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Die katholische Pfarrkirche St Marinus und Anianus in Rott am Inn einer Gemeinde im Landkreis Rosenheim in Bayern war ehemals die Abteikirche des im 11 Jahrhundert gegrundeten Benediktinerklosters Rott Die heutige Kirche wurde in der Mitte des 18 Jahrhunderts unter der Leitung des Baumeisters Johann Michael Fischer im Stil des Rokoko errichtet Kirchenpatrone sind die beiden aus Irland oder Frankreich stammenden Wandermonche Marinus und Anianus die im 7 Jahrhundert in der Gegend von Irschenberg als Einsiedler lebten 1 Die Kirche die neben der Wieskirche als eines der schonsten Beispiele des spaten Rokoko in Bayern gilt ist ein geschutztes Baudenkmal 2 Pfarrkirche St Marinus und Anianus WestfassadeKreuzigungsfresko an der SudwandWandmalerei am Sudturm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 3 Reste des mittelalterlichen Vorgangerbaus 4 Kuppelfresken 5 Stuck 6 Ausstattung 7 Orgel 8 Glocken 9 Stifterhochgrab 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVon einer vermutlich zwischen 1158 und 1184 entstandenen romanischen Vorgangerkirche einer flachgedeckten dreischiffigen Basilika ohne Querhaus mit zwei Ostturmen sind noch alte Ansichten erhalten 1759 wurde die alte Kirche weitgehend abgebrochen und der Neubau unter Beibehaltung von Teilen der romanischen Hauptmauern und der Chorturme mit den darin enthaltenen Seitenschiffapsiden begonnen Bereits im Jahr 1763 konnte die neue Kirche durch den Freisinger Weihbischof Franz Ignaz Albert von Werdenstein geweiht werden Seit der Auflosung des Klosters durch die Sakularisation im Jahr 1803 dient die ehemalige Abteikirche als Pfarrkirche St Peter und Paul Marinus und Anianus 3 die fruhere Pfarrkirche wurde abgerissen Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten Die Westfassade die kaum aus der Flucht der angrenzenden Klostergebaude hervortritt wird von einem Schweifgiebel bekront in dessen Mitte eine Nische mit der Figur des heiligen Benedikt eine Kopie in Kupfer von 1963 eingeschnitten ist Die von Rund und Ovalfenstern durchbrochene Fassade wird horizontal durch Gesimse und vertikal durch Pilaster gegliedert die auf einem hohen Sockelgeschoss stehen Auf den Mittelrisalit in dem sich das Portal und ein hohes Rundbogenfenster offnen ist ein gesprengter Dreiecksgiebel aufgesetzt Der Chor und die beiden Ostturme sind weitgehend vom romanischen Vorgangerbau erhalten An der Aussenmauer des sudlichen Turms sind Fragmente von Wandmalereien aus der Zeit um 1440 freigelegt die vermutlich Szenen aus der Legende der heiligen Barbara darstellen An der zum Friedhof gerichteten Sudwand des Langhauses ist in einer Nische eine Wandmalerei von Matthaus Gunther von 1763 zu sehen Sie stellt Christus am Kreuz dar und Engel die in Kelchen das Blut auffangen das aus seinen Wunden fliesst nbsp St Marinus und Anianus InnenraumInnenraum Bearbeiten Der Innenraum ist als Folge von funf Raumen gestaltet Der zentrale Hauptraum hat einen achteckigen Grundriss und wird von einer flachen Kuppel mit Pendentifs uberspannt die auf mit Pilastern besetzten Pfeilern ruht Im Westen und Osten schliessen sich je zwei Raume mit quadratischem Grundriss an im Westen ein mit einer Flachkuppel gedeckter Raum sowie eine Vorhalle mit daruberliegender Orgelempore im Osten der gerade geschlossene und ebenfalls mit einer Flachkuppel gedeckte Chor und die Sakristei mit dem daruberliegenden Psallierchor Von diesen funf Raumteilen offnen sich Arkaden zu seitlichen Kapellen in denen Altare aufgestellt sind Uber den Arkaden verlaufen Emporen deren Brustungen mit kunstvollen Ziergittern versehen sind Reste des mittelalterlichen Vorgangerbaus BearbeitenIm Erdgeschoss des Nordturmes ist noch die romanische Apsis des ehemaligen nordlichen Seitenschiffs sichtbar Am Eingang zur heutigen Sakristei sind eingestellte Saulen mit Wurfelkapitellen erhalten von einer Saule ist nur noch das Kapitell freigelegt Die Wandmalereien in der Apsiskalotte werden ins fruhe 14 Jahrhundert datiert Von einer Mandorla umgeben ist eine Madonna mit dem Jesuskind das auf dem Schoss Mariens steht dargestellt Zwei Engel halten die Krone Marias zwei weitere Engel halten die Mandorla nbsp Saulen nbsp Wurfelkapitell nbsp Madonna in der MandorlaKuppelfresken BearbeitenDie Kuppeln der drei Zentralraume sind mit Fresken von Matthaus Gunther verziert Thema der Deckenmalerei des Hauptraumes ist die Glorie des Benediktinerordens Das Fresko der westlichen Kuppel stellt den Tod des heiligen Anianus in seiner Klause dar Es tragt die Signatur M Gundter pinxit 1763 Auf dem Chorfresko sieht man das lodernde Feuer des Scheiterhaufens auf dem der heilige Marinus sein Martyrium erleidet nbsp Glorie des Benediktinerordens nbsp Tod des heiligen Anianus Signatur M Gundter pinxit 1763 nbsp Tod des heiligen MarinusStuck BearbeitenDer Stuckdekor wurde um 1763 von Jakob Rauch ausgefuhrt Wande und Decken sind mit zahlreichen Rocaillen Putten und Puttenkopfen besetzt Reliefs stellen die Tugenden und die Personifikationen der Erdteile dar Die Weihekreuze sind von Kartuschen umgeben und mit den Attributen der Apostel versehen nbsp Stuckdekor nbsp Stuckdekor nbsp Apostelleuchter Andreas und PetrusAusstattung Bearbeiten nbsp Kaiser Heinrich II nbsp Kaiserin KunigundeDie Entwurfe der Altare gehen auf Ignaz Gunther zuruck der auch einen grossen Teil der Figuren selbst ausfuhrte Das Gemalde des Hochaltars von Joseph Hartmann ist den Kirchenpatronen Marinus und Anianus gewidmet und stellt ihre Aufnahme in den Himmel dar Zwischen den Saulen stehen die Figuren des heiligen Korbinian und des heiligen Ulrich von Augsburg Auf seitlichen Postamenten sieht man Kaiser Heinrich II mit dem Modell des Bamberger Doms und seine Gemahlin Kunigunde Auf den Altarmensen der ostlichen Diagonalkapellen stehen die in Silber gefassten Busten der Kirchenpatrone in der nordlichen Kapelle der heilige Anianus in der sudlichen Kapelle der heilige Marinus Die Kanzel stammt ebenfalls aus der Bauzeit der Kirche Die Figuren die Evangelistensymbole am Kanzelkorb und die Gesetzestafeln und Posaunenengel auf dem Schalldeckel sind Arbeiten von Joseph Gotsch Von Joseph Gotsch wurden auch die Kirchstuhlwangen geschnitzt nbsp Hauptaltar nbsp Nebenaltar mit der Buste des heiligen Anianus nbsp Nebenaltar mit der Buste des heiligen Marinus nbsp Kanzelkorb nbsp Maria Magdalena nbsp HieronymusDie vier Beichtstuhle aus dem Jahr 1765 in der Vorhalle sind ebenfalls Arbeiten von Joseph Gotsch In den Ecknischen der Vorhalle stehen die weiss gefassten Schnitzfiguren der Maria Magdalena der Maria von Agypten des Apostels Petrus und des heiligen Hieronymus der als sein Attribut einen Stein in der Hand halt nbsp Beichtstuhl nbsp Beichtstuhl nbsp BeichtstuhlOrgel Bearbeiten nbsp OrgelDie Kirche erhielt im Jahr 1765 eine Orgel auf der Westempore Das barocke zweiteilige Orgelgehause an der Nord und Sudseite der Emporennische lasst den Blick auf das Westfenster frei Der Neubau von Anton Staller aus dem Jahr 1967 bezog das alte Gehause und einige bauzeitliche Register ein Das Werk umfasste 22 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt waren Nachdem im Jahr 2008 ein Hagelsturm das Instrument schwer beschadigt hatte folgte im Jahr 2012 eine Neuorganisation durch die Werkstatt Munchner Orgelbau Johannes Fuhrer die zehn Register erganzte Das Schleifladen Instrument verfugt seitdem uber 32 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch 4 5 Disposition I Hauptwerk C a31 Bourdon 16 2 Principal 83 Rohrflaut 84 Flaut travers 85 Octave 4 6 Holzflaut 4 7 Quint 3 8 Superoctav 2 9 Terz 1 3 5 10 Mixtur IV 1 1 3 11 Trompette 8 II Schwellwerk C a312 Suavial 8 13 Flauto 8 14 Copl 8 15 Viola da Gamba 8 16 Unda maris ab c 8 17 Principal 4 18 Querflaut 4 19 Nasat 3 20 Waldflaut 2 21 Terz 1 3 5 22 Mixtur III 2 23 Cymbl II 1 2 24 Oboe 8 25 Krummhorn 8 Tremulant Pedalwerk C f126 Contrabass 16 27 Soubass 16 28 Octavbass 8 29 Gedecktbass 8 30 Choralbass 4 31 Posaune 16 32 Trompette 8 Koppeln II I I P II PGlocken BearbeitenBis zum Jahr 2015 hingen im Hauptturm der Kirche funf Gussstahlglocken des Bochumer Vereins die 1948 in V12 Rippe gegossen wurden Im Zuge der Erneuerung des stahlernen Glockenstuhls entstanden im April 2015 auch sieben neue Bronzeglocken in den Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach Zusammen mit einer noch vorhandenen historischen Glocke besitzt die ehemalige Abteikirche Rott nun ein reichhaltiges Gelaut bestehend aus acht Glocken Die drei grossen Glocken wurden im Hauptturm aufgehangt die funf kleineren im Nebenturm Die Glockenweihe durch Erzabt Korbinian Birnbacher OSB von der Erzabtei St Peter in Salzburg fand am 28 Juni 2015 statt Am Vorabend des 15 August 2015 wurde das Gelaut erstmals der Offentlichkeit vorgestellt Nr Name Nominal Gewicht kg Durchmesser cm Gussjahr Giesser Gussort1 Salvatorglocke b0 3120 170 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach2 Marinus und Anianusglocke des1 2170 147 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach3 Peter und Paulglocke es1 1540 131 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach4 Wetterglocke ges1 1624 Bartholomaus Wengle Munchen5 Marienglocke as1 0 720 105 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach6 Benediktglocke b1 0 570 0 93 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach7 Peregrinusglocke des2 0 410 0 83 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria Laach8 Josefsglocke es2 0 290 0 73 2015 Kunstwerkstatten der Abtei Maria LaachStifterhochgrab BearbeitenIn der Vorhalle steht das spatgotische Hochgrab der Klosterstifter das im Jahr 1485 anlasslich des 400 jahrigen Bestehens des Klosters von dem Burghauser Steinmetz Franz Sickinger geschaffen wurde Kuno I und sein Sohn Kuno II sind auf der Deckplatte aus Rotmarmor als Ritter mit dem Modell der Kirche dargestellt Am Rande der Platte ist eine umlaufende Inschrift eingemeisselt An den Seitenwanden der Tumba sind mehrere Wappenschilde angebracht An der ostlichen Schmalseite ist Elisabeth von Lothringen 1086 dargestellt die Witwe von Kuno II die zwischen den Wappen der Grafen von Rott und der Herzoge von Lothringen kniet nbsp Stiftertumba nbsp Deckplatte nbsp Elisabeth von Lothringen 1086 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern IV Munchen und Oberbayern 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2002 ISBN 3 422 03010 7 S 1034 1037 Alexander Heisig Kirchenfuhrer der Pfarrgemeinde St Marinus und St Anianus Rott am Inn Katholisches Pfarramt St Peter und Paul Hrsg 2 Auflage Rott am Inn 2015 ISBN 3 00 016647 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marinus und Anianus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchenfuhrer der Klosterkirche Rott am Inn Erzbistum Munchen und Freising Rott am Inn Abbey St Marinus und Anianus Warburg Institute Iconographic Database Photos der Ausstattung der Klosterkirche Einzelnachweise Bearbeiten Heilige Anianus und Marinus Erzbistum Munchen und Freising Denkmalliste fur Rott a Inn PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 1 87 170 5 Pfarrei Rott am Inn St Peter und Paul Anianus und Marinus Erzbistum Munchen und Freising Neue und restaurierte Orgeln in der Erzdiozese Pfarrkirche St Peter und Paul in Rott am Inn Erzbistum Munchen und Freising Rott am Inn St Peter und Paul Munchner Orgelbau 47 98244 12 1291 Koordinaten 47 58 56 8 N 12 7 44 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marinus und Anianus Rott am Inn amp oldid 239246571