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Dieser Artikel handelt von der romischen Siedlung Zum Titularbistum Simitthu siehe Titularbistum Simitthu 36 4919 8 57619 Koordinaten 36 29 30 8 N 8 34 34 3 OSimitthu Simitthu auch Simithu oder Simitthus das heutige Chimtou oder Chemtou im nordwestlichen Tunesien war in der Antike eine Stadt in der Provinz Africa proconsularis Die Besiedlungsgeschichte reicht mindestens vom 4 5 Jahrhundert v Chr bis in das 9 10 Jahrhundert n Chr Vor allem bekannt war der Ort jedoch fur seine Steinbruche in denen der gelbe marmor numidicum oder giallo antico abgebaut wurde einer der am meisten geschatzten Marmore des Romischen Reiches Inhaltsverzeichnis 1 Lokalisation und Geologie 2 Besiedlungsgeschichte 2 1 Punisch numidische Siedlung 2 2 Romische Stadt 3 Monumente 3 1 Numidisches Hohenmonument 3 2 Felsreliefs 3 3 Medjerda Brucke 3 4 Turbinenmuhle 3 5 Arbeitslager 3 6 Zisternen und Aquadukte 4 Forschungsgeschichte 4 1 Franzosische Forschung des 19 Jahrhunderts 4 2 Deutsch tunesische Kooperation 4 3 Museum in Chimtou 4 4 Neue Arbeiten 5 Sonstiges 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLokalisation und Geologie Bearbeiten nbsp Djebel Chemtou Tempelberg nbsp Marmor numidicumChimtou befindet sich im aussersten Nordwesten Tunesiens etwa 23 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Jendouba Es liegt am Mittellauf des Oued Medjerda rom Bagradas des grossten immer wasserfuhrenden Flusses des Landes Die obere Medjerda Ebene ist bis heute das landwirtschaftlich ertragreichste Gebiet Tunesiens Das regelmassig geschnittene Flusstal wird im Westen und Norden von hohen bewaldeten Bergen im Suden von flacheren Hohenrucken begrenzt 1 Der Djebel Chemtou arab Djebel Jebel Berg Gebirge ein uber zwei Kilometer langer Felsrucken setzt sich weniger als 15 Kilometer von Westrand des Tales entfernt vom nordlichen Randgebirge ab Es handelt sich dabei um ein vielfaltig zerkluftetes Kalksteinmassiv das an der Oberflache von Eisenoxiden rot verfarbt ist Seine sudwestliche Spitze schiebt sich unmittelbar an die hohen Steilwande des Oued Medjerda Der flach auslaufende Sporn des Felsruckens bildet unmittelbar an der Furt ein vor Hochwasser geschutztes Plateau Er ist 400 Meter breit uberragt an seinem hochsten Punkt die Flussebene um 85 Meter und beherrscht als vorgeruckte Landmarke das obere Medjerda Tal 2 Der Djebel Chemtou besteht auf einer Lange von uber einem Kilometer aus dem Kalkstein der in der Antike als gelber numidischer Marmor bekannt werden sollte Er wurde schon in vorromischer Zeit entdeckt und abgebaut Viele Bruchzonen sind in steilen Korridoren in den Felsrucken getrieben und bilden in ihrer Gesamtheit die grossten antiken Marmorbruche Nordafrikas Der Marmor kommt in allen Varianten von Gelb Rosa und Rot vor und ist durch seine Adern geschichtete Sinterbander und bewegte Brecciengliederung gekennzeichnet In der Farbskala antiker Prunkgesteine ist er ohne Vergleich und daher auch unter dem Namen marmor numidicum bekannt Im diokletianischen Preisedikt aus dem ausgehenden 3 Jahrhundert n Chr rangiert der giallo antico unter den 18 aufgefuhrten Sorten mit 200 Denaren pro Kubikfuss ein Wurfel von 29 42 Zentimeter Seitenlange an dritter Stelle 3 Das Marmormassiv ist dreifach gestaffelt Die ostliche Kuppe wird als Tempelberg die mittlere als Gelber Berg und die westliche als Stadtberg bezeichnet Am Tempelberg wurde im 2 Jahrhundert v Chr zum ersten Mal Marmor als Baumaterial entdeckt am Gelben Berg vollzog sich spater die grosste Bruchtatigkeit 4 Die numidisch punische Siedlung befand sich auf dem Stadtberg Die Ausmasse der Siedlung sind bis heute unbekannt Die spatere romische Colonia Iulia Augusta Numidica Simitthensium breitete sich spangenformig um den Westsporn des Berges aus 5 Besiedlungsgeschichte Bearbeiten nbsp Numidische Grabbauten unter romischem Forum nbsp Simitthus im antiken TunesienChimtou ist zwar vor allem fur den Marmorabbau in romischer Zeit bekannt die Region war jedoch bereits ab prahistorischer Zeit kontinuierlich besiedelt und zog ihren Reichtum aus der grossen landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit des Medjerda Tals Bereits in vorromischer Zeit herrschte ein reger Rohstoffabbau So wurden in Ain el Ksair schwarzer Marmor und Kalkstein bei der nahegelegenen byzantinischen Siedlung Bordj Hallel gruner Kalkstein und in Thuburnica gelber Sandstein abgebaut Punisch numidische Siedlung Bearbeiten Die numidische Siedlung mit Strassen Kanalen und Wohnbereichen wurde in den 1980er Jahren im Bereich des romischen Forums entdeckt Sie lag an der Kreuzung zweier wichtiger Strassen von Karthago nach Hippo Regius und von Thabarca nach Sicca Veneria und einem Flussubergang und bestand vom fruhen 2 Jahrhundert v Chr bis in das 1 Jahrhundert n Chr Sie war punisch beeinflusst was sich unter anderem an der Bauweise und dem verwendeten Masssystem ablesen lasst Zu ihr gehort eine unter dem romischen Forum erhaltene vorromische Nekropole aus dem 4 bis 1 Jahrhundert v Chr mit monumentalen Grabbauten die zum Teil rekonstruiert wurden Bereits seit ihrer Entstehungszeit bestanden weitreichende Handelskontakte in den Mittelmeerraum und es wurde von hier aus systematisch der giallo antico gewonnen Romische Stadt Bearbeiten Die Stadt wurde zu Beginn der Kaiserzeit Municipium und um 27 v Chr Colonia mit dem Namen Colonia Iulia Augusta Numidica Simithu Im 1 Jahrhundert v Chr begann unter Augustus dem neuen Besitzer der Steinbruche der Gesteinsabbau in grossem Stil Marmor numidicum war in der romischen Oberschicht als Luxusartikel gefragt und hatte auch als giallo antico spater bei den Italienern einen hervorragenden Ruf Er war fur kaiserliche Prunkbauten begehrt und wurde nach Rom verfrachtet Die Wohnstadt entwickelte sich parallel mit dem Aufbluhen der Steinbruche 5 Simitthus prosperierte in der Hohen Kaiserzeit und erreichte seine Blutezeit unter den Severern In dieser Zeit erfolgt eine Umgestaltung und Monumentalisierung wie sie auch in anderen nordafrikanischen Stadten zu beobachten ist Es folgte eine spatantike Phase die uber die vandalische und byzantinische Zeit ins fruhe Mittelalter uberleitet Die Aufgabe der offentlichen Funktion des Areals erfolgt spatestens im 7 Jahrhundert n Chr Das Erloschen stadtischen Lebens im 7 Jahrhundert n Chr ist auch in anderen Siedlungen der Provinz zu beobachten Die jungsten grossflachigen Siedlungsstrukturen sind fruharabisch und stammen aus aghlabischer und fatimidischer Zeit also dem 9 und 10 Jahrhundert n Chr Monumente BearbeitenDie Zeugnisse der langen Siedlungsgeschichte Chimtous sind auf den Felsrucken bzw an ihren Sud West und Nordhangen teilweise erhalten geblieben In Simitthus gab es all jene Gebaude die regelhaft in romischen Stadten zu finden sind Ein Amphitheater ein Buhnentheater ein Forum mit Forumsbasilika und Fontane eine dreischiffige Markthalle ein Nymphaum zumindest drei Thermenkomplexe Stadtbader mehrere Ehrenbogen mindestens funf fruhchristlich byzantinische Kirchenbauten und ein als Kaiserkultbau interpretiertes Gebaude im Nordwesten der Stadt bei dem es sich hochstwahrscheinlich um einen sogenannten italischen Podiumtempel oder temple italique handelt Ausserdem befanden sich am Djebel Bou Rfifa zwei weitere romische Heiligtumer die Tempelbezirke der Dii Mauri am Osthang und der Caelestis am Westhang nbsp Romisches Theater nbsp Romisches Forum nbsp Felsrelief der Dii Mauri nbsp Als Kaiserkultbau interpretiertes Gebaude nbsp Romische Basilika im Forumsbereich nbsp Romische ThermenDaruber hinaus verfugte Simitthus aber auch uber einige Bauwerke die aufgrund ihrer Einzigartigkeit im nordafrikanischen Raum besonders hervorstechen Numidisches Hohenmonument Bearbeiten nbsp Rekonstruktion der Fassade des numidischen Hohenheiligtums auf dem Tempelberg Djebel ChimtouAuf dem Gipfel des Tempelbergs Djebel Chimtou befindet sich ein numidisches Hohenheiligtum das dem Numidierkonig Micipsa zugeschrieben wird Dessen Vater Massinissa der seit dem Zweiten Punischen Krieg ein Alliierter Roms war hatte um 152 v Chr die Macht uber das obere Medjerda Tal ergriffen Nach seinem Tod stiftete ihm sein Sohn und Nachfolger Micipsa im spaten 2 Jahrhundert v Chr einen zehn Meter hohen Monumentaltar auf der hochsten Stelle des Berges Der anstehende Marmor diente als Baumaterial was gleichzeitig die Entdeckung des marmor numidicum bedeutete Der Grundriss des Hohenheiligtums ist ein Rechteck von etwa zwolf auf funfeinhalb Meter Lange und Breite Es war auf dem planierten Felsgrund errichtet dessen Spalten und Unebenheiten mit Quadersetzungen geschlossen waren Der Baukorper bestand aus massiven mit Dubeln verbundenen Marmorquadern und hatte keinen Innenraum Nur wenige Blocke der Fundamentsetzung sind in situ erhalten geblieben 6 Das Monument bestand aus einem hohen Unterbau der genau nach Osten zur aufgehenden Sonne orientiert war An dessen ostlicher Langseite war eine Scheintur angebracht zu der ein dreistufiger Sockel fuhrte Auf dem Unterbau befand sich ein zweites Geschoss das als dorischer Saulenpavillon gestaltet war Der Bau war mit reichen Dekorationen versehen unter anderem umzog ihn ein Trophaenrelief Die Fragmente der Baudekoration gehoren zu den wertvollsten Beispielen der nur ausserst selten erhaltenen numidischen Konigsarchitektur und konnen heute im Museum von Chimtou an der Rekonstruktion des Hohenheiligtums besichtigt werden In romischer Zeit wurde das Hohenheiligtum als dem Gott Saturn geweihter Tempel weiterbenutzt Es erfuhr im spaten 2 Jahrhundert n Chr eine Erweiterung durch diverse Anbauten und wurde im 4 Jahrhundert n Chr schliesslich durch eine kleine dreischiffige Kirche ersetzt wobei die Quader und Architekturteile des zerstorten Heiligtums verwendet wurden 7 Felsreliefs Bearbeiten nbsp Saturnreliefs am Tempelberg Djebel ChimtouEnde der 1960er Jahre wurde am Tempelberg die grosste bekannte Serie romischer Felsreliefs in Nordafrika entdeckt Insgesamt sind es etwa 200 Stuck Sie sind im Sudwesten Westen und Norden des Tempelberges aus dem Felsen herausgemeisselt stark verwittert und nur bei schrag einfallendem Licht sichtbar Die Reliefs bilden meist dasselbe ab Den Weihenden einen Altar ein Opfertier das wenn erkennbar stets ein Widder ist Der Weihende wird oft auf dem Opfertier reitend und mit den Attributen Rhombus und Kranz dargestellt Obwohl keine Inschriften gefunden wurden weist die Typologie auf den Gott Saturn Ihm geweihte Reliefs bilden in Nordafrika eine der grossten Denkmalerklassen Die Reliefs sind in Gruppen angeordnet und befinden sich nach Moglichkeit auf naturlichen Felsbanken Oft gab es direkt davor eine Nische wo Weihegaben abgelegt werden konnten In einem Fall wurden Scherben von mehreren Gefassen und eine Tonlampe entdeckt 8 Medjerda Brucke Bearbeiten nbsp Romische Brucke uber die MedjerdaDie romische Brucke uber die Medjerda gilt als grosstes Bruckenbauwerk Nordafrikas und hat aus architekturgeschichtlicher und ingenieurbautechnischer Sicht eine herausragende Bedeutung Sie fuhrte die romische Strassenverbindung zwischen Thuburnica und Sicca Veneria uber die Medjerda bei Simitthus Im Schwemmland des stark maandrierenden Flusses machten die schwierigen Grundungsverhaltnisse und die alljahrlich wiederkehrenden Hochwasser den Bau zu einer riskanten Unternehmung Im 1 Jahrhundert n Chr wurde zum ersten Mal der Versuch eines Bruckenbaus unternommen allerdings bestand diese erste Brucke nicht uber das Jahrhundert hinaus 112 n Chr wurde durch Trajan ein Neubau gestiftet wie einer Weihinschrift zu entnehmen ist sie befindet sich heute im Museum Chimtou Zum Bau der Brucke wurde wahrscheinlich der Fluss temporar umgeleitet Eine 30 Meter breite und 1 5 Meter dicke Grundungsplatte aus Holzkasten die mit einem Kalk Mortel Stein Gemisch Caementicium gefullt waren wurde auf das Flussbett gesetzt Ihre Oberseite war mit einem Belag von Steinquadern gesichert Diese Konstruktion wurde aber durch den stark wechselnden Wasserstrom sehr stark beansprucht und wurde deshalb spater verstarkt Die Festigungsmassnahmen konnten die Unterspulung des Plateaus jedoch nicht aufhalten was schliesslich zum Einsturz der Brucke im 4 Jahrhundert fuhrte 9 Seither bilden die Reste des Bauwerks ein beeindruckendes Trummerfeld Die Brucke hatte drei Bogenoffnungen von denen nur eine als Wasserdurchlass diente so dass sie gleichzeitig ein Staudamm war Lediglich der sudlichste Bruckenpfeiler steht noch an seiner ursprunglichen Stelle Als Material fur die Quader wurden grunlicher Kalkstein aus Bordj Helal grauer Marmor Kalkstein aus Ain El Ksir und gelbe Steinblocke unbekannter Herkunft verwendet Turbinenmuhle Bearbeiten Etwa ein Jahrhundert nach Einweihung der Brucke wurde am linken Uferrand eine von Turbinen angetriebenen Getreidemuhle angelegt Sie ist eine von nur zwei in Nordafrika bekannten romischen Turbinenmuhlen die Zweite befindet sich in Testour Es handelte sich um einen rechteckigen Quaderbau im Schutz des hohen Bruckenkopfes Die holzernen Turbinen hatten horizontal gelagerte Schaufelrader drei Muhlsteine waren unmittelbar auf den Turbinenachsen befestigt Die zuvor aus der Antike unbekannte Konstruktion arbeitete raffiniert Wenn der Flusspegel und damit die Stromungsgeschwindigkeit im Sommer zu niedrig war um die Muhlenrader antreiben zu konnen wurde das Wasser zunachst in einem regulierbaren Muhlenteich gestaut Anschliessend wurde es in Muhlengange geleitet die sich wie Dusen stark verengten und darin beschleunigt so dass die Muhle das ganze Jahr uber funktionierte Als in der ersten Halfte des 4 Jahrhunderts n Chr die Brucke einsturzte wurde dabei auch das Muhlengebaude zerstort und der Muhlenteich gesperrt so dass die Anlage nicht mehr funktionsfahig war 9 Arbeitslager Bearbeiten nbsp Marmorsteinbruch nbsp Romisches ArbeitslagerFur den zentral organisierten Marmorabbau war ein Arbeits Wohn und Verwaltungslager notwendig das am Nordrand des Steinbruchgelandes 800 Meter von der romischen Stadt entfernt auf einer Flache von uber 40 000 Quadratmetern angelegt wurde Auf dem riesigen Lagerareal befanden sich Stapelraume Wohnungen Stalle Werkstatten Badehauser Heiligtumer Wasserverteiler und unmittelbar vor der 300 Meter langen Sudmauer ein eigener Friedhof fur die Lagerbewohner die stadtische Nekropole befand sich am Sudhang des Djebel Chemtou Dabei handelte es sich haufig um richterlich zu den Steinbruchen Verurteilte z B nach der Zeitenwende verfolgte Christen darunter auch Frauen Sie wurden in schlichten Steingrabern mit bescheidenen Grabhugeln bestattet Der Lagerbereich war von einer hohen schweren Mauer umgeben an der bisher nur zwei Toreinfahrten gefunden wurden Obwohl das Arbeitslager so hermetisch von der Stadt abgetrennt war zog sie daraus ihren Nutzen Vorsteher der Steinbruche spendeten dem Ort offentliche Gebaude jedoch nicht aus Marmorblocken denn die waren zu teuer und fur den Export bestimmt Das grosste Bauwerk im Lager war eine uber 3000 Quadratmeter grosse Fabrikationsstatte oder Fabrica die vom Lager selbst durch schwere Mauern abgegrenzt wurde Sie war in sechs langgestreckte Werkstattachsen gegliedert die nur einzeln durch sechs verschliessbare Tore betreten werden konnten und nicht untereinander verbunden waren Es wurden hier uber 5000 Steinobjekte unterschiedlichster Art gefunden die von einer regelrechten Massenproduktion zeugen Neben Platten und Blocken aus Marmorrohlingen wurden hier Teller Schminkpaletten Intarsien Morser Stossel Reliefschalen und Statuetten sowohl fur den alltaglichen Gebrauch als auch fur den Export gefertigt Manche der geschliffenen Schalen hatten Wandungen von lediglich 2 Millimeter Starke 10 Der Komplex wurde im vorletzten Drittel des 2 Jahrhunderts n Chr errichtet und erst um die Jahrhundertwende mit einer eigenen Wasserleitung im Inneren versehen Bereits um die Mitte des 3 Jahrhunderts liess jedoch ein Erdbeben Gewolbe und Flachdecken der vielschiffigen Anlage einsturzen Daraufhin wurde die Fabrica nur in Teilen notdurftig wieder hergerichtet und bestand unter unklaren Bedingungen noch bis zum Ende des Jahrhunderts Wahrscheinlich ist dass die Arbeiter in dieser letzten Phase nicht mehr im Lagerbereich wohnten da keine neuen Graber mehr am Lagerfriedhof angelegt werden Im 4 Jahrhundert werden schliesslich die Lagermauern systematisch fur Baumaterial geplundert und das Lager abschliessend komplett einplaniert 11 Zisternen und Aquadukte Bearbeiten nbsp Romischer AquaduktWie in jeder romischen Stadt gab es in Simitthus einen stadtischen Aquadukt aus dem offentliche und private Bader Trinkwasserbrunnen und Schaufontanen gespeist wurden In Simitthus gab es jedoch im Unterschied zu anderen romischen Stadten einen erhohten Wasserbedarf da nicht nur die Wohnstadt regelmassig mit frischem Quellwasser versorgt werden musste sondern auch die Steinbruche Im Steinbruchbetrieb im Arbeitslager und in der Fabrica wurde es zum Sagen Schleifen Schmieden der Werkzeuge und als Trinkwasser fur die Arbeiter standig benotigt 9 Daher verfugte Simitthus uber einen ungewohnlich aufwandigen Aquadukt Das Wasser wurde auf einer Strecke von uber 30 Kilometern mit Brucken Pfeilerarkaden und unterirdischen Kanalen zu der Stadt transportiert Dort wurde es in ein fast 2 Kilometer ausserhalb der Stadt gelegenes Castellum divisorum geleitet Dabei handelt es sich um einen riesigen gewolbten siebenschiffigen Wasserspeicher und verteiler mit grossen Fensteroffnungen zur Beluftung Hier konnten uber 10 000 Kubikmeter Wasser gespeichert und nach Bedarf verteilt werden Der Aquadukt fuhrte an der Nordwand hinein und an der Hangseite im Osten fuhrten regulierbare Leitungen nach Suden zur Stadt hin und zu den Steinbruchen 12 Forschungsgeschichte BearbeitenFranzosische Forschung des 19 Jahrhunderts Bearbeiten nbsp Plan der Ruinen von Chimtou von Henry SaladinDie alteste bekannte Gelandeaufnahme stammt von dem franzosischen Ingenieur Philippe Caillat Er zeichnete einen Ruinen und Gelandeplan fur den Epigraphiker Rene Cagnat der 1882 Chimtou besuchte 1885 wurden die Ruinen erneut dokumentiert diesmal durch den franzosischen Architekten Henri Saladin Seine Version war die bis dahin vollstandigste und basierte auf dem von Charles Emonts uberarbeiten Plan von Caillat Erste archaologische Ausgrabungen wurden 1892 von dem franzosischen Archaologen Jules Toutain unternommen der Teile des romischen Theaters untersuchte Die Arbeiten wurden jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder eingestellt Deutsch tunesische Kooperation Bearbeiten Im Jahr 1965 begann schliesslich die erste deutsch tunesische Grabungskampagne in Chimtou Hierbei arbeiteten das damalige Institut National d Art et d Archeologie INAA heute Institut National du Patrimoine INP und das Deutsche Archaologische Institut Rom zusammen Die deutschen Ausgrabungen in Simitthus sind eng verbunden mit dem Namen Friedrich Rakob der seit Beginn des deutsch tunesischen Kooperationsprojekts Leiter der deutschen Seite war Besonderes Interesse galt bei den Arbeiten zunachst der Erforschung des Steinbruchs sowie seiner Entwicklungsgeschichte und Technologie 13 Dabei wurden das numidische Hohenheiligtum sowie zwei weitere romische Heiligtumer am Djebel Bou Rfifa entdeckt Auf die Felsreliefs wurden die Ausgraber ebenfalls Ende der 1960er Jahre aufmerksam Bald verfolgte man jedoch auch Fragestellungen zu stadtischer Infrastruktur und Entwicklung In den 1970er Jahren wurde anhand luftbildarchaologischer Untersuchungen das Arbeitslager ausfindig gemacht Die Erfassung und Dokumentierung eines Grossteils der romischen Infrastruktur fallt ebenfalls in diese Zeit Ausserdem konzentrierte sich die Forschungstatigkeit auf die unter dem romischen Forum erhaltene vorromische Nekropole Die ersten Spuren der dazugehorigen numidischen Siedlung wurden in den 1980er Jahren entdeckt Ihre weitere Erforschung ist das Ziel der im Jahre 2008 aufgenommenen Arbeiten 1998 war das Arbeitslager Ziel von Ausgrabungen die unter der Leitung von Michael Mackensen Universitat Munchen standen Museum in Chimtou Bearbeiten nbsp Musee Archeologique de Chimtou Hauptartikel Archaologisches Museum Chimtou Ab 1992 wurde in Chimtou ein archaologisches Museum eingerichtet und 1997 eingeweiht das Musee Archeologique de Chimtou Bei den Bauarbeiten kam es 1993 zu einem spektakularen Goldfund von 1 447 Munzen aus romischer Zeit Im Museum sind die Ergebnisse der Forschungen von 1965 bis 1995 ausgestellt Im zentralen Innenhof kann die rekonstruierte Fassade des hellenistisch numidischen Hohenmonuments mit den bedeutenden Fragmenten der Architekturdekoration aus dem 2 Jahrhundert v Chr in Originalgrosse besichtigt werden Ausserdem wurde 1999 ein Film erstellt der die Forschungsergebnisse zwischen 1965 und 1999 in funf verschiedenen Sprachen zusammenfasst Neue Arbeiten Bearbeiten Im Zentrum der neusten Arbeiten seit 2008 unter der Leitung von Philipp von Rummel DAI Rom und Mustapha Khanoussi INP Tunis steht nun die Frage nach der Entwicklung der Stadt in der bisher weitgehend unbekannten Fruh und Spatphase der Siedlung Erste wichtige Ergebnisse zur vorromischen Phase konnten in der 1980 1984 nordlich des Forums von C B Ruger angelegten Sondage erzielt werden Ziel des aktuellen Projekts ist sowohl die Publikation dieser alteren Resultate als auch deren Konfrontation mit neuen Fragen denen unter anderem durch die Erweiterung der Grabungsflache Rechnung getragen wird Dabei konzentrieren sich die Arbeiten vor allem auf den Bereich des Forums auf die Medjerda Brucke sowie auf den sogenannten Kaiserkulttempel Hinzu kommen die Aufarbeitung und Publikation des spatantiken Munzschatzes der bei Bauarbeiten zum Museum ans Licht kam Sonstiges BearbeitenSimitthu ist ein Titularbistum der katholischen Kirche Literatur BearbeitenAzedine Beschaouch u a Die Steinbruche und die antike Stadt Zabern Mainz 1993 Simitthus 1 ISBN 3 8053 1500 7 Mustapha Khanoussi u a Der Tempelberg und das romische Lager Zabern Mainz 1994 Simitthus 2 ISBN 3 8053 1625 9 Michael Mackensen Militarlager oder Marmorwerkstatten Neue Untersuchungen im Ostbereich des Arbeits und Steinbruchlagers von Simitthus Chemtou von Zabern Mainz 2005 ISBN 3 8053 3461 3 Simitthus 3 Hans Roland Baldus Mustapha Khanoussi Der spatantike Munzschatz von Simitthus Chimtou Reichert Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 95490 068 8 Simitthus 4 Ulrike Hess Klaus Muller und Mustapha Khanoussi Die Brucke uber die Majrada in Chimtou Reichert Wiesbaden 2017 ISBN 978 3 95490 246 0 Simitthus 5 Friedrich Rakob Chemtou Aus der romischen Arbeitswelt In Antike Welt Zeitschrift fur Archaologie und Kulturgeschichte Band 28 Nr 1 1997 S 1 20 Friedrich Rakob Theodor Kraus Chemtou In Du Die Kunstzeitschrift Band 3 1979 36 70 Friedrich Rakob Numidische Konigsarchitektur in Nordafrika in H G Horn Ch B Ruger Hrsg Die Numider Bonn 1979 119 171 H Saladin Chemtou Simitthus In Nouvelles archives des missions scientifiques et litteraires Band 2 1892 S 385 427 J Toutain Le theatre romain de Simitthu In MEFRA Band 12 1892 S 359 369 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chemtou Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum Chimtou und Antike Statten von Chimtou englisch Online Bibliographie zu Simitthus Chimtou Romische Turbinenmuhlen Chemtou im Bild Neue Ausgrabungen des Deutschen Archaologischen Instituts in ChimtouEinzelnachweise Bearbeiten Rakob Kraus 1979 S 39 Rakob Kraus 1979 S 40 Rakob Kraus 1979 S 43 Rakob Kraus 1979 S 48 a b Rakob Kraus 1979 S 59 Rakob Kraus 1979 S 62 Rakob Kraus 1979 S 63 Rakob Kraus 1979 S 52 a b c Rakob Kraus 1979 S 66 Rakob Kraus 1979 S 55 Rakob Kraus 1979 S 57 Rakob Kraus 1979 S 67 Mackensen 2005 S 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simitthu amp oldid 237246236