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Das Stopfen bezeichnet bei Blechblasinstrumenten insbesondere beim Horn eine Technik bei der durch Einfuhren der Hand oder eines Gegenstandes in den Schalltrichter die Tonhohe verandert oder und dem Ton eine dumpfere oder metallischere Klangfarbe gegeben wird Diese Technik war einst gebrauchlich um die Naturtonreihe zu erweitern auf die alle Blasinstrumente ohne Locher Klappen Ventile oder Zug beschrankt sind Inhaltsverzeichnis 1 Technik 1 1 Halbstopfen Dampfen 1 2 Vollstopfen Stopfen 2 Geschichte 3 Klangspektrum 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTechnik BearbeitenEs werden zwei Stopfarten unterschieden Halbstopfen Dampfen Bearbeiten Die Hand schliesst die Offnung etwa zu 1 3 bis 2 3 was eine Vertiefung von bis zu einer grossen Terz abhangig von Grundstimmung und Zahl des Naturtons uber dem Grundton zur Folge hat In der Mittellage wird der Ton um einen Halbton erniedrigt Die Klangfarbe wird dabei abgedunkelt Es wird sprachlich mit gedampft bouche muted gekennzeichnet bouche wird von vielen franzosischen Komponisten bis ca 1940 fur gedampft verwendet bouche cuivre fur gestopft Dampfen soll oft eine Echowirkung erzeugen Statt der Hand kann auch ein Dampfer nicht zu verwechseln mit dem Stopfdampfer verwendet werden welcher aber aus zeitlichen Grunden manchmal nicht schnell genug eingefuhrt werden kann Bei Verwendung von Dampfern muss nicht transponiert werden Leichtes Dampfen mit der Hand wird noch heute auf dem Ventilhorn zur Kontrolle der Intonation angewendet Vollstopfen Stopfen Bearbeiten Hier verschliesst die Hand gleichsam das Rohrende und lasst die Luft nur durch kleinste Spalten zwischen Hand und Sturze stromen So wird die schwingende Luftsaule verkurzt und die Grundstimmung im Gegensatz zum Halbstopfen um etwas mehr als einen Halbton erhoht Die Wirkung ist abhangig von der Handgrosse Je kleiner sie ist desto mehr muss sie die Rohre verkurzen um sie ganz zu verstopfen Auch das Obertonspektrum wird auffallend verandert Verstarkung der oberen Tone bei gleichzeitiger Abdampfung des Grundtones und seiner nachsten Nachbartone wodurch der Ton enger also nicht mehr so voll und rund klingt Diese Technik wird hauptsachlich in der Musikliteratur seit dem spateren 19 Jahrhundert aus klanglichen Grunden verwendet Statt der Hand kann ein Stopfdampfer verwendet werden Die gestopften Tone werden durch sprachliche Anweisungen gestopft cuivre bouche stopped etc oder ein Kreuz uber der Note bezeichnet wobei der Begriff cuivre frz kupfern oder blechern ein zumindest leichtes Schmettern fordert Claude Debussy verwendet etwa in der Partitur von Pelleas et Melisande das Zeichen oder die Anweisung cuivrez bei aufgesetzten Dampfern und auch im Pianissimo um einen metallischen Klang zu kennzeichnen 1 Geschichte BearbeitenBeim Naturhorn das im Orchester bis etwa 1900 in Gebrauch war konnen nur die Tone der Naturtonreihe offen angeblasen werden Daher veranderten die Hornisten etwa seit Mitte des 18 Jahrhunderts die Tonhohe indem sie den Schalltrichter durch Einfuhren der Hand ganz oder teilweise verstopften Durch diese Technik ist zumindest im oberen Teil des Umfangs ein chromatisches Spiel moglich Die sehr unterschiedliche Klangqualitat der offenen und gestopften Tone wurde von versierten Komponisten berucksichtigt Die grosse Virtuositat zu der die Instrumentalisten am Anfang des 19 Jahrhunderts mit dieser Technik gelangt waren hatte zur Folge dass manche Komponisten fur die Horner nicht nur mehr Haltetone und Naturtonzerlegungen sondern auch viele melodische Passagen schrieben Seit der Erfindung der Ventile wurden die Naturhorner im Orchester durch Ventilhorner erganzt aber lange Zeit noch nicht ersetzt Der Komponist Hector Berlioz warnte noch 1844 vor einem Ersatz der Naturhorner durch Ventilhorner weil der von den Komponisten beabsichtigte Klang der gestopften und vor allem fur das Naturhorn charakteristischen gedampften Tone verloren gehe Er empfahl den Klang dieser Tone auf dem Ventilhorn zu simulieren Erst im 20 Jahrhundert kam das Stopfen zur Veranderung der Tonhohe ausser Gebrauch und wurde nur noch zur Veranderung der Klangqualitat analog zu den Dampfern bei Trompeten und Posaunen eingesetzt Das Vollstopfen wurde im 18 Jahrhundert fur Echo und ahnliche raumliche Effekte verwendet im 19 Jahrhundert bekam es einen damonischen oder grotesken Anstrich in der ernsten Musik des 20 Jahrhunderts wurde es zunehmend als neutrale Moglichkeit der Klanggebung betrachtet Das Conservatoire de Paris hatte noch bis 1903 eine Klasse fur Naturhorn In neuerer Zeit werden wieder Naturhornisten ausgebildet und im Orchester auch fur das klassisch romantische Repertoire eingesetzt Klangspektrum Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der Frequenzen eines gestopft gespielten TonesDas Handeinfuhren beim Vollstopfen darf nicht verwechselt werden mit der normalen Hornhaltung denn beim Stopfen verkurzt sich die effektive Lange des Horns dadurch wird der Ton hoher Diese Tonhohenanderung kann durch ein Stopfventil ausgeglichen werden oder indem man einen halben Ton tiefer spielt Das Stopfen hat einen dumpfen beim vollstandigen Stopfen einen gepressten blechernen Klang zur Folge Das Klangspektrum andert sich deutlich An manchen Stellen erkennt man deutliche Abschwachungen der Teiltone an anderer Stelle werden sie verstarkt Insgesamt wird die Lautstarke geringer Auffallig ist eine Lautstarkenlucke vom dritten bis zum funften Teilton die den gepressten und kraftlosen Klang hervorruft Dagegen wird das Metallische im Timbre durch das Maximum bei 3 000 Hz und die starken Teiltone bis uber 10 000 Hz hervorgehoben Literatur BearbeitenHector Berlioz Grand Traite d instrumentation et d orchestration moderne 1844 Deutsche Ubersetzung Instrumentationslehre erganzt und revidiert von Richard Strauss Leipzig Peters 1904 Teil II S 264 279Einzelnachweise Bearbeiten z B Claude Debussy Pelleas et Melisande Full Score New York Dover 1985 S 66 3 T vor 46 S 47 2 T nach 36 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stopfen Musik amp oldid 224162307