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Wurtzit auch als Beta Zinksulfid b ZnS bezeichnet ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und ist die metastabile Hochtemperatur Modifikation des kubischen Sphalerits Wurtzit bildet meist radialstrahlige Aggregate aus nadelformigen Kristallen oder pyramidale Einkristalle seltener auch tafelformig mit schwarzer bis braunroter Farbe WurtzitWurtzit in hexagonaler tafeliger Ausbildung aus der Yaogangxian Mine Hunan ChinaAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Wur 1 Andere Namen b Zinksulfid b ZnS Chemische Formel ZnSMineralklasse und ggf Abteilung Sulfide SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 13 II C 13 010 2 CB 45 02 08 07 01Ahnliche Minerale Sphalerit Matrait Greenockit Rambergit CadmoselitKristallographische DatenKristallsystem hexagonal 2 Kristallklasse Symbol dihexagonal pyramidal 6mmRaumgruppe P63mc Nr 186 Vorlage Raumgruppe 186 2 Gitterparameter a 3 82 A b 3 82 A c 6 26 A 2 Formeleinheiten Z 2 2 Haufige Kristallflachen Pyramiden 505 2 101 0 0001 tafelformige Kristalle 0001 Zwillingsbildung sehr seltenPhysikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 bis 4Dichte g cm3 3 98 bis 4 08Spaltbarkeit vollkommen nach 101 0 deutlich nach 0001 Bruch Tenazitat unebenFarbe schwarz braun braunrotStrichfarbe hellbraunTransparenz transluzentGlanz DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 2 356 3 ne 2 378 3 Doppelbrechung d 0 022 3 Optischer Charakter einachsig positivWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten nahezu unloslich in WasserBesondere Merkmale piezoelektrisch unter langwelligem UV Licht orangerot fluoreszierend Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 4 1 Morphologie 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Charles Adolphe Wurtz ca 1870Die Erstbeschreibung des Wurtzits stammt von dem franzosischen Chemiker und Mineralogen Charles Friedel 1832 1899 aus dem Jahr 1861 Er benannte das Mineral nach seinem Lehrer Charles Adolphe Wurtz 1817 1884 in Anerkennung dessen wissenschaftlicher Verdienste Die von Friedel untersuchten Proben wurden in der San Jose Mine nahe der Stadt Oruro in den bolivianischen Anden gefunden die bis in das 20 Jahrhundert ein bedeutender Bergbauort war vor allem durch den Abbau von Zinn Oruro ist noch heute die Typlokalitat des Wurtzits Seit der Grundung der International Mineralogical Association ist Wurtzit der international anerkannte Mineralname fur das hexagonal kristallisierende Zinksulfid beziehungsweise b ZnS Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Wurtzit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Schwefel Selen Tellur 1 1 wo er zusammen mit Cadmoselit Greenockit Rambergit und Wurtzit 2H eine eigenstandige Gruppe bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Wurtzit ebenfalls in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M S 1 1 und ahnliche ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung mit Zink Zn Eisen Fe Kupfer Cu Silber Ag usw zu finden ist wo es als Namensgeber die Wurtzitgruppe mit der System Nr 2 CB 45 und den weiteren Mitgliedern Cadmoselit Greenockit Hypercinnabarit und Rambergit bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wurtzit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der Wurtzitgruppe Hexagonal P63mc mit der System Nr 02 08 07 und den weiteren Mitgliedern Greenockit Cadmoselit und Rambergit innerhalb der Unterabteilung der Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 1 zu finden Kristallstruktur BearbeitenKristallographische Daten 2 nbsp Wurtzit StrukturKristallsystem hexagonalRaumgruppe P63mcGitterparameter Elementarzelle a b 3 82 Ac 6 26 AZahl Z derFormeleinheiten Z 2Wurtzit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P63mc Raumgruppen Nr 186 Vorlage Raumgruppe 186 mit den Gitterparametern a 3 82 A und c 6 26 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle Pearson Symbol hP4 Strukturbericht Bezeichnung B4 Der Aufbau der Kristallstruktur lasst sich von der des Lonsdaleit des hexagonalen Diamanten ableiten Dies steht in Analogie zur Zinkblende Struktur des Sphalerit die sich vom normalen kubischen Diamanten ableiten lasst Die nach ihm benannte Wurtzit Struktur besteht aus einer hexagonal dichtesten Kugelpackung Stapelfolge ABAB in Richtung der kristallographischen c Achse aus Schwefelatomen deren Tetraederlucken zur Halfte mit Zinkatomen besetzt sind Da es in einer dichtesten Kugelpackung doppelt so viele Tetraederlucken wie Packungsteilchen in diesem Fall Schwefel gibt und nur jede zweite Lucke mit Zink besetzt ist ergibt sich ein Schwefel Zink Verhaltnis von 1 1 und damit die chemische Formel ZnS Die Struktur des Wurtzits kann auch umgekehrt beschrieben werden d h die Zinkatome bilden die hexagonal dichteste Kugelpackung mit den Schwefelatomen in der Halfte der Tetraederlucken Schwefel und Zink bilden kommutative Teilgitter Beide Atomsorten haben jeweils eine Koordinationszahl von 4 als Koordinationspolyeder ergibt sich in beiden Fallen ein unverzerrtes Tetraeder Mit Hilfe der Niggli Schreibweise kann die Struktur wie folgt dargestellt werden 3 Z n S 4 4 displaystyle mathrm infty 3 lbrace ZnS 4 4 rbrace nbsp Die Wurtzit Struktur zahlt zu den wichtigsten Kristallstrukturtypen zahlreiche auch technisch wichtige Verbindungen kristallisieren isotyp zu Wurtzit d h mit der gleichen Kristallstruktur darunter Zinkoxid ZnO Cadmiumsulfid CdS Cadmiumselenid CdSe Galliumnitrid GaN und Silberiodid Jodargyrit AgI Die Wurtzit Struktur steht in Konkurrenz zur kubischen Zinkblende Struktur was fur die Halbleiter Physik wichtig ist So kristallisiert z B das System Galliumarsenid GaAs im Gegensatz zu Galliumnitrid GaN nicht in der hexagonalen Wurtzit Struktur sondern in der Zinkblende Struktur Eigenschaften BearbeitenBeim Erhitzen mit Sauerstoff Rosten zerfallt Wurtzit ebenso wie Sphalerit zu Zinkoxid Dieser Zerfall wurde fruher unter anderem zum qualitativen Zinknachweis verwendet Auf Kohle vor dem Lotrohr scheidet sich sublimiertes Zinkoxid ab Dieses ist im heissen Zustand zitronengelb siehe auch Zinksuboxide und nimmt erst im abgekuhlten Zustand die typisch weisse Farbe des Zinkoxides an Morphologie Bearbeiten Wurtzit tritt haufig als radialstrahlige Aggregate aus mehreren nadel bis saulenformigen Kristallen zusammen mit Sphalerit in der sogenannten Schalenblende auf Die Wurtzit Aggregate ahneln dabei in ihrer Form denen von Stibnit Sb2S3 Seltener sind isolierte Einkristalle als meist unvollkommene Pyramiden ausgebildet Die Form solcher Kristalle wird in der Mineralogie auch als hemimorph halbgestaltig bezeichnet da die beiden Enden des Kristalls sich in ihrem Erscheinungsbild stark unterscheiden Basisflache an der einen Spitze der Pyramide an der anderen Seite Sehr selten konnen auch tafelformige Kristalle beobachtet werden deren obere und untere Begrenzungsflachen parallel zur Pyramidenbasisflache verlaufen die Pyramidenflachen sind in diesem Fall nicht ausgebildet Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp Voltzin aus Sterling Mine Sterling Hill Ogdensburg Franklin Mining District Sussex County New Jersey USAAls Voltzin wird ein Gemenge aus Wurtzit und organischer Substanz bezeichnet 4 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Wurtzit braun und Galenit silbrig aus Potosi Bolivien Grosse 9 2 cm 8 6 cm 3 5 cm Wurtzit entsteht wie die meisten Sulfide in der Regel durch Fallung aus hydrothermalen Losungen Naturlich gebildeter Wurtzit enthalt meist Spuren von Eisen Mangan und Cadmium Vor allem hohe Cadmium Gehalte begunstigen die Bildung von Wurtzit gegenuber Sphalerit a ZnS Begleitende Minerale Paragenesen von Wurtzit sind gewohnlich Sphalerit und Galenit PbS sowie andere haufig eisenreiche Sulfide und Disulfide wie Pyrit FeS2 Markasit FeS2 und Chalkopyrit CuFeS2 Insgesamt konnte Wurtzit bisher Stand 2011 an mehr als 300 Fundorten nachgewiesen werden 3 Ausser an seiner Typlokalitat San Jose Mine nahe der Stadt Oruro trat das Mineral in Bolivien noch in den Minen bei Huanuni Provinz Pantaleon Dalence Callipampa Provinz Poopo Municipio Pazna und Municipio Poopo in Oruro Provinz Ayopaya in Cochabamba Berenguela in der Provinz Pacajes La Paz sowie bei Potosi und an mehreren Orten in der Provinz Antonio Quijarro im Municipio Chayanta in der Provinz Rafael Bustillo und der Provinz Sur Chichas im Departamento Potosi In Bolivien wurden auch die bisher besten und grossten Wurtzitkristalle mit bis zu vier Zentimetern Durchmesser Animas gefunden In Deutschland fand man Wurtzit am Hornbuhl bei Waldkirch in den Gruben Silbereckle und Michael bei Reichenbach Lahr und Segen Gottes bei Wiesloch in Baden Wurttemberg bei Muglhof Weiden in der Oberpfalz in Bayern bei Rachelshausen in Hessen an mehreren Orten von Stolberg und Hellenthal sowie bei Wirtenbach und Marl Huls in Nordrhein Westfalen in der Grube Einheit bei Elbingerode in Sachsen Anhalt an mehreren Orten im sachsischen Erzgebirge und in der thuringischen Gemeinde Niedersachswerfen In Osterreich konnte das Mineral unter anderem in den Gruben Rudolph und Stephanie bei Bad Bleiberg Franz Josef bei Heiligengeist und Max bei Kreuth in Karnten am Semmering Pass in Niederosterreich sowie am Tschirgant und im Karwendelgebirge in Tirol nachgewiesen werden In der Schweiz fand sich Wurtzit bisher nur bei Biel Bienne im Kanton Bern und der Grube Lengenbach im Binntal im Kanton Wallis Erwahnenswert aufgrund aussergewohnlicher Wurtzitfunde ist unter anderem auch Talnach Talnakh in Sibirien Russland wo gut entwickelte Kristalle von bis zu drei Zentimetern gefunden wurden Weitere Fundorte sind Afghanistan Argentinien Australien Bulgarien China Frankreich Griechenland Kanada Kasachstan Kirgisistan Indien der Iran Irland Italien Japan Mexiko Marokko Namibia die Niederlande Peru Polen Portugal Rumanien Sambia Schweden Slowakei Slowenien Spanien Sudafrika Tadschikistan Tschechien die Ukraine Ungarn das Vereinigte Konigreich Grossbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika USA 5 Auch in Gesteinsproben vom Mittelatlantischen Rucken vom Roten Meer der Bismarcksee und vom Ostpazifischen Rucken sowie ausserhalb der Erde auf dem Mond genauer in der Nahe der Luna 24 Landestelle im Mare Crisium konnte Wurtzit nachgewiesen werden 5 Siehe auch BearbeitenListe der Minerale Zinkblende Struktur insbesondere Abbildung 2 systematischer Vergleich Wurtzit Zinkblende Struktur bei verschiedenen Halbleitern Literatur BearbeitenW A Deer R A Howie J Zussman An Introduction to the Rock Forming Minerals Prentice Hall Harlow 1992 ISBN 0 582 30094 0 englisch Will Kleber Hans Joachim Bautsch Joachim Bohm Detlef Klimm Einfuhrung in die Kristallographie 19 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2010 ISBN 978 3 486 59075 3 U Muller Anorganische Strukturchemie 5 Aufl Teubner Stuttgart 2006 ISBN 3 8351 0107 2 M Okrusch S Matthes Mineralogie Springer Berlin 2005 ISBN 3 540 23812 3 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Nebel Verlag GmbH Eggolsheim 2002 ISBN 3 89555 076 0 S 30 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wurtzit Sammlung von Bildern Mineralienatlas Wurtzit Wiki Webmineral Wurtzit englisch Flash 3D Crystal Viewer Kristallstruktur von WurtzitEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d E H Kisi M M Elcombe U parameters for the wurtzite structure of ZnS and ZnO using powder neutron diffraction In Acta Crystallographica Nr C45 1989 S 1867 1870 a b c d Wurtzit bei mindat org englisch Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften 6 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2014 ISBN 978 3 921656 80 8 a b Fundortliste fur Wurtzit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wurtzit amp oldid 239328700