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Unsere Liebe Frau ist eine katholische Pfarrkirche in Eppingen im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg Die Kirche ist bereits seit dem Mittelalter bezeugt und wurde auch bedingt durch die Nutzung als Simultankirche von 1707 bis 1878 bis in die jungste Vergangenheit vielfach umgebaut Sie weist im Turmsockel bedeutende Wandmalereien aus dem 14 Jahrhundert auf und bildet mit der benachbarten fruheren Katharinenkapelle ein markantes Ensemble im historischen Kern von Eppingen Der Turm der Pfarrkirche Unsere Liebe Frau uberragt die Altstadt von Eppingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Architektur und Ausstattung 2 2 Wandmalereien 2 3 Orgel 2 4 Glocken 3 Katharinenkapelle 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Bauform der Kirche auf einem Gehwegmosaik vor der Kirche nbsp VorhalleEine Kirche in Eppingen wurde bereits bei der ersten Erwahnung des Ortes in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Otto III aus dem Jahr 985 bezeugt Der Sage nach wurde die Kirche um das Jahr 635 vom Merowinger Konig Dagobert I in der Zeit der frankischen Landnahme und damit einhergehenden Christianisierung in Kraichgau und Elsenzgau gegrundet Mit einer Schenkung des Kaisers Heinrich IV von 1057 gelangte ein grosser Teil der Stadt mit der Kirche an das Bistum Speyer bei dem die Gemeinde spater die katholische Gemeinde bis zur Neuordnung im 19 Jahrhundert verblieb Seit 1057 bestand an der Eppinger Kirche auch die Speyrer Pfarrpfrunde Im hohen Mittelalter um 1200 bestand am Platz der heutigen Kirche eine fruhgotische Chorturmkirche Der Chor im Sockel des Turmes war nach Osten ausgerichtet nach Westen schloss sich das Langhaus an Turm und Langhaus wurden verschiedentlich erweitert und umgebaut Als 1555 die Reformation in der Kurpfalz eingefuhrt wurde der Eppingen seit dem 15 Jahrhundert angehorte wurde der Ort zunachst uberwiegend lutherisch 1562 wurde durch den Landesherrn das reformierte Bekenntnis eingefuhrt Je nach Landesherrn wechselte insgesamt elfmal das Bekenntnis Seit 1698 gab es wieder katholische Geistliche in Eppingen nachdem es auch vorher vereinzelt Katholiken gegeben hatte die jedoch von benachbarten Pfarrern betreut worden waren 1707 wurde die Pfarrkirche als Simultankirche unter Katholiken und Reformierten durch eine Trennwand aufgeteilt die Reformierten erhielten das Langhaus die Katholiken den Chor Um 1750 gab es auch wieder Lutheraner welche jedoch die an anderer Stelle in der Stadt liegende ehemalige Peterskapelle fur ihre Gottesdienste nutzen konnten Die Katholiken hatten den vergleichsweise kleinen Chor der Kirche erhalten und erweiterten diesen aus Platzmangel 1806 07 um ein Querhaus nach Norden Nach dem Zusammenschluss von Reformierten und Lutheranern zur evangelischen Gemeinde 1821 und der Schliessung der Peterskapelle 1827 wurde der Langhausteil fur die auf uber 1700 Glaubige angewachsene evangelische Gemeinde auch zu klein so dass man von evangelischer Seite einen Neubau erwog Nach Baubeginn der Evangelischen Stadtkirche 1876 erwarb die katholische Gemeinde die vormals evangelischen Teile der Kirche Die grosste und alteste der vier Glocken die Osanna Glocke von 1516 wurde 1878 in die neue evangelische Kirche ubernommen 1 Ebenfalls in die evangelische Kirche kam der alte Grundstein der Kirche von 1435 2 1881 erwarb die katholische Gemeinde schliesslich noch von Stiftschaffnei Sinsheim das Langhaus und war damit in Besitz des gesamten Kirchengebaudes Die Kirche wurde 1890 91 erweitert wobei ein von einem Kreuzgewolbe uberspannter Chor vor dem ursprunglichen Chorturm eingezogen wurde Der Chorturm verlor dadurch seine ursprungliche Funktion und verkam zeitweise zur Rumpelkammer bevor er 1962 63 durch Valentin Peter Feuerstein restauriert und wieder zuganglich gemacht wurde Das nachtraglich eingezogene Kreuzgewolbe vor dem Chor wurde wieder entfernt als die Kirche 1969 bis 1974 um ein Querschiff unmittelbar vor dem Turm erganzt wurde wodurch sie ihre heutige Gestalt erhielt Die Pfarrgemeinde Unsere Liebe Frau Eppingen mit ihrer Filialgemeinde Maria Schmerzen Muhlbach bildet mit den Pfarrgemeinden St Valentin Rohrbach Maria Geburt Richen und St Marien Gemmingen Stebbach die Seelsorgeeinheit Eppingen Beschreibung BearbeitenArchitektur und Ausstattung Bearbeiten Die Kirche hat den Grundriss eines lateinischen Kreuzes wobei der nach Osten ausgerichtete Turm den kurzen Oberteil bildet Das Langhaus bildet den nach Westen zeigenden langeren Unterteil des Kreuzes das Querhaus ist der Querbalken In der Vierung von Langhaus und Querhaus befinden sich der Zelebrationsaltar und der Ambo Westlich an das Langhaus schliesst eine kleine Vorhalle mit gotischen Bogenportalen an Die altesten Teile des auf quadratischem Grundriss erbauten Turmes datieren um 1200 der achteckige Aufsatz ist junger Das alte in west ostlicher Richtung anschliessende Langhaus mit Vorhalle ist am Hauptportal auf 1435 datiert das vor dem Turm liegende Querhaus wurde von 1969 bis 1974 anstelle des Chors aus dem 19 Jahrhundert errichtet An der westlichen Wand des alten Langhauses und uber der Sakristei im sudlichen Flugel des Querhauses befinden sich Emporen In der Mitte der Turmkapelle befindet sich eine bronzene Tabernakelstele von Frido Lehr von 1974 Lehr schuf ausserdem in der Vierung den modernen Zelebrationsaltar und einen passenden Ambo aus Sandstein die beide die gotischen Friese der Turmkapelle aufgreifen sowie das Vortragekreuz und im nordlichen Querhaus einen mehrteiligen Kreuzweg nbsp Nordlicher Portalbogen mit MilchhexeDer Umbau von 1969 bis 1974 erfolgte unter Leitung von Baudirektor Hans Rolli und dem Bauoberamtmann Gunter Sauer der selbst die Glasmalereien der Sakristeifenster schuf Die historischen Fresken im Untergeschoss des Turms und an der Nordwand des Langhauses wurden von Valentin Peter Feuerstein restauriert der auch die Bemalung mehrerer Masswerkfenster und weiteren Bilderschmuck der Kirche geschaffen hat darunter 1977 den Portalbogen des sudlichen Seitenportals mit Themen aus der Apokalypse die die historische Milchhexen Ausmalung des gegenuberliegenden Nordportals erganzt An der nordlichen Ecke zum Querhaus befindet sich eine historische Kanzel Deren ebenfalls erhaltener Handlauf wurde im sudlichen Querhaus beim Taufstein befestigt In der Kirche befinden sich noch weitere religiose Kunstwerke verschiedener Epochen darunter eine barocke Madonnenfigur im Chor aber auch eine 1997 entstandene Serie von sieben glasernen Motivtafeln von Markus Artur Fuchs An der Sudseite der Kirche befinden sich ein Armakreuz von Friedrich Andernach 1955 92 das den romischen Hauptmann Longinus thematisiert der Christus mit der Lanze die Seite offnete sowie eine Sonnenuhr von 1995 nbsp Blick nach Westen zur Orgel Empore nbsp Blick nach Osten zum Altar vor der Turmkapelle nbsp Sudliches Querhaus mit Sakristei nbsp Historische Kanzel nbsp Evangelistensymbole im Gewolbe nbsp Fenster im nordlichen QuerhausWandmalereien Bearbeiten In dem nach Westen zum Langhaus hin geoffneten Untergeschoss des Turmes befinden sich qualitatvolle historische Wandmalereien Bei diesen Malereien handelt es sich um Seccomalerei al Fresco bei der auf den trockenen Putz eine nasse Kalkschicht aufgebracht und diese dann bemalt wurde 3 Die Malereien entstanden vermutlich im Zuge eines Umbaus des Chorturms im 14 Jahrhundert wurden jedoch zu einem unbekannten Zeitpunkt ubertuncht Im Wesentlichen sind die Vorzeichnungen der Gemalde erhalten wahrend die daruber hinausgehende malerische Ausarbeitung vor allem bei der 1962 63 vollendeten Freilegung der Malerei verlorenging Aufgrund stilkritischer Vergleiche mit den Malereien im Munster in Konstanz und in der Marienkirche in Reutlingen werden die Eppinger Chormalereien von der jungeren Forschung auf die Zeit um 1340 50 datiert 4 An den Wanden der Turmkapelle gibt es drei ubereinanderliegende Bilderfriese die jeweils von Horizontalstreifen mit gotischem Laubwerk getrennt sind die wiederum auch dem Deckengewolbe folgen und sich im Schlussstein vereinen An den Wanden zeigen in rechteckige Felder gereihte Bilder Szenen aus der Kindheit und der Passion Jesu sowie die zwolf Apostel am Durchgang zur Kirche sind zwei Bischofe zu sehen Im Deckengewolbe befinden sich die vier Evangelistensymbole Adler Stier Lowe und Mensch Auffallig am Bildprogramm ist dass die Bildfolge zum Leben Jesu mit der Grablegung abschliesst und auf das osterliche Erlosungsgeschehen verzichtet wird Ausserdem sind die Szenen mit Bethlehemitischem Kindermord und der Flucht nach Agypten in ihrer Abfolge zugunsten wechselseitiger axialer Bezuge mit weiteren Motiven vertauscht 5 Uber den unbekannten Meister der Gemalde ist nichts bekannt Seine Stilistik verweist auf die Malerei des Bodenseegebiets in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts 6 An der Nordwand der Turmkapelle befindet sich ein Heiliges Grab mit mittelalterlicher Grabwachterplatte Im Langhaus sind an der Nordseite Fresken aus dem fruhen 16 Jahrhundert mit weiteren Bibelszenen erhalten darunter Verkundigung Maria Geburt Jesu und Gefangennahme Jesu Aus derselben Zeit stammt die Ausmalung des nordlichen Seitenportalbogens wo eine Milchhexe und der Teufel zu sehen sind Die Sage der Milchhexe soll auf den Strassburger Prediger Johann Geiler von Kaysersberg zuruckgehen der in einer Predigt von 1508 Hexen fur das Ausbleiben der Milch bei kranken Kuhen verantwortlich machte Der Teufel tragt demzufolge die Milch aus der Kuh damit eine Hexe sie andernorts aus einem Gegenstand melken kann Das Bild zeigt wie in Geilers 1517 gedruckter Predigt beschrieben wie eine Hexe Milch aus einer Axt melkt Die ursprungliche Beschriftung des Bildes ist nur noch fragmentarisch erhalten nbsp Turmkapelle mit Tabernakelstele nbsp Wandmalerei im Langhaus nbsp Heiliges GrabOrgel Bearbeiten Die Orgel auf der Westempore wurde anlasslich der Restauration 1974 von dem Unternehmen Klais in Bonn eingebaut Das zweimanualige Instrument hat 35 Register und insgesamt 2035 Orgelpfeifen Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch Die Brustung der Empore ist mit einem geschnitzten Kreuzweg Fries aus Oberammergau um 1920 geschmuckt 7 I Hauptwerk C 31 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Rohrgedackt 8 4 Holzflote 8 5 Salicional 8 6 Octav 4 7 Flute octaviante 4 8 Superoctav 2 9 Larigot 1 3 10 Grand Jeu III V 2 2 3 11 Mixtur IV 1 12 Trompette harmonique 8 13 Clairon harmonique 4 Cymbelstern II Schwellwerk C 314 Holzgedackt 8 15 Quintaton 8 16 Viola di Gamba 8 17 Vox caelestis 8 18 Geigenprinzipal 4 19 Rohrflote 4 20 Quint 2 2 3 21 Octavin 2 22 Terz 1 3 5 23 Sifflet 1 24 Cymbel IV 2 3 25 Dulcianregal 16 26 Basson Hautbois 8 Tremulant Pedal C 127 Principalbass 16 28 Subbass Nr 1 16 29 Oktavbass 8 30 Violon Nr 5 8 31 Tenoroctav 4 32 Rauschpfeife III IV Nr 10 2 2 3 33 Bombarde 16 34 Posaune Nr 12 8 35 Trompete Nr 13 4 Koppeln II I I P II P Spielhilfen 32 99 fache elektronische SetzeranlageGlocken Bearbeiten Das aus vier Glocken bestehende Gelaut der Kirche wurde 1921 beim Bochumer Verein gegossen und in den bereits bestehenden aus Eichenholz gezimmerten Glockenstuhl gehangt Die vier Glocken haben folgende Daten Glocke 1 Ton d Gewicht 1318 5 kg Durchmesser 149 cm Glocke 2 Ton f Gewicht 995 5 kg Durchmesser 133 3 cm Glocke 3 Ton as Gewicht 591 kg Durchmesser 110 cm Glocke 4 Ton ces Gewicht 343 5 kg Durchmesser 91 5 cmIm Dachgeschoss der Vorhalle befindet sich ausserdem ein neueres Glockenspiel Katharinenkapelle Bearbeiten nbsp KatharinenkapelleNordlich der Kirche befindet sich die ehemalige Katharinenkapelle von 1450 Das durch die Hanglage an einer Anhohe innerhalb der Stadt bedingt zum Norden hin wesentlich hohere Gebaude wurde profaniert und diente lange Zeit als Schule weist aber noch ein spatgotisches Kreuzgewolbe auf Bei der Kirche und der Kapelle befinden sich ausserdem zahlreiche zumeist schmiedeeiserne historische Grabkreuze und weitere religiose Skulpturen Seit 1991 schmuckt die der Kirche zugewandte Sudfassade der ehemaligen Kapelle eine 10 Meter breite Darstellung eines Totentanzes nbsp Literatur BearbeitenKirchenfuhrer Katholische Pfarrkirche Unsere Liebe Frau Eppingen Michael Ertz Hrsg Hundert Jahre Evangelische Stadtkirche Eppingen 1879 1979 Eppingen 1979 Wolfgang Baunach Die Wandmalereien in der katholischen Stadtpfarrkirche Unsere Liebe Frau in Eppingen In Rund um den Ottilienberg Band 3 Heimatfreunde Eppingen Eppingen 1985 Beate Fricke Die Wandmalereien des 14 Jahrhunderts im Chor der Pfarrkirche in Eppingen In Kraichgau 16 1999 S 297 334 Vivien Bienert Leiden bis zum bitteren Ende Das Programm der Eppinger Chorausmalung mit Anmerkungen zur Datierung In Die mittelalterlichen Wandmalereien zwischen Rhein Neckar und Enz Heimatverein Kraichgau Sonderveroffentlichung 35 hg v Klaus Gereon Beuckers Ubstadt Weiher 2011 S 67 76 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pfarrkirche Unsere Liebe Frau Eppingen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Ertz 1979 S 16 Ertz 1979 S 17 Baunach 1985 S 94 Bienert 2011 S 69 70 Bienert 2011 S 71 72 Fricke 1999 S 321 326 Informationen zur Orgel der PfarrkircheKirchen und Kapellen in Eppingen Dreifaltigkeitskirche Elsenz Evangelische Kirche Elsenz Evangelische Stadtkirche Eppingen Evangelische Kirche Muhlbach Evangelische Kirche Richen Herz Jesu Kapelle Johannes Nepomuk Kapelle Katharinenkapelle Maria Geburt Maria Schmerzen Marienkapelle St Bonifatius St Nazarius Unsere Liebe Frau Valentinskirche Wallfahrtskirche Ottilienberg 49 137658333333 8 9106388888889 Koordinaten 49 8 15 6 N 8 54 38 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unsere Liebe Frau Eppingen amp oldid 237111073