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Silberiodid auch Silberjodid ist eine chemische Verbindung aus Silber und Iod Es ist ein gelbliches in Wasser unlosliches Salz Kristallstruktur Ag 0 I AllgemeinesName SilberiodidAndere Namen Iodsilber Jodsilber Jodargyrit Mineral Verhaltnisformel AgIKurzbeschreibung gelbliches geruchloses Pulver 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 7783 96 2EG Nummer 232 038 0ECHA InfoCard 100 029 125PubChem 24563Wikidata Q19052EigenschaftenMolare Masse 234 77 g mol 1Aggregatzustand festDichte 5 67 g cm 3 1 Schmelzpunkt 552 C 1 Loslichkeit praktisch unloslich in Wasser 0 03 mg l 1 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 AchtungH und P Satze H 410P 273 391 501 1 MAK 0 01 mg m 3 bezogen auf die einatembare Fraktion 1 Thermodynamische EigenschaftenDHf0 61 8 kJ mol 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Chemische Eigenschaften 4 Verwendung 5 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenNaturlich kommt Silberiodid als Mineral Jodargyrit vor Gewinnung und Darstellung Bearbeiten nbsp Silberiodid ohne und mit AmmoniakwasserSilberiodid wird durch Ausfallen aus einer Silbernitrat Losung mit Hilfe von Kaliumiodid gewonnen A g N O 3 K I A g I K N O 3 displaystyle mathrm AgNO 3 KI longrightarrow AgI downarrow KNO 3 nbsp Diese Reaktion wird auch in der chemischen Analytik als Nachweis fur Iodid Ionen benutzt weil das entstehende AgI einen schwerloslichen gelblichen Niederschlag bildet Im Gegensatz zum Silberiodid lassen sich das ebenfalls schwer losliche Silberchlorid AgCl und Silberbromid AgBr in Ammoniak losen Komplexbildungsreaktion Mit Natriumthiosulfat lasst sich auch Silberiodid komplexieren bzw losen Chlorid Bromid und Iodid Ionen konnen so mit Hilfe von Natriumthiosulfat und Ammoniaklosung voneinander unterschieden werden 3 4 Eigenschaften BearbeitenPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten Von Silberiodid sind mehrere Modifikationen bekannt 5 Bei Raumtemperatur ist das b AgI thermodynamisch stabil das in der Wurtzit Struktur kristallisiert Daneben existiert eine metastabile Modifikation das g AgI das eine Zinkblende Struktur hat Oberhalb von etwa 147 C ist das a AgI stabil das aufgrund seiner hohen Silberionen Leitfahigkeit zu den festen Ionenleitern gehort Seine ionische Leitfahigkeit liegt in der Grossenordnung von 1 bis 2 S cm 6 und ist vergleichbar mit der von Flussigelektrolyten Das a AgI hat ein kubisch innenzentriertes Iodid Untergitter und ein strukturell fehlgeordnetes Silberionen Untergitter Die Silberionen konnen sich also zwischen den grosseren Iodidionen frei bewegen Durch Einlagerung von Rubidium Ionen zum Rubidiumsilberiodid Ag4RbI5 kann die Temperatur des a b Phasenuberganges auf unter Raumtemperatur gesenkt werden Dadurch wird auch der Bereich der Ionenleitung bis auf Raumtemperatur ausgedehnt Die elektrische Leitfahigkeit von a AgI beruht auf Elektronen Lochleitung und ist proportional zum I2 Partialdruck Sie ist gegenuber der auf den Silberionen beruhenden Leitfahigkeit um ungefahr den Faktor 1010 kleiner 7 Dies macht Silberiodid als festen Elektrolyten besonders gut geeignet Chemische Eigenschaften Bearbeiten nbsp SilberiodidSilberiodid ist lichtempfindlich und zerfallt dabei langsam in seine Elemente An Sonnenlicht verfarbt es sich grun grau AgI lost sich in starken Komplexbildnern wie Cyaniden oder Thiocyanaten Verwendung BearbeitenSilberiodid wird mit Aceton gemischt aus Hagelfliegern verspruht um in der Atmosphare kleinste Kondensationskerne zur gezielten Regen oder Hagelbildung zu erzeugen Einerseits dient es dazu schadliche Unwetter zu verhindern oder abzuschwachen Es kann damit die Bildung von zu grossen Hagelkornern verhindert werden In den USA wurde in den 1940er und 1950er Jahren versucht mit Silberiodid Hurrikane vorzeitig abzuschwachen die Wirkung war allerdings begrenzt 8 In Deutschland wurde 1958 im Landkreis Rosenheim eine organisierte Hagelabwehr eingerichtet die das Silberiodid aus uber 100 Abschussstellen durch Raketen in die Wolken schoss 8 Seit 1975 wird diese Aufgabe von zwei Anti Hagel Flugzeugen erledigt 8 In Suddeutschland Osterreich und der Schweiz gibt es noch weitere als Verein organisierte Hagelwehren Andererseits wird dadurch versucht bestimmte Gebiete gezielt mit Niederschlag zu versorgen Durch Impfen der Wolken mit Silberiodid Feinstaub im Aufwindkanal einer Wolkenfront aus einem Flugzeug wird seit den 1980er Jahren laut einer unbestatigten Behauptung des russischen Majors Alexei Gruschin auch 1986 bei Tschernobyl zur Verhinderung von radioaktiv belasteten Wolken uber russischen Grossstadten 9 im mittleren Westen der USA und Russlands aber auch testweise in Bayern 10 versucht die Wolken gezielt an einem definierten Ort abregnen zu lassen 11 Die Wirksamkeit dieser Methode ist statistisch zwar untersucht aber der Erfolg ist gering ca 10 mehr Niederschlag Das Silberiodid ist im dadurch gefallenen Schnee in geringsten Mengen analytisch nachweisbar Diese Mengen sind fur den Menschen ungefahrlich Mit dem kontraren Ziel wird zu einzelnen Terminen ein bestimmtes Gebiet regenfrei gehalten indem man die Schauer davor niedergehen lasst So herrscht in Moskau am 9 Mai dem Tag des Sieges und am 12 Juni dem Tag Russlands Sonnenschein 12 Bei den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 wurde Silberiodid mit Hilfe von Raketen in Regenwolken eingebracht um einer Storung der Eroffnungsfeierlichkeiten vorzubeugen 13 In den Anfangszeiten der Fotografie im 19 Jahrhundert wurde Silberiodid wegen seiner Lichtempfindlichkeit fur verschiedene Edeldruckverfahren wie Kalotypie oder Argyrotypie verwendet Spater wurde es durch besser geeignete Substanzen wie Silberbromid ersetzt Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Eintrag zu Silberiodid in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 11 Marz 2020 JavaScript erforderlich David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances S 5 4 James Huheey Ellen Keiter Richard Keiter Anorganische Chemie Prinzipien von Struktur und Reaktivitat Gruyter Germany 2003 ISBN 978 3 11 017903 3 S 150 Halogenidtrennung J G P Binner G Dimitrakis D M Price M Reading B Vaidhyanathan Hysteresis in the b a Phase Transition in Silver Iodide Journal of Thermal Analysis and Calorimetry 2006 84 S 409 412 PDF W Biermann W Jost Z Phys Chem N F 1960 25 S 139 Bernhard Ilschner J Chem Phys 1958 28 S 1109 a b c Mara Schneider Das Wetter lasst sich nur bedingt kontrollieren Nachrichtenartikel Nicht mehr online verfugbar news de 19 Februar 2009 archiviert vom Original am 31 August 2009 abgerufen am 21 Februar 2009 deutsch Telepolis Warum es nach Tschernobyl uber Weissrussland regnete Telepolis abgerufen am 18 August 2018 BR de Wettermanipulation Die Hagelflieger von Rosenheim Wissen Themen BR de abgerufen am 18 August 2018 WELT Regen auf Knopfdruck WELT abgerufen am 18 August 2018 Anne Gellinek Janin Renner Kay Siering Die Wolkenschieber Memento vom 5 Marz 2011 im Internet Archive SPIEGEL ONLINE Olympia Wetter China schiesst auf RegenwolkenSilberhalogenide Silber I Verbindungen Silber I fluorid Silber I chlorid Silber I bromid Silber I iodidAndere Silberverbindungen Silber II fluorid Disilberfluorid Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Silberiodid amp oldid 239032391