www.wikidata.de-de.nina.az
Die Evangelische Kirche in Muhlbach einem Stadtteil von Eppingen im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg geht auf das 13 Jahrhundert zuruck und war vor der Reformation die Klosterkirche des Muhlbacher Wilhelmitenklosters Das Langhaus und der Turm wurden 1871 72 erneuert Evangelische Kirche und Pfarrhaus in Muhlbach Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Klosterkirche der Wilhelmiten 1 2 Evangelische Kirche nach der Reformation 1 3 Neubau 1871 72 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Chor mit funf romanischen BogenKlosterkirche der Wilhelmiten Bearbeiten Die altesten Teile der Kirche namlich ein Teil des Chors und die seitlich angebaute Sakristei stammen gemass baulicher Befunde aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Aus derselben Zeit stammt auch die erste urkundliche Erwahnung des Ortes und der Kirche als Heinrich von Brettach im Jahr 1290 die Kapelle in Muhlbach Filialkapelle der Pfarrei Eppingen mit den zugehorenden Gutern dem Wilhelmitenkloster in Marienthal bei Hagenau im Elsass zur Grundung eines neuen Klosters stiftete Vermutlich handelte es sich um eine Chorkapelle 1 Die Kirche blieb zwar Filiale von Eppingen hatte aber einen eigenen Pfarrer Im 15 Jahrhundert wurden der Chor baulich verandert und ein Kirchenschiff angebaut Langhaus und Chor waren durch einen Lettner raumlich getrennt 2 Zur Kirche fanden Wallfahrten statt 3 Evangelische Kirche nach der Reformation Bearbeiten Nach dem Ende des Wilhelmitenklosters das die Stadt Eppingen 1546 erwarb stand die Kirche zunachst leer Zur Kurpfalz gehorig wurde Muhlbach mit Eppingen 1559 reformiert Bald danach scheint wieder ein Pfarrer in Muhlbach gewesen zu sein namlich der reformierte Elias Marbach aus Schaffhausen dessen Name bis 1792 an der Decke der Kirche prangte 4 Die Kirche blieb im Besitz der reformierten Gemeinde die lutherische Glaubigen hingegen besuchten bis ins 19 Jahrhundert den Gottesdienst in Eppingen Zwischen 1583 und 1608 wurde das Langhaus verlangert und am Ubergang vom Langhaus zum Chor seitlich ein Turm und eine kleine Eingangshalle angebaut Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges kam es in Muhlbach wie in der gesamten Kurpfalz zu Rekatholisierungsbestrebungen die jedoch scheiterten Nach Ende des Krieges wurde die Kirche in Muhlbach zunachst von Eppingen aus betreut Ab 1666 gab es wieder feste Pfarrer in Muhlbach die jedoch in rascher Folge wechselten da die Pfarrstelle nur sehr schlecht besoldet war Ab 1709 gab es eine bessere aber immer noch magere Besoldung die die Pfarrer immerhin langer am Ort hielt Im fruhen 18 Jahrhundert war die Kirche zu klein fur die Zahl der Glaubigen geworden so dass man eine Empore eingebaut hat die dem Kircheninneren jedoch viel Licht nahm Uber die nach wie vor knappen Platze in der Kirche die fest an bestimmte Personen vergeben waren die dann auch fur deren Unterhalt aufzukommen hatten entbrannte immer wieder so genannter Stuhlstreit uber die Rechte und Pflichten Im Turm waren wohl zwei Glocken von denen eine sehr alte 1773 zersprang Es soll sich dabei um eine Glocke von 1338 gehandelt haben die vielleicht noch aus der Klosterkirche stammte oder aber von Eppingen nach Muhlbach gekommen war 5 Die Glocke wurde darauf umgegossen Die zweite historische Glocke sturzte 1799 von einem morschen Tragbalken und wurde 1800 bei Speck in Heidelberg ebenfalls umgegossen Als eine der beiden Glocken 1822 zersprang bekam die inzwischen nach Vereinigung von Reformierten und Lutheranern evangelisch gewordene Gemeinde die alte lutherische Glocke aus Eppingen als Ersatz 6 Im Lauf des 19 Jahrhunderts genugte die Kirche nicht mehr den Anspruchen an zeitgemassen evangelischen Gottesdienst Man bevorzugte nun helle Kirchen und freie Sicht auf den Pfarrer was in der engen dunklen Muhlbacher Kirche nicht gegeben war Die Kirchenbauinspektion in Bruchsal gab 1834 ein vernichtendes Urteil uber den Zustand der Kirche ab Darin war von einem ganz verwahrlosten schlechten Zustand die Rede die Kirche sei zur Abhaltung des Gottesdienstes ungeeignet und zweckwidrig und der Chor sei mit einer erbarmlichen Empore verbaut Die Inspektion empfahl einen Neubau fur den ein Kirchenbaufonds gegrundet wurde 1840 wurde die Kirche geschlossen da das Dach undicht war Die Gemeinde wechselte mit ihren Gottesdiensten in einen angemieteten Raum im Haus von Johann Jakob Gebhard spater in die Schule 7 1852 zersprang die kleinere der beiden Glocken der Kirche aus den Aufzeichnungen ist nicht mehr ersichtlich ob und wie man sich um Ersatz oder Instandsetzung gekummert hat 6 Im Zuge der Zehntablosung um 1850 wurde uber die Baulast an der Kirche verhandelt die an die Kirchengemeinde Muhlbach fiel woraufhin der spatere Grossherzog Friedrich I von Baden 1854 einen Zuschuss von 1500 Gulden gab Da die Gemeinde jedoch noch nicht uber die ganze benotigte Summe fur einen Neubau verfugte entschloss man sich dazu die alte Kirche nochmals zu renovieren Sie hat dann weitere 15 Jahre ihrem Zweck gedient bevor endlich die Planung und Finanzierung eines Neubaus abgeschlossen waren 8 Neubau 1871 72 Bearbeiten Die Bauinspektion schatzte im Februar 1869 die Baukosten fur einen Neubau auf 25 000 Gulden Dem standen im Mai 1870 Finanzmittel in Hohe von etwa 22 850 Gulden gegenuber so dass die Gemeinde mit dem Neubau nach Planen der Kirchenbauinspektion Bruchsal im Stil der Neugotik unter Beibehaltung der Sakristei und des Chors beginnen konnte Das alte Langhaus und der alte Turm wurden abgerissen Die Grundsteinlegung fur den Neubau erfolgte im Mai 1871 Richtfest wurde am 7 September 1871 gefeiert Am 8 September 1872 wurde die Kirche schliesslich wiedereingeweiht Die Kirche erhielt zur Einweihung von Grossherzog Friedrich I eine Bronzekanone geschenkt die bei der Glockengiesserei Bachert in Dallau zur Friedrichsglocke umgegossen wurde und das bisher zweistimmige Gelaut erganzte wobei eine der bisherigen Glocken zur Harmonisierung des Klangbildes auch noch umgegossen wurde Eine erste Renovierung fand 1905 statt 9 Im Ersten Weltkrieg mussten zwei Glocken zu Rustungszwecken abgeliefert werden 1921 wurden zwei neue Bronzeglocken bei Bachert in Kochendorf gegossen die aber schon etwa 20 Jahre spater im Zweiten Weltkrieg wieder durch Ablieferung verloren gingen 1949 erhielt die Kirche ihr heutiges Gussstahlgelaut des Bochumer Vereins Den Zweiten Weltkrieg hat die Kirche bis auf die abgelieferten Glocken unbeschadet uberstanden 1948 wurde die alte 1871 bei Schafer in Heilbronn gebaute Orgel durch ein neues Instrument von Walcker in Ludwigsburg ersetzt 1956 war eine grundliche Renovierung der Kirche notig Dabei wurden Fassade und Dach abgedichtet Mauerwerk trockengelegt eine Heizung und eine elektrische Lauteanlage eingebaut und eine neue Turmuhr sowie ein bislang fehlendes viertes Ziffernblatt beschafft Bei der Innenrenovierung wurden einige bislang vermauerte oder verputzte Details im Chor freigelegt ausserdem wurde das nachtraglich erhohte Bodenniveau im Chor wieder auf seine ursprungliche Tiefe abgesenkt Bei den dafur notigen Bodenarbeiten im Chor stiess man auf verschiedene Skelette nicht aber auf das erhoffte Grab des Stifters Heinrich von Brettach Ausserdem fand man Fundamentreste des ersten Altars der Kirche und bei diesem Scherben Knochen Metallteile und weitere kleine Funde Bei den sonstigen Innenarbeiten wurden Reste von Fresken an verschiedenen Wanden der alteren Teile der Kirche aufgedeckt die jedoch grosstenteils nicht erhaltenswert waren weil kein Hauptmotiv mehr zu erkennen war Nach Abschluss aller Arbeiten wurde die Kirche am 22 Dezember 1957 wiedereingeweiht Im Mai 1958 erhielt die Kirche als Stiftung zwei Glasfenster fur die Sakristei von Valentin Saile Drei weitere Farbfenster fur den Chor wurden 1988 bei der Freiburger Kunstglaserei E Bocherer gefertigt Beschreibung Bearbeiten nbsp Schlussstein im Chor mit der Darstellung des Engels des Jungsten Gerichts nbsp Lamm mit Kreuzfahne vom Portaltympanon des VorgangerbausDie evangelische Kirche in Muhlbach ist eine einschiffige Kirche mit einem langlichen eingezogenen grob nach Osten ausgerichteten Chor mit 5 8 Schluss An den westlichen Giebel ist ein Kirchturm angebaut Im Chor sind funf romanische Bogen erhalten die von der ehemaligen Kapelle des Wilhelmitenklosters stammen Aus dieser Anfangszeit stammt auch die seitlich angebaute Sakristei Seine heutige Gestalt und seine spatgotischen Fenster erhielt der Chor in der Mitte des 15 Jahrhunderts 10 11 Abweichend zu diesen jungeren Befunden hatte Oechelhauser 1909 noch den gesamten Chor zu einer spatgotischen Anlage erklart 9 Zwei Schlusssteine zieren die Rippenbogen des Chores Auf dem einen sieht man zwei Gesichter und der andere stellt einen Engel dar Dieser Engel des Jungsten Gerichts hat eine Posaune an den Mund gesetzt und halt in der linken Hand das Buch der Weissagung vgl Offenbarung des Johannes 10 1 11 Im Innern der Kirche sind mehrere Relikte des Vorgangerbaus erhalten Neben der historischen Grabplatte des Heinrich von Brettach 1295 sind dies ein Bildstock von Hans Wunderer um 1500 erneuert 1771 sowie das heute vermauerte Portaltympanon des Vorgangerbaus das das Lamm Gottes als Reliefarbeit zeigt Das Lamm wird von einem Eichenkranz umrahmt und der Kopf tragt einen Heiligenschein Das Lamm Sinnbild fur Unschuld und Opferbereitschaft weist auf Christus hin der die Sunden der Welt tragt vgl Johannes 1 29 und Jesaja 53 7 Die bemalten Glasfenster der Kirche wurden alle erst nach dem Zweiten Weltkrieg beschafft In der Sakristei befinden sich zwei Fenster nach Entwurfen von Werner Oberle aus Schorndorf die 1958 bei Valentin Saile in Stuttgart gefertigt wurden Sie zeigen am Sudfenster ein Pfingstmotiv und nach Osten Jesus als guten Hirten umgeben von Szenen aus dem Johannesevangelium Das dreiteilige bemalte Ostfenster im Chor wurde 1988 von E Bocherer in Freiburg gefertigt und zeigt die Himmelfahrt Christi Die Mauer unterhalb der Kirche geht noch auf die Klosteranlagen der Wilhelmiten aus dem spaten 13 Jahrhundert zuruck Literatur BearbeitenAdolf von Oechelhauser Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Band 8 1 Die Kunstdenkmaler der Amtsbezirke Sinsheim Eppingen und Wiesloch Kreis Heidelberg Tubingen 1909 S 186 187 Franz Gehrig Das Grabmal des Heinrich von Brettach und die alteste Urkunde In Muhlbacher Jahrbuch 77 Heimat und Verkehrsverein Muhlbach e V Eppingen Muhlbach 1977 S 11 14 Karl Dettling 700 Jahre Muhlbach 1290 1990 Die Geschichte des Steinhauerdorfes Muhlbach von den Anfangen bis zum 20 Jahrhundert Eppinger stadtgeschichtliche Veroffentlichungen Band 2 Stadt Eppingen Eppingen 1990 Julius Fekete Kunst und Kulturdenkmale im Stadt und Landkreis Heilbronn Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1662 2 S 155 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Muhlbach Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Dettling 1990 S 78 Dettling 1990 S 79 Dettling 1990 S 184 Dettling 1990 S 185 Dettling 1990 S 186 a b Dettling 1990 S 250 Dettling 1990 S 199 Dettling 1990 S 200 Demnach fand der Gottesdienst etwa 15 Jahre in provisorischen Raumen statt Im Widerspruch dazu schreibt er auf S 345 der Gottesdienst habe von 1840 an uber 30 Jahre lang in einem Burgerhaus bzw der Schule stattgefunden Auch die Grundung des Pfarrhausfonds wird auf S 345 erst auf 1853 datiert Aus dem Kontext der langeren Ausfuhrungen auf S 200 erscheinen die widerspruchlichen Angaben auf S 345 falsch a b Oechelhauser 1909 S 186 Dettling 1990 S 78 80 Fekete 2002 S 155 Kirchen und Kapellen in Eppingen Dreifaltigkeitskirche Elsenz Evangelische Kirche Elsenz Evangelische Stadtkirche Eppingen Evangelische Kirche Muhlbach Evangelische Kirche Richen Herz Jesu Kapelle Johannes Nepomuk Kapelle Katharinenkapelle Maria Geburt Maria Schmerzen Marienkapelle St Bonifatius St Nazarius Unsere Liebe Frau Valentinskirche Wallfahrtskirche Ottilienberg 49 100691 8 90132 Koordinaten 49 6 2 5 N 8 54 4 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Muhlbach amp oldid 230499136