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Ein Strunkpass ist laut Meyers Lexikon Die niedrigste Stelle eines zwei Flussgebiete trennenden Gebirgspasses 1 In der deutschsprachigen Geologie ist der Strunkpass zusatzlich gekennzeichnet durch die wesentlich starkere ruckschreitende Erosion eines von zwei Fliessgewassern wenn deren Quellen auf gegenuber liegenden Seiten einer trennenden Landerhebung liegen Strunkpasse auf Englisch Wind gaps gibt es als besondere Geoarchive auf vielen Kontinenten Erosionsprozesse von zwei Flussen einer Region konnen in erdgeschichtlich langen Prozessen zu Reliefentwicklungen gefuhrt haben die man morphologisch als Strunkpasse charakterisieren kann Oberlauf des Afon Erch Wales Great Britain Hinten rechts das jetzt trockene angezapfte Flussbett Inhaltsverzeichnis 1 Genese von Strunkpassen 2 Strunkpasse in Kalkgebirgen 2 1 Schwabische Alb 3 Sehr junge Strunkpass Bildung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGenese von Strunkpassen Bearbeiten nbsp Geologisches Profil am Albtrauf Strunkpasse an Lauchert und Fehla Wenn die grossere Abtragungsleistung eines Flusses auf der einen Seite das Einzugsgebiet des Flusses der anderen Seite reduziert fuhrt dies schliesslich zur Flussanzapfung auf der anderen Seite 2 Der angezapfte Fluss wird dabei umgelenkt z B die Feldbergdonau oder er wird verkurzt und verliert mindestens einen Teil seines Einzugsgebietes in letzterem Fall findet in dessen verbliebenem Tal fortan Wassererosion nur noch durch ein kleineres Gewasser statt Strunkpasse in Kalkgebirgen BearbeitenWenn wie z B bei der Schwabischen Alb den Dinarischen Alpen 3 oder den Sudlichen Kalkalpen 4 Flussanzapfung durch Verkarstung beschleunigt wurde konnen die Taler der gekopften Oberlaufe angezapfter Flusse sogar zu Trockentalern werden Schwabische Alb Bearbeiten nbsp Neun Strunkpasse der Schwabischen Alb nbsp Gekopfte Oberste Lauchert Tal einer weit uber den heutigen Albtrauf hinausreichenden Urlauchert Nach der allmahlichen Absenkung des Oberrheingrabens und in dessen Folge der tektonische Hebung und Kippung der Juratafel hatten sich die Verhaltnisse der beiden Flusssysteme Rhein und Urdonau zueinander grundlegend und dauerhaft geandert Mit der Bildung des Oberrheingrabens und des Rheins darin war eine tiefere Erosionsbasis entstanden Durch machtigere ruckschreitende Erosion vergrosserten der Rhein und seine Tributare ihre Einzugsbereiche zuungunsten des danubischen Flusssystems 5 Die zum Albtrauf fuhrenden rechtsseitigen Nebenflusse des Neckars allesamt Tributare des Rheins konnten folglich den Nordrand des Juraplateaus stetig abtragen Dadurch wurde das Einzugsgebiet der Oberen Donau auf der ganzen Nordseite der Schwabischen Alb kleiner In mehreren Fallen sind Donautributare bereits angezapft Auch heute noch geht dieser erdgeschichtlich lange Kampf um die Wasserscheide zugunsten des Rheinischen Flusssystems weiter 6 Einige dieser Flusse waren ehemals im Miozan und noch bis ins fruhe Pleistozan machtige Strome die weite Flachen Sudwestdeutschlands nach Suden entwasserten Sie entwasserten ursprunglich in die Graupensandrinne und spater in die sich entwickelnde Urdonau 7 Unter anderem sind heute gekopft Die Flusse Schmiecha 8 Urlauchert 9 Urfehla 10 Grosse Lauter und Ur Lone siehe die sehr kleine heutige Lone Die Taler streichen mit ihren breiten Talboden in die Luft aus 11 Sehr junge Strunkpass Bildung Bearbeiten nbsp Rheinische Anzapfung der Feldbergdonau Wutach Aitrach Donau Ein Paradebeispiel eines relativ jungen Strunkpasses entstand durch die Anzapfung der so genannten Feldbergdonau bei Blumberg im spaten Pleistozan vor nur rund 20 000 Jahren Der flussabwartige Teil des ehemaligen Feldbergdonautals ist heute ein breites flaches Trockental zwischen Blumberg und der rezenten Donau ostlich von Geisingen In diesem Tal gibt es noch ein Feuchtgebiet und ein kummerliches Rinnsal namens Aitrach Die Feldbergdonau wurde von der rheinischen aussergewohnlich schnell ruckschreitend erodierenden Wutach gekopft Die Wutach in einer Entfernung von 1 2 km hat ihr Flussbett um inzwischen 165 m gegenuber dem weiten Talboden der Aitrach eingetieft Siehe auch BearbeitenHydrogeologie Hydrologie FlussanzapfungLiteratur BearbeitenLehmann 1933 E Lehmann Das Gottscheer Hochland Grundlinien einer Landeskunde Wissenschaftliche Veroffentlichungen des Museums fur Landerkunde zu Leipzig Leipzig 1933 Wagner 1953 G Wagner Morphologie und Flussgeschichte Exkursion in die Westalb Z dt geol Ges 105 Stuttgart 1953 S 295 299 Morawetz 1976 Sieghard Morawetz Anzapfungen im Steirischen Randgebirge und seiner Umgebung Versuch einer Systematik In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines fur Steiermark Band 106 Graz 1976 S 77 94 zobodat at PDF Geyer 1980 O F Geyer G Schneider Westalb und Vorland zwischen Reutlingen und Balingen Schwarzer Jura Morphologie Tektonik Seismizitat in Jber Mitt oberrhein geol Ver n F 62 Stuttgart 1980 Scheff 1983 J Scheff Verkarstung im oberen Laucherttal Versuch einer Altersdatierung Laichinger Hohlenfreund 18 Laichinger 1983 S 99ff Geyer 1986 Geyer amp Gwinner 1986 O F Geyer M S Gwinner Geologie von Baden Wurttemberg 3 Auflage Stuttgart 1986 Deutsche Stratigraphische Kommission STD 2002 siehe Weblinks Abel 2003 Thekla Abel Untersuchungen zur Genese des Malmkarsts der Mittleren Schwabischen Alb im Quartar und jungeren Tertiar TGA C67 Dissertation Universitat Tubingen Geo Fak 2003 Ufrecht 2006 W Ufrecht Ein plombiertes Hohlenruinenstadium auf der Kuppenalb zwischen Fehla und Lauchert Zollernalbkreis Schwabische Alb Laichinger Hohlenfreund Laichingen 2006 Eberle 2007 J Eberle B Eitel W D Blumel S Wittmann Deutschlands Suden vom Erdmittelalter zur Gegenwart Heidelberg 2007 Geotope im Regierungsbezirk Tubingen 2007 Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg siehe Weblinks Geotope in den vier Regierungsbezirken von Baden Wurttemberg Schutzgebietsverzeichnis Volltexte LfU Baden Wurttemberg 2000 2003 2005 2007 siehe Weblinks Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Strunkpasse wind gaps Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Gottscheer Hochland Grundlinien einer Landeskunde Dinarische Alpen Krain 1933 Geotope in den Regierungsbezirken von Baden Wurttemberg Schutzgebietsverzeichnis Volltexte LfU Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Meyers Grosses Taschenlexikon Mannheim 1990 Der Duden definiert Strunk u a als ein durrer Stumpf eines abgestorbenen Baumes Duden Deutsches Universal Worterbuch 2 vollig neu bearbeitete Auflage 1989 Flussanzapfungen konnen aber auch bei anderen Geomorphologien und durch andere Ursachen auftreten Lehmann 1933 Morawetz 1976 Die steilere Gefallekurve Hangneigung des viel kurzeren Rheinweges bis zur globalen Erosionsbasis Meeresspiegel bewirkt eine umso grossere Reliefenergie ruckschreitender Erosion Eberle 2007 S 68 74 Geyer 1980 S 54 z B Ur Eschach Flachen bis in den Schwarzwald Urlone Flachen bis in die Heilbronner Gegend Das Ur Schmiechatal ehemaliges Haupttal wurde bei Lautlingen Ebingen gekopft auch nahe dem heutigen Schmiecha Ursprung der auf der Schwabischen Alb liegt ist am Stich eine weitere Kopfung entstanden Geyer 1980 S 54 Ufrecht 2006 S 54f Abel 2003 S 67 Geyer 1980 S 54 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strunkpass amp oldid 225727044