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Als Ur Rhein bezeichnet man fruhere Zustande im Verlauf des Rheins besonders bevor zu Beginn des aktuellen Eiszeitalters das Flusssystem des Rheins den fur die heutige Situation entscheidenden Zuwachs aus dem Alpenraum erhielt Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf und Einzugsgebiet 2 Fruhe Vorlaufer 3 Spatere Entwicklungsstadien 4 Fauna am Ur Rhein 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVerlauf und Einzugsgebiet BearbeitenBevor der absinkende Rhein Grabenbruch die bereits zum Rhone Tal ausgebrochene einstige Aare Donau zu Beginn des Pleistozans vor rund 2 6 Millionen Jahren nach Norden fliessen und zum Rhein werden liess lagen die Quellen des Rheins nach heutiger Kenntnis wenig sudwestlich des Kaiserstuhls bei Freiburg Der wohl um 400 Kilometer lange Ur Rhein war damit zunachst ein Fluss der Mittelgebirge wie die Weser oder die Maas und im heutigen Rheinhessen etwa 45 bis 60 Meter breit Hier verlief er bis zu 20 Kilometer weiter westlich das heutige Mainzer Rheinknie existierte noch nicht und durchquerte dann ein Hugelland das sich spater zum Rheinischen Schiefergebirge herausheben sollte und den Rhein bis heute im Talweg des einstigen noch gut erkennbaren Muldentals das schroffe Mittelrheintal einschneiden lasst Seine Mundung lag im Bereich der Niederrheinischen Bucht Die palaogeographische Situation ist sudlich des Rheinischen Schiefergebirges noch wenig bekannt Die Hypothese dass es in Rheinhessen einen Abschnitt als Hohlenfluss gegeben habe ist nicht mehr aktuell 1 Fruhe Vorlaufer BearbeitenVor rund 30 Millionen Jahren in der Rupel Stufe des Oligozan erstreckte sich in den Grabenstrukturen des heutigen Oberrheingrabens und der Hessischen Senke eine Meeresstrasse Damit war auch dieses Gebiet noch nicht Teil des Einzugsgebietes Die Oberlaufe dieses noch kleineren Ur Rheins verliefen im Bereich der heutigen unteren Lahn und der unteren Mosel Die altesten Vorlaufer sind durch punktuell erhaltene Flussedimente Vallendarer Schotter besonders entlang der Mosel nachweisbar Nachdem auch der Bereich der Hessischen Senken im Zuge der allmahlich ansteigenden Mittelgebirgsschwelle landfest geworden war wurde auch der grosste Teil des Oberrheingrabens zum Einzugsgebiet des Ur Rheins Die anfangs sehr viel kurzeren Vorlaufer von Main und Neckar bildeten zeitweise ein gemeinsames Nebenfluss System das oberhalb der Mundung der Nahe den Rhein erreichte Spatere Entwicklungsstadien Bearbeiten nbsp Auswahl an Gerollen aus Rheinschotter der Niederterrasse des Oberrheins Fundort Schertle See bei KarlsruheVor etwa 3 Millionen Jahren gegen Ende des Pliozans war der fruhere Oberlauf der Urdonau zum Doubs und zur Rhone ausgebrochen Nicht sehr viel spater im Gelasium brach dann dieser Sundgaustrom nach Norden zum Oberrheingraben durch Nach diesem gewaltigen Zuwachs an Wassermenge fehlte allerdings noch immer der heutige Alpenrhein der erst im mittleren Pleistozan vor etwa 450 000 Jahren seinen nordlichen Verlauf zur verbliebenen sogenannten Feldberg Donau aufgab zugunsten eines gefallereicheren Abflussweges nach Westen zum Oberrhein uber das heutige Hochrheintal 2 Dort folgte er im Wechsel kaltzeitlicher Aufschotterungs und Erosionsphasen unterschiedlichen Fliesswegen so bis zur Riss Kaltzeit der Klettgau Rinne zwischen dem heutigen Schaffhausen und dem Lauffen bei Ettikon Danach schnitt er sein heutiges sudlicher verlaufendes Tal ein Seit der vorubergehenden Talverschuttung wahrend der Wurmkaltzeit findet er erst mit dem Rheinfall den Weg zuruck in dieses oberhalb davon weiterhin von fluvioglazialen Schottern verfullte Flussbett Die bis heute andauernde Absenkung des Oberrheingrabens bewirkt ein starkeres Gefalle seiner Nebenflusse das sie auch ruckschreitend in die benachbarten Fluss Einzugsgebiete hineinerodieren lasst Auf diese Weise wurden mehrere fruhere aus dem Norden kommende Donau Nebenflusse nacheinander zum Main und zum Neckar hin umgelenkt angezapft was ihre heutigen charakteristischen Richtungswechsel erklart Auch die Mosel konnte so den alten Oberlauf der Maas zu ihrem eigenen machen Zuletzt kappte die Wutach den Oberlauf der restlichen Donau im Sudschwarzwald und fuhrt seitdem auch sein Wasser dem Rhein zu Fauna am Ur Rhein BearbeitenAm Ur Rhein lebten vor zehn Millionen Jahren Elefanten sowie Nashorner teilweise auch ohne Horn krallenfussige Huftiere Tapire dreizehige Ur Pferde kleinwuchsige Hirsche Wald Antilopen Schweine Barenhunde mit Merkmalen von Baren und Hunden Katzenbaren Insektenfresser Hyanen Sabelzahnkatzen und Menschenaffen Literatur BearbeitenRene Hantke Flussgeschichte Mitteleuropas Skizzen zu einer Erd Vegetations und Klimageschichte der letzten 40 Millionen Jahre Stuttgart Enke 1993 ISBN 3432997817 Hans Schneider Uber junge Krustenbewegungen in der voralpinen Landschaft zwischen dem sudlichen Rheingraben und dem Bodensee In Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen 1973 und 1975 Ernst Probst Der Ur Rhein Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren Munchen GRIN Verlag 2009 ISBN 978 3 640 24801 8Einzelnachweise Bearbeiten Anm Eine Zeitlang ab 1998 wurde vom Mainzer Geologen Winfried Kuhn die Hypothese vertreten dass Ur Rhein in Rheinhessen ein Hohlenfluss gewesen sein konnte Die Vermutung grundete auf dem bisher singularen Fund eines im fruheren Flussbett des Ur Rheins entdeckten etwa 35 Kubikmeter grossen Kalksteinbrockens Oskar Keller Als der Alpenrhein sich von der Donau zum Oberrhein wandte PDF 2 0 MB Zur Umlenkung eines Flusses im Eiszeitalter in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Ostfildern 2009 S 193 208 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ur Rhein amp oldid 237387602