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Die Akten der Staatspolizeileitstelle Dusseldorf wurden von 1933 bis 1944 von den dortigen Mitarbeitern angelegt und gefuhrt Sie dienten dem Zweck belastendes Material und Beweise uber politisch Oppositionelle Landesverrater Roma Asoziale Homosexuelle und weitere als verdachtig angesehene Personen zu sammeln die sich im raumlichen Zustandigkeitsbereich der Leitstelle aufhielten Die Gestapo bezeichnete das Schriftgut ursprunglich als Personalakten Um Missverstandnisse mit dem gleichnamigen Schriftgut aus dem Bereich der Personalwirtschaft zu vermeiden wird das Quellenmaterial allgemein personenbezogene Akte oder Personenakte genannt Der Bestand stellt mit ca 72 000 Akten den grossten erhaltenen Aktenfundus der Gestapo dar und wird heute im Landesarchiv Nordrhein Westfalen Abteilung Rheinland dem ehemaligen Hauptstaatsarchiv Dusseldorf uberliefert Titelblatt der Personenakte des Hitler Attentaters Georg ElserInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bestand 3 Aktenaufbau 4 Akteneinsicht 5 Literatur 5 1 Bestande und Findbucher 5 2 SekundarliteraturGeschichte BearbeitenDie Staatspolizeileitstelle Dusseldorf war nach der Staatspolizeileitstelle Berlin die zweitgrosste Gestapo Stelle im nationalsozialistischen Deutschen Reich Allein 1941 unterlagen ungefahr 4 15 Millionen Menschen den 349 Mitarbeitern der Dienststelle Nach einem Luftangriff im Sommer 1943 wurde das in der Dusseldorfer Prinz Georg Strasse befindliche Dienstgebaude der Gestapo schwer beschadigt Eine Dezimierung des Aktenbestandes ist zwar angesichts der ausseren Umstande denkbar kann aber nicht mit Sicherheit belegt werden Die Leitstelle sollte anschliessend ins benachbarte Ratingen verlegt und die Gestapo Akten ausgelagert werden Im Oktober 1944 wurde ein Grossteil des Bestandes in ein Fabrikgebaude in Lohne transportiert In einer mehrtagigen Aktion wurden wahrscheinlich viele Akten verbrannt bevor der Rest Anfang 1945 zunachst kurzfristig nach Wuppertal und anschliessend in die Baracken des Konzentrationslagers Wewelsburg Niederhagen gelangte Dort wurde der gesamte Bestand zum Ende des Zweiten Weltkrieges von den US amerikanischen Streitkraften beschlagnahmt Die US amerikanische Besatzungsbehorde ordnete den Fund und nutzte ihn in der Nachkriegszeit vornehmlich zu juristischen Zwecken um Schuldfragen und Wiedergutmachungsfalle zu klaren Nach Aussage der Britischen Militarregierung die die Gestapo Akten von den USA ubernahm waren seit der Beschlagnahmung ein nicht naher definierter Teil des Bestandes vernichtet worden 1950 begannen Verhandlungen um den Verbleib der Akten die nach anderthalb Jahren zugunsten der Bundesrepublik endeten Das britische Land Commissioner s Office ubergab den Bestand im April 1952 an das Hauptstaatsarchiv Dusseldorf Der Bestand wurde im Laufe der Jahre erweitert 2001 erhielt das Landesarchiv Gestapo Personenakten uber hauptsachlich niederlandische Staatsangehorige vom Amsterdamer Rijksinstitut Voor Oorlogsdocumentatie Niederlandisches Institut fur Kriegsdokumentation Das Schriftgut war den Niederlanden 1955 von den Alliierten Besatzungsmachten ubergeben worden 2009 ubergab das Bundesarchiv einige personenbezogene Gestapo Akten aus den Altbestanden verschiedener Institutionen an das Landesarchiv NRW Zu diesen zahlten das Ministerium fur Staatssicherheit die Zentrale Parteikontrollkommission und das Deutsche Zentralarchiv in Potsdam Wie die genannten DDR Institutionen in den Besitz der Dokumente gelangten konnte bislang nicht rekonstruiert werden Bestand Bearbeiten nbsp Deliktblatt aus der Personenakte des Hitler Attentaters Georg ElserDer Bestand ist vollstandig erschlossen und umfasst ca 72 000 uberlieferte personenbezogene Akten der Gestapoleitstelle Dusseldorf mit den Aussenstellen Duisburg Essen Monchengladbach Krefeld Oberhausen Wuppertal sowie der Grenzkommissariate Emmerich Kaldenkirchen und Kleve Der ursprungliche Bestand war 1944 noch grosser wurde aber durch die Kriegseinwirkung und gezielte Aktenvernichtung dezimiert Die Laufzeit umfasst die Jahre von 1926 bis 1944 was an der Ubernahme von Polizeiakten bestimmter Personengruppen Fremdenlegionare Separatisten und Kommunisten aus der Zeit der Weimarer Republik liegt Die auch heute noch gultige Bestandsordnung wurde von der US amerikanischen Militarregierung erarbeitet und anschliessend von der britischen Militarregierung und dem Landesarchiv Dusseldorf ubernommen Die Akten sind durchnummeriert und auf personenbezogenen und alphabetisch geordneten Karteikarten verzeichnet Entgegen archivischen Grundsatzen fand bei der Erschliessung eine Vermengung der Provenienzen statt was jedoch angesichts der grossen Aktenmassen nicht korrigiert wurde Zusatzlich erleichterte diese Ordnung die Recherche in den personenbezogenen Akten Eine Dienstanweisung des Geheimen Staatspolizeiamtes legte eine personenbezogene Fuhrung von Einzelakten fest was in der Praxis jedoch nicht immer eingehalten wurde So sind Sammelakten uberliefert in denen Vorgange mit mehreren involvierten Personen festgehalten sind obwohl das Vergehen in den Akten aller Beteiligten hatte abgelegt werden sollen Die eigentliche Personenakte bestand aus einer Haupt eventuell auch aus einer Nebenakte einer Gestapo Aussendienststelle Aktenaufbau BearbeitenDer Aufbau einer Akte folgt stets demselben Muster Als Deckblatt fungiert ein Personalbogen der alle relevanten Daten und Identifizierungsmerkmale zur erfassten Person wiedergibt Neben der Adresse dem ausgeubten Beruf dem Bildungsgang und dem politischen Werdegang wurden unter anderem auch die Personalien der Eltern sowie deren aktueller Aufenthaltsort festgehalten Weiterhin beinhaltet der Bogen 17 Angaben die eine genaue korperliche Beschreibung des jeweiligen Betroffenen ermoglichen sollten Ausser optisch dominanten Merkmalen wie der Augen und Haarfarbe sind auch besondere Aspekte wie die Haltung oder der Gang mit mehreren Vorgaben vermerkt Allein der Gang bot folgende Moglichkeiten schleppend lebhaft schwankend leicht grazios ruhig und gemachlich hinkend auffallig grosse oder kleine Schritte steifbeinig Zutreffendes galt es zu unterstreichen oder neben der einzelnen Kategorie zu notieren Am Ende des Bogens war Platz fur drei Lichtbilder in der Grosse eines Passfotos gelassen deren Aufnahmedatum und Fotograf ebenfalls angegeben werden mussten In der Regel folgte anschliessend eine Begrundung uber die Anlegung der Akte Grosstenteils waren die erfassten Personen politisch auffallig geworden was sowohl eine aktive kommunistische Tatigkeit als auch eine unbedarfte Ausserung gegen das NS Regime beispielsweise in Form einer Beleidigung der SA bedeuten konnte Im weiteren Verlauf umfasste die Akte schriftliche Informationen uber die Person Hier dominieren Berichte Verhorprotokolle Zeugenaussagen und behordliche Korrespondenz Aber auch Formulare individuelles Schriftgut und Zeitungsformulare sind zu finden Jede Kleinigkeit wurde gesammelt die das Vergehen der Person auch nur annahernd belegte Haufig enden die Akten mit der Einweisung des Betreffenden in ein Konzentrationslager Die signifikante Bedeutung des erhaltenen Bestandes dessen umfangreiche Grosse als einmalig gilt ist vielfaltig In der direkten Nachkriegszeit diente er den Besatzungsmachten als Informationsquelle insbesondere fur Prozesse uber nationalsozialistische Tater und politisch motiviertes Unrecht Darauf aufbauend wurde der Aktenbestand bis in die 1960er Jahre in juristischem Zusammenhang genutzt um zeitgenossische Wiedergutmachungsfalle zu klaren Doch auch in historischer Hinsicht stellt der uberlieferte Bestand eine wertvolle Quellensammlung dar Die Akten geben neben wichtigen Informationen zur NS Geschichte auch Auskunft uber die Geschichte des Widerstandes der zum Ende der nationalsozialistischen Diktatur im Grossraum Dusseldorf erstarkte Aktion Rheinland Edelweisspiraten Auch lassen sich wichtige Anhaltspunkte uber die strukturelle Entwicklung von Organisationen oder die Stimmungslage der Bevolkerung finden Akteneinsicht Bearbeiten nbsp Karteikarten zu den Personenakten der Staatspolizeileitstelle DusseldorfFur eine Nutzung des Archivguts muss ein Antrag auf Sondergenehmigung an das Landesarchiv NRW gerichtet werden weil viele der Akten noch schutzenswerte personenbezogene Daten enthalten und somit nach 7 des Archivgesetzes Nordrhein Westfalen gesperrt sind Akten uber Personen die nachweislich seit mindestens 10 Jahren verstorben sind oder vor uber 100 Jahren geboren wurden sind frei zuganglich Auch fur die wissenschaftliche Nutzung konnen Akten auf Antrag zur Einsicht freigegeben werden Die Recherche erfolgt uber eine in ein Bandrepertorium umgeschriebene und alphabetisch geordnete Personenkartei oder eine deliktbezogene Schlagwortkartei die nachtraglich in den 1960er Jahren von den Mitarbeitern des damaligen Hauptstaatsarchivs Dusseldorf angelegt wurde Auf den Karteikarten sind jeweils Name Geburtsdatum Geburtsort der Person und die Aktennummer vermerkt Die Akten liegen vollstandig als Digitalisate vor und werden nur bei dringlicher Notwendigkeit als Originale herausgegeben Literatur BearbeitenBestande und Findbucher Bearbeiten Die Bestande des Nordrhein Westfalischen Hauptstaatsarchivs Kurzubersicht 3 neubearbeitete und erweiterte Auflage Selbstverlag des Nordrh Westf Hauptstaatsarchivs Dusseldorf 1994 Findbuch im Landesarchiv Dusseldorf RW 58 Findbucher 411 03 1 30 7 Karteien Sekundarliteratur Bearbeiten Das Schriftgut der NSDAP ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbande in der Uberlieferung staatlicher Behorden im Bereich des heutigen Landes Nordrhein Westfalen Teil 1 3 Eingeleitet von Peter Dohms und Klaus Wisotzky bearbeitet von Klaus Wisotzky Selbstverlag des Nordrh Westf Hauptstaatsarchivs Dusseldorf 1981 Das Schriftgut der NSDAP ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbande in der Uberlieferung staatlicher Behorden im Bereich des heutigen Landes Nordrhein Westfalen Teil 4 Bearbeitet von Annelie Buntenbach und Hans Georg Radel Selbstverlag des Nordrh Westf Staatsarchivs Detmold 1983 Peter Dohms Flugschriften in Gestapo Akten Nachweis und Analyse der Flugschriften in den Gestapo Akten des Hauptstaatsarchivs Dusseldorf Mit einem Literaturbericht und einer Quellenubersicht zu Widerstand und Verfolgung im Rhein Ruhr Gebiet 1933 1945 Herausgegeben vom Hauptstaatsarchiv Dusseldorf Respublica Verlag Siegburg 1977 Peter Koblank Elser Akte der Gestapo Dusseldorf Zeitgeschichtlich hochinteressant aber fur die Elser Forschung eher irrelevant Online Edition Mythos Elser 2020 Julia Lederle Gestapo Personenakten in Unbekannte Quellen Massenakten des 20 Jahrhunderts Untersuchungen seriellen Schriftguts aus normierten Verwaltungsverfahren Bd 2 Herausgegeben von Jens Heckl Dusseldorf 2012 Jan Ruckenbiel Soziale Kontrolle im NS Regime Protest Denunziation und Verfolgung Zur Praxis alltaglicher Unterdruckung im Wechselspiel von Bevolkerung und Gestapo Koln 2003 Gisela Vollmer Der Bestand Gestapoleitstelle Dusseldorf im Hauptstaatsarchiv Dusseldorf Zur Erschliessung von Personenakten In Der Archivar Mitteilungsblatt fur deutsches Archivwesen 2 1963 S 287 294 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gestapo Personenakten der Leitstelle Dusseldorf amp oldid 235983107