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Tomasz Stefan Arciszewski 4 November 1877 in Sierzchowy bei Rawa Mazowiecka Russisches Kaiserreich 20 November 1955 in London war ein polnischer Politiker und von 1944 bis 1947 Ministerprasident der Polnischen Exilregierung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Berufliche und erste politische Tatigkeiten 1 2 Erster Weltkrieg und Unabhangigkeit Polens 1 3 Zweiter Weltkrieg und Exil 1 4 Ministerprasident der Exilregierung und Machtverlust nach der Konferenz von Jalta 2 Verweise 2 1 Weblinks 2 2 FussnotenLeben BearbeitenBerufliche und erste politische Tatigkeiten Bearbeiten Der Sohn eines Veteranen des Januaraufstandes von 1863 1864 begann nach dem Besuch der Handelsschulen von Luban und Radom 1894 eine Tatigkeit als Arbeiter in einer Stahlfabrik in Sosnowiec einem Zentrum der Schwerindustrieregion von Zaglebie Dabrowskie 1896 wurde er Mitglied der 1892 in Paris gegrundeten Polnischen Sozialistischen Partei Polska Partia Socjalistyczna PPS Nach der Teilnahme an einem Streik in Zaglebie Dabrowskie wurde er entlassen und musste wegen seiner politischen Aktivitaten aus Polen fliehen Zwischen 1898 und 1900 lebte er zunachst in London und dann in Bremen wo er einer der Fuhrer der Gesellschaft der Polnischen Exilsozialisten Zwiazku Zagranicznego Socjalistow Polskich war Trotz der Gefahr der Verhaftung durch die zaristische Polizei kehrte Arciszewski im August 1900 nach Polen zuruck wo er kurze Zeit spater tatsachlich verhaftet wurde Nach seiner Freilassung nahm er seine Tatigkeit in der PPS wieder auf wo er fur die Entwicklung von Organisationen und Strukturen in den schwach entwickelten Regionen des Landes zustandig war In dieser Funktion verbrachte er einige Zeit in Czestochowa Piotrkow Trybunalski sowie in Podlachien 1904 wurde er Mitglied der Organizacja Bojowa einer Kampforganisation der PPS fur die Befreiung Polens Als enger Verbundeter von Jozef Pilsudski in dieser Zeit wurde er auch Fuhrer der Organisation in Warschau und Organisator einer Reihe von Attentaten und Anschlagen auf hochrangige russische Vertreter Daruber hinaus nahm er am 26 September 1908 am Uberfall auf einen russischen Personen und Postzug in der Nahe der litauischen Stadt Bezdany teil dem so genannten Bezdany Uberfall Akcja pod Bezdanami bei dem die Kampforganisation rund 200 000 Rubel erbeutete Nach dem Uberfall musste er nach Weichselland fliehen und liess sich spater in Lemberg nieder wo er der paramilitarischen Geheimorganisation Union fur den bewaffneten Kampf Zwiazek Walki Czynnej beitrat 1906 gehorte er dann neben Pilsudski zu den Begrundern der Revolutionaren Fraktion der PPS Polska Partia Socjalistyczna Frakcja Rewolucyjna die anders als andere Arbeiterbewegungen eine schnelle Unabhangigkeit Polens von Russland forderte Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges trat er aus der PPS FR aus und wurde Mitglied der Opposition innerhalb der sozialistischen Bewegung Erster Weltkrieg und Unabhangigkeit Polens Bearbeiten nbsp KongresspolenIm August 1914 trat er nach Beginn des Ersten Weltkrieges dann in die Polnischen Legionen Legiony Polskie wo er mit Auszeichnung im 1 Infanterieregiment der 1 Brigade kampfte und zum Leutnant befordert wurde 1915 wurde er dann politischer Delegierter in dem von den Mittelmachten Deutsches Reich und Osterreich Ungarn besetztem Kongresspolen und zugleich einer der Hauptorganisatoren der geheimen Polnischen Militarischen Organisation POW polnisch Polska Organizacja Wojskowa Nach der Erklarung von Kaiser Wilhelm II und Kaiser Franz Joseph vom 5 November 1916 und der anschliessenden Errichtung des Regentschaftskonigreichs Polen wurde er zum Mitglied des Stadtrates von Warschau gewahlt dem er bis 1934 und dann erneut von 1938 bis 1939 angehorte In Warschau war er auch Grunder der Gewerkschaft 1926 Mitgrunder und bis zum Kriegsbeginn 1939 auch Vorsitzender der Arbeitervereins der Kinderfreunde Robotnicze Towarzystwo Przyjaciol Dzieci 1 sowie Herausgeber der sozialistischen Tageszeitungen Zwiazkowiec und Jednosc Robotnicza Nach dem Zusammenbruch der Mittelmachte gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde er am 7 November 1918 Minister fur Arbeit und Soziale Angelegenheiten in der von Ignacy Daszynski gebildeten Provisorischen Regierung der Polnischen Republik Nach der Unabhangigkeit Polens am 22 November und der Ubergabe der Regierungsverantwortung von Daszynski an Jedrzej Moraczewski wurde er in dessen Kabinett zum Minister fur Post und Telegrafie 2 Dieses Amt ubte er bis zum Ende von Moraczewskis Amtszeit am 16 Januar 1919 aus Anschliessend wurde er zum Abgeordneten des Parlaments des Sejm gewahlt und war zugleich von 1919 bis 1939 Mitglied des Hauptrates der PPS Gleichwohl war er Organisator einiger Freiwilligeneinheiten der Arbeiterbewegung und Unterstutzer von Sabotageaktionen hinter den russischen Linien wahrend des Polnisch Sowjetischen Krieges von 1920 Nach dem Ende des Krieges wurde er 1922 erneut zum Abgeordneten des Sejm gewahlt wo er bis 1935 die Interessen der Sozialisten vertrat Als einer der prominentesten Fuhrer der PPS brach er schrittweise die Zusammenarbeit mit seinem fruheren Verbundeten Pilsudski ab der die sozialistischen Ideen nach der Unabhangigkeit ablehnte Dadurch wurde er letztlich auch zu einem der Fuhrer der Koalition der Mitte links Parteien Centrolew Zweiter Weltkrieg und Exil Bearbeiten Nach dem Beginn des Uberfalls auf Polen und des Zweiten Weltkrieges am 1 September 1939 nahm er als einer der Kommandeure der Freiwilligen Arbeiterbataillone an der Verteidigung von Warschau teil Nach der Eroberung Polens durch die Wehrmacht und die Rote Armee ging er in die Untergrundbewegung wo er am 16 Oktober 1939 zusammen mit Kazimierz Puzak die Polnische Sozialistische Partei Freiheit Gleichheit Unabhangigkeit PPS Wolnosc Rownosc Niepodleglosc als geheime Nachfolgerin der PPS der Vorkriegszeit grundete Arciszewski wurde zugleich bis zum Juli 1944 deren Vorsitzender Anschliessend wurde er Mitglied des Rates der Nationalen Einheit Rada Jednosci Narodowej dem Parlament des polnischen Untergrundstaates unter dem Vorsitz von Jan Stanislaw Jankowski Kurz vor dem Ausbruch des Warschauer Aufstandes am 1 August 1944 wurde er jedoch am 26 Juli 1944 im Rahmen einer Luftbrucke innerhalb der Operation Most III aus Polen evakuiert Anschliessend ging er uber Kairo ins Exil nach London wo er einer Kandidaten fur das Amt des Exilprasidenten war Der damals gewahlte Prasident Wladyslaw Raczkiewicz ernannte den unterlegenen Arciszewski dennoch am 7 August 1944 in Abstimmung mit der Verfassung von April 1935 zu seinem potenziellen Nachfolger Ministerprasident der Exilregierung und Machtverlust nach der Konferenz von Jalta Bearbeiten Im Gegensatz zum Ministerprasidenten der Exilregierung Stanislaw Mikolajczyk sah er den aufkommenden Druck seitens der Sowjetunion und Mikolajczyks Bestrebungen nach einem Kompromiss mit Josef Stalin kritisch 3 weil er die Gefahr einer sowjetisch orientierten unabhangigen Republik Polen sah 4 Seine eigenen Bemuhungen die alliierten Fuhrer und insbesondere Winston Churchill zu einem Eingreifen in den Warschauer Aufstand zu bewegen waren jedoch ebenfalls nur wenig erfolgreich Dennoch wurde er nach Mikolajczyks Rucktritt aufgrund einer Regierungskrise 5 am 29 November 1944 dessen Nachfolger als Ministerprasident der Exilregierung Als solcher befurwortete er die Annexion der gesamten Gebiete Oberschlesiens und Ostpreussens Doch befurchtete er einen Dauerkonflikt mit den deutschen Nachbarn der Polen von der Sowjetunion abhangig machen wurde falls das polnische Staatsgebiet bis zur Oder und Gorlitzer Neisse ausgedehnt wurde In einem Interview der Londoner Times erklarte er vor der Konferenz von Jalta zu der die Exilregierung nicht eingeladen war Wir wollen den Anschluss Ostpreussens Oberschlesiens und eines Teils Pommerns Wir wollen weder Breslau noch Stettin Wir fordern unsere ethnisch und historisch polnischen Gebiete 6 7 Seine Forderung nach Wiederherstellung der polnischen Ostgrenze von 1938 fuhrte zum einen zum Bruch mit der britischen Regierung zum anderen zu einem wenngleich erfolglosen Misstrauensvotum gegen sein Kabinett wegen angeblichen Verrats der polnischen Kriegsziele im Westen 8 Wahrend der Konferenz von Jalta bemuhte er sich uber den US Prasidenten Franklin D Roosevelt wieder um bessere Beziehungen zu Grossbritannien 9 Letztlich waren jedoch diese Bemuhungen der polnischen Exilregierung erfolglos da die westlichen alliierten Staaten nach der Erklarung von Jalta die Gebietsaufteilungen sowie die sowjetischen Machtanspruche bezuglich der osteuropaischen Staaten akzeptierten Dieses fuhrte letztlich zu einem zunehmenden und bald sehr grossen Einflussverlust der polnischen Exilregierung 10 sowie zum Entzug der Unterstutzung durch Grossbritannien und die USA am 6 Juli 1945 11 Nach Kriegsende versuchte er laut den Memoiren von General Wladyslaw Anders seinen Vorganger Stanislaw Mikolajczyk von der Ruckkehr nach Warschau abzuhalten Arciszewski argumentierte die polnischen Kommunisten wurden dessen Eintritt in die neue Regierung an der Weichsel im Ausland als Beleg dafur anfuhren dass in Polen echte demokratische Verhaltnisse herrschten Auf diese Weise wurde Mikolajczyk die Herrschaft der von Moskau gefuhrten Kommunisten legitimieren doch dieser ignorierte die Warnungen 12 In seinem bis zum 2 Juli 1947 amtierenden Kabinett war er zugleich Minister fur Arbeit und Wohlfahrt Nachfolger als Ministerprasident der polnischen Exilregierung wurde Tadeusz Komorowski Spater gehorte Arciszewski fur die PPS vom 3 August 1954 bis zu seinem Tode neben Wladyslaw Anders und Edward Raczynski dem so genannten Dreierrat poln Rada Trzech an der sich konstituierte nachdem der Exilprasident August Zaleski sein Rucktrittsversprechen von 1947 nach Ablauf der siebenjahrigen Amtszeit einzulosen Ab 1961 unterstutzten etwa 80 der Exilpolen den Dreierrat der bis 1972 amtierte Verweise BearbeitenWeblinks Bearbeiten Biografie auf der Homepage der Regierungskanzlei Polnisch Biografische Angaben in rulers orgFussnoten Bearbeiten Miroslaw Szymanski Die Kinderfreundebewegung in der II Republik Polen 1918 1939 PDF S 16 Ministerliste des Kabinetts Moraczewski 1918 1919 in Herder Institut Hrsg Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropaischen Geschichte Themenmodul Zweite Polnische Republik bearb von Heidi Hein Kircher Zugriff am 25 April 2014 Funeral March In TIME Magazine vom 26 Februar 1945 Recognition In TIME Magazine vom 15 Januar 1945 Hans Erich Volkmann Bernhard Chiari Die polnische Heimatarmee Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg 2003 Chcemy przylaczenia Prus Wschodnich Gornego Slaska i czesci Pomorza Nie chcemy ani Wroclawia ani Szczecinia Domagamy sie naszych etnicznie i historycznie polskich obszarow Zitiert nach Wladyslaw Pobog Malinowski Najnowsza historia polityczna Polski T 3 London 1960 S 825 Detlef Brandes Der Weg zur Vertreibung 1938 1945 Plane und Entscheidungen zum Transfer der Deutschen aus der Tschechoslowakei und Polen 2005 Robert Brier Der polnische Westgedanke nach dem Zweiten Weltkrieg 1944 1950 PDF 828 kB Munchen 2003 S 23 Toward a Lost Peace In TIME Magazine vom 9 Januar 1956 Night Must Fall In TIME Magazine vom 16 Juli 1945 A Brief History of Poland Part 12 World War II Memento vom 25 Mai 2011 im Internet Archive Wladyslaw Anders Bez ostatniego rozdzialu Wspomnienia z lat 1939 1946 Warschau 2007 S 340 Ministerprasidenten der Polnischen Exilregierung 1939 1990 Wladyslaw Sikorski Stanislaw Mikolajczyk Tomasz Arciszewski Tadeusz Komorowski Tadeusz Tomaszewski Roman Odzierzynski Jerzy Hryniewski Stanislaw Mackiewicz Hugon Hanke Antoni Pajak Aleksander Zawisza Zygmunt Muchniewski Alfred Urbanski Kazimierz Sabbat Edward Szczepanik VorgangerAmtNachfolgerMinisterprasidenten der Zweiten RepublikMinisterprasidentenzyklus Polen 1939 1944 Ministerprasidenten des kommunistischen PolensMinisterprasidentenzyklus Polen 1939 1990Ministerprasidenten der Dritten Republik Polens Normdaten Person GND 123488605 lobid OGND AKS LCCN n91115628 VIAF 45209842 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arciszewski TomaszALTERNATIVNAMEN Arciszewski Tomasz Stefan vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG polnischer Politiker Mitglied des Sejm Ministerprasident PolensGEBURTSDATUM 4 November 1877GEBURTSORT Sierzchowy bei Rawa MazowieckaSTERBEDATUM 20 November 1955STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tomasz Arciszewski amp oldid 223995801