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St Marien ist die evangelische Stadtkirche in Gransee und war vor einem Patroziniumswechsel eine Jakobikirche Die unter Einbeziehung von Teilen eines im 13 Jahrhundert errichteten Vorgangerbaus ab dem dritten Viertel des 14 Jahrhunderts aus Backstein errichtete Hallenkirche beherrscht mit ihren beiden ungleichen Turmspitzen die Silhouette der Stadt St Marien Kirche Gransee Ansicht von Nordosten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Skulpturen 3 3 Glasmalereien 3 4 Orgel 3 5 Weitere Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste Kirche des im 13 Jahrhundert entstandenen und 1262 mit Stadtrechten versehenen Ortes Gransee war eine Feldsteinbasilika deren Grundriss 1961 ergraben werden konnte Unter Verwendung von Teilen der Vorgangerkirche wurde im 14 Jahrhundert mit dem Bau einer gotischen Hallenkirche begonnen die mit den vier westlichen Jochen des Langhauses um 1450 fertiggestellt war Um 1510 bis 1520 entstand der zweigeschossige Anbau auf der Sudseite als Portalvorhalle mit daruberliegender Empore 1709 erfolgte die Vollendung des Nordturms mit einem schiefergedeckten Abschluss als Gegenstuck zum gemauerten Pyramidenhelm des Sudturms aus dem fruhen 15 Jahrhundert Der beide Turme trennende schmale Zwischenraum wurde dabei uberbaut In den 1860er Jahren erhielt die Turmhalle ihre neugotischen Gewolbe Restaurierungen fanden in den 1960er und 1990er Jahren statt Theodor Fontane rezipierte diese Kirche ausfuhrlich in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten Der aus Feldsteinquadern errichtete Unterbau des Westturms stammt noch aus dem 13 Jahrhundert und enthalt ein spitzbogiges dreifach gestuftes Portal Daruber erheben sich ein schmuckloses Backsteingeschoss mit spitzbogigen Offnungen und ein mit gotischer Blendengliederung versehenes Obergeschoss das die Zweiturmigkeit des oberen Abschlusses vorwegnimmt Die beiden im Grundriss quadratischen Freigeschosse der Westturme aus dem 15 Jahrhundert besitzen uber einem umlaufenden Gitterfries aus Formziegeln spitzbogige Schalloffnungen die von zweigeteilten Spitzbogenblenden flankiert werden Der Sudturm schliesst mit einer uber einem achteckigen Unterbau zuruckgesetzten ebenfalls achteckigen massiven Pyramidenspitze ab wahrend der Nordturm erst zu Beginn des 18 Jahrhunderts seinen mehrfach gestuften holzernen Turmhelm erhielt der mit Schiefer gedeckt ist Auf der Nordseite werden die Turmobergeschosse durch einen mittig aus der Wand hervortretenden polygonalen Treppenturm erschlossen der im Zuge der Aufstockung des Feldsteinturms im 14 Jahrhundert entstand nbsp Ansicht von Westen nbsp Treppenturm auf der Nordseite nbsp Sudanbau von Osten nbsp OstgiebelDas an die Westturme anschliessende siebenjochige Langhaus ist an den Ecken mit schraggestellten Strebepfeilern besetzt und weist im Osten drei apsidiale Abschlusse auf Das Mittelschiff endet in einem aus drei Seiten eines Achtecks gebildeten Polygon wahrend die Seitenschiffe im Grundriss dreieckig aus der Ostwand hervortreten Uber den Apsiden erhebt sich der das hohe mit Biberschwanzen gedeckte Satteldach der Kirche abschliessende monumentale Schaugiebel Die Langhausseitenwande sind mit schlichten Strebepfeilern versehen und besitzen einfach profilierte Spitzbogenfenster die durch Stabwerk dreibahnig unterteilt sind Die uber einem Feldsteinsockel mit daruberliegendem Formsteinprofil errichteten Aussenwande sind bis auf einen aus Formsteinen gebildeten Masswerkfries unterhalb der Traufe schmucklos Der Fries ist an den drei zuerst errichteten ostlichen Jochen aufwandiger ausgebildet als am westlichen Teil des Langhauses Uber ahnlichen Formsteinschmuck verfugen auch die Strebepfeiler an den Langhausecken und die Aussenwande der Nordfassade im westlichen Langhaus nbsp Westliches Nordportal Brauttur Auf der Nord und Sudseite wird das Kirchenschiff uber jeweils zwei Portale erschlossen Die nordseitigen Portale sind reicher ausgebildet als ihre Pendants im Suden von denen das ostliche durch den zu Beginn des 16 Jahrhunderts errichteten Anbau verdeckt wird Das im Osten liegende Nordportal besitzt ein gestuftes Gewande mit eingestellten Saulchen wahrend das westliche in das zweite Langhausjoch fuhrende Portal die sogenannte Brauttur hinter dem abschliessenden Wimperg durch ein Schmuckfeld aus Vierpassmasswerken verziert ist Der Ostgiebel ist durch Spitzbogenblenden und mit Formsteinmasswerk geschmuckte Pfeiler gegliedert Die schragstehenden Strebepfeiler schliessen hier mit pyramidenformigen Fialenbekronungen ab Uber den Stirnseiten der Seitenschiffe sind den Dachschragen folgend jeweils drei ansteigende Blenden angeordnet von denen die beiden langeren eine zweibahnige Gliederung mit abschliessender Rundblende aufweisen In der Achse der Langhauspfeiler erheben sich quadratische Pfeiler mit krabbenbesetzten Fialenabschlussen dazwischen erscheint uber der Hauptapsis eine Reihe von vier zweibahnigen mit Vierpassmasswerk abschliessenden Blenden In der oberen Ebene folgt daruber eine von zwei Pfeilern flankierte Blende mit Vierpassmasswerk am First des Giebels Der Ostgiebel der Marienkirche wird als Reduktionsform des wesentlich reicher durchgebildeten Schmuckgiebels der Prenzlauer Marienkirche angesehen Der Sudanbau ist auf der Sudseite durch ein von einfachen Spitzbogenblenden flankiertes Gewandeportal erschlossen Im westlichen Winkel zum Langhaus bildet ein polygonaler Treppenturm den Zugang zum Obergeschoss Daneben ist die Westwand im Erdgeschoss durch ein zweigeteiltes Spitzbogenfenster mit Formsteinrahmung geoffnet wahrend auf der Ostseite eine einfache Spitzbogenblende eine dahinterliegende Stichbogenoffnung rahmt Im Obergeschoss offnet sich der Sudanbau mit drei zwei bzw dreibahnigen Spitzbogenfenstern Das Giebelfeld ist mit vier Spitzbogenblenden mit aus tauformigen Formsteinstaben zusammengesetzten Kreuzen verziert Innenraum Bearbeiten Die hinter dem Westportal liegende Turmhalle ist ein hoher Raum mit steilen Proportionen dessen Decke ein 1862 bis 1864 eingebautes Kreuzrippengewolbe in gotisierenden Formen bildet Das Langhaus erscheint als breit proportionierter Hallenraum von sieben Jochen Lange mit Kreuzrippengewolben die auf achteckigen Pfeilern ruhen Diese sind durch hohe Sockel und eine mit Masken und Blattwerk aus Terrakotta geschmuckte Kapitellzone geschmuckt Die Kanten sind mit Rundstaben akzentuiert Den querrechteckigen Mittelschiffsjochen entsprechen leicht langsrechteckige Joche in den Seitenschiffen Die mittelalterliche Farbigkeit der Architekturglieder wurde bei einer Restaurierung von 1961 bis 1965 wiederhergestellt und vervollstandigt nbsp Gewolbe in der Turmhalle nbsp Blick vom Westportal nach Osten nbsp Gewolbe der Mittelschiffes nbsp Blick durch das Mittelschiff nach Westen nbsp Nonnenchor der Beginen von aussen begehbar nbsp Ostlicher Chorabschluss nbsp Altarraum mit PrunkteppichDas ostliche Joch des Sudseitenschiffs besitzt einen unter das Fussbodenniveau eingetieften ursprunglich nur vom Chor aus zuganglichen Raum der als Sakristei oder Reliquienraum angelegt wurde und mit einem Kreuzrippengewolbe versehen ist Der Sudanbau enthalt innen im Erdgeschoss eine kreuzrippengewolbte Portalvorhalle und im Obergeschoss einen als Nonnenchor bezeichneten sterngewolbten Raum der zum sudlichen Seitenschiff geoffnet ist Die im Westjoch des Mittelschiffs eingebaute ursprunglich dreiseitige Empore entstand in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts in neugotischen Formen und wurde spater auf das heutige Mass verkleinert Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten Die Kirche beherbergt heute zwei mittelalterliche Altare Der um 1520 entstandene Schnitzaltar in der Hauptapsis zeigt im Mittelschrein ein figurenreiches Relief des Kreuzigungsgeschehens und auf den Innenseiten der Flugel jeweils zwei Schnitzfiguren in zwei ubereinander angebrachten Feldern Im rechten Flugel sind oben die Heiligen Katharina und Elisabeth und unten die Begegnung Marias und Elisabeths dargestellt Im linken Flugel erscheinen oben Figuren des Heiligen Georg und des Erzengel Michael darunter die beiden Johannes Die Predella wird von einer Darstellung der Grablegung ausgefullt Beschadigte Malereien auf den Aussenseiten der Flugel zeigen links Anna selbdritt und rechts zwei Heilige Bei einer 1964 erfolgten Restaurierung wurde fur die spatgotischen Figuren ein neuer Altarschrein hergestellt der ein barockes Gehause ersetzte Der Annenaltar in der Nordapsis wurde um 1520 1530 vermutlich in Suddeutschland geschaffen und befand sich fruher in der Franziskanerkirche von Gransee Die spatgotischen Malereien zeigen im Mittelschrein eine Anna selbdritt das von Anna und Maria flankierte auf einer Bank sitzende Christuskind mit Zepter und Reichsapfel Im Hintergrund sind Joachim und Joseph dargestellt Auf seitlichen Feldern sind links die Heiligen Margarethe und Apollonia und rechts Barbara und Dorothea abgebildet Die Flugel zeigen zwei heilige Franziskaner links Bonaventura zwischen Maria Magdalena und Sebastian rechts Bernhardin von Siena zwischen Erasmus und Martin Die qualitatvollen Darstellungen sind von Ranken und Pflanzendekor in Renaissanceformen eingerahmt Skulpturen Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelemporeDie auf einem Balken am funften Pfeilerpaar des Langhauses befindliche uberlebensgrosse Triumphkreuzgruppe stammt aus der Zeit um 1500 Zwei kleine geschnitzte Engelsfiguren wurden zu Beginn des 15 Jahrhunderts geschaffen Vier als Relief gearbeitete Heiligenfiguren die ursprunglich Teile eines Schnitzaltars waren wurden in einem neuen Schrein zusammengefuhrt Ein Grabstein mit Reliefdarstellung des Verstorbenen in Rustung wurde fur Hermann Bellin 1582 geschaffen Ein weiterer Grabstein mit Relieffigur entstand fur einen als Kind verstorbenen Hermann Bellin 1579 An den 1668 gestorbenen Burgermeister Ernst Germershausen erinnert ein Inschriftgrabstein Glasmalereien Bearbeiten Die im Hauptchor und im sudlichen Nebenchor befindlichen Glasmalereien wurden 1911 geschaffen Von Karl de Bouche stammen Bilder des Olbergs und der Kreuzigung wahrend der Entwurf fur die Darstellung Christus als Kinderfreund auf Ernst Christian Pfannschmidt zuruckgeht Orgel Bearbeiten Die Orgel ist ein Werk von Joachim Wagner von 1744 und besitzt einen spatbarocken Prospekt Das Innenwerk wurde 1968 von Alexander Schuke erneuert der 363 erhaltene Orgelpfeifen von Wagner in den Neubau einbezog Das Instrument verfugt uber 28 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Im Jahr 2012 erfolgte eine Restaurierung unter der Aufsicht von Klaus Eichhorn durch die Firma Mecklenburger Orgelbau 1 Weitere Ausstattung Bearbeiten Die in einen gemauerten Sockel eingelassene Taufschale aus Messing ist eine spatgotische Beckenschlagerschussel mit Darstellung der Verkundigung Das gravierte Datum von 1638 verweist nicht auf die Anfertigung sondern eine spatere Stiftung des moglicherweise ursprunglich profan genutzten Beckens an die Kirche Eine 1963 im Norden von der Turmhalle abgetrennte Kammer enthalt eine um 1470 entstandene Schnitzfigur des heiligen Wolfgang ein mit Reliefstickereien versehenes Kaselkreuz sowie zwei Kaseln aus dem zweiten Viertel des 15 Jahrhunderts bzw aus der Zeit um 1500 In einem vom Sudseitenschiff aus zuganglichen sogenannten Nonnenchor ist im Obergeschoss das Gemalde einer spirituellen Vision von Alfred Kothe 1952 ausgestellt Literatur BearbeitenSibylle Badstubner Groger Die Marienkirche in Gransee Grosse Baudenkmaler Heft 429 Munchen Berlin 1992 Matthias Barth Romanik und Gotik in Brandenburg und Berlin Berlin 2015 ISBN 978 3 89479 942 7 S 96 ff Gerhard Vinken und andere Bearb Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Munchen Berlin 2000 ISBN 3 422 03054 9 S 381 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09165233 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg St Marienkirche Gransee auf Evangelischer Kirchenkreis Oberes HavellandEinzelnachweise Bearbeiten Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 22 Januar 2020 Normdaten Geografikum GND 4539399 0 lobid OGND AKS 53 007375 13 158416 Koordinaten 53 0 26 6 N 13 9 30 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Gransee amp oldid 235294806