www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit der Anglo Osterreichischen Bank bzw Anglo Austrian Bank die nicht mit der Anglo Austrian AAB Bank in Verbindung steht Dazu siehe Anglo Austrian AAB Bank Die Anglo Osterreichische Bank kurz Anglobank war ein 1863 in Wien gegrundetes Kreditinstitut mit einem umfangreichen Filialnetz in allen Kronlandern und spateren Staaten Ungarn Rumanien Tschechoslowakei Jugoslawien sowie Italien Nach dem Zerfall der Osterreichisch Ungarischen Monarchie bildeten sich in den Jahren 1921 22 aus dem Unternehmen die Anglo Austrian Bank mit Sitz in London und die Anglo Tschechoslowakische Bank mit Sitz in Prag heraus Hauptsitz der Anglobank in Wien um 1910Im Jahr 1926 wurde der grosste Teil des Aktienbesitzes in Osterreich nebst der Wiener Filialen an die Creditanstalt verkauft und die Anglo Austrian Bank zur Anglo International Bank umgewandelt Geschaftlich blieb die Anglo International Bank bis 1951 aktiv Die Abwicklung erfolgte bis 1962 Zum Schutz der Markenrechte existiert seit 1963 eine Mantelgesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Anglo Osterreichische Bank 2 Anglo Austrian Bank 3 Anglo International Bank 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAnglo Osterreichische Bank BearbeitenDie am 1 November 1863 in Wien mit britischem und osterreichischem Kapital gegrundete Anglo Osterreichische Bank kurz Anglobank war neben der Ottomanischen Bank die erste der sogenannten Foreign Banks An der Grundung war massgeblich das Londoner Bankhaus Glyn Mills Leurie amp Co beteiligt 1 Der Verwaltungsrat damals Generalrath genannt bestand aus einem osterreichischen Komitee mit acht Mitgliedern und aus einem englischen Komitee mit ebenfalls acht Mitgliedern 2 Der Hauptsitz befand sich bis 1921 im Palais Montenuovo in der Strauchgasse 1 3 gegenuber der Alten Wiener Borse 1864 hatte die Anglobank Teile des Palais zunachst angemietet 1871 komplett gekauft und umgebaut wobei der Innenhof mit Glas uberdacht wurde und fortan als Kassenraum diente 3 Das Startkapital betrug 20 Millionen Silbergulden in 100 000 Aktien Laut Satzung hatte jeder Verwaltungsrat personlich mindestens 100 Aktien zu deponieren und erhielt jahrlich eine fixe Remuneration von 3000 Silbergulden Innerhalb kurzer Zeit verzeichnete die Anglo Osterreichische Bank enorme Erfolge Die Bilanzsumme stieg von 1864 bis Ende 1868 von 22 6 Millionen Silbergulden um nahezu das Vierfache auf die Rekordhohe von 89 5 Millionen Silbergulden Schwerpunkte waren Beteiligungen am Ausbau des Eisenbahnnetzes der Habsburgermonarchie die Finanzierung von Unternehmen insbesondere im Bergbau der Eisen und Stahlindustrie sowie die Grundung neuer Banken 4 Dazu zahlten unter anderem die 1867 in Pest als Tochterunternehmen gegrundete Anglo Ungarische Bank und funf weitere noch im selben Jahr etablierte Banken eine in Prag und vier mit Sitz in Wien 5 Bedeutsame Tochterunternehmen in Wien waren bis zum Ersten Weltkrieg die M L Biedermann amp Co Bank Aktiengesellschaft die Osterreichische Kontrollbank fur Industrie und Handel und die Wiener Creditbank 6 7 Ferner erfolgte 1869 unter massgeblicher Beteiligung der Anglobank die Grundung der Allgemeinen osterreichischen Baugesellschaft welche sich in Wien mit dem Erwerb grosser zentral gelegener Grundstuckskomplexe sowie deren Bebauung und Verkauf befasste 4 Mit einem umfangreichen Angebot von Finanzdienstleistungen entwickelte sich die Anglobank zum grossten Konkurrenten der von Anselm Salomon von Rothschild gegrundeten Osterreichischen Creditanstalt 8 Neben London und Wien war sie in samtlichen Kronlandern mit einem umfangreichen Filialnetz vertreten Allein in Wien verfugte das Unternehmen in 13 Gemeindebezirken uber 17 Zweigstellen 8 Hohe Anteile hielt die Anglo Osterreichische Bank auch an einer der grossten Banken Italiens der Banca Commerciale Italiana Zudem engagierte sie sich stark im deutschen Bankensystem und beteiligte sich an den Grundungen sowie mit einem hohen Aktienkapital an der Bayerischen Vereinsbank in Munchen 1869 9 Anglo Deutschen Bank in Hamburg 1871 Osterreichisch Deutschen Bank in Frankfurt 1871 Bank fur Brau Industrie in Dresden 1899 Deutschen Vereinsbank in Frankfurt 1871 Deutschen Nationalbank in Bremen 1871 Centralbank fur Industrie und Handel in Berlin 1871 Disconto Gesellschaft in Leipzig 1873 10 Zu den fuhrenden Kopfen der Anglobank zahlten in den 1860er und 1870er Jahren unter anderem Eugen Graf Kinsky von Wchinitz und Tettau Julius von Kunzek Carl von Mayer Leon Furst Sapieha sowie Rudolf und Gustav von Schlesinger 11 7 Nach dem Wiener Borsenkrach der das Unternehmen vorubergehend von Platz 2 auf Platz 5 der Wiener Grossbanken zuruckwarf gewannen zunehmend burgerliche Aktionare an Einfluss auf die geschaftliche Ausrichtung der Bank wie Wilhelm Exner die Gebruder Adolf und Julius Landesberger letztgenannter ab 1906 von Antburg die Industriellenfamilien Petschek und Schicht 12 6 1 Zu Beginn des 20 Jahrhunderts nahm die Anglobank eine fuhrende Stellung bei der Finanzierung des osterreichisch ungarischen Braunkohlebergbaus und bei der Herausgabe von Staatsanleihen ein Damit gewann sie volkswirtschaftliche Systemrelevanz Wie alle grossen Unternehmen brachte die Anglo Osterreichische Bank ihre Interessen mittels Lobbyismus gezielt in den politischen und gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess ein Neben der Teilhabe an verschiedenen Zeitungsverlagen war sie beispielsweise an der Tageszeitung Die Presse und massgeblich an der Grundung und Finanzierung der Zeitschrift Der Osterreichische Volkswirt beteiligt die sich in Osterreich Ungarn sowie den spateren Nachfolgestaaten zu einem wirtschaftspolitischen Leitmedium entwickelte und zweckdienlich die Standpunkte der Anglobank widerspiegelte 13 Im Jahr 1913 wies das Unternehmen doppelt so viele Zweigniederlassungen wie die erheblich grossere Creditanstalt auf und nur knapp weniger als der in dieser Hinsicht fuhrende Wiener Bankverein Am Vorabend des Ersten Weltkriegs war die Anglo Osterreichische Bank mit Industrieunternehmen uberall in Cisleithanien und daruber hinaus in Ungarn Italien sowie Deutschland verbunden Wahrend das Industriegrundungsgeschaft zwischen 1914 und 1918 fast vollig an Bedeutung verlor bildete das laufende Bankgeschaft in der Kriegszeit den Schwerpunkt der Arbeit Dazu kam die Finanzierung des staatlichen Rustungsbedarfs wie die Privatplatzierung von Kriegsanleihen sowie die Erteilung von Vorschussen auf die diversen Kriegsanleihe Emissionen 14 Der Zusammenbruch der Doppelmonarchie hatte gravierende Auswirkungen auf die Geschafte der Anglobank Uber 50 der wichtigsten Aktiva lagen in den Nachfolgestaaten Tschechoslowakei und Jugoslawien Konkret befanden sich 33 des Aktienbesitzes der Bank in Osterreich 45 in der Tschechoslowakei 11 in Jugoslawien sowie 11 in Ungarn und Rumanien 14 Das Filialnetz der Anglo Osterreichischen Bank wurde zwar schon unmittelbar nach Kriegsende reduziert verteilte sich aber bis 1921 22 auf immerhin noch 29 Filialen in der Tschechoslowakei 15 22 Filialen in Wien 24 Filialen in den osterreichischen Bundeslandern 3 Filialen in Ungarn 3 Filialen in Rumanien 1 Filiale in Jugoslawien 1 Filiale in Italien Triest 14 Zu wesentlichen Veranderungen kam es nachdem sich die Tschechoslowakei am 20 Februar 1919 zum selbstandigen Zollgebiet erklarte und am 25 Februar 1919 die Tschechoslowakische Krone einfuhrte Damit waren die Wiener Grossbanken nicht mehr in der Lage den Kapitalbedarf ihrer angeschlossenen Aktiengesellschaften auf dem Gebiet der Tschechoslowakei zu decken Diese Veranderung hatte einen anderen Charakter als in allen anderen osterreichisch ungarischen Nachfolgestaaten Am 11 Dezember 1919 verabschiedete die nationalistische Regierung in Prag ein Nostrifikationsgesetz womit Inhaber und Aktionare von Unternehmen im Gebiet der Tschechoslowakei gezwungen wurden die tschechoslowakische Staatsburgerschaft anzunehmen und den Hauptsitz ihrer Gesellschaften in die Tschechoslowakei zu verlegen 16 17 In der Folge mussten alle auslandischen Banken innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens ihre Filialen entweder an bestehende tschechoslowakische Kreditinstitute anschliessen oder in neue tschechoslowakische Banken umwandeln 18 19 Zwischenzeitlich war es jedoch insbesondere durch Vermittlung der Familie Petschek gelungen die Bank of England als Grossaktionar der Anglobank zu gewinnen Deren Gouverneur Montagu Norman dachte nicht annahernd daran die Kontrolle uber die Bank aus der Hand zu geben Vielmehr beabsichtigte er mit Hilfe der Anglobank Einfluss auf die Zentralbanken der neu entstandenen Lander zu nehmen 14 Die Bilanz der Anglo Osterreichischen Bank wies zum 31 Dezember 1919 ein Vermogen in Hohe von 4 219 992 786 Kronen aus Ruckwirkend beschloss die Generalversammlung am 25 April 1920 eine Gewinnausschuttung von 10 83 fur das Jahr 1917 zudem 6 25 fur 1918 und 10 fur 1919 Zugleich stimmten die Aktionare einer Kapitalerhohung von bisher 150 000 000 Kronen auf 200 000 216 Kronen zu 20 Dieser Vorgang bildete die Grundlage fur einen der letzten grossen Coups der osterreichisch ungarischen Industrie und Finanzelite die Grundung der Bank in Liechtenstein AG BiL heute LGT Group die am 24 November 1920 zunachst als Tochterunternehmen der Anglo Osterreichischen Bank ihren Geschaftsbetrieb aufnahm 21 22 Ein Hauptgrund fur die Grundung der BiL war das Ziel osterreichischer Unternehmen und Banken ihre Tochtergesellschaften die in den gebildeten Nachfolgestaaten isoliert waren in Holdinggesellschaften zusammenzufuhren und sie von einer Bank in einem neutralen Land verwalten zu lassen Die rechtliche Struktur dieser Unternehmensgruppen arbeiteten osterreichische schweizerische und liechtensteinische Anwalte zusammen aus auf deren Basis dann die ersten von der BiL gegrundeten Dachgesellschaften entstanden Damit wurde die Bank zum Pionier des Holdinggeschafts in Liechtenstein 21 Im nachsten Schritt verlegte die Anglo Osterreichische Bank am 7 Oktober 1921 ihren Sitz von Wien nach London Am 27 Marz 1922 folgte die Grundung der Anglo Austrian Bank die das Geschaft der Anglo Osterreichischen Bank mit all ihren Konsortialbeteiligungen ubernahm 23 24 Die Umwandlungsbilanz wies eine Reserve ergo ein Vermogen in Hohe von 125 Milliarden Kronen aus 25 Parallel dazu nahm am 12 April 1922 in der Tschechoslowakei die Anglo Cechoslovakische Bank ihren Geschaftsbetrieb auf deren Aktien sich bis zum Jahr 1927 vollstandig im Besitz der Anglo Austrian Bank befanden 26 Anglo Austrian Bank Bearbeiten nbsp Ansammlung vor einer Filiale der Anglo Austrian Bank in Wien wahrscheinlich wahrend der Hyperinflation 1921 22Die am 27 Marz 1922 mit Sitz in London gegrundete Anglo Austrian Bank ubernahm samtliche Aktiva und Passiva der Anglo Osterreichischen Bank Das ehemalige Aktienkapital in Hohe von 200 Millionen Kronen wurde auf 650 000 Pfund Sterling umgewandelt Etwa zwei Drittel der Stammaktien blieben im Besitz der osterreichischen und sonstigen Vorkriegsbesitzer die nunmehr Staatsburger eines Nachfolgestaates geworden waren Dabei handelte es sich uberwiegend um Kleinaktionare die trotz nominell gleicher Rechte im Gegensatz zum Grossaktionar der Bank of England kaum noch Einfluss auf das Unternehmen hatten Dies kam auch bei der Sitzverteilung des Kontrollgremiums zum Ausdruck Der neue Verwaltungsrat bestand aus zehn Vertretern der Bank of England und sechs Vertretern der bisherigen Aktionare 27 28 Diese Position erlangte die Bank of England durch ein Tauschgeschaft Sie ubernahm Schulden der Anglobank Konzernunternehmen die bereits vor oder im Ersten Weltkrieg aber vor allem wahrend der Hyperinflation 1921 22 entstanden waren und erhielt von der Anglobank im Gegenzug Vorzugsaktien sowie Verschuldungsnachweise englisch certificates of indebtedness im Wert der Schulden Damit gewann die Bank of England auch Einfluss auf die Kreditpolitik Anders als inlandische Institute vergab die Anglobank fortan grosszugig Kredite und legte bei der Vergabe weniger Wert auf den Cashflow der Kreditnehmer Unausweichlich gerieten damit nicht nur die Anglobank sondern immer mehr osterreichische Grossunternehmen in die Abhangigkeit der Bank of England 29 Im ausdrucklichen Auftrag der Bank of England sollte die Anglo Austrian Bank Kapital zwischen England und der osterreichischen Industrie vermitteln Vor diesem Hintergrund versuchte die Bank of England vehement die fur Sommer 1922 geplante Errichtung der neuen osterreichischen Notenbank zu verhindern In ihrem Auftrag verfassten die englischen Verwaltungsrate der Anglobank ein Schreiben an David Lloyd George den englischen Ministerprasidenten und wiesen auf die dringende Notwendigkeit hin die osterreichische Regierung durch externe Hilfsmassnahmen zu unterstutzen wodurch allein schwere Krisen verhindert werden konnten Eine Notenbankgrundung wurde wie sie weiter in dem Brief schrieben keinen dauerhaften Erfolg erzielen ihr Endeffekt ware nur eine Schwachung derjenigen privaten Institutionen deren Starke einer der wichtigsten Faktoren fur den Wiederaufbau Osterreichs sei 24 Osterreichische Finanzexperten vertraten hingegen den Standpunkt dass nur eine von auslandischem Einfluss unabhangige Notenbank in der Lage sei eine Politik im Interesse der osterreichischen Wirtschaft zu verfolgen So befinde sich die osterreichische Industrie wie sie angaben in einer ausserordentlichen Abhangigkeit von auslandischen Banken weshalb der Einfluss der Nationalbank von vornherein gestarkt werden musse um das Kapital in erster Linie der heimischen Produktion dienstbar zu machen und zu erhalten Letztlich beauftragte der osterreichische Nationalrat mit Bundesgesetz vom 24 Juli 1922 den Finanzminister eine Notenbank zu errichten Diese nahm am 1 Januar 1923 als Oesterreichische Nationalbank OeNB ihren Geschaftsbetrieb auf und verfolgte das Ziel unabhangig vom Staat und selbststandig unter Ausschluss ausserer Einflusse zu sein 24 Dennoch gelang es der Bank of England ihren Einfluss auf die europaischen Notenbanken zu starken und die finanzielle Situation Osterreichs durch deflationistische Massnahmen massiv zu beeinflussen 30 Von der Bank of England sassen Robert Charles Kay spater Anton van Gyn als offizielle Beobachter und Finanzkontrolleure im Aufsichtsrat der OeNB was osterreichische Regierungsvertreter als Demutigung empfanden 31 Faktisch war der osterreichische Staat in der Zwischenkriegszeit weitgehend kreditunwurdig Wenn er Kredite erhielt dann nur unter ungunstigen wirtschaftlichen und oft auch politischen Bedingungen Letztlich entschieden auslandische Banken uber Kreditmoglichkeiten Dieses wirtschaftliche und politische Ungleichgewicht bestimmte den Verlauf der osterreichischen Bankenkrise ganz erheblich mit 32 Zur Durchsetzung ihrer Interessen nutzte die Bank of England als wichtigsten Kanal die Anglobank Sukzessive wurden die Bankgeschafte und die industriellen Konglomerate der Anglo Austrian Bank in Mittel und Sudosteuropa in die Geschaftsstruktur der Bank of England integriert 33 Zu den wichtigsten Konzernunternehmen und Cashcows der Anglo Austrian Bank direkt in Osterreich zahlten Austro Daimler Austro Fiat Puch Werke Brevillier amp Urban Schoeller Bleckmann Stahlwerke Enzesfelder Metallwerke Universale Bau Pulverfabrik Skodawerke Wetzler ELIN Delka Herlango Josef Manner amp Comp Bettfedern und Betttuchfabrik Adolf Gans 14 Im Jahr 1924 verfugte die Anglo Austrian Bank uber 18 Filialen in Wien 13 in den osterreichischen Bundeslandern zwei in Ungarn zwei in Rumanien eine in Jugoslawien und drei in Italien Die ihr zugedachte Funktion als Kapitalvermittler der Industrie zwischen England und den neuen Staaten im Donauraum vermochte die Anglobank allerdings nur in sehr beschranktem Umfang zu erfullen 14 Fur diesen Misserfolg trug die englische Politik zu einem grossen Teil selbst die Verantwortung Denn die von den Siegermachten des Ersten Weltkriegs herbeigefuhrte Staatentrennung und kunstliche Zerstuckelung der europaischen Mitte fuhrte zu einer zerrissenen Arbeitsteilung der aufeinander angewiesenen Volker und zu verstarkten Autarkiebestrebungen 34 Die Unternehmensleitung der Anglobank ergo die Bank of England erkannte die Ursache des Scheiterns Mehrfach kritisierten fuhrende Mitarbeiter die Politik der Zollmauern namentlich der tschechoslowakischen Regierung Jedoch betonten sie dass in allen Nachfolgestaaten die Einschrankungen des Freihandels zu ernsten Krisen fuhren wurden Die Vertreter der Anglobank forderten wiederholt offentlichkeitswirksam eine Umkehr der gegenwartigen Politik und erklarten Die wahre Losung des mitteleuropaischen Problems liegt in einer engeren wirtschaftlichen Kooperation der Lander die ehemals die Wirtschaftseinheit der osterreichisch ungarischen Monarchie bildeten 35 Ihre Vorschlage blieben unerhort Bis zum Jahr 1925 brach das sudosteuropaische Geschaft komplett weg was die Schliessung der Niederlassungen in diesen Landern nach sich zog Uberdies warfen die noch vorhandenen Industrie und Finanzbeteiligungen in Osterreich inflationsbedingt nicht hinreichend hohe Gewinne ab Einzig die Kapitalverflechtungen in der Tschechoslowakei waren profitabel Damit wurde die Anglo Tschechoslowakische Bank zu dieser Zeit zur wichtigsten Aktiva der Anglo Austrian Bank Im Januar 1925 stellten die Londoner Controller fest dass die Bilanz der osterreichischen Niederlassung der Anglobank in Wien fur 1924 defizitar sein wurde Damit nahmen die Uberlegungen der Bank of England den osterreichischen Stutzpunkt der Anglo Austrian Bank aufzugeben konkrete Formen an 14 Offiziell gab die Unternehmensleitung bekannt ihr Engagement in ganz Mitteleuropa zu reduzieren und dieses auf eine neue weniger risikoreiche Grundlage zu stellen Dabei galt es langst schon als beschlossene Sache die Auslandsfilialen der Anglo Austrian Bank so bald wie moglich zu veraussern und kunftig auf dem Kontinent nur noch uber erstklassige lokale Banken zu operieren Im Klartext war damit das Eindringen in noch grossere Banken gemeint Der erste Schritt in diese Richtung sollte im Januar 1926 der Tausch samtlicher Niederlassungen und Aktienanteile der Anglo Austrian Bank in Italien an die Banca Italo Britannica sein Im Gegenzug erhielt die Anglo Austrian Bank Aktienanteile der Banca Italo Britannica Wenige Monate spater nahmen die englischen Vertreter der Anglobank auch in Osterreich Sondierungsgesprache auf 14 Zeitgleich ernannte die Londoner Zentrale Zoltan Hajdu den Leiter der Budapester Filiale zum Generaldirektor fur Osterreich der nun einen restriktiven Kurs in der Kreditpolitik der Bank und den Abbau des 2000 Angestellte umfassenden Verwaltungsapparats in Osterreich einleitete Die Verhandlungen begannen mit dem Wiener Bankverein ehe sich der Schwerpunkt der Verkaufsgesprache zur Creditanstalt verlagerte Schliesslich wurde ein Teil der Anglo Austrian Bank am 12 Juni 1926 an die Creditanstalt verkauft viele Aktienbeteiligungen der Bank in Osterreich gingen aber auch an eine niederlandische Holding 14 8 Die Angestellten der Anglobank ubernahm die Creditanstalt nicht 24 Nach dem Verkauf der Wiener Niederlassungen fusionierte die Anglo Austrian Bank am 1 September 1926 mit der British Trade Corporation gegrundet 1917 zur Anglo International Bank 36 Die Fusion vollzog sich ebenso wie der Verkauf des osterreichischen Geschafts uber den Kopf der osterreichischen Stammaktionare Sie erfuhren uber die Beschlusse der Londoner Zentrale aus den Zeitungen Erst im Januar 1927 wurde eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen Auf dieser offenbarte sich dann die vollige Ausschaltung der ursprunglichen Alleinbesitzer der osterreichischen Aktionare 28 37 Kein einziges osterreichisches Mitglied des Generalrates der Anglo Austrian Bank ergo kein einziger Vertreter der ehemals osterreichisch ungarischen Aktionare erhielt einen Sitz und eine Stimme im Verwaltungsrat der Anglo International Bank 28 Zwar wurden die bisherigen Aktionare Teilhaber des neuen Instituts jedoch bekamen sie fur vier Aktien der Anglo Austrian Bank nur eine Aktie der Anglo International Bank Damit reduzierte sich ihr Besitz von 100 auf 25 Prozent Eine Abstimmung uber die Umwandlung erfolgte nicht Nach den englischen Bestimmungen hatten die osterreichischen Aktionare nicht einmal das Recht in London bei der Generalversammlung zu erscheinen 38 Der Verkauf der Wiener Niederlassung im Jahr 1926 wurde oft als Zusammenbruch der Anglo Osterreichischen Bank und als erster Schritt der Bankenkonzentration in Wien beschrieben Formal hatte jedoch die Anglo Osterreichische Bank bereits im Jahr 1921 aufgehort zu existieren und war unter dem Namen Anglo Austrian Bank eine auslandische rein britische Bank Ab diesem Zeitpunkt besassen die Stammaktionare bei der Leitung des Instituts kaum noch Mitspracherechte 28 Die damals renommierte Wiener Wirtschaftszeitung Die Borse hielt uber das Ende der Anglobank in Osterreich in der Ruckschau fest Fragmente Die Bank spielte eine ausserordentlich wichtige Rolle in der Geschichte des Wiederaufbaus Osterreichs Sie tat dies durch die Errichtung einer Brucke zwischen London und Wien indem sie britische finanzielle Kreise zu einer Zeit an Osterreich interessierte in der der Horizont noch vollig verhangt war und indem sie in Osterreich die Uberzeugung weckte dass machtige Krafte am Werke waren ihm zu helfen Aber dieses wohltatige Ergebnis setzte aus als der osterreichische Stabilisierungsplan verwirklicht war und die Verbindung mit der Bank von England begann positive Nachteile zu zeitigen 39 Erst mit der Ubernahme der Wiener Anglobank Filialen durch die Creditanstalt geriet die osterreichische Wirtschaft in eine spektakulare Abhangigkeit der Bank of England Denn die Anglo International Bank die sich nunmehr unter totaler Kontrolle der Bank of England befand fungierte in der Folge als einer der starksten Aktionare der grossten und wichtigsten osterreichischen Bank 40 41 Der Deal beinhaltete nicht nur eine hohe Aktienbeteiligung der Anglo International Bank an der Creditanstalt sondern auch die Ubertragung des gesamten bisherigen englischen Auslandsgeschafts der Creditanstalt an die Anglo International Bank 42 Als Vertreter der Anglobank gelangte Zoltan Hajdu zunachst in den Verwaltungsrat spater in den Vorstand der Creditanstalt 43 Letzten Endes war die Bank of England uber die Anglo International Bank nicht nur Aktionar sondern auch Glaubiger der Creditanstalt 44 Anglo International Bank Bearbeiten nbsp Portal der 1910 erbauten ehemaligen Londoner Anglobank Filiale in der Lombard StreetDie am 1 September 1926 mit Sitz in London gegrundete Anglo International Bank nahm am 1 Oktober 1926 ihren Geschaftsbetrieb auf 45 Das Grundungskapital betrug 2 36 Millionen Pfund Sterling Hauptaktionare waren die Bank of England und Glyn Mills amp Co Das neue Institut war keine Universalbank mehr sondern fungierte als Bankiersbank Sie konzentrierte sich darauf direkte Verpflichtungen gegenuber Handelsunternehmen im Ausland durch Kredite an auslandische Banken zu ersetzen 46 47 Dabei setzte die Anglo International Bank die in Osterreich praktizierte Geschaftspolitik fort auslandische Filialen der ehemaligen Anglobank an lokale Banken im Tausch gegen Aktien zu veraussern Bis zum Jahr 1927 war die wichtigste Aktiva der Anglo International Bank die Anglo Tschechoslowakische Bank Anschliessend verkaufte sie grossere Aktienpakete Die Budapester Niederlassung Anglo Ungarische Bank existierte noch einige Zeit weiter und wurde Anfang 1930 von der British and Hungarian Bank ubernommen Im Gegenzug erhielt die Anglo International Bank Anteile der British and Hungarian Bank 48 Der Kroatischen Escompte und Hypotheken verkaufte die Anglobank ihre Filiale in Agram und der Bosnischen Agrar und Kommerzialbank ihre Niederlassung in Belgrad Auch dieser Verkauf stellte ein Tauschgeschaft Filiale und dazugehorende Handelsunternehmen gegen Aktienpakete und Sitz im Aufsichtsrat der jeweiligen Bank dar Nach der Zusammenlegung dieser Institute zur Jugoslawischen Union Bank erlangte die Anglobank die Teilhaberschaft an der grossten und damit systemically important Bank Jugoslawiens 49 50 Genauso verfuhr sie in Rumanien und mit anderen mitteleuropaischen Banken 46 Die direkten Verpflichtungen gegenuber auslandischen Unternehmen durch Kredite an auslandische Banken zu ersetzen liess die Anglo International Bank vom Schicksal dieser auslandischen Banken abhangig werden 47 Dass die Bank of England mit der Anglo International Bank jedoch gar keine wirtschaftliche sondern politische Ziele verfolgte war anhand verschiedener Faktoren ersichtlich Zum einen schuttete die Anglo International Bank zeit ihres Bestehens keine Dividenden aus sondern nutzte entstandene Jahresuberschusse fur Abschreibungen Zum anderen war der Verwaltungsrat nahezu ausschliesslich von Vertretern der Bank of England und Politikern besetzt Dazu zahlten Herbert A Lawrence als Chairman Peter Bark ab 1934 Sir als Geschaftsfuhrer und als Aufsichtsratsmitglieder unter anderem Sir Otto Ernst Niemeyer Sir Gordon Nairne Lord Faringdon Alexander Henderson Sir Henry Strakosch Sir Harry Viscount Sir William Barclay Peat die alle gleichzeitig Vertrauensleute der britischen Regierung und einige ausserdem Mitglieder des House of Commons oder House of Lords waren 51 52 Rein formell galt die Bank of England als eine autonome Institution Tatsachlich erlangte die britische Regierung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zunehmenden Einfluss auf die englische Zentralbank Montagu Norman 1 Baron Norman der Gouverneur der Bank of England umschrieb bereits im Jahr 1926 das Verhaltnis zwischen der Bank und der Regierung folgendermassen Die Bank hat das einzigartige Recht Rat anzubieten und solchen Rat sogar bis zum Norgeln durchzudrucken sie ist naturlich aber immer der obersten Regierungsgewalt unterworfen 53 Uber die Anglobank war es der Bank of England gelungen in nahezu alle Grossbanken der osterreichisch ungarischen Nachfolgestaaten einzudringen Dabei wickelte die Anglo International Bank ab Oktober 1926 alle Geschafte nur noch uber die Zentrale in der City of London ab Diese befand sich in dem von der Anglo Osterreichischen Bank im Jahr 1910 erbauten Bankhaus in der Lombard Street 24 28 vormals Hausnummer 31 54 55 Mit der Schliessung der Filialen in Zentraleuropa entzog sich die Anglobank einerseits der auslandischen Bankenaufsichtsbehorden so dass diese die Soliditat des Instituts nicht prufen konnten Anderseits trug das Fehlen der Kundennahe zur Verschlechterung der Cost Income Ratio bei was den Controllern bewusst gewesen sein muss jedoch geschaftspolitisch offensichtlich keine Rolle spielte Als Generalbevollmachtigter der Anglo International Bank in Zentraleuropa fungierte Zoltan Hajdu der als Marionette im Orbit von Montagu Norman schwebte und bedingungslos die Interessen der Bank of England vertrat Als einziger kontinentaleuropaischer Vertreter erhielt Hajdu einen Sitz im Aufsichtsrat der Anglo International Bank Zugleich war er als Vertrauensmann der Bank of England Direktionsmitglied der Bodenkreditanstalt Verwaltungsratsmitglied der Creditanstalt und der Amstelbank sowie Aufsichtsratsmitglied grosser Banken und Industrieunternehmen in Jugoslawien Rumanien und Ungarn Daruber hinaus verfugte Hajdu als Grossgrundbesitzer uber ein Gut und zahlreiche Liegenschaften in Westungarn 56 Ab der zweiten Halfte der 1920er Jahre verbesserte sich in Deutschland sowie in Osterreich die wirtschaftliche Lage Obwohl ahnlich wie in Osterreich auch die deutschen Banken ausserst verwundbar waren knupften nicht wenige osterreichische Handels und Industrieunternehmen wegen des fehlenden Glaubens an die wirtschaftliche Kraft des kleiner gewordenen Osterreichs zunehmend Geschaftsbeziehungen zu deutschen Kreditinstituten Faktisch zeichnete sich die osterreichische Wirtschaft wahrend der 1920er Jahre durch eine hohe Auslandsabhangigkeit und ein hohes Handelsdefizit aus Rund 70 der osterreichischen Grossindustrie wurden im Jahr 1930 vom auslandischen die Halfte davon vom deutschen Finanzkapital kontrolliert 57 Die in Osterreich seit Ende des Ersten Weltkriegs bestehenden und wachsenden Tendenzen eines wirtschaftlichen Zusammenschlusses mit Deutschland betrachten die Siegermachte mit ausserstem Argwohn Das Foreign Office fasste die Situation bereits im Jahr 1925 folgendermassen zusammen Wenn Osterreich bis zur vollstandigen Erholung Deutschlands noch nicht von der Moglichkeit einer separaten Existenz uberzeugt sein wird kann die Agitation fur den Anschluss zu einem ernsthaften Faktor in den deutschen Angelegenheiten werden Doch wird dann der Erfolg der Agitation in Osterreich zu einem guten Teil davon abhangen welche Regierung in Deutschland am Ruder ist Deutschland wird vermutlich fruher oder spater wirtschaftlich Fuss in Osterreich fassen und eine wirtschaftliche Union wird zur politischen Union fuhren Aber das ist fur viele Jahre noch sehr unwahrscheinlich Solange Deutschland zu schwach ist selbst nach dem Anschluss zu streben kann die Frage nicht akut werden Ein osterreichischer Vorstoss beim Volkerbund in dieser Sache wurde zweifellos abgelehnt werden und eine Zollunion wird auf den Widerstand von Osterreichs Nachbarn und von Frankreich stossen 58 Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken stellte Grossbritannien der osterreichischen Wirtschaft und der Regierung mehr Unterstutzungskredite zur Verfugung als irgendein anderes Land 58 Zugleich versuchte die Bank of England ihren Einfluss in Deutschland zu erweitern wofur als Instrument ebenfalls die Anglo International Bank dienen sollte So gaben Vertreter der Anglobank offiziell bekannt den Schwerpunkt ihres Geschafts nicht mehr auf den Donauraum sondern auf Deutschland zu legen In der Folge ubernahm die Anglo International Bank auf Ersuchen der Bank of England eine Reihe von Verbindlichkeiten darunter die Aufnahme einer deutschen Staatsanleihe Jedoch konnte das Unternehmen langfristig keinen Fuss in Deutschland fassen Die deutsche Finanzwirtschaft hatte sich zunachst schon so weit erholt dass die Deutsche Bank im Juni 1928 der Bank of England ihre Beteiligung an der Anglo International Bank abkaufen wollte Die Bank of England lehnte das Angebot freilich ab 46 Zwischen 1925 und 1930 stieg die Auslandsverschuldung der osterreichischen Grossbanken von rund 370 Millionen auf 980 Millionen Schilling an Vor allem die englischen Banken hoben sich mit einer grosszugigen Vergabe kurzfristiger Auslandskredite hervor Zunehmend traten aber auch US amerikanische Investoren als Kreditgeber auf den Plan Das fuhrte zu einem bestandigen Uberangebot welches Beobachter geradezu von einer Aufdringlichkeit kurzfristiger Kredite der westlichen Banken sprechen liess Hingegen waren deutsche Banken an einer dauernden Veranlagung ihrer Gelder und langfristigen Kundenbindung interessiert was angesichts der Kalkulierbarkeit von Verbindlichkeiten auch osterreichische Unternehmen bevorzugten Im Ubrigen lagen die osterreichischen Zinssatze nahezu wahrend der gesamten 1920er Jahre uber den deutschen 14 Um den unerwunschten hohen Zustrom kurzfristiger Auslandskredite einzudammen sprachen sich verschiedene Generalratsmitglieder der Oesterreichischen Nationalbank wiederholt fur eine Senkung des Diskontsatzes aus Sie konnten sich jedoch nicht gegenuber den Finanzkontrolleuren der Bank of England und Richard Reisch dem Prasidenten der Nationalbank durchsetzen da diese bei einer zeitweiligen Auslandsverschuldung keine Notwendigkeit von Abwehrmassnahmen sahen Sie gingen davon aus dass ernste Institute kurzfristige Auslandskredite nicht etwa als Investitionskredite weitergeben wurden Aber genau das taten osterreichische Kreditinstitute allen voran die Bodencreditanstalt die 1929 als erste der Grossbanken ihre Schalter schliessen musste 24 Bis heute ist unklar welche Rolle Zoltan Hajdu ergo die Anglo International Bank bei der sich anbahnenden osterreichischen Bankenkrise spielte Hajdu war seit 1922 Direktionsmitglied der Bodencreditanstalt und parallel dazu seit Juli 1926 als Vertreter der Anglo International Bank Aufsichtsratsmitglied der Creditanstalt Als gleichzeitiger Vertrauensmann der Bank of England schlug er schon um die Jahreswende 1927 28 eine Fusion der Bodencreditanstalt mit der Creditanstalt vor Gegen den massiven Widerstand des Prasidenten der Creditanstalt Louis Rothschild wurde das Projekt im November 1929 realisiert 14 Zoltan Hajdu fuhrte als Mitglied des Exekutivkomitees die Fusionsverhandlungen 59 Nach dem Zusammenschluss wechselte er vom Aufsichtsrat der Creditanstalt in den Vorstand und wurde zum Direktor der Creditanstalt ernannt 60 Zusatzlich blieben Otto Ernst Niemeyer sowie Peter Bark als Vertreter der Anglobank und offizielle Vertrauenspersonen der englischen Regierung im Aufsichtsrat der Creditanstalt 52 Am 5 Marz 1931 beschlossen Deutschland und Osterreich ohne den Siegermachten irgendwelche Vorabinformationen zu geben eine Zollunion Grossbritannien und Frankreich wandten verschiedene Strategien an die das deutsch osterreichische Projekt im Herbst 1931 scheitern liessen Zum einen wurde auf die Ankundigung einer Zollunion formlicher Protest eingelegt da eine Annaherung der beiden Staaten laut Friedensvertrag von Versailles verboten war Zum anderen zogen auslandische Glaubiger sprunghaft Kredite ab Daruber hinaus erklarte Frankreich offiziell kurzfristig fallig werdende Schuldtitel gegenuber osterreichischen und deutschen Banken zuruckzufordern und nicht mehr zu prolongieren Kurz darauf kam es zum bislang grossten Insolvenzfall in der osterreichischen Banken Geschichte 61 62 Die Creditanstalt die durch die Ubernahme der Anglo Austrian Bank und der Bodencreditanstalt zur weitaus bedeutendsten Bank Osterreichs mit einem umfangreichen Netz von Industriekonzernen geworden war galt bis dahin als ein vollig gesichertes Institut Am 8 Mai 1931 gab die Gesellschaft bekannt dass sie ausserordentliche Verluste in Hohe von 140 Millionen Schilling erlitten habe Es setzte ein Run auf die Bank ein da die Kunden einer schnellen Sanierung misstrauten Die Bekanntgabe der Verluste zu diesem Zeitpunkt war offenbar von Zoltan Hajdu erzwungen worden indem er sich weigerte eine von ihm selbst in Auftrag gegebene Unternehmensbilanz zu unterschreiben 63 Aus dieser Bilanz ging hervor dass die Industriebeteiligungen der Bank zu hoch bewertet und durch die Fusion mit der Bodencreditanstalt Verluste in Hohe von 60 Millionen Schilling eingetreten waren Die genauen Hintergrunde warum die Direktion der Creditanstalt von dem plotzlichen Drang uberwaltigt wurde ehrlich zu sein und einer Marktbewertung ihrer Vermogenswerte im denkbar ungunstigsten und schlimmsten Moment uberhaupt zustimmte ist bis heute ungeklart Der britische Historiker Harold James halt es satirisch formuliert am wahrscheinlichsten dass Zoltan Hajdu eine Art religiose Bekehrung wiederfuhr und er sich danach nicht mehr in der Lage fuhlte mit den unehrlichen Bilanzen zu leben die seine Institution zwei Jahre lang vorgelegt und er unterschrieben hatte 64 Als unmittelbare Folgewirkung loste der Zusammenbruch der Creditanstalt eine schwere Wahrungskrise aus die Osterreich erneut in Abhangigkeit der westlichen Finanzmachte brachte 65 Das osterreichische Justizministerium erhob Schadenersatzanspruche in Hohe von 20 Millionen Schilling und beantragte am 15 Oktober 1931 bei der Wiener Staatsanwaltschaft eine Vermogensbeschlagnahme sowie Vorermittlungen gegen Zoltan Hajdu und weitere Direktoren der Creditanstalt 66 Ein Strafverfahren konnte jedoch nicht eingeleitet werden da sich Hajdu wie auch die meisten anderen schuldtragenden Vorstandsmitglieder ins Ausland abgesetzt hatten und mit einer freiwilligen Ruckkehr nach Osterreich nicht zu rechnen war 67 Gegen die Aufsichtsratsmitglieder der Anglo International Bank Bark und Niemeyer wurden keine Ermittlungen eingeleitet Sie verhalfen der Creditanstalt zu einem grosszugigen Uberbruckungskredit der Bank of England Auch das Ermittlungsverfahren gegen Zoltan Hajdu wurde im November 1933 eingestellt Er blieb bis zum Jahr 1938 im Aufsichtsrat der Anglobank und erwarb fur 500 000 Schilling ein weiteres Gut in Ungarn Selbst seine Villa in Wien konnte Hajdu behalten von wo aus er fortan die Geschafte der Anglo International Bank in Jugoslawien leitete 48 68 Das Image der Anglobank auf dem Kontinent war jedoch schwer geschadigt Nach den Ereignissen wurde Herbert A Lawrence als Chairman durch Sir Bertram Hornsby der von 1921 bis 1931 Vorsitzender der Central Bank of Egypt war ersetzt Hornsby bezeichnete das Wirken der Anglo International Bank als keine gute Werbung fur die britische Finanzwelt und es gelang ihm weder das Ansehen noch die finanzielle Situation des Instituts zu verbessern Immer mehr Kleinaktionare stiessen ihre noch vorhandenen Anglo Aktien ab Letztlich stutzte die Bank of England die Anglo International Bank mit 1 Million Pfund und kaufte zusatzlich Anglo Aktien am freien Markt auf um einen vollstandigen Zusammenbruch des Aktienkurses zu verhindern Die Bemuhungen blieben erfolglos Im November 1933 beschloss die Bank of England eine privat geordnete Liquidation der Anglo International Bank einzuleiten 46 Im Dezember 1933 wurde mehr als die Halfte der noch in London beschaftigten Mitarbeiter entlassen 69 Montagu Norman hielt die Plane jedoch geheim da eine formelle Insolvenz seiner Beurteilung nach das Prestige des britischen Finanzwesens nachhaltig geschadigt hatte Somit blieb die Anglobank wahrend des Restes der 1930er Jahre bestehen obwohl sie keinerlei neue Einnahmequellen mehr erschloss Im Jahr 1943 bezifferte die Bank of England einen Verlust seit 1927 durch ihre Unterstutzung der Anglobank einschliesslich der Aktienkaufe von rund 1 6 Millionen Pfund 46 Weder betriebswirtschaftlich noch politisch war das Medium Anglobank fur die englische Regierung ein Erfolg Ein Jahr spater ubertrug die Bank of England ihre samtlichen Anglo Anteile nebst den wenig verbliebenen Verbindlichkeiten an das Londoner Bankhaus Glyn Mills amp Co Diese uberfuhrten das Institut in einen speziell gegrundeten Trust mit der Bezeichnung Continental Assets Realization Trust Ltd Formal blieb die Anglo International Bank bis 1951 geschaftlich aktiv aber erst 1962 erfolgte ihre endgultige Liquidation Zum Schutz der Markenrechte existiert seit 1963 eine Mantelgesellschaft die ihren Ursprung zur 1863 gegrundeten Anglo Osterreichischen Bank indiziert 47 Literatur BearbeitenEduard Marz Osterreichische Bankpolitik in der Zeit der grossen Wende 1913 1923 Am Beispiel der Creditanstalt fur Handel und Gewerbe Oldenbourg Verlag Munchen 1981 ISBN 3 486 50761 3 Charlotte Natmessnig Britische Finanzinteressen in Osterreich Die Anglo Osterreichische Bank Bohlau Verlag Wien 1998 ISBN 978 3 205 98912 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anglo Osterreichische Bank Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Charlotte Natmessnig Britische Finanzinteressen in Osterreich Die Anglo Oesterreichische Bank in Studien zur Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftspolitik Band 5 Vandenhoeck amp Ruprecht 1998 W Auerbach Das Actienwesen Sauerlander 1873 S 147 Die OeKB in der Strauchgasse 3 Oesterreichische Kontrollbank abgerufen am 13 Dezember 2020 a b Barbara Eder Die Geschichte der Familie Tinti als Herren der Schallaburg von der Mitte des 19 bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Dissertation Universitat Wien 2018 S 83 86 Rudolf Gottschall Hrsg Unsere Zeit Deutsche Revue der Gegenwart Monatsschrift zum Conversationslexikon Bande 11 12 Brockhaus 1875 S 249 a b Die Wiener Grossbanken im Gefuge des osterreichischen Imperialismus S 5 Alfred Klahr Gesellschaft abgerufen am 13 Dezember 2020 a b Isidor Heller Hrsg Osterreichische Burgerzeitung Wien 1872 1873 Wochenschrift fur alle Fragen und Interessen Verlag Isidor Heller 1872 S 7 a b c Anglo Osterreichische Bank im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Marc Balbaschewski Das Bankhaus H Aufhauser 1870 1938 Netzwerkbildung und ihre Auswirkung auf die Verdrangungsbestrebungen und Arisierung im Nationalsozialismus Dissertation Universitat Darmstadt 2015 S 59 Carsten Burhop Die Kreditbanken in der Grunderzeit Franz Steiner Verlag 2004 S 99 Albert Schaffle Aus meinem Leben Eine Autobiographie in zwei Banden Band 1 Severus Verlag 2012 S 164 Landesberger Adolf 1858 1912 Bankfachmann Osterreichische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 13 Dezember 2020 Gunther Chaloupek From Stabilization to Depression Comments in the Osterreichische Volkswirt on Economic Policy in Austria between 1923 and 1929 In J G Backhaus Hrsg The Beginnings of Scholarly Economic Journalism Springer Verlag 2011 S 73 91 a b c d e f g h i j k Fritz Weber Vor dem grossen Krach Osterreichs Banken in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Credit Anstalt fur Handel und Gewerbe Bohlau Verlag Wien 2016 Karls Universitat Prag Hrsg Prager wirtschafts und sozialhistorische Mitteilungen Band 4 Institut fur Wirtschafts und Sozialgeschichte der Philosophischen Fakultat der Karls Universitat 1997 S 7 8 Ctibor Necas Pocatky uzemni expanze Zivnobanky in Studia minora facultatis philosophicae 32 Sbornik praci filozoficke fakulty Brnenske univerzity 1985 S 81 92 Antonie Dolezalova Zwischen Autarkie Emanzipation und Diskriminierung Die Nostrifizierung in der Tschechoslowakei nach 1918 In Bohemia Ausgabe 53 2013 S 47 Karl Viererbl Kurt Vorbach 200 000 Sudetendeutsche zuviel Deutscher Volksverlag 1936 S 125 Vlastislav Lacina Bankensystem und Industriefinanzierung in der Tschechoslowakischen Republik 1918 1931 Studienverlag 1993 S 542 f Studienverlag abgerufen am 14 Dezember 2020 Kundmachung Wiener Zeitung vom 24 September 2020 ANNO AustriaN Newspapers Online abgerufen am 30 Dezember 2020 a b Manfred Pohl Handbook on the History of European Banks Edward Elgar Publishing 1994 S 1046 f Anglo Osterreichische Bank kurz Anglobank Amt fur Kultur Landesarchiv Liechtenstein abgerufen am 30 Dezember 2020 Firmenprotokollierung Amtsblatt zur Wiener Zeitung Nr 243 vom 3 November 1922 S 812 ANNO abgerufen am 23 Dezember 2020 a b c d e Hans Kernbauer Wahrungspolitik in der Zwischenkriegszeit Geschichte der oesterreichischen Nationalbank von 1923 bis 1938 Dritter Teil Erster Band Oesterreichische Nationalbank 1991 S 257 Stefan Heinrich Erste Republik Austrofaschismus Anschluss Hochschulschrift Diplomarbeit Universitat Wien 2011 S 9 Anne Orde British Policy and European Reconstruction After the First World War Cambridge University Press 2002 S 139 140 Die Borse vom 27 April 1922 Die Schlusssteinlegung bei der Anglobank S 3 ANNO abgerufen am 4 Januar 2021 a b c d Die Borse vom 26 September 1926 Das Schicksal der Anglobankaktionare S 5 6 ANNO abgerufen am 4 Januar 2021 Oliver Rathkolb Theodor Venus Ulrike Zimmerl Bank Austria Creditanstalt 150 Jahre osterreichische Bankengeschichte im Zentrum Europas P Zsolnay 2005 S 170 f Gertrude Enderle Burcel Rudolf Jerabek Wolfgang Mueller Stefan Semotan Hrsg Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik 1918 1938 Teil 4 Band 4 Verlag der Osterreichischen Staatsdruckerei 2005 S xxxii Osterreichischer Ministerrat Hrsg Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik 1918 1938 Teil 4 Band 4 Verlag der Osterreichischen Staatsdruckerei 2005 S xxxi Dieter Stiefel Die Krise der Credit Anstalt in den 1930er Jahren und ihre Folgen fur das osterreichische Bankensystem in Peter Eigner Erich Landsteiner Peter Melichar Hrsg Bankrott Osterreichische Zeitschrift fur Geschichtswissenschaften 19 Jg Heft 3 2008 Studienverlag Wien 2008 S 122 Norbert Horn Jurgen Kocka Law and the formation of the big enterprises in the 19th and early 20th centuries Vandenhoeck und Ruprecht 1979 S 376 384 f Elemer Hantos Der Weg zum neuen Mitteleuropa Die wirtschaftliche Neugestaltung Nachdruck des Originals von 1933 HWA 2016 S 125 Innsbrucker Nachrichten vom 12 Oktober 1928 Eine englische Stimme fur die wirtschaftliche Kooperation der Nachfolgestaaten S 9 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Neues Grazer Tagblatt vom 3 September 1926 Eine neue Bank in London S 1 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Prager Tageblatt vom 26 Juni 1927 Wiener Finanzbrief S 11 ANNO abgerufen am 5 Januar 2021 Finanz und Handelsblatt des Morgens vom 6 September 1926 Das Ende der Anglobank ANNO abgerufen am 5 Januar 2021 Die Borse vom 16 September 1926 Die Anglo International Bank S 6 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Bozidar Jurkovic Das auslandische Kapital in Jugoslawien W Kohlhammer 1941 S 252 f Der osterreichische Volkswirt vom 7 Mai 1927 Osterreichische Kreditanstalt S 361 363 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Der Morgen vom 11 Dezember 1933 Fusionsverhandlungen der Anglo Bank S 7 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Die Stunde vom 8 November 1929 Generaldirektor Zoltan Hajdu Direktionsmitglied der Kreditanstalt S 10 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Dieter Stiefel Finanzdiplomatie und Weltwirtschaftskrise Die Krise der Credit Anstalt fur Handel und Gewerbe 1931 F Knapp 1989 S 37 Der Tag vom 4 September 1926 Auch die Londoner Anglobank verschwindet S 11 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 a b c d e Geoffrey Jones British Multinational Banking 1830 1990 Clarendon Press 1995 S 229 231 a b c Anglo International Bank Ltd NetWest Group abgerufen am 6 Januar 2021 a b Geschaftsberichte der Anglo International Bank Ltd Hamburgisches Welt Wirtschafts Archiv abgerufen am 8 Januar 2021 Neues Wiener Journal vom 26 April 1927 Generaldirektor Haidu im Direktionsrat der kroatischen Eskomptebank S 14 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Der Osterreichische Volkswirt vom 30 Juni 1928 Sudslawische Bankenfusion S 11 ANNO abgerufen am 6 Januar 2021 Geschaftsberichte der Anglo International Bank Ltd Hamburgisches Welt Wirtschafts Archiv abgerufen am 7 Januar 2021 a b Der Tag vom 3 Mai 1932 Die geheimnisvolle Reise des Dr Reisch S 2 ANNO abgerufen am 7 Januar 2021 Jorn Konke Die institutionelle Koordination von Geld und Finanzpolitik in Grossbritannien Duncker amp Humblot 1971 S 55 American Chamber of Commerce in London Hrsg The Anglo American Year Book International Development Company 1932 S 209 Osterreichisch Ungarische Staatsverwaltung Hrsg Hof und Staats Handbuch der Osterreichisch Ungarischen Monarchie fur das Jahr 1910 Band 36 K K Hof und Staatsdruckerei 1910 S 545 Zeitungsberichte uber Zoltan Hajdu von 1915 1933 ANNO abgerufen am 9 Januar 2021 Oskar Lehner Osterreichische Verfassungs und Verwaltungsgeschichte mit Grundzugen der Wirtschafts und Sozialgeschichte Trauner 1992 S 263 a b Anne Orde Grossbritannien und die Selbstandigkeit Osterreichs 1918 1938 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jahrgang 28 1980 Heft 2 S 232 PDF Der Tag vom 9 Oktober 1929 Die Fusion noch nicht perfekt aber bereits vom Exekutivkomitee genehmigt S 1 ANNO abgerufen am 11 Januar 2021 Salzburger Chronik fur Stadt und Land vom 8 November 1929 Kreditanstalt S 7 ANNO abgerufen am 11 Januar 2021 Stefanie Beck Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre in Deutschland Ursachen Verlauf und Massnahmen der Wirtschaftspolitik Diplomica Verlag 2011 S 41 Eva Terberger Stefanie Wettberg Der Aktienruckkauf und die Bankenkrise von 1931 Universitat Heidelberg 2005 S 10 Peter Melichar Otto Ender 1875 1960 Landeshauptmann Bundeskanzler Minister Untersuchungen zum Innenleben eines Politikers Vandenhoeck amp Ruprecht 2018 S 51 Harold James The Creation and Destruction of Value The Globalization Cycle Harvard University Press 2009 S 76 77 Andre Armengaud Europaische Wirtschafts und Sozialgeschichte vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart Band 6 Klett Cotta 1987 S 557 Freiheit vom 23 Oktober 1931 Vermogensbeschlagnahme bei den Direktoren der Kreditanstalt S 1 ANNO abgerufen am 11 Januar 2021 Die Stunde vom 4 Oktober 1932 Zwanzig Millionen Schadenersatzanspruche S 1 ANNO abgerufen am 11 Januar 2021 Wiener Allgemeine Zeitung vom 9 November 1933 Direktor Hajdu Grundbesitzer in Ungarn S 11 ANNO abgerufen am 11 Januar 2021 Der osterreichische Volkswirt vom 16 Dezember 1933 Internationale Finanzgeschafte S 90 ANNO abgerufen am 11 Januar 2021 Normdaten Korperschaft GND 5239014 7 lobid OGND AKS LCCN n92074825 VIAF 140411528 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anglo Osterreichische Bank amp oldid 227971747