen flankiert wird 2 Das Schiff wird von einem hohen geschieferten Mansarddach bedeckt dem an jeder Seite zwei kleine Gauben aufgesetzt sind Ein Denkmal fur die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wird aus drei Stelen vor der Sudseite der Kirche gebildet 9 Innenausstattung Bearbeiten nbsp Brustungsbild von Daniel Hisgen 1765 Verkauf Josefs nbsp Innenausstattung Richtung OstenDie Voutendecke mit Mittelspiegel wird durch profilierte Stuckleisten gegliedert Die langsgerichtete Raumaufteilung ist symmetrisch angeordnet Es wurden dreiseitig umlaufende Emporen eingebaut die auf Saulen ruhen An der ostlichen Seite tragt eine freistehende Orgelempore die Kanzel Die Ostempore ruht auf einer Mittelstutze zwischen zwei grossen Stichbogen mit Kampfern Die Kanzel ist von hinten zuganglich Kanzel und Schalldeckel sind mit Ornamenten im Stil des Spatbarock verziert Der polygonale Schalldeckel der mit der Empore verschmilzt wird von Vasen und einer Volutenkrone bekront Davor steht der Blockaltar mit Sandsteinplatte frei im Raum 10 An den Emporenbrustungen sind 48 Olgemalde auf Leinwand von Daniel Hisgen angebracht Sie zeigen vor der Orgel die vier Evangelisten und zwolf Apostel und an den anderen Emporen einen Bilderzyklus mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament von der Erschaffung der Welt bis zur Ausgiessung des Heiligen Geistes Die geschwungenen Wangen des Kirchengestuhls das einen Mittelgang freilasst haben flachgeschnitzten Akanthus und Kartuschen sowie aufgesetzte Kugeln 11 Orgel Bearbeiten nbsp Wegmann Orgel 1775 Die Rokokoorgel baute Philipp Ernst Wegmann 1774 1775 nachdem er seine vertraglichen Vereinbarungen von 1766 und 1771 nicht eingehalten hatte Vier zunachst ausgesparte Register wurden 1778 durch Wegmanns Meistergesellen Johann Gottfried Meynecke erganzt Johann Georg Forster reparierte die Orgel im Jahr 1844 und reinigte die Zungenstimmen die spater entfernt wurden Forster amp Nicolaus Orgelbau renovierten die Orgel 1925 Im Jahr 1961 uberholten Emanuel Kemper amp Sohn aus Lubeck das Instrument und tauschten zwei Register aus Bei einer weiteren Restaurierung von 1979 bis 1982 durch Gerald Woehl wurde der ursprungliche Zustand wieder angenahert In diesem Zuge wurden sechs verlorene Register ersetzt 12 Die Orgel verfugt uber 21 Register und gehort zu den wenigen historischen zweimanualigen Instrumenten in der Orgellandschaft Hessen die weitgehend erhalten sind Der Prospekt ist siebenachsig gegliedert Dem grossen mittleren Rundturm schliessen sich schmale zweigeschossige Flachfelder an Auf zwei mittelgrosse Harfenfelder folgen zwei kleine Rundturme und aussen zwei niedrige Harfenfelder Die Disposition lautet wie folgt 13 I Hauptwerk C d3Principal 8 NBordon 8 Viola di gamba 8 Octava 4 Vocara 4 NDuiflauthe 4 Quint 3 Octava 2 Sexquialter II 1 1 3 Mixtur IV V 1 1 3 Trompete B D 8 N II Positiv C d3Lieblich Gedackt 8 Flaute Traversa ab g 8 Principal 4 Floth 4 Flageolett 2 Vox humana 8 NTremulant N Pedal C g0Subbass 16 Violon 8 Quintbass 6 NPosaunenbass 16 NKoppeln II I I PN 1980 1982 neu gefertigte RegisterLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 116 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 500 501 Dieter Grossmann Hessen Kunstdenkmaler und Museen 6 Auflage Reclam Stuttgart 1987 ISBN 3 15 008466 0 S 548 549 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen Vogelsbergkreis II Teil 2 Schlitz Schotten Ulrichstein Wartenberg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Darmstadt 2016 ISBN 978 3 8062 3055 0 S 1000 1002 Prapublikationsfassung von 2010 PDF Datei 4 15 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Bobenhausen II Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Prasenz im Dekanat Budinger LandEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Diehl Hessen Darmstadtisches Pfarrer und Schulmeisterbuch Hassia sacra 1 Selbstverlag Friedberg 1921 S 435 a b c Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen Vogelsbergkreis II Teil 2 2016 S 1000 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 500 Georg Dehio Bearbeitet von Magnus Backes Hessen In Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Erster Band Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1966 S 88 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 501 Dekanat Budinger Land abgerufen am 7 September 2018 Grossmann Kunstdenkmaler und Museen 1987 S 548 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 116 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen Vogelsbergkreis S 1002 Grossmann Kunstdenkmaler und Museen 1987 S 549 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen Vogelsbergkreis S 1001 Orgel in Bobenhausen abgerufen am 26 Marz 2015 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 1 Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 A K Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 141 143 50 580871 9 137117 Koordinaten 50 34 51 1 N 9 8 13 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Bobenhausen II amp oldid 219610413