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Engelbert Rehling 29 Juni 1906 in Dupe 25 November 1976 in Aachen war ein deutscher katholischer Geistlicher des Missionsordens Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria der 1941 aufgrund seiner kritischen Haltung zum nationalsozialistischen Regime im KZ Dachau inhaftiert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Tatigkeit als Volksmissionar 1934 1941 1 3 Haft in Dachau 1941 1945 1 4 Weitere Tatigkeit als Volksmissionar ab 1945 2 Schriften 3 Literatur 4 FussnotenLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Engelbert Rehling wurde als funftes Kind von Bernhard Franz Rehling und Antonia Rehling geborene Tanklage in Dupe bei Steinfeld Oldenburg geboren Sein Vater betrieb eine Werkstatt fur Landmaschinen Engelbert Rehling wuchs in einer tiefchristlich gepragten Familie auf Von seinen vier lebenden Geschwistern vier weitere verstarben im Kindbett traten zwei seiner Schwestern in die Kongregation der Salzkottener Franziskanerinnen ein Engelbert Rehling entschied sich hingegen fur den Missionsorden der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria OMI Der Orden war 1816 von dem franzosischen Geistlichen Eugen von Mazenod gegrundet und als rein franzosischer Orden konzipiert worden 1880 wurden die meisten franzosischen Orden per Gesetz zu Auflosung oder Emigration gezwungen Ein Teil der franzosischen Oblaten ging in das niederlandische Valkenburg aan de Geul Im dortigen Missionskolleg der Oblaten St Karl wurden auch Deutsche aufgenommen so dass hier der deutsche Zweig des Ordens entstand Engelbert Rehling muss sich recht fruh entschieden haben dem Orden der Oblaten beizutreten denn schon 1921 also mit knapp funfzehn Jahren kam er ins Oblatenjuniorat nach St Karl im niederlandischen Valkenburg wo er bis zur Beendigung seiner Gymnasialstudien im Jahre 1927 blieb Nicht bekannt ist ob Engelbert Rehling diese Entscheidung allein getroffen hat oder ob er von seinen Eltern dazu gedrangt wurde die sonst keine Moglichkeiten sahen ihrem Sohn eine weiterfuhrende Schulbildung und ein Hochschulstudium zu ermoglichen Engelbert Rehling begann sein Noviziat am 30 April 1927 im Kloster Maria Engelport wo er am 1 Mai 1928 die Ersten Gelubde ablegte Es folgte ein theologisches und philosophisches Studium an der Ordenshochschule der Oblaten in Hunfeld bei Fulda wo er am 1 Mai 1931 seine Ewigen Gelubde ablegte Hier fanden nach den Niederen Weihen auch am 24 Dezember 1932 die Weihe zum Diakon und am 9 April 1933 die Weihe zum Priester statt Tatigkeit als Volksmissionar 1934 1941 Bearbeiten Ab 1934 war Pater Engelbert Rehling der als ein sehr kontaktfreudiger Priester und Prediger beschrieben wird als Volksmissionar tatig was ihn im Laufe seiner 43 Priesterjahre durch fast alle westdeutschen Oblatenkloster fuhren sollte Ein Einsatz im Ausland kam aufgrund seiner schwachen Gesundheit nicht in Betracht Pater Rehling schrieb 1972 im Ruckblick uber seine Arbeit als Volksmissionar wahrend der NS Zeit Als glaubiger Christ als Priester und Prediger stand ich von Anfang an im Kampfe und im Widerspruch gegen die Machthaber des Dritten Reiches Kein Wunder dass das auch in der Verkundigung des Wortes Gottes seinen Ausdruck fand Ich hatte mich ja ins Mauseloch verkriechen und mich zu den stummen Fischen zahlen konnen Nie im Leben habe ich meine Natur verleugnet Es war somit nur eine Frage der Zeit bis Pater Rehling in Konflikt mit dem NS Regime geriet Zu einem ersten Konflikt kam es 1935 in Kapellen Erft Hier hielt Pater Rehling in Vertretung fur Pfarrer Kessel am 17 Februar 1935 im Hochamt die Predigt uber das Thema Kann man auf Erden wahrhaft glucklich werden Am folgenden Tag meldete der Ortsgruppenleiter der NSDAP an die Kreisleitung der NSDAP in Neuss Pater Rehling habe in seiner Predigt gesagt Glucklich kann der Mensch auf Erden nicht werden auch nicht durch Kraft durch Freude fragt sie nur die eine solche Tour schon mitmachten Weiterhin soll er gesagt haben Auch den fuhrenden Kopfen der heutigen Regierung braucht ihr keinen Glauben zu schenken man will uns die Zehn Gebote aus dem Herzen reissen sie passen nicht fur die arische Rasse sondern man sagt sie waren fur die Juden bestimmt Auf den Versammlungen werdet ihr diese Redewendung sicher schon oft gehort haben Der Fall ging von der Kreisleitung weiter an die Gauleitung der NSDAP in Dusseldorf die ihn wiederum am 13 Marz mit der Bitte um Kenntnisnahme und Untersuchung der Angelegenheit an die Staatspolizeileitstelle Dusseldorf weiterleitete Diese beauftragte am 17 Marz den Landrat in Moers mit der Untersuchung des Falls der ihn wiederum an den Landrat in Grevenbroich weiterleitete Dieser horte dazu am 2 April zwei Zeugen Beide Zeugen sind aus eigener Veranlassung zu dem Ortsgruppenleiter der NSDAP gekommen und haben den Vorfall gemeldet Sie bestatigten zwar dass Pater Rehling gesagt habe man konne das wahre Gluck nicht durch Kraft durch Freude finden konnten aber zu den Zehn Geboten uber die Rehling gepredigt hatte keine klare Angabe machen Am 7 Mai 1935 wurde Pater Rehling in Grevenbroich vernommen Er sagte aus die beanstandeten Ausserungen seien offenbar von den Kirchenbesuchern falsch verstanden worden Das Wort Regierung habe er nie gebraucht In Bezug auf die zehn Gebote habe er nie von der arischen Rasse gesprochen Zwar stand im Manuskript der Predigt der Satz Aber fur einen echten Deutschen arisch Deutschen passen doch keine Judengesetze Dieser Satz war jedoch durchgestrichen und Pater Rehling bestand darauf zwar einen sinngemass ahnlichen Satz gebraucht das Wort arisch aber nicht verwendet zu haben Er konne in den beanstandeten Ausserungen nichts Unrechtes erblicken insbesondere glaube er sich gegen die gesetzlichen Bestimmungen dadurch nicht vergangen zu haben Das gegen ihn eingeleitete Strafverfahren wegen Beleidigung wurde daraufhin eingestellt Nach einem Aktenvermerk der Staatspolizeileitstelle Dusseldorf vom 3 Oktober 1941 geschah dies weil er die ihm zur Last gelegten Ausserungen bestritt und Zeugen die seine Ausserungen beanstandeten nicht mehr ermittelt werden konnten Viel wahrscheinlicher erscheint dagegen dass der Fall Rehling ganz einfach verschlampt wurde und dies auf diese Weise nachtraglich vertuscht werden sollte Die Ursache hierfur konnte in dem grossen Mangel an geeigneten Fachkraften liegen unter dem die Gestapo in den ersten Jahren zu leiden hatte Zu einem weiteren Konflikt kam es 1937 wegen angeblich kritischer Predigtausserungen wahrend einer Missionswoche vom 16 bis 30 Mai 1937 in Huls bei Krefeld Der Ortsgruppenleiter der NSDAP in Huls hatte seine Schwagerin zu einer Anzeige gedrangt Fast ein ganzes Jahr lang musste Pater Rehling Vorladungen und Verhore uber sich ergehen lassen die die Polizei in Bedburdyck bei Neuss im Auftrag des Sondergerichts Dusseldorf durchfuhrte Der Prozess wegen eines Vergehens nach dem Heimtuckegesetz wurde am 9 Mai 1938 aufgrund des nach dem Anschluss Osterreichs erlassenen Straffreiheitsgesetzes vom 30 April 1938 eingestellt Pater Rehling kam dabei die innen und aussenpolitische Lage zugute Am 13 Juli 1936 hatte das Justizministerium mit Hinblick auf die Olympiade angeordnet Strafverfahren mit religionspolitischem Hintergrund einzustellen Die Anordnung wurde zwar als Reaktion auf die Enzyklika Mit brennender Sorge Papst Pius XI vom 14 Marz 1937 in der er gegen die Behinderung der Kirche in Deutschland durch das NS Regime protestierte am 7 April 1937 wieder aufgehoben aber schon im Juli 1937 wieder in Kraft gesetzt Hitler bereitete sich auf Krieg vor und ging daher grosseren Konflikten mit der katholischen Kirche zunachst aus dem Weg Das Problem sollte in Zukunft gerauscharm gelost werden In den folgenden Jahren hielt Pater Rehling neben Volksmissionen auch religiose Wochen und Einkehrtage ab vor allem fur Soldaten die in den Krieg mussten Erschwert wurde seine Arbeit durch die Auflosung des Aachener Klosters der Oblaten Mitte Juli 1941 im Zuge des Klostersturms 1 Die Gestapobeamten die ohne Vorwarnung eines Tages nachmittags gegen 14 Uhr zum Kloster kamen forderten die Ordensmitglieder auf das Kloster innerhalb von vier Stunden zu raumen Die Oblaten durften nur einige personliche Gegenstande mitnehmen samtliche Lebensmittel wurden beschlagnahmt Die Gestapobeamten durchstoberten auch die Briefe und die geschriebenen Predigten der Geistlichen wobei Pater Rehling nur knapp der Verhaftung entging Ein Beamter fand den Brief eines Soldaten in dem stand Freue dich uber jeden Tag den du noch nicht beim Barras sein brauchst Der Beamte unterstellte ihm dem Soldaten diesen Gedanken eingegeben zu haben Er liess ihn jedoch mit den Worten Eines Tages werde wir Sie doch bekommen frei Das Kloster sollte nach der Vertreibung seiner Bewohner den Obdachlosen des ersten grossen Luftangriffs auf Aachen vom 10 Juli 1941 als Unterkunft zur Verfugung gestellt werden Anfang September 1941 ubernahm Pater Rehling eine Urlaubsvertretung bei Pastor Bernhard Werschmann in Kaldenhausen bei Duisburg Dabei kam es zu einem Zwischenfall mit dem Postboten Lehnhoff der den Pater provozierend mit dem Hitlergruss grusste den dieser jedoch nicht erwiderte Spater schimpfte Lehnhoff im Postgebaude auf die katholische Kirche und ihre Pfaffen die nicht einmal den deutschen Gruss kennen Pater Rehling verbat sich diese Angriffe woraus sich ein Streit zwischen ihm und dem Postboten entwickelte Lehnhoff aber wurde immer heftiger Er kam auf den Uberfall auf Polen zu sprechen und daruber dass sein Junge der bei der SS war gefallen sei Ich erwahnte dass gerade die SS Formation nicht zimperlich in der Kriegfuhrung ware dass sie verschiedene polnische Mitbruder einfach an die Wand gestellt hatte Bei der Bosartigkeit dieses Postboten konnte das nicht gut gehen Nach einigen Tagen wurde nach mir gefahndet Eine Anzeige von Lehnhoff war erfolgt Er war in der Gemeinde als fanatischer Nationalsozialist bekannt Pater Rehling wurde zur Last gelegt er habe offentlich gesagt Die SS Verfugungstruppen sind viel schlimmere Horden als die Bolschewisten Unsere Stukas sind Massenmorder Nach der Aussage Lehnhoffs bei der Gendarmerie hatte Pater Rehling den Streit angefangen und behauptet unsere Stukas das sind keine Kriegsgerate das sind dieser Ausdruck ist mir Lehnhoff entfallen aber er horte sich sehr niedertrachtig an Auch habe Pater Rehling alles in recht bissigem Ton gesagt Der von Lehnhoff als Zeuge angegebene Kuster Michael Erkelenz der nebenbei auch in der Poststelle Kaldenhausen arbeitete beteuerte gegenuber dem Meister der Gendarmerie in Rumeln hoch und heilig dass er von dem allen nichts gehort habe und er weiss auch uberhaupt nichts Daher wurde der Kuster auch gar nicht erst vernommen da von vornherein feststeht dass E Erkelenz nichts aussagen will Am Tag nach dem Zwischenfall reiste Pater Rehling nach Essen ab so dass die Polizei in Kaldenhausen ihn nicht mehr verhaften konnte Die Staatspolizeileitstelle Dusseldorf beauftragte ihre Aussendienststelle Essen mit der Vernehmung Pater Rehlings Diese reichte den Auftrag am 15 Oktober 1941 mit der Bemerkung zuruck Pater Rehling habe Ende September die Vertretung von Vikar Kemper in Wullen in Westfalen ubernommen so dass seine Vernehmung diesseits nicht durchgefuhrt werden konnte In Wullen angekommen teilte Pater Kassiepe Pater Rehling mit dass die Gestapo bereits nach ihm suche und er als Aufenthaltsort Wullen angegeben habe Am 28 Oktober 1941 wurde Pater Rehling gegen 16 Uhr von dem Gestapobeamten Eugen Dehm aus Munster verhaftet Bis 23 Uhr sperrte der Beamte Pater Rehling im 5 Kilometer entfernten Ahaus in dem Spritzenhaus das als Gefangnis diente ein wahrend er nach Stadtlohn fuhr und dort den Vikar Johannes Klumpe verhaftete 2 Die beiden Geistlichen wurden noch in der Nacht in das Polizeigefangnis nach Munster uberfuhrt Auf eine gerichtliche Verhandlung wartete er vergeblich Der von seinen Oberen als Verteidiger bestellte Rechtsanwalt wurde uberhaupt nicht zugelassen da Hitler schon 1935 die Hinzuziehung von Rechtsanwalten in Schutzhaftfallen verboten hatte Wahrend der Haft wurde Pater Rehling mehrmals sowohl bei Tag als auch bei Nacht in den Kellern des Gestapogebaudes in der Gutenbergstrasse 17 in Munster verhort 3 Er wies alle Beschuldigungen zuruck und schwieg weitgehend um niemanden zu belasten Trotz seines Schweigens wurde er nicht gefoltert Weil ich schwieg wurden die Gestapobeamten wutend Ein paar Mal wollten sie handgreiflich werden Das verbat ich mir energisch Sie liessen dann von mir ab Wahrend der Haft kummerte sich die Schwester des Wullener Vikars Klemper um Pater Rehling Sie wusch seine Wasche und benachrichtigte seine Eltern die ihn zweimal im Polizeigefangnis besuchen durften Pater Rehling benutzte die Wasche um Nachrichten aus dem Gefangnis zu schmuggeln was streng verboten war Polizeimeister Brockschneider der die Gefangenen im Rahmen seiner Moglichkeiten unterstutzte bemerkte dies verriet ihn jedoch auf sein Bitten hin nicht an die Gestapo Seine Frau Maria wurde die Mutter aller Priester die in den langen Jahren durch das Polizeigefangnis gingen Mit ihr habe ich bis zu ihrem Tod 1970 in brieflicher Verbindung gestanden erinnert sich Pater Rehling Am 8 November 1941 beantragte die Staatspolizeileitstelle Munster beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin gegen Rehling Schutzhaft bis auf weiteres und Einweisung in ein Konzentrationslager anzuordnen Rehling ist amtsarztlich untersucht er ist lagerhaft und arbeitsfahig Geistliche wurden nur nach Genehmigung des Reichssicherheitshauptamtes in ein Konzentrationslager eingewiesen Am gleichen Tag bat die Staatspolizeileitstelle Munster die in Dusseldorf um Mitteilung was sonst in politischer oder strafrechtlicher Hinsicht uber R dort bekannt ist Fur die Staatspolizeileitstelle war also schon allein der letzte Vorfall in Kaldenhausen Grund genug um Pater Rehling in ein KZ einweisen zu lassen Die Unterlagen wurden am 19 November nach Munster ubersandt mit der Bitte mich uber den weiteren Gang der Sache zu unterrichten da ich beabsichtige um eine Ruckkehr Rehlings in meinen Amtsbereich zu unterbinden gegebenenfalls ein Aufenthaltsverbot gegen ihn herbeizufuhren Am 2 Dezember 1941 wurde die Personalakte Rehling zuruckgesandt mit dem Hinweis man werde die Entscheidung des Reichssicherheitshauptamtes zu gegebener Zeit mitteilen Um den 20 Dezember wurde Pater Rehling mitgeteilt dass man ihn ins KZ Dachau uberstellen werde Der Transport erfolgte in einem Gefangenenwagen der Eisenbahn vom 22 bis zum 26 Dezember von Munster uber Kassel Frankfurt am Main und Nurnberg nach Dachau Haft in Dachau 1941 1945 Bearbeiten nbsp Registrierungskarte von Engelbert Rehling als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager DachauAb 1940 wurden im KZ Dachau alle Geistlichen inhaftiert die im nationalsozialistischen Machtbereich in Schutzhaft genommen worden waren Nach Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und dem papstlichen Nuntius Orsenigo erhielten die Priester die Blocks 26 28 und 30 als Pfarrerblocks zugeteilt die durch einen Zaun von den Blocks der anderen Gefangenen abgeteilt waren Block 26 enthielt eine Kapelle deren Benutzung nur den Geistlichen erlaubt war Ferner waren die Geistlichen von der Arbeit freigestellt und erhielten eine etwas bessere Verpflegung als die anderen Gefangenen Am 15 September 1941 wurden alle polnischen Geistlichen in den Blocks 28 und 30 zusammengefasst Sie verloren ihre Privilegien und durften die Kapelle nicht mehr benutzen Nur der Block der nichtpolnischen Geistlichen blieb eingezaunt Insgesamt waren ca 2 700 Geistliche in Dachau inhaftiert von denen ca 1 000 die Haft nicht uberlebten Die Gesamtzahl der Haftlinge in Dachau schwankte zwischen durchschnittlich 20 000 bis 30 000 Am 26 Dezember 1941 wurde Pater Engelbert Rehling als Haftling Nr 28963 wegen pazifistischer Ausserungen in das KZ Dachau eingeliefert Er hatte den Eindruck er sei direkt in die Holle geraten Er wurde beschimpft und beleidigt kahl geschoren und bekam Haftlingskleidung die ihm viel zu klein und zu eng war Nach vier Monaten haben die Kleider gepasst nachdem ich 50 bis 60 Pfund abgenommen hatte 4 Noch am gleichen Tag wurde Engelbert Rehling Zeuge wie die SS einen judischen Mithaftling zu Tode prugelte In der ersten Nacht starb neben ihm ein anderer inhaftierter Geistlicher ohne dass er es bemerkte Am nachsten Morgen wurde Pater Rehling vom Wachpersonal zusammengeschlagen weil er dies nicht sofort gemeldet hatte In der Regel verbrachten die Neuinhaftierten etwa zwei Wochen in den Zugangsblocks bis sie auf die eigentlichen Wohnblocks verteilt wurden In dieser Zeit mussten die Haftlinge exerzieren uben was Pater Rehling fast das Leben kostete Er meldete sich mit wundgelaufenen Fussen zur Aufnahme ins Revier der Krankenstation Pater Rehling schrieb 1972 Zwei Tage vorher war die Aktion der Invaliden abgeschlossen worden Auch Geistliche die invalide oder arbeitsunfahig waren liefen Gefahr vergast zu werden gemeint ist hier die Aktion 14f13 Die Opfer wurden zur Vergasung in die NS Totungsanstalt im Schloss Hartheim bei Linz transportiert Da die Lagerleitung erklarte die Invaliden wurden in einem anderen Lager besser untergebracht werden gab es zunachst sogar Freiwillige Aber die Haftlinge merkten schon bald was es mit den Invalidentransporten auf sich hatte denn die Kleidung der abtransportierten Haftlinge kam schon nach einigen Tagen wieder zuruck Ausserdem erfuhren die Haftlinge aus Briefen ihrer Angehorigen dass die abtransportierten Haftlinge verstorben waren Nachdem 320 Geistliche durch Vergasung umgebracht worden waren ordnete das Reichssicherheitshauptamt am 18 August 1942 an reichsdeutsche Priester nicht mehr zu vergasen Erst am 27 April 1943 wurde die Vergasung von Invaliden nicht aber von Geisteskranken ganz eingestellt 1942 verschlechterte sich die Versorgungslage im KZ Dachau dramatisch Im Februar gingen die Kartoffeln aus so dass die Verpflegung nur noch aus 250 g Brot am Tag und Steckrubensuppe bestand In seinen Erinnerungen merkt Pater Rehling an Nach der Befreiung sprach ich mit einem Beamten aus der Verwaltung der Stadt Dachau und erfuhr dass nicht 1 5 der uns zustehenden Bekostigung uns erreichte Alles andere wurde verscheuert von der SS und ihren Komplizen in der Lagerfuhrung Ab April 1942 mussten auch die nichtpolnischen Geistlichen Zwangsarbeit verrichten ohne jedoch die fur Zwangsarbeiter ubliche Zusatzmahlzeit zu erhalten So begann im Juni und Juli das grosse Sterben Die Priester hatten taglich mehrere Tote zu beklagen Pater Rehling musste in dieser Zeit bei der Firma Durach in Munchen ausserhalb des KZ Sauerkraut einstampfen Er erklarte sich freiwillig dazu bereit weil es so mehr zu essen gab weil man andere Luft atmen konnte und andere Menschen sah als kahlkopfige Haftlinge und SS mit Pistolen Es gelang ihm der Niederlassung der Oblaten in Munchen eine Nachricht zukommen zu lassen die ihn daraufhin heimlich wahrend seiner Arbeit mit Brot versorgten 5 So konnte Pater Rehling die Zeit der grossen Hungersnot uberstehen Ende Oktober 1942 wurde den Haftlingen erlaubt Lebensmittelpakete zu bekommen Pater Rehlings schwache Gesundheit war ihm schon 1933 in einem arztlichen Gutachten attestiert worden Am 14 Januar 1943 brach im KZ Dachau eine Typhusepidemie aus der ca 1 400 Haftlinge zum Opfer fielen Auch Pater Rehling schwebte mehr als vier Monate lang zwischen Leben und Tod Spater erlitt er einen Herzkollaps und musste alle seine Lebensmittelpakete fur eine Tablette opfern Danach lag er noch dreimal im Revier mit Durchfall und Lungenentzundung Am 1 September 1943 einem Tag den Pater Rehling nie vergessen sollte brach er von einer Diarrho geschwacht beim Morgenappell auf dem Appellplatz bewusstlos zusammen Zwei Haftlinge brachten ihn daraufhin ins Revier wurden dort aber abgewiesen Pater Rehling wurde als Druckeberger bezeichnet und von dem Lageraltesten Kapp ans Eingangstor gestellt Sogar das Austreten wurde ihm verwehrt und als einzigen Rat erhielt er vom Wachpersonal In die Hose du Saupfaff Mehr als elf Stunden lang musste er so aushalten 6 Dies geschah in einem Jahr das Frieling als das fur die Haftlinge relativ beste bezeichnet Wahrend der ganzen Zeit seiner Haft nahm Pater Rehling jede Gelegenheit wahr seine Mithaftlinge so gut es ging seelsorgerisch zu betreuen obwohl dies von der Lagerleitung verboten war Wie vielen anderen Gefangenen half dabei das Vorhandensein einer Kapelle auch ihm die Haft im Lager zu ertragen 1947 schrieb er Ich vergesse nicht den Augenblick als ich am 7 Februar 1942 zum ersten Mal dieses Heiligtum betreten durfte Neben der seelsorgerischen Tatigkeit an den Laienhaftlingen hatte er am 23 Juli 1944 erstmals wieder Gelegenheit selbst die Messe zu feiern Dies war bis zum 16 Marz 1943 dem Lagerkaplan Franz Ohnmacht vorbehalten gewesen Sein Nachfolger Georg Schelling gab verbotenerweise auch den anderen Priestern reihum die Moglichkeit die Messe zu feiern Dies galt auch fur die polnischen Priester denen die Benutzung der Kapelle am 15 September 1941 verboten worden war Auch Laienhaftlinge konnten jetzt die Gottesdienste besuchen Obwohl diese oft durch die SS gestort wurden kam es doch zu keinem wirklich ernsten Zwischenfall Pater Rehling nahm auch an dem regen theologisch intellektuellen Leben der Geistlichen im KZ Dachau teil Dazu gehorten Diskussionsrunden und Vortrage einzelner Priester Die Kapelle diente hierbei als Vortragsort In geordneter Folge wurden in der Kapelle Vortrage gehalten uber die Lage der Kirche in den einzelnen Landern Und in Gegenwart aller in Dachau vertretenen Religionsgemeinschaften horten wir Vortrage uber die Wiedervereinigung im Glauben Auf diese Weise umgingen die Geistlichen das Verbot der Lagerleitung Kurse und Zirkel zu bilden Ein einmaliges Ereignis in der Geschichte des KZ Dachau war die Priesterweihe von Diakon Karl Leisner am 17 Dezember 1944 durch den franzosischen Bischof Gabriel Piguet Karl Leisner hatte sich beim Arbeitsdienst eine Lungenentzundung zugezogen die in Dachau wieder aufbrach Pater Rehling versorgte ihn mit Eiern die ihm seine Eltern schickten Als abzusehen war dass er die Krankheit nicht uberleben wurde war es Karl Leisners letzter Wunsch zum Priester geweiht zu werden Nachdem sowohl der fur Dachau zustandige Kardinal Erzbischof Michael von Faulhaber als auch der fur den aus dem Bistum Munster stammenden Karl Leisner zustandige Bischof Clemens August Graf von Galen ihr Einverstandnis gegeben hatten wurden die notwendigen Insignien durch Ordensfrau Josefa Mack ins Lager geschmuggelt Der schwerkranke Karl Leisner hatte Muhe die Weihezeremonie durchzustehen Um ihn zu schonen war nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmern beim Weiheakt zugelassen Einer von ihnen war Pater Rehling der auch die Weiheurkunde mit unterschrieb Zu ihm sagte Karl Leisner Ohne deine gutige Mithilfe ware ich nicht soweit gekommen Pater Rehling diente Karl Leisner auch bei dessen Primizmesse am 26 Dezember 1944 Dies gab dem zweiten Weihnachtstage 1944 eine ganz besondere Weihe und Bedeutung Karl Leisner starb nach der Befreiung aus Dachau am 12 August 1945 an seiner Krankheit Bereits 1942 hatte die Fuldaer Bischofskonferenz wie in vielen anderen Fallen auch im Fall von Pater Rehling versucht zu intervenieren ohne dabei Erfolg zu haben 1943 reiste Pater Rehlings Vater nach Dachau und versuchte ebenfalls erfolglos ihn freizubekommen Anfang 1945 wurde Bischof Heinrich Wienken wegen der Priester in Dachau beim Reichssicherheitshauptamt vorstellig Der SS Offizier Muller forderte von ihm binnen zwei Stunden eine Liste mit Namen die ihm gerade einfielen Vom 27 Marz bis zum 11 April kam es zu einer Entlassungswelle deutscher und osterreichischer Priester Daher liegt die Vermutung nahe dass Pater Rehling nur deshalb nicht unter den Entlassenen war weil Bischof Wienken der fur ihn als Ordensgeistlicher gar nicht zustandig war mit seinem Fall nicht naher vertraut war Am 25 April 1945 wurde der Befehl zur Evakuierung des Lagers gegeben Der Evakuierungsmarsch begann am Abend des 26 April und fuhrte uber Dachau ins Muhlbachtal Hier wurde am nachsten Tag gerastet Abends ging der Marsch weiter nach Starnberg Nachts um ein Uhr gelang Pater Rehling mit zwei Mithaftlingen die Flucht 7 Weitere Tatigkeit als Volksmissionar ab 1945 Bearbeiten Nach seiner Flucht beim Evakuierungsmarsch aus dem KZ Dachau fand Pater Rehling zunachst im Jesuitenkloster Rottmannshohe Unterkunft Bis 1947 wirkte er dann im Missionskonvikt in Westfalen Noch vor dem Ende ihrer Haft hatten die zwanzig Priester aus dem Bistum Munster die gemeinsam im KZ Dachau inhaftiert waren ausgemacht sich Pfingsten 1946 bei Pfarrer Josef Reukes in Gronau zu treffen Pater Rehling beschrieb es als ein herzliches Wiedersehen An den drei Abenden des Treffens hielt er die Predigt Das Treffen der ehemaligen KZ Priester fand in der Gronauer Gemeinde ein lebhaftes Interesse Gronauer Familien hatten sich bereiterklart jeweils einen Priester fur die Dauer des Treffens als Gast bei sich aufzunehmen Auf der Schlussfeier war das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefullt nicht nur von Katholiken sondern auch von vielen Andersglaubigen Nach dieser kirchlichen Feier trafen sich die zwanzig Priester in der Wohnung von Pfarrer Reukes zu einem Abendessen und einem gemutlichen Beisammensein Am folgenden Tag nach einem schlichten Mittagsmahl das nach Dachauer Art unser ehemaliger Blockaltester Friedrichs selber austeilte fuhr die ganze Gruppe nach Ludinghausen in Westfalen wo ein ahnliches Treffen der Dachauer Priester aus den Diozesen Munster Paderborn und Aachen veranstaltet war Auch nach diesem Treffen hielt Pater Rehling Kontakt zu der Gruppe seiner ehemaligen Mithaftlinge und engagierte sich sehr fur sie Im September 1950 pilgerte er zusammen mit mehr als 200 deutschen KZ Priestern nach Rom Der Postbote Lehnhoff der Pater Rehling 1941 mit seiner Anzeige ins KZ Dachau gebracht hatte wurde nach Kriegsende im Rahmen der Entnazifizierung seines Amtes enthoben Um seine Stellung als Postbote zuruckzubekommen bat er Pater Rehling ihm dabei mit einem Schreiben im Volksmund Persilschein zu helfen Pater Rehling antwortete ihm er habe ihm zwar verziehen er konne jedoch nicht erwarten dass er nach allem was er im KZ Dachau erlitten hatte sich nun auch noch fur ihn einsetze 1947 wurde Pater Rehling Gemeindemissionar in Bingen Rochusberg Ab dem 1 Dezember 1958 war er als Krankenhausgeistlicher im Luisenhospital Aachen tatig 1959 wurde seine Versetzung in das Oblatenkloster Aachen Salvatorberg in dem er auch schon wahrend seiner Zeit als Krankenhausseelsorger gelebt hatte rechtskraftig Hier war er weiter als Volksmissionar tatig Im Gegensatz zu vielen anderen ehemaligen KZ Priestern sprach er auch auf seinen Volksmissionen oft uber seine Erlebnisse im KZ Dachau Pater Rehlings ohnehin schon schwache Gesundheit hatte durch die Haft in Dachau weiter gelitten er litt unter einem Diabetes Im Juni 1974 erlitt er einen schweren Schlaganfall von dem er sich bis zu seinem Tod nicht mehr richtig erholte Am 25 November 1976 starb Pater Rehling in Aachen Er wurde auf dem Oblatenfriedhof im St Nikolauskloster in der Nahe von Bedburdyck bei Neuss beerdigt Schriften BearbeitenWeihnachten in Dachau In Monatsblatter der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria 47 Jahrgang Heft 1 April 1946 S 14 16 Priesterleben und Priesterwirken im KZ Lager Dachau In Monatsblatter der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria 48 Jahrgang Heft 1 Januar 1947 S 7 11 Literatur BearbeitenChristian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 ISBN 3 402 05427 2 S 157 159 P Engelbert Rehling OMI Erwin Gatz Geschichte des Bistums Aachen in Daten 1930 1985 Einhard Verlag Aachen 1986 ISBN 3 920284 19 4 Bernd Hey Zur Geschichte der westfalischen Staatspolizeileitstellen und der Gestapo In Westfalische Forschungen 37 Band 1987 S 58 90 Thomas Klosterkamp Pater Engelbert Rehling OMI Volksmissionar Gefangener im KZ Dachau 1941 1945 1992 in Rom verfasster noch nicht unveroffentlichter Aufsatz fur das schrittweise online erscheinende Dictionnaire Historique Oblat vorgesehen fur Band 3 Generalverwaltung der Oblaten Hg Die Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria Strassburg 1994 Priester unter Hitlers Terror Eine biographische und statistische Erhebung Bearb von Ulrich von Hehl Veroffentlichungen der Kommission fur Zeitgeschichte Reihe A Quellen Band 37 Mainz 1984 P Engelbert Rehling OMI Aachen Salvatorberg In Heinrich Selhorst Hrsg Priesterschicksale im Dritten Reich aus dem Bistum Aachen Einhard Verlag Aachen 1972 S 121 140 Gregor Schlarmann Engelbert Rehling Ein Steinfelder im KZ Dachau In Walter Scherbring Rudi Timphus Red Steinfeld 1187 1987 Vechta 1987 S 602 Reimund Schnabel Die Frommen in der Holle Geistliche in Dachau Roderberg Verlag Frankfurt am Main 1966 Emil Thoma Die Geistlichen in Dachau sowie in anderen Konzentrationslagern und in Gefangnissen herausgegeben und erweitert von Eugen Weiler Band 1 Modling 1971 Fussnoten Bearbeiten Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 S 157 Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 S 109 112 Johannes Klumpe hier S 110 In einer anderen Quelle Heinrich Selhorst Hrsg Priesterschicksale im Dritten Reich aus dem Bistum Aachen Einhard Verlag Aachen 1972 S 127 wird die Anschrift Gutenbergstrasse 41 angegeben Zitiert in Heinrich Selhorst Hrsg Priesterschicksale im Dritten Reich aus dem Bistum Aachen Einhard Verlag Aachen 1972 S 131 Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 S 158 Heinrich Selhorst Hrsg Priesterschicksale im Dritten Reich aus dem Bistum Aachen Einhard Verlag Aachen 1972 S 137 138 Christian Frieling Priester aus dem Bistum Munster im KZ 38 Biographien Aschendorff Munster 1992 S 159 Normdaten Person GND 141780827 lobid OGND AKS VIAF 123919781 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rehling EngelbertKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer Geistlicher politischer Haftling im KZ DachauGEBURTSDATUM 29 Juni 1906GEBURTSORT DupeSTERBEDATUM 25 November 1976STERBEORT Aachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Engelbert Rehling amp oldid 239006443