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Die Benin Expedition von 1897 war eine Strafexpedition einer 1 200 Mann starken britischen Truppe unter Sir Harry Rawson als Reaktion auf den Uberfall auf eine britische Botschaft unter dem amtierenden Generalkonsul James Phillips aus dem Niger Kusten Protektorat 1 Rawsons Truppen eroberten und plunderten Benin Stadt und beendeten damit das Konigreich Benin das schliesslich in das koloniale Nigeria eingegliedert wurde 1 Die Expedition befreite einige Menschen die vom Konig als Sklaven gehalten wurden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Das Massaker von Benin Januar 1897 3 Die Strafexpedition Februar 1897 4 Weblinks 5 FussnotenHintergrund Bearbeiten nbsp Ovonramwen an Bord der Dampfjacht Ivy wahrend er 1897 auf dem Weg ins Exil war Ende des 19 Jahrhunderts hatte das Konigreich Benin seine Unabhangigkeit wahrend des Wettlaufs um Afrika bewahren konnen und der Oba von Benin ubte ein Handelsmonopol in den beninischen Gebieten aus das von der Royal Niger Company als Bedrohung angesehen wurde Im Jahr 1892 versuchte der stellvertretende Kommissar und Vizekonsul Captain Henry Lionel Gallwey 1859 1949 mit Oba Ovọnramwẹn Nọgbaisi 1857 1914 ein Handelsabkommen auszuhandeln das den freien Warenverkehr durch sein Gebiet und die Entwicklung der Palmolindustrie ermoglichen sollte Spater forderte der Hochkommissar fur Sudnigeria Ralph Moor das Aussenministerium auf den unterzeichneten Vertrag mit allen Mitteln bis hin zur Gewalt durchzusetzen 2 Gallwey unterzeichnete den Vertrag mit dem Oba und seinen Hauptlingen Nach Gallweys Angaben zogerte der Oba den Vertrag zu unterzeichnen 2 Wahrend der Vertrag britischen Kaufleuten die im Konigreich Benin tatig waren freien Handel gewahrte verlangte der Oba weiterhin Zolle 2 Da Major Claude Maxwell MacDonald der Generalkonsul der Behorden des Olflussprotektorats den Vertrag als rechtmassig und verbindlich ansah betrachtete er die Forderungen des Oba als Verletzung des Abkommens und somit als feindlichen Akt 2 Im Marz 1896 verfugte der Oba von Benin nach Preisabsprachen und der Weigerung der Mittelsmanner die geforderten Abgaben zu zahlen die Lieferung von Olpalmenprodukten an sie einzustellen Das Handelsembargo brachte den Handel in der Region des Benin Flusses zum Erliegen und die britischen Kaufleute in der Region appellierten an den Generalkonsul des Protektorats die Benin Gebiete zu offnen und den Oba den sie als Hindernis fur ihre Handelsaktivitaten betrachteten ins Exil zu schicken Im Oktober 1896 besuchte der amtierende Generalkonsul James Robert Phillips den Benin River District und traf sich mit den Agenten und Handlern die ihn davon uberzeugten dass es eine Zukunft am Benin River gibt wenn die Benin Territorien geoffnet wurden Das Massaker von Benin Januar 1897 BearbeitenIm November 1896 beschloss Phillips der Vizekonsul eines Handelspostens an der afrikanischen Kuste sich mit dem Oba in Benin City zu treffen um das Handelsabkommen zu besprechen das der Oba mit den Briten geschlossen hatte aber nicht einhielt Er bat seine Vorgesetzten in London formlich um die Erlaubnis Benin City zu besuchen und behauptete dass die Kosten einer solchen Expedition durch den Handel mit Elfenbein wieder hereingeholt werden wurden Phillips erklarte es gibt nichts in der Form eines stehenden Heeres und die Einwohner scheinen wenn nicht ein friedliebendes so doch ein hochst unkriegerisches Volk zu sein dessen einzige Heldentaten wahrend vieler Generationen ein gelegentlicher Streit mit ihren Nachbarn uber Handel oder Sklavenraub waren und es scheint zumindest unwahrscheinlich dass sie irgendwelche Waffen haben von denen man sprechen kann ausser der ublichen Anzahl von Handelskanonen Als Captain Gallwey die Stadt besuchte sah er als einzige Kanone ein halbes Dutzend alter portugiesischer Kanonen Sie lagen unmontiert auf dem Gras 2 Ende Dezember 1896 brach Phillips ohne eine Antwort oder Genehmigung abzuwarten zu einer Expedition auf 3 Phillips hatte eine Botschaft an den Oba geschickt in der er angab dass seine derzeitige Mission darin bestehe uber Handel und Frieden zu verhandeln und um Einlass in das Gebiet bat Er hatte einen Gesandten vorausgeschickt der zahlreiche Geschenke mitbrachte Zu dieser Zeit feierte der Oba das Igue Fest und liess ausrichten dass er die Briten zu diesem Zeitpunkt nicht zu sehen wunsche und sich in ein oder zwei Monaten melden werde wenn er bereit sei Phillips zu empfangen 3 Am 4 Januar 1897 gerieten Phillips und seine gesamte Gruppe auf dem Weg nach Benin City im Dorf Ugbine in der Nahe von Gwato in einen Hinterhalt 3 Sowohl die britischen Offiziere als auch die afrikanischen Trager wurden getotet Nur zwei Briten uberlebten ihre Verwundungen Alan Boisragon und Ralph Locke Innerhalb einer Woche gelangte die Nachricht von dem Attentat bis nach London Dieses Ereignis fuhrte zur Entsendung der Strafexpedition 4 Als Folge dieses Angriffs genehmigte das britische Aussenministerium militarische Massnahmen die zur Strafexpedition fuhrten Es ist unbedingt notwendig den Konigen Hauptlingen und JuJu Mannern aller umliegenden Lander eine strenge Lektion zu erteilen dass Weisse nicht ungestraft getotet werden konnen und dass Menschenopfer und die Unterdruckung der Schwachen und Armen aufhoren mussen Die Strafexpedition Februar 1897 Bearbeiten nbsp Inneres des Oba Palastes nach dem Brand mit Bronzetafeln im Vordergrund und drei Soldaten im Hintergrund Am 12 Januar 1897 wurde Konteradmiral Harry Rawson Befehlshaber der Royal Navy am Kap der Guten Hoffnung und an der Westkuste Afrikas von der Admiralitat mit der Fuhrung einer Truppe beauftragt die in das Konigreich Benin eindringen und den Oba von Benin gefangen nehmen sollte Die Operation erhielt den Namen Benin Punitive Expedition 3 Am 9 Februar 1897 begann die Invasion des Konigreichs Benin In neunundzwanzig Tagen wurde eine Truppe von 1200 Mann die aus drei Orten zwischen 3000 und 4500 m vom Benin Fluss kam angelandet organisiert ausgerustet und mit Transportmitteln ausgestattet Funf Tage spater wurde die Stadt Benin eingenommen und nach weiteren zwolf Tagen waren die Manner wieder an Bord die Schiffe beladen und fur jeden weiteren Einsatz bereit Insgesamt wurden fur die Expedition die sich uber drei Wochen erstreckte rund 5 000 Mann mobilisiert Kapitan Gallwey stiess auf den Schauplatz des Massakers wo er kopflose Leichen fand 5 Elspeth Huxley verbrachte 1954 einige Zeit zu Forschungszwecken in Benin und schrieb 6 einen Bericht uber das Massaker in Benin von 1897 und seine Folgen von einem der Beteiligten zu horen Es ist eine Geschichte die immer noch in Erstaunen und Entsetzen versetzt und uns daran erinnert dass die Briten andere Motive fur ihr Vordringen nach Afrika hatten als die Absicht die Eingeborenen auszubeuten und sich selbst zu verherrlichen Hier zum Beispiel einige Auszuge aus dem Tagebuch eines Chirurgen der an der Expedition teilnahm Als wir uns Benin City naherten kamen wir an mehreren Menschenopfern vorbei lebenden Sklavinnen die geknebelt und auf dem Rucken an den Boden geheftet wurden wobei die Bauchdecke in Form eines Kreuzes aufgeschnitten wurde und der unverletzte Darm heraushing Diese armen Frauen durften auf diese Weise in der Sonne sterben Die mannlichen Sklaven lagen mit auf dem Rucken gefesselten Handen und zusammengebundenen Fussen ebenfalls geknebelt herum Als wir uns der Stadt naherten lagen geopferte Menschen auf dem Weg und im Gebusch selbst auf dem Gelande des Konigs war ihr Anblick und Gestank schrecklich Tote und verstummelte Korper lagen uberall bei Gott Moge ich nie wieder einen solchen Anblick sehen H Ling Roth Great Benin Its Customs Art and Horrors 7 Herbert Walker ein Soldat der an der Strafexpedition teilnahm glaubte dass die Menschenopfer die er sah ein Versuch der Bewohner von Benin City waren die Gotter zu besanftigen wahrend sie versuchten sich gegen die Expedition zu verteidigen 8 Laut Robin Law Professor fur Afrikastudien ist die Frage der Menschenopfer ein ausserst heikles Thema und anfallig fur Vorurteile Law vermutet dass das berichtete Ausmass dieser Praxis in Benin von den Briten ubertrieben wurde um die Notwendigkeit einer militarischen Intervention zu begrunden 9 Der Historiker Dan Hicks hat das Vorgehen der Strafexpedition wahrend ihres Vorstosses nach Benin City als demozidal Volkermord bezeichnet und behauptet dies waren Massaker an Stadten und Dorfern aus der Luft und damit an Frauen und Kindern im gesamten Konigreich Benin wobei die Erde mit Raketen Feuer und Minen verbrannt wurde Zu den Kriegsverbrechen gehorte vor allem das Ausmass der Totungen und Bombenangriffe auf zivile Ziele Dan Hicks The Brutish Museums The Benin Bronzes Colonial Violence and Cultural Restitution 10 Am 18 Februar wurde Benin City von der Expedition eingenommen Die Stadt wurde in Brand gesteckt Acht Mitglieder der Strafexpedition wurden wahrend der Benin Expedition getotet die Zahl der militarischen und zivilen Opfer unter den Beninern wurde nicht geschatzt durfte aber sehr hoch gewesen sein 10 Nach der Einnahme von Benin City wurden Hauser heilige Statten zeremonielle Gebaude und Palaste vieler hochrangiger Hauptlinge geplundert und viele Gebaude niedergebrannt darunter auch das Palastgebaude selbst am Sonntag dem 21 Februar Mitglieder der Expedition fanden Beweise fur fruhere Menschenopfer 11 und Journalisten von Reuters und der Illustrated London News berichteten dass die Stadt nach Menschenblut stank 12 Im Inneren des verlassenen Palastes bot sich den Briten ein schrecklicher Anblick Der Oba hatte in seiner Panik uber das was er getan hatte und aus Angst vor einem Vergeltungsangriff eine grosse Zahl von Menschenopfern dargebracht um die Katastrophe abzuwenden Die Leichen der vom Oba geopferten Menschen lagen in Gruben und viele hingen gekreuzigt in Baumen 4 Der Oba wurde schliesslich von dem britischen Generalkonsul Ralph Moor gefangen genommen Er wurde abgesetzt und mit zwei seiner achtzig Frauen nach Calabar verbannt 13 Sechs Hauptlinge wurden auf dem Marktplatz von Benin City gehangt 10 Der grosste Teil der Beute aus der Stadt wurde von der Expedition einbehalten wobei etwa 2 500 offizielle Angaben religiose Artefakte visuelle Geschichte Benins Mnemotechnik und Kunstwerke nach Grossbritannien geschickt wurden Darunter befinden sich uber tausend Metalltafeln und Skulpturen die als Benin Bronzen bekannt sind Die Admiralitat beschlagnahmte und versteigerte die Kriegsbeute um die Kosten der Expedition zu decken 14 Etwa 40 der Kunstwerke gelangten in den Besitz des British Museum andere wurden als Kriegsbeute an einzelne Mitglieder der Streitkrafte verschenkt und der Rest wurde bereits im Mai 1897 von der Admiralitat versteigert um die Kosten der Expedition zu decken Die meisten der versteigerten Benin Bronzen wurden von Museen vor allem in Deutschland erworben Die Verbreitung der Benin Kunstwerke in Museen auf der ganzen Welt war der Ausloser fur eine langwierige und langsame Neubewertung des Wertes westafrikanischer Kunst in Europa Die Kunst aus Benin wurde kopiert und der Stil in die Kunst vieler europaischer Kunstler integriert und hatte somit einen starken Einfluss auf die fruhe Entstehung des Modernismus in Europa 15 Die Briten besetzten Benin das in das britische Protektorat Nigerkuste und schliesslich in das britische Kolonialland Nigeria eingegliedert wurde Im Zuge der britischen Besatzung kam es zu einer allgemeinen Sklavenbefreiung und damit zu einem Ende der Menschenopfer 2 Allerdings fuhrten die Briten ein System ein bei dem Einheimische als Zwangsarbeiter unter oft schlechten Bedingungen eingesetzt wurden die nicht viel besser waren als unter dem vorherigen Benin Reich 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Benin Punitive Raid Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bibliographie Dossiers zum Thema Britische Strafexpedition nach Benin in der Pressemappe 20 Jahrhundert der ZBW Leibniz Informationszentrum Wirtschaft Fussnoten Bearbeiten a b T U Obinyan The Annexation of Benin In Journal of Black Studies Band 19 Nr 1 SAGE Publications Thousand Oaks California USA September 1988 S 29 40 doi 10 1177 002193478801900103 JSTOR 2784423 a b c d e f g Philip A Igbafe Slavery and Emancipation in Benin 1897 1945 In Cambridge University Press Hrsg The Journal of African History Band 16 Nr 3 Cambridge University Press Cambridge England 1975 S 385 429 a b c d Alan Maxwell Boisragon The Benin Massacre Methuen London 1897 doi 10 5479 sil 305815 39088000699843 a b ETNOGRAFIA The Tribal Eye Kingdom of Bronze Cap 4 7 Abgerufen am 3 November 2023 deutsch Blockade of Crete In The Western Mail 17 Marz 1897 Elspeth Huxley Four Guineas A Journey Through West Africa Band 1 Chatto and Windus London 1954 ISBN 978 1 299 27192 0 H Ling Roth Great Benin Its Customs Art and Horrors Kessinger Publishing Whitefish Montana Vereinigte Staaten 2006 ISBN 978 1 4286 4535 6 The man who returned his grandfather s looted art In BBC News 26 Februar 2015 bbc com abgerufen am 3 November 2023 Robin Law Human Sacrifice in Pre Colonial West Africa In African Affairs Band 84 334 Oxford University Press Oxford 1985 S 53 87 a b c Dan Hicks The Brutish Museums The Benin Bronzes Colonial Violence and Cultural Restitution Pluto Press 2020 ISBN 978 0 7453 4176 7 S 111 132 James D Graham The Slave Trade Depopulation and Human Sacrifice in Benin History The General Approach In Cahiers d Etudes africaines Band 5 18 1965 S 317 334 doi 10 3406 cea 1965 3035 JSTOR 4390897 A Hernon Britain s Forgotten Wars Sutton Publishing Stroud Gloucestershire United Kingdom 2003 ISBN 978 0 7509 3162 5 S 421 Henry Ling Roth Great Benin its customs art and horrors Kessinger Publishing Whitefish Montana Vereinigte Staaten 2006 ISBN 978 1 4286 4535 6 Robert Home City of Blood Revisited A New Look at the Benin Expedition of 1897 Rex Collings London 1982 ISBN 0 8476 4824 9 Paula Girshick Ben Amos Art Innovation and Politics in Eighteenth Century Benin Indiana University Press Bloomington Indiana USA 1999 ISBN 0 253 33503 5 Uyilawa Usuanlele Victor Osaro Edo Migrating out of reach fugitive Benin communities in colonial Nigeria 1897 1934 In African agency and European colonialism latitudes of negotiation and containment essays in honor of A S Kanya Forstner University Press of America Lanham Maryland USA 2007 ISBN 978 0 7618 3846 3 S 76 77 Geschichte neuzeitlicher Staaten Afrikas Geschichte Afrikas 54 afrikanische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen Agypten Algerien Angola Aquatorialguinea Athiopien Benin Botswana Burkina Faso Burundi Dschibuti Elfenbeinkuste Eritrea Eswatini Gabun Gambia Ghana Guinea Guinea Bissau Kamerun Kap Verde Kenia Komoren Demokratische Republik Kongo Republik Kongo Lesotho Liberia Libyen Madagaskar Malawi Mali Marokko Mauretanien Mauritius Mosambik Namibia Niger Nigeria Ruanda Sambia Sao Tome und Principe Senegal Seychellen Sierra Leone Simbabwe Somalia Sudafrika Sudan Sudsudan Tansania Togo Tschad Tunesien Uganda Zentralafrikanische RepublikAbhangige Gebiete Kanarische Inseln Madeira Mayotte Plaza de 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