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Die Christuskirche in Bruhl ist eine 1888 eingeweihte evangelische Kirche Sie gilt als alteste evangelische Kirche zwischen Koln und Bonn Die Diaspora Gemeinde grundete auf dem Zuzug preussischer meist evangelischer Soldaten Beamten und Unternehmer nach den Befreiungskriegen Sie gehort zum Kirchenkreis Koln Sud der Evangelischen Kirche im Rheinland Christuskirche Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 4 Ausstattung 4 1 Orgel 4 2 Glocken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Bauwerk befindet sich nordlich des Schlosses Augustusburg und dort sudlich der Gartenstrasse die in West Ost Richtung verlauft Von ihr zweigt der Mayersweg in sudlicher Richtung ab der zum Haupteingang der Kirche fuhrt Ostlich hiervon entspringt der Palmersdorfer Bach der in den Rhein entwassert Nordostlich des Baches befindet sich das Gemeindeburo der Evangelischen Kirche in Bruhl westlich des Bauwerks eine evangelische Kindertagesstatte Das Bauwerk steht auf einem Grundstuck dass im Westen mit einer Mauer und an den ubrigen Seiten mit einer Hecke eingefriedet ist Geschichte Bearbeiten nbsp Christuskirche mit SchlossparkNach der Reformation fasste auch in Bruhl der Protestantismus Fuss Der Stadtherr Hermann von Wied war am Anfang seiner Herrschaft noch streng katholisch So wurde 1535 Johann Klopreis den man in Munster gefangen hatte an der Westseite des Bruhler Schlosses als protestantischer Martyrer verbrannt 1543 hatte sich die Einstellung des Erzbischofs so geandert dass er das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen liess Er konnte sich aber nicht gegen Kaiser und Papst durchsetzen und der evangelische Schmalkaldische Bund versagte ihm die Unterstutzung So war die Reformation im Rheinland nach der Exkommunikation des Erzbischofs im April 1545 und endgultig 1547 nach dem Schmalkaldischen Krieg gescheitert In der Folgezeit mussten alle Protestanten und auch die Zuwanderer zum katholischen Glauben konvertieren Im Jahr 1812 noch in der Franzosenzeit gab es nach den Pfarrakten nur sechs Evangelische 1834 in der Zeit Preussens 61 Der erste evangelische Gottesdienst wurde 1834 vom Divisionspfarrer als Militargottesdienst fur das in Koblenz und teilweise in Bruhl stationierte Infanterie Regiment von Goeben 2 Rheinisches Nr 28 abgehalten Ab 1836 standen fur den evangelischen Gottesdienst aufgrund einer Kabinettsorder zunachst die Heilig Geist Kapelle im Schloss spater ein grosserer Raum im Nordflugel zur Verfugung Der Gottesdienst fand alle vier Wochen von Divisions oder Kolner Pfarrern statt im Herbst 1842 sogar im Beisein von Friedrich Wilhelm IV Ahnlich wurden auch in Bornheim im dortigen Schloss Gottesdienste abgehalten und eine Gemeindegrundung ins Auge gefasst Nachdem sich in der Zwischenzeit Initiativen zur Bildung einer eigenen Pfarrei und auch ein Presbyterium gebildet hatten wurde mit Genehmigung des Konsistoriums am 14 August 1851 zuerst noch zusammen mit Bornheim der erste Pfarrer und Schlossprediger Erwin Scheden gewahlt Dies gilt als das Grundungsdatum der Gemeinde Zuvor war im Kirchenkreis Mulheim am Rhein das zukunftige Gemeindegebiet abgegrenzt worden Die Gemeinde umfasste die Burgermeistereien Bruhl Rondorf ohne Rodenkirchen Gymnich Liblar Lechenich Erp Friesheim Weilerswist Hurth ohne die BM Efferen und ohne Gleuel und Berrenrath sowie die Rheinschiene von Wesseling bis Hersel insgesamt 108 Evangelische die Bornheimer brachten 75 zusammen Erwahnenswert sind die besonders aktiven ersten Gemeindemitglieder der konigliche Oberberggeschworene Bergmann war der erste von 21 Stimmberechtigten 1837 gewahlte Kirchmeister Gutsbesitzer Friedrich Wilhelm Bendleb vom Weilerhof in Fischenich war Gemeindealtester und Kaufmann Lenz wurde zum Diakon fur die Armenfursorge bestimmt Weitere Prominente waren der Hofgartner Claussen der Oberforster Schirmer der Major Berthold und der Gutsbesitzer Friedrich Giesler der 1833 Schloss und Gut Falkenlust gekauft hatte und nachmals zum reichsten Burger Bruhls wurde alles Zugereiste Offiziell staatlich genehmigt wurden die beiden bis 31 Dezember 1894 pfarramtlich verbundenen Gemeinden am 20 November 1855 seitdem gab es auch den Zuschuss zum Pfarrgehalt als Staatsleistung das im Ubrigen von freiwillig zugesagten jahrlichen Spenden von Gemeindeangehorigen getragen wurde 100 Taler gab der Kolner Zweigverein des Gustav Adolf Werks dazu Der Pfarrer war ausser Schlossprediger noch Militargeistlicher fur die im Schloss stationierten Soldaten und musste auch viermal Gottesdienste in polnischer Sprache in den verschiedensten Garnisonen abhalten Er wohnte im Schloss Fur die kleine Gemeinde reichte zunachst der Raum im Schloss Auch wollte die Gemeinde zuerst eine Schule bauen 1852 26 Kinder und als nach der Renovierung des Schlosses 1 die Kundigung der Pfarrwohnung erfolgte 1862 entstand im Jahr 1863 auf einem Grundstuck das von der Schlossverwaltung erworben wurde ein Schul und ein Pfarrhaus Zu den Kosten von 6000 Talern gab der Konig 1000 als Gnadengeschenk dazu Fur den Kirchbau hatte bereits Friedrich Giesler testamentarisch 2000 Taler bestimmt Richard Frickenhaus 1876 1920 Pfarrer in Bruhl nahm die Gelegenheit war das Grundstuck des ehemaligen Nordgartens von der Domanenverwaltung zu erwerben das 1879 pachtfrei geworden war unter der Bedingung die Bauplane dem Schlossherren vorzulegen Der Baurat Karl Freyse aus Koln Lindenthal veranschlagte die Baukosten vorerst ohne Turm auf 45 000 Goldmark zu denen wieder ein Gnadengeschenk von 8550 Mark und viele andere Vermachtnisse kamen Die Gemeindeangehorigen zeichneten gerne ihre Beitrage zu den Baukosten sodass am 2 September 1886 der Grundstein gelegt und die Gemeinde dann doch den Mut aufbrachte zusatzliche Darlehen fur den Turm aufzunehmen und diesen gleich mitzubauen Am 21 September 1888 wurde die Kirche unter Beteiligung der Koblenzer Kirchenleitung und 22 Pfarrern aus den Nachbargemeinden unter Superintendent Bartelheim aus Koln eingeweiht Der Generalsuperintendent Dr Bauer war ebenfalls anwesend die Festpredigt hielt Pfarrer Richard Frickenhaus 2 Durch das Anwachsen der Bevolkerung in Bruhl und im Umland durch die Industrialisierung insbesondere durch die Braunkohleindustrie und nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuwachs von Aussiedlern aus den meist evangelischen Ostgebieten wurden zunehmend zuerst Gemeindebezirke mit alle 14 Tage abgehaltenen Gottesdiensten in zuvor gebauten Schulen oder in Privathausern gegrundet dann Kirchen gebaut und schliesslich eigene Gemeinden begrundet Diese Entwicklung war 1957 mit der Grundung der Evangelischen Gemeinde Hurth abgeschlossen Zuvor wurde fur Bruhl 1954 nach der Pensionierung von Pfarrer Georg Grosser Ehrenburger seit 1963 der hier 34 Jahre bis zu seinem 70 Geburtstag und mit 42 Dienstjahren gesamt gewirkt hatte eine zweite Pfarrstelle bewilligt Als die Gemeinde auf 12 000 Mitglieder angewachsen war gab es sogar vier Pfarrstellen Heute versorgen drei Geistliche in sechs Kirchen etwa 9 300 Gemeindemitglieder Die Kirche fiel am 4 Marz 1945 um 1 30 Uhr dem letzten der Bomberangriffe zum Opfer nur der Turm blieb schwer aufgerissen stehen Vom Pfarrgarten und Kirche bis zum Schlosspark zahlte man etwa 60 Bombentrichter Am 7 Marz ruckten die Amerikaner in Bruhl ein Auch Pfarr und Gemeindehaus waren getroffen konnten aber bis Ende 1946 wieder aufgebaut werden das Gemeindehaus bis Januar 1950 Gottesdienst wurde wieder im Schloss gehalten und zwar in der Orangerie Nach Trummerbeseitigung wurde am 10 September 1950 der Grundstein fur den Wiederaufbau unter den Altar gelegt Der Bau kostete auch wenn einige Ziegel wiederverwendet wurden nahezu 230 000 DM Die Industrie steuerte 35 000 DM bei ebenso spendeten viele Bruhler auch katholische Geschafte und der Stadtrat und der seit 1949 bestehende Kirchbauverein der monatlich fast 300 DM sammelte Die Plane fur den Neubau gingen auf den Kolner Architekten Gottfried Tucholsky zuruck die erneute Kirchweihe fand am 11 November 1951 durch den Prases Held statt Der Bau steht auf den alten Fundamenten in Kreuzform aber mit schlichterer Form und weniger dicken Wanden mit einfacher Balkendecke und schlichten hohen Rundbogenfenstern nicht zuletzt auf Drangen des Landeskonservators Franz Graf Wolff Metternich Letztlich stimmte das Presbyterium auch zu dass die Reste der neugotischen Sandsteinfiguren des Turmes abgeschlagen wurden In den 1960er Jahren beauftragte sie den Bildhauer Helmuth Uhrig aus Stuttgart mit der Gesamtkonzeption des weiteren Ausbaus Architektur Bearbeiten nbsp Figurengruppe uber dem HaupteingangDas Bauwerk ist eine zweijochige Saalkirche aus Mauerstein der anschliessend weiss verputzt wurde Der Chor hat einen Funfachtelschluss und ist nicht eingezogen Am Ursprungsbau von Freyse waren an jeder Seite des Chors zweifach gestufte Strebepfeiler dazwischen spitzbogige Fenster Nach der Erneuerung befinden sich im oberen Bereich an der Nordwest und Sudwestseite je ein kleines Rundfenster An den Chor schliesst sich das Langhaus mit einem Querschiff an An der Nord und Sudseite des Querschiffs sind an der korrespondierenden Nord und Sudseite je vier grosse Rundbogenfenster die sich annahernd uber die gesamte Fassade erstrecken Vier weitere Fenster befinden sich jeweils im ostlichen Bereich des Langhauses Am Ubergang des Querschiffs zum Langhaus ist an der Sudseite ein kleiner rechteckiger Anbau Dieser entstand erst nach dem Wiederaufbau Ein vergleichbarer Anbau ist auch auf der Nordseite vorhanden in Richtung Chor befindet sich ein dritter Anbau Das ursprungliche Gebaude besass ein am Querschiff eine grosse spitzbogenformige Offnung in die wiederum drei spitzbogenformige Fenster mit einem daruberliegenden Dreipass trugen Im Giebel befanden sich je drei weitere kleinere Offnungen Zwischen dem Querschiff und dem Turm waren zwei weitere spitzbogenformige Fenster mit Masswerk sowie je ein Strebepfeiler Schiff und Chor trugen damals hingegen bereits ein schlichtes Satteldach das nach Westen hin abgewalmt ist Der Turm hat einen quadratischen Grundriss und ist gegenuber dem Schiff stark eingezogen er wird durch einen Anbau an der Nordseite erganzt An der Westseite ist ein grosses hochrechteckiges Portal daruber in einem Bogenfeld die vier Evangelisten die aus rotem Sandstein gearbeitet wurden Der Turm wird durch Strebepfeiler gegliedert Im mittleren Geschoss befindet sich an der Westseite ein grosses Ochsenauge mit einer Abbildung von Jesus Christus daruber zwei Rundbogenfenster mit einer Turmuhr Oberhalb eines Gesims erhebt sich das Glockengeschoss An jeder Seite befindet sich mittig eine rundbogenformige Klangarkade die von seitlichen ebenfalls rundbogenformigen Blenden begleitet werden Diese waren am Ursprungsbau nicht vorhanden Stattdessen war er mit Eckfialen verziert und besass vier Zwerchgiebel die durch Strebebogen mit den Fialen verbunden waren Oberhalb erstreckt sich der achtfach geknickte Turmhelm der mit Turmkugel und Kreuz abschliesst Ausstattung Bearbeiten nbsp Kirchenfenster der Glasmalerei Schneiders und SchmolzDie Mensa ist schlicht und quaderformig An der Wand befinden sich drei uberlebensgrosse Figuren Jesus Christus sowie an seiner Seite die Propheten Mose und Elija Die Kirchenfenster wurden von der Koln Lindenthaler Glasmalerei Schneiders und Schmolz angefertigt 3 und zeigen Szenen aus der Bibel In der Seitenkapelle befindet sich seit Dezember 2013 die Installation fur dich streiten die Cherubim des ehemaligen Pfarrers Holger Evang Lorenz Es besteht aus Dukatengold auf Holz ist 1 3 m hoch und 1 1 m breit und stammt aus dem Jahr 2010 Es zeigt drei Engelsymbole Gabriels Lilie oder Lilienstengel als Symbol fur eine reine Liebe Michaels Feuerflamme als Symbol fur sein Flammenschwert und die unendliche Spirale als Symbol fur die unvorstellbare Ewigkeit 4 Orgel Bearbeiten Im ursprunglichen Bauwerk stand zunachst eine kleine Orgel von der Firma Walcker mit 9 Registern die nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Peter Orgel und 1980 durch eine Orgel der Firma Weimbs Orgelbau mit drei Manuale das erste als Koppelmanual und 26 Registern ersetzt wurde Sie steht auf einer Empore die mit einem Relief verziert ist das an Pfingsten erinnert Die Empore im Norden schmuckt ein Relief des Osterfestes die an der Sudseite Weihnachten Das Instrument wurde 2020 grundgereinigt neu gestimmt und mit einer zusatzlichen Registrier und Setzeranlage ausgestattet Ihre Disposition lautet wie folgt 5 II Manual1 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Hohlflote 8 4 Oktave 4 5 Gedeckt 4 6 Quinte 22 3 7 Superoktave 2 8 Mixtur 4f 11 3 9 Cornett 3f 22 3 10 Trompete 8 III Manual11 Gedecktflote 8 12 Salicional 8 13 Vox coelestis 8 14 Prinzipal 4 15 Rohrflote 4 16 Sesquialter 2f 22 3 17 Oktavin 2 18 Quinte 11 3 19 Scharff 4f 1 20 Hautbois 8 Pedal21 Subbass 16 22 Principal 8 23 Gedecktbass 8 24 Choralbass 4 25 Bombarde 16 26 Posaune 8 Koppeln III P II P Spielhilfen Tremulanten HW SWGlocken Bearbeiten Im Turm hingen ursprunglich drei Glocken aus Bronze die in der Glocken und Kunstgiesserei Rincker gegossen wurden Die grosste Glocke war eine Stiftung der Witwe Giesler Diese und die mittlere Glocke gingen im Zuge einer Metallspende des deutschen Volkes im Ersten Weltkrieg verloren Die kleinste Glocke kam in die Friedenskirche nach Liblar Literatur BearbeitenGeorg Grosser Evangelisches Gemeindeleben im Kolner Land Verlag der Lowe Koln 1958 S 9 ff Helmut Fussbroich u a Evangelische Kirchen in Koln und Umgebung J P Bachem Koln 2007 ISBN 3 7616 1944 8 Wilfried Hansmann Die Bau und Kunstdenkmaler des Erftkreises Stadt Bruhl Die Bau und Kunstdenkmaler von Nordrhein Westfalen I Rheinland Band 7 3 Hrsg vom Kultusminister des Landes Nordrhein Westfalen in Verbindung mit dem Landschaftsverband Rheinland Gebr Mann Verlag Berlin 1977 ISBN 3 7861 3000 0 S 13 sowie die Tafeln 84 und 85 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christuskirche Bruhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde Christuskirche bruehl deEinzelnachweise Bearbeiten Stadtgeschichte 1844 Memento vom 1 Februar 2014 im Internet Archive Bruhler Monatschronik September Bernhard Munch berichtet aus dem Archiv von Jakob Sonntag Vor 135 Jahren Christuskirche feierlich geweiht in Bruhler Kultur Verlag e V Hrsg Bruhler Bilderbogen 38 Jahrgang Ausgabe 391 September 2023 S 12 Kunst Glasmalerei Schneiders amp Schmolz G m b H Koeln Lindenthal Verzeichnis einer Anzahl bereits ausgefuhrter Glasmalereien nebst einigen Abbildungen Koln 1902 S 9 Christuskirche Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Bruhl abgerufen am 10 April 2023 Orgeln Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Bruhl abgerufen am 10 April 2023 50 829845 6 90748 Koordinaten 50 49 47 4 N 6 54 26 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christuskirche Bruhl amp oldid 237838548