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Die Wollersdorfer Werke historisch Raketendorfl Feuerwerksanstalt sind heute eine Fabrikansiedlung im Bereich von Wiener Neustadt Bad Fischau und Wollersdorf Fruher war dort eine grosse Munitions fabrik in der Osterreichisch Ungarischen Monarchie Feuerwerksanstalt zwischen Wollersdorf und Bad Fischau Inhaltsverzeichnis 1 Munitionsfabrik 2 Zwischenkriegszeit 3 Anhaltelager des Osterreichischen Standestaates 4 Zweiter Weltkrieg 5 Nachkriegszeit 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMunitionsfabrik BearbeitenDie Militaranlagen bei Wollersdorf um 1873 Aufnahmeblatter der Landesaufnahme nbsp Wollersdorf mit dem Art illerie Laboratorium Raketendorfl Mitte oben und der K K Feuerwerks Anstalt sudlich davon nbsp Der K K Artillerie Schiessplatz am Steinfeld nbsp Der Schiessplatz reichte im Osten bis SiegersdorfAb 1815 begann man auf der dunnbesiedelten Heide zwischen Wiener Neustadt und dem nordwestlich gelegenen Wollersdorf mit der Errichtung von Laboratorien und Einrichtungen fur die Pulvererzeugung und verarbeitung Als Besonderheit wurden auch einfache Raketen ahnlich Feuerwerkskorpern hergestellt welche gebundelt von Werfern verschossen wurden Die Fabrikationsstatte wurde als Raketendorfl bezeichnet und das K K Feuerwerkskorps zur militarischen Anwendung der neuen Raketenartillerie aufgestellt Daraus entstand die noch heute verwendete Ortsbezeichnung Feuerwerksanstalt als Ortsteil der Gemeinde Wollersdorf Zur Unterbringung des dort tatigen Personals entstand um 1830 in der Nahe der Fabrikgebaude die Wasserkaserne die spater den Namen Babenberger Kaserne erhielt Zwischen 1860 und 1870 wurden die Raketenbatterien aufgrund ihrer hohen Streuung und geringen Treffgenauigkeit in konventionelle Geschutzbatterien umgewandelt Ab 1868 begann der stetige Ausbau zur Erzeugung von Artillerie und Gewehrmunition fur die Armee und Kriegsmarine Die Bezeichnung lautete K K Artillerie Haupt Laboratorium und ab 1895 K u k Munitionsfabrik Wollersdorf nbsp Normalspurige Werksbahn 1902 die erste im Regularbetrieb gefuhrte elektrische Drehstrom Hochspannungsbahn Osterreichs 1 Auf dem Werksgelande wurde im Jahr 1902 eine von der Station Feuerwerksanstalt 47 84739 16 18938 der Schneebergbahn ausgehende normalspurige elektrisch betriebene Werksbahn errichtet die mit Dreiphasenwechselstrom angetrieben wurde Die Spannung betrug 3 000 Volt Das damals neue System wurde von Kalman Kando 1869 1931 dem Chefkonstrukteur bei Ganz amp Comp in Budapest entwickelt 2 1914 wurde etwas abseits der Bahnstation eine Villenkolonie fur die hier beschaftigten Offiziere erbaut Die Gebaude sind im neoklassizistischen Stil gehalten von den ursprunglich elf sind noch zehn erhalten Sie stehen unter Denkmalschutz Listeneintrag nbsp Die Werke rechts waren in ein Netz aus Eisenbahnverbindungen eingebunden Spezialkarte der Landesaufnahme Stand 1915 Wahrend der gesamten Dauer des Ersten Weltkrieges war die Wollersdorfer Feuerwerksanstalt der Mittelpunkt der K u k Rustungsanlagen in und um Wiener Neustadt mit weiteren Werken in Berndorf Hirtenberg Enzesfeld Blumau und Theresienfeld Allein das Wollersdorfer Werk erstreckte sich uber fast 3 km auf welchen 635 Bauobjekte vorhanden waren Etwa 40 km Normalspurgleise uber 70 km Schmalspurbahnen und uber 26 km Betonstrassen erschlossen die Anlagen Die Belegschaft stieg von 5 000 im Jahre 1914 auf uber 40 000 im Jahr 1918 die je 70 Arbeitsstunden pro Woche zu leisten hatten Am 18 September 1918 kam es in der Munitionsfabrik zu einem Brand bei dem 423 Menschen ums Leben leben kamen zum Grossteil Frauen und Madchen 3 Zwischenkriegszeit BearbeitenAb Ende 1918 unter Aufsicht des Alliierten Rates verwaltete der neue Staat Osterreich das Areal Ende 1919 wurden die meisten Anlagen der Wollersdorfer Munitionsfabrik in die Staatlichen Industriewerke eingegliedert Die Baulichkeiten standen ab 1922 leer wurden aber mit der Hoffnung auf Nachnutzung und Besiedelung durch neue Industriebetriebe gewartet und gepflegt Bis auf die Ansiedelung einiger kleinerer Firmen zerschlugen sich mehrere Grossprojekte wegen korrupten spekulativen Machenschaften der Beteiligten und der einsetzenden Weltwirtschaftskrise Als Friedensprojekte der Wollersdorfer Werke sind eine Metallwarenfabrik fur landwirtschaftliche Maschinen sowie eine Glashutte ab April 1922 bekannt 4 Als Uberbleibsel produzierte etwas weiter nordlich die Hirtenberger Patronenfabrik weiterhin Munition und wurde 1920 durch einen Brand komplett zerstort und 1924 wiederaufgebaut Daraus entstanden nach einer wechselvollen Geschichte 2004 die Hirtenberger Defence Systems die Hirtenberger Automotive Systems und die Hirtenberger Prazisionstechnik 1933 gab die Hirtenberger Patronenfabrik einem innenpolitischen Ereignis grosser Tragweite den Namen die Hirtenberger Waffenaffare ein gross angelegter Schmuggel von italienischen Waffen uber Osterreich nach Ungarn Es ging um 40 Waggons mit 84 000 Gewehren und 980 Maschinengewehren die auf dem Fabriksgelande zwischengelagert waren und mit denen das ungarische Horthy Regime und die osterreichische Heimwehr aufgerustet werden sollten Der damalige Besitzer der Patronenfabrik Fritz Mandl war ein enger Freund von Heimwehrfuhrer Ernst Rudiger Starhemberg nbsp Produktkatalog Landwirtschaftliche Maschinen Deckblatt ca 1920 nbsp Glasbarren April 1922Anhaltelager des Osterreichischen Standestaates Bearbeiten Hauptartikel Anhaltelager Wollersdorf Ab Oktober 1933 richtete die Regierung des Standestaates Austrofaschismus in einigen Hallen des Werkes ein Anhaltelager nach englischem Vorbild der Internierungslager fur Regimekritiker und Exponenten der verbotenen Parteien NSDAP und KPO ab 1933 und ab 1934 der Sozialdemokratischen Partei ein ein anderes Anhaltelager befand sich in Kaisersteinbruch Im Oktober 1933 wurden die ersten Haftlinge neun Nationalsozialisten und ein Kommunist nach Wollersdorf gebracht Ab Februar 1934 wurden hunderte Schutzbundler und sozialdemokratische Funktionare in den Tagen nach der blutigen Niederwerfung des Februaraufstandes nach Wollersdorf deportiert nbsp Mahnmal auf dem Gelande des ehemaligen Anhaltelagers Wollersdorf enthullt 1974 Am 1 Mai 1934 befanden sich 831 politische Gefangene im Lager 508 Sozialdemokraten und Kommunisten sowie 323 Nationalsozialisten Nach dem Juliputsch vom Juli 1934 fullte sich das Anhaltelager Wollersdorf wiederum mit tausenden Neuankommlingen im Oktober 1934 war mit knapp 5 000 Personen der Hochststand erreicht davon 4256 Nationalsozialisten 538 Sozialdemokraten und Kommunisten 5 Durch die Amnestie des Jahres 1936 verringerte sich die Zahl der Inhaftierten auf rund 500 Personen Kurz vor Schliessung waren noch 114 Personen in Wollersdorf darunter 45 Nationalsozialisten 11 Sozialdemokraten und 58 Kommunisten Nach der Unterredung des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg mit Adolf Hitler im Februar 1938 wurde das Lager schliesslich aufgelost Im Marz 1938 fanden die Baracken allerdings noch einmal fur die vorubergehende Inhaftierung von Funktionaren des Standestaates Verwendung Bereits am 2 April 1938 wurde das Lager Wollersdorf geschlossen und die Baracken niedergebrannt Die verbliebenen osterreichischen Gefangenen verlegte man in das KZ Dachau Zweiter Weltkrieg BearbeitenZum Zeitpunkt des Anschlusses an das Deutsche Reich am 12 Marz 1938 waren die Gebaude noch fast zur Ganze vorhanden und wie fast die gesamte Infrastruktur in einem tadellosen Zustand so dass sich das Gelande als idealer Standort als Luftpark fur den nahegelegenen Fliegerhorst Wiener Neustadt anbot So wurde nach Beschluss des Reichsluftfahrtministeriums im Sommer 1938 mit der Adaptierung der Anlagen zum Luftpark XVII Wiener Neustadt Wollersdorf begonnen Die Anlagen wurden bei einem grossen Bombenangriff der amerikanischen Luftwaffe am 29 Mai 1944 grossteils zerstort die Reste in der letzten Marzwoche 1945 gesprengt und wahrend der darauffolgenden Kampfhandlungen mit der Roten Armee zerstort Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Schalthaus des Kraftwerks heute Burogebaude der Firma MABADas grosse Trummerfeld hatte auch fur die sowjetische Besatzungsmacht keine Bedeutung alles noch Brauchbare wurde als Baumaterial wiederverwertet Grossere Baufragmente sowie etliche funktionslos gewordene Schlote wurden in den spaten 1940er Jahren gesprengt Am westlichen Teil des Gelandes wurden einige Unternehmen angesiedelt und als eines der wenigen erhalten gebliebenen Gebaude wurde das ehemalige Schalthaus des Kraftwerkes renoviert und dient bereits seit 1925 der Betonfertigteilfirma MABA als Burogebaude 1916 vom Architekten Ludwig Muller einem Schuler Otto Wagners errichtet gilt es heute als eines der letzten eindrucksvollen Beispiele damaliger Industriearchitektur Ein weiterer Teil des Areals in der Nahe der heutigen Autobahnabfahrt Wollersdorf wurde mit Siedlungshausern bebaut Im Ostteil Richtung Flugplatz Wiener Neustadt West befinden sich seit 1992 innerhalb eines kleinen Fohrenwaldes die modernen Kasernen und Trainingsanlagen der osterreichischen Antiterror Einheit Einsatzkommando Cobra Das ubrige dazwischenliegende Gelande ist von Gestrupp bewachsenes von Schutzengraben Granat und Bombentrichtern zerfurchtes Odland Teilweise sind auch noch die uberwachsenen Grundmauern von Gebauden zu sehen An einigen Stellen wird Schotter abgebaut Nordostlich von Wiener Neustadt zeugt noch die gut erhaltene Ruine des Pulverturms von den sich ehemals weit ausbreitenden Produktionsstatten Unter anderem im Beisein von Bruno Kreisky Anton Benya Rosa Jochmann Rudolfine Muhr und Otto Probst wurde am 10 Februar 1974 im Hinblick auf den 40 Jahrestag des Februaraufstandes ein Mahnmal zum Gedenken an die im Anhaltelager Inhaftierten enthullt 6 Literatur BearbeitenFritz Golwig Die elektrische Drehstrom Hochspannungsbahn in der k u k Munitionsfabrik zu Wollersdorf In Maximilian Zinner Red Zeitschrift fur Elektrotechnik Band 20 1902 Hefte Nr 11 und 12 1902 ISSN 1013 5111 Spielhagen amp Schurich Kommission Wien 1902 Teil 1 2 S 133 138 online Teil 2 2 S 150 153 online Eva Wald Die Anfange der Industrie des Wiener Beckens und ihre geographischen Grundlagen Dissertation Universitat Wien Wien 1954 Gertrud Gerhartl Buttlar Red Wiener Neustadt Festung Residenz Garnison Magistrat der Stadt Wiener Neustadt Abt 10 Wiener Neustadt 1972 Johann Witz Zwischen Wollersdorf und Blumau Die Militarschleppbahnen auf dem Steinfeld In Eisenbahn ISSN 0013 2756 ZDB ID 162227 4 Hefte 12 1974 S 181 184 und 1 2 1975 S 4 6 Gerhard Meissl Der Wandel der sozialen Beziehungen in der osterreichischen Kriegsindustrie 1914 1918 am Beispiel der k u k Munitionsfabrik Wollersdorf Dissertation Universitat Wien Wien 1975 Rudolf F Marwan Schlosser Kasernen und militarische Einrichtungen in Wiener Neustadt Bad Fischau Wollersdorf Katzelsdorf Felixdorf Grossmittel Blumau Weilburg Verlag Wiener Neustadt 1983 ISBN 3 900100 09 8 Manfred Hoesch Lagetypologie der Industriebetriebe im Viertel unter dem Wienerwald bis 1850 Dissertation Technische Universitat Wien Wien 1984 Helene Maimann Hrsg Siegfried Mattl Hrsg Die Kalte des Februar Osterreich 1933 1938 Eine Ausstellung der Osterreichischen Gesellschaft fur Kulturpolitik gemeinsam mit dem Meidlinger Kulturkreis Strassenbahn Remise Wien Meidling Koppreitergasse 12 Februar bis 1 Mai 1984 Junius u a Wien 1984 ISBN 3 900370 98 2 Karl Flanner Wollersdorf Steinabruckl Geschichte und Arbeit Marktgemeinde Wollersdorf Steinabruckl 1988 Paul Friedrich und Josef Otto Slezak Kanal Nostalgie Eisenbahn uber die Funktion der Aspangbahn und der Schneebergbahn fur die Militartransporte Verlag Slezak ISBN 3 85416 153 0 Wien 1990 S 134 136 137 139 Klaus Dieter Mulley Hrsg Geschosse Skandale Stacheldraht Arbeiterschaft und Rustungsindustrie in Wollersdorf Enzesfeld und Hirtenberg Eigenverlag der Gewerkschaft der Eisenbahner Ortsgruppe Ebenfurth Pottendorfer Linie Ebenfurth 1999 ISBN 3 9500563 1 6 Karl Flanner Das Konzentrations Anhaltelager Wollersdorf Dokumentation des Industrieviertel Museums Wiener Neustadt Band 129 alt ZDB ID 694615 X neu ZDB ID 2290769 5 Verein Museum und Archiv im Viertel unter dem Wienerwald Wiener Neustadt 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wollersdorfer Werke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Brand in der Munitionsfabrik Wollersdorf im RegiowikiATEinzelnachweise Bearbeiten Golwig Die elektrische Drehstrom Hochspannungsbahn S 134 Trifase Storia Abgerufen am 9 November 2019 Abschnitt E 360 Die erste grosse Drehstrom Elektrolok Italiens auf Veltlinbahn und Simplon orf at Wollersdorf 1918 423 Tote klagen an Artikel vom 28 September 2018 abgerufen am 29 September 2018 schlot at Wollersdorfer Werke Metallwarenfabrik und Glashutte um 1920 Gerhard Jagschitz 1975 Die Anhaltelager in Osterreich In Ludwig Jedlicka amp Rudolf Neck Hrsg Vom Justizpalast zum Heldenplatz Studien und Dokumentationen 1927 bis 1938 S 128 151 Wien Osterreichische Staatsdruckerei S 149 1934 ein Akt des Widerstandes SPO Gedenkkundgebung in Wiener Neustadt und Wollersdorf Mahnmal enthullt In Arbeiter Zeitung Wien 12 Februar 1974 S 2 47 84673 16 19205 Koordinaten 47 50 48 2 N 16 11 31 4 O Mit Drehstrom elektrifizierte Eisenbahnstrecken gemass Liste aus Drehstromantrieb Eisenbahn Existierende Strecken Jungfraubahn 1898 Gornergratbahn 1898 Chemin de Fer de la Rhune 1914 24 Corcovado Bergbahn 1910Spater umelektrifizierte Strecken Veltlinbahn Ferrovia Alta Valtellina Bahnstrecke Modane Turin Trento Brenner Bozen Meran Firenze Bologna TEL Tram Lugano 1896 1910 StEB Stansstad Engelberg 1898 1964 BTB Burgdorf Thun Bahn 1899 1933 SSS SStB Schwyzer Strassenbahnen 1900 1914 SBB BBC Drehstrombetrieb Brig Iselle 1906 1930 Great Northern alter Cascade Tunnel 1909 1927 RhW Tram Rheineck 1909 1958 RENFE Gergal Santa Fe Alhama 1911 1966 SBB Sion Brig 1919 1927 EB Hasle Ruegsau Langnau 1919 1932Fruhere Drehstromelektrifikationen Riffelalptram 1898 1960 Hoteltram Evian les Bains 1898 1908 Wollersdorfer Militargleis 1902 1911 BrMB Brunnen Morschach Bahn 1905 1969 CFHMP Luchon Superbagnieres de Luchon 1912 1966 Muhleggbahn 1950 1975 RAG Zahnradbahn Tagebau Gruhlwerk 1927 1949Versuchsbetriebe Drehstrom Versuchbetrieb von Siemens amp Halske Ganz Versuchsstrecke auf der obuda Insel Drehstrom Versuchsbetrieb Brig Iselle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wollersdorfer Werke amp oldid 236182644