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Dieser Artikel beschreibt nur die Geologie um eine fruhe Urlauchert Zur Geologie und Geschichte des Flusses der letzten 5 3 Mio Jahre siehe Flussgeschichte der Lauchert Mit dem Begriff Urlauchert werden mehrere geologische Zustande in der Urgeschichte des Landschafts und Flusssystems der Lauchert bezeichnet Die Lauchert ist heute ein kleiner Fluss auf der Mittleren Schwabischen Alb Nach langen Prozessen der Verwitterung massiver Abtragungen Sedimentation tektonischen Bewegungen und ersten Verkarstungen sind aber die Flusslandschaften und Landoberflachen einer Urlauchert nahezu verloren Inhaltsverzeichnis 1 Rare Geoarchive 1 1 Eozan und Oligozan 65 bis 24 Ma 1 2 Miozan 24 bis 5 3 Ma Spuren alter Flusssysteme 2 Ober Miozan ab 11 Ma Spuren einer ersten Verkarstungsphase 3 Literatur 4 Commons Bildmaterial 5 EinzelnachweiseRare Geoarchive BearbeitenNur fur die letzten 5 3 Millionen Jahre Ma das heisst fur das Pliozan und das nachfolgende Quartar gibt es ausreichend Geoarchive mit deren Hilfe eine relativ luckenlose Darstellung dieses Teils der Flussgeschichte der Lauchert moglich ist Die fruhe Flussgeschichte muss aus wenigen noch interpretierbaren Relikten rekonstruiert werden Die Geologie geht davon aus dass eine Urlauchert einer von wenigen grossen nach Suden gerichteten Entwasserungsstrangen Sudwestdeutschlands war Heute ist die Lauchert nur noch ein recht kleiner Fluss der von geologischen und hydrogeologischen Phanomenen in seiner oberirdischen Existenz bedroht wird Eozan und Oligozan 65 bis 24 Ma Bearbeiten nbsp Geologischer Schnitt durch den HegauDie Voraussetzungen fur die Entstehung einer Urlauchert wurden in den kanozoischen Epochen Erdneuzeit Tertiar und Quartar durch die Bildung des Oberrheingrabens 50 Ma und der Alpen alpidische Orogenese und Vorland Senkung des Molassebeckens 30 Ma geschaffen Dadurch entstanden die beiden grossen die Geologie Sudwestdeutschlands pragenden Beckenlandschaften Im Molassebecken wechselten sich Meereseinbruche und Verlandungsphasen mehrfach ab Es gibt dort daher sowohl Meeresablagerungen Untere Meeresmolasse UMM Obere Meeresmolasse OMM als auch Susswassersedimente Untere Susswassermolasse USM Obere Susswassermolasse OMM Am Nordrand des Molassebeckens vor allen im Hegau verzahnt sich die Randfazies fluviatile Kalkstein Gerolle zuruckgehend auf die Aufarbeitung des Weissen Jura der Schwabischen Alb mit der Beckenfazies der USM Diese gerollfuhrenden Sedimente weit uber den Neckar hinaus entwassernder vor miozaner Urflusse sind nachtraglich mit kalkigem Bindemittel verkittet worden und werden heute als Altere Jura Nagelfluh bezeichnet 1 Miozan 24 bis 5 3 Ma Spuren alter Flusssysteme Bearbeiten Mindestens bis zu Beginn des Ober Miozan war Sudwestdeutschland noch ein extremes Flachrelief 100 250 m uber NN heute 560 1000 m 2 Der Albtrauf als Nordkante tektonisch angehobener Juraschichten und das Sudwestdeutsche Schichtstufenland waren noch nicht ausgebildet Die Juraschichten reichten noch weit uber den heutigen Albtrauf nach Norden hinaus 3 Grosse Flusse in breiten flachen Rinnen maandernd entwasserten mit geringem Gefalle noch weit uber das heutige Neckargebiet hinaus Die Juratafel war noch kaum zertalt In diesem miozanen Milieu hat sich wahrscheinlich die Urlauchert entwickelt Nach dem letzten Zuruckweichen des Flachmeeres aus dem Molassebecken 20 Ma entwickelte sich im Nordteil die als Geoarchiv nachgewiesene so genannte Graupensandrinne die noch von Ost nach West in die Westschweiz entwasserte 4 Nach deren Zuschuttung am Ende der Molasse Sedimentation 11 10 Ma 5 entwickelte sich allmahlich die Urdonau und bildete etwa bis 8 Ma ein fast ganz Sudwestdeutschland und die Schweiz umfassendes Flusssystem das noch kleine Flusssystem des Oberrheingrabens ausgenommen Die Urlauchert wird sehr wahrscheinlich in beide Entwasserungsstrange Graupensandrinne und Urdonau gemundet haben In einer zweiten grossen tektonischen Phase ab dem Ober Miozan hob sich die Juratafel und kippte nach SE 6 In diesem Erdzeitabschnitt vertiefte sich der Oberrheingraben und in ihm entwickelte sich ein Ur Rhein dessen Einzugsgebiet anfangs noch gering war Die neue tiefere Erosionsbasis griff aber durch kraftigere ruckschreitende Erosion der Rheintributare das nach S gerichtete Entwasserungssystem der Juratafel unablassig an Das veranderte die Verhaltnisse in Sudwestdeutschland grundlegend Der rasch wachsende Rhein machte sich z B eine machtige nach Suden fliessende Urlone tributar d h er drehte vor der Juratafel die Fliessrichtung um 7 Die Urlone wurde schliesslich am Albtrauf bei Geislingen an der Steige gekopft Strunkpass Heute ist die Lone ein auf der Mittleren Schwabischen Alb in Lonsee entspringender extrem verkarsteter streckenweise trockenfallener kleiner Bach 8 nbsp Jungere Jura Nagelfluh beidseitig der Lauchert Im Lauchertgraben auch mit verworfenRestflachen fluviatiler Schotterstrange beidseitig der grossen Urflusse Urlauchert und Urlone sind bis heute als Jungere Jura Nagelfluh erhalten und belegt 9 W und E der Lauchert bei Veringendorf Veringenstadt ist an 5 Stellen Jungere Jura Nagelfluh belegt 9km E von der Lauchert auch auf grosseren Flachen um Inneringen Hettingen und Emerfeld Langenenslingen 10 Nachdem die Graupensandrinne zugeschuttet und die Molassesedimentation beendet war waren die Unterlaufe der von Norden kommenden grossen Flusse durch gewaltige Schuttmassen uberwiegend OSM aus dem S plombiert Durch massive Abtragung im weiteren Verlauf vom Ober Miozan bis Unter Pliozan wurden die tertiare OSM und auch jurassische Schichten unterschiedlich stark wieder abgeraumt Heute sind nur noch einige wenige Reste tertiarer Decken am sudlichen Albrand verblieben 11 Die erste Eintiefung begann Im Ober Miozan und weit bis ins Mittel Pliozan 3 5 Ma waren die Urflusse die Sudwestdeutschland von Norden her entwasserten Feldberg Donau Brigach und Breg Urprim Prim Urschmeie Schmeie 12 Urlauchert Urlauter Lauter Urlone Lone Urbrenz Brenz 13 Ober Miozan ab 11 Ma Spuren einer ersten Verkarstungsphase BearbeitenDie Entwicklung der Flussgeschichte von Urlauchert und Lauchert ist von der Entwicklung der Verkarstung und der Weitung von Kluften und Hohlen nicht zu trennen Bei der Neuvermessung 2005 6 einer Reihe von heute uberwucherten Bohnerzgruben der Burghalde einem Zeugenberg auf der Mittleren Schwabischen Alb sudlich von Salmendingen 14 wurden hohlentypische Sedimente Tropfsteinbildungen und Wandversinterungen vorgefunden Durch diese Befunde angeregt wurden zahlreiche Gross Saugetier Faunareste die in der Zeit der letzten Bohnerzschurfungen um 1900 gesammelt und bewahrt worden waren erneut palaontologisch klassifiziert Die Taxa konnten Faunenarten zugeordnet werden die zwischen Unter bis Ober Miozan jeweils zeitweise hier verbreitet waren Zeit Uberschneidungen im MN 9 European Land Mammal Mega Zone erlauben es die Grubenoberflachen und die Hintereinanderreihungen der Bohnerzgruben als Hohlenruinen eines post ober miozanen Reliefs 15 also als pradanubisch 16 zu interpretieren So gelang fur die Schwabische Alb erstmals der Nachweis einer Verkarstungsphase die auf die miozane Urlauchert bezogen werden kann nbsp Breites Tal einer Urlauchert Oberste Lauchert sehr klein oft trockengefallen nbsp West Ost Langsprofil von Rottenburg am Neckar bis Magerkingen Belege fur ehemals grosse Albflusse Auffallig ist die mit bis zu 1 5 km sehr breite Talmulde der Obersten Lauchert vom Albtrauf bis zur Erpfmundung wo das kleine Lauchert Rinnsal gerade mal bis zu drei Meter breit ist Es kann vermutet werden dass dies das Tal einer Urlauchert des Fluss Niveaus IV 17 ist das heute am Albtrauf in Richtung Nordwest in der Luft ausstreicht gekopft wurde das heisst das Tal bildet einen Strunkpass 18 Empirisch belegt ist das Phanomen Strunkpass in der Literatur zur Schwabischen Alb fur die Fehla die von der rheinischen Starzel westlich von Burladingen gekopft wurde Offensichtlich gab es eine hoher liegende und weiter nordlich reichende Urfehla Altestpleistozane Tegelen Neckar Terrassenschotter nahe der Starzel Mundung sind belegt Ufrecht bringt die Urfehla plausibel mit gleich alten Faunafossilien der Karls und Barenhohle in Verbindung Fur ihn ist das breite Oberste Laucherttal und die Anzapfung durch die Steinlach und der ohnehin belegte Zusammenhang von Baren und Karlshohle mit der Lauchert naheliegend 19 Die Nordfortsetzung einer Urlauchert oberhalb der heutigen Erpfmundung ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt Stand 2011 Daher gilt auch noch die ebenso unsichere Interpretation dass Morphologie alte Erpf Flussterrassen und die Baren und Karlshohle als pliozane Geoarchive einer alten noch nicht trockengefallenen Urerpf die Nordfortsetzung der Lauchert sei 20 Im Ubrigen sind das miozane und fruhpliozane Relief des Juraplateaus einschliesslich des Urlauchert Reliefs vollig abgetragen und daher geologisch bis heute nicht zuverlassig rekonstruierbar 21 Literatur BearbeitenErl GeoK Geologische Karte von Baden Wurttemberg 1 25000 Erlauterungen zu Blatt Nr Blattname Jahr Hrgb Landesamt fur Geologie Rohstoffe und Bergbau Freiburg LGRB Kiderlen 1931 Kiderlen Helmut Beitrage zur Stratigraphie und Palaogeographie des suddeutschen Tertiars Diss Tu 1930 Neues Jahrbuch f Mineralogie Geologie u Palaontologie Beilage Band B 66 S 215 384 Stuttgart 1931 Schreiner 1965 Schreiner A Die Juranagelfluh im Hegau Jh geol L Amt Baden Wurtt 7 Scheff 1983 Scheff J Verkarstung im oberen Laucherttal Versuch einer Altersdatierung S 99ff Laichinger Hohlenfreund 18 Laichingen 1983 Geyer amp Gwinner 1986 Geyer O F Gwinner M S Geologie von Baden Wurttemberg 3 Auflage Stuttgart 1986 Rahle amp Bibus 1992 Rahle W amp Bibus E Eine altpleistozane Molluskenfauna in den Hohenschottern des Neckars bei Rottenburg Wurttemberg Jahreshefte des Geologischen Landesamt Baden Wurttemberg 34 Freiburg 1992 S 319 341 Erl GeoK 1 50000 Geologische Karte 1 50000 von Baden Wurttemberg Erlauterungen zu Blatt Hegau und westl Bodensee Hrgb Landesamt fur Geologie Rohstoffe und Bergbau LGRB Freiburg 1992 Ufrecht 2003 Ufrecht W Abel Th amp Harlacher Chr Zur plio pleistozanen Entwicklung der Baren und Karlshohle bei Erpfingen Schwabische Alb unter Berucksichtigung der Sintertechnologie Laichinger Hohlenfreund 38 H 2 2003 Laichingen 2003 Abel 2003a Abel Th Untersuchungen zur Genese des Malmkarsts der Mittleren Schwabischen Alb im Quartar und jungeren Tertiar Diss Tu 2003 TGA C67 Tubingen 2003 Ufrecht 2006 Ufrecht W Ein plombiertes Hohlenruinenstadium auf der Kuppenalb zwischen Fehla und Lauchert Zollernalbkreis Schwabische Alb Laichinger Hohlenfreund Laichingen 2006 Eberle 2007 Eberle J Eitel B Blumel W D Wittmann S Deutschlands Suden vom Erdmittelalter zur Gegenwart Heidelberg 2007 Villinger 2008 Villinger E Die Schwabische Alb eine geologische Bilderbuchlandschaft in Rosendahl 2008 S 8 23 Rosendahl 2008 Rosendahl W u a Hrgb Wanderungen in der Erdgeschichte 18 Schwabische Alb 2 Auflage Munchen 2008Commons Bildmaterial Bearbeiten nbsp Commons Lauchert Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Eberle 2007 S 39 Erl GeoK 1 50000 1992 Hegau S 42ff Eberle 2007 S 44 Im 60 Ma unterstes Tertiar alten Vulkanschlot des Katzenbuckels ca 40km N Heilbronn wurde Mittlerer und Unterer Jura gefunden Eberle 2007 S 29 Geyer amp Gwinner 1986 S 291Im nordlichsten Vulkanschlot des Schwabischen Vulkanismus 15 Ma Mittel Miozan dem kleinen Aufschluss bei Scharnhausen immerhin 19 km Luftlinie zum heutigen Albtrauf ist Ober Jura belegt Villinger 2008 S 14 Eberle 2007 S 48 Eberle 2007 S 33 Der wichtigste Beleg dafur ist die heute von 900 m im W bis ca 450 m im E verlaufende Klifflinie des letzten Molassemeeres Die Urlone bestehend aus einer Cannstatter Lone die in den Norden bis etwa Heilbronn reichte und eine Tubingen Lone als Vorlaufer des Neckar hatte grosse Teile Sudwestdeutschlands in das Molassebecken entwassert Die Urfils als Nebenfluss der Urlone wurde zum Nebenfluss des Neckar Villinger 2008 Das Karstwasser der kleinen Lone sammelt sich grossenteils im Donauried Rund 60 des von der Landeswasserversorgung Baden Wurttemberg in Langenau gewonnenen Trinkwassers ist Karstwasser uberwiegend von der Lone Nach Schreiner 1965 und Erl Geokarte 7821 S 47ff Flussablagerung im Obermiozan Fazies der OSM Ufrecht bezieht sich auf die Erkenntnisse von Kiderlen 1931 und datiert die Jura Nagelfluh der Urlauchert fruher Die Schuttung der Jura Nagelfluh erfolgte auf der Mittleren Alb noch vor oder spatestens gleichzeitig mit dem unter bis mittel miozanen Albvulkanismus 15 Ma Fur die Urlauchert fand sich Nagelfluh auch im Schlot des Vulkans Hungersberg Munsingen Ufrecht 2006 S 53 Erl GeoK 7821 Veringenstadt 1978 S 48 Abel 2003a Geyer amp Gwinner 1986 S 318 Eberle 2007 S 61 die Schmeie heisst bis Strassberg Zollernalbkreis Schmiecha Villinger in Rosendahl 2007 S 15 Die Aare der Aare Donau war zwar bis zum Mittel Pliozan ein Hauptstrang des Donauflusssystems entwasserte aber die Schweiz nicht Sudwestdeutschland Kornbuhl Monk Aufberg Kapfle und Burghalde sind dem Albtrauf nicht vorgelagerte nicht vulkanische Zeugenberge bei Salmendingen Melchingen Ufrecht 2006 S 50 ff Eberle 2007 S 46 S 39 Abel 2003a S 87 ff Ufrecht 2006 S 56 Die ruckschreitende Erosion im Rheinischen Flusssystem tragt auch heute noch zur standigen Sudverlegung des Albtraufs bei Ufrecht 2003 Ufrecht 2006 S 54 Altestpleistozane Schotter belegen den Neckar bei Rottenburg in ca 415 m NN Rahle amp Bibus 1992 in der lauchertnahen heute in 800 m isolierten fruheren Flusshohle Baren und Karlshohle finden sich ebenfalls Belege aus dem Tegelen Die Flusshohle wird von Abel 2003a S 87 ff einer Urlauchert des Fluss Niveaus IV zugeordnet Abel 2003a S 68 Scheff 1983 Abel 2003a Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urlauchert amp oldid 238984999