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Ein Blechblasinstrument ist ein Blasinstrument bei dem die Tone durch Anblasen mit einem Kessel oder Trichtermundstuck nach dem Prinzip der Polsterpfeife erzeugt werden Die schwingenden Lippen des Musikers erzeugen den Ton durch Ankopplung an eine konisch zylindrische Rohre deren Luftsaule als Resonator dient Terminologisch korrekter ist der Begriff Lippentoninstrument welches entsprechend der Hornbostel Sachs Systematik zur Klasse der eigentlichen Blasinstrumente in der Gruppe der Aerophone zahlt Bekannte Blechblasinstrumente im europaischen Kulturkreis sind unter anderem Horn Waldhorn Jagdhorn Trompete Posaune Kornett Flugelhorn Althorn Tenorhorn Baritonhorn und Tuba Blechblaser in Plau am See Inhaltsverzeichnis 1 Material 2 Physik der Tonerzeugung 3 Blastechnik der Tonerzeugung 3 1 Einfluss des Schalltrichters 3 2 Einfluss der Mensur 4 Mensurtypen 5 Tonhohensteuerung 6 Geschichte 6 1 Antike 6 2 Mittelalter und Neuzeit 6 2 1 Trompeten und Posaunen 6 2 2 Grifflocher und Ventile 6 3 Halbinstrument Ganzinstrument 7 Grundstimmung 8 Einzelteile und Baugruppen 8 1 Stimmzug 8 2 Wasserklappe 9 Fertigung 10 Instrumente 11 Moderne Bauformen geordnet in aufsteigender Tonhohe 12 Hersteller und Marken 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseMaterial BearbeitenDas Material eines Blasinstruments hat nichts mit der Einteilung in die Gruppe der Blechblasinstrumente oder Holzblasinstrumente zu tun Die Einteilung richtet sich allein nach dem Prinzip der Tonerzeugung Die Mehrheit der Blechblasinstrumente wird aus Blech von Metalllegierungen wie Messing oder Neusilber hergestellt Bei grossen Instrumenten wie dem Sousaphon kommen moderne Faserverbundwerkstoffe zur Gewichtsersparnis zum Einsatz Die neuzeitliche Vuvuzela wird aus Kunststoff gefertigt Holzerne grifflochlose Instrumente wie das Alphorn und mit Tonlochern ausgestattete wie Serpent und Zink gehoren ebenfalls zu den Blechblasinstrumenten Das Saxophon und die Querflote hingegen gehoren aufgrund ihrer Tonerzeugung zu den Holzblasinstrumenten obwohl ihr Korpus meist aus Metall hergestellt wird Physik der Tonerzeugung Bearbeiten nbsp Stehende Wellen von unten nach oben erster bis funfter Naturton im einseitig offenen konischen Rohr dunkel Maximum hell Minimum der Druckamplitude Wegen der konischen Form 1 sind die Abstande von einem zum nachsten Maximum nicht untereinander gleich und sind auch kein Mass fur die Wellenlange des abgestrahlten Tons Die meisten Musikinstrumente bestehen aus einem Schwingungserzeuger Generator und einem Schwingungsverstarker Resonator Die Besonderheit der Blechblasinstrumente liegt darin dass die Schwingungserzeugung durch die Lippen des Blasers erfolgt und somit ein menschliches Organ Teil des Instruments wird Die Luft wird dazu gleichmassig durch die gegen die Stromung leicht vorgespannten Lippen geblasen Bei ausreichender Stromungsgeschwindigkeit gerat das Lippengewebe durch den Widerstand der Muskulatur in Schwingung Der Ubergang der Schwingung der Lippen zur Tonsaule geschieht durch das Mundstuck Ein Blechblasinstrument funktioniert als Polsterpfeife Der Ton entsteht indem die Schwingung der Lippen des Blasers sich auf eine der durch die Rohrlange bestimmten Eigenfrequenzen der Luftsaule im Instrument einstellt Durch Resonanz mit der Luftsaule im Rohr gerat diese in Schwingung und es entsteht eine stehende Welle Deren Schwingung wird am offenen Rohrende uber den Schallbecher an die Umgebungsluft ubertragen Um das bestmogliche Klangergebnis moglichst viele Teiltone Obertone zu erzielen muss die Lippenfrequenz deckungsgleich mit der Frequenz des jeweiligen Naturtones sein Ist ohne den Naturton zu verlassen die initialisierende Frequenz der Lippen zu hoch oder zu tief wird die stehende Welle verkurzt oder verlangert wodurch die Frequenz des Tones hoher oder tiefer verfalscht wird Das Instrument ist zwar meist aus verschiedenen konischen und zylindrischen Stucken zusammengesetzt wirkt aber physikalisch im Wesentlichen wie ein konisches am engen Ende durch den Mund des Spielers verschlossenes Rohr 1 Der tiefste erzeugbare Ton hat daher eine Wellenlange die etwa das Doppelte der Instrumentlange betragt Bei der nachsthoheren Eigenfrequenz also dem zweiten Naturton ist die Wellenlange gleich der Instrumentlange der Ton liegt also eine Oktave hoher Insgesamt ergeben die Eigenfrequenzen die bekannte Naturtonreihe Sie ist identisch mit der Teiltonreihe des Grundtones Durch Anpassung der Schwingungsfrequenz mittels Beschleunigung der Stromungsgeschwindigkeit der Luft durch den Lippenspalt uberblasen Blechblasinstrumente jeweils zu dem Ton dessen Frequenz das nachste ganzzahlige Vielfache der Frequenz des Grundtons bildet Zwei drei vier oder mehr Halbwellen entstehen im Rohr Ob der Grundton praktisch brauchbar ist hangt unter anderem von der Bauart und Mensur s unten des Instruments ab siehe unten Halbinstrument Ganzinstrument Der hochste spielbare Ton ist vom Konnen des Blasers abhangig das Mundstuck hat allerdings einen starken Einfluss darauf Kleinere Mundstucke mit engerer Bohrung begunstigen die Ansprache hoherer Tone fuhren aber zu einem scharferen Klang vor allem in den tieferen Lagen Blastechnik der Tonerzeugung BearbeitenDie Klangqualitat hangt von vielen Faktoren ab Neben der Bauart und Materialbeschaffenheit des Instrumentes sind die Geschicklichkeit und physische Konstitution des Blasers wesentliche Faktoren Um die oben unter Physik der Tonerzeugung beschriebene Kongruenz der initialisierenden Schwingung der Lippen mit der von der Rohrlange bestimmten Frequenz des Naturtones herzustellen bedarf es einer optimalen Balance zwischen der Stromungsgeschwindigkeit der Luft durch den Lippenspalt der Spaltgrosse zwischen den Lippen und dem Gewebewiderstand Muskelspannung der Lippen Je unbelasteter durch innere Muskelspannung sowie Mundstuckdruck die Lippen entsprechend der erforderlichen Tonhohe schwingen desto sauberer und klarer klingt der Ton Der durch die Atemstutze von Zwerchfell Bauchmuskulatur Beckenbodenmuskulatur Bauchdecke sowie der Ruckenmuskulatur Flanken aufgebaute und gesteuerte Luftstrom als Energietrager kommt hierbei die grosste Bedeutung zu denn die Schwingung wird durch die Energie der den Lippenspalt durchstromenden Luft initialisiert und getragen Um eine Oktave zu uberblasen muss die Luftgeschwindigkeit etwa verdoppelt werden Ebenso wichtig aber in seiner Spannung und der Gewichtung zur Bedeutung der Geschwindigkeit der Luft oft uberschatzt ist der Ansatz Als Ansatz bezeichnet der Blaser die Stellung der Lippen gegen die Luft und die Balance zwischen Lippenspaltgrosse und Muskelspannung Der Lippenspalt ist gegen den Luftstrom stets offen zu halten Damit die Lippen frei schwingen konnen darf der Lippenspalt nicht zugepresst und das Mundstuck nicht angepresst werden druckloses bzw druckschwaches Blasen Im Gegenzug muss die Lippenspannung gerade so gross sein um ohne zusatzlichen Mundstuckdruck der Energie des Luftstromes zu widerstehen So konnen die Lippen frei schwingen ohne sich durch Presskraft des Mundstuckes oder Kontakt gegenseitig zu behindern Nebengerausche unnotig hoher Widerstand 2 Ebenso ist die Dauer eines auszuhaltenden Tones abhangig einerseits vom Lungenvolumen des Blasers andererseits vom Wirkungsgrad seiner Blastechnik Das Optimum ist erreicht wenn die durch den Luftstrom transportierte Energie die Lippen mit so wenig wie moglich aber zum Erreichen der Tonhohe und Dynamik so viel wie notig gespannter Lippenmuskulatur zum Schwingen bringt Erreicht der Blaser das Optimum benotigt er zur Erregung der Schwingung weniger Luft und kann den Ton in Abhangigkeit von der Lautstarke Dynamik Musik langer halten Tone bis ca 60 Sekunden sind bei geringer Lautstarke moglich mit Zirkularatmung beliebig langer Je entspannter die Lippenmuskulatur im unteren und mittleren Bereich arbeitet desto mehr Spielraum hat der Blaser nach oben Gelingt es die Lippen durch mehr Entspannung mit wenig Energie zum Schwingen zu bringen kann der Blaser unter ausreichender Beschleunigung der Luft hohere Tone erreichen Wirkungsgrad Ist die Lippenspannung zu hoch und die Offnung zu klein erhoht sich der Widerstand am Lippenspalt entsprechend Dadurch wird fur die Tonerzeugung mehr Luft Energie benotigt und die Tone sprechen schwerer oder gar nicht an Um den Ton klangschon anzublasen sollte er immer von der Luft initialisiert beginnen nicht etwa durch einen Fremdimpuls z B den Zungenstoss Der zeitlich koordinierte Stoss prazisiert nur den Beginn der Lippenschwingung Er stellt kein Ventil im Sinne von Verschluss dar Einfluss des Schalltrichters Bearbeiten Eine wichtige Abweichung vom einfachen konischen Rohr ist durch den Schalltrichter oder Schallbecher gegeben Dieser instrumententypische Exponentialtrichter transformiert die Wellenimpedanz vom sehr hohen Wert des Rohres zur wesentlich geringeren Schallkennimpedanz der Luft und bewirkt dadurch eine wirksamere Abstrahlung der Schall Energie in die Umgebung Nur der Rest der Energie wird zur Erzeugung der stehenden Welle wieder ins Rohr reflektiert Der Trichter wirkt sich auf die Klangfarbe aus aber auch auf den Intervallabstand der Naturtone denn durch die allmahliche Querschnittsanderung entsteht der Effekt der variablen akustischen Rohrlange Der Reflexionspunkt ausserhalb des Trichters kann mit Hilfe der Stromungsgeschwindigkeit der Luft und des Ansatzes etwas verschoben werden Dieses Phanomen ist derzeit noch nicht ausreichend erforscht einen Einfluss haben z B auch die Form des Mundinnenraumes des Blasers und die Stellung der Zunge Instrumente mit nur leicht geoffnetem flachem Trichter sind die Bugelhorner Sie sprechen sehr leicht an klingen aber relativ leise und weich da ihr Obertonanteil gering ist Die Tonhohe kann vom Blaser mit dem Ansatz gut variiert werden 10 50 Cent weil der flache Trichter eine ungenaue Abrisskante fur die Reflexion darstellt Der Trichter gibt relativ wenig Schallenergie an die Umgebungsluft ab dadurch wird mehr Energie ins Instrument reflektiert so dass die stehende Welle sich leicht bildet Steilere Trichter haben Trompete oder Posaune die relativ schwer ansprechen aber einen obertonreichen hellen bis scharfen Ton haben der schwieriger intonierbar ist Die Tonhohe lasst sich durch die Blastechnik nur geringfugig verschieben Intonationskorrekturen sind also nur in eng begrenztem Umfang moglich Steile Trichter geben mehr Schallenergie ab die Instrumente klingen also relativ lauter Dies verringert aber gleichzeitig die reflektierte Energie zur Bildung der stehenden Welle Einfluss der Mensur Bearbeiten Das Kessel oder Trichtermundstuck steckt in einem meist konischen Mundrohr Die nachfolgenden zylindrischen Rohre wo sich auch die Ventilbogen befinden definieren die Bohrung Mitunter folgt darauf noch ein konischer Anstoss bevor das Instrument im Schallstuck mit dem Schalltrichter mundet Die Langen und Durchmesser dieser einzelnen Segmente bestimmen insgesamt die Mensur des jeweiligen Blechblasinstruments Dieser Begriff bezeichnet also die Steigung des Rohrdurchmessers zur jeweiligen Position in der Grundrohrlange Ein exaktes metrisches Mass kann daher nicht definiert werden sondern man vergleicht meistens gleich lange Instrumente miteinander Die Mensur bestimmt einerseits die Klangfarbe des Instruments Eine Posaune klingt heller als ein Baritonhorn eine Trompete heller als ein Flugelhorn Bei der Trompete sind bis zu 40 Teil Obertone nachweis und mit dem Oszillograph darstellbar Ihr Anteil sowie ihre Starke in diesem Spektrum bestimmen die Klangfarbe des Instrumentes und deren Abweichungen bei gleicher Bauart Andererseits beeinflusst die Mensur wie gut der 1 Naturton der Grundton anspricht Bei Waldhornern ist der tiefste zuverlassig spielbare Ton der Naturtonreihe erst der zweite Naturton eine Oktave uber dem eigentlichen Grundton Bedingt durch die vergleichsweise sehr engen Mensur des Waldhornes sowie die kleine Mensur und Bohrung des trichterformigen Hornmundstuckes es ist in seinem Randdurchmesser dem tulpenformigen Kessel des Trompetenmundstuckes vergleichbar ist der Grundton F1 46 Hz nur mit ausserordentlicher Lockerheit moglich zu blasen wahrend derselbe Ton mit der gleichen Rohrlange auf der F Tuba den Normalfall bildet Abgesehen von dieser Problematik konnen geubte Blaser auf allen Blechblasinstrumenten die Grundtone intonationsrein blasen Weiterhin hat die Mensur Einfluss auf den exakten Intervallabstand der Naturtonreihe Durch gezielte punktuelle Durchmesserveranderungen konnen bestimmte Naturtone in ihrer Intonation verandert werden Die saubere Intonation der Naturtonreihe ist ein wesentliches Qualitatsmerkmal Die Mensur hat keinen Einfluss auf die Hohe des Grundtones Diese wird ausschliesslich durch die Lange der Luftsaule bestimmt Mensurtypen Bearbeiten nbsp Verschiedene Mensurtypen 1 weitmensuriert 2 engmensuriertEngmensuriert Das Mundrohr ist leicht konisch Naturtrompete oder zylindrisch manche Posaunen ca 60 der Gesamtlange sind zylindrisch der Schalltrichter weit geoffnet Mittelmensuriert Das Mundrohr und das Schallstuck sind lang und stark konisch zylindrische Anteile relativ kurz z B wie bei dem Flugelhorn oder Waldhorn ca 30 der Gesamtlange der Schalltrichter ist weit ausladend Weitmensuriert Die Mensur ist bis auf wenige Anteile durchgehend stark konisch der Schalltrichter wenig ausladend z B Tenorhorn Bariton TubaTonhohensteuerung BearbeitenVeranderung der Resonanzrohrlange Um eine chromatische Spielweise zu ermoglichen stattete man Blechblasinstrumente bereits im 14 Jahrhundert mit der Moglichkeit aus die Rohrlange durch einen Zug Teleskop Rohr zu verlangern Zugtrompete Posaune Dadurch erschlossen sich weitere proportional verschobene Naturtonreihen Das Gegenteil dazu bilden die danach entstanden Instrumente mit Tonlochern oder Klappen Klappenhorn Ophikleide bei denen die Luftsaule entsprechend verkurzt wird Die bedeutendste Innovation bildet jedoch die Erfindung der Ventilinstrumente um 1813 durch Friedrich Bluhmel und Heinrich Stolzel die seither die uberwiegende Mehrzahl aller gangigen Blechblasinstrumente bilden Bald darauf setzte sich die klassische Konfiguration mit drei Ventilen durch die den Grundton um jeweils zwei einen und drei Halbtone erniedrigen Mit einem solchen dreiventiligen Instrument ist es moglich ab einer Quinte uber dem Grundton eine durchgehende chromatische Tonleiter zu spielen Ist noch ein weiteres Ventil vorhanden so handelt es sich in der Regel um ein Quartventil funf Halbtone Historisch wurden manche Instrumente aus Grunden der Intonation auch mit funf sechs oder mehr Ventilen gebaut eine Praxis die sich bis heute bei der Tuba erhalten hat Weitere Informationen dazu finden sich unter Ventil Blasinstrument sowie den Artikeln zum jeweiligen Instrument selbst Heutzutage werden vorwiegend Posaunen mit einem Zug teilweise erganzt durch ein oder zwei Ventile gespielt Klappeninstrumente werden uberwiegend nur noch im Sinne der historischen Auffuhrungspraxis verwendet Zur Hilfe beim Intonieren schlecht stimmender Tone vor allem bei der Kombination mehrerer Ventile wird bei diesen der Ventilverlangerungszug mitunter auch der Hauptstimmzug wahrend des Blasens mit Hilfe einer Vorrichtung oder in Form eines sogenannten Trigger ausziehbar und somit veranderlich gestaltet Geschichte Bearbeiten nbsp Dungchen eine Naturtrompete tibetischer Monche 1938Antike Bearbeiten Als das Grab des Pharao Tutanchamun aus dem Jahre 1323 v Chr entdeckt wurde fand man auch zwei Exemplare des altesten heute noch erhaltenen Blechblasinstrumentes des Scheneb Diese trompetenartigen Instrumente sind ca 58 cm lang haben einen Durchmesser von 17 mm Anblasseite bis 26 mm und einen anschliessenden Schalltrichter mit bis 88 mm Gefertigt sind beide Instrumente aus getriebenem und verlotetem Blech das eine aus teilweise vergoldetem Silber das andere aus einer Kupferlegierung Uber Blastechniken und eine konkrete Verwendung ist nichts schriftlich uberliefert bildliche Darstellungen vermutlich bereits ab ca 2300 v Chr stellen sie in einen militarischen oder reprasentativen Zusammenhang Ein weiteres Instrument aus diesem Kulturkreis ist die judische Chazozra Im Kontext des Alten Testaments Tanach wird Mose von Gott nach dem Auszug aus Agypten aufgefordert 4 Mos 10 2 EU zwei Trompeten aus getriebenem Silber zu fertigen Verbunden damit ist an gleicher Stelle eine relativ ausfuhrliche Vorschrift zur Anwendung Der religiose Gebrauch oblag den Leviten im Jerusalemer Tempel Allerdings sind auch diese Trompeten reine Signalinstrumente und weder zum eigentlichen Musizieren gefertigt noch dazu geeignet Originale Instrumente sind wahrscheinlich nicht erhalten die letzten durften gemass der Abbildung im Titusbogen der Plunderung des Tempels zum Opfer gefallen sein Scheneb und die Chazozra bestanden aus geschmiedeten und verloteten Blechen Gleichzeitig war auch die Kunst des Wachsausschmelzverfahrens bereits ab dem 4 vorchristlichen Jahrtausend bekannt Mehrere Instrumente entstanden so Teile der griechische Salpinx waren so gefertigt eine langgestreckte Trompete mit aus Bronze gegossenem Mund und Schallstuck und 13 Zwischenstucken aus Elfenbein Ein erhaltenes Instrument 157 cm lang von ca 450 v Chr befindet sich im Museum of Fine Arts Boston Die Romer ubernahmen ab ca 300 v Chr aus der Kultur der Etrusker auch verschiedene Blechblasinstrumente aus gegossener Bronze mit abnehmbaren Mundstucken Die Tuba ist ein langgestrecktes durchgehend konisches Instrument ein erhaltenes Exemplar im Etruskischen Museum Villa Giulia in Rom ist 117 cm lang und hatte ein schwach ausladendes Schallstuck Das G formig gebogene Cornu war ein langes um den Korper des Blasers gebogenes Instrument Ahnlich geformt war die Bucina Die Hakenform des romischen Lituus und des keltischen Karnyx entstand vermutlich durch die Verbindung eines geraden Rohrs mit einem krummen Tierhorn als Schallbecher Die paarweise verwendeten Luren der Germanen die aus mehreren gebogenen Teilen zusammengesetzt wurden erforderten ein Hochstmass an handwerklichem Geschick im Bronzeguss und Bronzeschmieden Die Form der Luren orientierte sich wohl an ihrer Handhabung Mittelalter und Neuzeit Bearbeiten Trompeten und Posaunen Bearbeiten Ob die Kunst des Biegens dunnwandiger Rohre von der Antike durch das Mittelalter uberliefert wurde oder im Abendland neu entdeckt werden musste ist nicht mit Sicherheit geklart Fruhmittelalterliche Instrumente waren gestreckt die fruheste Abbildung einer S formig gewundene Form ist auf einer Miniatur von 1377 Cronicles of France in der British Library zu sehen Als Standardform bildete sich ab ca 1500 die einmal gewundene Langtrompete heraus die als Barocktrompete bis zum Ende des 18 Jahrhunderts praktisch unverandert blieb Da auf festen Rohren nur Naturtonreihen moglich sind und das Clarino Spiel in der hohen Lage unublich wurde kam der Wunsch nach spielbaren Tonen zwischen den tieferen Naturtonen auf Das Stopfen war fur Trompeten nur beschrankt praktikabel Auch der standige Wechsel zwischen Instrumenten unterschiedlicher Stimmung war keine Verbesserung Ein erster Schritt war die Veranderung der Rohrlange durch aufgesteckte Rohrstucke Setzstucke Zur Erzeugung schnell aufeinander folgender Halbtonschritte wurde an den Instrumenten Tromba da tirarsi wahrscheinlich ein teleskopartig ausziehbares Mundrohr verwendet Gemalde von Hans Memling ca 1480 Die Entwicklung des ausziehbaren Doppelzuges und somit der eigentlichen Posaune fand wahrscheinlich Mitte des 15 Jahrhunderts in Burgund Sudfrankreich statt Zeitgleich entstanden dunnwandige Instrumente mit dem wesentlichen Merkmal des heutigen Waldhorns der kreisrund gebogenen Rohre Es finden sich Abbildungen solcher Horner auf Darstellungen in Worcester oder in Terlan im Tirol In heutigen Sinfonieorchestern sind die Blechblasinstrumente meistens in der Mitte hinten angeordnet Grifflocher und Ventile Bearbeiten Aus der Familie der Zinken die in der Renaissance verbreitet war und nach heutiger Terminologie zu den Blechblasinstrumenten gehort entwickelten sich weitere Formen von Grifflochhornern Die Tonhohenveranderung des Grifflochhorns erfolgt analog einem Holzblasinstrument Uber Grifflocher oder Klappen erreicht der Blaser eine Verkurzung der schwingenden Luftsaule Der Klangcharakter der erzeugten Tone war nach den Massstaben des 19 Jahrhunderts jedoch nicht so befriedigend wie der eines naturlichen Tons Trotzdem hielten sich Serpent Basshorn und die modernere Ophikleide bis weit ins 19 Jahrhundert Mit der Ophikleide und der Tuba wurden Instrumente entwickelt die auch im Bassbereich chromatisch spielbar waren Aus dem italienischen Raum kamen Klappenhorn und Klappentrompete die sich als volkstumliche Instrumente lange Zeit hielten Die Erfindung der Ventile seit den 1810er Jahren veranderte die Bedeutung der Blechblasinstrumente und deren Stellenwert in der Musik Die Oper Rienzi von Richard Wagner UA 1842 in Dresden verwendete bereits Ventiltrompeten nach dem Vorbild der Cornets a pistons in der franzosischen Oper Das chromatisch spielbare Kornett in deutschen Sprachgebiet oft Posthorn genannt wurde zum beliebten Soloinstrument Halbinstrument Ganzinstrument Bearbeiten Uber Halbinstrumente berichtete Karl Emil von Schafhautl 1854 3 in einem Bericht von einer Industrieausstellung in Munchen Enge Mensuren begunstigen die hohen Tone weite die tiefen So spricht z B der Grundton Pedalton bzw erste Naturton auf Trompeten und Kornett nicht an wohl aber auf Tuben Im ubrigen entscheiden uber die Grenzen nach oben und unten die Fahigkeit des Blasers und die Form des Mundstucks Als Halbinstrument bezeichnete er somit 20 Jahre nach Erfindung der Ventile ein engmensuriertes Blechblasinstrument bei welchem der Pedalton bzw erste Naturton schlecht anspricht nicht spielbar und somit normal nicht verwendbar ist Im Gegensatz dazu gibt es Ganzinstrumente bei denen der Pedalton gut verwendbar ist Die Begriffe Halbinstrument Ganzinstrument haben instrumentenbaupraktisch seit etwa 1900 keine Relevanz mehr wahrscheinlich waren sie in den Anfangsjahren der Blechblasinstrumentenentwicklung nur entsprechend zitierte Werbeattribute Das Phanomen des extrem schlecht stimmenden also fehlenden Grundtons begrundet sich aus den physischen Eigenschaften der Instrumentenform Ein stark konischer Verlauf des Hauptrohrs also eine weite Mensur unterstutzt das gewunschte Frequenzverhaltnis von 1 2 Oktave der ersten zwei Naturtone wahrend eine weitgehend zylindrische Mensur gleichbleibendes Rohr ohne Schallstuck dieses Verhaltnis zu etwa 1 2 5 verschiebt Der gewunschte Ton ist funf Halbtone zu tief aber trotzdem wenn auch schwierig erzeugbar Grundstimmung BearbeitenDieser Begriff bezeichnet in der Praxis bei Blechblasinstrumenten den Notennamen des 1 2 4 8 usw Naturtones unabhangig von dessen absoluter Oktavlage Blast beispielsweise eine B Trompete und ein B Tenorhorn den 3 Naturton klingen beide Instrumente im Oktavabstand Der Gesamtklang wird allgemein als angenehm empfunden Blast eine B Trompete und eine C Trompete beispielsweise den 2 Naturton klingen beide Instrumente im Sekundabstand Der Gesamtklang wird gemeinhin als unangenehm empfunden Die Grundstimmung wird festgelegt durch die Grundrohrlange bei Posaunen Der Zug ist ganz eingeschoben bei Ventilinstrumenten Kein Ventil ist betatigt Die Grundtonhohe f in Hertz ist physikalisch abhangig von der Instrumentenrohrlange l in Metern und der Schallgeschwindigkeit c der Luft Mit der Formel l c 2 f displaystyle mathrm l tfrac c 2f nbsp kann naherungsweise die Lange oder in der Umkehrung auch die Frequenz berechnet werden Alle Instrumente mit dem gleichen Grundton haben deshalb auch etwa die gleiche Rohrlange Beispielsweise sind die Rohrlangen des Waldhorns in B 274 cm der Posaune 270 cm des Tenorhorns 266 cm und des Baritonhorns beziehungsweise Euphoniums in B 262 cm fast gleich Das Waldhorn in F ist mit 370 cm etwas langer als die Tuba in F 354 cm Diese Langendifferenzen innerhalb der gleichen Grundstimmung hangen von der Bauweise des Instrumentes ab insbesondere von der Mensur und dem Offnungswinkel und Durchmesser des Schallstuckes Das kurzeste gebrauchliche Blechblasinstrument ist die B Piccolotrompete mit einer Grundrohrlange von 65 cm Die B Tuba mit vier Ventilen ist das ublicherweise tiefste Instrument mit einer Grundrohrlange von 541 cm werden noch die Verlangerungen von normalerweise vier Ventilen hinzugerechnet ergibt sich dabei eine Rohrlange von 930 cm In einem normalen separaten F B Doppelhorn sind 704 cm Rohr verbaut dabei werden dem B Horn beim Umschalten in die F Stimmung zusatzlich 96 cm hinzugefugt Um Intonationskorrekturen vornehmen zu konnen werden die F Ventilzuge Gesamtlange 102 cm unabhangig von den B Ventilzugen verwendet Siehe auch Grundstimmung Blasinstrument Einzelteile und Baugruppen BearbeitenUmgangssprachlich haben moderne Blechblasinstrumente unabhangig von ihrer Grosse uberwiegend die gleichen Baugruppen nbsp Einzelteile eines Waldhorns 1 Mundrohr 2 Stimmbogen 3 Anstoss 4 Zwinge 5 Stangel 6 Verschraubung 7 Schallbecher 8 Maschine 9 Ventilbogen 10 FingerhakenStimmzug Bearbeiten Der Stimmzug beeinflusst die Gesamtlange des Instrumentes und besteht aus zwei parallel verlaufenden Teleskoprohren verbunden durch einen Bogen Deshalb ist auch die Bezeichnung Stimmbogen gebrauchlich Zieht man den Stimmbogen weiter heraus also verlangert man die Gesamtlange des Instruments dann werden die Tone tiefer Schiebt man den Stimmbogen dementsprechend weiter hinein werden die Tone hoher Wasserklappe Bearbeiten Durch eine oder mehrere Wasserklappen wenn vorhanden kann in Pausen wahrend des Musizierens das Kondenswasser aus dem Instrument schnell entfernt werden Die Position der Wasserklappe n ist so gewahlt dass sie sich in Blashaltung am tiefsten Punkt eines Rohres befinden Fertigung BearbeitenBlechblasinstrumente werden gewohnlich aus Messingblech und rohren mit einer Wandstarke von 0 4 bis 0 6 mm gefertigt Schallstucke und grosse konische Rohre werden aus Blechen mit silberhaltigem Hartlot zusammengelotet und mit entsprechenden Werkzeugen in die gewunschte Form gedruckt Zylindrische Rohre werden nahtlos industriell gefertigt Die einzelnen eventuell gebogenen Rohrteile werden mit kurzen Rohrstucken Zwingen uberlappend mit Weichlot verlotet Traditionell werden von einem Metallblasinstrumentenmacher zu biegende Rohre mit flussigem Blei gefullt und nach Erkalten per Hand gebogen Mit speziellen Techniken wird die Oberflache geglattet dabei verdichtet und gehartet Anschliessend wird das Blei verflussigt und restlos entfernt Dieser Biegevorgang kann auch mittels Metallen mit niedrigem Schmelzpunkt oder verflussigbaren Kunstharzen erfolgen In der modernen industriellen Massenproduktion wird der Schallbecher aus einer Ronde tiefgezogen und bundig mit entsprechend konischem Stangel hartverlotet Gebogen werden Rohre oft mit Wassereis Fullung geglattet werden diese danach hydraulisch in einer teilbaren Matrizenform Das erfordert fertigungstechnisch grossere Materialstarken bis 1 mm die Haltbarkeit fertiger Instrumente ist mitunter extrem gering Durch extremes Aufblasen zerreissen homogene Kristallstrukturen und bekommen Kapillarrisse durch die bei einem fertigen Instrument unabdingbar Kondenswasser diffundiert Lackierte Oberflachen verhindern das Verdunsten es kommt zu irreversiblen Schaden am Instrument Fertiggestellte Einzelteile werden oftmals bereits vor dem Zusammenbau geschliffen und poliert Das fertige Instrument kann abschliessend lackiert oder galvanisch versilbert vernickelt beziehungsweise vergoldet werden Instrumente Bearbeiten nbsp Ein Ventilhorn um 1900Naturhorner Klappenhorner Waldhorner und Wagnertuba Bugelhornfamilie Naturtrompeten Barocktrompete Ventiltrompeten Posaunen Trompete Tuba BaritonhornModerne Bauformen geordnet in aufsteigender Tonhohe BearbeitenTuba Sousaphon Posaune Euphonium Baritonhorn Tenorhorn Waldhorn und Wagnertuba Mellophon Althorn Flugelhorn Kornett TrompeteHersteller und Marken BearbeitenWie die meisten Musikinstrumente werden Blechblasinstrumente nicht nur von grossen Unternehmen hergestellt sondern auch von kleinen handwerklich hoch spezialisierten Fachbetrieben die mitunter nur aus einem einzigen Metallblasinstrumentenmachermeister bestehen Literatur BearbeitenHeinz Bahnert Theodor Herzberg Herbert Schramm Metallblasinstrumente Fachbuchverlag Leipzig Florian Noetzel Verlag Wilhelmshaven 1986 ISBN 3 7959 0466 8 Anthony Baines Brass Instruments Their History and Development Dover Books on Music Dover Publications Mineola New York 2012 ISBN 978 0 486 27574 1 Gunter Dullat Metallblasinstrumentenbau PPV Medien GmbH ISBN 3 923639 79 1 Herbert Heyde Das Ventilblasinstrument VEB DVfM 1987 ISBN 3 370 00159 4 Conny Restle und Christian Breternitz Valve Brass Music 200 Jahre Ventilblasinstrumente Ausstellungskatalog Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 2013 ISBN 978 3 89479 836 9 Curt Sachs Handbuch der Musikinstrumente Breitkopf amp Hartel Leipzig 1930 Nachdruck 1967 1980 Willy Schneider Handbuch der Blasmusik Verlag B Schott s Sohne Mainz 1954Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Blechblasinstrument Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Blechblasinstrumente Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien TonerzeugungEinzelnachweise Bearbeiten a b Brass instrument lip reed acoustics an introduction Abgerufen am 24 Februar 2023 Bernhard Ullrich Was ist Stutze Erklarungen und Ubungen zum Thema Stutze und Atmung fur Blaser Music Consulting Wartenberg 2009 ISBN 978 3 00 028146 4 Curt Sachs Handbuch der Musikinstrumentenkunde 2 Auflage Verlag Breitkopf amp Hartel Leipzig 1930 S 248 nbsp Dieser Artikel wurde am 9 August 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4135632 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blechblasinstrument amp oldid 237245236