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Zahlungsverkehr ist in der Wirtschaft die Gesamtheit aller Zahlungen also Ubertragungen von Zahlungsmitteln zwischen Wirtschaftssubjekten Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Rechtsfragen 4 Formen 4 1 Barzahlung 4 2 Halbbare Zahlung 4 3 Bargeldlose Zahlung 4 4 Herkunfts und Zielland 5 Zahlungsverhalten 5 1 Deutschland 5 2 Osterreich 5 3 Schweiz 5 4 International 6 Dokumentation 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenIm Mittelpunkt des Zahlungsverkehrs steht die Zahlung die eine Ubertragung von Bargeld oder Buchgeld von einem Wirtschaftssubjekt zum anderen zum Inhalt hat 1 Als Wirtschaftssubjekte kommen Privatpersonen Unternehmen oder der Staat mit seinen Untergliederungen in Frage Kreditinstitute mussen nicht notwendigerweise dabei mitwirken denn beispielsweise sind auch die Barzahlung des Kaufpreises im Laden die Nachnahme oder Hawala Teil des Zahlungsverkehrs samtliche Geldstrome gehoren dazu Sind Kreditinstitute in die Zahlungsvorgange zwischengeschaltet stellt fur sie der Zahlungsverkehr ein Bankgeschaft im Sinne des 1 Abs 1 Nr 9 KWG dar Zahlungen gehoren damit zu den wichtigsten okonomischen Transaktionen Sie werden zwischen zahlungspflichtigem Schuldner und Zahlungsempfanger Glaubiger zur Erfullung als Gegenleistung etwa beim Kaufvertrag fur die erfolgte Lieferung ausgetauscht aber auch ohne Gegenleistung als Transferleistung Schenkung Steuerzahlung Der interpersonale Austausch von Zahlungen zwischen den Wirtschaftssubjekten wird Zahlungsverkehr genannt der internationale Zahlungsverkehr wird mit dem Ausland getatigt Geschichte BearbeitenIn altbabylonischer Zeit konnte man mittels Anweisungen uber das hauptsachlich aus Getreide bestehende Bankguthaben verfugen 2 was auch in Agypten zur Ptolemaerzeit noch vorkam Nach den Perserkriegen zwischen 490 und 449 v Chr nahmen die im Bankgeschaft fuhrenden Trapeziten heute noch griechisch trapeza trapeza fur Bank Depositen an und fuhrten hieraus Zahlungsleistungen durch Umschreibung von einem auf das andere Konto aus 3 Romisches Pendant zu den Trapeziten stellten die Argentarii dar Sie vermittelten Zahlungen durch Umschreiben in den Geschaftsbuchern das Umschreiben lateinisch perscribere nahm die Bedeutung von Bezahlung an 4 Der Anweisungsakt lateinisch delegatio war im romischen Recht der Ausgangspunkt fur Zahlungen Erste Banken mit ausschliesslichem Zahlungsverkehrsgeschaft entstanden mit der 1407 gegrundeten Casa di San Georgio in Genua erste staatliche Girobanken waren die 1587 in Venedig entstandene Banco di Rialto die 1592 in Mailand gegrundete Banco Ambrosiano und die 1619 in Venedig gegrundete Banco Giro die erstmals das Wort Giro im Namen enthielt 5 Die Frankfurter Reformation befand im Jahre 1578 dass die blosse Anweisung noch keine Zahlung sei Die Zahlung werde demnach nicht bereits mit der Verpflichtung des Angewiesenen sondern erst mit dessen tatsachlicher Leistung bewirkt Das findet sich noch heute in 788 BGB wieder Nach dem Vorbild der italienischen Banken entstand im Januar 1609 die Amsterdamer Wechselbank der im Marz 1619 die Hamburger Bank folgte Sie war eine reine Zahlungsbank der 1621 noch die Nurnberger Banco Publico folgte Die im Januar 1876 gegrundete Reichsbank ubernahm die Hamburger Girobank als Niederlassung Der Reichsbank Vorstand Richard Koch verstand unter einer Girozahlung die Vermittlung von Zahlungen unter den Kunden durch Ab und Zuschreibung in den Bankbuchern auf der Grundlage der Depositen 6 Der Rechtswissenschaftler Georg Cohn trug 1885 mit den ersten zahlungsverkehrsrechtlichen Werken zur rechtlichen Einordnung des Zahlungsverkehrs bei und ordnete den Girovertrag als Voraussetzung fur die Girozahlung ein 7 Bankguthaben seien die Grundlage jeder Girozahlung 8 In Deutschland gab die Wirtschaftskrise des Jahres 1907 einen Anstoss zur Einfuhrung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs um die Geldversorgung der Wirtschaft unabhangiger vom Bargeld zu gestalten 9 Hierfur bauten die historisch gewachsenen verschiedenen Bankengruppen Sparkassen Raiffeisenbanken Volksbanken Grossbanken Private Banken ab 1908 eigene Gironetze auf in denen der Zahlungsverkehr durch Spitzeninstitute Girozentralen Genossenschaftszentralbanken schnell abgewickelt werden konnte Johann Christian Eberle hatte die Vorteile eines sparkasseneigenen geschlossenen Zahlungsverkehrsnetzes erkannt und die Grundung von Girozentralen als zentrale Verrechnungsstelle in jedem Land Preussens vorgeschlagen 10 Auf Eberles Initiative hin kam es am 5 Oktober 1908 zur Grundung des Giroverbandes Sachsischer Gemeinden mit 151 Mitgliedern der eigentliche Giroverkehr begann am 2 Januar 1909 mit der ersten deutschen Girozentrale die in Dresden den Giroverkehr fur 143 Girokassen aufnahm 11 In der Folge grundeten sich weitere Giroverbande und am 26 Oktober 1916 schlossen sich 12 Giroverbande zum Deutschen Zentral Giroverband zusammen Ab 1923 begann der Zusammenschluss von in der gleichen Region tatigen Landesbanken mit reinen Girozentralen was zur Schaffung der Gemeinschaftsbanken fuhrte 12 Institutsgruppenubergreifende und uberregionale Zahlungen wickelten die Landeszentralbanken ab Zum Massengeschaft entwickelte sich der Zahlungsverkehr erst ab 1957 durch die Einfuhrung bargeldloser Lohn und Gehaltszahlungen 13 Das Girokonto machte weite Kreise von Privathaushalten erstmals bankfahig Das Postscheckamt Hamburg damals das grosste in der Bundesrepublik fuhrte 1961 erstmals einen EDV gestutzten Dauerauftragsdienst ein Ab Oktober 1963 kam das Lastschriftverfahren hinzu und verlagerte die Zahlungsinitiative zum Zahlungsempfanger Beide Finanzinnovationen trugen dazu bei dass der bargeldlose Zahlungsverkehr kontinuierlich zunahm Eine Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs in den EU Mitgliedstaaten erfolgte durch das Zahlungsdiensterecht vom Oktober 2009 Es fuhrte zu europaweiten einheitlichen Zahlungstransaktionen Zeitvorgaben fur die Auftragsausfuhrung oder Widerrufsrechten Durch das SEPA Projekt wurde ab Februar 2014 der Europaische Zahlungsraum ein einheitlicher Zahlungsraum fur bargeldlose Zahlungen in Euro geschaffen Rechtsfragen BearbeitenDer Zahlungsverkehr findet ausserhalb des Bankwesens beispielsweise durch Barzahlung des Kaufpreises zwischen einem Verbraucher und dem Verkaufer etwa im Supermarkt statt Hierbei liegt auch fur den Zahlungsverkehr das Kaufvertragsrecht nach 433 Abs 2 ff BGB zugrunde wonach der Kaufer verpflichtet ist dem Verkaufer den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen Sind Kreditinstitute in den Zahlungsverkehr eingeschaltet gilt das Zahlungsdiensterecht der 675a ff BGB Hiernach ist ein Zahlungsvorgang gemass 675f Abs 4 BGB jede Bereitstellung Ubermittlung oder Abhebung eines Geldbetrags unabhangig von der zugrunde liegenden Rechtsbeziehung zwischen Zahler und Zahlungsempfanger Zahlungsauftrag ist jeder Auftrag den ein Zahler seinem Zahlungsdienstleister zur Ausfuhrung eines Zahlungsvorgangs entweder unmittelbar oder mittelbar uber einen Zahlungsauslosedienstleister oder den Zahlungsempfanger erteilt Im Bankwesen ist der Zahlungsverkehr umfassend im Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz ZAG gesetzlich geregelt Hiernach wird das Zahlungsgeschaft in 1 Abs 1 Satz 2 Nr 3 ZAG definiert als die Ausfuhrung von Zahlungsvorgangen einschliesslich der Ubermittlung von Geldbetragen auf ein Zahlungskonto beim Zahlungsdienstleister des Nutzers oder bei einem anderen Zahlungsdienstleister durch die Ausfuhrung von Lastschriften Lastschriftgeschaft die Ausfuhrung von Zahlungsvorgangen mittels einer Zahlungskarte oder eines ahnlichen Zahlungsinstruments Zahlungskartengeschaft und die Ausfuhrung von Uberweisungen einschliesslich Dauerauftragen Uberweisungsgeschaft Formen BearbeitenMan unterscheidet den Zahlungsverkehr nach Barzahlung halbbarer Zahlung und bargeldloser Zahlung Barzahlung Bearbeiten Bei der Zahlung mit Bargeld benotigt man kein Konto Hier ubergibt der Schuldner Munzen oder Banknoten an den Glaubiger Zahlungsarten sind Bargeld Boten senden oder Western Union Es gibt Bareinzahlungen die den Kassenbestand der Kreditinstitute erhohen und Barauszahlungen die ihn vermindern Halbbare Zahlung Bearbeiten Bei der halbbaren Zahlung benotigt ein Beteiligter ein Konto Beispielsweise zahlt der Zahlungspflichtige bar auf ein Konto des Zahlungsempfangers Bareinzahlung oder vom Konto des Zahlungspflichtigen Abbuchung wird an den Zahlungsempfanger bar ausgezahlt Barauszahlung Solche Zahlungsarten sind Barscheck Zahlschein Reisescheck und Postnachnahme Im Zuge der digitalen Transformation ist u a Barzahlen und Paysafecash entstanden In beiden Systemen wird online ein Code generiert welcher ausgedruckt oder in gespeicherter Form als Zahl oder Bezugsschein dient Verbreitete Zahlstellen sind etwa Kassensysteme von Supermarkten als auch von Fahrkartenautomaten So kann z B auch die Auszahlung von Hartz IV Geldern im Supermarkt vorgenommen werden 14 Bargeldlose Zahlung Bearbeiten Bei der bargeldlosen Zahlung benutzen beide Beteiligten ihr Konto Uber diese Konten wird die Zahlung mittels Uberweisung Echtzeituberweisung Lastschrift Abbuchungsauftrag Verrechnungsscheck oder Wechsel durchgefuhrt Das Konto des Zahlenden wird mit dem Zahlbetrag belastet dieser dem Konto des Zahlungsempfangers gutgeschrieben Hilfsmittel des bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind EC Karte Girocard Guthabenkarte Kreditkarte Debitkarte Mobile Payment Herkunfts und Zielland Bearbeiten Je nach dem Herkunfts und Zielland einer Zahlung unterscheidet man Inlandszahlungsverkehr und internationaler Zahlungsverkehr Beim Inlandszahlungsverkehr verbleibt die Zahlung in einem bestimmten Staat beim internationalen Zahlungsverkehr betreffen die Geldstrome mehrere Staaten Zahlungsverhalten BearbeitenAls Zahlungsverhalten gilt die Nutzung der verschiedenen Zahlungsmittel durch die Wirtschaftssubjekte Deutschland Bearbeiten Die Deutsche Bundesbank ermittelte im Jahre 2014 in Deutschland einen Barzahlungsanteil von 53 2 aller Umsatze oder 79 1 aller Transaktionen 15 gefolgt von der Girocard 29 4 15 3 Kreditkarte 3 9 1 3 Lastschrift 3 0 0 5 oder Uberweisung 5 3 1 0 Beim Einzelhandelsumsatz lag der Barzahlungsanteil 2015 bei 52 4 gefolgt von Girocard EC cash 23 2 EC Lastschrift 14 2 oder Kreditkarte 5 7 16 Die hochste Barzahlungsquote weisen Kneipen Cafes und Schnellrestaurants auf hier wird zu 96 in Cash bezahlt Osterreich Bearbeiten In Osterreich dominiert weiterhin das Bargeld die Zahlungsmittellandschaft denn 65 des Volumens und 82 aller Transaktionen wurden 2011 einer Umfrage zufolge in bar abgewickelt 17 Schweiz Bearbeiten In der Schweiz hingegen nimmt der Bargeldanteil deutlich ab Betrug dort der Bargeldanteil im Jahre 1990 noch 90 so lag er 2014 bei 60 Durch die COVID 19 Pandemie hat der Bargeldanteil am Zahlungsverkehr weiter abgenommen Von 2017 bis 2020 hat der mengenmassige Anteil der unregelmassigen Zahlungen in Bargeld von 70 auf 43 abgenommen Bezuglich Transaktionswert der unregelmassigen Zahlungen lag gar ein Ruckgang von 45 auf 24 vor Diesbezuglich hat sich die Debitkarte mit 33 als Zahlungsmittel auf den 1 Platz gesetzt 18 International Bearbeiten Fuhrend im bargeldlosen Zahlungsverhalten in Europa ist Schweden wo im Einzelhandel 95 aller Geschafte bargeldlos abgewickelt werden in Grossbritannien erfolgten 62 aller Transaktionen 2014 bargeldlos 19 In den USA entwickelte sich der Zahlungsverkehr nach der Finanzkrise ab 2007 von einem vorrangig kreditkartenbasierten bargeldlosen zu einem Debitkartenmarkt 20 Hier liegt der Bargeldanteil bei nur bei 23 Umsatz bzw 46 bei Transaktionen 21 Dabei erreichten Kartenzahlungen 2012 einen Marktanteil von 67 Debitkarten 38 und Kreditkarten 21 In Singapur wurden 81 9 aller Transaktionen 2013 mit e Money abgewickelt 22 Dokumentation BearbeitenIn aller Regel wird jeder Zahlungsverkehr dokumentiert im Rahmen einer privaten oder kaufmannischen Buchfuhrung uber Kontoauszuge Ausserdem ist jeder Vorgang auf Papier oder Daten belegt dies muss nicht ein Uberweisungstrager oder ein Kontoauszug sein sondern kann auch eine Abrechnung sein Man unterscheidet dabei zwischen dem beleghaften Papier und dem beleglosen Zahlungsverkehr Zu beachten sind besondere Aufbewahrungspflichten Siehe auch BearbeitenZahlungsbedingungWeblinks BearbeitenDominique Baumann Zahlungsverkehr In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Hans E Buschgen Zahlungsverkehr in Willi Albers Hrsg Handbuch der Wirtschaftswissenschaften HdWW Band 9 1982 S 569 Emanuel Hugo Vogel Zur Geschichte des Giralverkehrs im Altertum in Vierteljahresschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Nr 29 1936 S 343 Otto Gradenwitz Vom Bank und Geschaftswesen der Papyri der Romerzeit 1903 S 258 Anm 2 Willy Schulthess Rechtsnatur von Girovertrag und Girozahlung 1910 S 9 Alexander Djazayeri Die Geschichte der Girouberweisung 2011 S 26 Johannes Conrad Ludwig Elster Wilhelm Lexis Edgar Loehning Hrsg Handworterbuch der Staatswissenschaften Band IV 1900 S 728 f Georg Cohn Die Girozahlung in Wilhelm Endemann Hrsg Handbuch des deutschen Handels See und Wechselrechts 1885 S 1047 Georg Cohn Die Girozahlung in Wilhelm Endemann Hrsg Handbuch des deutschen Handels See und Wechselrechts 1885 S 1050 Hans Pohl Wirtschaft Unternehmen Kreditwesen soziale Probleme Band 1 2005 S 979 Adalbert Dick Die Verflechtung zwischen Sparkassen und Girozentralen 1959 S 19 Hans Pohl Wirtschaft Unternehmen Kreditwesen soziale Probleme Band 1 2005 S 980 Melchior Palyi Paul Quittner Handworterbuch des Bankwesens 1933 S 723 ff Albert Hahn Bargeldloser Zahlungsverkehr 75 30 15 Jahre in Zeitschrift fur das gesamte Kreditwesen 1988 S 664 f Anne Katrin Hochstrat Hartz IV Empfanger erhalten ihr Geld jetzt auch im Supermarkt In hessenschau de 12 Januar 2019 abgerufen am 21 Februar 2019 Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland 2014 2015 S 27 Statista Das Statistik Portal Anteile der Bezahlverfahren am Einzelhandelsumsatz in Deutschland im Jahr 2015 lt Osterreichische Nationalbank Zahlungsverkehr Nutzung in Osterreich 2012 Zahlungsmittelumfrage 2020 Schweizerische Nationalbank Schweizerische Nationalbank abgerufen am 18 November 2021 Tagblatt der Stadt Zurich vom 2 Juni 2015 Bargeld oder Karte das ist hier die Frage Capgemini RBS World Payments Report 2015 S 6 John Bagnall David Bounie Kim P Huynh Anneke Kosse Tobias Schmidt Scott Schuh Helmut Stix Consumer cash usage A cross country comparison with payment diary survey data Discussion Paper Deutsche Bundesbank No 13 2014 2014 S 28 Tabelle 1 Capgemini RBS World Payments Report 2015 S 14Normdaten Sachbegriff GND 4067287 6 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zahlungsverkehr amp oldid 236845028